# 1 – Personal Obsession

Er saß in einer dunklen Ecke der Bar und wusste, dass er auf diesem Platz von der Bühne aus nicht zu sehen war, wenn er sich nicht zu weit aufrichtete. Trotzdem war es ihm lieber, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen zu lassen. In Zeiten wie diesen war das klüger. Es herrschte Krieg, schon lange. Mit Dumbledores Tod vor etwas mehr als sechs Jahren war das Chaos ausgebrochen. Der Dunkle Lord hatte seine Macht und seinen Einfluss weiter ausgebaut. Trotzdem gab es Querulanten und Harry Potter wurde noch irgendwo da draußen vermutet, zusammen mit einer dezimierten Anzahl an Anhängern. Irgendwo im Untergrund. Nein, es waren keine sicheren Zeiten, egal auf welcher Seite man stand.


Das gedämmte Licht, das dem Laden bisher eine diffuse Atmosphäre verliehen hatte, erlosch, als er einen Schluck von seinem Feuerwhiskey nahm und er konnte nicht verhindern, dass sich ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht stahl, während seine Augen in Richtung Bühne wanderten. Viel zu oft war das seine einzige Freude am Tag. Er richtete sich gerade auf, spürte wie sein Herz heftig gegen seine Rippen pochte und seine Finger sich fester um das kühle Glas schlossen.

Das war ihr Zeichen, ihr Auftritt. Gebannt hefteten sich seine grauen Augen auf die Bühne, auf der außer vollkommener Dunkelheit nichts zu erkennen war.

Die ersten langsamen und schweren Takte der Musik, die aus dem Nichts zu kommen schienen, ertönten. Ein Spot leuchtete auf und konzentrierte sich nur auf sie. Nur sie.

Sie saß auf einem schlichten Holzstuhl, die Unterschenkel leicht übereinandergeschlagen und eine Stange hinter ihr. Die langen dunkelbraunen Haare fielen ihr glatt über das Gesicht. Sie trug nichts weiter als eine knappe Hotpants und ein Top, das kaum mehr als ein BH war. Es betonte ihre Brüste noch anstatt sie zu verdecken. Beides war von dunkelblauer Farbe, verziert mit glitzernden Steinchen.

Ihre Hände wanderten über ihre Oberschenkel zu ihren Knien, dort angekommen drückte sie diese langsam und sachte auseinander. Dabei hob sie bedächtig den Kopf, die langen Strähnen fielen zurück und gaben ihr Gesicht frei. Sie sah niemanden an. Das tat sie fast nie. Dafür wurde sie regelrecht angestarrt. Unzählige Männeraugen hafteten auf ihr, während sie sich erhob und im Rhythmus der Musik um das hölzerne Möbelstück herumging, es mit einer eingeübten Handbewegung an der Lehne zur Seite drehte und sich der Strange widmete.

Sie hatte die Hände darum gelegt. Nur ein paar Schritte auf den Fußballen und mit leichtem Anlauf schlang sie das rechte Bein um das Metall. Das andere folgte. Den Schwung ausnutzend, drehte sie sich einmal langsam um den Stab, zog sich dabei zusammen, machte sich klein als würde sie sich verstecken wollen, nur um ihren Körper wieder zur vollen Größe zu streckten und sich hinauf zu ziehen. Dann verließen ihre Hände die Stange. Lediglich ihre Beine hielten sie, während ihr Oberkörper langsam nach unten sank, so dass sie kopfüber bestimmt einen Meter über dem Boden hing.

Mit beiden Händen umfasste sie die Strebe erneut. Sie wirkte konzentriert, so als würde sie kaum etwas außer der verträumten Hintergrundmusik wahrnehmen. Er schluckte, als er meinte, ihr Blick würde ihn steifen, nur einen Moment. Vorsichtig löste sie ein Bein, dann einen Arm. Bedächtig, auf den wiegenden Rhythmus der Töne bedacht, streckte sie sich erneut, hob den Oberkörper so weit an, dass sie in die Waagerechte gelangte. Sie verharrte in dieser Haltung, präsentierte sich ihm, so dass er sie zwei Herzschläge lang einfach nur betrachten konnte. Es bestand keine Eile, es kam ihm vor, als hätten sie alle Zeit der Welt, solange die Musik lief. Alle anderen Zuschauer waren ausgeblendet. Schließlich suchte sie mit der zweiten Hand wieder Halt an der Stange, nur kurz. Schon glitten ihre Finger wieder von dem Metall ab, damit sie sich nach vorne kippen lassen konnte und den Schwung ausnutzend sich einmal kopfüber drehte, um in ihre ursprüngliche, aufrechte Position zu gelangen. Ihr langes dunkelbraunes Haar fiel ihr über die Schultern und mit einem leichten Schütteln vertrieb sie eine Strähne aus ihrem Gesicht. Die Stange mit beiden Händen umgreifend, streckte sie die Beine an dieser entlang aus, ging in eine Art Spagat.

