Legal Disclaimer: Die Charaktere der Serie Xena: Warrior Princess sind geistiges Eigentum von Universal/MCA und Renaissance Pictures.

Die Charaktere der Serie Star Trek Voyager gehören Paramount Pictures. Diese Geschichte beabsichtigt in beiden Fällen keine Urheberrechtsverletzung.


"... Es sieht aus wie ein Wurmloch, Captain."

"Harry?"

"Negativ, Captain. Es hat nicht die entsprechende Dichte. Es ist..." Fähnrich Kim hielt inne und starrte auf die Anzeigen auf seiner Konsole. Er konnte nicht glauben, was sie ihm anzeigte.

"Fähnrich Kim!"

Captain Janeway ging zu dem jungen Mann und schaute ihm über die Schulter.

"Es ist eine temporale Anomalie, Captain, und sie bewegt sich auf uns zu."

"Das ist... Tom bringen sie uns in eine sichere Entfernung von diesem... Was immer es ist."

"Ay, Captain." Der blonde junge Mann drückte ein paar Knöpfe, doch das Schiff bewegte sich nicht von der Anomalie weg, sondern darauf zu.

"Mr. Paris?"

"Ich versuche es, Captain, aber es scheint, dass wir von diesem Ding angezogen werden."

"Schilde hoch! Roter Alarm! Wieviel Zeit, Mr. Paris?"

"Ein paar Minuten."

Sie sahen zu, wie das "Ding" sich weiter auf sie zubewegte.

"Hat jemand eine Idee. Das wäre der richtige Zeitpunkt dafür."

Plötzlich sahen alle zu Seven hinüber, die bisher noch nichts dazu gesagt hatte. Doch selbst die Borg schien diesmal ratlos.

"Maschinenraum, Bericht."

"Captain, wenn wir den Warp-Kern nicht abschalten, könnte es zu einem Bruch kommen.", meldete die Chefingenieurin B`Elanna Torres.

"Schalten sie ihn ab."

Das Schiff fing gefährlich an zu wackeln.

"Schilde auf 78%, Captain." Das kam von Tuvok, der sich mit angespanntem Gesicht an seiner Konsole festhielt.

"Mr. Paris, vollen Impuls. Fliegen sie in das Ding rein."

"Aber Kathryn..", wollte ihr erster Offizier widersprechen, doch Tuvok unterbrach ihn:

"Schilde auf 52%, weiter sinkend."

"Mr. Paris."

"Ay, Captain."


"Captain, kommen sie zu sich."

Kathryn Janeway öffnete die Augen und sah in die des Doctors.

"Doctor, was ist passiert?"

Der Captain richtete sich auf und sah sich um. Alle Betten auf der Krankenstation waren belegt mit gerade erwachenden Führungsoffizieren.

"Die Lebenserhaltungssysteme wurden beim Eintritt in die temporale Anomalie überlastet. Sie sind ohnmächtig geworden."

"Maschinenraum, Bericht."

"Die Kommunikation ist ebenfalls ausgefallen."

Captain Janeway sah nicht glücklich aus über diese Nachricht. Sie ging zu ihrem ersten Offizier, der gerade erst das Bewusstsein wiedererlangte.

"Chakotay, geht es wieder?"

Der große dunkelhaarige Mann sah sich noch etwas verwirrt um, nickte dann aber.

"Dann kommen sie. Sehen wir uns mal an, wo wir gelandet sind. Seven, Tuvok, sie kommen mit uns ins Astrolabor. Mr. Paris, sie und Mr. Kim machen sich bitte auf den Weg in den Maschinenraum. Ich möchte wissen, wann der Warp-Kern wieder funktionstüchtig ist."

Alle machten sich auf den Weg, ihre Aufgabe zu erledigen.

Im Astrolabor machte sich Seven sofort daran, zu bestimmen, wo die Voyager sich nun befand. Ihre Ermittlungen erbrachten folgendes:

"Wie es scheint, sind wir im Alpha-Quadranten, Captain." Die Euphorie, die das bei ihren Kollegen auslöste, entlockte Seven nur eine hochgezogene Augenbraue.

