Pairing: Alfred Jones/Arthur Kirkland (USUK)

Zusammenfassung: WW2 AU. Die Kneipe des Londoners Arthur Kirkland wird im Winter 1943/44 von freigestellten amerikanischen Soldaten überflutet. Besonders einer von ihnen bringt ihn auf die Palme - der laute, freche Kampfpilot Alfred Jones. Nicht in der Lage, sich Alfreds Charme zu entziehen, verliebt sich Arthur... gerade dann, als der Pilot in den Krieg ziehen soll.


Die Amerikaner trieben Arthur langsam zur Weißglut. Seit Wochen schon war seine Londoner Kneipe von lauten, unausstehlichen und saufenden amerikanischen Soldaten geradezu belagert worden. Sie brüllten, sie tranken, sie prügelten sich gelegentlich, sie tranken, sie baggerten heimische Mädchen an und tranken dann noch etwas mehr. Anschließend wiederholten sie das Ganze. Anfangs war es ja eine recht interessante Abwechslung zu der langweiligen alten Routine gewesen. Am Ende der zweiten Nacht hatte Arthur jedoch genug.

Um ehrlich zu sein, so schlimm waren sie dann doch nicht. Im Großen und Ganzen bemühten sie sich, sich anständig zu benehmen, sie brachten der Kneipe eine Menge Geld ein, und immerhin waren sie ja auch ihre Verbündeten im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind.

Um die Wahrheit zu sagen, es waren nicht sie, die ihn verrückt machten. Er war es.

"Hey, Art, mein Freund! Hier wird noch ein Bourbon gebraucht."

Arthur sah zu dem breit grinsenden Blonden hoch, der sein Glas über die Theke hielt. Alles an diesem Amerikaner störte Arthur. Seine alberne Bomberjacke, die er niemals auszog. Sein ewiges Grinsen. Dass er sich anscheinend nie das Haar kämmte. Und diese Arroganz... Arthur war kein bisschen überrascht gewesen, zu erfahren, dass er ein Kampfpilot war. Dachte wohl, ganz Großbritannien müsste ihm für ihre Freiheit und Untergebenheit noch ihren Dank zollen. Arthur biss die Zähne zusammen und schnappte das Glas aus seiner Hand.

"Es heißt 'Arthur'. Und nennen Sie mich bitte nicht Ihren Freund." Arthur schank ihm noch einen Bourbon ein.

"Schon okay, tut mir leid, Art. Thur." grinste Alfred. Er war es eindeutig gewöhnt, mit diesem Grinsen seinen Willen durchzusetzen. Doch bei Arthur würde das keinesfalls funktionieren. "Trink doch einen mit uns."

"Danke, aber nein danke. Ich arbeite."

"Ich dachte, dir gehört der Laden hier. Lass doch mal jemand anderes die Drinks einschenken. Gönn dir 'ne kurze Auszeit."

Da war noch etwas. Dieser lächerliche amerikanische Akzent. Alfred brachte es irgendwie zusammen, jedes einzelne Wort in sieben Silben zu unterteilen. Arthur unterdrückte seinen Ärger und bemühte sich, höflich zu bleiben. Schließlich galt es, seinen Ruf als Gentleman zu wahren. "Nochmals danke, doch ich befürchte, dank euch Soldaten sind wir hier vollbeschäftigt."

"Soldaten?" japste Alfred und legte seine Hand in falscher Empörung auf seine Brust. "Ach Arthur, du verletzt mich. Weißt du denn nicht, dass ich der..."

"Der jüngste Rottenführer der gesamten amerikanischen Luftwaffe sind," beendete Arthur für ihn monoton. "Das muss wohl das... zwölfte, denke ich... zwölfte Mal sein, dass Sie mich darüber informieren."

Alfred grinste bloß weiterhin, als er einen Schluck Bourbon nahm. "Dann vergiss es nicht und nenn mich nicht einen Soldaten. Sowas beleidigt einen Mann, weißt du."

Arthur schüttelte nur den Kopf und funkelte ihn verdrießlich an. Diese Arroganz war unfassbar. "Ich bitte vielmals um Entschuldigung," sagte er sarkastisch. "Werden Sie mir jemals verzeihen können."

