Alles ist dunkel. Die Farben, die Sirius früher umgaben, sind alle verschwunden. Das rote Feuer, der goldene Sternenglanz, das unschuldige, weiße Lachen. Alles dunkel. Keine Farben mehr. Das Haus, in dem sie leben, tut seinen Rest.
Remus lehnt mit verschränkten Armen am Türrahmen zum Dachboden. Er riecht den Alkohol, ein Geruch, den sein Gehirn in letzter Zeit sofort mit Sirius in Verbindung bringt. Früher waren es andere Gerüche die er mit Sirius in Verbindung gebracht hat, aber 12 Jahre können das Gehirn vergessen lassen. Es fühlt sich an, als wäre das ein anderes Leben gewesen und Remus weiß, dass es kein zurück in dieses Leben gibt. Er seufzt geht zu Sirius, der mit seinem Glas und einer Zigarette auf dem Boden sitzt und mit leerem Blick aus dem Fenster starrt. Er setzt sich zu ihm und schaut in den Himmel, so wie Sirius es tut.
„Der Alkohol macht dich melodramatisch", sagt er.
„Der Himmel ist schwarz!", sagt Sirius und schaut weiter durch das Fenster im Dachboden, sein einziger Blick in die Freiheit, die ihm so fehlt. Er lacht, was ihn wahnsinnig klingen lässt und nippt an seinem Whiskey. Alkohol macht die Welt nicht wieder bunt, aber wenigstens trübt er die klare Sicht auf die Dunkelheit.
„Moony?"
„Hm?"
„Warum ist der Himmel schwarz?"
„Der Himmel ist nicht schwarz. Du hast zuviel getrunken."
„Kann sein. Willst du auch 'nen Schluck?"
„Nein, lass mal. Es reicht, wenn einer von uns betrunken ist."
Sirius schnaubt und zieht an seiner Zigarette.
„Die Sonne geht unter, aber der Himmel ist dunkel. Warum ist er nicht rot? Sonnenuntergänge sind rot, das ist ein physikalisches Gesetz!"
„Eigentlich ist es eine optische Täuschung", sagt Remus sanft „Wir haben nur gelernt, hinter die Fassade zu blicken, deswegen lassen wir uns nicht mehr täuschen."
„Hm", macht Sirius und spült den Rest Whiskey in seinem Glas in einem großen Schluck runter. Er schlingt seinen Arm um Remus' Seite, vergräbt sein Gesicht in seiner Schulter und schluchzt. Remus spürt seinen schweren Atem in seinem Nacken und kämpft mit den Tränen in den Augen, von denen er nicht weiß, ob sie vom Zigarettenqualm kommen, der in seine Augen zieht oder von der Bitterkeit, die alles zu sein scheint, was noch von Sirius über ist.
„Wo sind all die Farben, Moony?", fragt er und seine Stimme klingt so brüchig, dass Remus das Gefühl hat, er könnte den Schmerz greifen. Er legt seine Hand leicht auf Sirius' Kopf.
„In Askaban vergraben", sagt er und streichelt dabei durch Sirius' lange Haare. „Mit all den anderen schönen Dingen."
„Können wir sie wieder holen?", fragt Sirius und gräbt seine Fingernägel in Remus' Teile. Einen kurzen Moment ist er dankbar, für diesen körperlichen Schmerz, der sein Herz ablenkt, aber als er die Augen schließt um die Tränen wegzublinzeln, sieht er Sirius wieder in all seinen Farben, mit allem was vergangen ist und er fühlt sich so hilflos, wie immer in Sirius' Gegenwart.
„Wir können es versuchen", sagt Remus und schluckt einen Kloß in seinem Hals runter.
„Klingt nach einem Marauderstreich", sagt Sirius und macht ein Geräusch, das sich ein bisschen wie ein Lachen anhört. Sirius hatte nie die Gelegenheit da raus zu wachsen.
„Perfekt", sagt Remus und legt seinen Kopf auf den von Sirius.
In seiner Welt sind Sonnenuntergänge schon lange nicht mehr rot und er weiß, dass sie schwarz bleiben, wenn sie es einmal sind. Man muss nur lernen, damit zu leben. Aber wahrscheinlich war Sirius nie der Typ dafür.
