Disclaimer: Das Harry Potter Universum und alle darin enthaltenen Charaktere gehören J.K. Rowling. Ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte.
Anmerkung: „Mein fester Freund" ist die Übersetzung der Geschichte „Boyfriend" von Molly Raesly. Molly Raesly hat dieser Übersetzung zugestimmt.
Kommentare und Reviews sind sehr willkommen. Inhaltliche Kommentare werde ich natürlich an die Autorin des englischen Originals weiterleiten. Ich freue mich allerdings auch über Kommentare zu der Übersetzung und wie ihr sie findet, denn es war eine Menge Arbeit.
Mit der Übersetzung aller Kapitel bin ich noch nicht fertig, allerdings hoffe ich wöchentlich updaten zu können. Also viel Spaß beim Lesen.
Kapitel 1
Geschwisterliebe
„Wenn ihr nicht versteht, wie eine Frau ihre Schwester innig lieben kann, und ihr gleichzeitig den Hals umdrehen möchte, seid ihr sehr wahrscheinlich Einzelkinder." ~ Linda Sunshine
„Lily, hast du meinen Föhn genommen!"
Ich blinzelte leicht, als ich die kreischende Stimme meiner Schwester vernahm. Ich kniff meine Augen wieder zusammen und tat so, als wäre sie nur ein Teil dessen, was bis vor wenigen Minuten noch ein sehr schöner Traum gewesen war.
„Lily, Ich weiß, dass du ihn hast! Du nimmst dir immer meine Sachen ohne zu fragen!"
Nicht jetzt. Ich grummelte, rollte mich auf die andere Seite und presste mir das Kopfkissen auf den Kopf, um dem Lärm zu entfliehen. Ich versuchte mir vorzustellen, ich wäre an einem friedlicheren Ort. Es wäre warm, so warm das die Sonnenstrahlen sanft meinen Körper liebkosten. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als ich mich mit dem ruhigen Klang der Wellen umgab. Ich seufzte selig und stellte mir vor wie sich der kühle Sand zwischen meinen Zehen anfühlte. Meine Augenlieder fielen langsam wieder zu.
„Lily!"
Das Kopfkissen wurde mir gewaltsam entrissen. „Grrr-ahh!" schrie ich protestierend.
„Steh auf! Vernon holt mich in einer halben Stunde ab und meine Haare sind immer noch nass!"
„ Bind sie doch zusammen", brummte ich miesepetrig und drehte mich wieder auf die andere Seite um ihr zu entkommen.
Sie stieß laut die Luft aus und ich fühlte wie sie mein Bett wieder verließ.
Welch Süßer Triumph! Ich grinste und ließ mich wieder von einem sanften Schlummer übermannen.
„Steh auf!" befahl sie.
Ich weigerte mich, mich zu bewegen. Mein Bett war einfach zu kuschelig, zu warm und zu gemütlich. Ich seufzte und atmete tief den Duft meiner Bettlaken ein, während ich die Anwesenheit meiner Schwester vollkommen ignorierte, was sie normalerweise genau so gut konnte wie ich, außer natürlich sie wollte etwas von mir.
„Lily!" kreischte sie.
Ich hörte wie sie meine gelben Vorhänge aufriss und hob auch sogleich die Hand um das Licht abzuwehren. Es war viel zu früh und viel zu hell.
„Lily!" rief sie schon wieder.
„Psst", versuchte ich sie zu besänftigen. Ich kniff meine Augen noch fester zusammen bis fast wieder dunkel war. „Es ist Schlafenszeit."
„ Lily, steh jetzt auf!", befahl sie in einem strengen Ton, was sehr albern klang.
Ich klammerte mich an meine Bettdecke und weigerte mich, mich zu bewegen.
„Gut", schnaubte sie. „ Wenn du dich so anstellst, werde ich dich wohl zwingen müssen aufzustehen."
Und plötzlich kniff und piekste sie mich überall mit ihren knochigen Fingern. Das tat vielleicht weh.
Noch immer etwas benommen schlug ich ihre Finger weg. „Geh weg", stöhnte ich, „komm morgen wieder."
Aber ihre Finger kannten kein Erbarmen. Ich krümmte mich in den Laken.