"Ach, jetzt sei doch nicht so, Arthur, natürlich verzeihe ich dir!" meinte Alfred voller Eifer. Arthur verdrehte die Augen in Frustration, doch Alfred schien das nicht zu bemerken. "Hey, du könntest es doch bei mir wiedergutmachen indem du mit mir einen trinkst, ja?"

"Wie bereits gesagt, ich bin beschäftigt." Alfred machte ein etwas enttäuschtes Gesicht und Arthur konnte sich nicht davon abhalten, hinzuzufügen, "Vielleicht ein anderes Mal." Dies war das sechste Mal, dass er diese Antwort gegeben hatte, doch Alfred erfreute sie noch immer.

"Geht klar, dann später. Ich freue mich schon darauf, mit dir einen zu trinken." Alfred zwinkerte, nahm seinen Bourbon und schlenderte zurück an seinen Tisch.

Arthur stieß einen langen Atemzug aus. Er wandte sich ab, stellte den Bourbon zurück ins Regal, nahm einen Putzlappen und begann, damit energisch an der Theke herumzuwischen. Arthur hatte sich noch nie mit so etwas befassen müssen. Kunden bestellten Getränke, er servierte sie ihnen. Niemand hatte ihn je gebeten, sich zu ihnen zu gesellen - die meisten würdigten ihn kaum eines Wortes. Doch dieser amerikanische Kampfpilot hatte ihn an jedem Abend der vergangenen Woche belästigt; kam ständig an die Theke für Nachschub, quasselte vor sich hin, riss dämliche Witze und prahlte heftigst. Arthur konnte es nicht begreifen.

Natürlich hegte eine winziger, hoffnungsvoller Teil seines Gehirns einen noch winzigeren Verdacht... aber nein. Zu viel Zeit hatte Arthur damit zugebracht, diesen verdrängten Teil von sich zu unterdrücken. Den Grund dafür, dass er keine Freunde hatte, seine Brüder ihn hassten, er sich von der Gesellschaft abschirmte, den Grund dafür, dass ihn sogar das Militär seines eigenen Landes nicht aufnehmen wollte. Er hatte aus seinen Fehlern gelernt, und wusste besser, als seine eigenen verborgenen Wünsche und Sehnsüchte dort zu suchen, wo in Wirklichkeit nichts war. Doch was war dann mit diesem verdammten Ami los? Wieso bat er Arthur immer wieder darum, mit ihm zu trinken? Wieso blickte er immer wieder von jenseits der Theke zu ihm hinüber und winkte? Wieso grinste er immerzu so? Und wieso zum Teufel machte es Arthur so viel aus, wenn er das tat?

Arthur riskierte einen Blick hinüber zu dem Tisch des Piloten. Er saß immer am gleichen, beim zweit-vordersten Fenster, zusammen mit dem Typen, der ihm so ähnlich war, dass Arthur sich fragte, ob die beiden wohl Brüder seien. Und tatsächlich, Alfred sah ihn direkt an. Und grinste. Arthur senkte schnell den Blick. Das war doch absurd. Er rieb sich mit der Hand über die erhitzte Stirn und wusste, dass sie errötet sein musste. Arthur schmiss den Lappen hin und eilte ans andere Ende der vollen Kneipe. Bestimmt gab es dort leere Gläser einzusammeln.

Ein älterer Stammgast nickte ihm zu als er vorbeiging. "Wie kommste mit diesen ganzen verblödeten Amis zurecht, Arthur?"

Arthur lachte ein wenig und drückte sich nach hinten an einen Tisch, um einen betrunkenen Soldaten vorbei zu lassen. "Es hält mich auf Trab, so viel kann ich Ihnen verraten."

Der alte Mann warf dem Soldaten einen grimmigen Blick zu. "Was soll's, Kopf hoch, ja? Weiß nich' einmal wozu wir die hier haben, is' ja nich' so als könnten unsere Jungs die Krautköpfe nich' auch ohne sie fertig machen!"

"Das würde ich meinen," stimmte Arthur zu und nickte einer Gruppe lauter Amerikaner, die zu bestellen wollen schienen, zur Zurkenntnisnahme entgegen.

