Disclaimer: Nichts an dieser Geschichte gehört mir. Alle Charaktere und Schauplätze die aus dem HP-Universum entnommen sind gehören J.K. Rowling oder Warner Bros. Ich will damit kein Geld machen. Diese Geschichte habe ich nur aus lauter Spaß an der Freude geschrieben und sie dient ausschließlich dazu (hoffentlich) zahlreichen Harry Potter-Fans das Warten auf das nächste Buch zu verkürzen. Und nun viel Spaß beim Lesen.
AN: Wer etwas bildhaftere Beschreibungen von Gewalt, Kraftausdrücke, Andeutungen sexueller Aktivitäten in HP-Geschichten oder einen richtig wütenden und fiesen Harry nicht mag, sollte diese Geschichte gar nicht erst lesen. Sie ist nicht umsonst R-Rated
Harry Potter und die Macht des Seraphim
Von Heiko2003
Kapitel 1 – Trauer, Wut, Entscheidungen und ein Schwert
Harrys letztes Schuljahr endete so beschissen, wie es nur sein konnte.
Sein Patenonkel Sirius war ermordet worden. Bellatrix Lestrange hatte ihn vor seinen Augen getötet und er musste hilflos zusehen. Zudem hatte er herausgefunden, dass er von seinem Mentor Albus Dumbledore nur benutzt wurde und obendrein gab es noch eine Prophezeiung, die besagte, dass er Voldemort töten musste oder er würde sterben. In einem Anfall rasender Wut hatte er das Büro des Schuldirektors dem Erdboden gleich gemacht und er hatte etwas festgestellt: Es tat gut, seine Gefühle herauszulassen. Zu lange hatte er alles in sich hereingefressen... sich alles gefallen gelassen. Das aber würde er in Zukunft ändern.
Nun war er wieder zurück bei seiner Tante, seinem Onkel und seinem fetten Cousin.
Die letzten Tage hatte er in Trauer verbracht. Seine Augen brannten noch immer von den unzähligen Tränen, die er vergossen hatte. Alles war durch Sirius Tod wieder hoch gekommen, alles was er die Jahre verdrängt hatte. Er trauerte um Sirius, Cedric und nicht zuletzt seine Eltern, die das Schicksal so früh von ihm genommen hatte.
Was sollte er tun? Das fragte er sich immer und immer wieder. So auch an seinem dritten Ferientag, als er in trübe Gedanken versunken auf seinem Bett lag.
Am liebsten wollte er aufgeben, einfach davonrennen. Die Last der Verantwortung drohte ihn zu überwältigen. Doch dann fiel sein Blick auf ein Foto. Ein Foto von sich und seinen beiden besten Freunden und er wusste, er musste es durchstehen. Wenn nicht für sich, dann für sie, dafür, dass sie ein Leben in Freiheit und Frieden leben konnten. Und für Sirius. Er hatte sich geopfert, damit er leben konnte. Sein Opfer würde nicht umsonst sein. Er wusste, dass er keine Wahl hatte und er sich so oder so irgendwann Voldemort gegenüberstellen musste.
Allerdings hatte er es satt, von den Erwachsenen benutzt zu werden, wie ein Bauer auf einem Schachbrett. Er war so wütend, wütend auf Dumbledore, weil er die Wahrheit vor ihm verschwiegen hatte, wütend auf Snape, weil er seine Okklumentik-Lektionen sabotiert hatte, wütend auf das Ministerium, das ihn als verrückt hingestellt hatte und wütend auf sich selbst, weil er daran Schuld war, dass Sirius tot war und seine besten Freunde verletzt worden waren. Seine Wut drohte, ihn zu übermannen und nur mühsam bekam er sich unter Kontrolle. Alles in ihm wehrte sich dagegen.
Oh ja, er würde gegen Voldemort kämpfen... auf seine Weise.
Er war der Junge der lebt... er hasste es. Er würde allen zeigen, dass er nicht der strahlende Held war, für den alle ihn hielten. Er würde ihnen in den Arsch treten.
Was konnte er tun? Zunächst würde er sich in Form bringen. Er war zwar durch sein Quidditch-Training in guter körperlicher Form, aber das reichte ihm nicht.
