Also, das Übliche mal wieder vorneweg. Mir gehört nichts, sondern alles J.K.R., außer dieser Idee – Halt! Stopp! Das stimmt eigentlich auch nicht. Ich bin nur die, die das ganze aufgeschrieben und ein wenig angepasst hat. Tatsächlich basiert diese kleine Geschichte auf einer wahren Begebenheit, die ich einfach nur ins Harry-Potter-Universum übertragen habe. Passiert ist sie auch nicht mir, sondern einer Arbeitskollegin, die mir vor kurzem davon erzählt hat.

Dann will ich euch auch nicht länger aufhalten. Viel Spaß!

Ein großes Dankeschön geht noch an meine liebe Freundin und allerbeste Beta, die sich die Zeit genommen hat, alles schon mal Probe zu lesen – und mich dabei auf den einen oder anderen Fehler hingewiesen hat^^

Gewidmet ist diese Geschichte meiner Kollegin, für das Verkürzen einer eher ereignislosen Nacht.


St. Mungo's für Anfänger

Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nachte Wahrheit. Die glaubt niemand!

(Max Frisch)

Ron hatte Geburtstag. An und für sich war das ja auch keine große Sache. Letztendlich war es ja jedes Jahr das gleiche. Auch dieses bildete da keine Ausnahme. Er hatte alle seine Freunde zu sich in den Fuchsbau eingeladen, Molly hatte ein hervorragendes Essen gekocht und der Elfenwein und Feuerwhiskey vernebelten schon bald allen die Sinne.

Hermine amüsierte sich prächtig und ausnahmsweise sogar ihr Verlobter Severus. Harry und Ginny waren froh, dass ihre Kinder endlich einmal beschäftigt waren und sich so gut mit Rons Sohn Hugo verstanden, auch wenn der nicht oft hier war. Hugo war nämlich auch der Sohn von Lavender, die mittlerweile geheiratet hatte und jetzt Lavender Smith hieß. Hugo hatte sich letztes Jahr allerdings geweigert diesen Namen anzunehmen und hieß somit auch weiterhin Brown. Alle zwei Wochen war der Junge bei Ron zu Besuch und es war offensichtlich, dass er es genoss seiner überbehütenden Mutter zu entkommen, auch wenn Molly oft nicht viel besser war. Er war jetzt 11 Jahre alt und würde in ein paar Monaten nach Hogwarts gehen.

Ron hatte endlich auch wieder eine feste Freundin und Hermine freute sich sehr, dass die beiden so gut zusammen passten, denn auch Miriam träumte von einem halben Dutzend Kindern und einem Heim, um ihre Familie zu versorgen. Und ganz nebenbei verstand sie sich ausgezeichnet mit Molly – viel zu gut, Rons Meinung nach.

Das Abendessen war mittlerweile vorüber und die Gesellschaft war zum gemütlichen Teil des Abends übergegangen. Die Kinder spielten noch immer draußen, als plötzlich die kleine Lilly weinend angelaufen kam. „Daddy, Onkel Ron, Hilfe! Hugo ist vom Besen gefallen!"

Es war erstaunlich in welcher Geschwindigkeit sich eine gemütliche Runde in einen aufgescheuchten Hühnerstall verwandeln konnte. Ron und Harry stürzten sofort hinaus und nachdem sich das Gewusel endlich gelegt hatte, stand ein ziemlich bedröppelter Hugo im Mittelpunkt der Geburtstagsgesellschaft. Er hatte sich ganz offensichtlich am Arm verletzt, vermutlich gebrochen, dachte Hermine. Und es war ebenfalls offensichtlich, dass der Junge einen Heiler brauchte. Soweit waren sich auch alle einig. Das Problem an der Sache war nur, dass sämtliche erwachsenen Gäste schon ziemlich angesäuselt waren, ausnahmsweise sogar Severus. Seit-an-Seit-Apparieren war also definitiv ausgeschlossen, vor allem mit einem verletzten Kind. Und Molly hatte es bei ihrem letzten Besuch in der Winkelgasse versäumt, Flohpulver zu kaufen – es reichte nur noch für eine einzige Person.

