Alle Figuren gehören Stephenie Meyer.
Schlechte Nachrichten
Ich war in unserem Haus in Rio und lag wie eine Leiche auf dem Sofa.
In meiner Bewegungslosigkeit hing ich meist meinen Gedanken nach.
Natürlich waren meine Gedanken bei Bella. Ich sah ihr wunderschönes Gesicht genau vor mir. Ihre vollen Lippen, die immer so begierig nach meinen Küssen waren, die ich ihr niemals verweigern wollte, ihre Wangen, die meist vor Röte glühten, ihr flatterndes Herz, das, sobald ich näher kam immer schneller schlug, bei meinen Küssen dann schlagartig aussetzte und dann wieder stotternd in Gang kam und sie nach Atem langte, wenn ich nach einem langen innigen Kuss von ihr abließ.
Aber das, was ich mir immer bis zum Schluss aufhob waren ihre tiefen, wunderschönen, schokoladen braunen Augen, die meine früheren kleinen Täuschungsversuche durchschauten und die ich noch nie so unendlich traurig gesehen habe wie damals im Wald.
Sie war so unglücklich über meine Entscheidung. Meine Worte, die sie so verletzt hatten. Am Anfang schenkte sie mir keinen Glauben.
Als ich aber dann in ihren Augen sah, wie ihre Welt, die um mich und unser Glück kreiste, zusammenbrach, hätte es mir fast mein kaltes Herz zerrissen und ich hätte beinahe meine Fassade fallen gelassen. Aber ich musste meine harte kalte Maske erhalten und ihr zeigen, dass es mir nichts ausmachen würde mit dieser Entscheidung, also ohne Bella, zu leben.
Wie gern hätte ich sie in meine Arme geschlossen, ihr Halt gegeben und alles rückgängig gemacht, was ich gesagt habe.
Aber das ging nicht.
Außerdem glaubte sie meinen Worten. Ich sah es ihr an.
Es schmerzte sie zutiefst.
Aber ich hoffte bis heute, dass sie ihr Leben, ohne mich, glücklich weiter leben würde. Auch wenn es mir meinen Lebenswillen, meine ganze Energie und meinen Engel geraubt hat, ich wollte, dass sie ohne mich weiterlebt, ohne die Gefahr, der sie ständig ausgesetzt war durch mich. Auch wenn ich sie bisher fast immer vor der Gefahr, die nicht von mir ausging beschützen konnte.
Ich wollte ihr trotzdem nie wieder diese Gefahr antun. Was damals mit James passiert ist, hätte ich verhindern können, aber sie hatte ja nur ihre Mutter beschützen wollen. Sie hatte es zum Glück fast unbeschadet überlebt.
Als aber dann die Gefahr aus meiner eigenen Familie kam, konnte ich doch nicht anders handeln. Ich hatte es zwar immer im Hinterkopf, aber ich hätte nie gedacht, dass es wirklich irgendwann passieren würde.
Könnte ich noch weinen, wäre ich wahrscheinlich jeden Tag weinend zusammen gebrochen, auch wenn ich als Mann in meiner Zeit eine gewisse Würde hätte erhalten müssen, es wäre mir egal gewesen, nichts machte mich so unsagbar traurig wie jeden Tag ohne Bella zu sein.
In den letzten Wochen beherrschte mich nur noch die Sorge und der Kummer. Sorge um Bella und Kummer um meine verlorene Lieben und meinen verlorenen Engel. Ich wusste nicht wie es ihr geht, oder was sie vor hatte, weil ich Alice angewiesen hatte nicht weiter auf Bellas Zukunft zu achten, auch wenn es mich wirklich interessiert hätte wie ihr Leben verlief. Und wenn sie doch etwas gesehen hätte, hätte sie mir es sowieso nicht sagen könne, da ich ihre Gedanken verfolgen, weil sie nicht bei mir in meiner Nähe war. Ich konnte zwar Gedanken über eine gewisse Strecke verfolgen, aber ich war ja auch auf einem anderen Kontinent und das war eine Distanz die sogar nicht besondere Fähigkeiten nicht so einfach überbrücken konnten.
Außerdem war diese Lösung sowieso die Beste, weil ich meiner Familie nicht mein Leid aufbürden wollte. Esme war damals auch nicht froh über meine Entscheidung gewesen, Bella zu verlassen und jetzt war sie besorgt um mich, weil ich mich so selten meldete und wenn ich mich meldete immer so kaputt und ausgelaugt klang, nachdem was Esme mir mal sagte, als sie ihre Besorgnis mitteilte. Ich glaube wenn ich ihnen jetzt unter die Augen treten würde, würde sie einen Schock bekommen. Mein Äußeres sah ziemlich mitgenommen aus, da ich einfach nichts machte. Ich ging nachts nicht raus um mich einfach in irgendeiner Weise zu bewegen, da ich ja tagsüber zu sehr auffallen würde, und ich ging auch nicht jagen. Mein Antrieb war weg. Früher musste ich für Bella stark sein. Aber jetzt musste ich mich nur zusammenreißen nicht sofort zu ihr zurück zu kehren.
