Autors Note: Diese Geschichte ist in Zusammenarbeit mit der Autorin Minui entstanden und ist der zweite Teil zu meiner Geschichte „Das Bündnis alter Feinde". Für das Verständnis ist es nicht unbedingt erforderlich, diese Geschichte gelesen zu haben, aber da ein selbst erfundener Charakter - die Elbe Thanis - darin vorgestellt wird, die auch in „Drachenblut" eine wichtige Rolle spielt, empfiehlt es sich doch, diese vorab zu lesen!

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und freue mich über Euer Feedback, Tardo

1. Kapitel

Ein leichter Regen fiel durch das Laub der Bäume und kündete vom nahenden Herbst, als Legolas und Tanhis einen ausgetretenen Pfad durch den Wald von Ithilien entlang wanderten. Alles um sie herum war in gedeckte Farben getaucht und die Luft war erfüllt von den süßen Gerüchen der Pflanzen und Kräutern und dem Gezwitscher der Vögel. Als sie den Fluss erreichten, nahm Legolas Tanhis bei der Hand und führte sie einen schmalen Weg hinunter, der von zarten Nebelschleiern verdeckt wurde. Die letzten Sonnenstrahlen durchzogen den Nebel und bildeten Wolken aus Feuchtigkeit und Licht, die um sie herum funkelten und glitzerten.

Hier, tief im Herzen der Wälder, lag gut geschützt eine kleine Lichtung, Ziel von Legolas' Suche. Ein hoher Sandsteinfelsen schützte das Lager zu einer Seite und im Norden und Westen hatten die Waldelben ein undurchdringliches Dickicht aus Dornengestrüpp und Farnpflanzen geflochten. Im Süden war das Lager durch den Fluss geschützt und nur über den Wasserweg zu erreichen, somit ein stiller, friedlicher Ort, besonders in der nachmittäglichen Hitze.

„Was für ein wundervoller und schöner Ort, an den du mich geführt hast, Legolas!", begann Tanhis sofort zu schwärmen.

Legolas' Lächeln wurde breiter und er zog sie sanft in seine Arme und sah sie zärtlich an.

„Weil du eine so wundervolle und schöne Elbe bist." Er beugte den Kopf, um sie zu küssen und drückte seine Lippen einen Moment sacht auf ihre. Sie reagierte jedes Mal mit der gleichen Hingabe und Leidenschaft, nach der er sich so sehnte, oder vielleicht war „bezauberte" ein passender Ausdruck. Wenn sie sich küssten, vergaß er alles um sich herum, das Einzige, was er dann noch wahrnahm, was noch für ihn zählte, war Tanhis. Es war die einfachste Sache der Welt, sie zu küssen und doch war es jedes mal wieder etwas ganz Besonderes und Einzigartiges.

Legolas hob den Kopf, als ihr Kuss endete und strich zart mit den Fingern über Tanhis' Wange, ihre Blicke verschmolzen und sie grub ihre Hand in seine Fülle von Haar.

Sie hatten so viel zusammen erreicht und er fühlte sich zufrieden, zufriedener, als er je zuvor in seinem Leben gewesen war!

„Bleiben wir heute Nacht hier?", fragte Tanhis und holte ihn aus seinen Gedanken.

„Möchtest du das?", doch sein Lächeln zeigte ihr deutlich, dass er genau das eingeplant hatte. Legolas nahm sein Bündel ab und breitete den Inhalt sorgfältig auf dem Waldboden aus.

Er hatte alles dabei, was sie für eine Übernachtung im Freien benötigen würden; Decken, Verpflegung und zu ihrer Überraschung auch einen Krug mit Wein, den Legolas neben den Wasserbeutel stellte.

Tanhis' Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und sie warf Legolas einen vielsagenden Blick zu, den er unschuldig erwiderte, doch seine Augen blitzten schelmisch im Licht der Sonne.
Sie wurde es nie überdrüssig, mit Legolas ihre Zeit in den Wäldern von Ithilien zu verbringen, denn sie liebte die Wälder eben so sehr, wie die von Lôrien oder Düsterwald. Seid sie hier ihre eigene Kolonie gegründet hatten, war gerade etwas mehr als ein Jahr vergangen und doch zeigte die Anwesenheit der Elben bereits ihre volle Wirkung, denn die Pflanzenvielfalt und auch die Tierwelt hatte bedeutend zugenommen und alles zeugte von Leben und Kraft. Mit der Hilfe von Aragorns und Faramirs Männern war in kürzester Zeit ein prachtvolles Haus errichtet worden, dass Legolas ganz dem Hause Elronds in Bruchtal angeglichen hatte und es lag in einem kleinen Tal, umstanden von starken, großen Bäumen, die das Licht der Sonne brachen und alles in ein Wechselspiel aus Licht und Schatten tauchten. Ruhe und Frieden lag in dem Tal und jeder Wanderer und Freund war stets herzlich willkommen. Vor allem genoss Legolas es jedoch, so nah bei Aragorn und Faramir zu sein, kaum einen Tagesmarsch von Minas Tirith entfernt, und er und Tanhis suchten die Freunde oft auf oder der König von Gondor genoss ihre Gastfreundschaft, um den Pflichten wenigstens für einige Tage zu entfliehen.

Legolas hatte das Lager inzwischen zu seiner Zufriedenheit hergerichtet und zog Tanhis zu sich herunter, die sich bereitwillig in seine Arme kuschelte. Legolas spielte mit einer ihrer wirren Haarsträhnen und dachte einfach einmal an nichts, doch Tanhis rollte sich zu ihm herum, um sein Gesicht besser sehen zu können und stellte fest, dass ein neckendes Lächeln auf seinen Lippen lag.

„Was heckst du wieder aus, Herr Grünblatt?"

„Nichts!", beteuerte er mit einer Unschuldsmine, doch im nächsten Moment beugte er sich zu ihre herunter und begann ihr zart am Hals zu nagen. Tanhis lachte übermütig auf, denn Legolas wusste nur zu genau, dass dies eine ihrer empfindlichsten Stellen war und schließlich gab er nach. Er küsste sie auf den Mund und umfing sie wieder schützend mit seinen Armen. Inzwischen senkte sich die Sonne herab und der Wind frischte auf, sodass Legolas eine Decke um sie schlug. Sie lagen nebeneinander und hingen eine Weile ihren Gedanken nach und betrachteten den langsam erscheinenden Sternenhimmel der hereinbrechenden Nacht. Hoch über ihnen schoss eine Sternschnuppe in weitem Bogen über das Himmelszelt, der einen glitzernden Schweif hinter sich her zog. Sie beobachteten ihn, bis er in der unendlichen Finsternis verschwunden war.

„Ich habe mir gerade etwas für uns gewünscht!", flüsterte Tanhis Legolas zu.

Legolas löste seinen Blick vom Himmel und musterte Tanhis' Gesicht, das im Mondlicht silbern schimmerte und ihr einen ganz eigenen Reiz verlieh. Sie wirkte fast unwirklich, wie ein magisches Wesen, das sich augenblicklich in Luft auflöste, wenn er es berührte und doch konnte er der Versuchung nicht lange standhalten. Nach einem kurzen Moment des Zögerns hob er die Hand und strich ihr vorsichtig mit den Fingerspitzen über ihr Antlitz. Ohne auf ihre Äußerung zu reagieren murmelte er ihr zu.

„Ich würde alles tun, um dich zu küssen. Nur ein Kuss!", murmelte er bittend, als sie zu ihm aufsah.

„Nur einer? Du bittest mich um nur einen Kuss? Obwohl ich dir mit Freude tausend geben würde!"

Jetzt lachte er kurz auf und seine Augen funkelten.