Der blonde Zauberer schluckte schwer und befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. Er könnte ihr stundenlang zusehen. Ihre Bewegungen waren fließend und elegant, gingen geschmeidig ineinander über, wirkten geradezu mühelos. Nein, das was sie Abend für Abend auf der Bühne vorführte, das hatte nichts mit dem zu tun, was die anderen Mädchen machten. Das war kein stupides Rumgewackel mit dem Hintern vor der Stange. Sie tanzte und das sollte sie für ihn tun. Nur für ihn. Er biss sich hart auf die Unterlippe, während er beobachtete, wie sie ihren nur spärlich bedeckten Körper zur Musik bewegte. Er spürte das Ziehen in seinem Unterleib, wo sich seine Erregung staute.

Merlin, was würde er nur dafür geben, wenn sie sein wäre?

Sie sollte für ihn tanzen und sich nicht von all diesen widerlichen, zum Teil alten Säcken anglotzen lassen. Diese Idioten verstanden nicht, was sich da vor ihnen abspielte. Sie wussten nicht zu würdigen, was ihnen hier zu Teil wurde, aber er wusste es. Er beobachtete sie schon lange, sehr viel länger als ihm selbst lieb war, aber er kam nicht von ihr los. Allein sie zu betrachten ließ eine Leidenschaft durch seinen Körper jagen, die er so vorher nie gekannt hatte.

Er atmete ruhig und gleichmäßig tief, versuchte sich zu beruhigen, aber alles in ihm kribbelte. Er beobachtete sie dabei, wie sie ein Knie um die Stange schlang, sich mit elegantem Schwung darum drehte, so dass man sie wieder von allen Seiten begutachten konnte. Aber er konzentrierte sich nun auf ihr Gesicht. Ihren Körper hatte er bereits die vielen Male zuvor ausgiebig gemustert und war sich sicher, keinem dieser gaffenden Crétins war bisher das ovale Muttermal auf ihrem Schlüsselbein aufgefallen oder die feine weiße Narbe, die sich für ihn nur zu deutlich auf ihrer weichen Haut abzeichnete. Sie zog sich an der Hüfte entlang, verschwand fast vollständig unter dem Stoff ihres Slips. Nein, das alles hatte er schon längst registriert, aber ihr Gesicht, das zog ihn heute besonders an.

Sie war hübsch. Viel zu hübsch, um hier zu arbeiten. Sie war eine ganz andere Klasse als die restlichen Mädchen hier in der Bar. Für ihn war sie schon sehr lange die Schönste von allen – mit ihrem schmalen Gesicht und den leicht geschwungenen Lippen, die eine fast perfekte Reihe perlweißer Zähne entblößte. Er hatte bemerkt, dass der linke Eckzahn etwas zu weit vor stand. Aber das machte nichts. Das änderte nichts an ihren ebenmäßigen Zügen mit den hohen Wangenknochen und der geraden, kleinen Nase oder gar an ihren Augen. Sie waren hellbraun und auch wenn sie versuchte es zu verstecken – eine schon erschreckende Professionalität hatte sich hineingeschlichen – sah er doch immer wieder die Unsicherheit, die nur für Sekundenbruchteile darin aufblitzte.

Er trank den Rest des Alkohols aus, während die letzten Noten der musikalischen Untermalung ausklangen. Ihre Schenkel umklammerten die Stange und sie hing kopfüber mit ausgebreiteten Armen an ihr. Präsentierte sich. Ihr Atem ging schnell, er sah wie sich ihre Brust hob und senkte. Die Lider hielt sie geschlossen. Sie wirkte nicht so, als ob sie den Applaus hören würde, der losbrach. Er klatschte auch. Leise, verhalten, nur wenige Male.


Ihr Auftritt war vorbei, er würde zahlen und dann gehen. So wie immer. Geräuschvoll stellte er das Glas auf den Tresen und hob die Hand, um den Barmann zu sich zu rufen.

Die Beleuchtung normalisierte sich derweil wieder und noch bevor der Barkeeper bemerkt hatte, dass er die Rechnung zu begleichen gedachte, lenkte ein Tumult an der Bühne den Schwarzvermummten ab.