Er brauchte Kampftraining. Außerdem musste er Voldemort töten. Das würde nicht mit ein paar Betäubungszaubern gehen. Er brauchte was stärkeres. Der Todesfluch kam nicht in Frage. Dafür würde er in Askaban landen. Nein. Er hatte nicht vor, das Gesetz zu verletzen, aber er würde alle seine Möglichkeiten ausreizen bis zum Limit.
Sirius Tod hatte seine Güte ausgelöscht. Das letzte, was er als Familie bezeichnete war ihm genommen. All seine Tränen waren versiegt. Die Trauer über Sirius in den letzten Tagen hatte dafür gesorgt. Was blieb war... Rache und Wut.
Was noch? Er hatte in seinem zweiten Schuljahr mit einem Schwert gegen einen Basilisken gekämpft. Das wäre auch eine Möglichkeit, Voldie auszuschalten, wie er ihn inzwischen bei sich nannte. Er hatte keine Angst vor seinem Namen. Nein, Voldemort war sein Schicksal, das wusste er. Kein Grund, einen Namen zu fürchten.
Außerdem... Okklumentik. Er konnte es nicht zulassen, dass Voldie in seinem Geist rumpfuschte... oder irgendein anderer. Vielleicht konnte er sogar Leglimens erlernen? Er notierte sich das in seinen Gedanken.
„POTTER!" brüllte sein Onkel die Treppe rauf.
Shit! dachte Harry. Er raffte sich auf und ging hinunter.
„WAS?" brüllte er unterwegs zurück.
„Wage es nicht diesen Ton mir gegenüber anzuschlagen!" fauchte Vernon ihn an.
„Was willst du dagegen tun?" fragte Harry mit einer eisig kalten Stimme.
WHAM! Hatte Harry eine saftige Ohrfeige gefangen. Das würde eine schöne Schwellung geben.
Er starrte Onkel Vernon von kalter Wut erfüllt an. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und zitterten unter dem Drang zuzuschlagen. Sie ließen ihn eigentlich halbwegs in Ruhe, er musste zum ersten Mal keine Arbeiten für die Dursleys verrichten und tat was er wollte... in den letzten Tagen hatte er nur auf dem Bett gelegen und sich die Augen ausgeweint. Doch das hieß nicht, dass sie netter zu ihm waren, wie Vernon grade bewiesen hatte.
„Ich glaube, ich sollte meinen Freunden gleich mal eine Nachricht zukommen lassen." sagte Harry mit einer gefährlich leisen Stimme. In seinen Gedanken wusste er jedoch, dass er nichts dergleichen tun würde, er wollte keine Hilfe von den Erwachsenen.
Doch er genoss, wie Vernon jegliche Farbe im Gesicht verlor.
Harry war wütend, wie noch nie zuvor. Er wollte nichts lieber, als sich auf Vernon zu stürzen und ihn grün und blau zu prügeln. Doch seine Gedanken wurden von einer offiziell aussehenden Eule unterbrochen, die durch das offene Fenster hereinflog.
„Was zum Teufel..." fluchte Vernon, doch Harry nahm lässig den Brief von der Eule und sie verschwand aus dem Haus.
„Ah, vom Ministerium..." murmelte Harry und ließ sich von dem kochenden Vernon nicht aus der Ruhe bringen.
Er öffnete den Brief,
Sehr geehrter Mr. Potter,
aufgrund der bedauerlichen Rückkehr von ‚Du-weißt-schon.wem' sehen wir uns gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen. Damit jeder in der Lage ist, sich bestmöglich zu verteidigen, wird das Verbot der Ausübung der Magie für Viertklässler und höher aufgehoben. Sie haben damit die Möglichkeit, sich selbst zu Verteidigen. Beachten sie das Statut zur Vermeidung der Magie vor Muggeln.
Hochachtungsvoll,
M. Banks
Büro für magische Angelegenheiten
Harrys Augen leuchteten gefährlich auf.
„Was hast du nun schon wieder angestellt, du Freak? Bringt dich dein Ministerium endlich hinter Gitter?" fauchte Vernon.
Harry sah ihn an und lächelte böse, „Viel besser, Onkel Vernon. Ich habe nun offiziell die Erlaubnis zu zaubern."
Vernon wurde kreidebleich, dann puterrot.
„Untersteh dich, das in meinem Haus zu tun, du Freak!" schrie er.
