Hallo allerseits! Da ich selbst ein großer Fan von „Stolz und Vorurteil" bin, habe ich mich entschlossen, mich selbst auch mal an eine eigene Fanfiction zu wagen. Ob sich der Anfang meiner Schreiberei gelohnt hat und „ob" es sich lohnt weiter zu schreiben, wird sich nach euren fleißig verfassten Reviews zeigen. Ich hoffe es gefällt euch. Aber nun genug der Worte! Viel Spaß beim Lesen!

Kapitel 1

Ein einsamer Reiter ritt über die weiten Felder von Netherfield. Das Wetter war alles andere als einladend. Der Wind peitschte den Regen durch die Luft, doch Fitzwilliam Darcy spürte ihn kaum. Er wollte nur noch weg. Weg von der Kaltschnäuzigkeit einer hohen Dame namens Caroline Bingley. Wie immer kannte ihre Impertinenz und Unverfrorenheit gegenüber Miss Elisabeth Bennet nur wenige Grenzen, doch diesmal war sie zu weit gegangen. Ihre ewigen Sticheleien konnte er nicht gutheißen. Nicht mehr! Anfangs hatte er sich angewöhnt, sich diesen „Anfällen", wie er diese bereits still für sich nannte, mit Gleichgültigkeit gegenüberzutreten. Darcy war es in diesem Fall lieber, darauf nichts zu erwidern. Dennoch konnte er seine Erregung nun nicht mehr zurückhalten. Es war wie ein Damm, der dem ewigen Druck des Hochwassers nicht mehr standhalten konnte. Er trieb sein Pferd schneller an. Er wollte einen klaren Kopf bekommen, bevor er sich gezwungenermaßen wieder in die Gegenwart von Miss Bingley begeben konnte. Dies war leichter gesagt als getan. Er rief sich das Gespräch wieder in Erinnerung. Wie sagte sie doch, Miss Elisabeth Bennet käme ganz nach ihrer Mutter und sei nur darauf erpicht, sich selbst und ihre Familie vor dem finanziellen Ruin zu retten, wobei sie aber wegen ihrer mangelnden Schönheit nur geringe Chancen auf die feinen Kreise aufwies. „Nur weil Sie, Miss Bingley, einer höheren Gesellschaft angehören, besitzen Sie noch lange keine Freiheiten, sich über andere Menschen so abfällig zu verhalten! Ich finde Ihre ganze Art besonders gegenüber Miss Bennet abscheulich", rief Darcy bei diesen Worten aus, wobei sich Caroline Bingley überrascht nach ihm umdrehte. Sie wagte nicht, ihm etwas zu entgegnen und starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. Die Farbe, die sich üblicherweise leicht über ihre Wangen zog, war schlagartig aus ihrem Gesicht gewichen. Auch Charles Bingley war bei diesen Worten, die sein Freund verlauten lies, aufgesprungen. Seine Verwunderung und Erschrockenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Von dieser Seite hatte er seinen Freund noch nie kennen gelernt. Er war immer Charmant zu seinen Schwestern gewesen.Er hatte sich auf die negativen Anspielungen seiner Schwestern, was die Familie Bennet betraf, meistens in Schweigen gehüllt. Er konnte sich das Verhalten seines Freundes nicht erklären. Ob es wohl etwas mit Elizabeth Bennet zu tun hatte? Einige Sekunden verstrichen, in denen kein Laut zu hören war. Darcy verließ daraufhin nach einer leichten Verbeugung überstürzt den Raum ohne ein weiteres Wort gesprochen zu haben. Er fühlte die kochende Wut, aber auch den Stolz seiner Tat, sich endlich gegen Miss Bingley behauptet zu haben. Obwohl sein Verhalten vermutlich einige Spekulationen bei Bingley hervorrufen würde. Schließlich kannte er sein Verhältnis zu Elizabeth nicht. Darcy hatte ihm nie davon erzählt, was ihm schon sein Anstand verbot. Nein, er war sich absolut sicher, richtig gehandelt zu haben. Dennoch wollte er keine Sekunde mehr unter einem Dach mit ihr verbringen. So war er geradewegs in den Stall gestürmt und wies den Stallburschen mit einer wüsten Geste an, sein Pferd zu satteln, auf das er sich nach einigen wenigen Minuten schwang und über den Vorplatz von Netherfield davon hetzte, wobei sein Verschwinden durch seinen Freund und deren Schwester nicht unbemerkt blieb.

