Autoren: Valinja und Fizban Pernegelf

Rating: PG-13

Genre: von allem ein wenig

Inhalt: Erestor holt zusammen mit den Zwillingen und Glorfindel seine Tochter und Arwen aus Lothlórien ab. Das ganze ist ein RP, das Valinja und ich zusammen geschrieben haben. Noch wissen wir nicht wie lang es wird…

Disclaimer: also, außer Aníril gehört uns niemand… alles Tolkiens… 

 

Die, die wir Lieben

Kapitel 1: Wiedersehen, Klatsch und Tratsch

„Als ich dich das erste Mal im Arm gehalten hatte, dachte ich, ich wäre der glücklichste Mann auf Erden. Du warst einfach nur bezaubernd, wunderschön und das größte Geschenk, was mir deine Mutter machen konnte. Die darauf folgenden Jahre zählen wohl zu den besten in meinem gesamten Leben. Anfangs wurdest du es nie Leid zu lächeln, du warst unser Sonnenschein. Doch dieses Lächeln trübte sich, als deine Mutter gen Westen segelte, damals warst du schon so alt, dass du es nicht einmal mehr erheiternd fandest, so lange an meinen Haaren zu ziehen bis ich kurz davor war, die Geduld zu verlieren.

Sie ließ dich bei mir, ließ mir mein Lebenslicht, denn ich konnte nicht gehen. Mein Platz im Leben ist hier, und du bist bei mir, so dass zumindest ein Teil von mir weiterleben wollte. Oh wie sehr habe ich deine Mutter geliebt. Uns hat es beide sehr getroffen damals, doch haben wir es überstanden.

Und schon vor Langem ist aus meiner kleinen Tochter eine Erwachsene geworden. Doch immer noch sehe ich dich, wie du als junges Mädchen lachend durch die Gärten getanzt bist, wie du deine Spielgefährtengejagt hast, oder vor ihnen weggerannt bist."

In sich hineinlächelnd beobachtete Erestor wie seine Tochter neben Arwen einher schritt, in ein Gespräch vertieft. Bis sie ihn bemerkte.

Schon seit ihrer Kindheit war Aníril mit Elronds Tochter befreundet gewesen und so war es auch Arwen gewesen, die ihr in Abwesenheit ihres Vaters am nächsten stand. Doch nun war dies fast vergessen, als die Elbenmaid Erestor erblickte.

 „Adar!", rief sie freudig und lief raschen Schrittes auf ihn zu, ihre dunklen Haare, Zeugnis der Verwandtschaft mit dem Elben, glänzten und flatterten leicht im hellen Sonnenlicht. Ungestüm fiel Aníril  ihrem Vater um den Hals.

Lachend wirbelte Erestor seine Tochter herum. „Ich freue mich auch dich zu sehen." Sachte setze er sie ab und drückte sie noch einmal fest. „Es ist lange her, dass ich im Goldenen Wald war, und ich bin froh wieder einmal hier zu sein. Dank eines Auftrages von Elrond kann ich selbst dabei sein wenn Arwen und du abgeholt werden. Aber lass dich ansehen." Mit strahlenden Augen blickte er auf seine Tochter herab. Sie war wirklich wunderschön mit ihren langen dunklen Haaren, den großen strahlend blauen Augen und dem blassen Taint. „Du siehst gut aus. Man könnte fast meinen, dir hätte die Zeit hier in Lothlórien gefallen und du würdest Rivendell gar nicht vermissen", zwinkerte er ihr zu. 

„Niemals, Adar", erwiderte die über das ganze Gesicht strahlende Aníril. „Nie hätte ich gedacht, dass ausgerechnet du kommen würdest um uns abzuholen und nun stimmt es mich noch freudiger. Wie habe ich Rivendell und dich vermisst. So schön Lórien auch sein mag, meine Heimat ist nicht hier."

Ihre Augen funkelten ihn erwartungsvoll an und um ihre Mundwinkel legte sich ein verschmitztes Lächeln, während sie ihren Vater betrachtete. Er hatte sich kaum verändert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, doch wie sollte er auch? Immer noch sah er so aus wie zu dem Zeitpunkt, als ihre Mutter Melreth in den Westen segelte und dieser lag schon weit zurück.

