Denial
Disclaimer: Ich rühme mich mit dem geistigen Eigentum, aber der Rest gehört JK und Warner.
Kapitel 1
Hermine sah noch fast so aus wie damals. Ihr Haar war weniger buschig, die Nase etwas länger, das Gesicht ein bisschen schmaler. Aber ansonsten… Nach Rons Meinung hatte sie sich eh die meiste Zeit wie eine neurotische Erwachsene aufgeführt, das Äußere hatte sich dem Inneren nun noch mehr angepasst. Und hübsch ist sie auch immer noch, töne es ganz leise und unfreiwillig in Ronald Weasleys Kopf. Lavender tuschelte nahe dem Buffet mit Parvati, als wäre Parvati nicht eh Dauergast bei Lavender und ihm. Und immer nur am flüstern, als hätten sie wichtige Geheimnisse, die gerade er nicht hören dürfte.
Lavender und Ron hatten sich vor zwei Jahren wieder getroffen. Er erlitt gelegentlich noch Rückfälle, die Fluchnarben brachen auf, bluteten, da konnte er nichts machen. Lavender hatte nach der Schule ein Studium zur Heilerin aufgenommen, war damals noch ganz frisch in St. Mungos; Ron eines ihrer ersten Opfer. Es ist schon schlimm genug eine abgeschobene Freundin wieder zu treffen, aber es ist noch bedeutend schlimmer, wenn Molly Weasley bei solchen Begegnungen zugegen ist.
„Ach, ihr kennt euch, ihr zwei?" fragte Mrs. Weasley heiter. Sie war immer aufgesetzt fröhlich, wenn Ron mal wieder ins Krankenhaus musste, als wolle sie ihm dadurch die Angst nehmen.
„Ja, aus der Schule, Mum", nuschelte Ron verlegen. Er spielte schon mit den Gedanken, nach einem anderen Heiler zu verlangen. Von wegen mit mehr Routine.
Lavender, ganz so wie es schon immer ihre Art war, nahm den Gesprächsfaden auf. Ja, sie waren im selben Jahrgang, und was war Ron damals doch für einer, und kaum verändert und so… Während Lavender Ron mit unsicheren Handgriffen mehr schlecht als recht versorgte, plauderten sie weiter. Ron kam und wollte nicht zu Wort kommen. Bis das Thema Freundin aufkam.
„Na, er muss ja soviel arbeiten, er hat ja keine Zeit als Auror, immer nur im Einsatz, nicht, Ronni?" Mrs. Weasley sah nicht mal sein bestätigendes Nicken. „Nicht mal für die Mädchen hat er Zeit…"
Oh nein.
„Nicht? Na, so kann das doch nicht bleiben…" sagte Lavender in einem Ton, der Ironie heucheln sollte, aber über den wahrhaftigen Inhalt nicht hinwegtäuschte. Es war der Tag, von dem an Lavender und Ron wieder zusammen waren. Lavender betitelte ihn mittlerweile als „Jahrestag". Ron wusste, dass Jahrestage die Vorreiter von Hochzeitstagen waren und es gruselte ihn.
Zugeben, sie war nicht mehr so schlimm wie damals in der Schule. Sie war ruhiger geworden und auch der Hang zur Mystik wurde eigentlich nur noch von Parvati, mittlerweile angesehene, gelegentlich von Inneren Auge übermannte Wahrsagerin, aufrechterhalten. Nichtsdestotrotz hatte Ron einige Male erfolglos versucht, ihre Beziehung aufzulösen. Aber irgendwie schaffte er es nie seine Einwände geltend zu machen, sie begann zu heulen oder lenkte ihn mit Sex ab, wenn er auch nur anfing, Kritikpunkte ihrer Beziehung zu erläutern.
Im Februar hatte sie ihn dazu gebracht, zusammenzuziehen. Ron wünschte sich manchmal charakterstärker zu sein.
Er beobachtet Hermine, wartend sie würde ihn in der Menge entdecken und freudestrahlend begrüßen, vielleicht sogar umarmen. Ja, umarmen wäre schön. Ganz freundschaftlich natürlich. War da je mehr als Freundschaft?
Diese Frage klang selbst in Rons Kopf ironisch. Er versuchte sich mit dem Gedanken abzulenken, wie sinnlos es war, Ironie nicht laut auszusprechen. Aber schon hatte er Hermines wohlklingende Lehrerstimme im Kopf, die ihn darauf hinwies, dass es noch viel weniger Sinn machte, darüber nachzudenken. Sein Gedächtnis schlug, gegen jede Kritik aus Rons restlichem Gehirn taub, einen Bogen zu Rons letzter Umarmung mit Hermine. Harry hatte Voldemort besiegt. Ein Sieg, der mit vielen Opfern bezahlt wurde, wie es Ron wieder schlagartig klar wurde. Er, Harry, Hermine und viele andere wurden in St. Mungos verarztet. Gebrochenen Knochen, Schock über das Geschehene und tiefe magische Schnitte, die schlecht heilten. Ron hatte nach eigenen Angaben „geblutet wie ein Schwein", seine Mutter hatte viel geweint. Hermine war in dieser Zeit oft bei ihm gewesen und hatte seine Hand gehalten. Als es ihm und Harry besser ging, wollte sie zu ihren Eltern. Alle verstanden das. Auch Ron. Zum Abschied setzte sie sich an sein Bett und umarmte ihn. Sie sagten nichts und hielten sich nur eine Weile im Arm. Dann ging Hermine.
Ron sah sie später noch oft und sie redeten viel und machten Scherze und konnten miteinander schweigen, ohne dass es peinlich war. Aber es war nicht dasselbe. Nicht dasselbe, dass es zu ihrer Schulzeit gewesen war. Nicht dasselbe, seit Hermine weggegangen war. Und er hatte sie vermisst. Er tat es auch jetzt noch. Ein bisschen.
A/N: Um es mal mit den Sugababes zu halten: Push the button and let me know!