„Selbst tausend Küsse müssen mit einem einzigen beginnen!", seine Stimme war nicht mehr als ein geflüsterter Hauch seines Atems, der sie sacht streifte und die Luft zwischen ihnen erwärmte. Leicht streiften seine Lippen die ihren, während er ihr Gesicht mit seinen Händen umfing. Er sah ihr tief in die Augen, legte eine seiner Hände um ihre Taille, um sie an sich zu ziehen. Als ob seine Berührung sie dazu veranlasst hätte, kam sie ihm bei seinem zweiten Kuss auf halbem Weg entgegen und seine Hand glitt ihren Rücken herauf. Den dritten Kuss holte sie sich selbst.

All seine Zögerlichkeit fiel von Legolas ab und er zog Tanhis noch fester an sich, immer näher und näher. Er würde sich nicht mit Küssen zufrieden geben, dass spürte Tanhis ganz deutlich, doch auch sie wollte mehr, sie begehrte ihn, ebenso wie er sie begehrte.

Er wollte mehr, wollte, dass sie neben ihm lag und ihre Hände ihn überall liebkosten, ihn in die höchste Verzückung versetzten.

Ihre Arme fest um ihn geschlungen und ihre Lippen miteinander verschmolzen ließen sie sich langsam zurücksinken. Sie streifte ihm die Tunika von den Schultern und presste ihre Lippen auf seine nackte Haut, kostete von seinem unvergleichlichen Geschmack.

Legolas stieß einen Seufzer aus und begann die Schnüre ihrer Bluse zu lösen, um sie noch näher an sich zu fühlen, doch er hielt plötzlich zögernd inne. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah sie ernst an. Er war hierher gekommen, um sie endlich zu fragen, was er sich bis jetzt nicht getraut hatte, wollte ihr sagen, was er für sie empfand: Liebe. Doch er wollte, dass auch sie sich so sicher war, dass sie seinen Wunsch, den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen, teilte. So wie in diesem Moment, hatte er sich noch nie vor etwas gefürchtet. Wie oft war er nun schon in eine Schlacht gezogen? Hatte sich einer Übermacht von Feinden in den Weg gestellt, ohne auch nur einen Augenblick diese Furcht zu empfinden, die es ihm jetzt beinahe unmöglich machte, die Luft in seine Lungen zu ziehen.

Tanhis hielt seinem Blick unverwandt gefangen, musterte ihn abwartend und noch eher er die Worte mit seinem Verstand zusammen gefügt hatte, kamen sie endlich über seine Lippen:

„Möchtest du mich heiraten?"

Sein Herz raste, als er in ihren Augen zu lesen versuchte, was sie wohl dachte und es schien ihm, als würde die Zeit unendlich langsam verstreichen, bis er plötzlich gewahr wurde, dass sich Tränen in Tanhis' Augen sammelten. Um seine eigene Unsicherheit zu überspielen, die diese Tränen in ihm auslösten, versuchte er die Situation mit einem Scherz zu retten.

„Ist die Vorstellung für dich so schrecklich meine Frau zu werden, oder meinst du, du könntest vielleicht doch noch eine bessere Partie machen?"

Ihr Lachen erstarb in einem Schluchzer. „Nein..., ich meine - ja. ... Verstehst du...?", stotterte sie vor sich hin und unternahm einen ergebnislosen Versuch, die Tränen der Rührung mit dem Handrücken wegzuwischen. „Ja! Ich will dich heiraten, Legolas.", brachte sie schließlich mit erstickter Stimme hervor und lachte unsicher auf.

Legolas glaubte, sein Herz würde noch schneller schlagen, wenn das überhaupt möglich war und er zog sie einfach noch näher an sich.

„Ich möchte immer bei dir sein, Tanhis.", hauchte er ihr mit einem Kuss auf die Lippen. Er würde sie nicht drängen, nicht fortfahren sie zu liebkosen, doch er wollte und konnte nicht anders, als dieses Versprechen mit dem größten Beweis seiner Liebe zu besiegeln.

„Ja.", kam es gleich darauf von ihr zurück, ihre Stimme heiser von dem Verlangen, dass sie ihm entgegen brachte. Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich auf das Gewirr von abgelegten Kleidungsstücken und ihren Umhängen herunter. Er gab allen Widerstand auf und sah sie voller Liebe und Zuneigung an und schloss dann die Augen, um jede ihrer Berührungen noch intensiver zu spüren.

Tanhis blickte auf Legolas herunter, sah, wie sich seine Augen von Sinnlichkeit verschleierten und sich schließlich seine Lider vertrauensvoll senkten. Sie drängte sich noch enger an ihn und ein tiefes Stöhnen entrann seiner Kehle, während sich seine Mundwinkel in einem genussvollen Lächeln verzogen. Seine Hände glitten langsam und zärtlich an ihrem Rücken herauf, umschlossen ihre Schultern und er kam ihr entgegen. Ihre Küsse waren fordernd und sie ließ sie hungrig über sein Gesicht und seinen Hals gleiten, bis hinunter zu seiner Brust und jeder einzelne von ihnen, berührte mehr als nur die Oberfläche seiner Haut. Sie streichelte seinen Oberkörper und ließ ihre Hand dann quälend verführerisch über seinen Unterleib gleiten und Legolas hielt reglos inne, seine Muskeln zogen sich instinktiv zusammen und er zog geräuschvoll die Luft ein.

Die Gefühle rissen ihn mit sich und er gab sich ganz ihren Verlockungen hin, die sie ihm aus vollem Herzen bereitete und er tat das Gleiche mit ihr. Sie gaben sich ganz dem Zauber des Anderen hin und ließen sich von dem Aufruhr der Leidenschaft mitreißen die sie ergriff.

Er schlug die Augen erst wieder auf, als sie sich glücklich neben ihn sinken ließ und sich an ihn schmiegte. Sie küsste ihn wieder und wieder und murmelte ihm Koseworte in sein Ohr, die er mit einem Lächeln entgegennahm. Sie lagen erschöpft nebeneinander, ihre Beine ineinander verschlungen, sein Arm lag in einer schützenden Geste über ihrem Leib. Ihrer beiden Haare waren in einem Gewirr von Strähnen miteinander verflochten und waren wie ein weiches Kissen auf dem sie nebeneinander ruhten. Sie genossen es einfach, nebeneinander zu liegen, den ruhiger werdenden Atem des Anderen zu hören, bis Legolas sich schließlich auf die Ellenbogen hochstemmte und sie zärtlich ansah.

„Weißt du eigentlich, was es bedeutet die Frau eines Prinzen zu werden? In Zukunft wirst du nicht mehr so einfach durch die Wälder streifen können und in Tunika und Beinlingen herumlaufen können. Das ziemt sich nicht für eine Prinzessin!"

Tanhis reckte herausfordernd ihr Kinn vor, doch in ihren Augen glitzerte der Schelm.

„Ziemt es sich denn für einen Prinzen halbnackt im Wald zu sitzen und unschuldige Elbinnen zu verführen?"

„Du!" Legolas packte sie mit einer Hand an den Handgelenken und begann abermals an ihrem Hals zu nagen, bis sie atemlos unter ihm nach Luft schnappte. Er lockerte seinen Griff ein wenig und richtete sich soweit auf, dass er ihr in die Augen sehen konnte.

„Ich meine es ernst, Tanhis! Es wird sich einiges für dich ändern! Bist du dir sicher, dass du das in Kauf nehmen willst?"

„Ach Legolas! Ich würde noch mehr Opfer bringen, nur um bei dir sein zu können! Und ich werde mich schon an die Pflichten gewöhnen! Außerdem glaube ich nicht, dass wir ein solch strenges Leben führen müssen, wie es dein Vater tun muss!"

„Mein Vater! Ja!", Legolas seufzte. „Er wird aber wollen, dass wir die Vermählung in Düsterwald feiern, wenn er davon erfährt. Und dabei würde ich viel lieber hier im Kreise unserer engsten Freunde feiern!"

„Dein Vater wird uns sicher erlauben sie alle einzuladen! Und wenn wir den offiziellen Teil hinter uns haben, dann kehren wir hierher zurück und holen unsere ganz eigene kleine Feier eben nach!"

Legolas lächelte. Wieder einmal hatte Tanhis es geschafft ihm zu beweisen, dass sie nicht nur hübsch und eine gute Kriegerin war, sondern auch klug und gewitzt.