Ihr erwartungsvoller Blick verwirrte ihn etwas, doch bevor er darauf reagieren konnte, gebot die Höflichkeit Arwen zu begrüßen. Mit einer leichten Verbeugung lächelte er sie an: „Du wirst mit jedem Mal, wenn ich dich sehe, schöner, Arwen. Dein Vater erwartet dich schon voller Sehnsucht, aber du solltest deine Brüder und Glorfindel begrüßen gehen. Extra wegen dir haben sie uns begeleitet."

Elronds Tochter lachte leise: „Und du hast Zeit mit deiner Tochter die neuesten Gerüchte auszutauschen, vergiss nicht. ich kenne dich schon mein Leben lang." Kurz drückte sie seine Hand und eilte dann zwischen den Bäumen hindurch.

„So kleines, jetzt haben wir ein wenig Zeit, erzähl, wie ist es dir hier so ergangen in dem letzten halben Jahr? Und was gibt es neues über Haldir zu erfahren?" Er konnte nicht verhindern, dass ein breites Grinsen sein Gesicht zierte, als er diese Frage stellte. Bisher war seine Tochter die einzige gewesen, die herausbekommen hatte, wen Haldir in sein Bett einlud.

Aníril musste ein weiteres Mal schmunzeln. Ja, es stimmte, dass sie die einzige war, mit der Haldir ab und zu Persönliches besprach. Mit ihrem fröhlichen und liebenswerten Wesen, das sie - wie Elrond stets behauptete - von ihrer Mutter geerbt hatte, nahm sie die Herzen der anderen Elben im Sturm ein. Kaum jemanden gab es, der sie nicht mochte, und in ihrer Zeit, die sie in den goldenen Wäldern verbracht hatte, waren die freundschaftlichen Kontakte zu den hiesigen Elben, insbesondere Haldir, noch weiter gewachsen.

 „Ach Adar, du weißt doch, wie es um Haldir steht. Er ist noch so wählerisch wie früher und seit ich hierher kam hat sich die Lage nicht verändert. Immer noch liegt er des Nachts alleine, auch wenn er dies zutiefst bedauert."

 Aníril blinzelte ihren Vater an. „Du hast sicherlich einen Grund dies erfahren zu wollen?", fragte sie mit dem Schalk im Nacken.

Ein kurzer Anflug von Röte zierte seine Wangen und er musste lachen. „Natürlich habe ich einen Grund, eine junge Elbenmaid fragte mich kurz vor unserer Abreise nach ihm. Sie wollte wissen, was an den Gerüchten wahr ist, er hätte kein Interesse an Frauen. Sie schien mir so als ob sie ihn gerne in ihr Bett geholt hätte. Und wie du weißt habe ich nichts mehr von Haldir über sein Privatleben gehört, seit das Menschenmädchen im Zweiten Zeitalter starb, das er so geliebt hat. Ich wollte einfach wissen, was du darüber weißt. Weil wer kann sagen ob er sich an seinen Schwur nie wieder eine Frau zu lieben hält?"

Immer noch lächelnd zuckte Erestor mit den Schultern, auch wenn er sehr eng mit dem Lórischen Hauptmann befreundet war, hatte er ihn in dieser Hinsicht nie ganz verstanden. Oh was hätte er nur dafür gegeben noch einmal jemanden zu finden, den er so lieben könnte wie Melreth.

Aníril bedachte ihren Vater mit einem leidvollen Blick. In seinen Augen sah sie, dass er sich an ihre Mutter zurück erinnerte. Beide vermissten sie Melreth und so war seit ihrem Fortgang eine enge Vater-Tochter Beziehung entstanden. Aníril wusste, dass ihr Vater ihre Mutter sehr geliebt hatte, und sie wusste auch, dass Haldir damals ebenso geliebt hatte. Doch was konnte sie schon dazu sagen, wo es ihr selbst noch nie vergönnt gewesen war, einer Person - sei es nun Elb oder Mensch - ihre Liebe zu schenken. Es stimmte die junge Elbenmaid wehmütig, an solche Dinge zu denken, und sie überspielte den kurzen Anfall von Melancholie mit einer weiteren frechen Bemerkung. „Dann sag der Elbenmaid, dass sie sich um sonst Hoffnung macht. Ich kenne Haldir und er wird kein Interesse daran bekunden. Vielleicht gilt sein Interesse dir", neckte sie ihren Vater spielerisch.

