Sisilias Geheimnis
Die Ankunft
Es war an einem sehr sonnigen Spätsommernachmittag, als eine hübsche Frau auf dem Bahnhof in Hogsmeade, einem kleinen verträumten Zauberernest, übrigens der einzige Ort in England, in dem ausschließlich Zauberer leben, ausstieg. Sie war gerade mal 29 Jahre alt und hatte sehr lange rotblonde Haare, die ihr ebenmäßiges Gesicht mit den strahlenden grünen Augen einrahmten. Sie trug einen türkisfarbenen Umhang, der ihre schönen Haare noch mehr zur Geltung brachte. Mit aller Kraft hievte sie einen großen schwarzen Koffer auf den Bahnsteig und stieg noch mal ein, um mit einem weiteren kleineren Koffer wieder herauszukommen. Da stand sie nun auf dem Bahnsteig, rechts und links neben sich einen Koffer und schaute sich um. Sie blinzelte in die langsam immer schwächer werdende Sonne. Es war sehr lange her, als sie das letzte mal hier war. Genau gesagt, war es schon beinahe 17 Jahre. Sie atmete tief ein, sog die frische klare Luft tief in ihre Lungen. Dabei schloss sie die Augen und genoss den Augenblick. Erinnerungen stiegen in ihr hoch. Erinnerungen an glückliche, aber auch weniger glückliche Zeiten, die sie hier erlebt hatte.
Als sie die Augen nach einigen Sekunden wieder öffnete, sah sie einen Berg von einem Mann auf sich zukommen. Seinen Kopf bedeckte eine wilde, schwarze Haarmähne, sein Gesicht ein dichter, struppiger Bart. Unter seinen buschigen Augenbrauen sah man käferartige, braune aber freundliche Augen. Es war Hagrid. Er war ein Halbriese. Sisilia kannte ihn noch von früher, als sie selbst noch auf die Schule für Zauberei und Hexerei nach Hogwarts ging. Er war der Hüter der Schlüssel und Ländereien. „Guten Tag, Mam, Sie müssen Professor Sisilia sein?" „Ja das bin ich, guten Tag, Hagrid", sie reichte ihm die Hand. Er erkannte sie nicht mehr nach den langen Jahren, obwohl sie früher sehr viel Zeit bei ihm in seiner Hütte verbracht hatte, aber da war sie auch erst 12 gewesen. Das war auch gut so, vorerst. Im Augenblick durfte niemand erfahren, wer sie wirklich war. Das wäre zu gefährlich gewesen und Dumbledore wollte es so. „Sie kennen mich?"fragte Hagrid und sah sie ganz verduzt an. „Nicht direkt. Professor Dumbledore hat mir geschrieben, dass Sie mich am Bahnhof abholen werden", antwortete sie schnell. Er hatte sich kaum verändert in den letzten Jahren, ob er mehr Falten hatte, konnte man unter seinem mächtigen Bart nicht wirklich sehen, aber die freundlichen braunen Augen waren die selben. Oh, wie hatte sie dies hier alles vermisst. Doch endlich durfte sie hierher zurückkehren. „Kommen Sie, Miss, ich helfe Ihnen mit Ihren Koffern." „Danke Hagrid, das ist sehr lieb von Ihnen, alleine würde ich es sicher nicht schaffen." Hagrid hievte den schweren Koffer auf seine rechte Schulter, als ob es nur eine kleine Tasche wäre. Und den anderen nahm er in die linke Hand. Sie gingen durch die Bahnhofshalle auf die Straße, wo sie sich nach rechts wandten und Hogsmeade hinter sich ließen. Sie machten sich auf den Weg ins Schloss. Sisilia war nach Hogwarts gekommen, um die Stelle der Lehrerin für die Verteidigung gegen die dunklen Künste anzunehmen. Im letzten Moment hatte sie erst den Brief vom Schulleiter, Professor Dumbledore, erhalten, in dem er sie bat, diese Stelle zu übernehmen. Er hatte ihr auch geschrieben, sie solle erst ein paar Tage nach Schulanfang anreisen, aus Sicherheitsgründen. Dumbledore war froh, jemanden gefunden zu haben, der dieses Fach nach seinen