Titel: Eisbrecher (Teil 1)
Fandom: Sherlock (BBC)
Autor: lorelei_lee1968 (Lorelei Lee)
Pairing: Mystrade (Mycroft/Lestrade)
Rating: ab 18
Inhalt: „Lestrade, Sie beginnen, mein Interesse zu erregen." - „Nur Ihr Interesse, Mycroft?" - Mycroft „Eismann" Holmes liest eines Abends den – nach seiner Scheidung - ziemlich betrunkenen Lestrade von der Straße auf. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Nicht wirklich. Dennoch gelingt es Mycroft nicht, den Inspektor komplett aus seinen Gedanken zu vertreiben. Wird Gregory die Aufmerksamkeit eines Mannes – der dazu noch Sherlocks Bruder und die britische Regierung ist - überhaupt erwünscht sein?
Kategorie: Fluff, Romantic, Slash, Graphic Sex, Humor und einen Hauch Drama. (Das Übliche… bei mir kommt immer dieser Misch-Masch bei raus, wenn ich was schreibe.)
Anmerkung: Wo siedeln wir das Ganze zeitlich an? In der Serie laufen sich die beiden ja nicht wirklich über den Weg, obwohl sie bei „Studie in Pink" am Ende immerhin auf der gleichen Straße rumstehen. Aber ich nehme hier mit einer Äußerung von Mycroft Bezug auf „das große Spiel" - also irgendwann danach. Außerdem sagt Lestrade in „die Hunde von Baskerville" zu Sherlock: „„I don't just do what your brother tells me." Also sinngemäß... „Ich tue nicht nur, was dein Bruder mir sagt." Ich finde, das lässt Rückschlüsse zu. Zumindest den, dass sich die beiden irgendwie kennen. Da diese Story aber davon ausgeht, dass Lestrade geschieden worden ist und wir über seine Ehe nach der Weihnachtsszene in „Skandal in Belgravia" nichts mehr erfahren... sucht euch einfach einen eigenen Zeitstrahl aus!
Disclaimer: Mir gehört gar nichts. Ich verdiene nichts daran und mache das nur zum Spaß. Sherlock Holmes gehört Sir Arthur Conan Doyle. Sherlock-BBC gehört der BBC und Moffat und Gatiss.
Eisbrecher
(Teil 1)
Mycroft Holmes verfügte nicht nur über einen Arbeitsplatz. Je nach der Art seiner Tätigkeit oder je nach der Identität, Rang und Wichtigkeit seiner Gesprächspartner, hatte er die freie Wahl zwischen zwei Räumlichkeiten, deren Nutzung ausschließlich ihm vorbehalten war.
An diesem Mittwoch hielt er sich nicht in dem etwas bescheideneren Raum auf, in welchem er einmal John Watson empfangen hatte, sondern in seinem anderen Büro, welches den Vergleich mit den Arbeitsräumen weit höhergestellter Personen als er es offiziell war, nicht zu scheuen brauchte.
Dieser Raum war so britisch wie nur irgend möglich. Von der Eichentäfelung an den Wänden, über die Bücherregale mit den schimmernden Messingbeschlägen, bis zu dem wuchtigen, auf Hochglanz polierten Schreibtisch, auf dem sich das unvermeidliche Teegeschirr inklusive Silbertablett befand.
Mycroft hatte noch vor kurzem aus der dünnwandigen Porzellantasse einen äußerst wohltuenden Tee zu sich genommen, doch nun stand die Tasse wieder verwaist auf dem Silbertablett, während sich Mycroft ganz dem Genuss seiner derzeitigen Tätigkeit hingab. Denn mittlerweile war Mycroft in den Regionalteil der Times vertieft – die politikbezogenen Artikel hatte er bereits gelesen – doch diesem etwas seichten Teil der Zeitung gab er sich nur hin, um den unausweichlichen Zeitverlust auszugleichen, der durch den jungen Mann verursacht wurde, der gerade unter seinem Schreibtisch kniete.
Immer wieder nahm Mycroft aus dem Augenwinkel heraus den blauen Uniformrock der Blues and Royals wahr. Früher hatte er die roten Röcke der Life Guards favorisiert, doch schon seit längerer Zeit bevorzugte er das distinguiertere Erscheinungsbild der in dunkles Blau gekleideten Horse Guard Wachen.
Als er noch jünger und etwas leichtsinniger gewesen war und seine berufliche Position noch nicht so sensibel, hatte er öfter gewisse Etablissements aufgesucht und sich dort eher den anwesenden Damen gewidmet, als den Herren. Doch bald hatte sich bei ihm eine gewisse Vorliebe für junge Männer in Uniform herausgebildet. Bei ihnen konnte man sicher sein, dass äußerste Diskretion gewahrt wurde. Denn in einen Skandal dieser Art verwickelt zu werden oder ihn gar hervorzurufen, war in diesen Kreisen undenkbar und würde allen Beteiligten nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen.
