Für die Ewigkeit


Disclaimer: Alle bekannten Personen und Orte gehören J.R.R. Tolkien. Mir gehört nur die Idee zu dieser Story, mit der ich auch kein Geld verdiene!

Rating: T

Summary: Elrond ist soeben von den grauen Anfuhrten zurückgekehrt, nachdem er dort Celebrian verabschiedet hat und sucht nach Beistand in dieser schweren Stunde!


Das letzte goldene Licht des Tages fällt in die Bibliothek. Es war ein schöner Herbsttag heute. Milde, voll Sonnenschein und Fröhlichkeit. Und doch liegt eine greifbare Traurigkeit auf ihm, die das ganze Tal heimsucht. Sie ist zu spüren, in jedem Winkel. Viele kennen den Grund und doch wusste bisher niemand ihr Abhilfe zu schaffen. Eigentlich war der Tag viel zu schön als dass dies hätte geschehen können.

Und nun kommst du hier her. Ich habe mehr geahnt als gewusst, dass du kommen würdest. Deine Schritte tragen dich oft von allein hierher, ohne dass du es dir selbst bewusst bist. Hierher, an diesen Ort der immer so ruhig und voller Stille ist und um diese Tageszeit auch meist einsam. Erestor und alle anderen haben ihn nun verlassen und erfreuen sich des Abends an anderen Plätzen. Ich bin selten hier, viel seltener als du. Bücher sind nicht so mein Fall. Vielleicht habe ich deshalb nie bemerkt, wie schön dieser Ort sein kann. Erst jetzt, im letzten Licht des sterbenden Tages fällt mir auf, wie wunderbar der Ausblick von dieser Balustrade über das ganze Tal ist. Wie heimelig all dies hier wirkt, die hohen Regale mit den vielen Büchern, die die Macht des Wissens ausstrahlen, die Blätter auf der Balustrade, die im Winde einen kleinen Tanz vollführen, die schön verzierten Säulen, deren Anblick ein kleiner Ausdruck von Ewigkeit ist. Nichts verändert sich hier je, alles bleibt in einer angenehm beruhigenden Gleichmäßigkeit.

Deshalb kommst du so oft hierher und deswegen bist du auch jetzt hier, nicht wahr mein alter Freund? Du bist nun hier, weil du etwas von dieser beruhigenden Ewigkeit brauchst. Du suchst nach ihr, weil du ihren Trost brauchst. Du möchtest dich gern beruhigen, etwas haben woran du dich festhalten kannst. Etwas was immer da war, das immer da sein wird, das sich nicht und niemals verändern wird. Etwas das noch so ist wie damals und das immer so bleiben wird bis ans Ende aller Zeiten, auch wenn für dich nie wieder alles so sein wird.

Du hast soviel verloren, heute, an diesem einen einzigen Tag. Das ganze Tal hat etwas verloren, doch für niemanden wird der Verlust so schwer wiegen, wie für dich. Mit deiner angetrauten Frau segelt nun soviel über das Meer: eine der liebenswürdigsten Elbenfrauen Mittelerdes, eine der schönsten, der anmutigsten, der freundlichsten. Selbst ich empfinde es so, als sei nun schon ein Hauch von Winterkälte in dieses Tal eingezogen, obwohl der Herbst gerade erst angebrochen ist. Mit ihr vergeht ein Stück der Heimeligkeit, die dein Haus ausmachte, und sie hinterlässt eine Lücke, die schwer zu schließen sein wird. Schwer zu schließen für Reisende, Wanderer, die anderen unseres Volkes, die hier mit uns leben. Ich weiß genau, für dich wird diese Lücke nie mehr zu schließen sein, bis du sie eines Tages wieder in die Arme schließen kannst, in Valinor.

Ich bewundere dich wieder einmal grenzenlos. Nach außen wirktest du bisher so ruhig und gefasst. Seit du von den Grauen Anfuhrten zurückkehrtest war dir kaum anzusehen, welch Sturm der Gefühle in dir tobt. Aber nun... ich sehe dich an und du scheinst so verändert. Noch immer ruhig nach außen, du strahlst eine beeindruckende Stärke aus, aber gleichzeitig ängstigt mich etwas. Der Ausdruck deiner Augen... du wirkst, als sei etwas in dir zerbrochen. Etwas was niemand mehr zu heilen vermag.