Vorstellungen unterrichten konnte und ergriff die Möglichkeit, Sisilia an seine Schule zu holen. Für sie wiederum ging der langjährige Wunsch in Erfüllung, endlich wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Als sie das Schloss erblickte, blieb sie einen Augenblick stehen und betrachtete es. Es war herrlich wie eh und jeh. Die vielen Zinnen und Türme reckten sich gen Himmel. An der Seite von Hagrid stieg sie nun den ansteigenden Weg zum Schloss hoch. „Professor Dumbledore hat mir erzählt, Sie kommen aus Deutschland?"fing er ein Gespräch an. Sisilia schaute Hagrid an. „Ja, das stimmt fast. Ich war jetzt beinahe 17 Jahre in Deutschland, bin aber in England geboren. Ich fürchte nur, ich habe mir wohl inzwischen einen Akzent zugelegt. Keiner wird mir mehr glauben, dass ich in England geboren bin." „Ich finde es gar nicht so schlimm, nein, eigentlich passt er zu Ihnen", lachte der stämmige Bursche. Nach weiteren 10 Minuten Fußmarsch kamen sie vor den Toren von Hogwarts an. Am Portal wurden sie schon von Professor Dumbledore, dem Schulleiter von Hogwarts, erwartet. Er war ein großer, dünner, sehr alter Mann, der auf seiner krummen Nase eine halbmondförmige Brille sitzen hatte. Sein silbernes Haar und sein silberner Bart waren beide so lang, dass sie bis zum Gürtel seiner langen Robe reichten. Er trug, wie fast immer, einen purpurnen Umhang. Als er Sisilia erblickte, stieg er die Treppe herunter und ging ihr entgegen. Er begrüßte sie herzlich. „Sisilia, endlich. Schön, dass du da bist. Wie war die Reise?" fragte Dumbledore und bot der jungen Dame seinen Arm an, um sie in das Schloss zu führen. Doch er hielt noch mal inne und drehte sich zu Hagrid um. „Ah, Hagrid, vielen Dank. Stellen Sie die Koffer einfach in die Halle, die Hauselfen werden sich darum kümmern!" „Jawohl, Professor Dumbledore, Sir." „Vielen Dank, Hagrid!" und Sisilia reichte ihm zum Dank die Hand. Hagrid tat. wie es ihm aufgetragen wurde und verschwand dann in Richtung seiner Hütte. Professor Dumbledore stieg mit Sisilia die Treppen hoch in seinen Turm, wo er sich mit ihr noch unterhalten wollte.
Unterwegs nach oben, im 2 Stock, kam ihnen Professor McGonagall unerwartet entgegen. Eine schon ältere, sehr streng wirkende Dame mit nach hinten gebundenen Haaren und einer eckigen Brille. Sie trug ein dunkles Kleid mit einem smaragdgrünen Samtumhang und einem schwarzen Spitzhut mit langen Federn daran. „Oh, Minerva, darf ich Ihnen Professor Sisilia vorstellen?" hielt sie Dumbledore auf. „Sisilia, Minerva McGonagall, unsere Lehrerin für Verwandlungen", machte er die beiden bekannt. „Guten Tag, Professor Sisilia, willkommen auf Hogwarts. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise?"Professor McGonagall reichte ihr die Hand. „Danke, ja. Es ist herrlich, England nach so langer Zeit wiederzusehen und ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen, Professor McGonagall." Antwortete Sisilia, obwohl sie Professor McGonagall eigentlich schon kannte aus der Zeit, als sie 2 Jahre hier zur Schule ging. Sie hatte sie schon damals sehr geschätzt und bewundert. „Entschuldigen sie mich jetzt bitte, ich muss wieder zum Unterricht, ich musste nur Neville Longbottom in die Krankenstation bringen. Ich fürchte er hat sich etwas verzaubert, allerdings nicht schlimm. Er wird morgen wohl wieder fit sein.", erklärte ihnen McGonagall. Sie nickte beiden noch zu und verschwand dann um die Ecke. „Lass uns nach oben gehen,"sagte Dumbledore.