„Geh weg", wiederholte ich gereizt.
„Nicht ehe du mir meinen Föhn zurückgegeben hast", beharrte sie und kniff mir hart in die Seite.
„Au!" wimmerte ich vor Schmerzen. „Lass mich in Ruhe. Ich hab deinen bescheuerten Föhn nicht!"
„Doch, hast du. Und jetzt steh auf!"
Sie begann mich zu schütteln und ich hatte keine andere Wahl mehr als zurückzuschlagen. Mit meinen Fäusten, Ellbogen und Beinen schlug, trat und stieß alles was mir in die Quere kam.
Petunia fing an schrill zu schreien. „Meine Güte, Lily! Hör auf! Du tust mir weh!"
„Raus aus meinem Zimmer!", verlangte ich von ihr. Meine Stimme klang noch immer etwas schläfrig. Ich zog das mir zu große T-Shirt runter, damit man meine „Zaubertrank der Woche"- Unterwäsche nicht sehen konnte und ich ein wenig bedrohlicher wirkte.
„Nein. Du musst jetzt aufstehen.", Sagte sie und schnappte sich meine Bettdecke und zog sie, so fest sie es mit ihren gebrechlich dünn aussehenden Armen konnte, aus meiner Umklammerung.
Verwirrt sah ich mich um. Ich lag auf dem Boden.
„Petunia!" donnerte ich.
„Mum und Dad sind nicht zu Hause!" teilte sie mir rasch mit und versuchte unauffällig den Abstand zwischen uns zu vergrößern. „Sie sind nicht da, dass heißt du kannst nicht zu ihnen rennen und ihnen den üblichen Müll von wegen kleine unschuldige Schwester erzählen."
„Gut", presste ich zwischen meinen Zähnen heraus. „ Dann gibt es auch keine Zeugen für einen Mord."
Petunia rollte nur auf diese überhebliche Art mit den Augen, wie sie es schon immer tat seitdem sie ihren allerersten BH bekommen hatte. „ Sei nicht so melodramatisch, Lily", sagte sie herablassend. „Jedenfalls musst du mir den Föhn zurückgeben. Ich sterbe nämlich, wenn mich Vernon abholt und ich nicht perfekt aussehe."
Mir klappte der Kiefer runter. In diesem herrlichen Moment gab es einfach zu viele Möglichkeiten meine Schwester zu beleidigen. Ich konnte mich nicht für eine entscheiden. Ich starrte sie nur ungläubig an und dachte dabei darüber nach wie sie sich nur dazu bewegen konnte jeden Morgen aus dem Bett zu kommen und es dann auch noch zu Stande brachte mich da mit reinzuziehen.
„Du fängst dir noch Hepatitis ein, wenn du den Mund nicht zumachst", blaffte mich Petunia frech an.
Sie musste es ja wissen. „ Fliegen", korrigierte ich sie.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ist doch das gleiche."
Ich sah sie verwundert an, dann stütze ich mich an meinem Bett auf und kam mit Mühe und Not auf die Beine.
„Gut, du bist aufgestanden.", kommentierte sie in einem kühlen Ton.
„Ja und jetzt geh ich wieder ins Bett. Gute Nacht. Verschwinde.", sagte ich zu ihr.
Sie packte meinen Arm und schloss ihre Finger wie einen Schraubstock um ihn, was mich daran hinderte wieder in mein wundervolles Bett zu fallen. „ Nicht ehe du mir meinen Föhn wiedergibst."
Ich befreite meinen Arm verärgert aus ihrem Griff. „ Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich ihn nicht habe! Ich kann meine Haare einfach mit einem Zauber trocknen, weißt du? Ich brauche keinen Föhn mehr."
„Oh, stimmt ja. Du bist ein Freak.", entsann sie sich, so als hätte sie tatsächlich vergessen, dass ihre Schwester eine Hexe war.
„ Die politisch korrekte Bezeichnung lautet magisch veranlagt.", entgegnete ich ihr frech.
„Ich erkenne einen Freak wenn ich einen sehe.", versicherte sie mir.
Ich wollte sie gerade fragen ob sie in letzter Zeit einmal in den Spiegel geschaut hatte, als sich Petunia erinnerte, dass sie noch einen anderen Lebensinhalt hatte, als meines miserabel zu machen und zwar sich selbst.