Der rote Schimmer auf seinen Wangen vertiefte sich und er hob abwehrend die Hände. „Kind, du kennst mich gut genug um zu wissen das ich Haldir als Freund sehr schätze, aber…" Er brach ab und schüttelte nur den Kopf. „Auch wenn er blond ist, ist er für meinen Geschmack zu hellblond."

Es war bekannt, dass Erestor Blonde bevorzugte, jede seiner Liebschaften, die er nach Melreth gehabt hatte, war blond gewesen, nur war niemals mehr als kurzfristiges Interesse dahinter gewesen.

Ein leicht verträumter Blick lag in seinen Augen, als er auf seine Tochter hinabblickte. Insgeheim fragte er sich, ob sie jemals verliebt gewesen war. Auch wenn er überzeugt war, dass sie es ihm als erstes verraten würde, nach Arwen natürlich, so hatte sie doch nie etwas verlauten lassen, und das obwohl sie nun schon über zweitausend Jahre in diesen Gestaden wandelte.

„Und wie sieht es mit deinem Herzen aus, meine Kleine?"

Verlegen wand sich Aníril in der Umarmung ihres Vaters.

 „Adar, du weißt, dass ich noch nie mein Herz an jemanden verlor", sagte sie leise und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die geröteten Wangen. „Du weißt doch, dass du der einzige Mann in meinem Leben bist", scherzte sie dann. Doch Aníril wusste, dass es nicht so war und sie dies nur vortäuschte - genauso wie ihr Vater es wissen würde. Ja, es gab jemanden, für den sie sich interessierte, und um ehrlich zu sein war dieser jemand auch der Grund gewesen, um Rivendell für eine gewisse Zeit zu verlassen. Nur hatte Aníril sich nicht einmal Arwen anvertraut, geschweige denn ihrem Vater. Die junge Elbenmaid fragte sich, ob Erestor wohl spüren würde, dass sie ihm etwas verschwieg.

Und natürlich blieb ihm die Unsicherheit seiner Tochter nicht verborgen, doch achtete er sie so sehr, dass er sie nie bedrängen würde.

Seufzend trat er einen Schritt zurück und lächelte sie an.

„Ich denke, wir sollten nun auch zu den Zwillingen, Glorfindel und Arwen gehen. Ich würde gerne erfahren, wo wir untergebracht werden, und ich muss der Herrin noch meine Aufwartung machen."

Er bot seiner Tochter seinen Arm an und wartete, bis sie sich untergehakt hatte, um zu den anderen zu gehen.

Lachend und ihre Sorgen verdrängend nahm Aníril den ihr angebotenen Arm und schritt neben Erestor in die Richtung, in die Arwen verschwunden war.

 „Ich erzählte dir das Neueste aus Lórien, jetzt bist du daran, mir aus Rivendell zu berichten!", sagte sie dann und sah zu dem Profil ihres Vaters auf. „Du kannst mir nicht weiß machen, dass sich während meiner Abwesenheit nichts ereignete."

„Oh natürlich ist sehr viel passiert. Elrond war für einige Wochen im Düsterwald, seither sind unsere Kontakte dorthin wesentlich besser geworden.

Deine Stute hat gefohlt, das Kleine ist richtig hübsch, mit großen rehbraunen Augen und dem fuchsroten Fell. Elrohir hat übrigens dabei geholfen, es zur Welt zu bringen. Es muss recht schwierig gewesen sein, weil es wohl anfangs falsch herum lag.