Beruhigt und mit neuer Zuversicht ließ er sich wieder neben sie ins Gras sinken. Mit dieser Elbin an seiner Seite konnte er jedes Hindernis überwinden!

ooOOoo

Legolas behielt Recht. Es verging kaum ein Monat, da erreichte ein Bote aus Düsterwald die Kolonie und überbrachte eine Nachricht von Thranduil der darin seine Freude über die Neuigkeit zum Ausdruck brachte und ihnen mitteilen ließ, dass bereits mit den Vorbereitungen für das Fest begonnen wurde. Er freue sich schon sehr darauf seinen Sohn und Tanhis wiederzusehen und forderte sie auf, sobald wie möglich nach Düsterwald zu kommen, um alles weitere zu besprechen. Legolas seufzte und ließ das Schriftstück sinken und wandte sich an den Boten seines Vaters.

„Kommt und ruht euch aus. Ihr hattet einen weiten Weg und könnt eine Erfrischung gebrauchen. Ich will gleich ein Antwortschreiben aufsetzen, dass ihr bitte meinem Vater überbringt."

Während er den Boten durch die Hallen führte, sah er bereits all seine Wünsche für die Hochzeit in Rauch aufsteigen, denn wenn sein Vater bereits mit den Vorbereitungen begann, deutete alles auf eine riesige Zeremonie mit allen offiziellen und wichtigen Personen hin. Eine große Feier, die nichts mehr mit seinen und Tanhis' Vorstellungen nach einem kleinen, beschaulichen Fest unter Freunden gemein hatte. Nur gut, dass sie in weiser Voraussicht bereits ihren Freunden Nachrichten gesandt hatten und sie nach Düsterwald eingeladen hatten. So würden wenigstens ihre vertrauten Gesichter unter den Anwesenden sein. Legolas konnte sich noch gut an Aragorns Worte erinnern, wie viel ihm die Anwesenheit seiner Freunde bei seiner Krönungsfeier bedeutet hatte – ein Stück Sicherheit und Halt, der ihm unter all den noch fremden Menschen geholfen hatte, die Feierlichkeiten durchzustehen.

Legolas ließ den Boten in den für ihn gerichteten Unterkünften zurück und machte sich auf die Suche nach Tanhis, um mit ihr alles weitere zu besprechen.

Als er sie schließlich fand, stahl sich ein leichtes Schmunzeln auf sein Gesicht – Tanhis saß auf einem starken Ast der großen Bäume die die Elbensiedlung umgaben und welcher nahe ihres Gemaches wuchs und leicht über den Balkon ragte. Ihr Blick schweifte durch den Wald und ihre Hände ruhten entspannt in ihrem Schoß.

So leise, wie es ihm möglich war ging er auf sie zu und auf den Balkon hinaus – sie drehte sich immer noch nicht zu ihm, sondern wandte ihm ihre wirre Haarpracht zu.

„Träumst du mal wieder?", fragte er sie leise und legte ihre Hände in die Seinen.

Tanhis sah zu ihm und lächelte ihn schelmisch an.

„Nein! Ich wollte es dir nur nicht nehmen, mich wieder einmal aufzuziehen!"

Legolas hob eine Braue und wollte zu einem Kommentar ansetzen, doch Tanhis unterbrach ihn mit einem schnellen Kuss auf seine Lippen.

Er lächelte sie glücklich an, als er sich wieder von ihr löste und hob sie, in seine Arme geschlossen, vom Ast und trug sie hinein ins Gemach.

„War das ein Bote der angekommen ist?", fragte sie leise, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und spürte, wie er sich ein wenig verkrampfte und sah auf.

„Was ist denn?", fragte sie besorgt und suchte seinen Blick.

„Es ist nichts! Nur…mein Vater…das Schreiben war von ihm und er redet so enthusiastisch von dieser Feier…unserer Hochzeit! Er wird es ganz groß feiern wollen…Ich bin nur froh, dass wir unsere Freunde bereits eingeladen haben und sie schon früher kommen werden!", sagte er leise und setzte sich mit ihr zusammen auf das Bett, welches das Zimmer schmückte und sah sie verwirrt an, als er ihr Schmunzeln bemerkte.

„Wa-, fragte er, doch Tanhis brachte ihn abermals zum Schweigen indem sie ihre Finger auf seine Lippen legte.

„Ich musste nur ob deiner Gedanken lächeln! Du beschattest wegen der Hochzeit dein Gemüt? Lass es uns einfach genießen und erst einmal in den Düsterwald reiten!", sagte sie leise und gab ihm zur Bekräftigung ihrer Worte noch einen kleinen Kuss auf die Stirn. Legolas selbst sah sie zweifelnd an, doch dann nickte er. „Du wirst Recht haben…"

„Ja das habe ich! Und jetzt schreibe den Brief an deinen Vater, dass wir bald aufbrechen werden!"

„Wie ihr wünscht Herrin!", antwortete Legolas und senkte gespielt ernst den Blick, was ihm allerdings nur einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken einbrachte und ihn aufstehen und zu einer kleinen Kommode gehen ließ.

Mit einem leisen Seufzer setzte er sich nieder und begann den Brief an seinen Vater zu schreiben.
Tanhis setzte sich hinter ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter, während sie ihn beobachtete und mit einem Finger in seinen weichen Haaren spielte. Sie war froh, dass sich das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater wieder gebessert hatte, doch wusste sie, wie schnell aus Kleinigkeiten große Sachen werden konnten und hoffte nur, dass sie sich bei den Vorbereitungen nicht wieder in die Haare bekommen würden…

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor bis er endlich auch noch den letzten Satz auf das Pergament geschrieben hatte und es sich, bevor er es als eine Schriftrolle zusammenlegte, noch einmal durchlas. Nun konnte er den Boten wieder nach Düsterwald schicken und selbst bald aufbrechen…

ooOOoo

Die Mittagssonne stand hoch am Himmel und brannte erbarmungslos auf Legolas und Tanhis herunter, die ihre Tiere trotz der Hitze zu einem schnellen Galopp antrieben, denn sie wollten das letzte Stück Weg nun endlich hinter sich bringen. Tanhis ritt voran, warf jedoch immer wieder einen Blick über ihre Schulter und musterte Legolas verstohlen, der Arod mit verbissenem Gesicht zu Eile antrieb.

Sie waren nun schon eine ganze Woche unterwegs und hatten versucht, den langen Weg so rasch wie möglich hinter sich zu bringen, auch wenn Legolas sich lieber Monate Zeit gelassen hätte, bei dem Gedanken an all den Aufwand, den sein Vater betreiben wollte, doch Tanhis hatte ihn angetrieben. Sie hatte es schon immer verstanden, nur das Positive in den Dingen zu sehen und dieses auch vor Legolas darzulegen. So hatte sie nicht lange gebraucht um ihm begreiflich zu machen, dass sie, je schneller sie in Düsterwald ankamen, auch die Feier schneller hinter sich haben würden und noch vor dem Herbst wieder in der Kolonie sein würden, um dann dort ihre eigene kleine Feier abhalten zu können. Ganz so, wie sie es sich wünschten, nur im kleinsten Kreis ihrer Freunde, unter den bunt gefärbten Blättern des Waldes, der inzwischen ihre Heimat geworden war.

Das hatte Legolas endlich überzeugt und die Vorfreude hatte ihn angetrieben. Doch je näher sie dem Waldlandreich kamen, desto mehr viel Tanhis auf, dass Legolas sich mehr und mehr verschloss, nur das nötigste mit ihr sprach und auswich, wenn sie sich nach der Ursache dafür erkundigte.

Am Anfang hatte sie still in sich hinein gelächelt, denn sie hatte vermutet, dass der gute Herr Grünblatt vielleicht doch langsam nervös wurde, doch seit der letzten Nacht machte sie sich nun doch Sorgen um ihn.