Harry schüttelte den Kopf, „Ts! Ts! Onkel Vernon. Du glaubst doch nicht, ich hätte Angst vor so einem pathetischen Muggel, wie dir, oder? Ich habe mehrmals dem bösesten Zauberer unserer Zeit gegenübergestanden und habe überlebt. Was bist du dagegen?"
Vernon schritt auf ihn zu, er wusste, dass Harry seinen Zauberstab nicht bei sich hatte.
Harry wurde nun richtig wütend, er fühlte, wie sich die Luft um ihn herum auflud und es knisterte vor Magie. Seine Haare stellten sich auf und seine Augen leuchteten gefährlich.
Es geschah, wie in Zeitlupe... Vernon holte erneut aus, Harry spürte, wie sich die Magie in ihm sammelte... er hob seine rechte Hand und deutete auf Vernon. Er ließ die Magie aus seiner Hand hinaus.
Das Resultat war beeindruckend. Vernon flog wie von einer unsichtbaren Faust getroffen meterweit durch die Luft und krachte gegen die Kommode. Das war zwar keine wilde Magie, wie z.B. als er seine Tante aufgeblasen hatte, doch ganz kontrolliert war sie auch nicht. Er dachte daran, sich diese Magie zunutze zu machen. Er musste lernen, sie zu kontrollieren, damit er nicht immer auf den Zauberstab angewiesen sein würde.
„Betrachte das als letzte Warnung, Vernon. Das nächste mal bin ich nicht so gnädig. Gehe mir aus dem Weg, dann lass ich dich in Ruhe. Wenn nicht... wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein. So... und jetzt geh ich essen!" sagte Harry in einer so kalten Stimme, dass es Vernon einen Schauer über den Rücken jagte. Das war nicht mehr der kleine schwache und zerbrechliche Neffe. Wenn er es nicht besser wüsste... würde er sagen, im Augenblick stand er einem Killer gegenüber, der ihn eiskalt töten würde ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
Harry ging zum Kühlschrank und holte sich eine ordentliche Portion Essen aus dem Schrank. Er nahm es mit hoch auf sein Zimmer. Dort aß er in Ruhe. Er war sich sicher, das war das erste mal, dass er bei den Dursleys satt geworden war.
Er wunderte sich nur kurz, dass er nicht das geringste Mitgefühl hegte, für das was mit Vernon geschehen war. Er zuckte mit den Schultern... er hatte es nicht anders verdient. Harry begann langsam, sein Gewissen abzuschalten... schließlich musste er irgendwann jemanden umbringen... Voldemort... nein, vorher würde Pettigrew dafür bezahlen, dass er seine Eltern verraten hatte und Bellatrix Lestrange würde dafür büßen, dass sie Sirius auf dem Gewissen hatte. Er lachte laut auf. Er fühlte keinen Schmerz mehr, als er an Sirius dachte. Seine Tränen waren verbraucht. Er sann nur noch auf Rache. Und Rache wurde am besten kalt serviert. Doch dafür war er noch nicht bereit und das wusste er. Für seine Rache musste er lernen... er hatte ein neues Ziel.
Er nahm sich ein Pergament und eine Feder. Er schrieb an Flourish & Bott und fragte nach einem Buch, in dem die Gesetzte hinsichtlich dem Gebrauch dunkler Magie beschrieben waren, sowie nach Büchern über Okklumentik und Leglimens. Außerdem bestellte er gleich die Bücher für Verteidigung gegen die dunklen Künste für das sechste und siebte Schuljahr.
Er band den Brief an Hedwigs Bein und schickte sie in Richtung Winkelgasse.
Dann begann er mit Krafttraining. Er macht Liegestütze und Sit-Ups und verfluchte die unzulänglichen Möglichkeiten in seinem kleinen Zimmer. Dann rief er: „Zur Hölle, was mach ich hier eigentlich?"
Er ging hinunter und nutzte den Kellerraum mit Dudleys Trainingsgeräten. Nach dem Workout versuchte er das Stückchen Magie von vorhin zu wiederholen und nahm den Sandsack als Ziel. Doch er schaffte es nicht. Wahrscheinlich war er nicht wütend genug.
Grimmig ging er wieder nach oben. Auf dem Weg kam ihm ein Gedanke. Er hatte nicht sonderlich gut geschlafen, er hatte immer wieder Albträume von der Nacht im Ministerium, als Sirius gestorben war. Fuck!