Elladan hätte beinahe die Bibliothek abgebrannt. Er ist viel zu schnell hereingestürmt auf der Suche nach mir und hat den Kerzenständer umgeworfen. Zum Glück war auch Lindir dort, und so haben wir den Schwelbrand schnell wieder löschen können." Er kicherte bei dem Gedanken an diesen chaotischen Tag. „Am gleichen Tag hat Glorfindel eines der Bücherregale in Elronds Arbeitszimmer umgeworfen, und Elrond und ich konnten wieder alles neu sortieren. Ach und Lindir hat verkündet mit seiner engsten Freundin im Winter den Bund einzugehen. Reicht dir das an Neuigkeiten?"

Aníril war schon wieder versucht zu lachen. „Ob mir das reicht? Adar, ich frage dich nach Neuigkeiten und du unterbreitest mir einen direkten Lagebericht, der fast einem Schlachtplan ähnelt. Oh, wie sehr habe ich dich vermisst." Mitten im Lauf blieb sie stehen und umarmte ihren Vater erneut. „Mir war gar nicht bewusst, wie sehr mir das alles gefehlt hat. Wie gerne wäre ich dabei gewesen, erst recht bei der Geburt des Fohlens. Wie alt ist es inzwischen?", plauderte sie dann weiter und überging das seltsame Gefühl, was sich bei Erestors Worten in ihrem Magen ausgelöst hatte.

„Nun, er ist jetzt 3 Monde alt und schon tyrannisiert er alle Stuten auf der Weide. Er ist sehr temperamentvoll, aber das passt ja zu dir."

Kurz schwieg er und überlegte ob es noch etwas zu erzählen gäbe.

„Und bevor ich es vergesse, auf dem Weg hierher ist Glorfindels Rappe durchgegangen und hat ihn im Nimrodel abgeworfen. Das hättest du sehen sollen. Der strahlende Held sah aus wie ein begossener Pudel."

Nun konnte Erestor sich nicht mehr zurück halten, als er an diese Begebenheit dachte. Seine Rippen schmerzten bereits nach kurzer Zeit, so heftig lachte er. Oh wie sehr hatte er doch den Anblick genossen, wie der schöne und stolze Balrogtöter pitschnass im Fluss gesessen und in vier Sprachen gleichzeitig geflucht hatte.

Und noch viel mehr hatte ihm gefallen, als er Glorfindel aufgeholfen hatte und dieser ihn als Rache dafür, dass er gelacht hatte, noch einmal mit einer Umarmung in das kalte Wasser gezogen hatte. Aber davon erzählte er seiner Tochter nicht.

Aníril stimmte in das Lachen ihres Vaters ein. Zu komisch war die Vorstellung des sonst so ehrenhaften und stolzen Glorfindel, der einmal seine ganze Haltung vergaß. Doch dann verstummte die junge Elbenmaid in ihrem Lachen und dachte zärtlich an ihre schlanke und hoch im Blut stehende Stute und das Fohlen, das sie bald zum ersten Mal sehen würde.

 „Was meinst du, Adar?", wandte sie sich an ihren Vater. „Welcher Namen würde zu dem Fohlen passen, du kennst es bereits besser als ich. Oder sollte ich doch besser Elrohir fragen, wo er ihm doch auf die Welt geholfen hat? Ich sollte mich bei ihm bedanken. Schon zu oft sind Stuten bei der Geburt gestorben weil, das Fohlen falsch herum lag. Ich hätte es nicht ertragen, wenn Emlin dabei gestorben wäre."

Kurz umarmte Erestor seine Tochter

„Zum Glück ist ja alles gut gegangen. Elrohir war schon immer ein hervorragender Heiler. Der passendste Name wäre wohl Gil-naur. So feurig wie er ist.

Aber frage da am besten auch noch einmal Elrohir, er hat sich viele Tage um den Kleinen gekümmert, da er anfangs noch recht zittrig auf den Beinen war."

Gerade in diesem Augenblick erreichten sie den Talan, auf dem Elladan, Elrohir, Arwen und Glorfindel auf sie warteten.

Die Zwillinge erblickten Aníril als erste und begrüßten sie überschwänglich, sie hatten als junge Elben viel miteinander unternommen.