Es dauerte ein paar Minuten, bis sich die Diskussion endlich gelegt hatte und Ron leicht lallend die einzige vernünftige Lösung verkündete: „Isch werde jetz kurz zu Xenophilius flohen und ihn bitten, uns ins St. Mungo zu apparieren!"

Gesagt, getan und schon wenige Minuten später stand ein erstaunter Xenophilius Lovegood vor ihrer Tür. Er war ein wenig verwirrt, auf Grund dieser doch eher seltsamen Bitte, doch war gleichzeitig sehr hilfsbereit und versicherte, dass das überhaupt kein Problem sei. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wer den kleinen Hugo alles begleiten sollte. Natürlich musste Ron als Vater mit, besonders da die Mutter des Jungen nicht zu erreichen war. Doch so sehr das Kind seinen Vater mochte, schon mit seinen elf Jahre wusste der Junge sehr genau, dass sein Vater die Sensibilität eines Teelöffels besaß.

„Tante Mia, bitte komm du auch noch mit, ja. Du hast von so was mehr Ahnung und Pa benimmt sich bestimmt wieder total daneben", flehte der Kleine Hermine an.

Hermine seufzte. Natürlich hatte Hugo vollkommen Recht, dass Ron sie wahrscheinlich alle nur noch mehr blamieren würde, doch wovon genau sie jetzt mehr Ahnung haben sollte, das war ihr ein Rätsel. Andererseits spielte es aber auch keine Rolle. Vermutlich war es tatsächlich das Beste, wenn sie mitgehen würde. Sie hatte zwar auch schon mehr als genügend getrunken, doch sie war noch klar genug im Kopf – oder vielleicht auch wieder – um sich mit dem ganzen Bürokratismus im St. Mungo herumzuschlagen – hoffte sie zumindest.

Also war es abgemachte Sache. Xenophilius apparierte mit Hugo, Ron und Hermine nach London. Er schaffte sogar eine exakte Punktlandung wenige Meter vom Eingang des St. Mungo entfernt ohne auch nur einen von ihnen zu zersplittern. Hugo hatte kurzzeitig mit Übelkeit zu kämpfen, doch nach nur wenigen Augenblicken hatte die sich wieder gelegt.

Kurz bevor sie die Tür erreichten, verkündete Xenophilius: „Es tut mir leid meine Freunde, aber weiter kann ich euch nicht begleiten. Dort über dem Eingang hängen ein paar Nargel und es bringt Unglück unter Nargeln hindurchzugehen, wenn man kurz darauf apparieren will. Ich werde einfach hier auf euch warten."

Hugo blickte erstaunt und nahm diese Aussage einfach zur Kenntnis. Hermine war ein wenig irritiert und auch genervt; über diesem Eingang war absolut nichts außer einer Lampe, um wenigstens für ein bisschen Licht zu sorgen, aber ganz bestimmt keine Nargel. Und Ron musste sich sichtlich das Lachen und irgendwelche dämlichen Kommentare verkneifen. Sicherheitshalber nickte Hermine Xenophilius kurz zu und zog Ron und Hugo schnell weiter ins Innere des Gebäudes.

Das St. Mungo Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen war für Hermine noch immer so verwirrend wie bei ihrem ersten Besuch. Doch für Hugo gab sie sich alle Mühe so kompetent wie möglich zu wirken, sofern ihr das in ihrem alkoholisierten Zustand gelang.

Es war schon eine kleine Kunst überhaupt die magische Notaufnahme zu finden. Sollte man da eigentlich nicht gleich drauf zu kommen? Der Empfang war nicht besetzt, wo sie hätten fragen können, und so schlug Hermine einfach den Weg ein, der ihr am sinnvollsten erschien. Wenigstens einmal an diesem Abend war das Glück auf ihrer Seite, denn es war der Richtige.

Die magische Notaufnahme war leer. Am Tresen saß eine blutjunge, gelangweilte Medihexe, die offensichtlich Probleme damit hatte, nicht gleich einzuschlafen. Hermine ging auf die junge Frau zu. „Guten Abend."

Die junge Hexe schreckte aus ihren Träumereien und zuckte sichtlich zusammen. „Guten Abend Madam. Wie kann ich Ihnen helfen?"