Ein beleibter, ganz offensichtlich ziemlich betrunkener Mann mit feistem Gesicht, nur noch spärlichem, dunklem Haar und verrutschtem Hemd hatte seine Hand nach der jungen Frau auf der Bühne ausgestreckt.

„Finger weg!", brüllte ihn ein Anderer an und zog seinen Zauberstab drohend hervor. Dieser hatte die langen, schwarzen Haare zum Zopf gebunden, wirkte drahtig und in diesem Moment sehr wütend. „Meine Mädchen sind nicht zum Anfassen da! Verstanden? Bringt ihn raus!"

Das war eine Lüge. Wenn man nur genug Galleonen auf den Tisch legte, dann gab er einem seine Mädchen auch mit in die privaten Hinterzimmer. Nicht sein Hauptgeschäft, aber ein guter Nebenverdienst. Er wusste, mit genug Gold – und daran sollte es nicht scheitern, schließlich war das Verlies seiner Familie mehr als gut gefüllt – würde er seinen privaten Tanz bekommen, aber das wollte er nicht. Nicht so. Sie sollte es auch wollen, sie sollte ihn wollen, sie sollte sein Mädchen sein! Aber das würde nicht geschehen. Es hatte nie Anzeichen dafür gegeben, dass sie irgendein Interesse daran hatte, ihn kennen zu lernen, in seiner Nähe zu sein.

Nachdem zwei grobschlächtige Kerle der Marke muskelbepackter Schrank ohne Hirn den Grabscher zwischen sich genommen hatten und ihn unter lautem Protest zur Tür brachten, redete der Schwarzhaarige auf die Tänzerin ein: „Alles okay, Leila?"

Leila. Ihre neue Identität. Sie war abgetaucht und er musste zugeben, als Tänzerin in einer verschlagenen Bar hätte er sie nie vermutet. Er kannte sie seit Jahren und hatte doch ein paar Besuche gebraucht, um zu begreifen, wer sie war. Sie hatte sich verändert, war kein Teenagermädchen mehr, war eine junge Frau. Sie schminkte sich, das Haar war länger und anders frisiert als zu Schulzeiten. Vom Outfit einmal ganz zu schweigen. Sie besaß eine erschreckende, aber überlebenswichtige Anpassungsfähigkeit. Nur extrem selten merkte er ihr an, wie zuwider ihr das Ganze war.

Sie war intelligent, das musste man ihr lassen. Im Prinzip tat sie nichts anderes, als sich offen zu verstecken. Leila. Er wusste, das war nicht ihr richtiger Name, denn er kannte ihn. Er kannte sie, aber das wusste sie vermutlich nicht einmal. Hatte sie noch nie gewusst.

Der junge Mann mit der Kapuze bezahlte und verließ die Bar.


Er trat hinaus in die vom Regen kühle Nachtluft. Der Himmel war bedeckt, weder Sterne noch der Mond waren zu sehen. Er schaute sich um. Es war immer besser sich umzusehen, vor allem wenn man aus einem recht einschlägigen Etablissement in einer Seitenstraße der Nokturngasse kam. Er wollte schon nach seinem Stab greifen um zu disapparieren, da entdeckte er den Kerl, der versucht hatte Leila anzufassen.

Wut kochte in ihm hoch. Wie konnte er es wagen, sie mit seinen dreckigen Fingern antatschen zu wollen? Wie konnte er nur?

Ein schneller Blick verriet ihm, dass sie allein waren. Nur er und der besoffene Widerling, der sich mit dem Arm an der Wand abstützte und vor sich hinmurmelte.

Er ging auf ihn zu und sprach ihn ruhig, aber bestimmt an: „Du wirst nie wieder versuchen sie anzufassen, verstanden?"

Irritiert blinzelten ihn ein Paar glasige, kleine Augen an.
„Was willst'n du?", lallte der Andere und stieß ihm gegen die Schulter. „Die Kleine wilsch doch nisch anders, wenn sie… da so danzt."

Kaum hatte er das ausgesprochen, wurde er unsanft am Kragen gepackt und gegen die kalte Backsteinwand des nächsten Gebäudes gedrückt. An seiner Kehle spürte er die Spitze eines Zauberstabs und quiekte auf wie ein widerliches Schwein. Mehr war er auch nicht.

„Du belästigst sie nie wieder!", zischte der Schwarzvermummte bedrohlich. „Ich versichere dir, ich bekomme raus, solltest du es doch tun und dann gnade dir Merlin."

„Wer bisch'n du, dass du glaubscht, dich so aufführen zu können, he?"

