Hey Leute! Ich weiß, ich hab ne Meise, aber ich musste einfach diese Story einhämmern. Ich liebe Weihnachten und da Weihnachten schneller vorbei ist, als ich meine anderen offenen Fanfics beendet habe, musste ich die Story separat schreiben. Sie wird auch nicht sehr lang sein, ich hoffe jedoch, sie gefällt Euch!

Feedback ist erwünscht! Und du mein Betareader und Messipartner seist gequetscht bis in alle Ewigkeit :)

Enjoy it!

Timeline: Nix (alles durcheinander) apropos Time: Es ist hier die Rede von ZULU-, EST-, und MEZ-Zeiten die Rede – EST Eastern Standard Time Ortszeit in Washington DC) Und wenn was falsch sein sollte, bitte ignorieren ;)

Disclaimers... blabla you know it blabla dpb blabla ;)


Christmas feelings

Donnerstag, 22.12.
JAG HQ
1300 ZULU

PO Coates steht im Büro Ihres Commanding Officers und wartet, dass der amtierende Judge Advocat General zu ihr aufschaut und sie reden lässt.

„Sir."

„Einen Moment bitte noch!"

„Aber Sir!"

„So. Nun was gibt es?" antwortete er etwas ungehalten.

„Commander, ein Anruf für Sie auf Leitung 2. Und diese Akten hier sind zu unterzeichnen. Ltd. Roberts möchte Sie bezüglich des Falles Sleyden sprechen und der SecNav hat seinen Weihnachtsbesuch für heute Nachmittag angekündigt. "

„Sagen Sie bitte, womit hab ich das verdient?"

„Sir, darf ich offen sprechen?"

„Bitte."

„Commander, Sie vertreten den Admiral, er hat Vertrauen in Sie und wird übrigens in 20 Minuten wieder anrufen."

„Danke Coates, das hatte ich schon vergessen. Nun werde ich mich meinen Aufgaben widmen. Schicken Sie Ltd. Roberts bitte in 10 Minuten in mein Büro. Weggetreten!"

„Aye Sir!"

Harm saß im Büro seines Vorgesetzen. Dieser war endlich dazu bewegt worden, seinen Urlaub zu nehmen, nachdem er die letzten 2 Jahre fast durchgearbeitet hatte. 2 Monate lange versuchten sämtliche Mitarbeiter im Headquater ihn zu überreden, sogar die Sicherheitsoffiziere. Das war ihm dann doch zuviel gewesen und am Ende war er froh, das Büro für 3 Wochen verlassen zu können. Da Harm mit seinen Überredungskünsten den größten Anteil an seinem Urlaub hatte, durfte er auch die Rolle des amtierenden JAG übernehmen. Er war jetzt keine 2 Tage im Dienst und wusste schon gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stand.

Er starrte auf das Telefon und überlegte, auf welcher Leitung jetzt der Anruf war, da mehrere Lämpchen am Telefon leuchteten. Er dachte scharf nach und drückte dann auf Leitung 2:

„Ja, bitte?"
"…"
„Admiral Greeney, von welchem Stützpunkt?"
"…"
„Gut, ich verstehe."
"…"
„Ich werde jemanden schicken, Sir, aber vorerst nur zur Ermittlung. Da wir hier etwas unterbesetzt sind. Sollte es zu einem Gerichtsverfahren kommen, dann erst im neuen Jahr. Alles Weitere können wir dann später klären."
"…"
"Gut, morgen 11:40 Uhr MEZ, Flughafen Sevilla."
"…"
"Aye Sir, Ihnen auch! Die Details geben Sie bitte jetzt PO Coates durch. Danke, Sir."

Harm lehnte sich in seinem Chefsessel weit zurück. Dieser war zwar bequem, konnte aber nicht verhindern, dass Harm sich unwohl fühlte. Er schloss die Augen und sinnierte über den Sinn des Lebens und dachte über die Rückgabe seines Offizierpatents nach.

Doch das half nichts. Je länger er warten würde, desto schlimmer. Er wartete, bis Greeney das Gespräch mit Coates beendet hatte und betätigte dann die Gegensprechanlage:

„Coates?"

„Ja Sir?"

„Welche Anwälte befinden sich noch im Büro und wer könnte für Ermittlungen verfügbar sein?"