Sie hatten erst spät ihr Lager aufgeschlagen und sich gleich nach einer kleinen Stärkung schlafen gelegt, doch Tanhis war bald aus ihrem leichten Schlaf hochgeschreckt. Erst hatte sie geglaubt, ihre Sinne hätten sie getäuscht, doch dann hatte sie wieder das leise Stöhnen vernommen und festgestellt, dass Legolas sich unruhig im Schlaf hin und her warf. Sofort war sie an seine Seite geeilt und als sich ihre Augen an das Sternenlicht gewöhnt hatten, hatte sie bei seinem Anblick erschrocken inne gehalten.

Auf seiner Stirn hatten Schweißperlen gestanden, die seine Haare an den Schläfen durchnässt hatten und sein Gesicht war aschfahl gewesen. Er schien von einem Alptraum gequält worden zu sein, denn er hatte gestöhnte und unverständliche Worte gemurmelt, während sein Brustkorb sich hastig gehoben und gesenkt hatte. Tanhis hatte nicht gewagt ihn zu wecken, sondern war neben ihm sitzen geblieben und hatte flüsternd ein elbisches Lied gesungen und bald hatte es seine Wirkung gezeigt. Erst, als er wieder ganz zur Ruhe gekommen war, hatte sie sich selber wieder schlafen gelegt, doch die ganze Nacht über auf seinen friedlichen Atem gelauscht.

Wieder sah sie sich nach Legolas um und fand deutlich die Spuren von Erschöpfung in seinem Gesicht, doch bis zu ihrer nächsten Raststätte, in der Nähe einer kleinen Quelle im Gebirge, waren es noch gute zwei Stunden und Legolas würde sicher nicht selbst nach einer verfrühten Pause verlangen.

Seufzend wandte sie ihren Blick wieder von ihm ab und versuchte, die Sorgen um ihn abzuschütteln, denn es war schließlich nicht das erste Mal, dass Legolas von Alpträumen geplagt worden war. Er hatte schon viel in seinem langen Leben erlebt und die Schrecken des Ringkrieges und seiner Gefangenschaft hatten sich tief in seine Seele eingebrannt. Er hatte ihr fast alles davon erzählt, sie an seinen Sorgen in dieser Zeit, die er sich um seine Freunde gemacht hatte, teilhaben lassen, von all ihren bestandenen Gefahren berichtet und dem Grauen, dass sich ihnen offenbart hatte. Und auch die Gefangenschaft hatte nicht weniger schreckliche Spuren hinterlassen.

Wieder sah sie sich nach Legolas um und diesmal trafen sich kurz ihre Blicke, was Tanhis zu einem Lächeln verleitete. Legolas erwiderte es, doch es wirkte in Tanhis Augen seltsam aufgesetzt, fast gequält und wieder traten die Bilder aus der Nacht vor ihr inneres Auge.

Legolas richtete angestrengt seine ganze Aufmerksamkeit darauf, sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Mühe es ihn kostete, mit dem angegebenen Tempo mithalten zu können. Er war am Morgen aus einem bleiernen Schlaf erwacht, als Tanhis ihn zärtlich geweckt hatte und fühlte sich seltsam erschöpft und kraftlos. Noch immer schwirrten verschwommen die Bilder seines Traumes durch seinen Kopf, für die er keine Erklärung fand, was ihn noch mehr zu der Annahme trieb, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Seid sie aus Ithilien aufgebrochen waren, hatte sich mit jeder Meile, die sich von der Kolonie entfernten, ein seltsames Gefühl in seinem Inneren ausgebreitet, dass immer noch stetig wuchs und ihn mit Unruhe ausfüllte. Hin und wieder wurde dieses Gefühl zu einem schier nicht auszuhaltenden Druck in seinem Brustkorb, der jedoch rasch wieder nachließ. Selbst im Schlaf hatte er diesen Druck verspürt und unmittelbar danach hatte der Traum begonnen, der ihm so real vorkam, dass er am Morgen fast geglaubt hatte, ihn tatsächlich erlebt zu haben.

„Hinab, immer tiefer hinab führte ihn sein Weg in die Finsternis, den schmalen Tunnel entlang, bis auch die letzte Quelle des flackernden Schein des Feuers verschluckt wurde und nur noch schattenhaft die Umgebung erkennen ließ. Er tastete sich weiter, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, als sich plötzlich seine Sehschärfe aufhellte, obwohl nirgends eine Fackel brannte und er klar wieder den Weg vor sich erkannte. Er spürte die bedrohliche Gegenwart von etwas, doch auch als er sich umsah, fand er den Tunnel hinter sich leer. Er wandte den Blick wieder nach vorne und erkannte, dass sich der Gang vor ihn schließlich zu einer Höhle erweiterte. Schatten tanzten an deren Wänden, kaum zu erkennende Gestalten kamen auf den Durchgang zum Tunnel zu. Wieder verspürte er die Gewissheit einer sich nähernder Gefahr und er wollte die Personen warnen, die sicher auf diese Gefahr nicht vorbereitet waren, doch ein Fauchen und Brüllen erklang in diesem Moment und übertönte seinen Ruf , eine riesige, krallenbesetzte Klaue schob sich in sein Blickfeld und ein starker Schmerz durchfuhr ihn...

Legolas keuchte erschrocken auf, denn für einen Augenblick waren diese Bilder wieder lebhaft vor seinen Augen erschienen und waren an die Stelle der Umgebung getreten, fast so, als hätte sich eben alles genau vor ihm abgespielt. Benommen strich er sich mit der Hand über die Augen, um auch die letzten Schrecken dieser Erscheinung hinweg zu wischen und bemerkte dabei, dass seine Hand leicht zitterte. Erschrocken hielt er inne und starrte auf seine Finger, bis ihn Tanhis' Stimme von dem Anblick losriss und er schnell die Hände sinken ließ.

„Legolas, alles in Ordnung?", fragte sie besorgt.

Legolas sah, dass sie angehalten hatte und ihn fragend musterten und ihm wurde bewusst, dass Arod seinen Schritt verlangsamt hatte und nun träge den Pfad entlang trottete. Er ergriff die Zügel wieder und lenkte das Tier neben Tanhis' Stute und versuchte ein beschwichtigendes Lächeln, um von seiner eigenen Unsicherheit abzulenken.

„Ich glaube, Arod verlangt einfach nach einer Rast. Macht es euch etwas aus, wenn wir hier kurz halten, damit sich die Pferde etwas erholen können?"

Tanhis zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen und betrachtete Legolas angestrengt, bevor sich ihre Mine entspannte und sie nickend zustimmte. Sie saß ab und führte ihre in den Schatten der Felsen, gefolgt von Legolas, wo die Tiere sich umgehend über das saftige Gras hermachten, dass hier im Schatten vor der Sonne geschützt stand. Sie selbst stärkten sich mit der Wegzehrung der Elben und stillten ihren Durst an den mitgeführten Wasserbeuteln, bevor sie nach einer Weile ihren Weg wieder fortsetzten.

Sie ritten bis zu der Quelle, wo sie ihre Wasserbeutel wieder füllten, aber nur eine kurze Pause einlegten, denn auch ohne sich weiter abzusprechen, wussten sie, dass sie beide Düsterwald endlich erreichen wollten.

Erst, als wieder die Nacht hereinbrach, schlugen sie erneut ein Lager auf und bald prasselte ein wärmendes Feuer in dem Kreis aus Steinen, den Tanhis hergerichtet hatte. Bald verströmte eine köstliche Gemüsesuppe ihren Duft in dem kleinen Lager und Tanhis reichte Legolas eine Schale, mit der dampfenden Brühe. Nachdem sie gegessen hatten setzten sie sich noch eine Weile um das prasselnde Feuer und Tanhis zog ihren Mantel fester um sich, denn ein frischer Wind war aufgekommen, der eisig durch ihre Kleidung drang und sie wieder mit Kälte erfüllte. Tanhis wollte sich gerade an Legolas kuscheln, als sie feststellte, dass er Gedanken versunken ins Feuer starrte und sich nicht einmal seinen Mantel über die Schultern gelegt hatte, sondern nur seine Reitkleidung trug. Er schien nicht im Geringsten die Kälte zu spüren, die sie selbst trotz des Feuers und ihres Mantels noch immer frösteln ließ. Sie warf einen erstaunten Blick auf ihn, doch Legolas schien diesen nicht zu bemerken, so tief war er in Gedanken versunken.