"Der nächstgelegene Planet ist... ", sie hielt inne und sah den Captain an. "..die Erde."

Während Janeway und Chakotay sich nun in den Armen lagen, sahen Seven und Tuvok einander etwas beklemmt an. Menschliche Sentimentalitäten waren beiden fremd.

"Captain, ich schlage einen direkten Kurs auf die Erde vor, sobald die Primärsysteme wieder arbeiten."

"Genau das werden wir tun, Seven." Sie machte sich auf den Weg in den Maschinenraum. Dort traf sie auf B`Elanna.

"Wann werden wir wieder auf Impulsgeschwindigkeit gehen können."

"Wenn sie wollen sofort. Die Primärsysteme arbeiten schon fast alle wieder. Ich könnte allerdings Sevens Hilfe bei der Neukalibrierung einiger Feldgeneratoren brauchen, die einigen Schaden genommen haben." Sie sah in das überraschend gut gelaunte Gesicht ihres Captains.

"Wo sind wir gelandet, Captain?"

"Ich möchte dazu noch nichts sagen, bevor ich Harrys Bestätigung habe. Wenn er recht hatte und wir in eine temporale Anomalie geflogen sind, wäre die Frage nach dem Wann wahrscheinlich treffender."

B´Elanna nickte.

"Wann funktioniert die Kommunikation wieder?"

Die Ingenieurin machte sich an einem Schaltpult zu schaffen, drückte ein paar Knöpfe. "Jetzt."

"Gute Arbeit." Wieder machte sich Kathryn auf den Weg. Diesmal betrat sie den Turbo-Lift zur Brücke. Als sie allein in der kleinen Kabine stand, drückte sie ihren Kommunikator.

"Janeway an Brücke. Harry, wo sind wir."

"Captain, es ist definitiv der Alpha-Quadrant."

Janeway konnte deutlich die Freudenausbrüche ihrer Offiziere vernehmen, die sich bereits wieder auf der Brücke versammelt hatten.

Gleich darauf betrat sie diesen Ort ebenfalls.

"Ist es die Erde?"

"Ja, es ist die Erde." Harry strahlte übers ganze Gesicht, als er das sagte.

"Auf den Schirm."

Und dann sahen sie sie.

"Mir wird klar, warum er der blaue Planet genannt wird.", bemerkte Seven.

"Captain, etwas scheint mit den Anzeigen nicht zu stimmen, die ich bekomme. Die Bevölkerungszahl... Ich..."

Der Fähnrich drückte ein paar Tasten, doch die Ergebnisse waren nicht falsch.

Alle sahen zu dem verzweifelten Mann hinüber, lange Gesichter überall.

"Mr. Kim, können sie uns sagen, wann wir sind?", fragte Captain Janeway, die ihre Befürchtungen bestätigt sah.

Harry sah sie verwirrt an, dann drückte er wieder einige Knöpfe.

"Wenn die Daten der Bevölkerungszahl und der Besiedlung stimmen, dann haben wir Sternzeit..."

Ein paar weitere Knöpfe und ein ernsthaftes Gesicht:

"... etwa 500 vor Christus, M´am."

Kathryn ließ sich kraftlos in ihren Stuhl sinken. Für einen Moment war alles still.

"Wann kommen wir endlich mal zur richtigen Zeit hier an?"

Es war eine rhetorische Frage und niemand antwortete.


Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, sahen alle den Captain fragend an. Kathryn war sich nicht sicher, was sie tun wollte. Vor ihr lag ihr Heimatplanet, den sie in den letzten Jahren schmerzlich vermisst hatte, aber niemand, den sie liebte, würde dort unten auf sie warten. Es war die falsche Zeit, darüber zu jammern, außerdem erwachte Kathryns Wissenschaftsgeist und drängte sie zu Untersuchungen auf der ihr bekannt unbekannten Welt.

"Mr. Kim, was ist mit der temporalen Anomalie?"

"Sie ist stabil, Captain. Es scheint, als würde sie die Erde umrunden."