Erestors Tochter begrüßte die beiden nicht weniger herzlich. Sie waren schon von Kindesbeinen an bekannt, auch wenn die jüngeren Zwillinge Aníril früher vorzugsweise geärgert hatten. Inzwischen war dies spielerischen Neckereien gewichen, welche die drei immer dann austauschten, wenn sie aufeinander trafen. In den letzten Jahren war Aníril nur selten länger in Rivendell geblieben und so freute sie sich jedes Mal aufs Neue ihre Freunde wieder zu sehen.

Er freute sich für seine Tochter, die so glücklich schien ihre beiden Freunde wieder zu sehen. Ihre Augen leuchteten, und er beneidete jetzt schon den Mann, der eines Tages das Herz seiner Tochter gewinnen würde und dann dieses Funkeln in ihr hervorlocken konnte.

„Sie scheint sehr glücklich zu sein. Wahrlich, sie ist ein bezaubernder Anblick. Jeder Mann müsste ihr sofort verfallen." Glorfindel war neben ihn getreten und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

„Ach, jeder müsste dies? Zählst du dich denn auch schon zu ihren Verehrern?" Erestor wusste, dass das leicht sarkastisch klang, doch konnte er den Unterton nicht aus seiner Stimme heraushalten.

Glorfindel hob fragend die Augenbrauen und schüttelte dann lachend den Kopf.

„Ich habe mein Herz vor langer Zeit verschenkt, zu einem Zeitpunkt, als Aníril noch nicht geboren war." Immer noch lächelnd blickte er auf die jungen Elben, und bemerkte nicht den Schatten, der über Erestor Gesicht gezogen war. 

Aníril hatte sich genau in dem Moment umgedreht um ihrem Vater etwas zu sagen, als sie sah, wie sein Gesichtsausdruck sich kurz verfinsterte. Überrascht hielt sie inne und sah fragend zu Glorfindel, der jedoch nicht reagierte. Erneut wanderten ihre Augen zu Erestor und jetzt schien die junge Elbmaid zu verstehen. Sie konnte sich ein wissendes Schmunzeln kaum verkneifen und schenkte ihre Aufmerksamkeit dann wiederum ihren Freunden.

 „Adar erzählte mir, dass beinahe die Bibliothek abgebrannt wäre", wandte sich die junge Frau dann an Elladan, der zu linken seines Bruders Elrohir stand. 

Erestor hatte das Gefühl, als würde eine schwere Last von seinen Schultern genommen, wenigstens seine Tochter schien ihn zu verstehen und er wusste, sie würde sein Geheimnis gut wahren.

Erheitert beobachtete er, wie Elladan auf Anírils Frage hin errötete und Erestor einen bösen Blick zuwarf.

„Nun ja, ich war in Eile und habe den Kerzenständer völlig übersehen…" Seine Gesichtsfarbe vertiefte sich noch als alle um ihn herum in Gelächter ausbrachen. Elrohir klopfte ihm kurz aufbauend auf die Schulter.

„Nun Bruderherz, es hätte jedem von uns passieren können, nur dass niemand von uns vor Schreck einen Dolch ziehen und aus Reflex den Kerzenständer angreifen würde."

Aníril lachte so heftig, dass ihr Brustkorb schmerzte und ihre Augen tränten. Der Anblick des tiefroten Elladans war einfach zu belustigend und sie konnte sich das Bild in den herrlichsten Farben ausmalen. Als junges Elbenkind hatte er schließlich gegen alles gekämpft, was sich bewegte. Seine Schaukämpfe mit diversen Büschen und Pflanzen, aber auch mit einigen kostbaren Vasen, von denen nicht wenige zu Bruch gegangen waren, hatten ihm oft Ärger eingebracht. Elrond war nie begeistert gewesen, wenn sein Sohn wie ein Irrwicht durch die Gänge rannte und mit imaginären Gegnern kämpfte. Nun ja... wenigstens war die Kerze kein imaginärer Gegner gewesen, rief sich Aníril ins Gedächtnis und lachte noch immer beim Gedanken an ihre Kindheitstage.