„Commander, im Weihnachtsurlaub ist eigentlich bereits Ltd. Roberts, der nur noch einmal wegen eines Gespräches mit Ihnen hierher gekommen ist. Commander Turner ist in Norfolk und hat vorhin angerufen – die Ermittlungen in Sachen Howard und Sterling werden wohl noch 2 Tage dauern. Minetti ist vorübergehend auf die Seahawk abkommandiert worden und Mattoni ist noch da, allerdings hat er die Fälle von Turner und Minetti übernommen. Dann wäre noch Colonel MacKenzie, das Urteil in ihrem aktuellen Fall wird gerade gesprochen."

Harm stöhnte auf. Es war unglaublich – Kriminalität macht vor Weihnachten auch nicht halt. Im Gegenteil, so schien es ihm. Doch er hatte keine Zeit für weitere Überlegungen und keine Wahl.

„Danke Coates. Bitte schicken Sie den Colonel nach der Verhandlung sofort in mein Büro."

Bei dem Gedanken, Mac zu Ermittlungen zu schicken, war ihm nicht wohl zu Mute. Das würde bestimmt Ärger geben. Wobei – mehr Ärger als jetzt konnten sie nicht haben. Ihre Beziehung war auf Arbeitsebene perfekt, aber persönlich ein Desaster.

Kaum konnte er einen Gedanken fassen, klopfte es und Coates stand mit Bud in der Tür.

„Danke Coates schließen Sie bitte die Tür. Setzen Sie sich, Ltd. Roberts. Ich habe leider nicht soviel Zeit, also erklären Sie mir schnell, was los ist." Harm hatte die Nase voll vom Chefsessel und setzte sich auf den 2. Besucherstuhl neben Bud Roberts.

JAG HQ
Gerichtssaal 1
1700 ZULU

„Die Verhandlung ist geschlossen." Der Richter stand auf und verließ den Gerichtssaal. Mac war gut gelaunt. Sie hatte einen Fall als Anklägerin gegen einen Zivilanwalt gewonnen. Das stimmte sie noch besser. Außerdem freute sie sich auf ihren Weihnachtsurlaub, in dem sie Chloe besuchen würde. Sie reichte dem Zivilanwalt noch die Hand und verließ den Gerichtssaal.

Im Bullpen herrschte das blanke Chaos – Tiner hing an einer Lichterkette – oder hing die Lichterkette an ihm? Der Weihnachtsbaum lag mitten im Weg, das Faxgerät druckte und druckte und plötzlich ging nichts mehr. Stromausfall. Mac war nicht begeistert, wo sollte sie jetzt ihren Kaffee herbekommen?

Und in mitten in ihrer Überlegung, wo sie am schnellsten Kaffee und was zu Essen herbekam, kam Coates auf sie zu.
„Colonel? Sie sollen bitte sofort in das Büro des Admirals kommen."

„Danke Coates, können Sie bitte schnell dafür sorgen, dass hier wieder Licht ist? Und bitte kontrollieren Sie, ob jemand im Fahrstuhl feststeckt."

„Aye Ma'am!"

In dem Moment kam Harm aus seinem vorübergehenden Büro geschossen und rief in den Raum:

„Was um Himmels Willen ist hier los? Wer ist dafür verantwortlich?" In dem Moment fiel Tiner samt Lichterkette von der Leiter.

„PO Tiner, was machen Sie da? Können Sie mir das erklären?"

Tiner rappelte sich auf und versuchte sich gerade hinzustellen. Das gelang ihm nicht, da sich die Lichterkette um seine Beine gewickelt hatte.

„PO Coates!" und als keine Reaktion kam, versuchte er es noch einmal etwas lauter „Coates!"

„Commander, PO Coates schaut nach, ob jemand im Fahrstuhl steckt." warf Mac ein.

„Ahja, gut, danke." Harm erkannte sich selber nicht mehr wieder. So aufgebracht war er noch nie gewesen.
Das schien alles etwas zu viel zu sein.

Bud trat an Harm heran „Commander?"

"Ltd. Roberts, ja, ich glaube wir haben Ihr Problem soweit geklärt, ich wünsche Ihnen jetzt ein schönes Weihnachtsfest, wir sehen uns dann am 27. wieder."

„Danke Commander! Meine Frau, die Kinder und ich wünschen Ihnen auch ein frohes Weihnachtsfest und möchten Sie noch einmal an unsere Einladung am 25.12. erinnern."

„Danke sehr, aber so wie es aussieht, werde ich wohl nicht in der Lage sein, an Ihrem Mittagsbuffet teilzunehmen."