Als sie oben im Büro angekommen waren und die Türe ins Schloss fiel, fiel Sisilia Dumbledore um den Hals. „Onkel, ich bin ja so froh, dich endlich wieder zusehen!" Dumbledore drückte seine Nichte kurz fest an sich. „Sisilia, mein Kind, ich freue mich auch sehr, dass du jetzt hier bist. Lass dich anschauen." Er hielt ihre Hände und schob sie etwas von sich weg, um sie besser sehen zu können. Dann ließ er ihre Hände los und forderte sie auf: „Dreh dich mal!"Sie machte eine Umdrehung und blieb wieder stehen. „Gut siehst du aus, ich habe dich schon lange nicht mehr in Zaubererkleidern gesehen, nur immer in diesen .... ach ja, Jeanshosen", sagte Dumbledore und lachte sanft. „Ich bin ja so glücklich, wieder hier zu sein. Ich habe immer davon geträumt, Hogwarts endlich wieder zu sehen." „Ja, mein Kind, das glaube ich dir, aber du weißt, mir war es bisher zu gefährlich, und ich hatte Angst, dich hierher zu holen. Solange Voldemort noch irgendwo da draußen ist, darf auch keiner davon erfahren, dass ich noch mehr lebende Verwandte habe. Er würde sofort versuchen, dieses Wissen gegen mich auszuspielen. Dies war auch einer der Gründe, warum ich wollte, dass du erst später anreist. So fand ich es unauffälliger. Ich hoffe, du denkst daran, dass es niemand, aber auch wirklich niemand erfahren darf." „Ich werde mich daran halten, Onkel, ich verspreche es. Großes Ehrenwort. Ich bin doch so froh, hier unterrichten zu dürfen." Sisilia griff in ihre Tasche und holte ein kleines Päckchen hervor, das sie in dunkelrotes Geschenkpapier eingewickelt hatte. „Ich habe dir etwas mitgebracht, hier."Und sie reichte es ihm mit einem Augenzwinkern. Er nahm es und öffnete es. Als er sah, was sie ihm mitgebracht hatte, lächelte er. „Zitronenbrausebonbons! Eine ganze Schachtel voll.", freute er sich. „Du hast daran gedacht. Wie immer. Ich danke dir, Sisilia." Er öffnete es gleich und nahm sich eines heraus. Dann bot er Sisilia auch eines an, aber sie lehnte dankend ab. Sisilia lächelte, denn sie wusste, wie gerne er die aß. Sisilia war mit elf auf die Hogwartsschule für Zauberei gekommen. Zwei Jahre war sie dann hier gewesen, das war die Zeit, als Lord Voldemort an der Macht war. Aber nachdem dieser Sisilias Eltern getötet hatte, versteckte Dumbeldore seine Nichte (eigentlich seine Großnichte, da sie das Enkelkind seines Bruders war) bei den Verwandten von Sisilias Mutter Cassandra in Deutschland. Bei Onkel und Tante, die beide Muggel waren, verbrachte sie die letzten 17 Jahre. In den Sommerferien besuchte er sie manchmal, doch leider nicht so oft, wie sie es sich gewünscht hätte und seit Voldemort nun ein zweites Mal wieder zurückgekehrt war, überhaupt nicht mehr. Ihren Bekannten und Nachbarn erzählten sie, ihre Eltern seien bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Sisilia besuchte die deutsche Zaubererschule Salem, die nach außen hin aussah wie ein normales Internat. Dort machte Sie auch ihren Abschluss. Danach lebte sie ein paar Jahre getarnt unter Muggeln. Sie arbeitete in der Zeit in der Apotheke ihres Onkels mit, da sie in Deutschland keine Anstellung als Lehrerin in der Zaubererschule bekam. Sisilia hätte gerne unterrichtet, und da sie nur Bestnoten in Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte, wäre es ihr Wunsch gewesen, dieses Fach zu unterrichten, nur leider gab es keinen Bedarf an Lehrern. Es gab aber noch etwas. Sisilia hatte es von ihrer Mutter geerbt. Die Fähigkeit des Sehens. Ihre Mutter war eine sehr begabte Seherin gewesen. Doch Sisilia machte sich nichts aus dieser Gabe, im Gegenteil, für sie war diese bisher nur immer eine Last. