Titel: Über die Jahre hinweg...
Inhalt: Die Geschichte verläuft in kleineren Etappen des Lebens der McLeods und später auch noch denen der anderen Charaktere. Um die Anfangssituation vielleicht nicht ganz so verwirrend erscheinen zu lassen, hier mal eine kurze Angabe des Alters, in der die McLeods jetzt sind:
Claire: 7 Jahre
Tess: 4 Jahre
Adam: 5 Jahre
Grace: 7 Jahre
Regan: 4 Jahre
Jasmine: 3 Jahre
Na ja...mehr gibt es im Moment einfach noch nicht zu sagen...ich bin einfach mal gespannt, wie das Kapitel jetzt ankommt, je nachdem werde ich schauen, ob es sich lohnt, weiterzuschreiben ;)
Über die Jahre hinweg...
Kapitel 1„Claire! Tess!", hallte es durch das große Haupthaus von Drover's Run, einer der größten, prächtigsten und ältesten Farmen im australischen Outback rund um Adelaide.
Die Stimme der Frau klang weich, aber dennoch bestimmend.
Kurze Zeit später hörte man ein Stockwerk über der schön eingerichteten Küche Fußgetrappel. Stufen wurden heruntergerannt, leises Kichern ertönte und schließlich standen die zwei soeben Gerufenen in der Tür zu Küche.
„Ja, Mom!", sagten beide zeitgleich, grinsten und liefen dann auf ihre Plätze.
Claire Louise McLeod, 7 Jahre alt und Teresa Charlotte McLeod, 4 Jahre alt, waren nicht nur Schwestern sondern auch die allerbesten Freunde.
„Wo habt ihr denn schon wieder gesteckt?", fragte Ruth Silverman-McLeod vorwurfsvoll und blickte in das Gesicht ihrer Tochter Tess.
„Tess und ich haben Höhlen gebaut! Wir haben Eberjagd gespielt.", sagte Claire dazwischen.
Sofort warf Tess ein: „Ja, aber nächstes Mal bin ich wieder mit Bestimmen dran. Dann spielen wir Teeparty."
„Nur über meine Leiche!", grinste Claire und stand dann von ihrem Stuhl auf, um vor Tess in Deckung zu gehen, die zeitgleich aufsprang, um ihre ältere Schwester um den Tisch zu jagen.
„Claire! Tess! Wie oft habe ich euch schon gesagt, dass die Küche kein Spielplatz ist. Jetzt setzt euch bitte hin! Jack wird in ein paar Minuten mit eurem Onkel von der Eberjagd zurückkommen."
Sofort saßen die Geschwister wieder auf ihren Plätzen.
„Wo sind denn Grace, Regan und Jasmine?", fragte Tess neugierig.
„Hannah ist mit den dreien in die Stadt gefahren. Grace braucht genau wie du neue Schulsachen.", sagt Ruth, stupst Claire auf die Nasenspitze und dreht sich dann wieder zum Herd, um die Kartoffeln umzufüllen.
„Morgen geht ja die Schule wieder los...", murmelte Claire gelangweilt.
„Ich muss noch nicht in die Schule.", sagte Tess feixend.
„Du bist ja auch noch nicht alt genug, Liebes.", sagte Ruth und strich ihrer Tochter das hellblonde Haar aus dem Gesicht. „Geh und binde dir deine Haare zusammen. Sonst musst du sie heute Abend wieder waschen, weil du mehr Soße im Haar hast, als im Mund."
Claire musste kichern, während Tess aufstand und nach oben in ihr Zimmer tapste.
Ein paar Minuten später hörte Claire zwei Autos vorfahren. Anscheinend waren Jack und Hugh zeitgleich mit Hannah und ihren Cousinen angekommen.
„Darf ich Daddy begrüßen?", fragte Claire. Sie wusste, dass Ruth es eigentlich nicht mochte, wenn vor dem Essen ein solches Gezeter aufgeführt wurde.
Doch heute war ihre Stiefmutter gelassen und ruhig. „Na geh schon.", sagte sie.