„ Also, wenn du meinen Föhn nicht hast, wo ist er denn dann? Ich habe bereits in Mum's Zimmer und in den Badezimmern nachgesehen. Er kann nur hier sein."
Ich seufzte und rieb mir mit dem Handrücken über die Augen. Wenn ich in es in den nächsten zwei Minuten ins Bett schaffte könnte ich noch etwas heiß begehrten Schlaf bekommen. Wenn nicht, wäre ich für den Rest des Tages wach. „ Hast du unter deinem Bett nachgesehen?", fragte ich sie gelangweilt.
„Oh, Scheiße.", rief sie und verschwand aus meinem Zimmer.
Ich rollte mit den Augen und schlenderte zurück zum Bett. Keine zehn Sekunden später hörte ich das leise Geräusch des Föhns auf der andren Seite des Flurs. Ich lachte leise in mich hinein, während ich das Kissen vom Boden pflückte und meinen Kopf darauf bettete. Glücklich schloss ich die Augen und presste meinen Oberkörper an das Kissen. Ich hatte es geschafft bevor die zwei Minuten um waren. Ich dachte wieder an meinen vorherigen Traum. Die Bananen wollten gerade mit den Affen zusammen einen Stepptanz aufführen.
„LILY!"
Erschrocken fiel ich aus dem Bett. Ich schaute mich wieder um. Wundervoll, Ich verbrachte wirklich nicht genug Zeit mit dem Boden. Der Teppich war echt hübsch und wirklich sehr, sehr hart. Behutsam rieb ich mir den Hintern.
„Lily!", sagte sie noch einmal.
Ich sah auf. Meine wundervolle Schwester ragte über mir, ganz so als erwarte sie etwas von mir. Merlin behüte, wenn ich nicht mein Leben damit zubrachte Petunia jeden Wunsch zu erfüllen.
„Was?", krächzte ich. In Gedanken machte ich mir eine Notiz das Schloss an meiner Tür zu wechseln. Petunia brauchte keinen Zauberstab, sie konnte mit Haarnadeln umgehen. „Was willst du denn jetzt schon wieder?", grummelte ich und knüllte das rote Nest, das normalerweise meine Haare darstellte, zusammen.
„ Ich muss mir einen Rock von dir leihen.", teilte mir Petunia hektisch mit. Ich liebte die Tatsache, dass das nicht wie eine Frage klang. Sie hatte die Augen panisch aufgerissen. Es war auch wirklich ein sehr anstrengender Morgen für sie gewesen. Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich stressig ist die jüngere Schwester zu quälen. „Ich hab Wasser auf meinen geschüttet und jetzt ist er total nass.", erklärte sie mir und schon hatte sie meinen Schrank geöffnet und kramte eiligst meine Klamotten heraus.
„ Es ist nur Wasser", beschwichtigte ich sie. „ Es ist noch nicht einmal ein Fleck auf deinem Rock."
„Aber er ist total nass!", beharrte Petunia und hielt sich ein Paar meiner Hosen vor den Körper.
„Warum hast du ihn nicht mit deinem Föhn getrocknet?"
Petunia zuckte mit den Achseln und hielt eine andere Hose hoch. „Tja, nun, dafür ist es jetzt zu spät.", seufzte sie. Sie betrachtete sich in meinem Spiegel, dann schüttelte sie den Kopf und warf das Paar Hosen auf den Boden.
Mit offenem Mund beobachtete ich still, wie sie die gleiche Prozedur mit zehn weiteren Kleidungsstücken durchführte.
„Meine Güte, Lily, hast du denn nichts Anständiges zum anziehen?"
„Ich mag meine Klamotten.", verteidigte ich mich. Ich legte Wert auf Komfort, aber die meisten meiner Sachen waren auch stylisch. Ich freute mich zu einem vollen Kleiderschrank nach Hause zurückzukehren. Jeden Tag eine Uniform zu tragen war zwar praktisch und es sparte auch noch jede Menge Zeit, aber es war auch ziemlich langweilig. Mit meinen Sommer- Klamotten konnte ich meine Spontaneität ausleben. „Und außerdem sind die meisten meiner Klamotten alte Sachen von dir.", erinnerte ich Petunia und sah zu wie sie ein Paar Shorts, die sie mir vor einem Jahr gegeben hatte weil sie ihr angeblich zu lang waren, zur Seite warf.