Es war ein Arrangement, das allen Teilen gewisse Vorteile verschaffte. Falls sich die Männer - die Mycroft gelegentlich zu sich in sein Büro bestellte um ihm gewisse Gefälligkeiten zu erweisen – auch in ihrem Regiment bewährten, so hielt Mycroft bei Bedarf gerne seine schützende Hand über sie oder beschleunigte ein wenig ihr berufliches Vorankommen. Natürlich immer innerhalb einem gewissen Rahmens. Mycroft hatte keine Absicht, die Günstlingswirtschaft wieder einzuführen – ein System, welches er zutiefst verabscheute – aber eines gewissen quid pro quo konnten sich die schmucken Corporals sicher sein.
Mycroft gönnte sich dieses Vergnügen ohnehin nur drei- oder viermal im Jahr. Meist bediente er sich dabei der gleichen Männer, so dass die Anzahl seiner Schützlinge überschaubar blieb. Doch anders als sein Bruder empfand Mycroft doch das Bedürfnis, sich ab und zu durch jemand anders Befriedigung verschaffen zu lassen, als nur durch sich selbst. Er war immerhin ein gesunder Mann in den besten Jahren und im Gegensatz zu Sherlock verachtete er Sexualität nicht, ihm waren lediglich die zwangsläufig damit einhergehenden Gefühle und meist unausweichlichen Beziehungen mehr als suspekt – auch der damit einhergehende Zeitverlust war für Mycroft eine nicht zu unterschätzende Komponente.
Daher zog es es vor, sich ein paar Mal im Jahr einen jungen Corporal auszuwählen, der ihm das verschaffte, was sein Körper benötigte. Dabei bevorzugte er fast ausnahmslos die orale Befriedigung. Den meisten anderen Spielarten konnte er ohnehin nichts abgewinnen und die restlichen Varianten wollte er nicht in seinem Büro ausüben. Er konnte ja wohl kaum an dem gleichen Tisch Verhandlungen führen, an dem er... nein. Das war undenkbar.
Mycrofts linke Hand begann leicht zu beben. Die Zeitung raschelte in seinen Händen. Dieser junge Mann – Nigel, nicht wahr? - war wirklich ein Naturtalent. Dieser Mund und diese Zunge sollten waffenscheinpflichtig sein. Wenn er sich weiterhin so bemühte, würde es höchstens noch zwei Minuten dauern.
Mycroft faltete die Zeitung zusammen und legte sie beiseite, dann lehnte er sich etwas mehr in seinem ledergepolsterten Schreibtischstuhl zurück, legte seine Hände auf die Armlehnen und schloss die Augen. Zwei Minuten – soviel Zeit konnte er für seine Entspannung erübrigen.
Nach einer Minute und 50 Sekunden stöhnte Mycroft leise auf und öffnete weitere 20 Sekunden später wieder die Augen. Er schob seinen Stuhl etwas zurück und blickte auf den Mann, der nun unter dem Tisch hervor krabbelte und geschmeidig aufstand. Das Gesicht des jungen Corporal war gerötet und einige Haarsträhnen klebten in dem leichten Schweißfilm auf seiner Stirn. Unter dem Schreibtisch war es wohl etwas zu warm geworden. Sein Blick war fragend, während er in einer Hand das benutzte Kondom hielt, welches er von Mycrofts erschlaffter Männlichkeit abgestreift hatte.
„Das nehme ich. Danke", sagte Mycroft und hielt seine Hand auf, damit der Corporal das corpus delicti hineinlegen konnte. Der Corporal kam der Aufforderung nach und stand dann etwas unschlüssig vor Mycroft.
„Das war alles. Sie können ihren Dienst nun wieder aufnehmen", sagte Mycroft kühl, aber nicht unfreundlich.
Der Corporal nahm Haltung an.
„Sehr wohl, Sir." Er griff sich seine Kopfbedeckung – die er vorher auf einem der Besucherstühle abgelegt hatte, salutierte kurz und wandte sich mit militärischer Genauigkeit zur Tür.
Kurz darauf war Mycroft wieder alleine. Fein säuberlich strich er den Punkt „Meditation" in seinem Terminkalender durch. Dann machte er sich daran, die nächste Aufgabe zu erledigen.
Entschlossen griff er nach seinem Telefon und wählte eine Nummer. Als sich sein gewünschter Gesprächspartner meldete, verlor Mycroft keine Zeit mit Höflichkeitsfloskeln.