„Legolas?", versuchte sie ihn aus seinen Gedanken zu holen und legte ihm die Hand auf die Schulter.

Legolas hob abrupt den Kopf und sah direkt in Tanhis' Augen, die ihn zusammengekniffen musterten und er rann sich ein müdes Lächeln ab, das sie schließlich erwiderte.

„Machst du dir Sorgen um etwas, Legolas? Es ist nicht nötig, sich wegen des Festes solche Gedanken zu machen! Ich bin sicher, dass dein Vater auch einige unserer Wünsche berücksichtigen wird!"

Legolas nickte ihr dankend zu, froh darüber, dass sie seine Verschwiegenheit als Sorge um die Feierlichkeiten gedeutet hatte.

„Du hast sicher Recht! Ich bin müde und werde versuchen, etwas Schlaf zu finden.", entgegnete er und erhob sich, froh, dass er einen Grund hatte, sich zurück zu ziehen.

Im Gegensatz zu Tanhis hatte er den Temperatursturz der hereinbrechenden Nacht begrüßt und er zweifelte daran, dass er jemals wieder frieren würde. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto mehr Wärme ergriff von ihm Besitz, ein rauschender Strom, der sich einen Weg durch seine Adern bahnte und immer mehr an Intensität gewann.

Er ließ sich auf sein Lager nieder, verzichtete jedoch darauf, sich in die wärmende Decke zu hüllen, denn selbst seine dünne Tunika schien ihm noch unerträglich auf der Haut zu sein. Er genoss jeden kühlen Windhauch, der über die Ebene wehte, schloss erschöpft die Augen und war bereits fest eingeschlafen, als Tanhis ihm wenige Minuten später folgte. Sie ließ sich neben seinem Lager nieder und betrachtete eine Weile stumm seine angespannten Gesichtszüge, bevor sie seinen Umhang, den er zusammengefaltet neben sich gelegt hatte, aufhob und ihn über ihm ausbreitete. Dabei streifte sie leicht seinen Brustkorb und hielt verwundert inne. Selbst diese flüchtige Berührung hatte sie die Wärme spüren lassen, die von seinem Körper ausstrahlte und sie ließ abermals ihren Blick über Legolas schweifen, jedoch nun mit Sorge erfüllt. Mit einer Hand berührte sie nun prüfend seine Stirn und schob die andere unter seine aufgeschnürte Tunika, doch zu ihrer Erleichterung blieb die Hitze von Fieber aus, die sie schon befürchtet hatte, doch trotzdem wand Legolas sich unter ihrer sachten Berührung zur Seite und atmete erlöst auf, als dabei der Umhang herunter glitt. Zögernd wartete Tanhis ab, bis sie sicher war, dass er nicht erwachte und legte sich dicht neben ihn, um etwas von seiner Wärme aufzunehmen und jede seiner Bewegungen spüren zu können. Sie war sich sicher, dass etwas mit Legolas nicht stimmte, diese Wärme war nicht natürlich und auch sein unruhiger Schlaf in der letzten Nacht und seine geistige Abwesenheit während des Ritts zeugten von ihrer Vermutung.

Tanhis lauschte auf Legolas' ruhigen Atem und bald übermannte auch sie die Anstrengungen des Tages und sie schlief fest ein.

ooOOoo

Vor Tanhis und Legolas erstreckte sich der atemberaubende Anblick der riesigen Siedlung, die sich fast bis an den Fuß des Hügels erstreckte, auf dem sie Halt gemacht hatten.

„Endlich!", entfuhr es Tanhis, denn sie konnte nicht leugnen, dass sie durch die Sorge um Legolas, die sich immer mehr gesteigert hatte, nicht weniger erschöpft von der Reise war, als nach einer Schlacht gegen hunderter von Feinden.

Jetzt erfüllte sie jedoch ein neues Gefühl der Zuversicht, denn sie hoffte, dass sowohl Legolas, als auch sie, hier wieder Ruhe finden würden. Außerdem war sie hier nicht länger mit ihren Sorgen alleine – Thranduil würde sie verstehen und sicher auch ein Auge auf Legolas haben. Nachdem sie die Gelegenheit finden würde, ungestört mit ihm zu reden.

„Komm.", forderte sie Legolas deshalb auf. „Dein Vater wird uns sicher schon erwarten!"

Legolas richtete angestrengt seinen Blick auf die Lichtung und suchte unter den Elben, die geschäftig hin und her eilten, nach Gimli, wobei er die Brauen konzentriert zusammenzog, was ihm fast einen mürrischen Ausdruck verlieh. Noch während er die Augen über den Waldrand schweifen ließ, trieb Tanhis ihr Pferd auf den Pfad zu, der sie direkt auf die Lichtung führen würde. Auch Legolas löste sich von seinen Beobachtungen - unwillig, denn er hatte nicht den kleinsten Hinweis auf den Freund finden können, oder überhaupt auf einen des Zwergenvolkes, dabei hatte Gimli in einem Antwortschreiben versprochen, dass er sich gleich auf den Weg machen würde, um noch vor ihnen das Reich seines Vaters zu erreichen.

Seufzend ließ sich Legolas zurück in den Sattel sinken und lenkte Arod hinter Tanhis her. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, er musste sich bis zum Eintreffen seines Freundes wohl alleine mit Tanhis den Kampf gegen all zu übertriebene Maßnahmen seines Vaters bezüglich des Festes stellen müssen.

Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr ihn – unerwartet, aber nicht vollkommen überraschend – und er krümmte sich zusammen. Schnell und blitzartig schoss der Strahl von Hitze durch seinen Körper und entlockte ihm ein aufkeuchen, wobei er die Arme um seine Mitte schlang und für die Zeitspanne eines Atemzuges verharrte er regungslos, bis der Schmerz langsam wieder nachließ.

„Bei den Valar!" Legolas presste einen Arm weiterhin an seine schmerzende Seite und sah hinter Tanhis her, die nichts bemerkt hatte und er atmete erleichtert auf. Dennoch konnte er es nicht länger leugnen, der heftige Schmerz und die Träume, die ihm seinen Seelenfrieden raubten, trieben ihn langsam, aber unaufhaltsam an den Rand seiner Kräfte. In dieser Nacht war er schweißgebadet hochgeschreckt, als die Vision mit erneuter und unaufhaltsamer Kraft zurückgekehrt war; und er hatte mit Grauen erregender Gewissheit gespürt, wie irgend ein teuflisches Wesen näher rückte und sich wahrhaftig auf ihn stürzte, um seine Schreie zu ersticken und abermals zu töten. Das waren nicht die einzigen, erschreckenden Bruchstücke aus seinem Traum, an die er sich noch erinnern konnte. Er sah schwache Bilder, von einem spärlich erleuchteten Tunnel, einer helle Flamme, deren sengende Hitze durch und durch brannte, immer höher aufflackerte und einen Furcht einflößenden Schatten. Die Flamme war genau wie eben durch seinen Körper gefahren und hatte ihn aus seinem Schlaf gerissen und der Schmerz hatte ihn bis zur Morgendämmerung nicht mehr losgelassen. Der Schmerz der Nacht hatte ihn fast in die Knie gezwungen, doch ohne dass sie es wusste, hatte Tanhis ihn gerettet. Sie hatte im Schlaf seine Hand ergriffen und sich enger an ihn geschmiegt und ihm so den letzten Halt gegeben, denn die Woge des Schmerzes hätte ihn sonst sicher unerbittlich mit sich gerissen.