"Gut, dann werden wir vorerst hier bleiben. Ich möchte ein paar Untersuchungen machen."

Wieder war es Chakotay, der Bedenken äußerte:

"Haben sie sich das gut überlegt, Captain? Dies ist nicht das 24. Jahrhundert. Zu dieser Zeit gibt es auf der Erde eine Menge Kriege."

Captain Janeway strahlte ihren ersten Offizier an.

"Ich habe es mir nicht gründlich überlegt, Chakotay. Aber es ist schon viel zu lange her, dass ich nicht unter einer Holodeck-Sonne am Strand gelegen habe. Ich schlage einen Urlaub vor."

Alle starrten sie an.

"Das kann eine einmalige Erfahrung werden. Wir sollten uns zu kleinen Gruppen zusammenschließen und die Erde 500 vor Christus erkunden."

Immer noch schien niemand sehr angetan von der Idee des Captains.

"Das ist die Erde.", teilte sie ihnen mit. "Sie sieht anders aus, aber es ist immer noch die Erde und ich möchte ein paar Tage dort verbringen. Und ich möchte, dass sie mich begleiten, Seven."

Eine Nanosonde zog sich fragend nach oben.

"Ist das ein Befehl, Captain?"

"Nein, das ist eine Bitte."

Die Borg nickte.

"Wo kann ich sie absetzen, Captain?", fragte Tom Paris lächelnd.

"Darf ich Griechenland vorschlagen, Captain."

"Griechenland. Ich wusste gar nicht, dass sie sich für die alten Griechen interessieren, Seven?"

"Das tue ich nicht, aber ein Volk ist so gut wie das andere."

"Mr. Paris."

"Ay, Captain."

Und die Voyager näherte sich mit Impulsgeschwindigkeit den entsprechenden Koordinaten.


Während die Reparaturen an der Voyager stetig vorangingen, ließen sich der Captain und Seven Of Nine auf die Oberfläche beamen. Chakotay hatte darauf bestanden, dass die Voyager so lange in Kommunikator-Reichweite blieb, bis die Arbeiten beendet waren. Dann würde sie die Erde umkreisen und Teams würden über den ganzen Erdball verstreut werden, entweder um Urlaub zu machen oder zur Erforschung. Das hatte Kathryn allen selbst überlassen. Wenigstens hatte sich die anfängliche Abneigung gegen ihre Idee gelegt und sogar Tuvok zog einen Landgang in Betracht.

Kathryn und Seven standen in etwas ungewohnter Kleidung auf einer Straße nach Nirgendwo. So zumindest schien es Seven.

"Nicht viel los hier.", bemerkte Kathryn.

"In der Tat." Seven zweifelte ernsthaft daran, dass diese Mission sinnvoll war, doch der Holodoc hatte sie vor kurzem darauf hingewiesen, dass es nicht immer ratsam war, die Entscheidungen des Captains anzuzweifeln. Außerdem war es interessant, Captain Janeway bei ihren wissenschaftlichen Versuchen zu beobachten. Vieles davon kam Seven unendlich primitiv vor, aber der Captain gefiel sich anscheinend in der Rolle der Entdeckerin und Seven war jedes mal überrascht von ihrem Enthusiasmus. So auch dieses Mal. Kathryn hatte etwas entdeckt, was sie anscheinend sehr interessant fand. Sie krabbelte auf jeden Fall auf einer Wiese neben der Straße herum und roch an kleinen gelben Blumen.

"Das sind Gänseblumen, Captain. So etwas habe ich schon auf dem Holodeck gesehen."

"Gesehen schon, Seven, aber bestimmt nicht gerochen. Kommen sie."

Kathryn bedeutete Seven, sich zu ihr zu gesellen, statt dessen rupfte Seven einfach eine der Blumen aus der Erde und roch daran.

Sie verzog kein Gesicht und schmiss die Blume wieder zu Boden.

"Wir sollten vielleicht menschliche Gesellschaft suchen."

Kathryn stand auf und strich sich ein paar Grashalme von ihrem Rock.

"Auf geht's."

