Some days it's hard to see
If I was a fool, or you, a thief
Made it through the maze to find my one in a million
Now you're just a page torn from the story I'm living
-MIA
Hermione
„Es reicht Ronald!", schreie ich. Ich spüre diese unfassbare Wut in mir. Meine rechte Hand ist zu einer Faust geballt und fühle einen kalten Schauer meinen Rücken hinunter laufen. Ein zerbrochenes Glas liegt auf dem Boden, ein brauner Feuerwhiskey Fleck ist nun am Rande unseres beigen Teppich. Wir streiten, wir streiten immer. Wie üblich wenn ich aus dem Büro kam, war Ron nur am trinken. Abend für Abend sehe ich meinen Mann auf dem Sofa sitzen, wie er einen Feuerwhiskey nach dem nächsten trinkt. So ist es schon seit Monaten. „Bist du übergeschnappt? Du hast das verdammte Glas zerbrochen. Reparo!", wettert Ron. Die Scherben sortieren sich, bilden das Glas wieder neu, es ist als sei es nie zerbrochen. Doch für unsere Ehe scheint es keinen Zauberspruch zu geben. „Der einzige der hier übergeschnappt ist, bist du Ron! Wann immer ich nach Hause komme, bist du völlig betrunken. Du bist ein erwachsener Mann mit Verantwortung…", weise ich ihn zurecht, doch er unterbricht mich. „Dann hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln, Hermione". „Dann benimm dich nicht wie eines", gebe ich zurück. Ron ist rot und schwitzig, ich kann sehen dass er jeden Moment explodiert. „Merlin! Du bist doch die jenige, die quasi im Ministerium wohnt. Mich lässt du doch völlig außen vor", brüllt Ron. „Das nennt man arbeiten, Ronald", ich betone jedes Wort. „Und außerdem bist du es doch, der mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr beachtet hat. Alles was du tust ist in Selbstmitleid schwelgen, dich über Harrys Rum beschweren oder meine Arbeit im Ministerium und das du immer in unserem Schatten stehst. Doch du tust nichts, absolut gar nichts anderes außer jedem um dich herum Schuldgefühle zu machen, weil du dich für die Karriere im Scherzartikelladen deines Bruders entschieden hast. Ich will das du glücklich bist, aber um das zu erreichen kannst du nicht jeden anderen um dich herum unglücklich machen", fahre ich fort. Es musste gesagt werden, er muss doch endlich zur Vernunft kommen. Doch anstatt Einsicht oder auch nur irgendetwas zu sagen, nimmt er noch einen Schluck Feuerwhiskey. Entgeistert blicke ich ihn an. Meinetwegen, dann ertrink deine Probleme weiter mit Alkohol, aber ohne mich, denke ich. „Tergeo", murmle ich unter zusammen gebissenen Zähnen und der Fleck verschwindet vom Teppich. Kurz darauf stürme ich aus dem Zimmer.
„Ihr habt wieder gestritten", sagt Hugo und sieht mich mittleidig an. Ich nehme meinen Sohn fest in den Arm. Hugo hat das feuerrote Haar der Weasleys und meine schokoladenbraunen Augen. Die Mädchen in Hogwarts würden ihm zu Füßen liegen. Er sah nicht nur gut aus, sondern war auch noch ausgesprochen sensibel, im Gegensatz zu seinem Vater. „Es ist alles in Ordnung. Du solltest doch eigentlich schon längst schlafen.", versuchte ich das Thema zu wechseln. Ich will unbedingt vermeiden, dass die Kinder sich zu viele Sorgen machen, wo ich doch momentan selbst nicht weiß wie es weiter gehen soll. Schuldbewusst sieht er mich in seinem Pyjama, gestrickt von Nana Molly, an. „Rose und ich haben Zauberschach gespielt, ich wollte unbedingt gegen sie gewinnen, aber es hat nicht geklappt." Der elfjährige wirkte etwas niedergeschlagen. Hugo traurig zu sehen, während mir selbst zum Weinen zumute ist, bricht mir das Herz. Ich lege meinen Arm um seinen Oberkörper und gleite ihn die Treppe rauf in sein Zimmer. Überall hängen Poster vom bulgarischen Quidditchteam und seinem Idol Viktor Krum. Nach all der Zeit ist er immer noch ein gefeierter Sucher. Die Wand ist blau und auf seiner Bettwäsche befinden