„Sir, sollten Sie nicht da sein, wir werden auf alle Fälle an Sie denken."

„Danke, Bud. Und nun machen Sie, dass Sie hier wegkommen, bevor ich es mir anders überlege."

„Aye Sir!"

Mac hatte das Gespräch der beiden mitverfolgt und wünschte Bud nun frohe Weihnachten. Auch sie wurde von ihm an die Einladung erinnert.

Harm zuckte zusammen.

„Commander, Sie wollten mich sprechen?" Mac wandte sich nun an Harm, der immer noch kopfschüttelnd im Bullpen stand.

„Colonel, ja – aber bitte im Büro."

Mac folgte Harm ins Büro und nahm auf einem Besucherstuhl Platz. Harm ging hinter den Schreibtisch, wollte sich hinsetzen, griff aber nur seine Notizen und nahm – wie schon bei Bud vorher – auf dem 2. Besucherstuhl Platz.

Er wusste nicht, wie er anfangen sollte und das machte Mac stutzig.

„Harm, was ist, bitte, leg schon los."

„Mac, ich tu es nicht gerne, aber mir bleibt nichts anderes übrig." Er versuchte sie gleich zu beschwichtigen, wusste aber, dass seine Taktik nicht viel helfen würde.

In dem Moment, wo er mit der Sprache herausrücken wollte, stand der SecNav in der Tür. Sofort sprangen Harm und Mac auf und fühlten sich ertappt, obwohl es dafür keinen Grund gab.

„Eigentlich wollte ich nur hören, ob hier alles in Ordnung ist, aber wie ich sehe, ist es das wohl nicht, oder können Sie mir das erklären."

„Was soll ich Ihnen erklären?" fragte Harm nach.

„Warum ich die Treppe statt den Aufzug benutzen musste, warum überall Kerzen herumstehen und warum sie so familiär mit Colonel MacKenzie beisammen sitzen."

„Mr. Secretary – ich hatte heute keinen guten Tag und er wird auch nicht viel besser werden. Aber es ist Alles unter Kontrolle. Wir haben hier einen Stromausfall, deshalb Treppe und Kerzen und ich wollte Colonel MacKenzie gerade auf eine Untersuchung schicken. Und wie ich Mitarbeitern etwas mitteile, ist mir überlassen, soweit ich weiß. Es gibt keine Vorschrift, nach der ich auf der anderen Seite des Tisches sitzen muss."

„Gut, gut, für den Moment reichen mir die Erklärungen aus. Ich muss mich auf Sie verlassen können. Ich bin jetzt im Weihnachtsurlaub, meine Frau hat das so verlangt, sonst würde sie die Scheidung einreichen. Also ich bin die nächsten 3 Tage nicht zu erreichen. Bitte sorgen Sie dafür, dass ich KEINEN Anruf vom Präsidenten erhalte. Ich wäre Ihnen sehr verbunden. Frohe Feiertage! Und vergessen Sie nicht, die ganzen Kerzen wieder auszumachen! Den Feuerwehreinsatz bezahlen Sie sonst aus Ihrer eigenen Tasche."

Mit diesen Worten verschwand der SecNav aus dem Zimmer in seinen Weihnachtsurlaub. Harm und Mac starrten sich an.

Harm setzte sich wieder hin und bedeutete Mac, es auch zu tun. Sie folgte seiner Aufforderung und grübelte, was denn jetzt wohl kommen würde.

„Mac, ich hatte vorhin einen Anruf, ein Admiral Greeney braucht einen Ermittler aus unseren Reihen. Sofort. Und du bist die Einzige, die hier verfügbar ist. Glaub mir, ich habe schon alle Szenarien durchgespielt, aber mir du bist die Einzige, die diesen Job machen kann."

„Harm, okay, ich weiß, es ist deine Pflicht, Mitarbeiter durchs Land zu schicken. Also teil mir doch bitte weitere Einzelheiten mit."

„Gut, Mac. Danke. Also Admiral Greeney ist Kommandant des US Navy-Stützpunktes in Rota."

„Rota? Rota?" Sie überlegte „Rota wie Spanien?"

„Ja, Mac. Da gab es einen größeren Zwischenfall mit Spanischem, Portugiesischem und US-Militär. Irgendeine Seeschlacht, bei der leider ein Schiff der Portugiesischen Flotte draufgegangen ist. Von unserer Seite war die USS San Juan beteiligt. Das ist ein U-Boot der Los-Angeles-Klasse."

