Es war ein nebliger Oktoberabend

Es war ein nebliger Oktoberabend. Das Schloss Hogwarts thronte oben auf seinem Berg und nur hinter wenigen Fenstern brannten noch Lichter. Einige von diesen Fenstern gehörten zum Gryffindorturm. Und dies ist auch der Ort, an dem diese Geschichte beginnt.

„Irgendwie ist das doch echt unfair oder? Sogar die kriegt einen Freund und wir nicht?", grummelte Ginny und starrte missmutig zu Parvati.
„Sei nicht so unfair… schließlich ist dieser Freund Dein Bruder.", erwiderte ich und grinste. Aber irgendwie hatte sie ja Recht. Sogar die ständig kichernde Parvati hatte einen Freund (wenn es auch nur Ron war), von der andauernd heulenden und herum zickenden Cho (wie Harry mit der klar kam, war uns beiden sowieso ein Rätsel) ganz zu schweigen.
„Ich mein, wir sehen auch nicht schlechter aus als die…", sagte Ginny.
Ich lachte beim Gedanken an Parvati's ungeschminktes Gesicht, das ich im Mädchenbad gesehen hatte und lachte. „Nee", antwortete ich. „Und mehr Sexappeal als ein überlaufender Wassereimer haben wir auch."
Nun musste auch Ginny lachen. Wir schaukelten uns gegenseitig hoch und kicherten schließlich um die Wette, was den in trübselige Gedanken versunkenen Harry neben uns aus seiner Starre erwachen ließ. Er warf uns einen irritierten Blick zu.
Ginny streckte ihm keck die Zunge raus, aber er zuckte nur die Schultern und schaute mit roten Ohren wieder ins Feuer.

Die rothaarige Gryffindor strich sich lasziv die Haare aus dem Gesicht, drückte das Kreuz durch und schaute mich fragend an: „Warum haben wir zwei keine Freunde!?"
Ich ahmte sie nach, indem ich die Beine übereinander schlug und dabei absichtlich den Rock ein Stück hoch rutschen ließ. Ich schüttelte meinen Kopf, sodass die braunen Locken, die mein Gesicht umrahmt hatten, nach hinten geworfen wurden. Dann sah ich meiner Gegenüber in die Augen und sagte: „Ich habe keine Ahnung."

Darauf folgte erst einmal wieder ein Lachanfall. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten und uns wieder in die gemütlichen Sessel gekuschelt hatten, fuhr ich fort: „Ich schätze, es liegt einfach daran, dass wir zu sehr als Kumpel gesehen werden, denn als Freundin. Wir sind denen", ich nickte zu Dean und Seamus hinüber, die sich gerade eine Partie Zaubererschach lieferten und den Figuren des Gegners wüste Spitznamen gaben. „zu ähnlich und denen", ein Kopfnicken zu der kichernden Lavender Brown "zu unähnlich. Die Jungs sehen in uns keine Mädchen, geschweige denn Frauen."

„Hmmm…", machte Ginny, der meine Argumentation einleuchtete. „Dann müssen wir etwas dagegen tun! Irgendwie schaffen wir es schon, richtige Mädchen zu werden!"
Ich schaute sie irritiert an. Ich, Hermione Granger, die kichernd und giggelnd durch die Gänge trippelte!? Dann doch lieber Zaubererschach mit fiesen Beschimpfungen. Aber ok, ich wollte endlich einen Freund und vor allem endlich… na, ihr wisst schon. Schließlich war ich 16. Lavender hatte schon, Parvati auch und sogar die furchtbare Pansy erzählte jedem auf dem Mädchenklo, wie toll es mit Zabini gewesen war. Okay, Zabini wollte ich nun nicht gerade als Freund, aber jemand anderes vielleicht…

„Okay…", willigte ich ein. „Dann lass uns einen Pakt schließen: Zwei Wochen, um zum richtige Mädchen zu werden und sich einen Typen zu angeln."

Sobald ich es gesagt hatte, stockte mir der Atem. Ich war ja so was von dämlich. Wen sollte ich denn da nehmen!? Alle sahen in mir doch nur die streberhafte Granger.
Ginny jedoch schien wie von einem inneren Feuer beseelt und reichte mir die Hand, um unseren Pakt zu besiegeln. Ich schlug ein.

Und so nahm die Geschichte ihren Lauf…