In Longbourn, keine 3 Meilen entfernt, ahnte niemand etwas von dem Vorfall auf Netherfield. Elizabeth Bennet saß zusammen mit ihrer älteren Schwester Jane im Wohnzimmer, beide Köpfe waren über Stickarbeiten geneigt. Im Kamin brannte Feuer, das eine wohlige Wärme verbreitete. „Wann können wir mit der Ankunft von deinem Mr Bingley auf Longbourn rechnen? Ich hoffe doch heute noch?" „ Ich denke, er wird uns heute Abend seines Besuches erfreuen. Und natürlich werden auch seine Schwester und Mr Darcy kommen." Lizzy entwich ungewollt ein Seufzer. „Ja, wir werden uns dessen wohl kaum mehr erwehren können. Jetzt, wo du praktisch mit Mr Bingley fast verheiratet bist." Jane blicke auf und sah Elizabeth ruhig an. „Ich erkenne fast etwas Bedauern aus deiner Stimme heraus. Bist du enttäuscht über die neue Verwandtschaft und deren Freunde, die die Hochzeit nach sich zieht?" „Da irrst du dich. Warum sollte ich enttäuscht sein. Ich denke nur daran, wie glücklich du bist." Bevor Jane sprechen konnte, fuhr sie fort: „Ich hoffe doch, ihr bleibt nach eurer Hochzeit noch einige Zeit auf Netherfield?" „Ich weiß es noch nicht. Ich habe mit Char… äh … mit Mr Bingley noch nicht darüber gesprochen." Elizabeth konnte sich ein Schmunzeln über den Versprecher ihrer Schwester nicht verkneifen. Jane beachtete es nicht. Sie dachte an ihre gemeinsame Zukunft mit ihrem Verlobten. „Lizzy, sag mir, bist du glücklich?" fragte sie plötzlich „Warum sollte es nicht so sein? Wie könnte ich unglücklich sein, wo du das Glück, liebe Jane, doch noch gefunden hast." Jane wirkte bei diesen Worten verlegen und entgegnete: „Ich dachte nur… Nun ja, an deine Ablehnung des Antrages von Mr Darcy. Ich denke, du…" ‚liebst ihn sehr', hatte sie sagen wollen, jedoch versagte sie sich die Worte. „Warum sprichst du darüber? Es gibt nichts über die Angelegenheit zu verlieren. Sie liegt lange zurück. Und ich kann dir nochmals versichern, dass ich sehr glücklich bin." „Dann bin ich beruhigt." Beide widmeten sich wieder stillschweigend ihrer Handarbeit. Dennoch blieben bei Jane, auch nach mehrmaliger Versicherung, dass sie, Elizabeth, glücklich sei, Zweifel bestehen. Sie glaubte nicht eine Sekunde daran, dass Elizabeth Mr Darcy nicht liebte. Auch Elizabeth war sich ihrer Sache nicht sicher. In ihr herrschte ein regelrechtes Gefühlschaos, dass sie nur durch ihre gute Erziehung zu verstecken vermochte. Sie dachte sehr oft an den Tag bei ihrer Freundin Charlotte Collins in Hunsford, den Tag der ihr ganzes Leben verändert hätte, hätte sie nur „ja" gesagt. Jedoch war Lizzy damals voreingenommen gewesen, das musste sie sich gezwungenermaßen eingestehen. Die Sache mit Mr Wickham. Sie hatte nicht ein einziges Mal an seinen Worten gezweifelt, obwohl sie hätte zweifeln müssen. Er hatte schon bei seiner zweiten Begegnung mit Elizabeth über sein Leid geklagt, das ihm durch Mr Darcy widerfahren war. Jeder andere mit guten Absichten hätte über diese Sache stillschweigen bewahrt. Doch hätte sie Mr Darcys Heiratsantrag angenommen, wäre sie Wickham nie begegnet? Wenn sie nie von dieser Lüge erfahren hätte. Elizabeth bezweifelte dies sehr. Vor allem nicht, nachdem sie von Colonel Fitzwilliam erfuhr, was er ihrer Schwester angetan hatte. Er war es gewesen, der Bingley weisgemacht hatte, Jane liebte ihn nicht und hatte ihn gewissermaßen dazu genötigt nach London abzureisen. Jedoch musste Elizabeth Mr Darcy zugute halten, dass er alles in einem Brief, den er ihr am Tage nach dem Antrag überreicht hatte, alle Sachverhalte bezüglich Mr Wickham klargestellt und sich sogar für die Sache mit Jane und Bingley entschuldigt hatte. Oh, wie hatte sie sich gefühlt, nachdem sie das Blatt Papier mit seiner sorgfältigen Schrift gelesen hatte. Wie konnte sie ihm jemals wieder gegenübertreten. Ihre Anschuldigungen, die sie Mr Darcy an den Kopf geworfen hatte, waren einfach zu schwerwiegend gewesen. Sie schämte sich ihrer Worte. Nach der Übergabe des Briefes war er überstürzt zurück nach London abgereist. So konnte sie sich auch nicht mehr für ihr Benehmen entschuldigen, was wohl auch besser gewesen war, da sie nicht wusste, wie sie dies bewerkstelligen sollte. Die überraschende Einladung ihrer Tante Mrs Gardiner, doch zusammen mit ihr und Mr. Gardiner Derbyshire und die Seen zu bereisen, war daher eine willkommene Ablenkung gewesen, um über den Vorfall hinwegzukommen. Doch Elizabeths und Darcys Wege kreuzten sich in Derbyshire, genauer gesagt auf seinem Landsitz Pemberley, erneut. Und sie wusste, als sie ihn sah, dass sich ihre Gefühle ihm gegenüber geändert hatten. Ihr wurde in diesem Augenblick klar, dass sie ihn liebte. Dennoch, nach der Sache mit Lydia und Wickham war Elizabeth sich sicher, dass er mit ihrer Familie und insbesondere mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte. Obwohl Wickham nach langem hin und her Lydia schließlich doch, vor allem aber durch das beherzte Eingreifen von Mr Darcy, geheiratet hatte, was den Schaden begrenzt hielt, würde doch ewig etwas an der Ehre der ganzen Familie Bennet hängen bleiben. Tränen stiegen Elizabeth in die Augen, die sie verzweifelt vor Jane zu verbergen versuchte. Doch … Nein! Sie wollte nicht mehr daran denken. Sie musste sich damit abfinden, dass Mr Darcy sie nicht mehr liebte. Was zählte, war das jetzt und hier. Schließlich war Jane nun verlobt mit Mr Bingley! Mit einem Ruck erhob sich Elizabeth und legte ihre Handarbeit auf den kleinen Tisch neben den Kamin. „Ich werde noch etwas spazieren gehen." „Bei diesem Wetter? Es regnet doch." „Nein, es hat aufgehört. Ich muss mir etwas die Füße vertreten. Dieses anhaltende schlechte Wetter macht mich ganz betrübt. Ich werde bald zurück sein, Jane. Mach dir keine Sorgen."

Fortsetzung folgt …