"Wie auch immer mein Junge, so, wie sich die Lage am Kontinent zuspitzt, denke ich nich', dass du die hier noch lange am Hals hast."

"Ich kann es kaum erwarten." Wieso wusste Arthur nicht einmal, ob er das auch ernst meinte? Sein Blick glitt kurz zu Alfreds Tisch bevor er sich abwandte, um den Tisch mit den rüpelhaften Soldaten zu bedienen.

Wenige Stunden später war es in der Kneipe zum Glück etwas ruhiger geworden, und Arthur konnte endlich die unbelegten Tische wischen und die leeren Gläser einsammeln. Er hatte ein paar Angestellte, doch die arbeiteten bloß gelegentlich, und Arthur konnte sich kaum an ihre Namen erinnern. Er zog es vor, die meiste Arbeit allein zu verrichten. Immerhin was dies seine Kneipe. Das Emerald Lion. Es war nicht viel, doch es war sein Leben; alles, das er kannte. Die lange Theke, die sich durch den Raum erstreckte, die alten Tische und Stühle, die niemals ausgetauscht worden waren. Der große Kamin mit seinem schön verzierten Sims. Die antiken Ziegelmauern, die schmalen, knarrenden Treppen, die hinunter in den Keller und nach oben in sein gemütliches, gewohntes Heim führten. Arthur kannte jeden Bestandteil wie seinen eigenen Körper. Es war schon immer ein Familienbetrieb gewesen; doch nun war Arthur das letzte Familienmitglied vor Ort. Er empfand es als seine Pflicht, so viel wie möglich selbst zu machen.

Arthur ging zurück in Richtung Theke und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Die meisten Kunden, die übrig waren, waren Einheimische. Die am meisten betrunkenen Amerikaner waren bereits zur Basis zurück geschleppt worden, doch einige wenige blieben, um vor der Sperrstunde noch ein paar ruhige Drinks zu kippen. Alfred war einer von ihnen. Arthur versuchte, nicht in seine Richtung zu sehen, konnte jedoch die laute Stimme, die ihm im Vorbeigehen zurief, nicht ignorieren.

"Arthur, mein Freund, wieso kommst du nicht her und trinkst einen mit uns wie versprochen?"

"Versprochen habe ich gar..." Arthur verstummte, als er Alfreds bittenden Gesichtsausdruck sah. Er seufzte. Das war sicher keine gute Idee... "In Ordnung. Einen Moment, bitte." Arthur begab sich hinter die Theke, lud die leeren Gläser im Waschbecken ab und schank sich ein kleines Glas Rum ein. Schließlich war es nun recht ruhig. Und vielleicht würde es sowohl Alfred vom ständigen Bitten abhalten, als auch Arthurs eigene Neugier stillen. Gewiss war Alfred bloß ein freundlicher junger Mann, der jeden so behandelte.

Arthur setzte sich an den Tisch und nahm dabei den Stuhl, der der Theke am nächsten war. Ein wenig hatte er gehofft, dass ihn ein Kunde wegen eines Drinks ansprechen würde, um ihm einen Vorwand zu geben, zu verschwinden. Sehr zu seinem eigenen Ärgernis war Arthur viel zu nervös, um so nah bei Alfred zu sitzen.

"Ich wusste, dass ich dich irgendwann rumkriege," meinte Alfred vergnügt. Arthur blickte ihn wütend an.

"Sie geben niemals auf, richtig?"

Der Mann neben Alfred gluckste leise. "Sie haben ja keine Ahnung," murmelte er.

Alfred gab dem Mann bloß einen Klaps auf die Schulter und grinste Arthur an. "Arthur, das hier ist Lieutenant Matthew Williams."

Arthur nickte Matthew zu. Er sah Alfred wirklich erstaunlich ähnlich. "Ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen."

"Guten Abend. Ein schönes Lokal haben Sie hier." Matthew sprach so leise, dass Arthur ihn kaum hören konnte.

"Vielen Dank. Sind Sie ebenfalls Pilot, Lieutenant?" Arthur entschied, dass er ebenso gut höflich sein konnte, wenn er nun schon dort sitzen musste. Darüber hinaus war es wahrscheinlich sicherer, sich mit Matthew zu unterhalten, als mit Alfred.

