Wie jedes Jahr um diese Zeit war Yuki mit Shuichi in Urlaub gefahren. Er wusste nicht wieso er dies tat, aber wer ist nicht mal ein paar Tage mit seinem Geliebten allein in einem anderen Ort wo sie niemand stören konnte?
Yuki setzte sich aufrecht ins Bett. Shuichi schlief, berauscht von der letzten Nacht, immer noch. Kurz streifte sein Blick den Labtop, den er mitgenommen hatte, um noch mit seinem neusten Buch fertig zu werden. Wenn er an die letzte Nacht dachte, kam ihm die Vorstellung zu arbeiten dumm vor. Wer tauschte schon leidenschaftliche Küsse gegen Stress? Als er die Küche betrat bemerkte er nicht den Sturm, der draußen zu toben schien. „Wenn sogar die Sterne beben muss da oben etwas ganz und gar nicht in Ordnung sein." Ungläubig drehte sich Yuki zu einem zirka 10 Jahre alten Mädchen um. Sie sah aus dem Fenster und beachtete ihn nicht weiter. Der Romanautor starrte sie an. Die nächste Stadt war vier Kilometer entfernt und bei solch einem Sturm lagen mindestens viele Bäume auf der Straße! Wie hatte es dieses Mädchen dann zu seinem Haus geschafft? Und vorallem, wieso war sie in seinem Haus und nicht draußen? „Was is Yuki? Geht es dir nich gut?", Shuichi betratt die Küche und schaute seinen Geliebten besorgt an. Als er dessen Blick folgte staunte er nicht schlecht. Allerdings eher über das Gesicht des Mädchen, statt über ihr auftauchen. Sie war eindeutig Japanerin und die waren hier in England selten. Einige Augenblicke später hatten sich beide wieder erholt. Das Mädchen beachtete sie immer noch nicht. Es besaß nussbraune Haare, die mit zwei Schleifen links und rechts geschmückt waren. Sie trug ein seidendünnes Kleid, das ihr über die Knie reichte und von Spagettiträgern gehalten wurde.Die Augen strahlten eine gewisse Zuversicht aus, doch diese wurde durch Hoffnungslosigkeit und dem Wissen einer unendlichen Qual stark getrübt. Er hatte solche Gefühle früher auch in sich getragen, aber Shuichi hatte ihm wieder einen Lichtblick gezeigt. Natürlich hatte er sich nichts anmerken lassen.Nein. Er war ein verschlossenes Buch für alle gewesen die ihn und seine Vergangenheit nicht kannten, aber dieses Mädchen war ein offenes. Sie schien es nicht einmal zu interesieren in wessen Haus sie saß. Nur nach draußen starren und Trübsal blasen.
Er
wandte sich an Shuichi, der sich in Richtung Kühlschrank begeben
hatte, um den Frühstückstisch zu decken. Er tat so als ob er das
Mädchen nicht sehen würde, aber ihre Aufmerksamkeit galt immernoch
dem Garten. Nach einem kurzen Seitenblick auf meinen Geliebten half
ich diesem den Tisch zu decken. Shuichi aß im Gegensatz zu sonst
schon fast in Zeitlupe, wobei er einen imaginären Punkt an der Wand
fixierte. Ich brauchte erst mal 'ne Zigarette. Genüsslich sog ich
das Nikotin ein. Das tat nach diesem Schreck wirklich gut. Shuichi
konnte es nach zwei weiteren Minuten nicht mehr aushalten ruhig zu
sein und plapperte einfach drauf los. Über Hiro, dessen
Beziehungsstand mit Ayaka ließ er absichtlich aus, das Wetter, die
Musik, das Wetter, Ryuichi's neuste CD, das Wetter, seine neuste CD
und das Wetter. Anscheinend wollte er einen genervten Blick des
Mädchens ernten, um sie dann zu fragen wer sie überhaupt war.
Anstelle des Mädchens, sah ich ihn kalt an und bekomm seinerseits
ein: „Tut mir leid Yuki." Langsam ging mir dieses Versteckspiel
auf die Nerven. Wenn sie schon hier saß musste sie auch antworten,
sonst würde ich eben ein bisschen ungemütlich werden. Ohne Shuichi
eines weiteren kalten Blickes zu würdigen drückte ich meine
Zigarette aus und ging ich auf sie zu. Obwohl ich vor ihr stand
beachtete mich immer noch nicht!
Um rumgedruckse zu vermeiden, was
ich nicht ausstehen konnte, fragte ich sie direkt: Wer bist du ?"
