Die Legenden der Ranger 2 – Tirk's Tag

Autorin: silverbullet27

Disclaimer: Nix meins außer ein paar OCs, sonst alles JMS, Warner, etc – und in diesem Fall auch Paramount, Harold Apter und Ronald D. Moore, die die Vorlage für die Handlung gegeben haben.

Genre: Abenteuer mit silverbullet-Humor – don't take anything too serious!

Rating: ab 12 Jahre

A/N zu dieser Story: Ich müsste mich selbst eigentlich als blöde betiteln, wenn ich bedenke, dass ich nun schon die dritte Fic zu den Rangers schreibe, wo bisher noch kaum jemand überhaupt Notiz von den ersten beiden genommen hat. Aber dann bin ich halt blöde, mir gefällt die Arbeit an diesen Charakteren. Und auch das „Episodenformat" als Fingerübung hat Einiges für sich. Nun aber zur Fic an sich: je länger ich über die Ranger nachdenke, desto mehr entwickeln sich die Figuren in meinem Kopf. Manche verfolgen mich bis in meine Träume hinein, Tirk zum Beispiel. Und ich mag Tirk. Sehr sogar. Er hat etwas Naives, Unschuldiges an sich, so wie Vir in der OS. Oder Data in TNG. Und so entstand auch die Idee zu dieser Fic: in Anlehnung an die TNG-Folge „Data's Tag" begleiten wir einfach mal Tirk durch ein (zugegebenermaßen sehr) ähnliches Geschehen.

A/N zur Schreibweise: Je nach Quelle werden verschiedene Ausdrücke und auch Namen anders geschrieben. Im Vorspann zum Film findet sich der Nachname von David mit zwei „L" geschrieben: Martell. Auf der offiziellen Web-Seite hingegen nur mit einem „L": Martel. Auch im B5-wiki finden sich beide Schreibweisen. Ich habe mich für die Version mit einem „L" entschieden, bis ich endlich die Schreibweise finde, die JMS selbst verwendet. Auch die Sprache der Kriegerkaste wird unterschiedlich geschrieben: Feek oder Vik (Minbari Federation Factbook). Ich verwende Feek als Bezeichnung. Das Siezen im Deutschen finde ich unheimlich anstrengend, im englischen Original werden alle nur mit „You" betitelt, zur „Ehrenbezeichnung" ein „Sir" oder „Mam" hintergequetscht. Bei mir duzt der Captain alle und wird von der Mannschaft gesiezt, sofern er nicht mit der ihn ansprechenden Person befreundet ist – oder es der Person an Respekt mangelt (Sikara aus Teil 1 zum Beispiel). Solltet Ihr weitere Fragen oder Anregungen haben, teilt sie mir mit! AutorInnen leben vom Feedback!

Prolog

Und wieder einmal zeigte sich, dass Tirk die Menschen wohl nie ganz verstehen würde. Und die Minbari schon gar nicht. Die Menschen an Bord der ‚Liandra' regten sich auf, wenn sie „nur" auf Patrouille waren, weil ihnen das zu langweilig erschien. Und nun regten sie sich auf, wenn sie zu einer geheimen Mission aufbrechen sollten, weil das zusätzliche Arbeit bereiten würde. Tirk hatte immer Arbeit. Und wenn er wirklich einmal alles erledigt haben sollte, scheuchte Na'Feel ihn herum. Ihm war es egal, ob sie auf einem Routineflug oder einem Sondereinsatz waren: seine Arbeit blieb immer gleich: schwer, viel, nie wirklich beendet.

Was die Minbari anging, nun, hinter ihren lächelnden Gesichtern konnte sich fast alles verbergen. Manchmal sogar ein echtes Lächeln. Tirk war nach den vielen Jahren unter Minbari sogar in der Lage, die Herkunft der meisten Minbari-Ranger zu bestimmen: denen aus der Kriegerkaste entgleisten öfter die Gesichtszüge. Sie besaßen weniger der stoischen Ruhe der Mitglieder der Religiösen Kaste. Oder der Schicksalsergebenheit der Arbeiterkaste. Andererseits waren die „geborenen Krieger" auch überheblicher, selbst wenn es ihnen nicht bewusst war. Tirk war das bewusst.

Überhaupt war ihm viel mehr bewusst, als ihm irgendjemand an Bord wohl zutraute. Aber er wäre nicht Tirk gewesen, wenn ihm das wirklich zu schaffen gemacht hätte. Unter den Drazi war er allein, unter den Rangern war er allein, an Bord der ‚Liandra' war er allein. Wenn er darüber nachdachte, zuckte er innerlich mit den Schultern und widmete sich wieder realeren Dingen: seiner Arbeit. Die verstand er. Und die Ergebnisse sprachen für sich.