Und auch Elrohir schien ihre Gedanken zu teilen, denn er blickte auf seinen älteren Bruder und meinte schmunzelnd: „Du kannst dich glücklich schätzen, dass nichts zu Schaden kam, Bruder, oder erinnerst du dich nicht mehr an früher...?"

 Elrohir brauchte nicht einmal auszusprechen um Elladan erneut erröten zu lassen.

„Sprich du besser nicht davon, Elrohir, denn ich erinnere mich noch gut, was du in unserer Kindheit machtest..." Aníril sah wie Elrohirs Gesicht erstarrte, doch Elladan sprach nicht weiter, sondern wandte sich an ihren Vater.

„Und ich bin der festen Überzeugung, du könntest uns auch einiges Interessantes aus Anírils Kindertagen erzählen, oder?" Es funkelte in Elladans Augen, doch auf das entsetze Gesicht seiner Tochter hin konnte Erestor einfach nichts verraten.

„Es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, Elladan, aber meine Kleine war das bravste Mädchen der Welt. Es tut mir für euch richtig Leid, dass sie zwanzig Jahre älter ist als ihr, und ihr sie somit nicht als Vorbild gesehen habt. Sie war doch ein klein wenig zu alt."

Er lächelte seiner Tochter zu, doch Glorfindel war nicht so schweigsam wie er.

„Aber Erestor! Muss ich dich daran erinnern, wie du fluchend durch die Korridore gerannt bist, weil sie wieder verschwunden ist, nur um sie Stunden später in deinem Bett zu finden, wo sie friedlichst schlief, und irgendwelches Getier durch dein Zimmer kroch? Oder daran, dass du oft genug in mein Arbeitszimmer gestürmt kamst und mir das kleine Kind in den Arm gedrückt hast mit den Worten Ich muss arbeiten, halte sie mir eine Weile vom Leib, während deine Haare in alle Richtungen abstanden, weil sie mit Begeisterung daran zog?!"

Nun war es an Aníril rot zu werden, als insbesondere die Zwillinge in schallendes Gelächter ausbrachen, das den ganzen Raum erfüllte. Die junge Elbenmaid wünschte sich ein Mauseloch täte sich unter ihr auf, doch dem wurde kein Gehör geschenkt. Stattdessen sprach Glorfindel munter weiter.

 „... oder der Tag, an dem sie auf einen Baum kletterte und von alleine nicht wieder herunter kam? Erestor mein Lieber, ich weiß noch genau, wie du fluchend unter der Eiche einher schrittest und deine Tochter sich währenddessen königlich amüsierte."

 „Du verwechselst Aníril mit mir", warf Arwen fröhlich ein. „Das war ich und der, der unter dem Baum ging, mein Vater Elrond. Glorfindel, dein Gedächtnis scheint nicht wirklich das beste zu sein!"

Und wieder brachen die Elben in Gelächter aus, bis Haldir den Talan betrat und sich vor ihnen verbeugte.

„Seid Gegrüßt. Die Herrin Galadriel schickt mich euch zu ihr zu geleiten. Sie erwartet euch." Alle Anwesenden bedankten sich mit einem knappen Nicken und Erestor trat als erster vor.

Kurz ergriff er Haldirs Hände.

„Sei auch du mir gegrüßt. Zu lange schon wandeltest du nicht mehr durch Imladris' Gänge und wir haben uns nicht gesehen." Haldir lächelte bei diesen Worten ein wenig, wie immer war er völlig beherrscht und zeigte die wenigsten Emotionen. Glorfindel hatte einmal eine Bemerkung darüber gemacht. Er sei der festen Überzeugung, Erestor und der blonde Galadhrim würden einander in nichts nachstehen und würden hervorragend zusammen passen. Woraufhin Erestor und Haldir gleichzeitig antworteten, sie wüssten nun einmal was das Wort Diplomatie bedeutete und auch was es hieß diskret zu sein. 

Doch waren sie alle erfreut den kühlen und zurückhaltenden Hauptmann zu sehen, und so folgten sie ihm, alle gleichzeitig auf ihn einredend, abgesehen von Elronds Tochter und Aníril, die ihn ja des Öfteren gesehen hatten in den vergangen Wochen.