"Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte"

(Max Liebermann, 1933)


'So ist das,' säuselte Macnair, während er Severus Snapes Körper betrachtete. 'Ich muß ehrlich zugeben, daß ich überrascht bin. Du hast es doch tatsächlich geschafft, den Dunklen Lord zu täuschen. Was für ein Genie du bist, Severus. Es wäre wohl besser gewesen, wenn du deine Begabungen der richtigen Seite zur Verfügung gestellt hättest. Dann hätten wir vielleicht eine Chance gehabt.'

Amycus Carrow und Matteo Crabbe nickten bedächtig.

Sie machten ihn für Voldemorts Fall verantwortlich. Ohne Frage. Crabbe hatte in der gestrigen Nacht seinen Sohn Vincent verloren, Amycus seine Schwester Alecto. Beide erwartete Askaban, oder lebenslange Flucht. Crabbe würde es dieses Mal nicht schaffen, das Ministerium davon zu überzeugen, daß er unter dem Imperiusfluch gestanden hatte. Er war nicht intelligent genug um sich etwas Neues einfallen zu lassen. Carrow... der krankhaft von sogenannten disziplinarischen Maßnahmen besessen war, würde es auch nicht können. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Auroren einen Weg fanden, Todesser über das Dunkle Mal aufzuspüren. Macnair erwartete die Todesstrafe, dessen war Severus sich sicher. Wenn jemand sie verdiente, dann war es der psychopathische Henker, dem nur skrupelloser Sadismus, stundenlanges Quälen und Töten wehrloser Lebewesen, einen Samenerguß verschaffte.

Heute brauchten sie jemanden, den sie verantwortlich machen konnten, einen Sündenbock. Und den hatten sie jetzt vor sich. Severus war nicht in der Lage gewesen, die Sicherheitszauber wiederherzustellen. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, die klaffende Wunde an seinem Hals zu versorgen und Blutbildenden Trank zu sich zu nehmen. Ausgerechnet Hermine Granger was es gewesen, der ihm ein Gegengift gegeben hatte und ihn in künstlichen Schlaf versetzt hatte aus dem er Stunden später erwachte, ausgekühlt und steif am ganzen Körper.

Er hatte keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, nach Spinner's End zu apparieren, aber es war ihm irgendwie gelungen.

Wenig später bekam er dann Besuch. Er hatte sich gewehrt, hatte gekämpft wie ein Tier, das sich aus einer Falle zu befreien versuchte. Entwaffnet und gegen drei Todesser mit Zauberstab. Irgendwann hatten sie einen dunklen Zauber verwendet, der alle seine Bewegungen verlangsamte. Severus hatte ihn einst selbst erfunden.

'Severus!' Crabbe schwang seine rechte Faust und ließ sie krachend auf Snapes Wange landen. Der Mann hatte schon immer über enorme körperliche Kraft verfügt.

'Du hättest meinen Sohn beschützen sollen und nicht Potter. POTTER!' Noch ein Faustschlag. Snape hatte das Gleichgewicht verloren und fand sich auf dem Boden wieder. Sie würden ihn umbringen. Nicht, daß ihn das irgendwie störte, aber er hatte sich immer einen schnellen Tod gewünscht.

Er wäre ein Narr, wenn er sich vorzumachen versuchte die nächsten Stunden nicht zu fürchten.

Alle drei wollten Rache verüben. Ein letztes Mal.

'Ich will, daß du auf dem Boden kriechst und den Tod erbettelst, Severus. Vorher lassen wir nicht locker.' Amycus' Gesicht war nur eine Grimasse des Hasses.

'Viel Erfolg,' entgegnete er ruhig, erstaunt, daß seine Stimme fest klang. Daß man Sarkasmus hören konnte. Keine Angst.

Tritte und Schläge hagelten auf ihn nieder. Severus schützte sein Gesicht instinktiv. Nicht, daß es besonders ansehnlich war. Es nutzte nichts. Er hörte, wie ein Finger brach, eine Rippe, ein Handgelenk.

Die Wunde an seinem Hals öffnete sich wieder. Naginis Gift war verflucht, wie töricht es gewesen war, nicht nach St Mungos zu apparieren.

Die Todesser waren in einem Rausch, den Severus schon oft gesehen hatte. Er endete erst dann, wenn das Opfer bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt war, gebrochen oder tot.

Verbissen konzentrierte er sich darauf, keinen Laut von sich zu geben. Seine Zähne knirschten unter dem Druck.

Crabbe riß seinen Kopf an den Haaren hoch. 'Weißt du, Severus... ich glaube, du wirst einen Eintrag im Großen Buch der Zaubererrekorde bekommen. Der am elendigsten verreckte Zauberer des Jahrhunderts.' Severus starrte in die wäßrigen, hellbraunen Augen.

'Wenigstens war ich nicht so idiotisch, mich mit meinem eigenen Dämonsfeuer aus dem Reich der Lebenden zu katapultieren. Vincent hatte wohl nicht genug Hirnzellen übrig, um sich den Gegenfluch zu-'

Crabbe schlug ihm mit solcher Wucht ins Gesicht, daß Severus für einen Moment nur Schwärze sah. Er schmeckte Eisen, spuckte einen Zahn aus. Schade, er hatte gehofft, daß Crabbe genug Kraft hatte, ihn mit einem Schlag zu töten.