Er ging an Vernons Bar und griff wahllos eine Flasche heraus. Hmm... Whiskey 12 Jahre alt. Warum nicht? dachte Harry. Dann ging er nach oben.
Er versuchte, seine Gedanken zu leeren. Er versank fast in eine Art Meditation. Doch der Gedanke an Sirius, Bellatrix und Pettigrew kehrte immer wieder. Verdammt.
Er nahm die Flasche und nahm einen Zug. Dann hustete er erst mal und dachte, ihm würde die Kehle weggebrannt. „Ach zu Hölle damit!" meinte er und nahm den nächsten Schluck.
Am nächsten Morgen erwachte er mit dem ersten Sonnenstrahl. Sein Kopf schmerzte, als würde darin eine Horde Trolle Schlagzeug spielen. Alles drehte sich.
Er stürzte in das Badezimmer und übergab sich. Dann trank er erst mal einen großen schluck Leitungswasser.
Aus dem Medikamentenschrank, der sich auch im Bad befand, stahl er sich eine Aspirin. Dann ging er runter und nahm sich was zum Frühstück. Jetzt ging es ihm besser.
Nach dem Frühstück kam seine Eule wieder, mit den bestellten Büchern. Er machte sich sofort an die Arbeit.
Gegen Mittag hatte er das Buch über das Gesetz und das Buch über Verteidigung für das sechste Schuljahr durch.
‚Wow,' dachte er, ‚Ich kann also doch lernen, wenn ich will!'
Hermine würde sich dieses Jahr wundern.
Dann aß er Mittag, ohne seine Verwandten. Anschließend nahm er sich die ‚Gelben Seiten'
Dort fand er schnell, was er suchte. Ein Dojo für Kendo und Iai-Do. Schwertkampf.
Es war knapp 2 km entfernt und so machte er sich umgehend auf den Weg. Er hatte bei seinem letzten Besuch bei Gringotts etwas Muggelgeld getauscht. Es würde sicher für seine Lektionen reichen. So betrat er sicher das Dojo.
Er wurde von einer freundlichen jungen Frau asiatischer Herkunft begrüßt.
„Wie kann ich ihnen helfen?" fragte sie mit einem starken Akzent.
„Mein Name ist Harry. Ich möchte den Schwertkampf lernen, aber ich habe nicht viel Zeit."
„Wir bieten einen Sommerkurs an, er dauert vier Wochen."
„Klar, hört sich gut an."
„Kommen sie mit, ich stelle ihnen den Sensei vor."
Er folgte ihr. ‚Wow, sie ist hübsch!' dachte er, als sie mit einem sehr sexy Gang vor ihm herlief. Sein Blick war auf ihren knackigen Hintern fixiert. Sie erinnerte ihn etwas an Cho. Doch dann wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
„Master Kang, das ist Harry. Er möchte dem Sommerkurs beitreten."
Harry gab ihm freundlich die Hand und deutete eine leichte Verbeugung an.
Kang musterte ihn von oben bis unten.
„Du machst einen sehr entschlossenen Eindruck. Warum willst du die Kunst des Schwertkampfes erlernen?"
„Zur Selbstverteidigung. Sagen wir mal so. Es ist ein finsterer Typ hinter mir her, der mir nach dem Leben trachtet. Ich möchte mich wehren können, falls es mal darauf ankommt."
„Hmm. Hier, nimm das Bambusschwert." Er hielt Harry ein Holzschwert hin und nahm selbst eines aus dem Ständer.
„Greif mich an!" sagte Meister Kang.
Harry hielt das Schwert zwar in Kampfstellung, griff aber nicht an. Er wusste nicht so recht, wie er ihn angreifen sollte, dann kam ihm eine Idee.
„Warum? Ich ... meine, ich will lernen, mich zu verteidigen."
Die Augen des Meisters leuchteten zufrieden auf.
„Gute Antwort. Dennoch, du wirst dich in Situationen wiederfinden, wo Angriff deine einzige Chance ist."
Damit griff ihn Meister Kang an. Harry parierte den Schlag und führte selbst einen geraden Schlag gegen Meister Kang aus.
Kang parierte und schlug Harry das Schwert aus der Hand. Dann hielt er das Holzschwert gegen Harrys Hals.
„Das war gut. Du hättest mich fast getroffen. Hast du schon mal mit einem Schwert gekämpft?"