„Harm, bitte, sag dass das nicht wahr ist. Ein internationaler Zwischenfall, das bedeutet Ermittlungen über Weihnachten und dann auch noch auf einem U-Boot?"

„Mac, das U-Boot liegt bereits im Hafen von Rota, dein Aufenthalt wird auf dem Stützpunkt sein.

„Danke. Weihnachten auf einem U-Boot als einzige Frau, das wäre ja ein Traum geworden."
Mac verzog bei diesen Worten ihr Gesicht.

„Ich dachte, einen Marine kann nichts erschüttern." Harm stand auf und betätigte die Gegensprechanlage. „Coates, bitte kommen Sie mit den Rota-Unterlagen herein."

Keine Sekunde verging und Jen stand in der Tür.

„Bitte kommen Sie rein und schließen Sie die Tür. Ich hoffe, Sie konnten noch vor dem Stromausfall alle notwendigen Informationen beschaffen?"

„Ja, Sir. Bitte." Sie reichte ihm die Unterlagen und er schaute drauf.

„Gut, Colonel, Sie werden mit PO Coates nach Rota fliegen, PO, ich hoffe, Sie hatten nichts Besonderes vor die nächsten – sagen wir erst einmal – 4, 5 Tage. Abflug von Dulles nachher 17:05. Sie fliegen über Paris und sind morgen 11:40 Uhr Ortszeit in Sevilla. Dort werden Sie mit einem Militärhubschrauber abgeholt und zum Stützpunkt gebracht. Das heißt, Sie haben noch ca 5 Stunden bis Abflug. Geben Sie alle offenen Angelegenheiten weiter, Colonel, Sie würde ich bitten, Ihre Fälle mir zu geben, wir sind grad etwas knapp mit Anwälten. Ich erwarte eine tägliche Berichterstattung von Ihnen. Weggetreten!"

„Aye Sir!" Kam es von Mac und Jen gleichzeitig.

Bevor die beiden das Büro verlassen haben, rief Harm noch hinterher: „Ach, und bevor Sie das HQ verlassen, melden Sie sich beide bitte noch einmal bei mir."

„Ja. Sir."

Im Vorzimmer meinte Mac zu Jen: „Dann werden wir beide wohl Weihnachten zusammen verbringen dieses Jahr."

„Ja Ma'am, sieht so aus. Hatten Sie nichts vor?"

„Doch." Mac wurde traurig. Es war das erste Weihnachtsfest, was sie so hätte richtig unterm Weihnachtsbaum mit „Familie" hätte verbringen. Die letzten Weihnachtsfeste war sie die meiste Zeit im HQ gewesen und dann ein paar Stunden auf der Feier von Bud und Harriet. Dieses Jahr sollte es anders werden...

„Darf ich fragen, was Sie machen wollten?"

„Ich wollte Chloe, ihren Vater und ihre Großeltern besuchen. Chloe hatte sich auch schon sehr gefreut."

„Ma'am, ich würde sagen, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dafür werden Sie bestimmt ein andern mal viel Spaß mit Chloe haben."

„Sie haben Recht und eigentlich bedeutet mir Weihnachten ja auch nicht so viel."

„Ja, das Gefühl kenne ich, mir auch nicht. Wir können froh sein, dass wir uns keinen Weihnachtsbaum gekauft haben, wenn wir einen hätten, würden die Nadeln abgefallen sein, bis wir wieder da sind."

Mac und Jen kicherten.

„Wissen Sie was, Jen, wir werden uns trotz der Ermittlungen eine schöne Zeit machen. Zumindest so weit wie möglich. Und nun glaube ich, wir sollten uns langsam sputen, sonst wird es zu knapp."

Mittlerweile war Tiner aus der Lichterkette entheddert und gab Coates eine Mitteilung weiter:

„Die Techniker waren da – wir werden in ca 40 Minuten wieder Strom haben, irgendwas war mit Leitung überbrücken und Sicherung."

„Danke, Tiner, bitte sagen Sie es dem Commander weiter, der wartet schon auf Licht. Achja – und schöne Weihnachten."

Da Tiner etwas ungläubig schaute, schickte Jen auch gleich die Erklärung hinterher inklusive einen Vortrag über alle noch nicht erledigten Arbeiten. Nachdem Sie sich dann von Harm verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Weg nach Hause um zu packen. Harm gab

Bei Mac dauerte es noch ein wenig bis sie ihre Akten sortiert und ihr Büro aufgeräumt hatte. Dann machte sie sich mit einem Aktenberg auf den Weg zu Harm. Naja, wenn ich schon keine Weihnachten habe, soll er auch keine haben, dachte sie bei sich. Vorsichtig begab sie sich mit ihrem ca einem Meter hohen Aktenstapel durchs Bullpen.