Schlechter Atem schlug ihm entgegen und er rümpfte angeekelt die Nase.

„Ich denke nicht, dass dich das etwas angeht", flüsterte er. „Ich will dich nie wieder auch nur in ihrer Nähe sehen. Haben wir uns verstanden?"

Damit ließ er den Dunkelhaarigen los und wischte sich angewidert die Hände am Umhang ab. Gerade als er sich zum Gehen wandte, schien sich der Betrunkene überlegt zu haben, dass er doch noch einen Streit anzetteln wollte und riss ihm unsanft die schwarze Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kam ein Schopf ungewöhnlich hellblonden Haares.

„Malfoy", keuchte der Dicke geschockt auf als er schlagartig erkannte, wen er da vor sich hatte.

Draco drehte sich um, fixierte ihn mit einem angeekelten und missbilligenden Blick und holte seinen Zauberstab wieder hervor. Der nonverbale Zauber schoss einen roten Lichtblitz aus der Spitze und traf seinen Gegner in die Brust. Dieser sackte bewusstlos zusammen und blieb verkrümmt auf dem kalten, nassen Pflaster der Gasse liegen. Draco scherte es nicht. Sollte er im Dreck versauern, das war ihm egal. Er trat nur noch einmal über ihn, um sein Gedächtnis zu verändern. Es war nicht gut, wenn jemand wusste, dass er hier her kam. Es ging niemanden etwas an wie er seine… Freizeit verbrachte.

Nachdem sich der Blonde den Mantel wieder vollkommen übergestreift hatte, verschwand er mit einem leisen Plop im Nichts.

Er wusste ganz genau, dass er morgen Abend wieder in der Bar sitzen und auf Leilas Auftritt warten würde.


Draco stand in seinem Zimmer vor dem Fenster und starrte hinaus auf das dunkle Anwesen. Er war vorhin erst heim gekommen. Die Nachttischlampe brannte und den schlichten aber teuren Mantel hatte er auf das große Himmelbett mit den smaragdgrünen Vorhängen geworfen. Er trug zu seinen abendlichen Ausflügen nicht die Todesserroben. Diese hob er sich für die Aufträge auf.

Er steckte die Zigarette zwischen die Lippen und zog daran. Inhalierte den Rauch und ließ ihn langsam wieder entweichen.

Es war abartig, was der Dunkle Lord aus seinem Zuhause gemacht hatte. Malfoy Manor diente immer noch als Hauptquartier, auch wenn seine Lordschaft selbst eher selten anwesend war. Er war ständig unterwegs, vollkommen besessen davon Potter endlich zu finden und zu töten. Aber das hieß nicht, dass der Landsitz wieder einzig und allein die Familie beherbergte. Nein, von seiner Position aus konnte der junge Mann einige schwarzvermummte Gestalten den Kiesweg vom Tor aus auf das Gebäude zukommen sehen.

Er drehte sich nicht um, als es an der Tür klopfte. Es gab nicht viele Möglichkeiten, denn den Anstand zu klopfen hatten leider nur sehr wenige momentane Bewohner des Hauses. Nach ein paar im Schweigen vergangenen Momenten öffnete sich der Durchgang schließlich und zwei Männer traten herein. Einer war nahezu die gealterte Ausgabe von Draco, der andere mit fettigem schwarzem Haar und Hakennase. Sein Vater und Snape. Nun wandte Draco sich doch um. Lucius schüttelte den Kopf.

„Deiner Mutter missfällt es, dass du rauchst", tadelte er. Nicht, weil es ihn stören würde, sondern um Narzissa Genüge zu tun.

Draco zuckte mit den Schultern und nahm einen erneuten Zug. Seiner Mutter gefiel einiges nicht. Dass er Zigaretten rauchte war wohl mit ihr geringstes Problem. Es überhaupt als Problem anzusehen schien ihr aber ein gewisses Gefühl von Normalität zu geben. Sie klammerte sich zwanghaft an solche Kleinigkeiten.

„Ich bin erwachsen", erwiderte er knapp und registrierte beiläufig, wie müde sein Vater aussah. Auch das war nichts Neues.

„Yaxley hat verlauten lassen, du seist nicht bei der Sache", bemerkte Snape mit eindringlicher Stimme. „Du weißt, dass der Lord sehr kritisch ist, was die Erfüllung der von ihm zugeteilten Aufgaben angeht."

Seine schwarzen Augen streiften Lucius. Draco blieb stumm. Eine ganze Weile schwiegen sie. Der junge Zauberer rauchte fertig, drückte den Stummel in einer Schale, die auf dem Fensterbrett stand, aus. Er ließ den Rauch aus seinen Lungen entweichen.