Hermine zog Hugo vor sich, sodass die Medihexe ihn sehen konnte, Ron antwortete jedoch für sie. „Mein Sohn Hugo is mit meinem Besen geflogen, obwohl isch ihm das verboten hatte. Junge, wie oft hab isch dir gesagt, du sollst nich alleine damit fliegen? Und immer gut festhalten! Naja, is ja jetz auch egal. Jedenfalls is er runter gefallen und jetz hat er sich was am Arm getan. Und darum sin' wir hier."

Hermine hatte eigentlich gehofft, Ron würde ganz einfach den Mund halten. Sie stanken sowieso schon nach Feuerwhiskey, doch als Ron den Mund aufgemacht hatte, hatte sich der Gestank quasi verdoppelt, sodass die junge Hexe angewidert das Gesicht verzog. Und es war ja auch nicht so, dass Ron besonders sinnvoll erzählte.

Nichtsdestotrotz schien das Wesentliche angekommen zu sein, denn die Medihexe bemühte sich merklich um einen professionellen Gesichtsausdruck, als sie sich betont freundlich an Ron wandte. „Ähm, gut. Dann bräuchte ich bitte als erstes den vollen Namen und das Geburtsdatum des Kindes."

„Hugo Brown. Un' geboren is er am … am…"

Hermine seufzte. „Am 18. Februar 2002."

Die Medihexe wandte sich erleichtert an Hermine. „In Ordnung. Und der Junge ist also vom Besen gefallen und hat sich den Arm verletzt?"

Bevor Hermine reagieren konnte, fiel Ron ihr auch schon wieder ins Wort. „Jaaa, hier, sehn se!" Er zog den etwas verloren wirkenden und blassen Hugo wieder nach vorne und zeigte auf dessen Arm, der in einem seltsamen Winkel abstand.

Die Hexe hinter dem Tresen schien auch ein wenig blasser zu werden und wandte sich möglichst schnell wieder von dem Jungen ab. „In Ordnung Mr. Brown, wenn Sie dann…"

Weiter kam sie nicht, denn sie wurde kurzerhand von Ron unterbrochen. „Weasley."

„Wie bitte?"

„Mein Name is Weasley un' nich Brown."

Die Medihexe war sichtlich irritiert. „Aber Sie sagten doch, Sie seien der Vater des Jungen."

„Ja bin isch ja auch."

„Dann heißt der Junge jetzt auch Weasley?"

„Nee, der heißt Brown, wie die Farbe", erwiderte Ron kichernd.

„Also Sie heißen Weasley, Ihr Sohn jedoch Brown?" fragte die junge Hexe vollkommen verwirrt nach.

„Sag isch doch."

„Aber wie kann das sein?"

Ron zuckte die Schultern. „War nie mit seiner Mutter verheiratet."

Endlich schien sie Ron zu verstehen. „Ah, in Ordnung Mr. Weasley, dann können Sie und Ihre Frau dort drüben mit Ihrem Sohn Platz nehmen."

Ron wollte diese Aussage einfach unkommentiert lassen und sich setzen. Doch diesmal war es Hermine, die das nicht einfach so hinnehmen wollte.

„Ich bin nicht seine Frau."

„Oh, ich bitte um Verzeihung. Ich dachte nur, weil Sie ihn begleiten, sind Sie vielleicht seine neue Frau. Aber wenn Sie noch nicht verheiratet sind, ist das auch überhaupt kein Problem."

„Ich bin auch nicht seine Freundin", erwiderte Hermine, die bloß keine falschen Gerüchte aufkommen lassen wollte.

Die Medihexe sah Hermine mit großen Augen an. „Nicht?" Plötzlich schien ihr ein Licht aufzugehen. „Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung Mrs. Brown."

„Granger."

Wenn überhaupt möglich, war die junge Frau jetzt noch verwirrter als vorher. „Wie meinen?"

„Mein Name ist Granger", sagte Miss Granger, der es irgendwie sogar Spaß machte, die Medihexe so durcheinander zu bringen.

„Ähm… aber Sie sind dann die Mutter des Kindes?"

