24. Dezember. Ich stand zusammen mit meinem Mann an Freds Grab.

Er fehlte mir noch immer. Es verging kein Tag, an dem ich ihn nicht vermisste. Und gerade jetzt an Weihnachten. Ich erinnerte mich an ein Weihnachten viele Jahre zuvor, als ich in einem langen Abendkleid mit ihm über die Tanzfläche gewirbelt war. Der Weihnachtsball schien mir jetzt so unwirklich. Dass er einmal da gewesen war und meine Liebe erwidert hatte… Alles schien unwirklich, unreal.

Und jetzt war er nur noch eine Erinnerung.

Eine Träne stahl sich aus meinem Auge und lief mir die Wange hinunter. Sie war heiß auf meiner kalten Haut. George sah zu mir herunter. Jeden Tag sah ich sein Gesicht, das so aussah wie Freds, mich jeden Tag an ihn erinnerte, aber einfach nicht Fred war.

Auch in seinem Gesicht konnte ich die nassen Spuren von Tränen entdecken, die ich auch auf meinem eigenen spürte.

Ich hatte George gern. Ich mochte ihn wirklich sehr. Vielleicht liebte ich ihn auch ein wenig. Aber ich würde ihn niemals so lieben, wie ich Fred geliebt hatte. Ich war mir sicher, dass ihm das nur allzu gut bewusst war. Und ich war mir bewusst, dass ich ihn nie vollkommen glücklich machen würde können. Nicht ohne Fred. Es war, als wäre ein Stück von George für immer weg. Ebenso wie ein Stück von mir, auch wenn George seinen Zwilling verloren hatte. Wir waren beide nicht mehr das, was wir mit Fred gewesen waren. Und wahrscheinlich war es genau das, was uns verband. Nicht Liebe, sondern einfach nur tiefstes Verständnis füreinander.

Er nahm meine Hand in seine und lächelte traurig. „George, ich…", begann ich heiser, doch er unterbrach mich leise.

„Ich weiß."

Und so standen wir da, schauten auf den weißen, leuchtenden Grabstein. Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.

Ich wusste, was einmal auf Georges Grabstein stehen würde: Missetat begangen.

Ich suchte in meiner Jackentasche nach einem Taschentuch und tupfte mir dann die Tränen weg.

Ich wünschte mir, er wäre hier. Wieso er? Wieso hatte es ihn treffen müssen, damals in Hogwarts?

Ich strich über meinen Bauch, der sich langsam zu einer Kugel wölbte. Zweiter Monat. Kurz lächelte ich.

George hatte die Geste bemerkt. „Fred", sagte er und verwirrt schaute ich auf.

„Wir nennen ihn Fred", meinte er.

„Wir wissen nicht, ob es ein Junge wird", erwiderte ich zweifelnd. Ich war etwas skeptisch, was den Namen anging.

„Angelina." Fest sah er mich an. „Du liebst ihn noch immer, oder?"

Ich atmete tief ein und aus. Dann schaute ich ihm in die Augen. „Ja", flüsterte ich.

Er senkte den Kopf. Aber ich sah das kleine Lächeln, das sich auf sein Gesicht gestohlen hatte. „Fred II."

Ich umarmte ihn. „Ja", sagte ich. „Ja, Fred II."

In diesem Moment, spürte ich mich Fred ganz nah. Als würde er neben mir stehen. Ihm würde der Name gefallen. Und irgendwie wusste ich, dass es ein Sohn werden würde. Und dass er werden würde wie Fred.

George vereint mit einem Fred. Ich lächelte, kniete mich hin und legte meine nackten Hände auf den Schnee, der auf dem Grab lag. „Ich liebe dich", flüsterte ich.