Sie folgten der Straße, die stetig an einem kleinen Bach entlangführte.

"Erinnern sie mich bitte daran, dass ich mit Mr. Kim über die hohe Kunst des Beamens spreche, sobald wir zurück sind."

Es war sehr warm geworden und sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, ohne auch nur einen Menschen gesehen zu haben. Kathryns Kleidung war nicht gerade dazu gemacht, damit stundenlang in der Sonne herumzuwandern. Seven dagegen verspürte keine Müdigkeit oder Hitze. Sie war auch nur in kurzes Leder gehüllt. Tom hatte gemeint, dass man Seven eine Amazone am ehesten abkaufen würde und so trug sie nicht nur das passende Lederoutfit, sondern auch Pfeil und Bogen. Kathryn fühlte sich mit einem Phaser in ihrer Rocktasche wesentlich sicherer, obwohl ihr ein größeres Kaliber lieber gewesen wäre, als der Fluss plötzlich eine Biegung machte, um an einem Wald vorbeizulaufen, durch den die Straße, inzwischen nicht mehr als ein Pfad, mitten hindurch führte.


Zur selben Zeit auf der anderen Seite des Waldes:

"Aber wir sind so nah dran, wir könnten einfach vorbeischauen und "Hallo" sagen und gleich wieder gehen."

"Wenn du deine Familie besuchen möchtest, Gabrielle, wieso gehst du dann nicht. Ich meine, ich könnte mich hier auf einen Baum setzen und auf dich warten, das wäre sicher angenehmer, als deinen Vater ewig sagen zu hören, dass ich schlecht für dich wäre."

Gabrielle schaute ihre Begleiterin erstaunt an.

"Wann hat er das gesagt?"

"Bisher jedes mal, wenn wir deine Familie besucht haben.", kam die unterkühlte Antwort.

"Dieser..."

"Er ist dein Vater. Sei froh, dass du einen hast."

Gabrielle seufzte.

"Du willst also auf keinen Fall mitkommen?"

Xena schüttelte den Kopf.

"Wie lange, meinst du, wird es dauern, bis die Sache mit diesem Dokrias erledigt ist."

"Dokrias hat zwar eine große Armee, aber zum Glück ist er nicht der hellste Stern am Firmament. Sicher nicht länger als..." Xena hob plötzlich den Kopf und lauschte. Sie hörte zwei Personen auf sie zukommen. Sie bedeutete Gabrielle sich hinter einem Baum zu verstecken. Sie selbst postierte sich hinter einem Baum auf der gegenüberliegenden Seite des Pfads.

"Sie wollen mir also erzählen, dass die Borg niemals irgendwelche Zärtlichkeiten austauschen. Was für ein einsames Leben."

"Wir sehen diese Annäherungen als ineffektiv, sie dienen..."

Jetzt hob sich ein blonder Schopf und lauschte angestrengt.

"Captain, wir sind nicht allein."

Kathryn griff sofort nach ihrem Phaser in ihrer Rocktasche, beließ ihn allerdings dort und schaute angestrengt in den Wald hinein. Sie konnte niemanden entdecken, allerdings neigte Seven nicht dazu, Fehler zu machen.

Plötzlich hallte der Wald von einem Kriegsschrei wider und etwas, oder jemand flog durch die Luft. Kathryn feuerte sofort, verfehlte die Gestalt allerdings und sah sich gleich darauf mit einer großen schwarzhaarigen Frau konfrontiert, die ihr ihr Schwert an die Kehle hielt.

Stille und drei Frauen, die einander angespannt beäugten.

Gabrielle kam aus ihrem Versteck hinter dem Baum hervor und sah sich die Situation an. Die kleinere der beiden Frauen sah nicht besonders gefährlich aus, allerdings hatte Gab gesehen, welche Power ihre Waffe hatte und auch die große Blonde hatte etwas ähnliches in der Hand, abgesehen von dem wirklich kunstvoll gearbeiteten Bogen, der über ihrer Schulter hing.

"Eine Amazone.", sagte Gabrielle zu Xena, die die Blonde musterte.