„Ja, vor drei Jahren. Gegen einen Bas... äh eine riesige Schlange."
Kang sah ihn fragend an, doch dann nickte er nur.
„Gut. Fangen wir mit dem Training an."
„Was kostet das überhaupt?" vergewisserte sich Harry.
„Für dich... fünfzig Pfund für vier Wochen. Ich werde dich persönlich trainieren. Du hast dich als würdig erwiesen. Sonst kümmern sich meine Angestellten um die Schüler."
„Vielen Dank, Sensei." erwiderte Harry und reichte dem Mädchen das Geld.
Dann trainierte Harry mit Meister Kang bis zum späten Abend.
Erst gegen neun Uhr kehrte Harry zurück ins Haus. Dort aß er etwas und legte sich ins Bett. Wieder versuchte er seinen Geist zu lehren. Er schaffte es diesmal und verfiel in einen traumlosen Schlaf.
Nun ging er jeden früh zum Training, aß zu Mittag in einem Restaurant in der Nähe des Dojos und trainierte Nachmittag weiter. Abends las er in seinen Büchern. Er lernte viel über Okklumentik und Leglimens. Außerdem erledigte er alle seine Hausaufgaben. Er hatte zwar keine Lust darauf, aber er wollte sich nicht ohne Grund mit den Professoren anlegen... noch brauchte er sie zum Lernen. Er stellte fest, nun, da er sich endlich dem Lernen verschrieben hatte, machte ihm das keine Schwierigkeiten mehr. Nicht mal Zaubertränke.
In einem der Bücher, die er sich bestellt hatte, war ein Ritual beschrieben, das seine Aufnahmefähigkeit für Wissen enorm steigerte. Doch es wurde in dem Buch eindeutig darauf hingewiesen, dass man dafür einen Preis zahlen musste. Das Ritual war mit Schmerzen verbunden, Schmerzen, die einem Cruciatus-Fluch gleichkommen sollten. Als er das las, zuckte er mit den Schultern... nichts, was er nicht schon mal überstanden hätte, oder?
Er braute den notwendigen Trank, der zwar sehr komplex war, ihm aber überraschender Weise keine Schwierigkeiten machte. Musste wohl doch an Snape liegen, dass er Zaubertränke hasste. Er führte das Ritual durch und krümmte sich anschließend eine halbe Stunde vor Schmerzen auf dem Boden. Nach dem Training am nächsten Tag, wiederholte er das Ritual. Damit hatte er das Maximum erreicht, wie es im Buch beschrieben war.
Nun würde das Lernen sehr viel schneller gehen.
Nach drei Wochen kehrte zu seinem Leidwesen Dudley mit Tante Petunia von einem Besuch von Tante Marge wieder. Dudley versuchte sofort, ihn herumzuschubsen, doch als er einmal ohne die Gesellschaft von Vernon und Petunia war, machte ihm Harry schnell klar, dass das keine gute Idee war. Sein Kraft- und Kampftraining machte sich bezahlt und so lag Dudley schnell heulend am Boden. Das war früher nicht seine Art, doch nun bereitete Harry das Genugtuung. Er beschloss auch gleich etwas zu probieren. Theorie war schließlich eine Sache, Praxis die andere. Er zog seinen Zauberstab, richtete ihn auf Dudley und rief leise aber bestimmt: „Leglimens!"
Sofort sah er Bilder von Dudleys Erinnerung an sich vorbeiziehen. Eine Minute später löste er die Verbindung und schüttelte sich: „Widerlich!" sagte er und spuckte vor Dudley auf den Boden.
„Wenn du davon ein Wort sagst, du fetter Sack, werde ich Tante Petunia sagen, dass du ihre Unterschrift unter dem Schulverweis von letztem Monat gefälscht hast. Ist das klar?"
Dudley wurde blass und stammelte: „Wo... woher weißt du das?"
„Ist doch egal."
"Du kannst es nicht beweisen!"
„Muss ich auch nicht. Ich sage, sie soll einfach Mrs. Winter anrufen, deine Lehrerin. Die wird ihr das schon erzählen, Dud. Also ist das klar, was ich gerade gesagt habe?"
Dudley nickte nur.
„Gut!" sagte Harry kalt und schlug ihm noch mal voll auf die Nase, dass er wimmernd zu Boden ging. Dann wandte Harry sich ab und ging. Er fühlte sich gut, endlich mal Herr der Lage zu sein, auch wenn es nur im Haus seiner Verwandten war.