In dem Moment, wo sie Harms Büro betrat, gingen die Lichter wieder an.

„Hallo Mac, wie hast du das gemacht?" fragte er sie mit einem breiten Grinsen.

„Was?"

„Na das mit dem Licht eben. Du kommst rein und alles strahlt."

„Das sind meine übersinnlichen Fähigkeiten. War ganz einfach. Aber Scherz beiseite, hier sind die Akten, die nur noch einmal gegengelesen werden müssen und von dir zu unterzeichnen sind."

Sie lud einen Stapel in Höhe von 55 cm bei ihm ab.

„Oh mein Gott, Mac, dafür brauche ich ja Tage."

„Ja und ich bin wahrscheinlich genauso viele Tage weg. Da hast du wenigstens ein Erinnerungsstück von mir. Das sind die Akten, mit laufenden Verfahren, je nachdem findet noch die ein oder andere Anhörung bis Weihnachten oder gleich danach statt."

Ein weiterer Stapel in Höhe von geschätzten 50 cm befand sich nun auf einem Tisch.

„Danke Mac. Und wo sind die schönen Erinnerungen an dich?"

„Harm, bitte, fang nicht dieses Thema an. Ich bin grad nicht in der Lage, mich auch noch mit dir zu beschäftigen. Ich hab noch viele Dinge zu erledigen."

Er seufzte. „Mac, ich wünsche dir trotz allem ein frohes Weihnachtsfest. Ich wollte dir das hier persönlich übergeben, aber daraus wird wohl nichts. Bitte öffne es wirklich erst am 25., okay?"

„Ein Geschenk? Für mich?" Da die Neugier über ihren Stolz siegte nahm Mac das Geschenk entgegen. Es war ein kleines Päckchen mit professioneller Verpackung.

„Es ist nicht zu groß, um es in deine Tasche zu packen und mitzunehmen."

„Danke Harm."

„Gern geschehen. Und nun solltest du dich aus dem Staub machen, sonst wird es zu knapp."

„Aye Aye Sir!" Mac salutierte, überlegte aber noch immer, was Harm ihr da wohl geschenkt haben wird.

„Ach, und ich wünsch dir frohe Weihnachten." Mit diesen Worten machte sie sich auf den Weg.

„Mac, warte bitte." Sie blieb stehen. Harm kam hinter seinem Schreibtisch hervor und ging auf Mac zu.

„Was ist?" Mac war sichtlich unruhig.

„Nichts. Ich wollte dir nur noch sagen, pass bitte auf dich auf." Mit diesen Worten umarmte er Mac. Diese Umarmung dauerte jedoch nur wenige Sekunden. Bevor sie sich hatte fallen lassen können, war er schon wieder hinter seinem Schreibtisch und betätigte die Gegensprechanlage.

„Tiner, bitte schicken Sie Mattoni herein."

Mac drehte sich noch einmal zu Harm um und flüsterte leise „Das werde ich." Dann ging sie aus dem Zimmer. Sie war überrascht. Sie war verwirrt. Sie hatte sich mit ihm doch geeinigt, die zwischenmenschliche Beziehung nur noch auf Arbeitsebene zu führen. Und das war eindeutig gerade nicht der Fall gewesen – oder doch? Vielleicht war er gerade einfach nur der besorgte Vorgesetzte? Nein, ein Vorgesetzter würde sie niemals umarmen. Eher ein Freund. Aber Freunde waren sie schon lange nicht mehr.

Mac stapfte wütend durch das Bullpen in ihr Büro zurück und griff zum Telefonhörer.

„Hallo, hier ist Sarah MacKenzie. Kann ich bitte Chloe sprechen?"

„..."

„Hallo Chloe. Wie geht es dir?"

„..."

„Danke, auch gut. Es gibt eine schlechte Nachricht."

„..."

„Woher weißt du das? Ja. Ich muss weg. Ermittlungen."

„..."

„In Spanien. Ich wünsche dir trotzdem ein schönes Weihnachtsfest."

„..."

„Und wir holen das nach, ich werde sicherlich bald Urlaub bekommen, dann können wir es uns gemütlich machen."

