Als Seven of Nine die Krankenstation betrat war das MHN nirgendwo zu sehen.

"Computer, das MHN aktivieren", sagte die ehemalige Borg-Drohne und schon nahm vor ihr das holografische Notfallprogramm Gestalt an.

"Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls", sagte er seinem Begrüßungsprotokoll entsprechend und sah sich um. "Seven! Ist etwas passiert?" fragte er, als er sie erkannte.

"Nein, es ist alles in Ordnung. Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten."

Das MHN wirkte überrascht und auch erfreut. "Wenn es mir möglich ist helfe ich Ihnen gern", sagte es und ging in sein Büro. Er bot Seven einen Stuhl an und setzte sich dann ihr gegenüber an seinen Schreibtisch.

"Also, wie kann ich behilflich sein?" fragte er.

Die Borg atmete einmal tief ein und öffnete dann den Mund, aber sie wußte nicht recht, wie sie ihre Bitte formulieren sollte. Schließlich sagte sie: "Als ich damals von Captain Janeway aus dem Kollektiv befreit wurde hat sie mich dazu ermuntert meine menschliche Seite zu entdecken und zu akzeptieren.

Mit ihrer Hilfe konnte ich mich dem Leben an Bord der Voyager anpassen und habe meine sozialen Fähigkeiten verbessert." Sie machte eine kurze Pause um zu überlegen, wie sie weitermachen sollte. Der Doktor nahm das als Gelegenheit etwas zu sagen: "Sie haben unglaubliche Fortschritte gemacht Seven, Sie können Stolz sein auf ihre Leistungen und auch auf die Freundschaften, die Sie gewonnen haben."

Die Borg nickte. "Danke, ich denke aber, jetzt ist der Zeitpunkt an dem ich noch einen weiteren Schritt in meiner Entwicklung versuchen sollte." Sie schaute ihm jetzt direkt in die Augen.

"Ich möchte gerne mehr als nur eine freundschaftliche Beziegung zu einem Crewmitglied aufbauen, ich möchte..." ihre Lippen schlossen und öffneten sich als sie nach einem passenden Ausdruck suchte, während das MHN die Stirn runzelte. "Sie möchten was?" fragte er angespannt.

"Ich möchte eine ... romantische Beziehung zu jemandem aufbauen." Sie schien erleichtert, als sie die passende Formulierung gefunden hatte.

Das MHN bekam große Augen. "Seven, das ist ... phantastisch. Und Sie sind zu mir gekommen...?"

Hätte der Doktor ein echtes, schlagendes Herz gehabt, dann wäre es jetzt wohl gehüpft vor Freude, denn er nahm an, daß Seven ihn ausgewählt hatte.

"Ich bin zu Ihnen gekommen weil ich mir erhofft habe, daß Sie mir, bevor ich mir einen passenden Partner aussuche, etwas Unterricht geben könnten in Sachen Liebe. Sie haben mir schon einmal einige Lektionen auf diesem Gebiet erteilt, daher hielt ich es für sinnvoll dort weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten."

Hätte das MHN jetzt immer noch ein echtes Herz gehabt, dann hätte er jetzt einen Stich gefühlt. Doch auch wenn er nur aus projiziertem Licht bestand - in seinem Magen schien sich ein Eisklumpen zu bilden und er hatte sichtlich Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Er verzog die Lippen zu einem gekünstelten Lächeln und sagte: "Aber natürlich helfe ich Ihnen. Wann möchten Sie beginnen?"

Seven schenkte ihm eines ihrer seltenen Lächeln und antwortete dann: "Vielen Dank, Doktor. Ich würde gerne schon morgen Abend anfangen. Um 19 Uhr auf dem Holodeck?"

Das MHN nickte, auf seinem Gesicht immer noch ein Lächeln. "Ich werde da sein."

Dann stand Seven auf und automatisch erhob sich auch das MHN. "Danke. Bis morgen dann", verabschiedete sich Seven und verließ die Krankenstation. Als sich die Türen geschlossen hatten, sank der Doktor wieder in seinen Sessel und stützte das Kinn nachdenklich auf seine Fingerknöchel.

Er hatte sich zwar nie wirklich gedacht eines Tages Seven ausführen zu dürfen, aber Hoffnung hatte er schon gehabt. Diese war jetzt verschwunden und das Loch war gefüllt mit Traurigkeit und Zweifel.

Er wußte nicht, ob er es wirklich gut wegstecken konnte wenn er Seven jetzt so nahe kam ohne daß es Hoffnung auf eine echte Beziehung gab. Und wenn sie dann einen anderen Mann datete und ihn dann um Rat fragte?