"Matt ist mein Rottenflieger!" rief Alfred stolz. "Das bedeutet, er kann dabei zusehen wie ich die ganzen Heldentaten vollbringe."

"Nein, es bedeutet, dass ich deinen Arsch vor Attacken schütze und mich bemühe, dass du keine Dummheiten anstellst. Wie zum Beispiel umgebracht zu werden."

"Matthew, wann habe ich jemals eine Dummheit begangen?"

Matthew blinzelte Alfred bloß einen Moment lang schweigsam an, bevor sich Arthur zu Wort meldete. "Ähm, ich möchte nicht unhöflich wirken, aber Sie beiden sind also nicht..."

"Verwandt?" fragte Alfred. "Ne. Bloßer Zufall. Verwirrt einige unserer Vorgesetzten total, sag ich dir. Matthew hat sich nun endlich die Haare lang wachsen lassen, damit sie uns unterscheiden können."

Matthew schüttelte den Kopf. "Was die ganze Sache schlimmer macht, ist, dass mir irgendwie niemand glaubt, wenn ich ihnen sage, wer ich bin. 'Matthew Williams' sage ich und dann höre ich immer 'Wer?' Ziemlich frustrierend, eh?"

Alfred lehnte sich hinüber zu Arthur und flüsterte. "Mach dir nichts draus, er ist Kanadier, eh?" Arthur wich ein wenig zurück als er den warmen Atem an seinem Ohr spürte.

"Das hab ich gehört," meinte Matthew.

"Sie sind Kanadier?" fragte Arthur, nahm einen ermutigenden Schluck Rum und zwang sich, sich auf Matthew zu konzentrieren. Alfred machte es ihm nicht leicht.

Matthew wollte antworten, doch Alfred kam ihm zuvor. "Nein, nicht mehr, er ist schon vor langer Zeit zu den Guten übergetreten. Nicht länger ein Untertan des Britischen Imperiums, eh, Matt?" Arthurs Mine verdüsterte sich etwas und Alfred fügte hastig hinzu, "Nicht, dass daran etwas auszusetzen wäre natürlich."

"Bloß, weil ich zurzeit für deine Luftwaffe fliege, heißt das nicht, dass ich Amerikaner bin, Alfred," sagte Matthew mit einem Stirnrunzeln. "Ich sehe mich selbst nach wie vor als Kanadier."

Alfred hob beschwichtigend die Hände. "Hey, hey, das tun wir doch alle." Er verdrehte die Augen für Arthur. "Er lässt es uns sowieso nie vergessen. Lebt von Ahornsirup, trägt kleine Eisbären mit sich herum..."

"Eisbären?"

"Ach ja, dieser hier..." Matthew holte einen kleinen, flauschigen weißen Bären von seinem Jackenaufschlag, "...heißt Kumabaro. Er ist mein Glücksbringer."

"Ich dachte, sein Name ist Kumajiro?" fragte Alfred.

Matthew zuckte mit den Schultern. "Irgendwie sowas. Auf jeden Fall haben wie alle einen... soll heißen, einen Glücksbringer. Außer Alfred."

"Wieso haben Sie keinen?" fragte Arthur.

"Nun ja, es sollte doch etwas Besonderes sein. Und das hat sich nicht ergeben. Aber hey, ich habe noch nie einen gebraucht. Bin noch am Leben, stimmt's?" Alfred erhob sein Glas und leerte es.

"Darauf trinke ich," sagte Matthew und trank ebenfalls aus. Arthur hielt es für angebracht, es ihnen gleichzutun.

"Jetzt, da wir hier auf dem Trockenen sitzen... hey, Barkeeper!" rief Alfred bevor er sich Arthur zuwandte. "Ach ja, stimmt ja..." Er lachte laut. Arthur hatte sich an dieses Lachen noch immer nicht gewöhnt. Es war das ungestümste, einzigartigste Lachen, das er je gehört hatte. Für gewöhnlich drehte sich die halbe Kneipe nach ihm um, wenn er dieses Gelächter losließ.

"Wie amüsant," entgegnete Arthur, alles andere als amüsiert. "Nun denn, dann bringe ich wohl besser die Flasche her."