„Und sie sahen an mir viel besser aus.", bemerkte Petunia und beförderte einen hellrosa Rock aus den Tiefen meines Schrankes herauf.
Ich rümpfte ein wenig die Nase. Diesen Rock zog ich nie an. Petunia hatte ihn mir letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt, aber ich fand, dass er viel zu kurz war. Ich konnte mich darin noch nicht einmal vornüberbeugen ohne das man einen Blick auf meine Kammer des Schreckens werfen konnte.
„Perfekt.", flötete Petunia glücklich.
„War ja klar.", murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Ich schnappte mir meinen Bademantel und ging zur Tür. „Ich gehe jetzt duschen.", verkündete ich ihr. „Raum das hier auf, während ich weg bin.", wies ich sie an und deutete auf den Klamottenberg in der Mitte meines Zimmers.
Petunia warf mir nur einen bösen Blick zu, auf den hin ich ihr kindisch die Zunge rausstreckte.
„Ja, ja, Freak."
Ich grinste sarkastisch, als ich den Kosenamen vernahm und machte mich auf den Weg ins Bad. Ich ließ mir Zeit beim Duschen. Ich liebte die therapeutische Wirkung des niederprasselnden Wassers auf meinem Rücken und den Duft meines Erdbeer- Shampoos. Ich benutze das gleiche Shampoo seit ich klein war, weil meine Mutter gesagt hatte, es würde zu meinem Haar passen.
Ich war die einzige in der Familie die rote Haare hatte. Mein Dad sagte er hätte mal eine Großtante mit roten Haaren gehabt.
Ich hab wahrscheinlich einfach den genetischen Jackpot geknackt und nicht nur wegen meiner Haare. Ich lachte und zog meinen Zauberstab um die Haare auf meinen Beinen mit einem Zauber zu entfernen und trocknete dann meine Haare binnen Sekunden. Ich war wirklich ein Freak. Na ja, nach 19 Jahren musste Petunia ja mal mit irgendetwas richtig liegen.
Ich betrachtete mich eingänglich im Spiegel. Ein Hauch von Sommersprossen lag auf meinem Gesicht, was an der Zeit lag, die ich mich in diesem Sommer bereits der Sonne ausgesetzt hatte. Mein Haar war im Gegensatz zu Petunia's gelocktem blondem Haar, nur etwas wellig. Meine Augen waren von einem intensiven hellgrün. Petunia sagte ich sehe aus, als würde ich immer Weihnachten feiern. Sie hatte Recht, ich stach heraus. Ich habe lange gebraucht um zu akzeptieren, dass ich einfach nicht normal bin. Ich gewöhne mich eigentlich immer noch daran.
Ich seufzte und wandte meinen Blick ab. Ich war zwar eine Hexe, aber zumindest hatte ich nicht abnormal dürre knochige Finger.
Ich zog den Bademantel um meinen Körper fest und schritt zurück in mein Zimmer. Petunia war weg, Merlin sei Dank, und meine Klamotten waren, wie zu erwarten war, noch immer auf dem Boden verteilt. Ich seufzte und bückte mich um ein Paar Hosen aufzuheben.
„Blöde Schwester.", grummelte ich, als endlich das letzte Kleidungsstück wieder an seinem richtigen Platz war. Schnell schlüpfte ich in ein Paar weiße Shorts und ein schwarzes Top. Heute wollte ich mich nicht wirklich schick machen. Der ganze Tag war versaut, dank diesem widerlichen Weckruf. Die Art wie man aufwacht kann den ganzen Tag beeinflussen. Trotzdem legte ich noch etwas Eyeliner und Mascara auf, nur für den Fall das der Tag doch kein Reinfall werden würde.