An diesem frühen Morgen schleppte er Möbel für die neue „VIP"-Unterkunft durch die Gänge der ‚Liandra'. In ein paar Stunden würde Senatorin Teppel eintreffen, um zu einem geheimen Treffen mit Centauri-Unterhändlern gebracht zu werden. Niemand vom Kommandostab hatte Tirk das offiziell mitgeteilt, aber er war nun einmal nicht taub und schnappte Vieles auf. Eigentlich war ihm auch gar nicht wichtig, warum die ehemalige Offiziersunterkunft umgebaut werden musste, wichtiger war, rechtzeitig fertig zu werden. Und das würde er auch werden, wenn ihm diese aufgescheuchten Menschen nicht ständig im Weg stehen würden. Oder die Minbari, die sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließen. Oder zumindest so erschienen.

Er bahnte sich seinen Weg mit Entschuldigungen durch die Gänge und schleppte das verstellbare Bett für die Senatorin mit sich herum, ein Modell, das bald zur Standardausrüstung auf Rangerschiffen gehören sollte. Die menschlichen Ranger hatten schon immer Probleme gehabt, in Minbaribetten zu schlafen und so lang auf Entil'Zha Delenn eingeredet, bis diese entschied, dass alle Betten verstellbar sein sollten: anpassbar für Minbari, die einen 45-Grad-Winkel bevorzugten, und für Menschen, die lieber horizontal schliefen. Für Tirk hieß das nur noch mehr Arbeit, die auf ihn zukam.

Aber daran mangelte es ihm ja nie.

Kapitel 1

„… und dies ist Ihr Quartier für die Reise, Senatorin!" Die Stimme des Captains der ‚Liandra'.

„Wirklich? So klein hatte ich es mir nicht vorgestellt!" Eine Frauenstimme.

„Unser Platz ist begrenzt, Mam. Etwas Größeres können wir Ihnen leider nicht zur Verfügung stellen." David Martel's Stimme zitterte leicht vor unterdrückter Ungeduld. Normalerweise war es Tafeek's Aufgabe, sich um hohe Tiere aus Politik, Diplomatie und Wirtschaft zu kümmern. Tirk, noch immer mit der Justierung der Vibra-Dusche des VIP-Quartiers beschäftigt, fragte sich, wo wohl der Minbari steckte.

„Dann werde ich damit wohl Vorlieb nehmen müssen. Wo werde ich die Mahlzeiten einnehmen? Ich sehe hier keinen Tisch!" Wieder die Senatorin.

„Die Mannschaft isst gemeinsam in der Messe, Senatorin. Für Sie werden wir selbstverständlich die Mahlzeiten hier servieren, wenn Sie dies wünschen!" Aha. Tafeek war also doch dabei.

Der Drazi platzierte die Abdeckung in der Dusche, klemmte sich das Werkzeug unter den Arm, verließ das kleine Bad und trat in den Hauptraum der Unterkunft, wo er die naserümpfende Senatorin, einen scheinbar gleichmütigen Minbari und einen entsetzlich genervten Captain vorfand.

„Darf ich Ihnen Tirk vorstellen, unser einziges Mannschaftsmitglied aus dem Volk der Drazi?", fragte Martel und trat neben den Lageristen und Handwerker. „Er koordiniert den Umbau Ihres Quartiers, Mam. Und er wird Ihnen sicher gleich einen Esstisch und die passende Sitzgelegenheit dazu bringen."

Tirk war verwirrt. „Nein?"

„Wie – nein?", fragte der Captain irritiert.

„Wir haben keine zusätzlichen Tische und Stühle an Bord, Sir. Also kann ich auch nichts davon hierher bringen." Das sollte der Captain doch eigentlich wissen, oder?

„Dann wirst du eben etwas aus der Messe hierher bringen!", zischte der Mensch leise und lächelte breit, bevor er lauter sagte: „Nichts, was wir nicht regeln könnten, oder, Tirk?"

„Angesichts dieses… Provisoriums, in dem Sie mich unterzubringen gedenken, erwarte ich nichts Großartiges, Captain…", entgegnete die Senatorin gereizt und setzte sich auf den einzigen Sessel im Raum.

„Wir werden uns sofort um die Angelegenheit kümmern, Mam. Tafeek wird sich von nun an um Sie kümmern und Ihnen gern das restliche Schiff zeigen, wenn Sie es wünschen…" Martel schob den Drazi vor sich her, bis sie auf dem Gang waren und die Tür hinter ihnen zu glitt. „… was für eine nette Frau!"

„Ich finde sie nicht nett.", meinte Tirk.