"Scheint nicht von hier zu sein, sonst hätte sie dich sicherlich schon erkannt."

Kathryn ließ in dem Moment ihren Phaser fallen.

"Wir ergeben uns. Seven, ihr Phaser." Seven hielt einen Moment inne, folgte dann aber dem Befehl ihres Captains. Der zweite Phaser fiel zu Boden und Xena deutete auf den Bogen.

"Den auch."

Die Borg sah zwar nicht, was für eine Bedrohung von dieser antiken Waffe ausgehen könnte, ließ ihn aber trotzdem fallen.

Xena ließ ihr Schwert sinken, Gabrielle nahm indessen vorsichtig die Waffen der Fremden auf. Nicht vorsichtig genug, denn gleich darauf fuhr so etwas wie ein Blitz aus der einen Waffe in einen Baum und ein Ast fiel gleich neben der Blonden auf die Erde.

"Gib das her.", Xena entriss Gabrielle die beiden Waffen und sah sie sich an, vorsichtig. Sie hatte so etwas noch nie gesehen.

"Was sind das für Waffen?"

"Phaser.", antwortete Seven ohne Zögern.

"Unsere Waffen sind ihren bei weitem überlegen. Ich schlage vor, dass sie sich ergeben."

Das entlockte Xena nur ein müdes Lächeln.

"Du scheinst zu vergessen, dass ich nun diese Wunderwaffen habe."

"Und sie scheinen zu vergessen, dass sie damit nicht umgehen können. Wenn sie Glück haben, verletzen sie sich nur selbst damit, wenn wir Pech haben, bringen sie uns alle damit um.", schaltete sich Kathryn ein.

Xena dachte darüber nach und legte die Phaser dann erst einmal auf den Waldboden.


Und dann standen sie da. Vier Frauen, alle intelligent, zwei davon auch äußerst mitteilsam, und wussten nicht, was sie als nächstes tun sollten. Gabrielle fand wie immer als erste ihre Stimme wieder. Schließlich war sie die Königin der Amazonen und somit war die Fremde ja wohl eine ihrer Untertanen.

"Woher kommst du?", wollte sie also von Seven wissen. Seven schaute nur verächtlich auf die kleine Blonde und sah dann ihren Captain an.

"Wir kommen von sehr weit her. Wir kommen aber in friedlicher Absicht. Ich bin Kathryn und das ist Seven."

"Ich bin Gab..."

"Leute, die in friedlicher Absicht kommen, tragen normalerweise keine Waffen.", unterbrach Xena Gabrielle mit fester Stimme. Gab hasste es, wenn Xena das tat. Die große Frau schien nicht oft was zu sagen zu haben, aber wenn dann hatte sie die Angewohnheit, Gab zu unterbrechen.

"Das ist eine Vorsichtsmaßnahme. Dort, wo wir herkommen, ist es Pflicht, eine Waffe zu tragen, wenn man sich von der Gruppe entfernt.", erklärte Kathryn diplomatisch.

Xena kniete sich nochmals zu den Waffen hinunter und sah sie sich kurz an, dann gab sie sie den Fremden zurück. Sie glaubte der Frau, die sich Kathryn nannte, wusste aber auch, dass sie einiges verschwieg. Die Frau hatte durchaus Würde, die andere war einfach nur arrogant. Beides war unter Amazonen nicht selten zu finden.

"Ich bin Xena, das ist Gabrielle." Xena pfiff und gleich darauf erschien Argo, die von Xena weggeschickt worden war, als sie die Fremden gehört hatte.

Gabrielle schaute Seven überlegen an, doch die attraktive Blondine beachtete sie nicht.

´Sie muss doch von mir gehört haben.`, dachte sie.

"Woher genau kommt ihr denn?", fragte sie Kathryn, die mitteilsamer zu sein schien, als die Blonde.

"Ich komme aus Amerika.", antwortete Kathryn wahrheitsgemäß.

Gabrielle sah Xena an, die jedoch auch nicht zu wissen schien, wo das liegen könnte.

