Disclaimer: Alle HP Chars gehören der Rowling. Warum ich schon wieder was schreibe? Weiß ich nicht. Aber ich muss meine Nachtschicht nutzen. Der Text gehört Xotox und wenn ihr euch jetzt fragt: WTF, seit wann gibt's bei Xotox Text? Ja, da musste ich auch suchen. Aber es gibt ihn. Titel gehört ebenfalls Xotox. Das Ganze ist ab 16, spielt Anfang Band 6 und ist sehr düster.

..::~::..

In den zehn Morgen

Se Dice:
El tiempo cura todas las heridas.
pero las heridas son muy hondas.
Y las cicatrices no sanan...
solo destinen...

..::~::..

Harry hatte es sich angewöhnt, früh aufzustehen. Früh morgens war sogar das Land, um den Fuchsbau herum, ein wenig mehr in Ordnung, als der Rest der Welt. Jeden Morgen setzte Harry sich in der Früh auf die Veranda und sah hinaus auf die Felder. Es war angenehm, wenn es so ruhig war. Keine fragte ihn etwas, keiner sagte ihm etwas und vor allem wollte niemand etwas von ihm. Denn Momentan schien immer jemand da zu sein, der etwas von ihm wollte, oder zumindest erwartete. Und wenn es nur Ron oder Hermine waren. Immer wieder blickte er in die Scherbe seines Spiegels und fragte sich, was wohl wirklich geschehen war. Der Schleier, der Blick. All das war immer noch so präsent, als wäre es vor fünf Minuten geschehen.

Harry wusste selbst nicht recht, warum er sich so zurückzog, doch er wollte diese Gefühle um nichts in der Welt mit jemandem teilen. Vielleicht auch, weil er sich ein wenig dafür schämte. Traurig eigentlich. Man brauchte sich nicht dafür schämen, einen lieben Menschen verloren zu haben. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass man diese Tatsache besser nicht aussprach.

Jemand war appariert und er spitzte die Ohren. Wer kam denn so früh zum Fuchsbau? Kurz darauf hörte er auch eine heftig fluchende Frauenstimme. Das konnte nur Tonks sein. Korrekterweise: Nymphadora, aber die junge Aurorin bestand penibel darauf, dass man sie mit ihrem Nachnamen ansprach. Tonks huschte um die Ecke und klaubte Stroh aus ihrem Mantel und Haar, das gerade pechschwarz und lang war.

„Oh, guten Morgen", sagte sie überrascht und blieb stehen. Ihr Haar veränderte sich, es wurde kürzer und rot. Auch ihre Augen wurden nun grün, wie Harrys. „Ach, Mist." fluchte sie erneut los.

„Was denn?", fragte Harry verwundert.

„Ich hab's nicht mehr so richtig unter Kontrolle", sagte sie, mit einem Anflug von Röte auf den Wangen und deutete auf ihr Gesicht. Ihre Oberlippe schrumpfte gerade und Harry musste trotz seiner melancholischen Stimmung lächeln.

„Das macht nichts", murmelte er.

„Was machst du denn so früh hier?", wollte sie wissen.

„Ich habe nur einen ruhigen Ort gesucht." Er zuckte vage die Schultern. „Du weißt doch, wie es dort drinnen zugeht."

„Da hast du Recht. Obwohl ich gerne Geschwister gehabt hätte. Vielleicht nicht gerade so viele auf einmal." Sie lachte, doch Harry merkte, dass das kein unbekümmertes Lachen war. Sie wirkte blasser als früher und auch sonst schien etwas auf ihr zu liegen, was sie herunter zog, wie ein schweres Gewicht.

„Und du?", fragte er vorsichtig.

„Das darf ich dir leider nicht verraten. Es ist für den Orden, Harry", antwortete sie mit ehrlichem Bedauern.

Harry wollte nicht nachfragen. Man hatte ihm nie genug verraten und das hatte ihn überhaupt erst... nein. Er wollte das nicht schon wieder denken. Immer wieder spulte er diesen einen Gedanken in seinem Kopf durch. Hätte er doch mehr gewusst. Hätte man ihm doch mehr gesagt. Hätte, hätte, hätte...

„Ich weiß, dass das schwierig zu verstehen ist", murmelte Tonks traurig. „Ich hätte nicht anders als du reagiert. Darf ich mich setzen?"

Sie nahm auf der Veranda neben ihm Platz und schaute nachdenklich in die Ferne.

„Meinst du all das hat noch einen Sinn?", fragte Harry mit düsterer Stimme.