Vielleicht wäre es besser wenn B'Elanna die Subroutine der Fähigkeit zu lieben aus meinem Programm löscht, dachte er bei sich. Doch dann verwarf er den Gedanken sofort, denn er brauchte diese Funktion um ein guter Arzt sein zu können. Entschlossen hob er den Kopf und tadelte sich dann selber: "Sie hätte eh niemals ein Hologramm lieben können, das würde keiner können der wußte, was ich bin. Nur eine Projektion."

Dann tippte er energisch auf seinem Computer herum um und rief das letzte Programm auf, das er vor lange Zeit mit Seven geübt hatte.

Nachdem Seven die Krankenstation verlassen hatte ging sie auf direktem Wege zur Brücke. Dort angekommen bat sie den Captain um eine kurz Unterredung in ihrem Bereitschaftsraum.

Kathryn komplimentierte Seven zur Couch, denn sie hatte das Gefühl, daß es sich eher um eine Privatangelegenheit handelte. Hätte es etwas mit den Schiffsfunktionen zu tun gehabt hätte die Borg sie nicht um eine Unterredung gebeten.

"Möchten Sie etwas trinken Seven?" fragte sie höflich und bot ihr mit einer Handbewegung an sich auf die Couch zu setzen. Seven, die wie gewöhnlich kerzengerade dastand, die Hände auf dem Rücken verschränkt blickte erst etwas irritiert, doch dann nahm sie die Arme vor und setzte sich mit einem "Danke, für mich nichts" auf die Vorderkante der Couch. Der Captain hatte sich derweil eine Tasse Kaffee geholt und machte es sich nun auch auf der Couch gemütlich. Nachdem sie einen Schluck Kaffee getrunken hatte seufzte sie genüßlich, schlug ein Bein über das andere und sah die Borg freundlich an. "Haben Sie etwas auf dem Herzen, Seven?"

Auch beim Captain fiel ihr es schwer, ihre Bitte in Worte zu fassen. "Ich versuche gerade meine sozialen Fertigkeiten zu verbessern und im Zuge dessen bitte ich formell um ein eigenes Quartier, damit ich unter anderem ein persönliches Umfeld schaffen kann, kochen lernen kann und private Abendessen geben kann."

Kathryn hatte ihre Tasse abgesetzt und starrte Seven an. "Seven, das finde ich eine ganz hervorragende Idee, natürlich bekommen Sie ein Quartier zugewiesen." Kathryn lächelte herzlich, denn sie freute sich wirklich darüber, daß Seven ihre Menschlichkeit noch intensiver studieren wollte.

"Warten Sie, die Offiziers-Quartiere sind alle in Benutzung, aber wenn es für Sie in Ordnung wäre, dann könnten wir Ihnen auf Deck 8 ein Quartier geben. Dann hätten Sie es auch nicht so weit zum regenerieren."

Seven nickte. "Eine effiziente Wahl, vielen Dank, Captain. Mit ihrer Erlaubnis würde ich das Quartier gerne sofort in Anspruch nehmen."

Kathryn nickte, stand auf und ging an den Computer um das Verzeichnis der leerstehenden Quartiere aufzurufen. Im Gehen antwortete sie: "Selbstverständlich, ich werde einen entsprechenden Eintrag in den Schiffcomputer vornehmen, daß Quartier..." sie rief die Datei auf "...D8/15c ab sofort Ihnen gehört." Kathryn lächelte Seven noch einmal an und meinte dann: "Meine Glückwunsch Seven. Falls Sie Hilfe benötigen lassen Sie es mich wissen."

Seven hatte sich inzwischen erhoben und sagte: "Danke, Captain. Ich habe bereits den Doktor um Hilfe gebeten."

Kathryn lächelte. "Wenn Sie mit dem Einrichten fertig sind würde ich mich freuen, wenn Sie mir ihr Quartier einmal zeigen."

Seven lächelte leicht. "Ich werde Sie zum Abendessen einladen, sobald ich meine Kochkünste für akzeptabel halte."

Kathryn winkte ab. "Ich hoffe nur, daß Sie mehr Erfolg haben als ich. Selbst meine Replikatormahlzeiten lassen manchmal zu wünschen übrig."

Seven schmunzelte. "Erinnern Sie mich daran Sie von der Liste derjenigen zu streichen, die ich nach ihren Kochkünsten fragen werde."

"Ich werde dran denken wenn Sie meinen Rat wollen. Und jetzt würde ich vorschlagen, daß Sie anfangen Ihr Quartier einzurichten. Sie sind hiermit von Ihrer Arbeit heute beurlaubt."

"Das ist unnötig, Captain. In der Astrometrie wartet noch eine Menge Arbeit und..." Seven kam nicht weiter denn Janeway blickte sie gespielt streng an.

"Seven, das ist ein Befehl. Gehen Sie Ihr Quartier einrichten."

"Ja Captain", antwortete sie mit einer hochgezogenen Augenbraue und verließ dann den Bereitschaftsraum.