Einige von Euch kennen die folgende kurze Geschichte schon ;) dem Rest wünsche ich viel Spaß! Ich würde mich sehr über Reviews freuen!

Der Gast

Disclaimer: Alle bekannten Figuren gehören JKR.

1. Dobbys Botschaft

Ein dumpfer Knall hallte durch den langen dunklen Flur und die schwere Eichentür verriegelte sich hinter ihm - trennte ihn endlich von der Welt außerhalb seiner privaten Räume. Rasch und in wenigen Schritten durchquerte er das kleine Labor, welches an den benachbarten Klassenraum grenzte und betrat durch eine unscheinbare Tür seinen Wohnraum. Eine Handbewegung später hatte er mit Hilfe seines Zauberstabes ein Feuer im Kamin am anderen Ende des hohen Raumes entzündet. Ein warmes Licht erhellte nun das Zimmer. Keine Kollegen in der Nähe, die mit ihm am letzten Ferientag um den See bummeln, Butterbier trinken oder Stundenpläne durchgehen wollten. Kannten sie ihn denn immer noch nicht?

Professor Severus Snape, Lehrer für Zaubertränke in Hogwarts –Schule für Hexerei und Zauberei –, ließ sich langsam in einen der beiden großen Sessel vor dem Kamin sinken. Kaum hörbar holte er tief Luft, führte beide Hände an sein Gesicht und begann, rhythmisch seine Schläfen zu massieren. Langsam atmete er aus und schloss die Augen. – Endlich Ruhe!

Ein leises, kaum hörbares Geräusch ließ den Professor kurz darauf leicht zusammenschrecken. Obwohl er die Quelle dieses Geräusches genau kannte, schloss sich seine rechte Hand unweigerlich um den Zauberstab, den er gegen die Lehne des Sessels gestellt hatte. Ein Reflex, der ihm aus vielen unschönen Ereignissen seiner bewegten Vergangenheit geblieben war. Unwillig öffnete er die Augen und blickte missmutig auf den kleinen Hauself, der dabei war, eine dampfende Teekanne und die dazugehörige Tasse auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel abzustellen. Dobby wusste, dass Professor Snape weder Worte des Grußes noch Fragen nach seinem Befinden besonders schätzte. Daher beschränkte er sich auf ein höfliches Nicken und wartete kurz, ob sein Gegenüber noch einen Wunsch äußern würde. Snape hatte seinen Zauberstab inzwischen wieder in den Sessel zurückgelegt, er lehnte sich nun vor und bedeutete Dobby mit einer knappen Handbewegung, dass er zufrieden war. Nicht jeder hätte diese schroffe Geste als Ausdruck der Zufriedenheit oder gar Dankbarkeit gedeutet. Dobby jedoch kannte den Lehrer seit einigen Jahren; Unzufriedenheit und Undankbarkeit würden sich bei Professor Snape auf gänzlich andere Art und Weise darstellen.

Gerade hatte Dobby seine linke Hand erhoben und wollte mit einem Fingerschnippen ebenso leise verschwinden wie er gekommen war, als ihm etwas einfiel – etwas Unangenehmes, er hatte es auf seinem täglichen Weg in die Privaträume des Professors beinahe verdrängt. Üblicherweise servierte er nur den Tee und ging dann anderen Arbeiten nach. Professor Snape war, entgegen aller Gerüchte, niemand, der sich rund um die Uhr bedienen ließ. Durchaus nicht – da gab es andere Bewohner des alten Schlosses, die … Dobby verdrehte die Augen bei dem Gedanken an Madame Houchs gewaltige Sportschuh- und Besensammlung, die sie zweimal pro Woche gewissenhaft geputzt wissen wollte. Im selben Augenblick kam ihm auch Professor Trelawneys unbändige und häufig nächtliche Gier nach Gurkensandwich und Erdnussbuttertörtchen in den Sinn. Der Hauself seufzte. Von Professor Snape hatte man im Allgemeinen nichts dergleichen zu befürchten, man durfte ihn nur nicht – reizen oder gar stören.

Dobby seufzte unweigerlich erneut als ihm bewusst wurde, dass er genau das in wenigen Augenblicken tun müsste. Es half nichts. Da war diese Anweisung des Direktors, die er fast vergessen hätte zu überbringen. Plötzlich bemerkte Dobby, dass er argwöhnisch und mit hochgezogenen Augenbrauen gemustert wurde.

Der kleine Hauself räusperte sich leise, Snape verschränkte die Arme.

„Sir, Der Direktor wünscht, dass sie noch vor dem Nachmittagstee in sein Büro kommen", die Worte waren so schnell und genuschelt aus ihm herausgesprudelt, dass er schon befürchtete, sie wiederholen zu müssen. Doch dem war nicht so.

„Und warum servierst du meinen Tee und sprichst erst dann diese liebenswürdige Einladung aus?"

