Hallo alle miteinander!

Heute habe ich euch zum ersten Mal eine kleine Geschichte mitgebracht, die tatsächlich aus mehr als einem Kapitel besteht. Nun ja, freut euch nicht zu früh, denn besonders lang wird sie trotzdem nicht werden.

Mir gehören mal wieder nur die Idee und der gute Thomas, alles andere habe ich mir nur mal kurz von Frau Rowling ausgeliehen.

Ich danke meiner lieben Freundin und Beta, die sich die Mühe gemacht und alles noch einmal durchgearbeitet hat.

Gewidmet ist diese Geschichte NickTessFan. Für mein allererstes jemals erhaltenes Review! Noch einmal vielen Dank dafür und glaub mir, ich freue mich immer noch wie ein Kullerkeks ^^


Das erste Jahr

Thomas Farrell war nervös. Aber das konnte ihm wohl auch niemand verübeln. Er stand zusammen mit etwa 40 anderen Jungen und Mädchen in eine kleine Kammer gepfercht und wartete darauf an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei aufgenommen zu werden. Dummerweise schien niemand zu wissen, wie diese Aufnahmeprüfung aussehen sollte und die Spekulationen seiner künftigen Mitschüler waren alles andere als viel versprechend. Thomas selbst hatte noch viel weniger Ahnung, was ihn erwarten könnte, als seine Mitschüler. Denn er war noch nicht einmal in einer Zaubererfamilie aufgewachsen. Seine Eltern waren nichtmagisch, so genannte Muggel, und es fiel ihm noch immer unglaublich schwer, sich vorzustellen, dass er ein Zauberer sein sollte. Trotz dessen er sich schon an diesem unglaublich verzauberten Ort befand.

Und dann endlich öffnete sich die Tür und herein kam der miesepetrige Zauberer, der sie auch schon am Schlossportal in Empfang genommen hatte. Er war ganz in schwarz gekleidet und hatte eine bedrohliche Ausstrahlung. Und natürlich kam jeder der neuen Schüler seinen Aufforderungen sofort nach.

"Stellen Sie sich in einer Zweierreihe auf, Ihre Auswahlzeremonie wird in wenigen Augenblicken beginnen. Sie gehen vor bis zum Lehrertisch und stellen sich mit dem Rücken zu den Lehrern, sodass Sie Ihre Mitschüler ansehen. Los jetzt!", schnarrte er und sämtliche neue Schüler setzten sich sofort in Bewegung.

Als Thomas die Große Halle betrat, verschlug es ihm beinahe den Atem. Sie war brechend voll mit den älteren Schülern, die sie alle neugierig betrachteten. Doch am erstaunlichsten war die Decke. Es gab nämlich keine. Zumindest war es das, was Thomas im ersten Moment dachte. Doch in seiner Nähe lief ein Mädchen, das ebenfalls an die Decke starrte und sie murmelte etwas von "hab gehört sie sei verzaubert, damit sie so aussieht wie der Himmel draußen." Erstaunt sah Thomas erneut nach oben. Und er befand diesen Zauber für brillant.

Der Weg zum Lehrertisch war viel zu kurz gewesen. Schon standen sie davor und blickten in das Meer ihrer zukünftigen Mitschüler.

Der dunkle Zauberer, der sich ihnen vorhin als Professor Snape vorgestellt hatte, holte einen wackeligen Hocker, den er in der Mitte vor ihnen aufstellte, und einen schäbigen Hut. Den Hut legte er auf den Hocker und zog sich danach wieder ein Stück zurück.

Thomas hatte keine Ahnung was das jetzt werden sollte. Der Hut sah alles andere als besonders aus. Eher besonders schäbig, geflickt und verdreckt. An einer Ecke war er sogar angekokelt. Doch scheinbar hatten alle älteren Schüler ihre Blicke auf eben jenen Hut gerichtet und so sah auch Thomas dahin.

Plötzlich bewegte sich der Hut. Er erzitterte etwas und schien sich aufzurichten. Und dann begann er zu singen. Ja, er sang! Tatsächlich. Der schäbige, alte Hut sang ein Lied über die vier Häuser Hogwarts und ihre Eigenschaften. Völlig perplex starrte Thomas diesen Hut an - und er war bei weitem nicht der einzige.

