Kapitel

31. Oktober 1981

»Avada Kedavra!«

Grünes Licht schnellt auf ein Gesicht, umhüllt von rotem Haar, zu.

Es gab ein Zischen von Atem, das einmal vielleicht als Schrei gedacht worden war, gefolgt von dem schweren Aufschlag eines Leichnams, der auf den Holzboden aufschlug. Lord Voldemort sah gelassen zu als das Leben den Körper seines letzten Opfers verließ und steckte langsam seinen Zauberstab ein, dessen Spitze noch immer leicht grün glühte. Es passte zu der Farbe ihrer Augen, die ihm zugewandt waren und glasig nach oben starrten, als sie über den Boden gestreckt mit einem Arm über ihrer Schulter gestreckt lag.

Mit unterdrücktem, zufriedenem Gelächter stieg er über sie hinweg und hielt vor einem schmalen Kinderbett inne, das sie beschützt hatte. In ihm saß ein kleines Kind, das mit großen Augen die Szene vor sich anstarrte. Voldemort war sich ziemlich sicher, dass er nicht verstand, was los war, was wahrscheinlich auch am besten so war. Als er Gerüchte von Pettigrew hörte, dass Miss Lily Evans (or Missus Lily Potter, manchmal verwechselte er selbst das) ein Kind geboren hatte, dass ihm ziemlich ähnlich sah, war er recht fasziniert. Schließlich war er sich sehr sicher, dass er steril war; Schwarze Magie gab Kraft, brauchte aber auch den Körper auf, dass wusste er noch bevor er überhaupt anfing, sie zu praktizieren.

Aber Vaterschafts-Zauber lügten nicht und der Junge Harry (was für ein furchtbarer Name, dachte er, so gemein und mugglehaft) war sein Sohn.

Es war nicht so, dass er Kinder mochte, im Gegenteil, aber sein eigenes Kind würde … anders sein … als die kleinen Biester, die die Todesser oder die Idioten, mit denen er zur Schule gegangen war, hatten. Sein Kind würde … mächtig sein.

Also verbrachte er das Jahr damit, quer durch England zu wandern und Ausschau zu halten. Obwohl der Fidelius Zauber nicht länger ein Problem war, waren die Potters doch oft umgezogen und es war schwierig gewesen, sie aufzustöbern. Aber, nach beinahe einem ganzen Jahr des Umherziehens von Stadt zu Stadt, der Dezimierung der Bevölkerung und dem Verhören von Zauberern und gleichermaßen Muggels, hatte er sie endlich gefunden.

Und das an Halloween, wie nett. Jemand hatte versucht Bella ein Kompliment für ihr »Kostüm« zu geben und hatte als Ergebnis den Cruciatus erfahren.

Harry starrte ihn immer noch mit geweiteten, grünen Augen, die möglicherweise Schreck zeigten.

Schnell griff er über das Gitter der Krippe und schnappte ihn und hielt ihn umständlich in seinen Armen, fasziniert und abgestoßen zur selben Zeit. Er hatte Babys niemals süß gefunden und fand ihn nicht besser als all die anderen. Trotzdem, nach all der verschwendeten Zeit, die er suchend verbracht hatte, war es nicht so, als ob er ihn jetzt einfach so hierlassen würde.

Mit einem langen, gequälten Seufzen holte er seinen Zauberstab zurück heraus und brüllte »Incendio« und sah mit einer nicht kleinen Menge an Zufriedenheit zu, wie das Haus Feuer fing. Er eilte die Treppe hinunter und hielt nur kurz inne, um mit einem leisen Grinsen auf James Potter´s leblosen Körper zu schauen, dann floh er durch die Eingangstür und drängelte die Paar Todesser zu seite, wobei er ziemlich sicher war, dass irgendein Muggel bald die Behörden informieren würde.

Ein Muggel, der in Godrics Hollow lebte, rief die Polizei und irgendwie wusste Sirius Black, dass etwas wirklich Schreckliches passiert war.