Eine Stunde später hatte Arthur wesentlich mehr Alkohol intus, als während der Arbeitszeit angebracht gewesen wäre. Zumindest war die Kneipe noch leerer geworden, es waren bloß noch eine handvoll Amerikaner da. Matthew hatte sich zwanzig Minuten zuvor verabschiedet... etwas von wegen ein Motor müsse geölt werden, Arthur konnte sich nicht genau erinnern... nachdem ihm Alfred einige Minuten lang seltsam zugeblinzelt hatte. Wozu dieses ganze Geblinzel? War wohl eine amerikanische Eigenart.

Es fühlte sich ein wenig seltsam an, neben dem gleichen Mann zu sitzen, der ihn die ganze Woche lang in den Wahnsinn getrieben hatte. Sicher, Alfred war noch immer arrogant und laut und, nun ja, amerikanisch, doch er war gar nicht so übel, dachte Arthur. Bloß sehr selbstbewusst und vielleicht etwas naiv. Doch trotzdem nervtötend.

"Und wir machen das alles im Namen der Gerechtigkeit, weißt du, sonst wäre ich nicht hier. Wir kämpfen hier für die Freiheit, für das Richtige. Wir können nicht zulassen, dass die Mächte des Bösen und der Tyrannei um sich greifen, wenn wir daneben stehen und es verhindern können." Alfred gestikulierte heftig als er seine Ansprache fortsetzte. Auf diese Weise hatte er bereits zehn Minuten lang ununterbrochen geredet. "Das wäre total..." Er suchte nach einem Adjektiv. "...unamerikanisch."

"Natürlich, klar. Und wo wart ihr total amerikanischen Amerikaner vor zwei Jahren?" murmelte Arthur um sein Glas herum, als er an seinem Drink nippte.

"Pardon?"

Arthur machte eine beschwichtigende Handbewegung. Alfred schien keine Ahnung von dem Krieg zu haben, der bereits jahrelang ohne ihre Anwesenheit getobt hatte. "Nichts." Er suchte nach einem Weg, das Thema zu wechseln. "Wie lange fliegen Sie schon?"

Alfreds Augen leuchteten sofort auf. "Mein Vater nahm mich oft mit, als ich noch klein war. Er war ein Zustellungspilot, weißt du, flog quer durchs ganze Land. Er flog eine De Havilland DH4, ein wunderschönes altes Modell. Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl, das ich hatte, als ich zum ersten Mal mit ihm da oben war." Alfreds Gesicht glühte förmlich, als er voller Freude davon erzählte. "Es war, nun ja, einfach total aufregend. Wie dieses Gefühl das du hast, wenn etwas richtig heftig und ein bisschen furchteinflößend und atemberaubend und fantastisch ist, und du ein wenig nervös bist aber nie möchtest, dass es aufhört. Weißt du, was ich meine?"

Arthur hatte keinen Schimmer, doch das Lächeln auf Alfreds Gesicht und der Ausdruck der reinen Freude in seinen strahlend blauen Augen waren genug, um ihn gefangen zu nehmen. "Klingt für mich ziemlich nervenaufreibend, fürchte ich."

Alfred lachte sanft und blickte in sein Glas. "Ja, es ist schwer zu beschreiben. Aber es ist mein Leben. Ich meldete mich für die Luftwaffe, sobald ich achtzehn wurde, und ehe man sich versieht, jetzt bin ich hier in England und kämpfe in einem echten Krieg! Das Leben kann so seltsam sein."

"Das stimmt... warte. Wie alt sind Sie denn?"

"Neunzehn. Wieso, wie alt bist du?"

"Ich... äh..." Arthur hatte nicht gewusst, dass Alfred so jung war. Auf einmal kam er sich selbst ziemlich alt vor. "Nicht so wichtig."

"Oh nein, jetzt musst du es mir sagen!" erwiderte Alfred, setzte sein Glas ab und lehnte sich hinüber zu Arthur. "Bist du richtig alt?"

"Nein!" entgegnete Arthur empört. "Ich bin bloß kein Teenager mehr."

"Das ist in Ordnung, ich mag ältere Männer," sagte Alfred und zwinkerte schon wieder. Arthur starrte ihn schockiert an. Gewiss meinte er doch nicht... Arthur zwang sich, zu antworten.