„Nein."

„Nein?"

„Nein."

„Aber wer ist denn dann die Mutter?"

„Die ist nicht mit hier. Mrs. Smith ist noch nicht darüber informiert, dass ihr Sohn einen Unfall hatte", erklärte Hermine nonchalant.

Blinzelnd sah die Medihexe sie an. „Wer ist Mrs. Smith?", fragte sie verzweifelt.

„Na die Mutter des Jungen", sagte Hermine, als ob das selbstverständlich wäre.

„Aber ich dachte der heißt Brown!", die junge Hexe verstand die Welt nicht mehr.

„Heißt er ja auch."

„Und die Mutter heißt Smith?"

„Exakt"

Hermine hatte das Gefühl, die junge Hexe würde vor lauter Verzweiflung gleich in Tränen ausbrechen, als hinter ihr plötzlich eine sehr viel ältere Medihexe auftauchte.

„Gibt es hier ein Problem?", fragte diese auch sogleich. Mit einem Blick hatte sie scheinbar die Situation erfasst. Sie sah den bleichen Jungen mit dem gebrochenen Arm und die diskutierenden Eltern. Kein seltener Anblick hier in der magischen Notaufnahme und vor allem dann nicht, wenn man schon so viele Jahre hier arbeitete.

„Mary, geh und hol Heiler Skomba."

Die junge Frau wirkte mehr als erleichtert und verschwand schnell.

Die ältere Medihexe wandte sich nun den drei Hilfesuchenden zu. „So, das ist also der kleine…?"

Diesmal war, Merlin sei Dank, Hermine schneller. „Das ist Hugo Brown, geboren am 18. Februar 2002, und er ist vom Besen seines Vaters gefallen und hat sich am Arm verletzt."

Die Medihexe wandte sich in strengem Ton an Ron. „Nun Mr. Brown, Sie sollten besser auf Ihren Besen Acht geben."

„Weasley, wenn isch bitten darf. Un' isch geb immer auf meinen Besen Acht!"

Verwirrt blinzelte die ältere Hexe, während sie angeekelt ihr Gesicht wegzudrehen versuchte, denn die Alkoholfahne hatte sich offenbar noch nicht verbessert. . „Dann sind Sie also nicht der Vater des Jungen?"

„Doch, doch. Hab seine Mutter aber nie geheiratet."

Hermine war erleichtert, dass es diesmal wohl etwas schneller gehen würde die seltsamen Familienverhältnisse zu klären. Bis: „Sie müssten sich dann bitte noch als die Eltern des Jungen ausweisen."

Jetzt war es wieder an Hermine irritiert auszusehen. „Wie bitte?"

„Sie müssen sich als die Eltern des Jungen ausweisen. Haben Sie keine Dokumente dabei, die belegen, dass das ihr Sohn ist?" fragte die Medihexe und deutete dabei auf Hugo.

„Wie stellen Sie sich das denn vor? Soll ich etwa stets und ständig die Geburtsurkunden meiner Kinder mit mir herum tragen?"

„Mrs. Brown…"

„Granger."

„Wie bitte?"

Hermine seufzte, Hugo kicherte und Ron grinste. „Mein Name ist Granger. Und ich kann mich sowieso nicht als die Mutter des Jungen ausweisen."

„Wieso das denn nicht?"

„Weil ich nicht die Mutter bin!", antwortete Hermine genervt.

„Sie laufen also mitten in der Nacht mit einem anderen Mann und dessen Sohn in der Gegend umher? Das Mr. Granger das einfach so hinnimmt..." Die ältere Medihexe klang ein wenig schnippisch. Scheinbar hatte sie jetzt schon keine Lust mehr diesen seltsamen Verhältnissen auf den Grund zu gehen. Hermine musste unwillkürlich in sich hinein lachen. Sie wusste gerade die Hälfte dieser seltsamen Verhältnisse.

„Snape", antwortete Hermine.

„Verzeihung?"