Als meine Gedanken dann wieder zu Bella schweiften und ich die Außenwelt mal wieder ausschaltete, vibrierte mein Handy. Ich löste mich aus meiner Bewegungslosigkeit, setzte mich auf und zog das Handy aus meiner Hosentasche. Die Nummer verriet mir, dass es Rosalie war.
Rosalie? Was wollte sie?
Ich nahm ab: "Was gibt's Rosalie?", fragte ich so fit es eben ging. Ich hatte einfach keine Energie und keinen Lebenswillen ohne Bella, daher war ich auch seit Wochen nicht mehr auf der Jagd.
"Edward", sagte sie. Ich konnte eine gewisse Spur von Besorgnis. Was war denn los? "Edward! Es ist etwas passiert!" Das etwas passiert ist, war mir klar...nur was genau?
"Ist etwas mit Carlisle oder mit Esme?", fragte ich damit sie endlich fortfuhr.
"Nein, ihnen geht es gut. Edward, Bella ist tot. Alice hat gesehen wie sie von einer Klippe ins Wasser gesprungen ist und nicht mehr auftauchte.", erklärte sie.
Bei ihrem ersten Satz war ich erstarrt und nahm den Rest ihrer Erklärung nur am Rande wahr. Bella war tot? Wie konnte das sein? Von einer Klippe ins Wasser gesprungen? Warum sollte sie so etwas tun sie war doch kein Sportler, sie konnte doch nie wirklich was mit Sport anfangen und dann sprang sie von einer Klippe ins Wasser?
„Edward?", rief Rosalie durch den Hörer. „Edward?" Sie rief immer lauter, da ich nicht antwortete. Sie musste wohl vorher auch schon ein paar Mal meinen Namen gerufen haben.
Ich legte auf und wählte sofort Bellas Festnetznummer, die mir für immer ins Gedächtnis gebrannt war. Ich tippte die Nummer so schnell es ging und es wurde nach dem zweiten Klingeln abgenommen.
„Bei Swan.", meldete sich eine mir unbekannte Stimme, daher beschloss ich mich mit Carlisles Namen zu melden und fragte nach Charlie.
„Der ist nicht da", antwortete mir die Stimme in einem leicht Drohenden Ton. Was sollte das?
„Wo ist er?", fragte ich weiter mit ruhiger Stimme. Ich ließ mir nicht anmerken, dass mir dieser leichte Unterton aufgefallen war, jedoch wurde ich in meinem Inneren fast wahnsinnig vor Sorge. „Er ist auf der Beerdigung.", bekam ich als Antwort.
Ich legte auf und nahm das Handy vom Ohr. Ich starrte fassungslos auf mein Handy, aus dem ich eben diese Schreckensnachricht gehört habe. Nein, das konnte doch nicht sein. Rosalie hatte Recht. Bella war tot. Mein wunderschöner Engel war in den Himmel zurückgekehrt.
Warum nur hatte sie das getan? Wie konnte sie das Charlie antun? Er brauchte und liebte sie doch so sehr. Er war damals so überglücklich, als Bella entschied bei ihm zu leben. Und jetzt? Nach nur einem halben Jahr hat sie ihn verlassen. Für immer.
Mein Entschluss stand fest. Ich würde nach Volterra reisen. Sofort. Jede Sekunde, die weiter verging war eine Qual. Ich würde nach Volterra reisen, da ich weiß, dass Emmett und Jasper mir niemals helfen würden, weil sie das Esme und Carlisle nicht antun wollten. Ihren eigenen Bruder vernichten.
Nein.
Ich wollte nicht, dass irgendeiner von meiner Familie das mit ansehen musste. Der einfachste Weg war wirklich, nach Volterra zu fliegen und die Volturi zu bitten. Wenn nötig würde ich sie sogar provozieren, nur damit ich mit meinem Engel wieder zusammen sein könnte, soweit das möglich war.
Bella glaubte ja immer, dass ich eine Seele hatte und nicht in der Hölle schmoren müsse, aber solange ich von Bella entfernt war, war die Erde meine persönliche Hölle.
Ich würde ihr nachfolgen, wie ich es ihr damals versprach, als wir in ihrem Wohnzimmer saßen und Romeo und Julia beim Sterben zusahen, als alles noch in Ordnung gewesen war.
Damit war jetzt alles klar. Meine nächste und damit auch letzte Station meines Daseins würde Volterra sein.