"Ich bin dreiundzwanzig, falls Sie es unbedingt wissen wollen. Obwohl es äußerst unhöflich ist, so etwas zu fragen."

Alfred lachte, hoch und fröhlich und laut wie eh und je. "Hey, du hast mich zuerst gefragt, Arthur."

Verdammt. Das hatte er wohl. "Nun. Wie auch immer. Tatsächlich, neunzehn?"

Alfred nickte bloß.

"Ja. Richtig. Prima." Arthur leerte sein Glas, peinlich berührt. Er bemerkte kaum, wie Alfred es wieder auffüllte und Arthur dabei mit funkelnden Augen und einem kleinen Lächeln ansah.

"Also, Arthur, hast du eine Freundin? Eine Ehefrau, die hier irgendwo herumlungert?"

"Was?" Arthur hatte irgendwie den roten Faden dieser Unterhaltung verloren. "Nein."

Alfred zwinkerte. "Hätte ich auch nicht gedacht."

Arthur japste empört, verspürte dann sogleich jedoch einen Hauch von Angst. War er etwa zu freundlich gewesen? War er zu offensichtlich gewesen? Könnte es sein, dass Alfred wusste... "Was zur Hölle soll das bitte..."

"Hier, ich zeige dir ein Bild von meinem Mädchen," unterbrach ihn Alfred.

Arthur fühlte die Angst und Wut schwinden, als sein Herz sank. Die Intensität dieses Gefühls überraschte ihn. Er ermahnte sich selbst, nicht so erbärmlich zu sein. Natürlich war Alfred nicht... wie er. Er machte sich innerlich Vorwürfe, so etwas überhaupt gedacht zu haben. Natürlich hatte Alfred eine Freundin. Er war viel zu attraktiv, um keine zu haben. Warte kurz, wann hatte er aufgehört, 'nervtötend' zu sein, und wurde 'attraktiv'? Arthur meinte, es müsse irgendwann nach dem vierten Drink gewesen sein. Zudem war es ja nicht so, als kümmerte es ihn. "Oh. Von mir aus, zeigen Sie her."

Alfred nahm seine Brieftasche aus seiner Gesäßtasche, zog ein kleines, in Mitleidenschaft gezogenes Foto heraus und reichte es Arthur. "Das ist sie."

Arthur betrachtete das Foto und blinzelte einige Male. "Äh. Das ist ein Flugzeug."

"Hey, hey, das ist nicht irgendein dahergelaufenes Flugzeug. Sie ist ein P-51 Mustang, ihr Name ist Lady Beth und sie ist wunderschön, nicht wahr?"

Arthur neigte den Kopf leicht zur Seite. Für ihn sah es noch immer aus wie ein Flugzeug. "Ja, ja, ziemlich, äh, hübsch, ich dachte bloß... nun ja, ich dachte wohl, dass Sie von Ihrer Freundin reden."

Alfred lachte wieder... er lachte immer so willig, so unbeschwert. "Ach, Arthur, Arthur. Beth ist die einzige Lady, die je mein Herz erobern wird." Er sah langsam hoch, grinste leicht süffisant, und zwinkerte wieder.

Oh. Oh. Verdammt. Arthur war wie gelähmt. Er wusste keine Möglichkeit, darauf zu reagieren, daher trank er bloß schnell aus und hoffte, dass Alfred seine brennenden Wangen nicht bemerken würde. Dann sah er sich schnell um, stellte fest, dass sie die letzten beiden in der Kneipe waren, und stand auf. "Ich sollte jetzt wahrscheinlich schließen."

"Hey, komm schon, wie wär's mit noch einem Drink, um die Nacht abzurunden?" Alfred grinste bittend zu ihm hinauf. Seine Augen waren so blau, sein Ausdruck so begierig, sein Gesicht so schön, wenn er lächelte...

Arthur zögerte, fragte sich, ob dies wohl eine gute Idee sei, und setzte sich dann doch wieder langsam hin. Gewiss konnte einer mehr nicht schaden.

Eine Stunde später...