Snape spuckte die völlig nebensächliche Frage förmlich aus und bemerkte, wie Anspannung und Gereiztheit, die gerade von ihm abgefallen waren, wieder Besitz von ihm ergriffen.

Dobby hatte die Frage erwartet und stammelte: „Ich – hatte – es – vergessen, Sir",

Snape ließ ein gequältes Stöhnen verlauten. „Und warum, wenn ich fragen darf, ist dies nötig?"

Dobby war nun eindeutig verwirrt, er stockte kurz, wackelte unsicher mit den Ohren und versuchte dann eine Erklärung: „Nun – also, wie Hauselfen haben viel Arbeit – nicht das uns das etwas ausmacht – aber da kann man schon einmal etwas vergessen. – Es tut mir leid, Sir!" fügte er kleinlaut hinzu.

Snape verdrehte genervt die Augen, Das doch nicht!"– zischte er den verwirrten Hauself an. Er verspürte jedoch nicht das Bedürfnis, sich weiter mit dem eindeutig überaus simplen Gemüt dieses Dienstboten zu beschäftigen und begnügte sich mit einem vernichtenden Blick in dessen Richtung. Dobby hatte das Missverständnis inzwischen erkannt.

„Oh!" entfuhr es ihm deshalb augenblicklich, die großen Ohren färbten sich dunkelrot. „Sir, Ich habe keine Auskunft darüber, warum der Direktor sie zu sich … "

Soweit dies möglich war, wurde Snapes Blick noch vernichtender, seine Stimme noch feindseliger und vor Abneigung triefender, als er den Elf mit einer ungeduldigen Bewegung seines Armes und den Worten – „Herzlichen Dank für die Verkündigung!" aus dem Raum komplimentierte.

Dobby überlegte einen Moment, ob er den Tee wieder mitnehmen sollte, die Frage danach hätte die ohnehin kaum vorhandene Geduld des Professors sicher in jeder Beziehung überstrapaziert. Mit einem leisen Plopp verschwand der Hauself darum aus dem Raum und ließ den Tee und einen zum Zerreißen gespannten Snape dort zurück.



Für einen kurzen Augenblick überlegte Severus Snape, ob er sich der Anweisung des Direktors einfach widersetzten sollte. Dies war das letzte Wochenende vor Ende der großen Ferien, er hatte die vergangenen Tage damit zugebracht, das Klassenzimmer auf die Ankunft der Schüler vorzubereiten, die für den Unterricht benötigten Materialien zusammenzusammeln, etliche Phiolen mit akribischer Sorgfalt neu zu sortieren, den Lehrplan fertig zu stellen und den Zutatenschrank für die Zaubertränke aufzufüllen. Snape seufzte, er hatte sich das letzte schüler- und somit sorgenfreie Wochenende redlich verdient.

Eine tiefe Falte bildete sich auf seiner Stirn bei dem Gedanken an die Massen von gackernden, gurgelnden, schwätzenden Jugendlichen, die bald wieder durch die Gänge von Hogwarts lärmen würden. Vor allem der Gedanke an die neuen Erstklässler verhalf der Stirnfalte zu besonderer Tiefe. Niemand konnte behaupten, dass er sich in der Lehrerrolle wirklich wohl fühlte, für den Umgang mit Kindern war er wahrlich nicht geschaffen und er hatte sich auch keine große Mühe gegeben, an seinen pädagogischen Fähigkeiten zu arbeiten. Die Stellung an der Schule bot ihm jedoch auch eine Möglichkeit für viele private, oft gewagte Projekte, die kein staatliches Zaubertrank- oder gar ein Muggellabor je finanzieren würde. Auch seine Rolle im Kampf gegen den Dunklen Lord machte seine Anwesenheit hier noch immer notwendig – zudem war da noch Dumbledore, dem er, obwohl er es sich ungern eingestand, viel zu verdanken hatte.

Der letzte Gedanke veranlasste Snape dazu, sich mit einem Knurren aus dem Sessel zu erheben. Er griff nach dem Zauberstab, vergrub ihn tief im Inneren seines Umhanges und schritt zur Tür, die sich wenige Sekunden darauf donnernd hinter ihm schloss. Zielsicher nahm er den direkten Weg zum Büro des Direktors. Was konnte der alte Mann nur jetzt wieder wollen. Snape hoffte inständig, dass es sich nicht um einen zeitraubenden Auftrag außerhalb des Schlosses handeln würde. Vielleicht ein Problem im Orden oder etwa wieder eine Besprechung des Curriculums mir anschließender Feier unter Kollegen? Unweigerlich schüttelte es ihn bei dem Gedanken an einen verschwendeten Freitagnachmittag im Beisein seiner Kolleginnen und Kollegen, die sich mit Tee und kleinen albernen Törtchen schnatternderweise die Zeit vertreiben würden und keinen Versuch auslassen würden, ihn mit ihrer gekünstelten Höflichkeit aus der Fassung zu bringen. - Aber nein, den Lehrplan hatte sie bereits am letzten Wochenende abgestimmt.