‚Soviel zu Leglimens!' dachte Harry zufrieden. Seit seinen intensiven Studien über Okklumentik und Leglimens hatte Harry keine Albträume mehr, jedenfalls keine, die von Voldemort stammen konnten. Blieben die von Sirius und dagegen half, zumindest manchmal sein neuer Freund Johnny Walker. Gott sein Dank hatte er einen simplen Zauber gefunden, der dafür sorgte, dass er am nächsten Morgen wieder einen klaren Kopf zum Lernen und für das Training hatte.
Er hatte einige Briefe von seinen Freunden und von Remus bekommen. In allen stand das gleiche: „Wie geht es dir? Willst du reden? Hast du Albträume? Wie behandeln dich deine Verwandten?" Blah Blah!
Er schrieb eine kurze Notiz: „Lasst mich in Ruhe! Harry", duplizierte sie dreimal und schickte sie an Ron, Hermine und Remus.
Er war nicht in der Stimmung für ihr Mitleid.
Am Ende der vierten Ferienwoche stand sein Training vor dem Ende.
Er stand mit Meister Kang auf der Matte, beide in voller Kampfausrüstung und scharfe Schwerter in der Hand.
„Harry, du hast dich als wahres Naturtalent erwiesen. Du hast in diesen vier Wochen mehr gelernt, als andere in Jahren. Nun stelle dich der letzten Prüfung. Tritt gegen deinen Meister an!" sagte Kang mit ruhiger Stimme. Die anderen Schüler saßen um die Matte herum, um diesen Kampf anzuschauen.
„Hajime!" rief Kang und kam mit einem schnellen Schwertstreich auf ihn zu. Harry parierte die Klinge mit einem extrem kurzen Seitenhieb und drang seinerseits auf Kang ein.
Der Kampf dauerte eine halbe Stunde, das war extrem lang für einen Schwertkampf.
‚Jetzt oder nie!' dachte Harry und sammelte seine Konzentration, wie er es für sein Okklumentik-Training gelernt hatte.
Kang verhielt sich abwartend, doch diesmal griff Harry an. Er täuschte einen hohen Schlag an, doch führte einen tiefen aus. Dann schlug er mit seinem Schwert von unten kurz aber heftig gegen Kang's Schwert und wirbelte es ihm aus der Hand.
Kang verneigte sich vor ihm und die Schüler klatschten begeistert.
„Du bist ein geborener Krieger, Harry."
„Wenn sie wüssten, wie recht sie damit haben." sagte Harry und dachte an die Prophezeiung.
Kang sah ihn nachdenklich an.
„Harry, komm mal mit. Ich möchte, dass du dir mal etwas ansiehst."
Harry folgte ihm in eine kleine Kammer. An einer Wand hingen zehn kunstvolle Katana und Wakizashi-Schwerter. Doch Kang öffnete einen Schrank und holte eine lange rechteckige Kiste heraus, die mit Runen verziert war. Das sah Harry verdammt nach Magie aus.
„Was ist das?" fragte er.
„Öffne sie!" sagte Meister Kang.
Er tat, wie ihm geheißen und in der Kiste befand sich auf blauen Samt gebettet ein Langschwert, dessen schwarze Scheide mit roten Runen verziert war.
„Nimm es heraus!" sagte Kang ermutigend.
Harry nahm das Schwert heraus.
„Niemand konnte bisher das Schwert aus der Scheide ziehen. In der Legende heißt es, es wäre ein Schwert, nicht von dieser Welt. Es hätte einst einem Seraphim gehört."
„Ein Seraphim?" fragte Harry. Er hatte schon in Geschichte der Magie davon gehört. Es waren die obersten der Engel. Sternengeborene und furchtbare Krieger. Sie waren von Natur aus weder gut, noch böse, sie kämpften für ihre Sache, wie sie es für richtig erachteten. Sie waren jedoch gerecht und sehr sehr mächtig. Durch ihre inhärente Gerechtigkeit, kämpften sie meist auf der Seite des Guten, allerdings fällten sie sehr harte Urteile. Selbst in der Welt der Magie waren sie nur Legende.