„Es ist eine Frau, oder?", hakte der ältere blonde Mann schlussendlich nach. Seine Stimme hatte diesen wissenden Klang. Den, wenn einem Vater etwas über sein Kind bekannt war, ohne dass es ihm davon erzählt hatte.

„Ich habe morgen einen Auftrag", wich Draco aus. „Ich habe nicht vor, zu versagen oder Ähnliches. Das könnt ihr Yaxley gerne ausrichten."

„Besser, du hältst deine Gedanken wirklich beisammen", bekräftigte Snape und musterte den Sohn seines alten Freundes. Damit schien es für ihn nichts mehr zu sagen zu geben. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er mit wehendem Umhang den Raum. Draco blieb am Fenster zurück. Er hörte Lucius' Schritte auf dem Dielenboden, spürte schließlich dessen Präsenz hinter sich. Diese strahlte schon lange nicht mehr so Ehrfurcht gebietend wie früher.

„Severus hat recht, Draco", begann er heiser. „Der Dunkle Lord verzeiht keine Fehler, vor allem uns nicht mehr."

Ruckartig drehte der Angesprochene den Kopf und schaute dem älteren Mann ins Gesicht. Lucius' Wangen waren eingefallen, graue Schatten lagen unter seinen Augen. Er sah erschöpft aus, gleichzeitig angespannt und ausgezehrt. Aber es gab keinen Ausweg aus der Lage, in die er sie damals gebracht hatte. Außer dem Tod, denn Aussteigen aus dem Kreis des Dunklen Lords war das eigens gefällte Exekutionsurteil.

„Deine Mutter macht sich Sorgen. Yaxley war wütend", fügte er hinzu.

„Mir ist bewusst, dass der Lord uns keine Fehltritte mehr verzeiht, aber der Großteil der in der Vergangenheit geschehenen… Missgeschicke habe nicht ich zu verantworten."

Die grauen Augen seines Vaters erstarrten und er schluckte sichtbar.

„Ich achte seit der Sache auf dem Astronomieturm darauf, seine Lordschaft nicht mehr zu verärgern. Seit sechs Jahren ist er zufrieden mit mir", ließ Draco ihn wissen.

„Unterschätze Yaxleys Einfluss nicht. Es ist nicht nur der Dunkle Lord, mit dem du dich gut stellen musst."

Mit einem Zucken der linken Augenbraue gab der Jüngere zu verstehen, dass er das registriert hatte. Das Problem bei Todessern war, dass sie einem in den Rücken fielen, wenn sie glaubten, es würde sie persönlich in der Gunst ihres Anführers aufsteigen lassen.

„Pass auf dich auf, Junge", brachte Lucius nach kurzem Zögern hervor. „Eine Frau kann es nicht wert sein, dass du deinen Kopf für sie riskierst."

Draco griff in seine Tasche, zog eine Schachtel hervor und zündete sich eine neue Zigarette an. Während er den Qualm tief einatmete nickte sein Vater knapp und schickte sich an das Zimmer zu verlassen. Der Jüngere ließ den Rauch durch den Mund entwichen.

„Doch, das ist sie und du solltest das wissen, Vater. Schließlich erträgst du all das hier nicht nur um deinetwillen. Es geht dir auch um Mutters Leben."

Lucius blieb stehen und gab zu: „Da hast du recht, aber es geht nicht nur um deine Mutter, sondern auch um dich."

Draco hörte die Tür ins Schloss fallen und war wieder allein. Die Gestalten draußen waren verschwunden. Die Ländereien lagen still und dunkel vor ihm.

Er würde sie wieder tanzen sehen. Morgen genauso wie er es heute getan hatte und all die Tage und Wochen, Monate davor.

Irgendwann würde sie nur für ihn tanzen. Ausschließlich für ihn.

Ein angenehmes Kribbeln fuhr bei dem Gedanken, wie sie allein für ihn ihren Körper im Rhythmus der Musik um die Stange winden würde, durch seine Lenden.

Bei Salazar, diese Frau war seine ganz persönliche Obsession.


Ihr Lieben,

ich habe mich hier mal an etwas anderem versucht. Sehr viel düsterer als das, was ich sonst so fabriziere.

Vielleicht gefällt es euch ja trotzdem. Mir hat das Schreiben auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht.

Übrigens würden mich ja eure Vermutungen interessieren, wer die Tänzerin wohl ist. Also immer raus damit und denk daran, manchmal sind die Dinge nicht so klar und einfach, wie sie vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mögen...