Kaum hatte der Hut geendet, trat der unheimliche Professor Snape wieder vor, in der Hand eine Liste. "Ich werde jetzt nach und nach Ihre Namen aufrufen. Sie werden dann den Sprechenden Hut aufsetzen, der Sie Ihrem Haus zuteilen wird."

Und damit fing die Auswahlzeremonie auch schon an. In alphabetischer Reihenfolge wurden sie von dem griesgrämigen Professor vorgelesen. Thomas hatte das Gefühl, dass er extra leise las und so sämtliche Schüler dazu zwang auch tatsächlich zuzuhören und nicht zwischendurch ins Tuscheln zu verfallen.

"Farrell, Thomas"

Erschrocken war Thomas zusammengezuckt, als sein Name genannt wurde. Mit weichen Knien machte er sich auf den kurzen Weg zu dem wackeligen Hocker und setzte den schäbigen Sprechenden Hut auf.

Als er eine Stimme in seinem Ohr hörte, zuckte er erneut zusammen.

"Ah, ein kluger Verstand. Sehr neugierig. Aber dir fehlt der Tatendrang für Gryffindor. Nein, für Slytherin bist du zu ehrlich und weichherzig, da würdest du keine Freunde finden. Vielleicht Hufflepuff? Da würdest du dich sicher wohl fühlen. Oder doch lieber Ravenclaw... Dein Verstand ist brillant, du hast eine ausgezeichnete Auffassungsgabe und du bist sehr gut im Beobachten. Du siehst die Dinge wie sie sind, nicht nur wie sie scheinen. Nun ja, zumindest bin ich mir sicher, dass du das irgendwann tun wirst. Ich denke du solltest nach RAVENCLAW!"

Das letzte Wort hatte der Sprechende Hut laut in die Große Halle geschrieen und mit klopfendem Herzen und am ganzen Körper zitternd legte Thomas den Hut wieder zurück auf den wackeligen Hocker und ging zu seinem neuen Haustisch.

Der Rest der Auswahlzeremonie ging ein bisschen wie im Traum an ihm vorüber. Er war immer noch ein wenig erschüttert darüber, wie korrekt der Sprechende Hut in sein Innerstes geblickt hatte. Auch wenn Thomas manche Tatsachen nur ungern zugab, so musste er dem Hut nach eingehender Betrachtung jedoch Recht geben. Ihm fehlte der Tatendrang, hatte der Sprechende Hut gesagt. Das war wohl seine geschönte Beschreibung für Mut. Aber er hatte Recht. Thomas war nicht besonders mutig. Und ja, er war auch zu ehrlich und weichherzig - ein richtiges Weichei eben.

Ironischerweise war er sich bei den positiven Sachen nicht ganz so sicher. Er sollte wirklich einen brillanten Verstand besitzen? Und eine ausgezeichnete Auffassungs- und Beobachtungsgabe? Nun ja, das würde wohl nur die Zeit zeigen können.

Als auch endlich der letzte Schüler verteilt war, räumte Professor Snape den wackligen Hocker und den schäbigen Sprechenden Hut wieder an die Seite und setzte sich an seinen Platz zur Rechten der Schulleiterin. Zumindest vermutete Thomas ganz stark, dass das die Schulleiterin war, denn sie saß genau in der Mitte des langen Lehrertisches und das auch noch auf einem thronähnlichen Stuhl.

Kaum, dass der schwarze Zauberer saß, stand sie auch schon auf.

"Willkommen in Hogwarts! Ich freue mich, Euch alle wieder hier im Schloss begrüßen zu können und ich freue mich Euch Erstklässler hier Willkommen zu heißen. Mein Name ist Professor McGonagall und ich bin die Schulleiterin hier.

Doch in diesem Jahr gibt es nicht nur neue Schüler. Da wir im letzten Jahr Professor Flitwick in den Ruhestand verabschiedet haben, gibt es auch im Kollegium einige Änderungen. Liebe Ravenclaws, Professor Vektor wird Eure neue Hauslehrerin sein."

Dabei zeigte die Schulleiterin auf eine Hexe in den mittleren Jahren und an Thomas gesamtem Tisch brandete Beifall auf. Angesteckt von den Jubelrufen, klatschte auch Thomas fleißig mit.

Doch Professor McGonagall war noch nicht fertig mit ihren Ankündigungen.