„So sagt die Legende. Es heißt, nur ein würdiger Nachfolger könne das Schwert aus der Scheide ziehen. Es ist schon seit über tausend Jahren in Familienbesitz. Der Seraphim, dem es gehörte, wurde im Kampf gegen einen Drachen tödlich verwundet. Es heißt weiter, vor seinem Tod hätte er seine Macht auf das Schwert übertragen."
„Wow!" sagte Harry.
Kang lächelte väterlich bei dieser Äußerung.
„Ich möchte, dass du versuchst, es herauszuziehen."
Harry fasste den Griff des Schwertes mit der rechen Hand und die Scheide mit der linken. Dann zog er das Schwert aus der Scheide... mühelos.
Die Scheide strahlte in gleißendem Licht, dann wanderte das Licht über den rechten Arm in Harry Körper. Er spürte, wie er von Macht durchflossen wurde.
„Wow!" sagte er wiederholt. Kang sah ihn mit geweiteten Augen an.
Dann betrachteten sie das Schwert. In die Klinge war auf jeder Seite ein Flügel eingearbeitet, wie von einem Engel.
„Ich hatte schon so ein Gefühl, bei dir, Harry. Es gehört nun dir. Du bist der rechtmäßige Träger des Schwertes. Es war mir eine Ehre, dich kennen zu lernen."
Harry verneigte sich vor Meister Kang.
„Es war mit eine Ehre, von ihnen zu lernen, Sensei. Vielen Dank für alles."
„Besuch mich mal wieder, Harry."
„Wenn ich kann, werde ich das tun. Sie haben mir auf meinem Weg sehr geholfen."
Damit ging Harry, das Schwert in seiner Hand.
Zuhause angekommen, wartete schon sein Onkel und Dudley auf ihn.
„Wo warst du Potter?" fauchte Vernon ihn an.
Kalter Zorn machte sich sofort in Harry breit.
„Was geht dich das an?" fragte Harry, das Schwert hatte er geschrumpft und in der Hosentasche.
„So sprichst du nicht mit mir, Bursche!"
„Was willst du? Ich war unterwegs."
„So ein Freak war hier. Wollte wissen, warum du dich nicht gemeldet hast. Hat einen Brief für dich da gelassen."
„Wo ist er?"
„Da auf dem Tisch."
Harry sah hinüber, auf dem Tisch lagen zwei Blätter Pergament... offen.
Harry drehte sich wieder zu Vernon, seine Augen glühten drohend.
„Du hast meine Post gelesen?" fragte Harry mit einer gefährlich leisen Stimme.
„Und?"
Harry ging drohend auf ihn zu, er kochte vor Wut.
Dudley stellte sich ihm in den Weg. Harry hatte den Zauberstab gezogen.
„Aus dem Weg, Fettwanst!" sagte Harry in einem Ton, der Dudley einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Dudley hob tapfer die Fäuste. Er holte aus und schlug zu, doch Harry wich ihm mit einem Sidestep aus, verpasste ihm einen Haken in die Magengrube, was Dudley dazu brachte, zusammenzuklappen. Dann rammte er ihm fast beiläufig sein rechtes Knie voll ins Gesicht. Dudley kippte nach hinten, wie ein Stein und blieb reglos liegen. Er atmete allerdings noch.
Vernon starrte Harry an, als wäre er der Teufel höchst persönlich.
Harry wandte sich angewidert ab und ging auf den Tisch zu. Er nahm die zwei Briefe. Einer waren seine ZAGs, der andere von Dumbledore. Er überflog ihn schnell.
Es lief daraus hinaus, dass sich Dumbledore Sorgen machte, weil Harry sich bei niemandem meldete. „Wie rührend." murmelte er. Er las weiter, am Ende stand, dass er diesen Sommer bis zum Ende August bei den Dursleys bleiben sollte.
„Niemals bleibe ich so lange hier." fluchte er.
Jetzt war es Mitte Juli, das wären noch anderthalb Monate. Das konnte Dumbledore vergessen. Außerdem war Dumbledore weder sein Vater noch sein Vormund. Es wurde Zeit, dass er sein Leben selbst in die Hand nahm.
„Raus aus meinem Haus!" schrie Vernon jetzt. Petunia war inzwischen zu Dudley gerannt und jammerte.
Harry drehte sich langsam um.
Vernon hatte eine Schrotflinte auf ihn gerichtet.
Harry wirbelte kurz seinen Zauberstab und murmelte einen Zauber.