Dann machte ich mein Bett und platzierte alle meine Kissen in einem ordentlichen Muster auf der mintgrünen Bettdecke. Ich holte meine Wäsche aus dem Trockner und begann sie zusammenzulegen. Ungefähr nachdem ich die Hälfte zusammengelegt hatte, hörte ich ein klackerndes Geräusch am Fenster. Aufgeregt beeilte ich mich meine wunderschöne graue Eule Calypso reinzulassen. „Hey, Callie.", begrüßte ich sie, als sie mir zärtlich in der Finger kniff.
„Ich hab dich auch vermisst, mein Mädchen.", lachte ich auf ihr erfreutes huhu hin. Pflichtbewusst hielt streckte sie mir ihr Bein entgegen und ich beeilte mich ihr den Brief abzunehmen, bevor sie zu ihrer Futterschüssel fliegen konnte. Ich riss den Brief voller Erwartung auf und grinste breit als ich die Handschrift erkannte.
Lils!
Oh Merlin, Lily! Wenn ich dich nicht so sehr lieben würde, und wenn ich nicht so eine gute Freundin wäre, die dich nie mit den Rumtreibern und deren Fanclub von schmachtenden Mädchen allein lassen könnte, würde ich nie wieder aus Spanien fortgehen. Diese Männer, Lily! Diese Männer! Das hier sind keine Jungs. Es sind Männer.
Da ist dieser eine Kerl, der in dem Gasthaus arbeitet, wo wir wohnen. Er trägt diese engen schwarzen Pantalones, und, Merlin, Ich glaube ich liebe ihn. Nachdem wir gestern wild miteinander rumgeknutscht hatten sagte er irgendetwas auf Spanisch zu mir. Ich weiß zwar nicht was es bedeutete, aber es klang verdammt sexy. Ich werde ihn wirklich vermissen…
Entschuldige, Lily! Ich weiß ich bin verdammt nervig. Mach dir keine Sorgen, kein Mädchen aus unserem Jahr hat sich meines Körpers bemächtigt! Ich mag immer noch keine Marmelade! Es ist nur so, das es so unglaublich lang her ist dass ich jemanden getroffen habe, den ich nicht schon kenne seit ich elf Jahre alt bin. Es ist wunderbar. Du würdest es lieben. Du solltest dir auch einen Sommerflirt gönnen.
Teenager-Romanzen mal beiseite, Spanien ist wirklich unglaublich. Meine Mum ist begeistert von den Zaubersehenswürdigkeiten und mein Dad kriegt nicht genug von den Muggel-Museen. Eigentlich sollte es ja anders herum sein, aber bei meinen Eltern kann man keine Logik erwarten. Du würdest es hier lieben, Lily. Das Essen, die Atmosphäre, die Tänze, das Wetter! Ich bin so braungebrannt, dass ich bezweifle, dass du mich wieder erkennen würdest!
Wenn wir gerade davon reden, es gibt wohl nichts und niemanden außer dir für das ich mein Paradies hier verlassen würde. Ich freu mich riesig, dass deine Eltern erlaubt haben, dass ich bei dir bleiben kann bis die Schule wieder beginnt. Ich hab meine beste Freundin vermisst! Es ist unfassbar, dass wir so lange nicht mehr miteinander gesprochen haben.
Ahh, Ich muss jetzt wirklich los, aber ich kann's nicht erwarten dich wiederzusehn! Ich fange immer an wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen wenn ich Calypso sehe. Also dann, adíos, mi amiga! Versuch Petunia am Leben zu lassen bis ich da bin! Es ist schließlich meine Aufgabe als beste Freundin, die Leiche zu beseitigen!
Alles Liebe,
Hestia
Hestia Jones und ich waren unzertrennlich seit der Willkommensfeier an unserem ersten Tag auf Hogwarts. Wir waren die einzigen Erstklässlerinnen, die nicht in Verzückung gerieten beim Anblick von Sirius Blacks frechen Grinsen, Remus Lupin ozeanblauen Augen oder James Blödmann Potters „Sex"-Haar und das führte zu einer lebenslangen Freundschaft. Jetzt mal ehrlich! Wir waren Erstklässler! Ich nehme an, dass die Hormone auf Hogwarts früher einsetzen. Vielleicht liegt es an der Magie. Und trotzdem, auch nach der Pubertät blieben wir unnachgiebig in unserer Abneigung für die Idioten, die sich selbst die Rumtreiber nannten, auch wenn es sie ziemlich störte. Ich verzeihe Sirius, dass er Hestia verfallen ist. Ich selbst bin ja auch ihrem unwiderstehlichen Charme verfallen, natürlich nur rein platonisch.