Amycus entledigte sich seines Gürtels und richtete seinen Zauberstab auf Severus. Seine Robe löste sich vom Körper, das Oberhemd knöpfte sich magisch auf und flog auf Crabbe zu.

Dieser durchsuchte die Taschen.

'Ohhhhhhh,' frohlockte er, 'schaut Euch das mal an. Noch nicht mal das Schlammblut wollte was vom kleinen Fettprinzen wissen.' Severus wandte sich ab, während die Todesser Lilys Bild und ihre Unterschrift betrachteten. Dann hörte er, wie es zerrissen wurde und in kleinen Teilen auf dem Boden landete.

'Zwanzig Hiebe,' sagte Carrow feierlich. 'Mal gucken, ob du dann immer noch so gut drauf bist.'

Severus versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal gut drauf gewesen war. War lange her.

Sie starrten auf seinen Rücken. 'Hier hat sich aber schon mal jemand zu schaffen gemacht,' stellte Macnair fest. 'Vor langer Zeit. Warst du kein guter Junge, Severus?'

Er hörte, wie der Gürtel die Luft zerschnitt, dann seinen Rücken. Seine verbleibenden Zähne waren fest zusammengepreßt.

'Zwei.'

Nicht schreien, ihnen nicht die Genugtuung geben. Das schien im Augenblick furchtbar wichtig zu sein. Okklumentik war offensichtlich zu einer Gabe aus besseren Tagen geworden. Sein Geist wollte sich, im Gegensatz zu seiner Blase, nicht entleeren.

Er zählte nicht mit. Auch Amycus schien die Hälfte seiner Hiebe ungezählt zu lassen.

'Fünf.' Severus frage sich, ob man auf seinem Rücken schon Knochen sehen konnte. Viel Fett hatte er nicht mehr auf den Rippen nach dem letzten Jahr. Der Appetit war ihm schon lange gründlich vergangen.

'Zehn.' Severus blieb stumm. kein Laut entrang sich seiner Kehle, auch wenn er das Gefühl hatte, er würde an seinen Schreien ersticken. Der Schmerz trieb ihm das Wasser in die Augen.

'Verdammt,' spuckte Amycus und richtete seinen Zauberstab auf den Gürtel. Crabbe und Macnair johlten. Severus schielte auf die Schnalle, die nun messerscharf war.

'Du sollst schreien,' keifte Macnair, der sich erregt das Geschlechtsteil rieb.

'Niemals,' spuckte Severus und schloß die Augen wieder.

Macnair hechtete auf ihn zu, drehte ihn um, so daß er auf dem Rücken lag. Dann trat er mit aller Kraft auf seinen Unterkörper. Severus schluckte ein Stöhnen herunter, als er spürte, wie etwas in ihm zerriß und eine Pfütze aus heißer Flüssigkeit sich unter ihm ausbreitete. Es roch nach Blut und Urin. An unangenehme Ereignisse aus seiner lausigen Kindheit erinnert, zwang er sich, das Gesicht nicht zu verziehen.

'Zwanzig.' Der Gürtel zerriß ihm den Oberkörper und langsam konnte er spüren, wie er bewußtlos wurde.

'CRUCIO!' kreischte Crabbe. Nun war er wieder wach. Sein Magen rebellierte, aber Severus ließ es nicht zu, daß er gewann. Seine Augen tränten von dem Versuch, den Würgereiz zu verdrängen. An die nächsten Minuten würde er sich erst viel später wieder erinnern. Sein Körper hatte mehr abbekommen, als er ertragen konnte. Flüche, Schläge, Tritte, Beleidigungen die so persönlich waren, so weit unter der Gürtellinie, daß er krampfhaft versuchte, sie nicht zu hören.

Er schaffte es nicht, das bißchen Galle bei sich zu behalten, als Macnair ihn wieder auf den Bauch drehte, und in ihn eindrang. Das Keuchen und Flüstern, der stinkende Atem waren das letzte, was Severus mitbekam, bevor er endlich das Bewußsein verlor.

'Aguamenti!' Severus reagierte nicht mehr. Seine Augen waren weit geöffnet, sein Puls verlangsamte sich. 'Er ist tot!'

Aus weiter Ferne hörte er sie mithilfe von Zaubersprüchen Feuer anzünden. Das letzte, was er sah, war wie sein Bücherregal mitsamt aller handgeschriebenen Dokumentationen und Anleitungen für die korrekte Zubereitung von tausenden von Zaubertränken in Flammen aufging.


Schlauerweise habe ich beim Formatieren diese FF, die schon zur Hälfte veröffentlicht war, versehentlich gelöscht. Dann sehe ich das jetzt als Chance, alles noch mal zu überarbeiten. Also, wenn Ihr wollt, poste ich ein Update pro Tag. Bitte hinterlaßt Reviews wenn es Euch gefällt. Rechtschreibfehler könnt Ihr auch angeben, ich kann sie nicht leiden.