Ich habe es ernsthaft versucht einen Oneshot zu schreiben. Aber scheinbar bin ich für diese Form der Erzählung nicht geschaffen. Und so wird dies zu meinem eigenen Leidwesen (ich wollte doch nur vier winzige Kurzgeschichten schreiben!) und zur Freude einiger anderer kein Oneshot, sondern eine Geschichte mit mehreren etwas kürzeren Kapiteln, die uns die Geschichte von Legolas und Haldir erzählen.
Diese Geschichte hält sich strikt an den Film. Entsprechende Filmzitate sind mit gekennzeichnet.
Und ihr meint dann kann es kein Happy End geben? Ah, abwarten ;)
Disclaimer: Ansonsten muss ich leider sagen: alles nicht meins, sondern Meister Tolkiens. Außer den paar Irrungen und Wirrungen des Herzens, die Meister Tolkien leider keine Zeit hatte uns ausführlicher darzustellen ;)
Dies hier ist nur der Prolog... Mal sehen ob ich Kapitel 1 heute auch noch schaffe!
Im Jahr 3019 des Dritten Zeitalters...
Haldir hob ohne Überraschung den Kopf, als sich ein vertrauter Elb in der Uniform eines Grenzwächters auf sein Flett schwang. Er hatte den Soldaten bereits aus einiger Entfernung kommen hören. Er seufzte schwer.
"Soldat, wie oft habe ich Euch gesagt, dass Ihr selbst innerhalb unserer Grenzen immer Vorsicht walten lassen sollt? Habe ich Euch beigebracht, dass dazu gehört, wie ein Ork durch das Unterholz zu trampeln, damit man Euch bis Mordor hören kann?"
Der blonde Elb senkte verlege den Kopf. "Nein, Hauptmann, verzeiht." Doch dann trat der Elb ein Stück näher und kein Gehorsam oder Ehrfurcht lag mehr in seinen Zügen. Ein schelmisches Lachen funkelte in den Augen des Untergebenen. Er schien darauf zu brennen, seinem Hauptmann die Neuigkeiten zu berichten.
"Sie sind da! Soeben haben sie die Grenzen Lothlóriens überschritten. Aber sie sind nur zu acht."
"Zu acht?" Haldir zog die Stirn in Falten. Hatte die Lady nicht von neun Gefährten gesprochen? Das war seltsam. Doch bevor er sich weiter Gedanken machen konnte, hatte der junge Soldat seinen lebhaften Bericht bereits fortgesetzt.
"Aragorn führt sie. Vier kleine Wesen sind bei ihnen, Halblinge möchte ich meinen. Ein Mensch und..." Der blonde Elbenmann machte eine kunstvolle, dramatische Pause. "... ein Zwerg."
"Ein Zwerg!?" Haldir war aufgesprungen und hatte automatisch an den Knauf seines Dolches gefasst, den er Tag und Nacht bei sich trug. "Kein naug hat je die Grenzen des Goldenen Waldes übetreten! Wie kann Aragorn es wagen, einen Zwerg hierher zu führen!" Dann hielt der Hauptmann der Garde inne. "Du sprachst von acht Reisenden. Das waren erst sieben."
Das Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers wurde breiter, fast spitzbübisch. "Ahja richtig, das hätte ich fast vergessen... Nun das wirst du selbst sehen müssen, Bruder. Es ist sozusagen eine Überraschung."
"Rúmil!" Verärgert kniff Haldir seine Augen zusammen.
Er hatte von seinen Brüdern verlangt ihn im Dienst genauso zu behandeln, wie die anderen ihren Hauptmann behandelten. Durch nichts wollte er sich das enge Verwandtschaftsverhältnis anmerken lassen. Niemand sollte behaupten können, dass der Hauptmann der Garde Lothlóriens seine Geschwister gegenüber seinen anderen Soldaten bevorzugte. Haldirs jüngster Bruder seufzte grinsend.
"Verzeiht. Ihr werdet es selbst sehen müssen... Hauptmann." Ein spöttelnder Unterton lag in seiner Stimme und Haldir zog die Augenbraue nach oben. Doch nun blieb keine Zeit, um seinem Bruder einen Vortrag darüber zu halten, wie er sich im Dienst zu verhalten hatte. Mit einer eleganten Bewegung fischte er seinen Bogen vom Boden und warf ihn gemeinsam mit seinem Köcher über die Schulter.
Zwei mühelose Sprünge auf schmale Äste später fand er sich auf dem Boden wieder und eilte lautlos zwischen den Mallornbäumen hindurch auf den Außenposten zu, von dem Rúmil soeben gekommen war.
Die beiden Grenzwächter erwarteten ihn bereits.
"Hauptmann." verbeugte sich der führende Wachhabende.
"Orophin." grüßte Haldir seinen anderen Bruder, der nicht die Aufsässigkeit Rúmils besaß, mit einer knappen Verbeugung seines Oberkörpers zurück.
'Ich habe Rúmil als Kind zu sehr verwöhnt.' dachte er sich und warf eben diesem jüngsten Bruder einen warnenden Blick zu. Rúmil hatte inzwischen ebenfalls das Wachflett erklommen und kommentierte die Förmlichkeit zwischen seinen Brüdern mit einem Augenrollen.
Das laute Knacken von Ästen unterbrach Haldirs Gedankengang und er hatte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens gelegt, bevor die anderen Elben überhaupt reagiert hatten. Haldir schloss die Augen und lauschte in den Wald hinein. Die Schritte der Ankömmlinge waren nicht zu überhören. Sieben verschiedene Personen nahm er wahr. Wo war die achte Person?
Einer der Gruppe unten am Boden des Waldes schnaufte laut.