Legolas zwang sich dazu, die Erinnerung von sich abzuschütteln und schloss zu Tanhis auf. Er setzte seine ganze Hoffnung daran, dass alles nur auf seine innere Unruhe zurückzuführen war die ihn seit ihrem Aufbruch ergriffen hatte und ihn deshalb diese Träume heimsuchten. Ganz sicher würde er wieder Friede finden, wenn die Feierlichkeiten endlich vorbereitet waren und er wusste, was genau auf ihn zukommen würde.

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Als sie die Hallen des Elbenkönigs erreichten waren bereits viele Elben im geschäftigen Treiben auf der Lichtung und grüßen sie freundlich und manche schienen regelrecht erfreut den Prinzen einmal wieder zu sehen.

Legolas ließ seinen Blick über die weite Lichtung schweifen und erfreute sich einiger treuen Augenpaare, die ihm freundlich zulächelten, doch als sie die Hallen fast erreicht hatten, erstarb das Lächeln ungewollt auf seinem Gesicht – sein Vater war die Stufen hinausgestiegen und erwartete sie unter den starken Ästen der alten Bäume.

Legolas und Tanhis übergaben zwei Gardisten ihre Pferde, Legolas tätschelte Arod noch einmal liebevoll den Hals, nahm dann Halt suchend Tanhis' Hand, die sie ihm auch gerne bot und schritt langsam auf seinen Vater zu. Tanhis hielt einen Moment inne, seine Hand strahlte wieder diese unnatürliche Hitze aus, die sie in den letzten Tagen schon oft an ihm wahrgenommen hatte…Sie musterte ihn von der Seite, Fieber schien er keines zu haben, aber sie nahm sich vor, ihn noch einmal darauf anzusprechen, nur jetzt nicht – Thranduil erwartete sie. Vater und Sohn hatten die Streitigkeiten schon lange begraben, doch so schnell alles zu vergessen und einfach von vorne anzufangen, das vermochte Legolas nicht.

Als sie vor ihm standen, neigte Legolas zur Begrüßung leicht den Kopf und auch Tanhis tat es ihm gleich. Thranduil schien ein wenig angespannt und seine Mine war hart und ernst, so dass Legolas in ein wenig verunsichert ansah, doch dann sah er zu seiner Beruhigung in den Augen des Königs das kleine Licht der Güte aufflackern und seine Zweifel seinen Vater betreffend verschwanden vorerst.

„Mae govannen ion nin!", sagte Thranduil und erst jetzt schaffte er es ein kleines Lächeln zu zeigen – wahrscheinlich brachte er es vor der Außenwelt nicht fertig die Maske des herrschenden Königs abzulegen und die des liebevollen Vaters anzunehmen.

„Alae adar!", gab Legolas leise zurück und sah seinen Vater aufmerksam an.

„Kommt! Folgt mir hinein, ihr seht erschöpft aus…!", sagte sein Vater und wandte ihnen schon wieder den Rücken zu – eine klare Forderung ihm zu folgen.

Legolas sah kurz zu Tanhis, die ihm ermutigend noch einmal die Hand drückte und ging mit ihr und seinem Vater die vielen Gänge entlang, bis hin zu den großen Eichentüren, die die königlichen Räume zierten.

Als die großen Schwingen hinter ihnen wieder geschlossen waren, drehte sich Thranduil zu seinem Sohn, musterte ihn und zu Legolas' großer Überraschung nahm er ihn in die Arme und drückte ihn einmal fest an sich, bevor er ihn wieder losließ und auch Tanhis in seine Umarmung nahm.

„Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue Legolas!", sagte er und ein Leuchten trat in seine Augen, welches Legolas schon lange nicht mehr gesehen hatte und im Stillen gab er sich die Bestätigung, dass es seinem Vater noch schwer fiel vor seinem Volk solche Gefühle zu zeigen, doch das würde sich mit der Zeit bestimmt ändern…

Legolas ließ sich zu einem Lächeln hinreißen. „Ich vernahm es bereits aus deinem Schreiben Vater!"

„Der Prinz des Düsterwaldes heiratet – und dazu noch eine so entzückende Elbe!", fügte Thranduil mit einem Zwinkern zu Tanhis hinzu.

Legolas Augenbrauen schossen in die Höhe – sein Vater vermochte zu Scherzen? Sie hatten wahrhaftig viel aufzuholen…

„Es wird ein großes Fest werden Legolas! Der Düsterwald hat so etwas schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen!", erzählte er weiter und Legolas nickte nur.

„Ja…du hast Recht! Doch Vater…wir sind müde…-", begann er vorsichtig, doch sein Vater unterbrach ihn direkt wieder.

„Ja! Ruht euch aus! Eure Reise war lang! Wir werden morgen die weiter Planung besprechen und uns um alles kümmern, diese Nacht habt ihr noch für euch! Also sofort raus hier!", sagte er gespielt ernst, doch seine Augen verrieten seinen Schalk.

Legolas wusste gar nicht, was er auf seinen Vater erwidern sollte und so lächelte er ihm einfach noch einmal dankbar zu und versprach ihm morgen zu Dienste zu stehen und ließ sich von Tanhis mitziehen, die das Geschehen schmunzelnd verfolgt hatte.

Als die großen Türen sich hinter ihnen geschlossen hatten und sie von Thranduil trennten, sah Legolas Tanhis einen Moment lang an.

„Er steigert sich wirklich in die Hochzeit hinein!", sagte er leise, doch Tanhis nahm einfach wieder seine Hand und zog ihn sanft aber bestimmt mit sich.

„Es wird schon alles gut gehen! Mir schien, dein Vater war guter Laune…"

„Womit wir beim nächsten Punkt wären, der mich beunruhigt…", gab Legolas zurück, doch Tanhis unterbrach sein Reden mit einem schnellen Kuss.

„Lass uns erst einmal Ruhen und ein wenig schlafen…"

Tanhis lag in der Nacht in seinen Armen und schmiegte sich an ihn, während sie seinem leisen Atmen lauschte und mit einem ihrer Finger durch sein Haar strich – er war schon wieder so erfüllt von Wärme und sie wusste immer noch nicht warum…

Einige Kerzen brannten in dem schwach erhellten Gemach und warfen leichte Schatten an die Wände und Tanhis drehte ihren Kopf und sah zu Legolas und beunruhigt stellte sie fest, das ein leichter Schweißfilm seine feine Stirn zierte und er kaum vernehmlich stöhnte. Sie wischte ihm behutsam mit dem Handrücken über die nasse Stirn und gab ihm einen Kuss, doch er stöhnte nur wieder leise auf.

„Legolas!", flüsterte sie leise seinen Namen um ihn aufzuwecken. „Legolas mein Lieber, wach auf!" Zur Bekräftigung ihrer Worte stupste sie ihn leicht an der Schulter an und schaffte es endlich ihn zu wecken, so dass er müde die Augen öffnete und sie verschlafen ansah.

„Legolas, was ist mit dir?", fragte Tanhis besorgt, doch Legolas schloss nur wieder kurz die Augen, so dass sie ihn wieder ein wenig an der Schulter rüttelte.

„Legolas! Wach endlich auf und sag mir, was mit dir los ist! Du bist so von Wärme erfüllt, dein ganzer Körper scheint zu brennen…"

Legolas stöhnte wieder leise und hielt sich unmerklich den Bauch – das scharfe Stechen hatte wieder eingesetzt.

„Was ist das Legolas?", fragte Tanhis unruhig. „Stammt das noch von deiner alten Wunde?" Sie war versucht ihn auf den Bauch zu drehen und sich seinen Rücken anzusehen, doch Legolas, gebot ihr Einhalt und schenkte ihr ein mattes Lächeln.

„Es wird nichts schlimmes sein! Beunruhige dich nicht länger! Wahrscheinlich ist es die Aufregung vor dem Fest-…"

„Legolas Grünblatt!", unterbrach sie ihn. „Mach mir nichts vor! Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht! Du trägst diese Hitze schon seid wir aufgebrochen sind mit dir herum!"

„Ein Grund mehr, dass es wegen dem Feste sein könnte. In Ithilien habe ich nichts verspürt. Wenn erst einmal alles vorbei ist, wird es mir auch wieder besser gehen! Das verspreche ich dir!", sagte er und gab ihr einen Kuss.