Claire stand auf, zog ihren Pferdeschwanz fest und rannte dann nach draußen, wo Jack seine Arme schon offen hatte, um Claire zu begrüßen.
„Liebling! Na, hattest du einen tollen Tag?", fragte Jack und strich seiner Ältesten über den Kopf.
Claire nickte eifrig. „Er war wundervoll. Ich und Tess haben wieder gespielt, wie du und Onkel Hugh auf Eberjagd gehen."
„Tatsächlich? Wo ist denn deine Schwester?", fragte Jack. Claire zuckte mit den Schultern, als hätte sie vergessen, dass diese nach oben in ihr Zimmer gegangen ist, um sich Spangen ins Haar zu machen.
„Claire, jetzt lass deinen Dad doch erst einmal ins Haus kommen.", rügte Hannah, die nun ebenfalls aus dem hinteren Auto ausstieg und Jasmine an ihrer Hand hatte.
Grace, Regan und Jasmine waren alles Hannahs und Hughs Kinder. Grace war nur ein paar Monate jünger als Claire, während Regan ziemlich zeitgleich mit Tess auf die Welt gekommen war. Jasmine war das Nesthäkchen, sie war gerade einmal drei Jahre alt und sah die Welt noch mit ziemlich anderen Augen.
Auch Claire und Tess hatten noch einen Bruder. Adam.
Adam war heute mit Hugh und Jack auf der Eberjagd gewesen. Er war der einzige Junge und deswegen ziemlich stolz auf sich.
Claire konnte Adam nicht leiden. Sie gab ihm die Schuld daran, dass ihre Mum, Prudence, gestorben war.
‚Wenn Adam nicht geboren worden wäre, dann hätte ich meine Mama jetzt noch!', hatte sie am Tag der Beerdigung gesagt und war dann weinend in ihr Zimmer gelaufen.
Jack wusste, dass es für Claire sehr schwer war, die Mutter verloren zu haben. Er versuchte alles, um sowohl Claire als auch Adam ein gerechter Vater zu werden. Und Tess liebte er natürlich auch.
„Leute, was ist denn hier draußen für ein Aufstand?", rief plötzlich eine andere Stimme durch das Chaos. Alle drehten sich um. Meg Fountain stand in der Tür, die Kochschürze um den Hals gebunden und den Kochlöffel in der rechten Hand.
„Kommt schon rein, Kinder und lasst eure Väter erst einmal etwas verschnaufen."
Sie zählte die Kinder nacheinander ab, bis alle im Haus verschwunden waren.
„Händewaschen nicht vergessen!", rief sie über die Menge hinweg und fing auf dem Weg zurück in die Küche Jasmine ein, die neugierig an den Herd gelaufen war.
„Na, na, nicht so schnell, meine Liebe!", sagte Meg, legte den Kochlöffel beiseite und hob Jasmine dann in die Höhe. „Wir wollen doch nicht, dass du dich verbrennst."
Ruth drehte sich zu der Haushälterin um. „Richtiger kleiner Wildfang.", sagt sie kopfschüttelnd.
Meg schien der selben Meinung zu sein. Während Jasmine ihren kleinen Ausflug lustig fand und vor sich hin grinste, war Meg beschäftigt, Hannah zu finden.
Schließlich war sie im Badezimmer gelandet, wo sich ein kleiner Haufen voller Kinder versammelt hatte.
„Hannah, die Kleine wollte mal wieder auf Entdeckungstour gehen!", rief Meg über die Köpfe der Kinder hinweg.
Hannah drehte sich um, die gerade eben ihre Mittlere davon überzeugen musste, dass Wasser mit Seife in Verbindung besser sauber machte.
„Danke dir, Meg! Ich weiß schon gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Sie ist in der Stadt schon zweimal im Kaufhaus davongelaufen.", sagte sie, quetschte sich an Grace vorbei und nahm dann Jasmine auf den Arm.
„Ich hab Hunger!", rief Jasmine freudig und drängelte dann, wieder auf den Boden gelassen zu werden.