sich Alder. Hugo wünscht sich nach Ravenclaw sortiert zu werden. Der Traum begann damit dass seine Tante Ginny ein Adler Kuscheltier zu seinem vierten Geburtstag schenkte und er es sofort als das Ravenclawwappen erkannte. „In Hogwarts möchte ich unbedingt nach Ravenclaw, weil da die klugen Kinder hinkommen", war alles was er sagte. Mein Hugo ist definitiv klug. Nachdem er sich ins Bett gelegt hat, decke ich ihn zu. „Wenn du Rose unbedingt besiegen willst, solltest du deinen Vater vielleicht nach ein paar Strategietipps fragen. Er war früher in Hogwarts ein ausgezeichneter Schachspieler", schlage ich vor. Hugo lächelt stolz und ich wünsche mir ich könnte auch noch so über Ron denken. Doch diese Zeiten waren schon lange vorbei. Ich verlasse Hugos Zimmer und mache mich auf den Weg ins Schlafzimmer. Ron ist unten wohl immer noch mit seinem geliebten Feuerwhiskey beschäftigt. Er scheint alles mehr zu lieben, als mich. Meine Gedanken kreisen um unsere Probleme der letzten Jahre, während ich meine Schlafsachen anziehe. Tränen laufen über mein Gesicht. Die Wut ist verflogen und eine schreckliche leere macht sich in mir breit. Alles was ich spüre ist ein stechender Schmerz in meiner Brust. Mit völlig verlorenem Zeitgefühl liege ich einfach nur da. Ron kommt rein und ich tue so, als wäre ich schon eingeschlafen. Er legt sich auf seine Seite des Bettes und ich kann noch immer den Alkohol riechen. Stumm fließen weitere Tränen. Obwohl er direkt neben mir liegt, hatte ich noch nie das Gefühl so weit von ihm entfernt zu sein.
Draco
Sie ist tot. Astoria hat mich verlassen, allein auf diesem Gott verdammten trostlosen Flecken, den wir Erde nennen gelassen. Sie war mein ein und alles. Ich habe meine geliebte Frau verloren und mein Sohn seine Mutter. Wir halten eine große traditionelle Gedenkfeier ab. Alle wichtigen Reinblüterfamilien sind anwesend. Am liebsten würde ich mich irgendwo in einer Ecke verkriechen, anstatt Gastwirt zu spielen. Hunderte bedeutungslose Beileidsbekundungen erreichen mich. Zu allem Überfluss weicht Daphne nicht von meiner Seite. Lächerlich, als würde sie die neue Mrs. Malfoy werden und könnte ihre Schwester ersetzen. „Merlin, lass mich doch endlich in Frieden, Frau.", flüstere ich ihr drohend zu und lasse sie stehen. Mutter hat all dies organisiert und ich kann kaum erwarten dass es vorbei ist. Ich will allein sein. Es fällt mir noch immer schwer zu glauben, dass ich Astorias süßliche Stimme nie wieder hören würde. Du musst für deinen Sohn da sein, sagt seine Stimme in meinem Kopf. Ich gehe auf Scorpius zu und lege meine Hand auf seine Schulter, während wir beide den blumenbestückten Sarg betrachten. In seinen Augen schimmern Tränen, er versucht angestrengt nicht zu weinen. „Malfoys weinen nicht", höre ich die Stimme meines Vaters sagen. Er hat mich zu einer kalten gefühllosen Marionette erzogen. So etwas will ich Scorp nicht antun und Tori hätte das auch nicht gewollt. Ich muss ihm ein guter Vater sein, damit sie stolz auf mich ist. Astoria hat das Gute in mir gesehen und nun muss ich ihr beweisen, dass es wirklich existiert.
Wieder im Manor ist alles ruhig. „Filly, sieh nach ob Scorpius etwas braucht", fordere ich sie müde auf. „Sehr wohl, Master", erwidert Filly und verschwindet. Ich sitze in der Bibliothek und trinke ein Glas Feuerwhiskey. Das Brennen in meiner Kehle ist das erste Gefühl nach tagen, das ich wahrnehme. Ich starre auf das Bild von unserem Hochzeitstag. Tori und ich waren so glücklich. Meine große Liebe ist fort und es fühlt sich an, als hätte mir jemand das Herz aus der Brust gerissen. Ich weiß nicht, wie lange ich unser Bild betrachte bis mir endlich die Augen zufallen. „Ich liebe dich Tori", murmle ich erschöpft und sinke im Sessel in den Schlaf.