„..."

„Gut Chloe, ich muss jetzt los, mein Flieger geht in 2,5 Stunden von Dulles, ich muss noch kurz nach Hause."

„..."

„Ja, ich melde mich bestimmt. In Europa gibt's auch Telefone." Mac lachte etwas.

„..."

„Bis dann, Chloe, ich hab dich auch lieb."

Mit einem Seufzer legte Mac den Hörer auf. Dann nahm sie ihre Sachen und machte sich auf den Weg.

Washington DC

Dulles Airport

1630 (EST)

„Na wenigstens hat man uns in der Businessclass bis Sevilla durchgebucht." meinte Mac zu Jen.

„Ma'am, ich bin noch nie Businessclass geflogen."

„Bitte, nennen Sie mich doch Mac. Wenn wir schon Weihnachten zusammen verbringen, sollte das ein Hauch familiär sein. Und Businessclass ist wohl das Mindeste, was man uns spendieren konnte." Mac blätterte wieder in ihrer Zeitschrift, während sie auf das Leuchtzeichen „Boarding" auf der Anzeigetafel wartete.

„Aye Aye Ma'am – äh Mac." Jen freute sich, dass sie mit dieser erfahrenen Anwältin und Ermittlerin Weihnachten verbringen durfte. Das war tausendmal besser als alleine vor dem Fernseher zu hocken und sich das achzigste Mal die Weihnachtsgeschichte anzusehen. In welcher Version auch immer. Und es war immer noch besser, als ihren Vater zu besuchen. Ihr Vater – Jen schloss kurz ihre Augen. Wie immer, wenn sie an ihn dachte. Er war Pfarrer und wollte, dass sie ein Leben lebte, für welches sie nicht geschaffen war. Sie war mit 15 rebellisch geworden und ausgezogen. Jetzt war zwar ihre Rebellenzeit beendet, sie war bei der Navy und ein besserer Mensch geworden, aber ihrem Vater war das egal. Er kannte sie nicht mehr. Er wollte sie nicht mehr kennen.

Jen war in Gedanken versunken bis Mac vor ihr stand. „Los, kommen Sie, Jennifer, Europa wartet auf uns."

Sie stiegen ins Flugzeug.

JAG

HQ, Büro des Admirals

1730 (EST)

Harm schüttelte den Kopf und fragte sich zum wiederholten Male, womit er solch einen Tag verdient hatte. Zuerst gingen ihm die Anwälte aus, dann der Strom und dann musste er – ja, was war sie – seine Freundin? Eine Freundin? Seine beste Kollegin? Seine ...? Missmutig haute er auf der Computertastatur herum. Nein, das war sie nicht. Sie war weg. Sie war im Flieger, für die nächsten 24 Stunden nicht erreichbar. Vielleicht konnte er die nächsten 24 Stunden dazu nutzen, um endlich herauszufinden, was sie für ihn ist?

JAG

HQ, Büro des Admirals

1800 (EST)

Bevor Harm jedoch seinen Gedanken weiter verfolgen konnte, brüllte Tiner durch die Gegensprechanlage: „Sir, der Admiral auf Leitung 1."

„Danke Tiner, aber warum schreien Sie so?"

„Sir, hier funktioniert was nicht mit der Technik, ich dachte, sie können mich nicht hören."

„Nein, Tiner, ich kann Sie sogar sehr gut hören. Mein nächster Befehl lautet: Schreien Sie heute nicht mehr."

„Aye Aye, Sir."

Harm schaute auf die Uhr. Es war das 5. Telefonat mit dem Admiral am heutigen Tage. Nun, das würde wohl das letzte sein. Er bemerkte, dass die Abstände zwischen den Telefonaten immer länger geworden waren. Und das war auch gut so.

Er nahm den Hörer und drückte auf die 1.

„Sir!"

„..."

„Ja, alles ist hier in Ordnung. Naja, fast alles, die Anwälte gehen uns aus. Ich musste Colonel MacKenzie und PO Coates nach Rota schicken."

„..."

„Nein Sir, genießen Sie ihre freien Tage."

„..."

„Aye Aye Sir, bis morgen."

Harm war erleichtert und machte sich daran, die laufenden Fälle von Mac durchzusehen. Es war schon fast Mitternacht, als Harm dann letztendlich das HQ verlassen konnte. Er war auf dem Laufenden und konnte somit bis zum nächsten Morgen ganz unbesorgt abschalten.

TBC