**Die Leiche**

„Tja Thiel so was findet man nicht alle Tage in seinem westfälischen Vorgarten, was?" Auf dem silbernen Obduktionstisch lag ein blondes, junges Mädchen. „Die Frau des Bürgermeisters hat sie heute Morgen beim Zeitungholen im Garten gefunden. Sie können sich vorstellen, was da jetzt los ist. Frau Staatsanwältin möchte zu allem Überfluss auch noch, dass ich ein Interview gebe – Alberich setzt es gerade für mich auf."

„Sie lassen sich Ihre Rede von Ihrer Assistentin schreiben?" „Natürlich! Ich kann sie schließlich nicht für's Nichtstun bezahlen und ihr sprichwörtliches Geschick im Schönschreiben hat sie ja schon zu genüge unter Beweis stellen können." Boerne erinnerte sich nur all zu gut seine erste und definitiv letzte Internetbekanntschaft.

„Hier Chef! Ich bin fertig!" Alberich wedelte mit dem Manuskript. „Dann geben Sie mal ihr Meisterstück her." Boerne sah erst das Manuskript an und dann wieder seine kleinwüchsige Assistentin an. „In der Kürze liegt die Würze, was? Oder glaube Sie etwa, dass ich, bei meiner gottgegebenen Berufung, nicht mehr zu unserer Toten sagen könnte? Was sollen denn meine Kollegen von mir denken?" „Aber Chef Interviews sind nicht gerade Ihre Stärke und…" „Nichts und! Noch mal machen! Und weniger Adjektive, Alberich! Ich bin Wissenschaftler und kein Romantiker." „Wie wahr!"

„Charmant wie immer der Herr Professor."

„So muss man mit seinen Angestellten umgehen. Sonst spuren die nicht! Sie sind hier nicht mehr auf dem Kitz, Herr Nachbar. Hier herrscht Ordnung!"

„Hmm. Was ist denn nun mit der Toten passiert?"

„Das steht alles in meinem Bericht."

„Och nee Boerne, also…"

„Also was? Wer lesen kann, ist klar im Vorteil! Ich sehe es gar nicht mehr ein, Berichte zu schreiben, wenn Sie sie sowieso nicht lesen!"

„Wer ist hier der Hauptkommissar, Sie oder ich? Also jetzt sagen Sie mir schon, was passiert ist!"

„Also das mit dem zweiten Bildungsweg müssen Sie mir noch mal erklären – irgendwo muss da ein Fehler im System sein. Nun gut, ich beuge mich der höheren Gewalt! In diesem Falle dem Land, also meinem Arbeitgeber ."

„Boerne!"

„Schon gut, man muss ja nicht gleich aggressiv werden! Also der Tod trat zwischen 2-3 Uhr morgens ein. Sie wurde erwürgt, wie unschwer zu erkennen ist." Boerne zeigte auf die Würgemale am Hals. „Die unbekannte Tote ist zwischen 15-17 Jahre alt, liebte Champignon Pizza und teuren Champagner – ich übrigens auch – und war schwanger. Siebte Woche würde ich sagen."

„Champignon Pizza und Champagner. Komische Kombination finden Sie nicht?"

„Nicht unbedingt. Sie haben nicht gesehen, was Betty auf Onkel Rudolfs Geburtstag so alles gegessen hat. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, und das tut sie in den seltensten Fällen, dann hat sie Zucker in den Rotwein gemischt! Was kann man da noch erwarten?"

„Waren das die Sachen, die sie anhatte?" Ein weißes Sommerkleid hing an der Wand.

„Ja, irgendwie so ein billiges Ding. Die Marke kenn ich nicht. Aber ich lasse das gerade überprüfen."

„Tun Sie das."

TBC

A/N: Ich konnte gerade nicht anders und musste unbedingt eine Boerne Thiel Szene schreiben.^^ Die Beiden sind echt zu genial. Meiner Meinung nach mit das Beste, was das deutsche Fernsehen zu bieten hat.