Hermine reckte ihr Gesicht in die Sonne.
Die Schule war zuende, ihr Abschluss unter Dach und Fach. Nach den Sommerferien würde sie ein Studium an der angesehenen Zaubereruniversität in London beginnen.
Doch bis dahin hatte sie noch viel Zeit. Zwar war es ganz und gar nicht ihre Art, den Tag mit Faulenzen zu verbringen, doch einem solch heißen Tag wie diesem, da hatte sie sich mit zwei Fachbüchern an einen abgelegenen kleinen See verzogen.
Sie hatte sich einen dreiwöchigen Urlaub in Schottland von ihren Eltern zum Schulabschluss gewünscht und wollte alleine sein, um von den Schrecknissen des vergangenen Schuljahres Abstand zu gewinnen. Die strahlende Sommersonne und der wolkenlose blaue Himmel, ließen sie fast vergessen, was sie in den letzten Monaten durchgemacht hatte. doch entgegen ihren guten Vorsätzen versank sie schnell wieder in Grübelei.
Sie vermisste ihre Freunde, die inzwischen in alle Winde verstreut waren.
Sie drehte sich auf den Bauch, öffnete ihr Bikinioberteil um sich den Rücken bräunen zu lassen, schloss die Augen und entspannte sich.
Libellen tanzten über dem Wasser, lieferten sich rasante Rennen in der Luft. Es roch nach frischem Heu und nach Sonnencreme.
In ihrer Badetasche lag ihr Zauberstab, den sie vorsichtshalber immer mit sich trug, auch wenn sie nicht mehr glaubte. ihn zu etwas anderem als für harmlose Zauber benutzen zu müssen.
Fast ein Jahr hatte es keine Todesserüberfälle mehr gegeben.
Alles war ruhig geblieben, nachdem sich die Wogen nach dem Mord an Dumbledore geglättet hatten.
Snape war verschwunden, Draco ebenfalls. Alles erschien ihr inzwischen so unwirklich, als sei es nie passiert.
Träge streckte sie die Arme nach vorne, genoss dass Gefühl der Sommerhitze auf ihrer Haut und überlegte, ob sie schon hungrig genug wäre um zum Abendessen zurück in ihre Pension zu gehen.
Sie hatte nicht einmal Zeit sich zu erschrecken, so schnell krachte der Holzscheit auf ihren Kopf und ließ ihren sich kurz aufbäumenden Körper zusammensacken wie eine Marionette, deren Fäden man zerschnitten hatte.
„Idiot!" raunzte ein großer grobschlächtiger Kerl den jungen Burschen an, der mit selbstgefälligem Gesicht auf Hermines Körper herabsah.
„Jetzt sieh dir an was du angerichtet hast, dafür zieht er uns mindestens 500 Galleonen ab."
Missmutig stieß er Hermine mit dem Fuß in die Seite und drehte sie damit auf den Rücken. An ihrer Schläfe war die Haut bis auf den Schädelknochen aufgeplatzt. Blut strömte aus der Wunde, versickerte in dem sandigen Boden unter ihrem Kopf.
„Du solltest sie nur KO schlagen und nicht verstümmeln. Wenn man nicht alles selber macht..."
„Ich wollte nicht dass sie sofort wieder zu sich kommt, wie die Kleine heute morgen!", gab der Jüngere entschuldigend zurück.
„Blödsinn!", konterte der andere. „Du hast dich einfach noch nicht unter Kontrolle! Aber jetzt sie zu, dass du sie fortschaffst. Wir werden sie heute Abend noch abliefern können."
„Was mag sie uns einbringen!", wollte der Bursche wissen während er sich Hermine über die Schulter legte.
„Er hat uns 2000 Galleonen versprochen, wenn wir sie unversehrt abliefern! Ich weiß ja nicht was er mit der Mieze vorhat, ist ja ein nettes Stück DNA, dass er bestellt hat!" Damit hatte er in Hermines Haar gegriffen und ihren Kopf hochgehoben um ihr Gesicht sehen zu können.
„Wenn du ihr nicht den Kopf zermatscht hättest, dann wäre sie echt ein netter Anblick, aber so...!"
„Jetzt mach mich nicht an sonder hilf mir lieber!"
Der Jüngere hatte inzwischen einen kleinen grauen und unscheinbaren LKW erreicht und wuchtete Hermine in den Laderaum. „Manchmal wünschte ich wir könnten auch zaubern wie dieses komische Volk, dann hätten wir nicht diese Schlepperei!"
Unsanft rollte er Hermines Körper weiter in das Wageninnere während der Ältere bereits den Motor startete.
Sorgfältig wurde die Wagentür verschlossen und das Fahrzeug setzte sich in Bewegung, holperte über die abseits gelegenen Wirtschaftswege bis zur schmalen Fahrstrasse und von dort aus immer weiter und weiter in nördliche Richtung, immer weiter hinauf in die Highlands von Schottland.