Seinem idiotischen besten Freund jedoch konnte ich nicht verzeihen, dass er von mir besessen war. Noch ein Jahr und ich war endlich frei von James Blödmann Potter. Ah, allein der Gedanke daran erweckte in mir das Verlangen zu singen.
Hestia kam morgen vorbei um vor dem Beginn des Siebten Schuljahres zwei wundervolle Wochen bei mir zu verbringen. Ich war so unglaublich aufgeregt. Ich hatte den ganzen Sommer darauf gewartet ihre bissigen Kommentare und lustigen Anekdoten wieder hören zu können. Wehmütig steckte ich den Brief zurück in den Umschlag und legte ihn ordentlich auf meinen Nachttisch. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Nur noch 32 Stunden und ich würde sie in Fleisch und Blut sehen!
Mit diesem positiven Gedanken machte ich mich daran den Rest der Wäsche zusammenzulegen. Ich war fast fertig als Petunia schon wieder in mein Zimmer stürmte. Abwesend dachte ich daran sie in eine Kröte zu verwandeln. Es juckte mich in den Finger nach meinem Zauberstab zu greifen, aber ich zwang mich dazu mich auf die Wäsche zu konzentrieren. Meine Socken wussten das wohl nicht so sehr zu schätzen. Ich werde immer ein wenig aggressiv wenn meine Schwester in der Nähe ist.
Sie gab keinen Ton von sich. Sie marschierte einfach in mein Zimmer, als gehörte es ihr. Ich hatte die traurige Vermutung das Petunia das tatsächlich glaubte. Vor meinem Fenster ging sie in die Hocke und zog die Vorhänge zur Seite.
Das reichte. Ich konnte meine Neugier nicht mehr im Zaum halten. „Was willst du denn jetzt schon wieder?"
„Psst", bedeutete sie mir still zu sein und wedelte dabei mit ihrer Hand in meine Richtung.
Es hatte nicht die gewünschte Wirkung. „Nein, das hier ist mein Zimmer. Ich habe das Recht zu erfahren was hier los ist."
„Ich schaue aus deinem Fenster.", antwortete Petunia pampig und nahm dabei ihren Blick keine Sekunde von dem was sie da beobachtete.
Ich unterdrückte den Drang mit den Augen zu rollen, da sowieso niemand da war um meinen Sinn für Humor zu schätzen und fragte: „Kannst du das nicht in deinem eigenen Zimmer machen?"
„Von deinem hat man aber eine bessere Sicht auf die Vorderseite des Hauses.", gab sie zurück.
„Wozu musst du den die Vorderseite des Hauses sehen?", fragte ich.
„Weil da ein süßer Typ ist.", erklärte sie mir, wobei sie ein schrilles Kichern von sich gab.
Ich konnte nichts dagegen tun; Ich rollte mit den Augen. „Ich würde Vernon nicht unbedingt als süß bezeichnen.", teilte ich ihr mit. „Als fähig einen Wal zu verschlucken, möglicherweise, aber süß, nein."
Petunia war so genervt, dass sie sich tatsächlich umdrehte um mich anzusehen. „Es ist nicht Vernon. Ich weiß nicht wer dieser Typ ist. Ich finde nur, dass er süß ist."
„Das hast du bereits erwähnt.", entgegnete ich ihr trocken. Desinteressiert widmete ich mich wieder dem Zusammenlegen meiner Socken.
„Nicht, dass irgendetwas mit Vernon nicht stimmen würde.", fuhr Petunia nachdenklich fort. „Er ist ein sehr spezieller Mensch und er ist total vernarrt in mich."
„Wer wäre das nicht?", murmelte ich leise.
„Es ist nur, dass dieser Typ da draußen einfach nur unglaublich sexy ist. Sieh dir nur diese Schultern an! Und wie sein Hintern aussieht, wenn er geht, Gott.", sie machte eine kleine Pause um sich auf dramatische Art und Wiese Luft zuzufächeln. „Ich wünschte nur ich könnte sein Gesicht sehen. Warum er wohl hier ist? Er läuft schon die ganze Zeit vor unserer Haustür hin und her. Vielleicht sollte ich ihn hineinbitten."