„Mein Mann heißt Snape und nicht Granger." Der Blick der Medihexe war eine so seltsame Mischung aus grenzenloser Verwirrung und Abneigung, dass Hermine sich dazu genötigt fühlte noch hinzuzufügen: „Wir sind aber noch nicht verheiratete. Unser Hochzeitstermin ist erst im August. Außerdem ist er darüber informiert, dass ich mitten in der Nacht mit einem fremden Mann und dessen Sohn durch die Gegend laufe."

„Aha. Und wie kommen Sie jetzt zu diesem Mann?", fragte die ältere Hexe, während sie in Richtung Ron nickte.

„Er ist mein Freund", antwortete Hermine schlicht. „Wir haben gerade gefeiert, als der Unfall passiert ist."

Daraufhin nuschelte die Hexe etwas, das sich anhörte wie „ist ja nicht zu übersehen."

Die Medihexe schien allerdings mehr als erfreut, dass endlich etwas Licht in dieses Dunkel kam. „Nun gut, da wir das jetzt endlich geklärt hätten, was ist denn nun mit Mrs. Brown?"

Lallend und grinsend meldete sich Ron wieder zu Wort. „Mein' Se Hugos Mutter?"

„Ja natürlich meine ich die Mutter des Jungen", erwiderte die Hexe entnervt.

„Die heißt aber nich Brown."

In diesem Moment kam die junge Medihexe wieder. Sie konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als sie sah, dass die ältere Medihexe mittlerweile schon genauso verzweifelt war wie sie vorhin.

So amüsant das Ganze auch war, Hermine hatte keine große Lust hier noch länger als nötig herum zu diskutieren. Sie hatten mit ihrem Alkoholgehalt im Atem und den mehr als gewöhnungsbedürftigen Familienverhältnissen schon genug Eindruck hinterlassen – und nicht unbedingt den besten. Also kürzte sie das ganze so weit wie möglich ab. „Die Mutter des Jungen heißt jetzt Smith. Sie hat letztes Jahr geheiratet, doch Hugo wollte diesen Namen nicht annehmen, sondern seinen behalten. Er heißt weiterhin Brown. Können wir dann endlich behandelt werden?"

Anscheinend mochten es Medihexen nicht besonders, wenn man versuchte ihnen Vorschriften zu machen. Diese nahm es jedenfalls alles andere als gut auf. „Nein", antwortete sie hochnäsig, „Sie konnten sich immer noch nicht als die Eltern des Jungen ausweisen."

Ron konnte einfach nicht verstehen, wo das Problem der Medihexe war – Hermine im Übrigen auch nicht – also machte er seiner Verwunderung Luft: „Aber isch hab doch gesagt, dass isch der Vater bin!"

„Das könnte jeder beliebig Mann auch von sich behaupten."

„Bei dem wär's aber ne Lüge."

„Und woher weiß ich, dass es bei Ihnen keine Lüge ist?"

„Na weil isch das gesagt hab!"

Die ältere Medihexe verengte verärgert ihre Augen und Hermine hatte das Gefühl, dringend eingreifen zu müssen, bevor sie sie tatsächlich einfach wieder herauswarf.

„Hören Sie, es tut uns ja furchtbar leid, wenn wir Ihnen hier solche Umstände bereiten, aber er kann sich nun einmal nicht als Vater des Jungen ausweisen. Sie werden es uns einfach glauben müssen. Und ernsthaft, ich dachte das hier wäre eine Notaufnahme, in der Notfälle auch tatsächlich behandelt werden. Wozu müssen wir uns überhaupt ausweisen?", setzte sie noch hinterher. Ihre Neugierde gewann gerade die Oberhand.

Jetzt war es Hermine, die böse angefunkelt wurde. „Für die Unterlagen natürlich. Und außerdem muss das ganze ja auch irgendjemand bezahlen. Hinterher behaupten Sie dann womöglich noch, dass Sie doch nicht die Eltern sind und wir bleiben auf den Kosten sitzen."

Hermine wusste nicht genau ob sie lachen oder weinen sollte. Es ging mal wieder nur ums Geld. „Keine Angst, Sie werden Ihr Geld schon noch kriegen. Schicken Sie einfach eine Rechnung nach Hogwarts, zu Hermine Granger, also zu mir. Ich werde schon dafür sorgen, dass jemand für die Behandlung des Kindes bezahlt. Wenn er denn mal behandelt wird!"