„Gleich mein Liebling, erst werden die schmutzigen Hände gewaschen.", sagte Hannah.
Meg grinste. „Grace, Regan! Seid ihr fertig? Dann ab mit euch ins Esszimmer!", rief sie und scheuchte die beiden Geschwister nach draußen.
Nach einer Viertelstunde war das Chaos endlich gebändigt.
Tess und Claire saßen gemeinsam mit Adam neben ihrem Vater, Grace und Regan saßen gegenüber. Der Tisch reichte gerade so für alle Personen. Selbst Meg hatte einen Platz gefunden und sich zwischen Hannah und Hugh gequetscht. Jasmine, die auf Hannahs Schoß saß, klatschte mehrmals in die Hände. Dann herrschte endlich Stille.
„Seid ihr auch alle brav gewesen?", wollte Hugh von seinen Töchtern wissen. Er wusste, dass vor allem Grace und Regan gerne einmal einen kleinen Scherz machten oder sich stritten.
„Jasmine ist abgehauen. Zwei Mal gleich. Mum hat schon fast eine Krise bekommen, nachdem sie an der Kasse ausgerufen wurde." Regan musste kichern, während sie sich eine Portion Kartoffeln in den Mund schob.
„Und hast du alles für die Schule bekommen, Grace?"
„Hm.", sagte Grace. Sie würde jetzt die zweite Klasse besuchen, genauso wie Claire. Die beiden besuchten ein Internat in Adelaide, in das sie ab morgen auch wieder gehen würden. Adam besuchte eine Jungenschule, die nur den Vormittag überdauerte, da er schon von klein auf an der Arbeit auf der Farm beteiligt werden sollte. Immerhin war er der einzige Sohn von Jack. Er würde den ganzen Betrieb später einmal erben. Das sagte Jack jedes Mal und sah Adam dabei stolz an. Claire warf Adam dann immer einen säuerlichen und eifersüchtigen Blick zu.
„Das Essen schmeckt wieder köstlich!", lobte Hugh und Meg errötete leicht. „Ruth hat gut mit angepackt.", sagt sie und füllte sich eine Portion Kartoffeln auf den Teller.
„Wenn ich euch zwei nicht hätte.", sagte Jack und sah seine Frau dabei an.
Ruth war Jack McLeods zweite Ehefrau. Kurz nach der Geburt Adams und Prudences Tod hatte er sie kennen gelernt. Nach einem Jahr haben sich die beiden dann verlobt, kurze Zeit später geheiratet. Ungefähr zu dem Zeitpunkt wurde auch Tess geboren. Jack liebte seine Kinder über alles, auch wenn es für Claire immer den Anschein hatte, er würde Adam in Allem bevorzugen. Ruth hatte schon des öfteren mit Jack darüber geredet. Er schob es auf die Tatsache, dass Adam ein Junge war.
Dass Claire tatsächlich dachte, Adam wäre an dem Tod ihrer Mutter Schuld, dass wusste er bis heute nicht.
„Morgen müssen die Schafe wieder getrenscht werden.", warf Hugh in den Raum. Er warf Hannah einen Blick zu. „Kannst du Claire, Grace und Adam in die Schule fahren?"
Hannah zuckte mit den Schultern. „Sicher. Habt ihr denn eure Sachen schon gepackt? Ihr werdet erst in zwei Monaten für das Wochenende nach Hause kommen. Also achtet darauf, was ihr alles mitnehmen wollt."
„Ich hab schon fertig gepackt!", rief Grace. Sie war in allem immer etwas eifriger als Claire, wenn diese es dafür auch immer etwas sorgfältiger machte.
„Ich will auch in die Schule!", rief Tess und zog eine Schnute.
„In zwei Jahren, Liebling. Dann kannst du auch in die Schule gehen.", antwortete Ruth.
„Versprochen? Auf die gleiche wie Claire und Gracie?", fragte sie.
„Natürlich, wenn du das willst. Aber jetzt warten wir erst einmal ab. Noch hast du genug Zeit, um hier mit deinen Cousinen zu spielen."