„Tirk… sag so etwas nie laut! Niemals, hörst du? Und nun schraub einen Tisch und zwei Stühle aus der Messe ab und bring sie zu unserem Gast." Der Captain rieb sich die Schläfen. „Ich gehe auf die Brücke und werde nicht mehr von dort weichen, bis wir die Dame wieder los sind…"

Tirk zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg in die Messe. Eigentlich hatte er noch anderes zu erledigen, aber wenn der Captain sagte, er solle sich zuerst darum kümmern…

Als er mit einem kleinen Tisch (er hatte einen ausgewählt, der noch nicht so zerkratzt und abgenutzt aussah, wie die meisten in der Messe – schließlich dachte Tirk ja mit!) und seinem Werkzeugkoffer wieder vor dem Quartier der Senatorin ankam, öffnete sich die Tür und Tafeek trat mit zusammengepressten Lippen heraus, drängte sich an ihm wortlos vorbei und stapfte den Gang entlang. Es gehörte schon Einiges dazu, einen Minbari so zu reizen, dass er oder sie die Geduld verlor. Wie viel war wohl nötig, den bordeigenen Diplomaten in diesen Zustand zu versetzen? Andererseits, was ging es ihn an? Er sollte schließlich nur das Quartier der Senatorin mit einem Tisch und zwei Stühlen ausstatten. Und genau das würde er jetzt tun. Er betrat das Quartier durch die geöffnete Tür und stellte den Tisch ab. „Wo möchten sie ihn hin haben?"

Die Senatorin saß immer noch in dem Sessel, hatte aber mittlerweile einen Stapel Akten auf dem Beistelltischchen ausgebreitet und schaute angestrengt auf ihr Infopad, bevor sie den Kopf hob und eine fahrige Bewegung mit der Linken machte. „Irgendwo hin. Nicht in den Weg. Falls das in dieser Miniaturausgabe eines Quartiers überhaupt möglich ist."

Miniaturausgabe? Tirk teilte sich ein halb so großes Quartier mit Robert LeVar, einem menschlichen Ranger, was sollte er denn sagen? Er entschloss sich, am Besten nichts zu erwidern und blickte sich um: viel Platz gab es hier wirklich nicht mehr. „Reicht Ihnen auch ein Stuhl? Dann würde ich den Tisch dort aufstellen…", fragte er und deutete auf eine Nische.

„Als ich das letzte Mal in einen Spiegel blickte, war mein Hinterteil noch nicht so angeschwollen, dass ich es auf ZWEI Stühle verteilen müsste. Wenn sich das seither nicht geändert hat, genügt mir einer", erwiderte die Dame schnippisch, ohne den Blick von dem Infopad zu heben.

„Ich frage nur, weil Captain Martel befahl, zwei Stühle zu bringen."

„Dann befehle ich nun, dass ein Stuhl ausreicht."

Konnte sie das überhaupt? Ihm befehlen? David Martel war der Captain, der allen an Bord befehlen durfte. Und der hatte Tafeek beauftragt, sich um das Wohl der Senatorin zu kümmern. Bis auch dieser das Feld geräumt hatte. Wen sollte er nun fragen, was zu tun war? Am Besten, er schraubte erst einmal den Tisch fest, suchte danach einen Verantwortlichen und wenn dieser entschied, es solle noch ein zweiter Stuhl gebracht werden, dann würde er das tun. Jawohl. Das war ein guter Plan. Fand Tirk.

Schweigend machte er sich an die Arbeit, platzierte den Tisch vor der von ihm ausgewählten Nische, verankerte die Tischbeine und spürte bohrende Blicke in seinem Rücken. Doch jedes Mal, wenn er sich umdrehte und zur Senatorin hinüber blickte, starrte diese mit gelangweilter Miene auf ihr Infopad. Minuten später erhob er sich, klopfte sich etwas Staub von den Hosenbeinen und sagte: „Ich hole jetzt den Stuhl."

Keine Antwort. Ob sie ihn vielleicht nicht gehört hatte? „Ich sagte, ich hole jetzt den Stuhl."

Die Senatorin sagte immer noch nichts, hob jedoch missbilligend eine Augenbraue und machte mit der Linken eine scheuchende Geste. Wie unhöflich. Aber wenigstens hatte sie ihn registriert und ‚entlassen'. Tirk schüttelte leicht den Kopf und verließ das Quartier. Auf dem Gang traf er Luval. „Weißt du, wo Tafeek ist?"

„Nein", antwortete der Minbari und lächelte entschuldigend. „Warum suchst du ihn?"

„Wegen der Senatorin. Sie will nur einen Stuhl, nicht zwei."

Luval's Lächeln veränderte sich kaum merklich – Tirk aber bekam es mit. Natürlich klang das absurd, aber so war es nun einmal. Warum sollte er das denn nun noch genauer erklären? Er suchte Tafeek und mehr nicht. „Wo könnte er sein?"