Augenscheinlich geschah nichts.
„Ha! Wusste doch, dass du nichts drauf hast. Jetzt wirst du bezahlen." Schrie Vernon.
Harry lächelte kalt und schüttelte den Kopf.
„Vernon, altes Haus. Wenn ich du wäre, würde ich diese Schrotflinte nicht abfeuern, das könnte nach hinten losgehen."
Vernon lief knallrot an, der Lauf der Schrotflinte zitterte.
„Leg dich nie mit einem Zauberer an, Vernon." sagte Harry drohend.
„Jetzt reicht es. Es gibt keine Zauberei." und damit drückte er ab. Es gab einen lauten Knall, einen gleißenden Lichtblitz und alles war voller Qualm.
Als sich der Qualm etwas verzogen hatte, sah man, dass Vernon blutüberströmt am Boden lag. Petunia schrie.
„Ich habe ihn gewarnt. Er hätte nachschauen sollen, ob etwas den Lauf blockiert. Naja, man sollte nicht mit Waffen spielen, wenn man keine Ahnung hat."
„Vernon." jammerte Petunia.
Etwas Mitleid war doch in Harry zurückgeblieben und so ging er zu Vernon hinüber und sprach einen Analyse-Zauber, den er erst diesen Sommer gelernt hat.
„Keine Sorge, Tante. Er lebt noch. Seine Verletzungen sind nur oberflächlich. Wenn du die Ambulanz holst, kommt er durch. Dudley ist übrigens nur KO."
„Harry... warum hast du das getan?"
„ICH?" schrie Harry, „ER hat auf MICH geschossen!"
Petunia zuckte vor Harry zurück.
Dann sagte Harry mit eiskalter Stimme, „Interessiert sicherlich die Polizei, dass ein Mann ohne Grund auf seinen Neffen schießt."
Petunia wurde blass, „Aber du..."
„Aber ich was? Was habe ich getan? Ich war nur unterwegs, nichts weiter. ER hat MEINE POST GEÖFFNET. ER hat MICH angegriffen, genau wie DUDLEY. Ich habe mich nur verteidigt."
Petunia brach in Tränen aus, „Bitte.... bitte .... Harry" schluchzte sie.
„Ich wollte sowieso gehen."
„Aber Dumbledore hat gesagt..."
„ES INTERESSIERT MICH EINEN SCHEISS WAS DUMBLEDORE SAGT!" schrie Harry.
Damit ging er nach oben, warf seine Sachen in seinen Koffer, schrumpfte ihn und steckte ihn ein. Er desillusionierte sich und flog mit seinem Feuerblitz davon in die Nacht. Hedwig hatte er aus dem Käfig gelassen, sie würde ihn finden.
Wohin? Fragte er sich. Er flog erst mal in Richtung London-Zentrum.
Dort würde er irgendwo die Nacht verbringen, und dann am nächsten Tag ein Taxi zum tropfenden Kessel nehmen.
Ein wandernder Lichtkegel erregte seine Aufmerksamkeit.
Ein Club, dachte er. Es wurde höchste Zeit, dass er mal einen drauf machte. Er landete in einer Gasse in der Nähe. Er transfigurierte seine Klamotten, damit sie besser aussahen.
Seine Haare hatte er wachsen lassen, sie hingen ihm fast bis auf die Schultern. Er trug schwarze Jeans, ein grünes eng anliegendes T-Shirt und einen langen Ledermantel. Er schrumpfte auch seinen Besen und steckte ihn zu den anderen Sachen in seine Tasche. War schon genial, ein Zauberer zu sein. Er hatte noch mehr als genug Muggel-Geld.
So machte er sich auf den Weg zum Club.
Ein großes Neon-Schild war über dem Eingang zu erkennen: „Blue Star" Laute Musik dröhnte aus dem Gebäude. Er ging zum Eingang. Zwei Türsteher versperrten ihm den Eingang. „Wie alt bist du?"
„Achtzehn." sagte Harry cool.
„Deinen Ausweis!" sagte der andere der beiden und hielt seine Hand hin.
‚Shit!' dachte Harry, dann kam ihm eine Idee. Er zog eine Zehn-Pfund-Note aus seiner Hosentasche und drückte sie dem Türsteher in die Hand.
Dieser grinste ihn an, „Alles klar, Mann. Viel Spaß!" und öffnete ihm die Tür.