„Was höre ich da über die Wahlen in Korea? Warum gibt es schon wieder Probleme?"
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Zwei Tage später ließ sich Mycroft von seinem Chauffeur nach Hause fahren. Es war spät und er hatte einen langen, harten Tag hinter sich. Zu allem Übel stand sein von ihm bevorzugter Wagen gerade nicht zur Verfügung und er musste derzeit mit einer weit größeren und auffälligeren Limousine vorlieb nehmen, was ihm beträchtliches Unwohlsein verursachte. Sein ganzes Leben – sowohl beruflich, als auch privat – war auf Understatement und Unauffälligkeit ausgerichtet. Es war ihm unangenehm, einen Wagen zu benutzen, der nicht nur mit einem Kühlschrank und einer gut gefüllte Mini-Bar ausgestattet war, sondern zu allem Überfluss noch über eine L-förmige Rückbank verfügte, deren Sinn sich Mycroft auch durch angestrengteste Überlegung nicht erschloss.
Das für Mycroft einzig Angenehme an der extravaganten Ausstattung war lediglich das Eiswürfelfach des kleinen Kühlschranks. Sinnloses und unmäßiges Trinken war seine Sache nicht, doch die drei Eiswürfel, die in dem Glas Mineralwasser sachte gegeneinander klickten, erfrischten seine Lebensgeister beträchtlich. Mit einem erleichterten Seufzen drückte er das kühle Glas gegen seine Stirn und schloss für einen Moment die Augen.
Als der Wagen unerwartet rechts abbog öffnete er sie wieder.
„Mortimer?", sprach er seinen Chauffeur an. „Das ist nicht der direkte Weg nach Hause."
„Tut mir sehr leid, Sir. Umleitung. Vollsperrung. Verkehrsunfall."
„Ja, natürlich." Mycroft hatte die Reflektionen der Blaulichter in den zahlreichen Fensterscheiben der Häuser, an denen sie vorbeifuhren, bereits bemerkt, bevor er von seinem Chauffeur eine Antwort erhalten hatte. Erneut presste er das kalte Glas gegen seine Schläfen. Diese Umleitung würde ihn mindestens 30 Minuten seiner kostbaren Nachtruhe kosten. Aber immerhin war Mortimer so klug gewesen, sich kurz zu fassen und ihn nicht mit unnötigem Geschwätz zu behelligen. Vielleicht sollte er eine Gehaltserhöhung…
Mycrofts Gedanken schweiften ab. Sie fuhren nun gezwungenermaßen durch eines der hässlicheren Gesichter Londons. Schmierige Pubs, heruntergekommene Mietshäuser – die zu Zeiten Königin Victorias einer besseren Gesellschaftsschicht Obdach gewährt hatten -, Wettbüros, Spielhallen, Strip-Lokale und Nachtclubs wechselten sich in diesem Viertel mit schöner Regelmäßigkeit ab.
Die grelle Neonreklame dieser Etablissements spiegelte sich in den vom Herbstregen nassen Straßen.
Aus einem dieser anrüchigen Lokale torkelte gerade – mit tatkräftiger Unterstützung des Türstehers – eine männliche Gestalt.
Betrunken. Halbwegs ordentliche Kleidung. Feste Arbeit. Außendienst… oder doch Innendienst? Es war schwer zu sagen. Regelmäßiges Einkommen – aber… ach ja. Frisch geschieden.
All das schoss in Sekundenbruchteilen durch Mycrofts Gehirn, noch bevor er die Identität der Person erkannte, die nun gefährlich nahe am Rand des Gehweges entlang torkelte und jeden Augenblick auf die Fahrbahn…
„Mortimer! Halten Sie an", wies Mycroft seinen Fahrer an. „Und helfen Sie dem Gentlemen, der gerade versucht, sich überfahren zu lassen, ins Auto."
Mortimer tat, wie ihm geheißen und bereits wenige Augenblicke später hatte der angetrunkene Mann auf der L-förmigen Rückbank Platz genommen und blinzelte Mycroft, der ihm schräg gegenübersaß, verblüfft an.
„Guten Abend, Detective Inspector Lestrade. Wie ich sehe, ist Ihre Scheidung seit heute rechtskräftig", begrüßte Mycroft seinen Gast.
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Fortsetzung folgt...
Mycrofts Büro stelle ich mir so oder so ähnlich vor:
HGTV/2007/03/01/harbinger_meiristudy012_
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simages/74845_0_
Und das sind die Uniformen der Blues and Royals:
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Wer will… hier noch etwas Infos dazu:
wiki/Blues_and_Royals
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