„In seinem ‚Büro' vielleicht?" Der Minbari zuckte leicht mit den Schultern und hastete weiter.

Büro'. Sehr witzig. Tirk hatte nie verstanden, was die Menschen damit ausdrücken wollten, wenn sie meinten, ein Platz in der Messe sei ein ‚Büro'. Und genau dort saß Tafeek meistens, umgeben von stapelweise Dokumenten, Infopads und Teetassen. Auf größeren Schiffen hatten wirklich alle Offiziere so etwas wie ein Amtszimmer – an Bord der ‚Liandra' hatten sogar zwei Mannschaftsquartiere für den erst vor einigen Monaten ausgebauten Konferenzraum dran glauben müssen. Und für alle, die keinen festen Arbeitsplatz auf der Brücke, im Maschinenraum, der Krankenstation oder sonst besaßen, war die Messe das ‚Büro'. Nun ja. Er musste sowieso in die Messe. Vielleicht konnte er ja zwischendurch sogar noch eine Kleinigkeit essen? Sicher war noch etwas vom Frühstück über.

Tafeek war nicht in der Messe. Sogar sein üblicher Platz war aufgeräumt und zeugte davon, dass der Minbari sich heute hier noch nicht hatte blicken lassen, um zu arbeiten. Was auch immer er Arbeiten nannte. Tirk versuchte, möglichst wenig mit Papieren und Computerdatenbänken zu tun zu haben. Für ihn war das Zeitverschwendung. Alles, was er zum Arbeiten brauchte, musste er anfassen können. Richtig anfassen. So wie den Stuhl, den er nun abschraubte. Erst einmal nur einen. Dann würde er etwas essen und dann den Minbari über Bordcom versuchen zu erreichen. Wegen dem zweiten Stuhl. Gute Idee. Noch war etwas Weißbrot über. Wenn er sich beeilte, würde er noch etwas von dieser Köstlichkeit der Menschen abbekommen. Noch nie war ein Stuhl so derart schnell abgeschraubt.

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„Ich dachte schon, es kommt niemand mehr um die Arbeit zu vollenden.", fauchte die Senatorin, als Tirk endlich in ihrem Quartier auftauchte.

„Ich musste erst nachfragen wegen…"

„Das interessiert mich nicht! Ich weiß nicht, welches Zeitsystem hier verwendet wird, aber für mich ist bald Mittag! Und ich wünsche dann an diesem Tisch sitzen zu können! Auf einem Stuhl!"

„Sicher, Mam." Tirk schluckte. Erst hatte er ewig gebraucht, den Politoffizier ausfindig zu machen, der ihn an den Captain verwiesen hatte, der ihn wieder zurück an Tafeek verwies und schließlich die Antwort erhalten, er, Tirk, solle alles tun, was die Senatorin von ihm wünsche. Es war, als wollte niemand etwas mit der Dame zu schaffen haben. Und er wusste auch, warum. Wortlos schraubte er den Stuhl fest und als er damit fertig war, suchte er sein Werkzeug zusammen. „Kann ich noch etwas für Sie tun, Frau Senatorin?"

„Mir das Mittagessen bringen. Ich nehme gedünsteten Weißfisch, dazu etwas Salat und Wasser."

„Weißfisch?"

„Gedünsteten Weißfisch. Dazu Salat und Wasser!"

Tirk bezweifelte, dass heute Fisch auf der Speisekarte stand. Oder überhaupt an Bord war. Es gab meist gar keine tierischen Speisen bei den Anla'Shok. Höchstens Temshwee-Eier. „Ich werde Ihnen etwas zu Mittag bringen." Innerlich bereitete der Drazi sich schon darauf vor, von der schnippischen Senatorin in der Luft zerfetzt zu werden, wenn er keinen Fisch auftreiben können würde. Aber wenn sie ihn danach aus ihren Diensten entlassen würde, könnte er sich endlich wieder seiner eigentlichen Arbeit zuwenden.

Fünfzehn Minuten später stand fest, dass es keinen Fisch für den hohen Gast geben würde. Nicht einmal Eier. Dafür eine relativ große Auswahl an Getreideprodukten, Obst und Flarn. Es gab immer Flarn. Grün und wohlschmeckend. Jeden Tag. Na'Feel und die Menschen maulten meist beim Anblick der Nationalspeise der Minbari, nicht aber Tirk. Er liebte Flarn. Und die lustigen Geräusche, die dann sein Magen nach dem Essen machte. Ob der Magen der Senatorin auch Geräusche machen würde? Besser, er fragte nicht. Er würde ihr nur einfach das Essen bringen und gehen.

A/N: TNG: T'Pel. Rangers: Teppel. Alles klar?