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie gerne darauf verzichtet. Sie hatte nicht viel Interesse daran und wendete sie selten bewusst an. Sie hatte eher noch andere Zukunftspläne, aber dazu fehlte ihr der Abschluss in Zaubertränke. Leider wurde es damals an ihrer Schule in Deutschland nicht unterrichtet, da sich kein geeigneter Lehrer für das Fach gefunden hatte. Sie selbst hatte dieses Fach nur die ersten beiden Schuljahre, in denen sie in Hogwarts war. In Salem hatte es nur eine kleine Gruppe von Schülern gegeben, die versucht hatten, sich alles über Zaubertränke selber beizubringen. Praktische Übungen konnten sie nur sehr selten durchführen, da sie den Unterrichtsraum für Zaubertränke ohne Lehrkraft nicht nutzen durften und keiner der anderen Lehrer hatte große Lust, sich damit zu beschäftigen. Auch kamen sie nicht an die entsprechenden Zutaten heran. So hatte sie fast ihr ganzes Wissen darüber nur aus Büchern. Aber dies war enorm. Sie hatte alles gelesen, was ihr über das Thema Zaubertränke zwischen die Finger kam. Sie hoffte aber, hier in Hogwarts noch was zu lernen, vor allem im praktischen Teil, um dann doch noch ihren Abschluss in Zaubertränke machen zu können. Deshalb hatte sie an das Ministerium geschrieben mit der Bitte, die Prüfung nachmachen zu dürfen. „Onkel, hast du schon was vom Ministerium gehört?" fragte Sisilia neugierig. Dumbledore setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er hatte die Hände zusammengefaltet und legte die Fingerspitzen an sein Kinn. „Bis jetzt noch nicht, mein Kind. Bist du dir sicher, dass du das wirklich möchtest? Es dürfte nicht leicht sein, den Stoff in so kurzer Zeit nachzuholen. Und deinen Unterricht hast du ja auch noch. Meinst du nicht, dass du dir damit zuviel vornimmst?"Er sah sie über den Rand seiner Brille fragend an. Sie blickte in seine strahlend blauen Augen und hatte wie immer den Eindruck, er könne tief in die Seele desjenigen blicken, den er gerade ansah. „Ich bin ganz sicher, ich werde es schon schaffen", antwortete sie voller Tatendrang, „Ich werde so bald wie möglich den Lehrer für Zaubertränke bitten, mir noch einiges zu zeigen." Sisilia war sehr zuversichtlich und konnte es kaum erwarten, endlich auch praktische Anleitung zu bekommen. Ihre grünen Augen strahlten. Das hatte sie sich schon so lange gewünscht und nun, da ihr Onkel sie endlich zu sich geholt hatte, konnte sie sich ihren Traum nun vielleicht erfüllen. Dumbledore hatte es sich sehr lange überlegt, ob er Sisilia nach Hogwarts holen sollte, denn er hatte sehr viel Angst, es könnte doch noch herauskommen, dass sie seine Nichte war. Denn zuviel Schreckliches war schon geschehen. Wenn Voldemort dies erfahren sollte, könnte er versuchen, sie zu entführen oder gar sie zu töten. Er hatte schon ihre Eltern getötet, Dumbledore wollte nicht auch noch, dass Sisilia das gleiche Schicksal bevorstand. Aber sie war schon längst eine erwachsene Frau, er konnte sie nicht von der wirklichen und schrecklichen Welt fernhalten, und eigentlich wusste er, dass er sich auf sie verlassen konnte. Und er musste zugeben, ihre Fähigkeit zu Sehen, könnten ihnen auch noch nützlich sein im Kampf gegen Voldemort und natürlich wusste er, wie gut sie in ihrem Fach der Verteidigung war und so jemanden brauchte er, sogar dringend nach dem letzten katastrophalen Jahr reiner Theorie. Zumindest hatte er sie auf diese Weise unter seiner Aufsicht. Nachdem sie immer wieder gedroht hatte, sie würde alleine etwas gegen den Mörder ihrer Eltern unternehmen, hielt es Dumbledore doch für sicherer, sie in seine Nähe zu holen, wo er ein Auge auf sie werfen konnte. Nur die Idee mit der Zaubertrankprüfung schien ihm ein verrückter Einfall und Zeitverschwendung zu sein. Und er überlegte, ob er ihr das ausreden sollte. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und sagte zu ihr. „Ich würde mir an deiner Stelle erst mal Professor Snape ansehen, und dann kannst du dich immer noch entscheiden, ob du dich von ihm unterrichten lassen willst. Du kannst doch auch bei dem Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste bleiben", sagte er mit ruhiger Stimme. „Wieso, ist der Mann so schlecht?"fragte Sisilia neugierig und setzte sich auf den Rand von Dumbledores Schreibtisch. „Nein, er ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet, aber, nun ja, sagen wir es einfach mal so: Er ist für die Meisten etwas sonderbar und ruppig, und