„Und das soll ich dir glauben?", fragte sie trotzig und sah in weiter hin besorgt an.

„Du musst es sogar!", gab er lächelnd zurück.

Tanhis sagte erst einmal nichts weiter. „Aber du musst mir versprechen, es mir zu sagen, wenn es dir nicht gut geht!"

„Das werde ich! Und jetzt versuche wieder zu schlafen tinu nín…"

Er nahm sie wieder in seine Arme und küsste zärtlich ihren Nacken, bevor er wieder neben ihr einschlummerte und das Feuer in ihm gewähren ließ.

Tanhis blieb noch einige Zeit wach und gab sich mit seiner Antwort nicht zufrieden, doch auch sie schaffte es schließlich ob seines ruhigen Atems einzuschlafen und kuschelte sich näher an ihn.

Als sie am nächsten Morgen erwachte, fand sie die Seite neben sich leer vor und blinzelte erst einige Male, bevor sie sich wieder an das Dämmerlicht, welches in den Hallen des Königs herrschte, gewöhnt hatte. Wie spät war es? Hatte sie so fest geschlafen, dass sie sein Fehlen nicht bemerkt hatte? Die Antwort auf diese Frage brauchte sie sich gar nicht erst geben, lag es doch auf der Hand. Er war bestimmt bei seinem Vater, wie er es ihm versprochen hatte. Tanhis räkelte sich auf den Laken, die noch seinen herrlichen Duft beinhalteten und schloss wieder für eine Weile die Augen – es würde schon gut gehen…

Er wusste schon nicht mehr, wie lange er nun bei seinem Vater saß und die Vorbereitungen für das Fest durchging. Eigentlich hatte er gewollt, dass Tanhis dabei gewesen wäre, doch sie hatte heute Morgen so friedlich und erschöpft, von der Sorge um ihn, im Bett gelegen, dass er sie hatte lieber schlafen lassen.

Zuerst hatten sie über belanglose Dinge geredet. Thranduil hatte wissen wollen, wie sie die Kolonie aufgebaut hatten und schien ein wenig geknickt zu sein, als er hörte, dass sie die Bauweise lieber der Bruchtals, als der Düsterwalds angepasst hatten, doch schnell hatte er sich wieder gefangen und war langsam auf die Vorbereitungen für das Fest zu sprechen gekommen. Es war genauso, wie Legolas es sich vorgestellt hatte, sein Vater wollte es so schön wie möglich gestalten, die ganze Lichtung und noch weit in den Wald hinein sollte mit silbernen Bannern geschmückt sein und überall sollten Lichter brennen – auch in den Bäumen, so dass sie einem funkelndem Sternenhimmel glichen. Zudem sollten unheimlich viele Elben eingeladen werden – auch nach Lothlórien sollte eine Einladung gehen, trotz der Zwistigkeiten. Konnte er nicht für eine Tag die Prinzenbürde ablegen und ein ganz normaler Elb sein…?

„Legolas? Hörst du mir überhaupt zu?", fragte Thranduil ihn, als er sah, dass der Blick seines Sohnes sich im Raum verlor. Legolas schrak ein wenig auf und sah zu seinem Vater.

„Verzeih! Ich war in Gedanken…"

„Das sehe ich!", sagte Thranduil, vielleicht eine Spur zu streng und er hörte sich wieder so an wie früher…bevor sie beide wieder zu einander gefunden hatten. Thranduil mahnte sich selbst, ein wenig vorsichtiger zu sein, wollte er das neu gewonnene Verhältnis zu seinem Sohn nicht schon wieder verlieren.

„Woran hast du gedacht ion nin?", fragte er nach, doch Legolas wich seinem Blick aus.

„Es ist nicht so wichtig…", entgegnete er.

„Doch ist es! Es scheint dir auf dem Herzen zu liegen…ich bin nicht dumm!"

„Das habe ich auch gar nicht behauptet!", sagte Legolas schnell. „Ich dachte nur…ob man die Hochzeit nicht nur im kleinen Kreise feiern könnte…"

„Nein!", war die schnelle Antwort und Legolas sah auf und seinen Vater fragend an.

„Nein", wiederholte er sich. „Du bist ein Prinz Legolas! Es ist deine Pflicht, dem Volke der Elben solch eine Hochzeit zu schenken!"

„Aber ich würde viel lieber nur mit meinem engsten Freunden feiern! Aragorn, die Hobbits, Gimli-…", er unterbrach sich, als er den Blick Thranduil sah.

„Du magst ihn immer noch nicht…?", fragte er vorsichtig nach.

„Ich kann mit ihm leben um es so auszudrücken, auch wenn ich es mir immer noch schwer vorstellen kann, dass ein Zwerg zum wiederholten Male in meinen Hallen nächtigt…"

„Aber er wird es tun!", gab Legolas gereizt und etwas lauter als er beabsichtigt hatte, zurück und Thranduil sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.

„Verzeih mir!", sagte Legolas leise. „Ich wollte nicht die Stimme gegen dich erheben…"

Thranduil sah ihn mitfühlend an.

„Ich werde darüber hinwegsehen mein Sohn!", sagte er leise und in seinen Augen konnte Legolas einen schmerzlichen Ausdruck erkennen.

„Ich möchte nicht, dass wir uns schon wieder zerstreiten Legolas!", sagte er leise und senkte den Blick und Legolas wurde wieder einmal gewahr, wie schwer es seinem Vater fiel, seine Gefühle zu offenbaren.

„Ich will es ebenso wenig!", sagte er leise und schenkte seinem Vater ein Lächeln.

„Gut…!" Thranduil strich sich seine Gewänder glatt, nicht wissend was er sagen sollte, bis er sich wieder soweit gefasst hatte.

„Sieh es so Legolas! Lasse diesen einen Tag über dich ergehen. Es wird ein schönes Fest werden und ich verspreche, dich so wenig wie möglich damit zu belasten, schließlich ist es eine Feier zu Ehren von dir und Tanhis'. Und ich möchte mein Silber darauf verwetten, dass es dir auch gefallen wird, wenn es erst einmal soweit ist! Vertrau mir…", sagte er und zog die Vorhänge eines Fensters ein wenig zu, um die frische Brise draußen zu lassen.

„Lass sie ruhig auf Vater! Es ist warm hier…", sagte Legolas und sah zu Thranduil der ihn fragend musterte.

„Es zieht wie in einer Orkkammer…wie kann dir da warm sein…?"

Legolas schüttelte den Kopf. „Ich weiß auch nicht…Aber um auf die Hochzeit zurück zu kommen…ich vertraue dir Adar…", sagte er leise und ihm entging, das freudige Funkeln in den Augen seines Vaters, welches bei diesen Worten an die Oberfläche schwappte.

„Schön Legolas! Und jetzt will ich dich nicht weiter quälen. Geh und suche deine Tanhis! Sie wird doch mittlerweile aufgewacht sein…"

Legolas lächelte bei dem Gedanken an seine Geliebte und stand auf, doch bevor er den Saal verließ, drehte er sich noch einmal zu seinem Vater um und sah ihn lange schweigend an, bevor er ein leises „Danke!" murmelte und durch die große Türe entschwand.

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„He! He! He! An die Buddel geh,

Heil dein Herz, ertränk dein Weh!

Falle Regen oder Schnee,

Meilen, Meilen, Meilen geh!

Doch unterm Baume, da werd ich ruhn,

Wolken zählen und nichts tun!"

„Weißt du Merry...", sinnierte Pippin. „Ich mag dieses Lied...!"

„DAS merkt man dir aber gar nicht an mein lieber Pip!", meldete sich Sam schneller zu Wort. „Du gibst es ja schon immer hin seid...ich habe aufgehört mitzurechnen...sehr lange zum Besten!"