"Naug." /Zwerg (abfällig)/ zischte Haldir leise und seine Soldaten nickten zustimmend.
So sehr sich der Hauptmann der Wache Lóriens auch bemühte, er konnte keine Schritte eines achten Eindringlings hören. Nur zwei Möglichkeiten kamen ihm dafür in den Sinn: Einer der Gefährten hatten sich von der Gruppe entfernt und war zurückgeblieben oder das achte Mitglied dieser seltsamen Truppe war ein Elb. Ein gut geschulter Elbenkrieger noch dazu, denn Haldir war dafür berüchtigt, selbst die lautlosen Schritte der besten Soldaten mühelos zu erkennen.
Mit einem Wink bedeutete er seinen Kriegern ihm still zu folgen. Leise stiegen sie vom Flett hinab und schlichen von Baumstamm zu Baumstamm dem überdeutlichen Stapfen des Zwerges entgegen.
Nach wenigen Atemzügen waren sie bis in Sichtweite der Gruppe gekommen und Haldir betrachtete den seltsamen Trupp eingehend, bis seine scharfen Augen entdeckten, was er suchte.
Eine hohe, schlanke Gestalt, ein wenig größer selbst als die beiden Menschen ging in ihrer Mitte. Der Gang war lautlos und angespannt, als könne jederzeit ein Angriff erfolgen, ganz so, wie Haldir selbst zu gehen pflegte. Ein Bogen und ein Köcher waren sorgfältig griffbereit über die Schulter gezogen, zwei lange Dolche steckten in ihrem Schaft auf dem Rücken des Kriegers. Die Haare leuchteten im schwachen Licht des Waldes trotz allem wie gesponnenes Gold und umrahmten ein Gesicht von ausgesuchter Schönheit, ein Gesicht, das Haldir unter tausenden wiedererkannt hätte.
"Legolas." hauchte er überrascht und Rúmil flüsterte ihm mit einem triumphalen Lächeln ins Ohr: "Ich sagte doch, es ist eine Überraschung, gwador." /Bruder/
Bevor Haldir etwas erwidern konnte, unterbrach ihn eine laute, raue Stimme aus den Reihen der Ankömmlinge.
"Bleibt in der Nähe junge Hobbits. Man sagt, dass eine große Zauberin in diesen Wäldern lebt, eine Elbenhexe von entsetzlicher Macht. Alle die sie erblicken erliegen ihrem Zauberbann und werden nie wieder gesehen."
Der hellblonde Hauptmann spürte, wie seine Soldaten hinter seinem Rücken bedeutungsvolle Blicke miteinander austauschten, als sie die Worte des bärtigen Primitivlings hörten. Auch Haldir zog seine Augenbraue missbilligend nach oben und legte einen Pfeil auf. Er fixierte den Zwerg mit stechendem Blick.
Aus seinen Augenwinkeln heraus sah er, dass auch Legolas die plötzliche Spannung in der Luft gespürt haben musste, denn seine Hand fuhr zum Bogen und zum Köcher. Noch bevor der Zwerg einmal geblinzelt hatte, lag ein Pfeil zum Abschuss bereit auf der Sehne des Bogens.
Der Grenzwächter nickte anerkennend und beschloss dem Treiben des Zwerges ein Ende zu setzen. Ein weiteres Kopfnicken ließ seine Soldaten lautlos nach vorne eilen, während er ein wenig zurück blieb.
"Immerhin ist hier ein Zwerg und den kann sie nicht so leicht umgarnen. Ich habe die Augen eines Habichts und die Ohren eines Fuchses."
Haldir seufzte und deutete mit der Spitze seines Pfeiles auf dem gespannten Bogen nach unten. Dies war das Zeichen für den Angriff und die anderen Elben reagierten sofort. Noch bevor der Zwerg aufgehört hatte zu sprechen zeigten mehrere Pfeilspitzen auf sein Gesicht.
Erschrocken hielt die Gruppe an, nur Legolas der diesen Vorfall erahnt zu haben schien, schien wenig überrascht. Seine Augen huschten hektisch von links nach rechts, um die Anzahl der Elbenkrieger um sie herum abzuschätzen. Haldir legte die Stirn irritiert in Falten. Wieso reagierte der Elbenprinz so nervös? Erwartete er tatsächlich, dass die Elben des Goldenen Waldes ihnen Schaden zufügen wollten?
Entschlossen trat Haldir mit gestrafften Schultern nach vorne. Und während er sprach ließ er den goldblonden Königssohn keinen Moment aus den Augen.
"Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im Dunkeln erschießen können."
Doch was sonst Belustigung über Haldirs arrogante Art in Legolas stets fröhlichem Wesen hervorgerufen hätte, wie der Hauptmann es schon so viele Male erlebt hatte, beließ die Augen stumpf und misstrauisch. Haldirs Irritation wuchs und sein Blick wurde fragend und bohrend, bis der junge Waldelb der Musterung nicht mehr standhalten konnte und seufzend seine Lider senkte.
Doch bevor Legolas die Augen schloss erkannte Haldir einen Schmerz und Zorn in den azurblauen Augen des Prinzen, der sein Herz voll Kummer anschwellen ließ. Der Hauptmann Lóriens kannte diesen Blick nur zu gut, denn es waren seine eigenen Augen gewesen, die ihn mit diesem Verlust und der kaum unterdrückten Wut jahrhundertelang aus seinem eigenen Spiegelbild entgegen gestarrt hatten, bis der damals gerade frisch ernannte Hauptmann auf einen Elbenjüngling getroffen war, der die Pein seiner Seele unerwartet gelindert hatte, nur um ihm neue Qualen aufzuerlegen.