»Ich bin mir sicher, dass sie okay sind«, sagte Remus, als sie sich beeilten, um hinter die Apparier-Barriere zu kommen, aber Sirius konnte die Nervosität und Aufregung in seiner stimme hören. »Sie sind in Ordnung. Sie- sie müssen einfach.«

Sirius versuchte nicht, ihn zu korrigieren und plötzlich schien seine Stimme gefroren zu sein. Er hatte James seit beinahe einem Jahr nicht gesehen, da er, Lily und Harry begonnen hatten sich zu verstecken. Dumbledore hatte sich nicht wirklich klar ausgedrückt, warum der Fidelius notwendig gewesen ist und nur irgendetwas gesagt darüber, dass James der Kopf von einer reinblütigen Familie war und so möglicherweise angegriffen werden könnte-Er konnte sich im Augenblick nicht wirklich erinnern, dafür waren sein Gedanken zu durcheinander für ihn, um einen bestimmten festzunageln. Sie erreichten die Grenze und er apparierte, während er kurz seine Augen schloss und den Rauch bereits roch, bevor er sie überhaupt öffnete. Sein Herz sank.

Remus schnappte nach Luft und beinahe hätte Sirius das Gleiche getan. Das Haus brannte und schien das bereits einiger Zeit getan zu haben, da kaum etwas mehr davon zurückgeblieben war. Muggle-Feuerwehrmänner waren vor den Zauberern angekommen, mit ihren riesigen Wagen und Ambulanzen, die auf der Straße standen. Jedoch hatte eine Gruppe von Auroren sie (mit den Nachbarn, die aus ihrem Haus gekommen waren) zur Seite genommen und waren nun dabei, ihr Gedächtnis zu löschen, während andere Auroren das Haus untersuchten und Zaubersprüche aufsagten, um das Feuer zu löschen. Das Dunkle Mal hing über dem Rauch, dessen Schädel und Schlange sich unheimlich vom Morgenhimmel abhoben.

Dumbledore war da und redete mit der aufgelösten Minerva McGonagall und sah dem Geschehen tatenlos zu.

»Dumbledore!«, rief Sirius und life über den Rasen auf ihn zu. Der Mann drehte sich um, seine Augen glitzernd hinter den Brillengläsern.

»Was ist passiert? Was zur Hölle ist passiert? Wo-wo sind James und Lily? Ich mein-« Er plapperte weiter, aber er konnte einfach keinen vernünftigen Satz zu Stande bringen. Und selbst als er danach fragte und die Wahrheit bekämpfte, tief in ihm drinnen wusste er bereits, wo James und Lily waren. Er hatte ähnliche Dinge so oft im Laufe des Kriegs gesehen, trotzdem hatte er nie gedacht, dass es seinen Freunden passieren könnte-

Dumbledore wollte seinen Fragen nicht antworten, so viel konnte er sagen. Aber tat es dann doch nach einer Pause. »James und Lily … sind weg, Sirius. Sie sind tot. Es tut mir leid.«

Und jetzt konnte er sich selbst nichts mehr vorspielen. Er konnte Remus in Unglauben neben sich schniefen hören und eine weitere Fragen aussprechen hören, dessen Antwort er ebenfalls brannte zu hören.

»Aber was ist mir Harry?«

McGonagall began noch mehr zu weinen, dass war genug als Antwort.

»Nicht ihn auch noch«, sagte Remus erstickt und stützte sich an Sirius Arm ab.

Dumbledore nickte langsam. »Es tut mir leid.«

Nach einem langen, benommenen Moment kam Moody zu ihnen herüber, der so grimmig wie je aussah.

»Du-Weißt-Schon-Wer«, sagte er, während er seinen Kopf schüttelte. »Er war persönlich hier – wir haben seine magische Signatur hier gefunden. Scheint als wär er aus dem Loch, in dem er lebt, gekrochen. Benutzte den Tötungs-Fluch an den beiden Erwachsenen – konnte den Körper des Babys nicht winden, wahrscheinlich verbrannt-«

Remus und McGonagall nahmen das Letzte nicht sonderlich gut auf und Dumbledore schickte Moody schnell zu Saint Mungo´s mit Anweisungen für den Untersuchungsrichter.

Sirius stand dort, Remus haltend, den Geruch von Asche und Tod an seinen Kleidern und seinem Haar, mit einem schluchzenden Geräusch im Hintergrund und wunderte – was sollte er jetzt tun?