„Dein fester Freund wäre davon bestimmt begeistert. Ich freu mich schon auf das Gespräch. Tschuldige Kumpel, aber Petunia ist schon mit irgendeinem Adonis mit einem netten Hintern weg."
„Ich bin zwar mit Vernon zusammen und liebe ihn sehr, aber trotzdem hab ich noch Augen im Kopf. Es ist kein Verbrechen mal anderen Jungs hinterher zu sehen. Ich bin total normal."
„Na, du Glückliche.", Ich versuchte neutral zu klingen. Wenn ich nicht reagierte vielleicht würde sie dann die Lust verlieren und mich in Ruhe lassen.
„Nicht das du das verstehen würdest.", plapperte Petunia weiter. „Du gehst ja nie mit Jungs aus. Du weißt wahrscheinlich noch nicht einmal wie ein süßer Junge überhaupt aussieht."
Ich biss mir auf die Zunge und versuchte an etwas Beruhigendes zu denken, damit mein feuriges Temperament nicht mit mir durchging. Ich konzentrierte mich auf die Socken. Solange ich mich darauf fokussierte die Streifen exakt aufeinander zu legen, war alles okay.
„Nicht das überhaupt eine Rolle spielt. Ich bezweifle stark das irgendein Junge mit einem Freak wie dir ausgehen würde."
Wütend schmiss ich die Socken hin.
„Wirklich?", stachelte ich sie an. „Also glaubst du nicht, dass auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass mich dieser Typ dort unten dir vorziehen würde?"
Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete Petunia mich für einen Moment hochnäsig, bevor sie spöttisch sagte: „Ich bezweifle es."
Jetzt war ich wirklich wütend. Was sollte denn mit mir nicht stimmen? Ich stand von meinem Bett auf und schritt hinüber zum Fenster um einen Blick auf den Jungen zu erhaschen. Sie hatte Recht. Er sah zum anbeißen aus. Das schwarze Shirt spannte eng um seine Muskeln und die Jeans-Shorts saßen genau richtig auf seinen Hüften. Der Fensterjunge hatte auch ein schwarzes Nest von Haaren, durch das man einfach mit den Fingern fahren wollte. Ja, dieser Junge war süß. Allerdings war das noch lange kein Grund dafür, dass Petunia allein vom beobachten schon weiche Knie bekam und dann auch noch behauptete ich wäre nicht fähig sein Interesse zu wecken. Ich hatte genauso gute Chancen beim Fensterjungen wie sie.
Ich hatte auch schon feste Freunde gehabt. Es waren vielleicht nicht viele, aber ein paar Jungs in der Schule hatten Interesse gezeigt. Ich hatte geflirtet. Ich hatte mich schick gemacht und Lipgloss aufgetragen. Ich konnte genauso unerträglich Östrogen- gesteuert sein wie jede andere auch. Verdammt noch mal, ich hatte sogar meinen eigenen Stalker der das Wörtchen „Nein" einfach nicht verstand. Ich war Lily Evans und wenn ich wollte, konnte ich mir einen festen Freund angeln.
„Es gibt keinen Grund warum er nicht mit mir ausgehen wollen würde.", sagte ich zu ihr.
„Bitte.", lachte Petunia. „Als würde er mit einem Freak ausgehen wollen."
„Dann lass es uns doch herausfinden.", blaffte ich. Ich stürmte aus meinem Zimmer, den Flur entlang und rannte die Treppe hinunter.
„Lily!", rief Petunia, die versuchte mit mir mitzuhalten. „Was machst du? Hör auf!"
„Nein.", schrie ich sie an. „Wir fragen jetzt den Fensterjungen was er denkt."
„Nicht!", schrie Petunia.
„Was?", rief ich ihr hochmütig zu. „Hast du Angst?", höhnte ich und blieb vor der Tür stehen.
Petunia kam einige Sekunden später an und nahm ein paar tiefe Atemzüge um ihren Herzschlag zu beruhigen. Sie beäugte erst mich und schaute dann auf den Türknauf. „Vor dir?", spöttelte sie. „Niemals."