Die Medihexe musterte sie aufmerksam. Scheinbar kam sie zu dem Schluss, dass sie vertrauenswürdig genug waren, oder zumindest, dass der Junge tatsächlich einen Heiler brauchte, denn sie sagte: „Mary, bring den Jungen zu Heiler Skomba. Er hat heute Dienst." Den letzten Satz hatte sie auch tatsächlich an Hermine gerichtet.

Die junge Medihexe, Mary, wollte Hugo gerade an seiner gesunden Hand nehmen und mit ihm in einem Nebenraum verschwinden, als sich der Junge zu Hermine drehte. „Tante Mia, bitte komm du auch mit!"

„Nein, Angehörige müssen draußen warten!", blaffte die ältere Medihexe.

Hermine war hin- und hergerissen, zwischen dem Wunsch nicht noch mehr aufzufallen und Hugo diesen kleinen Gefallen zu tun. Als sie in die wässrigen Augen des Jungen blickte, fiel ihre Entscheidung. „Ich denke, es ist besser, wenn ich ihn begleite."

„Das denke ich nicht."

Hermine warf ihren sowieso schon alkoholvernebelten Verstand über Bord, nahm Hugo bei der Hand und ging zielstrebig in Richtung Nebenraum: „Es interessiert mich nicht, was Sie denken."

Glücklicherweise kam Ron nicht auch noch auf die Idee ihnen zu folgen.

Mary eilte an ihnen vorbei und voraus in das Untersuchungszimmer.

Rückwirkend war Hermine sehr froh, dass sie doch einfach mitgegangen war. In dem Behandlungszimmer erwartete sie ein junger Arzt. Er war recht freundlich, sprach jedoch kaum ein Wort Englisch. Er gab sich wirklich Mühe von Hugo herauszufinden, was denn überhaupt passiert war, doch irgendwie hatte Hermine das Gefühl, dass er nur die Hälfte verstand. Manchmal stellte er dreimal die gleichen Fragen ohne auch nur ein Stück voranzukommen.

Nach einer Weile verkündete er: „Ich werden jetzt deine Arm untersucht."

Hugo war schon komplett verunsichert und sah hilfesuchend zu ihr hinüber. Sie konnte nichts weiter tun als aufmunternd zu lächeln und dem Jungen zuzunicken. Insgeheim war sie jedoch entsetzt darüber, dass der Heiler scheinbar gar keine Ahnung hatte, was er da eigentlich tat. Und sowas lassen sie auf die Menschheit los?, fragte sie sich selbst.

Der Heiler hatte unterdessen seinen Zauberstab gezogen und schwang ihn nun ein wenig ungelenk in der Luft. Erstaunlicher Weise trat sogar ein Effekt ein, der Mine des Heilers nach zu schließen sogar der gewünschte. Über Hugos Arm erschienen ein paar Symbole in verschiedenen Farben und Hermine hatte zwar keine Ahnung, was sie bedeuteten, war jedoch erleichtert, dass der Heiler zumindest damit etwas anzufangen wusste.

Allerdings schien das auch schon wieder alles gewesen zu sein, denn er erklärte: „Arm ist gebrochen." Und an die junge Medihexe gewandt fügte er hinzu: „Was nun?"

Diese sah noch blasser aus als ohnehin schon. „Ich habe keine Ahnung! Sie sind der Heiler. Ich bin nur eine Medihexe in Ausbildung."

Nachdenklich betrachtete er Hugos Arm. Der wiederum sah ängstlich zwischen Heiler, Medihexe und Hermine hin und her. Hermine konnte ihn sehr gut verstehen und sah ihn ebenfalls mitleidig und aufmunternd an.

Plötzlich verkündete Heiler Skomba: „Holen Bandage. Ich werden richten Arm."

Die junge Medihexe begann verunsichert etwas in dem Raum zu suchen. Es dauerte eine Weile, bis sie quasi jedes Fach zweimal auf und wieder zu gemacht hatte. Irgendwann schien sie allerdings tatsächlich das Gewünschte gefunden zu haben.