"Da Professor Flitwick auch als mein Stellvertreter fungierte, musste auch diese Stelle neu besetzt werden. Ich vermute den meisten von Euch wird schon aufgefallen sein, dass Professor Snape jetzt der neue Stellvertretende Schulleiter von Hogwarts ist."

Dieses Mal war der Applaus eher verhalten. Am Slytherintisch wurde kräftig geklatscht, doch ansonsten hoben nur vereinzelt ein paar Schüler die Hände um der Höflichkeit halber etwas Applaus zu spenden. Da Professor Snape ihm noch nichts getan hatte, gehörte Thomas auch dieses Mal zu den Leuten, die klatschten.

Professor Snape schien wenig beeindruckt von dem kläglichen Beifall. Als Thomas zu ihm aufsah, glitt sein Blick zu der jungen Frau an seiner Seite. Sie schien ziemlich nervös zu sein und wirkte etwas unsicher. Gleichzeitig sah sie aber auch sehr glücklich aus. Seltsamerweise, dachte Thomas, sah sie genauso aus wie er sich fühlte. Auch er war überglücklich hier zu sein, doch gleichzeitig hatte er Angst vor dem, was ihn erwartete, war nervös und unsicher. Komisch, dass sich die Lehrer auch so fühlten.

Als es wieder ruhig war, sprach Professor McGonagall erneut.

"Und nicht zuletzt haben wir auch die Stelle des Zauberkunstprofessors wieder neu besetzen müssen. Begrüßt mit mir Professor Granger!" Und damit wies die Schulleiterin auf eben jene junge Hexe zu Professor Snapes Rechten.

Jetzt war Thomas nicht mehr so überrascht, dass sie so nervös und verunsichert wirkte. Im Grunde ging es ihr ja genauso wie ihm, nur eben aus einer anderen Perspektive.

Diesmal war der Applaus lauter als die beiden Male davor. Fast alle Schüler klatschten, johlten und pfiffen was das Zeug hielt. Offensichtlich war Professor Granger schon vor ihrer ersten Unterrichtsstunde sehr beliebt bei den Schülern - besonders bei den männlichen, und das ganz besonders in den höheren Jahrgängen.

Als sich der Jubel endlich gelegt hatte, begann das Festessen. Fasziniert von den plötzlich erscheinenden Speisen, probierte Thomas so gut es ging von allem etwas. Sein Blick schweifte dabei die ganze Zeit in der Großen Halle umher. Er unterhielt sich ein bisschen mit seinen Tischnachbarn, doch viel faszinierter war er von den schwebenden Kerzen, der Decke, dem Knistern der Magie in der Luft, dem Trubel seiner Mitschüler und dem Lehrertisch.

Immer wieder ging sein Blick zu seinen zukünftigen Lehrern. Genau wie die Schüler unterhielten sie sich untereinander. Die meisten schienen recht fröhlich und gut gelaunt zu sein. Nur einer starrte missmutig in der Gegend umher. Professor Snape warf immer wieder böse Blicke in die Richtung seiner Schüler. Thomas hatte nicht das Gefühl, dass er jemanden besonders ansah, er schien sie einfach generell nicht ausstehen zu können - was natürlich die besten Vorraussetzungen für einen Lehrer waren.

Professor Granger machte auch nicht gerade den besten Eindruck. Zumindest was ihre Stimmung anbelangte. Thomas vermutete, dass sie nicht unbedingt freiwillig neben Professor Snape saß.

Gerade als er zu den beiden sah, warf Snape ihr einen kurzen Blick zu und sprach sie an. Sie zuckte zusammen und antwortete leise etwas. Thomas hatte keine Ahnung was da gesprochen wurde, doch offensichtlich, schien es Professor Granger etwas aufzuheitern, denn sie lächelte einmal kurz und wirkte danach ein wenig entspannter.

So ganz konnte sich Thomas keinen Reim auf die Szene machen. Vielleicht saß Professor Granger doch nicht ganz so unfreiwillig neben dem Griesgram. Doch er entschied, dass es ihn eigentlich auch gar nichts anging und widmete sich wieder seinem Nachtisch. Er wurde langsam müde und wollte langsam sein Bett gezeigt bekommen.

Und alles andere würde die Zeit schon noch zeigen.