Du wirst es sicher nicht zugeben, denn du bist es so gewohnt, dass du derjenige bist, der stark ist. Der immer stark war und deshalb auch immer stark zu sein hat, auch wenn deine Seele blutet und schreit vor Schmerz. Du hast dir niemals zugestanden auch Schmerz zu zeigen. Und damit niemand dich sieht in deinem Schmerz und deiner Trauer bist du nun hierher gekommen, um allein und weit fort zu sein von allen anderen. Um ihr heiles Bild von dir und Bruchtal aufrecht zu erhalten. Auch wenn das gleiche Bild für dich nun nur noch ein Scherbenhaufen ist, weil Celebrian diese Gestade verlassen hat. Doch alle anderen sollen nicht sehen wie viel sich verändert hat.

Ich bin nicht sicher, ob irgendjemand außer mir weiß, ahnte, mitbekam, was du für deine Gemahlin empfandest. Wie viel sie dir wirklich bedeutete und wie schlimm für dich jener Tag war, als sie vom Rothornpass zurückgebracht wurde. Es war ein Wunder, dass sie überlebte. Ein Wunder, das nur eure Liebe möglich machte. Du hast sie bereits an diesem Tag verloren und vielleicht ahntest du es auch. Nein, gewiss wusstest du es sogar. Ganz tief im Inneren deines Herzens wusstest du, dass das Leben wie du es bisher gelebt hast nun zuende ist. Es war ein Abschied auf Raten und doch wurde er dadurch nicht leichter.

Leise sind deine Schritte auf dem blanken Steinboden, als du nun diese Räume betrittst. Du scheinst mich nicht einmal zu bemerken. Und niemand scheint dir zu folgen. Ich konnte ein Stück des Weges überblicken von hier oben, als du herkamst. Ja, bei allen Valar, bin ich denn der einzige, der deinen Kummer sieht, spürt und der dir helfen will?

Nun, ich urteile jetzt vielleicht zu hart über unser Volk, doch scheint es mir, als würden alle anderen betreten wegschauen, wenn sie dich nun sehen. Wenn ich es so betrachte, kann ich verstehen, dass du nicht einmal versuchst deinen Schmerz mit jemandem zu teilen. Wie könnte man so etwas tun, wenn man dabei das Gefühl haben muss einem anderen zur Last zu fallen. Die einzigen, bei denen das nicht so wäre, können dir nur sicher keinen Trost geben: deine Kinder. Auch wenn sie schon so alt sind, so bist du nun doch wieder ganz der Ada für sie, der ihnen helfen soll. Sie kann ich verstehen.

Du gabst mir so unermesslich viel. Viel mehr als ein Heim und eine Aufgabe. Ich möchte dir nun auch etwas geben, am Liebsten sogar Rat. Doch nun, wo du hier bist, da fällt mir überhaupt nichts ein, was ich dir sagen oder raten könnte. Ich könnte mich nun verfluchen dafür. Dein zeitlos schönes Gesicht, umrahmt von deinen filigranen Zöpfen, sieht heute so anders aus. Deine Lippen ein schmaler Strich, deine Augen brennend von ungeweinten Tränen. Ich wünschte, ich wäre du, der du immer weißt was zu tun ist, der immer Rat weiß. Doch ich bin nicht wie du, ich bin nur Glorfindel. Ich fühle mich jetzt so fehlbar.

Nun blickst du kurz auf, ganz schüchtern ja zitternd gar legt sich deine Hand auf meinen Arm und ich verstehe. Erleichtert verstehe ich, dass du jetzt keinen Rat brauchst, nur Trost und Halt. Und dies will ich dir nun gern geben. Ich werde dich halten, dich auch weinen lassen in meinen Armen, und dich nicht verlassen. Niemals werde ich das, ich werde dir helfen mit deinem Verlust zu leben, solange uns das Schicksal an Arda bindet. Auch für alle Zeitalter, wenn es so sein soll. Und langsam schließe ich meine Arme sanft um deinen zierlichen Körper, um dich festzuhalten für alle Ewigkeiten.


Ich hoffe, es hat euch gefallen! Wenn Ihr eine Fortsetzung möchtet, dann lasst es mich wissen! Ich freue mich jedenfalls sehr über Feedback!

An dieser Stelle nochmals ein dickes Danke für all die vielen Reviews zu meinen anderen Stories (insbesondere zu 'Tage unserer Liebe')! Danke für eure Treue!