"Wie gesagt, es ist sehr weit entfernt. Wir sind nach Griechenland gekommen, um Verwandte zu besuchen."

"Bei den Amazonen? Ich bin nämlich auch eine Amazone."

"Gabrielle ist die Königin der Amazonen.", sagte Xena. Damit hatte sie den überheblichen Ausdruck von Sevens Gesicht wischen wollen, ohne Erfolg.

"Ach wirklich." Seven schien eher gelangweilt.

"Wir sind keine Amazonen..."

"Aber sie trägt..."

"Ja, ich weiß. Sie musste sich Kleider leihen." Gabrielle sah Kathryn misstrauisch an. Die Amazonen verliehen nicht einfach so die Kleidung einer Waffenmeisterin und so ein Bogen würde sicher niemand freiwillig aus der Hand geben.


Xena machte sich daran, ein Lager aufzubauen. Ihre und Gabrielles Diskussion über den Besuch in Poteidaia musste vorerst warten. Xena hatte Hunger und war außerdem neugierig auf die Lügen, die die Fremden ihr noch auftischen würden. Das hieß, die Kathryn ihr noch auftischen würde, denn Seven schien weniger gesprächig. Die beiden waren schon ein seltsames Paar. Sie hatten nur einen Beutel dabei, in dem Xena etwas zu essen vermutete. Obwohl Seven größer war und auch kriegerischer aussah, schien sie Kathryns Untergebene zu sein. Allerdings konnte Xena sich das nicht erklären: Sie gaben zu, keine Amazonen zu sein, aber dennoch schien es eine Gesellschaftsstruktur zu geben. Das war wirklich seltsam. Xena kannte keine andere Gesellschaft, außer der der Amazonen, in denen eine Frau, einer anderen unterlegen sein konnte, es sei denn Kathryn war so etwas wie eine Königin und Seven vielleicht ihre Beschützerin.

мIch gehe runter zum Fluss und fange uns ein paar Fische. Gabrielle?"

Sie würde ihre Freundin sicher nicht allein mit diesen Fremden lassen

"Hm?" Gabrielle schaute ihre Freundin fragend an. Sie wollte sich lieber mit Kathryn unterhalten, aber sie sah schon, dass Xena keine Diskussion wünschte, also stand sie auf und schlenderte hinter der Kriegerprinzessin her.


"Sie haben uns angelogen." Gabrielle klang etwas empört.

"Ich weiß, aber ich glaube nicht, dass die beiden sehr gefährlich sind."

"Bei Kathryn glaube ich es auch nicht, aber hast du das Ding gesehen, das Seven im Gesicht hat?"

Xena nickte. "Etwas ähnliches hat sie auch auf ihrer Hand. Sieht aus, wie ein Art Rüstung, vielleicht ein Mechanismus für eine versteckte Waffe, so etwas haben manche Kriegsherrn. Allerdings verbergen sie es normalerweise geschickt."

Xena stieg in das angenehm kühle Wasser des Flusses. Gabrielle setzte sich ans Ufer und sah ihrer Freundin zu, wie sie ihre Hände erst leicht übers Wasser gleiten ließ und dann blitzschnell hineingriff und sie gleich darauf wieder hervorholte, einen großen Lachs zwischen ihren langen, kräftigen Fingern. Xena warf ihn neben Gab ins Gras und die Bardin gab dem zappelnden Fisch mit einem Schlag auf den Kopf den Rest.

"Was machen wir nach dem Essen?", wollte Gab als nächstes wissen.

"Wir müssen unbedingt nach Laclos. Ich glaube nicht, dass Dokrias mit seinem Angriff auf die Stadt wartet, bis wir endlich eintrudeln."

Gabrielle nickte.

"Willst du wirklich mit mir kommen? Du könntest deine Familie jetzt gleich besuchen und wir treffen uns dann später..."

"Nur, weil ich das Kämpfen aufgegeben habe, bedeutet das nicht, dass ich nicht mehr mit dir gehe, wenn Gefahr in Verzug ist, du kannst mich nicht jedes mal zu meiner Familie schicken. Ich konnte mich schließlich auch früher aus deinen Kämpfen heraushalten."