"Und NOCH etwas," rief Arthur. "Ist es wirklich so verdammt schwer den Buchstaben 'u' zu verwenden? 'Color', 'honor', scheiß... scheiß, äh, 'flavor'..." Arthur versuchte, seinen Drink auf dem Tisch zu lokalisieren. Das Ding bewegte sich immer wieder. Schließlich fand er es, nahm einen großen Schluck und fuhr fort. "Und so weiter und so fort... vom Buchstaben 's' will ich gar nicht erst ANFANGEN. Ich weiß nicht, macht es euch irgendwie an, die englische Grammatik zu ruinieren?"

"Nun, ähm, ich bin kein Sprachwissenschaftler, aber..."

"Und BASEBALL!" brüllte Arthur, schwank sein Glas und bemerkte nicht, dass der halbe Inhalt auf Alfred landete. "Wie zum Teufel spielt man Baseball? Es ergibt keinen Sinn!"

"Ich kann dir Baseball erklären, wenn du mir Kricket erklärst," meinte Alfred und wischte den Rum von seinem Shirt.

"Hey, hey," erwiderte Arthur und wedelte mit einem Finger nach Alfred, oder zumindest in seine ungefähre Richtung. Alfred schien sich auch zu bewegen. "Sag nichts gegen das großartige Spiel Kricket. Tradition. Spiel der Gentlemen. Sport der Könige."

"Ich dachte, das wäre das Pferderennen."

Arthur fuchtelte mit der Hand. "Dann eben Sport der, Sport der Prinzen. Herzogen. Sport der Baronessen auf jeden Fall." Da sein Glas leer war, griff Arthur nach der Flasche. Diese bewegte sich nun tatsächlich. "Hey..."

"Ich denke, du hast genug gehabt."

Arthur blickte Alfred wütend durch verschwommene Augen an. "Mir gehört eine verdammte Kneipe, ich sage dir wenn ich genug hatte! Und, und, eine Sache noch. Du weißt schon, die Sache."

"Die Sache."

"Ja, genau diese Sache. Es ist blöd. Oh, und euer Essen ist scheußlich. Nicht wahr, Matthew?"

"Äh, Matthew ist nicht hier."

Arthur kniff die Augen zusammen um den identischen Mann neben Alfred besser sehen zu können. "Wer ist dann der Typ da neben dir?"

"Okay, du siehst doppelt, du solltest jetzt ins Bett gehen."

"Was? Hey!" Auf einmal war der Boden unter ihm verschwunden. Es dauerte einige Sekunden, bis Arthur klar wurde, dass er über Alfreds Schulter geworfen worden war. "HEY! Was soll das hier bedeuten? Für wen hältst du dich eigentlich?"

"Wo ist dein Schlafzimmer?"

Arthur japste empört, obwohl seine Wangen hochrot anliefen. "Das werde ich dir sowas von nicht verraten!"

"Wieso nicht?"

"Ich weiß nicht einmal, was für eine Sorte Mann du bist!"

"Ich versichere dir, ich bin ein perfekter Gentleman."

"Nein, das bist du nicht, du bist Amerikaner. Ah... verdammt, wie sind wir in den ersten Stock gekommen?"

"Egal. Wo ist dein Zimmer?"

"Am Ende des Dingsbums. Des Wasnochmal. Des Ganges. Ich warne dich, Ami, ich bin wesentlich stärker als ich aussehe!"

Lachte Alfred etwa? Arthur versuchte, ihn in seiner Entrüstung zu treten. Ehe er sich versah, wurde er auf seinem Bett abgelegt.

"Wow... wie bin ich hierher gekommen?"

"Magie," sagte Alfred und grinste zu Arthur hinab.

"Diese Sache! Da! Dieses verdammte Grinsen! Wieso grinst du immer so?"

Alfred hörte nicht auf damit. "Stört es dich?"

Arthur fühlte, wie ihm seine Schuhe ausgezogen wurden. Wieso zog ihm Alfred die Schuhe aus... "Nein," meinte er gereizt. "Um ehrlich zu sein, es... macht... mich..." Er sank in das weiche Kissen unter ihm und konnte die Augen nicht länger offen halten. Sie schlossen sich und er seufzte entspannt. Das letzte, das er wahrnahm, war ein sanfter Kuss auf seiner Stirn. Doch das kann er sich ebenso gut eingebildet haben.