bei fast allen Schülern nicht sehr beliebt." „Und du? Was hältst du von ihm?"fragte Sisilia neugierig. „Er ist ein zuverlässiger Mensch mit Prinzipien, er hat schon so einiges in seinem Leben erlebt, und das hat ihn geprägt, aber ich vertraue ihm." „Na, das ist doch das Wichtigste. Das reicht mir, dann muss ich nicht mehr überlegen. Wenn er für dich in Ordnung ist, dann ist er es für mich auch." Sisilia stand wieder auf und stupste mit dem Finger eine der Spielereien an, die Dumbledore auf seinem Tisch stehen hatte, die darauf anfing, sich langsam um sich selbst zu drehen. „So, mein Kind, ich werde dir jetzt dein Büro und dein Zimmer zeigen, wo du wohnen wirst." Sie gingen gemeinsam in den 3. Stock hinunter, zu dem Raum, in dem schon die anderen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste ihr Büro gehabt hatten. Von hier aus hatte man eine schöne Aussicht, man konnte auf das Quidditchfeld und den Verbotenen Wald sehen. Die Koffer waren schon hochgebracht worden und standen mitten im Büro. Ein schöner antiker Schreibtisch aus Mahagoni stand links in der Nähe des Fensters. Auf der rechten Seite befand sich eine kleine Sitzgruppe, ein Sofa und zwei Sessel mit einem niedrigen Tischchen in der Mitte. Es sah sehr gemütlich aus. Dazwischen war ein großer Kamin, vor dem ein schöner braun gemusterter Teppich lag. In dem Kamin brannte ein angenehm warmes Feuer. „Ich lasse dich jetzt mal auspacken, wir sehen uns zum Abendessen, da werde ich dich den anderen Kollegen und den Schülern vorstellen. Aber bitte denke daran, ab jetzt Professor Dumbledore, ja? „Ja, Onkel, ups."Sie grinste. „Ja, Professor Dumbeldore, Sir", sagte sie mit einer tiefen Stimme und versuchte Hagrid nachzumachen. Sie drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange, bevor er ging.
Hier war sie nun. Das Büro war frisch geputzt und strahlte. Das Feuer im Kamin machte den Raum herrlich gemütlich. Am Ende des Büros war noch eine Tür, die größtenteils hinter einem roten dicken Vorhang versteckt war. Dahinter musste das Schlafzimmer liegen. Sie ging hinüber und öffnete die Tür. Das Zimmer dahinter war wunderschön eingerichtet. Es stand ein prachtvolles Himmelbett mitten im Raum, die Vorhänge in dunklem blau und silber gehalten. Auch hier brannte ein Feuer im Kamin. Und beim Blick aus dem Fenster sah sie fast dieselbe wunderschöne Aussicht wie im Büro. Nur konnte sie von hier aus auch das Haus von Hagrid sehen. Der Tag ging langsam seinem Ende zu. Die Sonne war schon fast am Horizont verschwunden und dunkle Schatten breiteten sich am Waldrand aus. Sie war so glücklich, wieder hier zu sein. In dem Augenblick wünschte sie sich, nie wieder von hier weg gehen zu müssen. Denn hier war sie zu Hause, in der Zaubererwelt, vielleicht sogar hier in Hogwarts. Sisilia beschloss, noch ihre Koffer auszuräumen und dann zum Abendessen hinunterzugehen.
Die Ankunft
Es war an einem sehr sonnigen Spätsommernachmittag, als eine hübsche Frau auf dem Bahnhof in Hogsmeade, einem kleinen verträumten Zauberernest, übrigens der einzige Ort in England, in dem ausschließlich Zauberer leben, ausstieg. Sie war gerade mal 29 Jahre alt und hatte sehr lange rotblonde Haare, die ihr ebenmäßiges Gesicht mit den strahlenden grünen Augen einrahmten. Sie trug einen türkisfarbenen Umhang, der ihre schönen Haare noch mehr zur Geltung brachte. Mit aller Kraft hievte sie einen großen schwarzen Koffer auf den Bahnsteig und stieg noch mal ein, um mit einem weiteren kleineren Koffer wieder herauszukommen. Da stand sie nun auf dem Bahnsteig, rechts und links neben sich einen Koffer und schaute sich um. Sie blinzelte in die langsam immer schwächer werdende Sonne. Es war sehr lange her, als sie das letzte mal hier war. Genau gesagt, war es schon beinahe 17 Jahre. Sie atmete tief ein, sog die frische klare Luft tief in ihre Lungen. Dabei schloss sie die Augen und genoss den Augenblick. Erinnerungen stiegen in ihr hoch. Erinnerungen an glückliche, aber auch weniger glückliche Zeiten, die sie hier erlebt hatte.