In der Zwischenzeit widmete sich der Heiler Hugos Arm mit seinem Zauberstab. Hermine war ehrlich erstaunt, dass der Effekt seiner Versuche ein anderer war, als der von Lockhardt. Tatsächlich schaffte er es, den Arm nicht als wabbelndes Etwas zurück zulassen, stattdessen richteten sich sogar die Knochen. Zwar mit einem hässlichen Knirschen und einem Aufwimmern Hugos, aber immerhin.

Heiler Skomba war dann sogar so freundlich Hugo noch einen Schmerztrank zu verabreichen, den dieser auch sofort herunterkippte. Danach ging es dem Jungen schon wieder sichtlich besser. So gut, dass er am liebsten auf der Stelle verschwunden wäre. Das wäre Hermine auch am liebsten, doch der Heiler hatte eindeutig andere Pläne.

Er besah sich noch einmal den Arm des Jungen und schien zufrieden mit seiner Arbeit. „Wir jetzt nur noch legen Verband an, damit Arm ist ruhig. Drei Tage nicht bewegen Arm. Das sein wichtig für Heilung."

Entsetzt sah der Junge zu dem Heiler auf. Er sollte den Arm 3 Tage lang nicht bewegen!? Das konnte nicht sein Ernst sein! Er war ein Junge. Er tobte ständig irgendwo herum. Und wie in Merlins Namen sollte er das seiner Mutter beibringen? Er hatte eigentlich vorgehabt ihr das zu verschweigen.

Doch Heiler Skomba schien sich von dieser Idee nicht abbringen zu lassen. Er rief die junge Medihexe zu sich und gemeinsam legten sie die Bandage an. Nun ja, zumindest versuchten sie es. Hermine hatte Schwierigkeiten einen Kicheranfall zu verbergen. Der Heiler hatte absolut keine Ahnung wie diese Bandage funktionierte, die Hugos Arm ruhigstellen sollte. Sie bestand aus einem Schlauch mit ein paar Schnüren daran. Die junge Medihexe schien auch noch nicht viel Erfahrung damit zu haben, aber sie konnte wenigstens soweit denken, dass der Schlauch für den Arm bestimmt war und nicht für den Kopf. Heiler Skomba wollte die Schnüre so um Hugo wickeln, das nicht nur der eine Arm fest verschnürt war, sondern gleich alle beide. Der arme Junge konnte sich zeitweise gar nicht mehr bewegen und verzog dabei so leidend das Gesicht, dass Hermine nur noch mehr lachen musste.

Es dauerte eine ganze Weile bis Heiler und Medihexe endlich den Dreh raus hatten und Hugo ordnungsgemäß verpackt war. Hermine musste einsehen, dass diese Bandage tatsächlich den Arm hervorragend ruhig zu halten schien, doch andererseits war sie der Meinung, dass Magie genug getan hatte. Sie glaubte kaum, dass der Arm noch drei Tage ruhig gestellt werden musste. Einfache Knochenbrüche waren bei Madam Pomfrey auch immer in wenigen Minuten komplett geheilt gewesen.

Als endlich alles fertig war, verabschiedeten sie sich vom Heiler und der jungen Medihexe und gingen wieder in den Vorraum, wo Ron auf sie wartete. Dieser kam auch sogleich angelaufen und sah entsetzt zu seinem Sohn. „Hugo, is alles in Ordnung. Du bist ja so blass. Was hat er mit deinem Arm gemacht?"

Hermine antwortete für den Jungen. „Es geht ihm gut Ron. Der Heiler hat seine Knochen gerichtet und ihm einen Schmerztrank verabreicht. Die Bandage ist nur zur Sicherheit, damit er den Arm nicht zu sehr belastet. Er braucht sie nur noch heute Nacht und morgen Vormittag tragen, danach kann sie ab. Seine Mutter braucht also nichts von diesem Zwischenfall zu erfahren", fügte sie fröhlich hinzu.

Sowohl Hugo als auch Ron sahen sie erleichtert an. Scheinbar hatten beide Männer kein gesteigertes Interesse daran gehabt, Lavender davon zu berichten. „Na dann is es ja gut", meinte Ron erfreut.