Hermine war mehrere Stunden bewusstlos. Als sie endlich erwachte, da brauchte sie noch eine ganze Weile um zu realisieren, dass sie sich in einem fahrenden Wagen befand.
Die Wunde an ihrer Stirn schmerzte fürchterlich und ihr war kalt, denn Sie trug nur das Unterteil ihres Bikinis. Ansonsten war sie nackt.
Verzweifelt versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Was war nur mit ihr geschehen? Sie erinnerte sich noch daran, plötzlich einen Schatten gesehen zu haben, dann war es dunkel geworden um sie. Vorsichtig tastete sie ihre Stirn ab und sie fühlte schockiert die zerfetzte Haut und das tiefe Loch in ihrer Stirn, dass bis auf den Schädelknochen ging. Sofort wurde ihr übel und sie erbrach sich heftig. Erschöpft lehnte sie an der Wand des Lkw, mehr liegend als sitzend. Es kam ihr wie Stunden vor, als der Wagen endlich stoppte.
Es kostete viel Kraft aber sie begann sofort die Tür mit ihren Fäusten zu bearbeiten und dabei laut um Hilfe zu schreien. Es musste sie doch jemand hören.
Sie wurde auch gehört, jedoch leider nicht von Passanten wie sie gehofft hatte, sondern einer ihrer Entführer öffnete die Hecktür und brachte sie mit einem Faustschlag zum schweigen. Durch die Wucht des Schlages wurde sie quer über die Ladefläche geschleudert und blieb in ihrem Erbrochen liegen. Erneute Übelkeit überkam sie. Was ging hier nur vor. Ihre Entführer waren zweifellos Muggel.
Was wollten sie?
Lösegeld?
Ihre Eltern waren nicht arm, sie hatten ihr Auskommen, aber sie waren weit davon entfernt als ausgesprochen wohlhabend zu gelten. Die Zahnarztpraxis war noch mit Hypothekendarlehen beliehen, das eigene Wohnhaus noch nicht mal abbezahlt. Man würde kein üppiges Lösegeld erpressen können. Ob sie das Opfer einer Verwechslung geworden war. Aber es gab nur wenige Feriengäste in dem verschlafenen Ort und sie war die einzige junge Frau neben einer Handvoll Rentner und zwei Familien mit kleinen Kindern gewesen.
Inzwischen hatte sich das Fahrzeug wieder in Bewegung gesetzt.
Nach einer Weile hörte Hermine andere Motorengeräusche und bemerkte, dass das Auto wieder langsamer fuhr, dann ganz stoppte und langsam wieder anfuhr, nur um nach wenigen Augenblicken wieder anzuhalten. „Wir stecken in einem Stau!" fiel es ihr blitzartig ein und wieder begann sie mit all ihrer Kraft an die Blechwände ihres Gefängnisses zu schlagen. Sollten sie doch kommen und sie wieder zusammenprügeln. Vielleicht hatte sie ja doch die Chance, von jemandem gehört zu werden, der dann die Polizei rief. Plötzlich spürte sie, dass der Fahrer wohl kräftig aufs Gas getreten hatte. Einige Augenblicke später bremste er hart.
Wieder wurde die Tür aufgerissen und diesmal kamen beide Männer zu ihr in den Laderaum.
„Du hast es nicht anders verdient!" herrschte sie der ältere an bevor er ihr eine schallende Ohrfeige gab, die sie von den Füßen riss.
„Ich werde das Täubchen besser knebeln damit sie uns nicht verrät, wenn wir durch die Ortschaft fahren müssen!" damit sprang er aus dem Wagen und schien sich im Fahrerhaus zu schaffen zu machen.
„Warte mal!" brüllte ihm der Jüngere hinterher, „ich habe eine viel bessere Idee!" und mit diesen Worten fasste er Hermines Unterkiefer mit stahlharter Hand und zwang ihre Zähne auseinander. Entsetzt sah Hermine wie er mit der anderen Hand ein Schnappmesser zog. Das metallische Geräusch beim Aufspringen der Klinge zauberte einen sadistischen Glanz in die Augen ihres Entführers und noch bevor sie ihrem Entsetzen noch mit einem weiteren Schrei Ausdruck verleihen konnte, hatte er ihr mit dem Messer einen tiefen Schnitt in ihrer Zunge zugefügt. Er ließ Hermine los, die auf die Knie sank und dem Sturzbach Blut, der nun aus ihrem Mund quoll mit schreckensweiten Augen ansah.
Statt etwas zu sagen oder auch nur ein lautes Geräusch zu machen, schaffte sie nur noch ein gedämpftes Gurgeln. Sie spürte, dass ihre Zunge mindestens zur Hälfte durchschnitten war.
Der Geschmack und Geruch von Blut, nahm ihr endlich das Bewusstsein.