Als sie die Augen nach einigen Sekunden wieder öffnete, sah sie einen Berg von einem Mann auf sich zukommen. Seinen Kopf bedeckte eine wilde, schwarze Haarmähne, sein Gesicht ein dichter, struppiger Bart. Unter seinen buschigen Augenbrauen sah man käferartige, braune aber freundliche Augen. Es war Hagrid. Er war ein Halbriese. Sisilia kannte ihn noch von früher, als sie selbst noch auf die Schule für Zauberei und Hexerei nach Hogwarts ging. Er war der Hüter der Schlüssel und Ländereien. „Guten Tag, Mam, Sie müssen Professor Sisilia sein?" „Ja das bin ich, guten Tag, Hagrid", sie reichte ihm die Hand. Er erkannte sie nicht mehr nach den langen Jahren, obwohl sie früher sehr viel Zeit bei ihm in seiner Hütte verbracht hatte, aber da war sie auch erst 12 gewesen. Das war auch gut so, vorerst. Im Augenblick durfte niemand erfahren, wer sie wirklich war. Das wäre zu gefährlich gewesen und Dumbledore wollte es so. „Sie kennen mich?"fragte Hagrid und sah sie ganz verduzt an. „Nicht direkt. Professor Dumbledore hat mir geschrieben, dass Sie mich am Bahnhof abholen werden", antwortete sie schnell. Er hatte sich kaum verändert in den letzten Jahren, ob er mehr Falten hatte, konnte man unter seinem mächtigen Bart nicht wirklich sehen, aber die freundlichen braunen Augen waren die selben. Oh, wie hatte sie dies hier alles vermisst. Doch endlich durfte sie hierher zurückkehren. „Kommen Sie, Miss, ich helfe Ihnen mit Ihren Koffern." „Danke Hagrid, das ist sehr lieb von Ihnen, alleine würde ich es sicher nicht schaffen." Hagrid hievte den schweren Koffer auf seine rechte Schulter, als ob es nur eine kleine Tasche wäre. Und den anderen nahm er in die linke Hand. Sie gingen durch die Bahnhofshalle auf die Straße, wo sie sich nach rechts wandten und Hogsmeade hinter sich ließen. Sie machten sich auf den Weg ins Schloss. Sisilia war nach Hogwarts gekommen, um die Stelle der Lehrerin für die Verteidigung gegen die dunklen Künste anzunehmen. Im letzten Moment hatte sie erst den Brief vom Schulleiter, Professor Dumbledore, erhalten, in dem er sie bat, diese Stelle zu übernehmen. Er hatte ihr auch geschrieben, sie solle erst ein paar Tage nach Schulanfang anreisen, aus Sicherheitsgründen. Dumbledore war froh, jemanden gefunden zu haben, der dieses Fach nach seinen Vorstellungen unterrichten konnte und ergriff die Möglichkeit, Sisilia an seine Schule zu holen. Für sie wiederum ging der langjährige Wunsch in Erfüllung, endlich wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Als sie das Schloss erblickte, blieb sie einen Augenblick stehen und betrachtete es. Es war herrlich wie eh und jeh. Die vielen Zinnen und Türme reckten sich gen Himmel. An der Seite von Hagrid stieg sie nun den ansteigenden Weg zum Schloss hoch. „Professor Dumbledore hat mir erzählt, Sie kommen aus Deutschland?"fing er ein Gespräch an. Sisilia schaute Hagrid an. „Ja, das stimmt fast. Ich war jetzt beinahe 17 Jahre in Deutschland, bin aber in England geboren. Ich fürchte nur, ich habe mir wohl inzwischen einen Akzent zugelegt. Keiner wird mir mehr glauben, dass ich in England geboren bin." „Ich finde es gar nicht so schlimm, nein, eigentlich passt er zu Ihnen", lachte der stämmige Bursche. Nach weiteren 10 Minuten Fußmarsch kamen sie vor den Toren von Hogwarts an. Am Portal wurden sie schon von Professor