Sie gingen gerade an der magischen Notaufnahme vorbei, zurück zum Ausgang, als sie noch einmal von der älteren Medihexe aufgehalten wurden. „Entschuldigen Sie, aber wie wollen Sie eigentlich nach Hause kommen?", fragte sie.

Hermine wollte ihr gerade antworten, als Ron auch schon todernst sagte: „Wer am besten das Wort ‚Apparation' schreiben kann, der appariert."

Entsetzt sah die Medihexe sie an. Es hatte ihr offensichtlich die Sprache verschlagen und bevor sie sie wieder finden konnte, erklärte Hugo wie selbstverständlich: „Opa Lovegood appariert uns natürlich."

Die Medihexe wirkte jetzt so grenzenlos verwirrt, dass es einfach nur lächerlich wirkte und Hermine hatte auch keine Lust mehr ihr Kichern zu verstecken. „Er ist nur der Nachbar. Keine Angst, nicht noch mehr Namen in der Familie", erklärte sie lachend.

Draußen hatte Xenophilius geduldig auf sie gewartet. Er sah milde erstaunt zu ihnen herüber. „Ich wusste gar noch nicht, dass Krankenhausbesuche so erheiternd sind. Konnte denn dem kleinen Hugo geholfen werden?", fragte er mit einem zweifelnden Blick auf dessen verbandagierten Arm.

„Klar konnten se Hugo helfen. Diss is nur ne Vorsichtsmaßnahme, nur für die Nacht", antwortete Ron ihm fröhlich. „Und Hermine is einfach nen lustiger Mensch", fügte er noch hinzu.

Hermine, der es noch immer schwer fiel ihr Lachen zu unterdrücken, wollte einfach nur noch nach Hause. Das sagte sie auch den anderen. „Und ich brauch dringend noch ein Glas Feuerwhiskey!"

Nur wenige Minuten später waren sie wieder im Fuchsbau. Während ihrer Abwesenheit hatte sich der ganze Trubel ein wenig gelegt. Die Kinder schliefen auf dem Sofa, wohingegen die Erwachsenen gespannt ihre Ankunft erwarteten – nicht, dass das irgendwen davon abgehalten hatte, fröhlich weiter zu feiern. Harry hatte auch Rons Besen gesichert, der hatte jedoch nicht viel Schaden abbekommen.

Als sie hereinkamen, stand der arme Hugo sofort wieder im Mittelpunkt und wurde von Molly von oben bis unten bemuttert. Sie gab ihm noch etwas zu essen und zu trinken und steckte ihn anschließend kurzerhand ins Bett. Hugo war mittlerweile so erschöpft, dass er nicht einmal dagegen protestierte.

Hermine hingegen setzte sich wieder zu Severus. Ihr Lachkrampf war endlich vorüber und ihr kam wieder in den Sinn, wie sehr sie im St. Mungo eigentlich aufgefallen waren. Stöhnend vergrub sie ihren Kopf in ihren Händen. „Sei so gut und gib mir ein großes Glas Feuerwhiskey, ja?"

Severus sah sie skeptisch an, reichte ihr jedoch das Gewünschte mit dem Kommentar: „Ich weiß ja, dass Krankenhausaufenthalte nicht unbedingt Freudenfeste sind, aber war es wirklich so schrecklich?"

Hermine kippte den Whiskey herunter und sah vielsagend zu Ron.

Jetzt war es an Severus zu lachen. „So schlimm?"

„Schlimmer!", erwiderte Hermine. „Hast du schon mal bemerkt, dass jeder einen anderen Namen trägt? Hugo, Ron, Lavender, Xenophilius, ich, du."

„Wieso ich?", unterbrach Severus sie.

„Ach, ich hab dich nur kurz erwähnt. Allerdings schien die Medihexe nicht viel von unverheirateten Paaren zu halten. Naja, und dazu noch die Alkoholfahne… Nein, wir sind überhaupt nicht aufgefallen!"


Anm.: Die erwähnte Bandage mit den Schnüren gibt es tatsächlich. Es nennt sich Gilchristverband und hält tatsächlich wunderbar den Arm ruhig.