„Und das vollkommen bewusst!", grinste Pippin den vor ihm reitenden Hobbit an. „Soll ich noch einmal?", fragte er, doch brauchte er keine weitere Antwort, da Merry bereits wieder in den Gesang eingesetzt hatte und seine Singstimme zum Besten gab. Pippin zögerte nicht lange und setzt ebenfalls munter drauf los mit ein was Sam nur den Kopf schütteln und sich auf dem Rücken seines Ponys wieder umdrehen ließ.

„Nun sei nicht so Sam!", sagte eine ruhige aber dennoch amüsierte Stimme neben ihm.

„Wie bin ich denn? Ich habe ja wirklich nichts gegen ihre Singerei Herr Frodo, aber sie hält nun schon seid dem Morgengrauen an...wenn wir Prinz Legolas erreicht haben, werden sie heiser sein!"

„Sam...!", Frodo musste leise lachen. „Er heißt Legolas! NUR Legolas für uns! Du weißt, dass er diese Höflichkeitsfloskeln nicht mag! Und wir sind enge Freunde...!"

„Ja ich weiß ja...", murrte Sam leise, konnte sich aber selbst ebenfalls ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Warst du schon einmal auf einer Elbenhochzeit Frodo?", fragte Sam und sah den dunkelhaarigen Hobbit von der Seite an.

„Nein...für mich ist es auch das erste Mal...!", antwortete dieser.

„Hach es wird bestimmt wunderschön...", überlegte Sam und sah ein wenig verträumt zwischen die Bäume.

Frodo musste schmunzeln – Sam und seine Elben...

„...Wolken zählen und nichts mehr tun! He ich beiden!", rief Pippin von hinten. „Wollt ihr wirklich nicht mitsingen?"

„Warte Pip! Lass uns erst einen Happen essen!", sagte Merry und kramte eifrig in seinen Satteltaschen, grinste fröhlich als er fand, was er suchte und warf Pip einen rotbackigen Apfel zu.

„Erst stärken, dann weiter singen!"

„Eine sehr gute Idee mein lieber Merry!", sagte Pip. „Doch lass uns nicht so lange kauen, der Wald macht wieder diese komischen Geräusche..."

„Aber er ist doch gar nicht mehr der Düsterwald...er heißt doch jetzt...Frodo, wie lautet noch einmal der elbische Name?", fragte Merry zu den beiden vor ihnen reitenden Hobbits.

„Eryn Lasgalen Merry! Der Wald der grünen Blätter!"

„Ah ja...siehst du Pip! Der Wald der GRÜNEN, nicht der Furchterregenden Blätter… !"

„Ja, ja...!", murmelte der Angesprochene, lehnte sich nach vorne und gab seinem Pony die Kitsche des übrig gebliebenen Apfels.

„Fertig?", fragte er Merry, der daraufhin schnell seine Kitsche runterschluckte sich räusperte und wieder anfing zu singen.

Frodo sah zu Sam und schenkte ihm ein Schulterzuckendes Lächeln bevor auch er in den „Gesang" der beiden einstieg und mitsang. Sam schüttelte den Kopf, murmelte nach einer Weile aber doch den Text mit und eh er sich versah, sang auch er kräftig mit. Die Ponys schnaubten vor sich hin und trugen ihre Reiter zuverlässig immer weiter in das Herz des Waldes.

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Einige Tage waren vergangen, doch man ging die Vorbereitungen für das Fest erst langsam an, was Legolas sehr zusagte.

Er war mit Tanhis gerade von einem Ausritt zurückgekehrt, als ein Gardist zu ihm kam und ihn zu Thranduil bestellte.

Legolas warf einen fragenden Blick zu Tanhis, doch diese gab ihm nur einen kleinen Kuss und nahm ihm schon sein Pferd ab, auf das er das nächste Gespräch hinter sich bringen konnte.

„Du wolltest mich sprechen Adar?", fragte Legolas als er die königlichen Gemächer betrat.

„Ja, das wollte ich!", antwortet Thranduil und kam auf seinen Sohn zu. „Deine kleinen Freunde sind vor ein paar Tagen vor der Westgrenze gesichtet worden und haben die Grenze passiert! Sie werden demnach bald eintreffen!" Thranduil musterte seinen Sohn und beobachtete, wie die ernste Mine weich wurde und ein fröhlicher Ausdruck auf des Prinzen Gesicht erschien.

„Danke Adar!", sagte Legolas. „Ich freue mich, wenn sie eintreffen!", er wusste, dass es sich um die Hobbits aus dem Auenland handeln musste.

„Du wartest? Ich dachte du würdest ihnen sofort entgegen reiten um sie zu begrüßen...", sagte Thranduil ein wenig verwundert.

„Brauchst du mich denn nicht?", fragte Legolas.

„Nein. Im Moment kann ich dich entbehren und wenn Tanhis hier bleibt, kann ich ja sicher sein, dass du auch wieder kehrst!", sagte sein Vater und lächelte freundlich.

„Dann werde ich fürwahr direkt aufbrechen und ihnen entgegen reiten! Danke Adar!"

„Nun geh schon!", sagte Thranduil und scheuchte seinen Sohn aus seinen privaten Gemächern.

Auf Legolas Gesicht lag ein Lächeln, als er durch die vielen Flure ging und den Weg zu den Stallungen einschlug um Tanhis zu berichten und auch direkt aufzubrechen – die Hobbits konnten ja nicht mehr soweit sein...

Er fand Tanhis schließlich, wie er vermutet hatte, bei ihrem Pferd, welchen sie noch einmal liebevoll über den Rücken strich und umschloss sie leise von hinten mit seinen Armen.

Tanhis wandte sich von ihrem Pferd ab und drehte sich zu ihm um.

„Da bist du ja wieder...das ging aber schnell...!", lächelte sie und erwiderte den sanften Kuss, welchen Legolas ihr schenkte.

„Ja, aber ich muss auch gleich wieder weg!", sagte dieser leise und sah in ihre tiefgrünen Augen.

„Warum? Stimmt etwas nicht?", fragte sie und ein besorgter Unterton schwang in ihrer Stimme mit.

„Ganz im Gegenteil meine Liebste! Mein Vater berichtete mir, die Hobbits aus dem Auenland, Frodo, Sam, Merry und Pippin hätten vor einigen Tagen die Grenzen passiert...ich würde ihnen gerne entgegen reiten!"

„Oh!", sagte Tanhis. „Sie sind die ersten...wann willst aufbrechen?", fragte sie und legte den Kopf schief. Sie musterte Legolas genau, suchte nach dem nur kleinsten Anzeichen dafür, wie er sich fühlte. Ganz wohl war ihr nicht bei dem Gedanken, dass er alleine Aufbrechen wollte. Er sah erschöpft aus, doch die Ankunft der Hobbits hatte wieder ein freudiges Leuchten in seine Augen gezaubert. Vielleicht war Legolas wirklich nur angespannt wegen der Hochzeit. Außerdem war dies das erste Zusammentreffen von Vater und Sohn und die beiden gingen noch immer sehr unsicher miteinander um. Alles Gründe, die diese Unruhe erklären könnte, die Legolas ausstrahlte.

„Jetzt gleich. Sie können nicht mehr weit sein...!", erwiderte Legolas.

„Na dann beeil dich, dass ich dich bald wieder bei mir habe!", sagte Tanhis und scheuchte ihn zu seinem Pferd.

„Und das du mir ja auf dich aufpasst!", sagte Tanhis mit einem Lächeln, als Legolas bereits aufgesessen war und sie noch einmal zu sich zog um sie mit einem liebevollen Kuss zu verabschieden.

„Keine Sorge! Das werde ich! Und auch auf die Hobbits! Ich beeile mich!"

Damit trieb er Arod an und war schon bald zwischen den Bäumen verschwunden. Tanhis sah ihm nach – es war richtig gewesen nicht mitgegangen zu sein. Sie wollte ihm auch noch ein wenig Zeit mit seinen Freunden gönnen –alleine.

Mit einem Seufzen wand sie sich ab und schlug den Weg zu ihrem Gemach ein – ein Bad wäre jetzt nicht schlecht...