„Viele Dinge haben keinen Sinn, Harry. Oder sie scheinen keinen Sinn mehr zu haben. Tatsächlich gibt es aber immer einen Sinn, auch wenn man ihn nicht auf den ersten Blick sieht."

Warum sprach er jetzt doch mit ihr über seine Gefühle? Das hatte er die ganze Zeit erfolgreich vermieden, er war allen aus dem Weg gegangen, wenn es darum ging. Vielleicht, weil sie ihn nie danach fragte, überlegte er. Tonks Haare nahmen nun einen Blaustich an und wurden lockig, während ihre Nase ein kleines bisschen größer wurde.

„Das ist hübsch", lachte er. Das erste Lachen seit Wochen, wie ihm schien und es tat gut.

„Das war keine Absicht", knurrte sie und kniff die Augen zusammen.

Offenbar konzentrierte sie sich. Die Haare wurden wieder kürzer und bald hatte sie die mausgrauen Haare, mit denen Harry sie schon immer gekannt hatte.

„Besser, oder?"

Harry nickte.

„Es ist hübsch hier am Morgen. Man kann so weit über die Hügel sehen", sagte Tonks leise.

„Ich weiß nicht. Ich glaube dafür habe ich keinen Blick", gab Harry zu. Er schaute kaum weiter als bis zum Ende des Gartens. Eigentlich war es ihm egal, was jenseits der Hügel mit der Welt geschah.

„Das solltest du aber. Wolltest du nicht einmal Auror werden?"

Harry wunderte sich, dass sie sich daran überhaupt noch erinnerte.

„Stimmt", nickte er.

Tonks sah auf die Uhr. „Ich sollte eigentlich schon längst fort sein. Es tut mir leid, ich muss los." Als sie aufstand, warf ihr Haar grüne Locken und ihre Nase war klein und spitz. „Schon wieder", knurrte sie verärgert. „Ich muss mich wirklich besser zusammenreißen."

Mit einem Lächeln wandte sie sich zu Harry um. „Ich wünsche dir einen schönen Tag. Genieße die letzten Tage, bevor es in die Schule geht."

Harry schüttelte den Kopf. „Im Moment ist mir nicht nach genießen."

„Man kann alles genießen. Man muss nur wissen wie", sagte sie mit einem beinahe schon schelmischen Lächeln und hüpfte die Veranda hinunter.

„Mach's gut, Harry." Und mit einem Plopp war sie fort.

Harry blieb allein zurück und streckte seine Beine aus. Doch er kam nicht umhin, festzustellen, dass er sich tatsächlich ein wenig besser fühlte. Tonks seltsame Art schien alles ein wenig leichter zu machen, auch wenn sie selbst es nicht leichter hatte, als er selber. Dafür war er an diesem Morgen sehr dankbar und mit einem letzten Blick auf die grünen Hügel, nahe des Fuchsbaus, stand er auf und ging hinein.

Doch einmal drinnen, wünschte sich Harry beinahe, dass er draußen geblieben wäre. Die Blicke, die die Anderen ihm zuwarfen waren unerträglich. Dieses Wissende, obwohl sie rein gar nichts wussten, dieses Mitfühlende, obwohl er bezweifelte, dass sie tatsächlich mitfühlen konnten. An manchen Tagen bedauerte er, dass er nicht zum Grimmauldplace zurückgekehrt war.

„Harry, die Bücherlisten sollten heute ankommen", rief Mrs Weasley ihm gerade zu und Hermine und Ron stritten sich im Wohnzimmer über irgendetwas. Fred und George taten ebenfalls irgendetwas Lautstarkes und so hatte Harry das Gefühl, sein Kopf müsse gleich explodieren.

„Oh, das ist kein Problem, ich habe noch ein wenig Geld hier. Meinetwegen können wir dann sofort in die Winkelgasse aufbrechen", antwortete er leise.

Mrs Weasley nickte und widmete sich wieder dem Frühstück.

Was hatte Tonks gesagt? Manchmal war eine so große Familie auch etwas Wunderbares. Harry fragte sich, wie es wohl war, Teil einer Familie zu sein. Das Gefühl kannte er nicht. Er hatte es vollkommen vergessen. Ein Anflug davon war zurückgekehrt, als Sirius ihm gesagt hatte, er würde sein Pate sein, doch jetzt war es vergraben in einer Lawine von Gefühlen und Harry wollte es nicht mehr hervorholen. Nicht einmal bei den Weasleys.