„Okay.", sagte Tess, spießte sich ein paar Kartoffeln auf die Gabel und steckte sie in den Mund.
„Wir sollten nachher noch mit der Buchführung beginnen.", sagte Jack dann an Hugh gewandt. „Wir können morgen nur Trenschen und Scheren, wenn es nicht regnet."
„Ja, wir werden nach dem Essen mal nachschauen.", antwortete Hugh. „Zuerst müssen die Kleinen aber ins Bett.
Und somit begann das alltägliche Durcheinander.
„Jetzt schon?", fragte Regan, die ihre Gabel beiseite legte und ihre Milch austrank. „Ich bin doch noch gar nicht müde."
„Ich auch nicht. Kein bisschen!", konterte Tess.
„Da gibt es kein Wenn und Aber!", sagte Ruth. „Wenn ihr fertig seid geht euch die Hände waschen und euch umziehen."
„Ich auch?", fragte Jasmine und sprang von dem Schoß ihrer Mutter.
„Du auch, kleiner Windfang.", sagte Hannah. „Ich schlage vor, ihr geht jetzt alle ins Bett. Claire, Grace, Adam, habt ihr gehört? Morgen geht die Schule wieder los und ihr sollt euch davor noch ausschlafen."
Auch wenn zumindest Grace kein bisschen davon begeistert war, jetzt schon ins Bett zu gehen, fügte sie sich dennoch, schob den Stuhl zurück und flitzte nach oben. Wie immer artete das zu einem kleinen Wettrennen zwischen ihr und Claire aus.
Doch innerhalb einer halben Stunde war auch das geschafft.
Aufgeteilt auf drei Zimmer lagen die Mädchen in ihren Betten. Claire und Tess teilten sich ein Zimmer, sowie Regan und Jasmine. Adam und Grace hatten den Vorzug eines jeweils eigenen Zimmers. Adam, weil er ein Junge war und Grace, weil sie sowohl mit Regan als auch mit Claire andauernd einen Streit anfing, um dauerhaft mit ihnen zurecht zu kommen.
Ruth steckte vorsichtig den Kopf zu ihren beiden Töchtern hinein. „Schlaft gut, meine Lieben.", sagte sie.
„Mum?", fragte Claire leise.
„Was ist denn, mein Liebling." Ruth kam auf Claire zu und setzte sich an ihr Bett. Tess war schon längst eingeschlafen und schien das Gespräch nicht mitzubekommen.
„Meinst du, meine Mum hat mich noch lieb?"
„Aber natürlich. Das weißt du doch. Sie hat dich und deinen Daddy immer lieb."
„Ist das auch ganz versprochen?"
„Hoch und heilig. Und jetzt schlaf, in Ordnung? Tante Hannah fährt dich morgen nach Adelaide."
„Okay." Claire drehte sich auf die Seite und schloss die Augen.
Ruth ging noch hinüber zu ihrer Jüngsten, drückte ihr ein Küsschen auf die Stirn, dann knipste sie das Licht aus und verließ das Zimmer.
Zu Adam ging sie nie zum Gute-Nacht-Sagen. Das war Jacks Aufgabe.
Nachdem im zweiten Stock endlich Ruhe eingetreten war, machten sich Hannah und Ruth auf den Weg nach unten in das gemütliche Wohnzimmer. Wie immer konnten sie ihre Männer nicht finden.
„Wahrscheinlich beginnen die beiden jetzt mit den Tagebüchern.", sagte Ruth.
„Ja, gut möglich. Wenn die beiden doch auch mal ein wenig mehr Zeit mit den Kindern verbringen würden.", wünschte sich Hannah.
„Wir wissen ja, wie sehr sie die Kinder lieben."
„Ja, das wissen wir."
Mit diesen Worten griff Ruth nach ihrem kleinen Buch, in dem sie jeden Abend las. Die Ruhe hatte sich über Drover's Run gelegt. Und hüllte die Farm und die gesamte Umgebung in einen dunklen Schleier.