Xena sah angestrengt ins Wasser. Sie zog einen weiteren Fisch heraus. Ihr brannte etwas auf der Seele und das schon seit Gab in Indien ihren Stab weggeworfen und sich für die Gewaltlosigkeit entschieden hatte. Sie fand wie so oft aber nicht die richtigen Worte und sie wollte Gabrielle auf keinen Fall vor den Kopf stoßen.

"Xena?"

"Hm?"

"Meinst du nicht, dass es langsam genug ist?"

In ihre Gedanken vertieft, hatte Xena noch vier weitere Fische aus dem Strom gezogen, einen fünften warf Gabrielle gerade zurück ins Wasser.

Xena stieg aus dem Wasser und sie gingen zurück zum Lager.


"Was halten sie von den beiden, Seven?", fragte Kathryn die Borg, kaum dass Xena und Gabrielle außer Sichtweite waren.

"Xena ist eine gute Kämpferin, ich werde sie im Auge behalten, solange wie wir mit ihnen zu tun haben."

Kathryn nickte.

"Tun sie das. Ich werde sehen, was ich aus der Kleinen rausbekommen kann. Sie scheint recht gesprächig zu sein. Vielleicht kann sie mir etwas mehr über ihren Stamm erzählen."

"Glauben sie wirklich, dass sie die Königin der Amazonen ist?"

Seven setzte sich auf einen Stein und blickte zu der stelle, wo die beiden Frauen verschwunden waren.

"Haben sie Zweifel?", fragte ihre Vorgesetzte.

Seven sah den Captain wieder an.

"Ich habe gehört, dass die Amazonen ein sehr kriegerisches Volk waren, aber sie kommt mir nicht sehr kriegerisch vor."

"Vielleicht haben sich die Schreiber der Antike und die Historiker geirrt. Vielleicht haben wir es hier mit friedvollen Amazonen zu tun. Tatsächlich ist nicht viel über diesen Stamm bekannt. Erst Mitte des 21. Jahrhunderts konnte überhaupt bewiesen werden, dass es sie wirklich gab."

"Sie scheinen viel darüber zu wissen.", bemerkte Seven mit einem leichten Lächeln.

Kathryn lächelte zurück. Man sah Seven sehr selten lächeln und Kathryn genoss den Anblick.

"Ich habe mich viel mit der Geschichte der Frau in der Gesellschaft beschäftigt. Wie so vieles andere auch, war Geschichte lange Zeit eine Männerdomäne, Männer machten sie, Männer schrieben sie auf. Und selbst zu unserer aufgeklärten Zeit waren noch nicht alle alten Vorurteile beseitigt. Ich habe während meiner Sternenflottenzeit oft mit meinem etwas übertriebenen Feminismus angeeckt. Ich war eine richtige Emanze." Kathryn lachte bei der Erinnerung an ihre "wilden Jahre".

"Ich verstehe nicht, was an dem Wort komisch ist." Seven sah ihren Captain fragend an.

"An dem Wort nicht. Tatsächlich ist es ein mit Vorurteilen behaftetes Wort, aber die Erinnerung an damals..." Sie bekam einen verträumten Ausdruck und schwelgte etwas in ihrer Erinnerung. Seven konnte darin nicht viel Sinn erkennen. Sie ging neugierig zu Argo hinüber. Die Stute schien unruhig zu werden, als die Fremde sich näherte. Sie trippelte auf der Stelle, bereit wegzulaufen oder auszutreten. Seven blieb stehen und betrachtete das Pferd eine Weile. Sie hatte so etwas noch nie gesehen. In einem Holodeckprogramm vielleicht, aber die waren nicht so groß, nicht so lebendig. Sie machte einen Schritt auf Argo zu, Argo einen zurück. Dann machte sie selbst einen Schritt zurück und das Pferd machte wieder einen vor. So ging das ein paar Minuten. Kathryn schaute fasziniert zu. Seven war nicht oft unsicher, und auch dieser Anblick zauberte wieder eine Lächeln auf das Gesicht des Captains.