Dann öffnete sie die Tür.
Er benötigte ein paar Sekunden, um zu verstehen was los war. Er drehte sich schnell um und seine Hand flog sofort zu seinen Haaren.
„Hey.", flötete Petunia in einem Ton von dem ich annehme, dass er verführerisch sein sollte. Sie öffnete die Tür noch ein wenig, sodass sie mir die Sicht versperrte. Ich hatte sein Gesicht nicht sehen können.
„Oh, Hi.", antwortete er. Seine Stimme brach. Vielleicht stand er unter Schock, weil Petunia sich so weit vorbeugte, dass er ihre Eingeweide sehen konnte.
„Kann ich dir irgendwie behilflich sein?", fragte sie anzüglich.
Ich rollte mit den Augen. Ehrlich mal, wie kam ich nur zu einer Schwester wie Petunia.
„Oh, ja, ist, ähm, Lily da?", fragte er. Er klang nervös.
Ich war ein wenig überrascht, als ich meinen Namen hörte. Ich linste über die Tür um ihn zu sehen. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Ich kannte diese Haare.
Was machte James Potter denn hier? Er stand genau da vor meiner Tür. James Potter war bei mir zu Hause. Petunia und ich hatten gerade tatsächlich über seinen Hintern diskutiert. Wir wollten ihn fragen mit wem er lieber ausgehen würde. Das war James Potter und er war hier. Ich dachte ich müsse mich übergeben.
„Lily!", rief James aus als er mich erblickte. Auf seinem Gesicht erschien ein riesiges Grinsen. Er sah braungebrannter aus, als ich ihn zuletzt im Juni gesehen hatte. Und er war auch größer geworden. Ich versuchte die Sachen festzustellen, die es mir unmöglich gemacht hatten ihn vorhin zu erkennen. Es funktionierte nicht. In meinem Kopf wiederholte sich nur dieser eine Gedanke. James Potter war bei mir zu Hause.
Neben mir, kochte Petunia vor Wut. „Du willst mit ihr reden?", fragte sie beleidigt.
James sah meine Schwester an, als sei er soeben aus einer Trance erwacht. „Ja.", gab er schüchtern zurück. „Wenn das okay ist."
„Bist du dir sicher?", hakte sie weiter nach. „Sie ist nämlich gerade ziemlich beschäftigt."
„Na ja, ich denke dann komme ich wohl besser ein andermal wieder.", meinte er unsicher. Er war so zurückhaltend, das hätte ich nicht erwartet.
„Nun, du kannst ja mit mir reden." Sie zwinkerte ihm tatsächlich zu.
Ich musste mich ziemlich zusammenreißen um nicht auf meine Schuhe zu kotzen. Ich ballte meine Fäuste.
„Nein, danke. Ich wollte nur mit Lily reden."
Petunia verzweifelte. „Aber sie ist ein Freak!"
Und dann sagte ich es.
„Petunia, darf ich dir meinen festen Freund vorstellen, James Potter."
Die Worte waren aus meinem Mund raus bevor ich es verhindern konnte. Ich genoss den geschockten Gesichtsausdruck meiner Schwester. Ich Kiefer was ihr fast bis auf die Brust heruntergeklappt und sie sah mich an wie ein Fisch an Land. Ich grinste selbstgefällig wegen dem ungläubigen Ausdruck auf ihrem Gesicht.
Mir verging das Grinsen als ich Potters Gesichtsausdruck sah. Es war eine Mischung aus der größten Euphorie, die ich je gesehen hatte und der größten Verwirrung. Er sah so aus als hätte er gerade eine Millionen Galleonen bei einem Gewinnspiel gewonnen, an dem er sich nicht erinnerte teilgenommen zu haben. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Petunia zwischen uns hin und her schaute. Meine Augen weiteten sich als ich den Jungen der direkt vor mir stand ansah.
Potter öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen. Oh, nein. Potter würde die Wahrheit sagen. Er würde Petunia sagen, dass ich gelogen hatte. Er würde ihr sagen, dass er nicht mein fester Freund war. Das konnte ich nicht zulassen. Also tat ich das einzig Denkbare um ihn davon abzuhalten. Ich küsste ihn.