Dumbledore, dem Schulleiter von Hogwarts, erwartet. Er war ein großer, dünner, sehr alter Mann, der auf seiner krummen Nase eine halbmondförmige Brille sitzen hatte. Sein silbernes Haar und sein silberner Bart waren beide so lang, dass sie bis zum Gürtel seiner langen Robe reichten. Er trug, wie fast immer, einen purpurnen Umhang. Als er Sisilia erblickte, stieg er die Treppe herunter und ging ihr entgegen. Er begrüßte sie herzlich. „Sisilia, endlich. Schön, dass du da bist. Wie war die Reise?" fragte Dumbledore und bot der jungen Dame seinen Arm an, um sie in das Schloss zu führen. Doch er hielt noch mal inne und drehte sich zu Hagrid um. „Ah, Hagrid, vielen Dank. Stellen Sie die Koffer einfach in die Halle, die Hauselfen werden sich darum kümmern!" „Jawohl, Professor Dumbledore, Sir." „Vielen Dank, Hagrid!" und Sisilia reichte ihm zum Dank die Hand. Hagrid tat. wie es ihm aufgetragen wurde und verschwand dann in Richtung seiner Hütte. Professor Dumbledore stieg mit Sisilia die Treppen hoch in seinen Turm, wo er sich mit ihr noch unterhalten wollte.
Unterwegs nach oben, im 2 Stock, kam ihnen Professor McGonagall unerwartet entgegen. Eine schon ältere, sehr streng wirkende Dame mit nach hinten gebundenen Haaren und einer eckigen Brille. Sie trug ein dunkles Kleid mit einem smaragdgrünen Samtumhang und einem schwarzen Spitzhut mit langen Federn daran. „Oh, Minerva, darf ich Ihnen Professor Sisilia vorstellen?" hielt sie Dumbledore auf. „Sisilia, Minerva McGonagall, unsere Lehrerin für Verwandlungen", machte er die beiden bekannt. „Guten Tag, Professor Sisilia, willkommen auf Hogwarts. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise?"Professor McGonagall reichte ihr die Hand. „Danke, ja. Es ist herrlich, England nach so langer Zeit wiederzusehen und ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen, Professor McGonagall." Antwortete Sisilia, obwohl sie Professor McGonagall eigentlich schon kannte aus der Zeit, als sie 2 Jahre hier zur Schule ging. Sie hatte sie schon damals sehr geschätzt und bewundert. „Entschuldigen sie mich jetzt bitte, ich muss wieder zum Unterricht, ich musste nur Neville Longbottom in die Krankenstation bringen. Ich fürchte er hat sich etwas verzaubert, allerdings nicht schlimm. Er wird morgen wohl wieder fit sein.", erklärte ihnen McGonagall. Sie nickte beiden noch zu und verschwand dann um die Ecke. „Lass uns nach oben gehen,"sagte Dumbledore.
Als sie oben im Büro angekommen waren und die Türe ins Schloss fiel, fiel Sisilia Dumbledore um den Hals. „Onkel, ich bin ja so froh, dich endlich wieder zusehen!" Dumbledore drückte seine Nichte kurz fest an sich. „Sisilia, mein Kind, ich freue mich auch sehr, dass du jetzt hier bist. Lass dich anschauen." Er hielt ihre Hände und schob sie etwas von sich weg, um sie besser sehen zu können. Dann ließ er ihre Hände los und forderte sie auf: „Dreh dich mal!"Sie machte eine Umdrehung und blieb wieder stehen. „Gut siehst du aus, ich habe dich schon lange nicht mehr in Zaubererkleidern gesehen, nur immer in diesen .... ach ja, Jeanshosen", sagte Dumbledore und lachte sanft. „Ich bin ja so glücklich, wieder hier zu sein. Ich habe immer davon geträumt, Hogwarts endlich wieder zu sehen." „Ja, mein Kind, das glaube ich dir, aber du weißt, mir war es bisher zu gefährlich, und ich hatte Angst, dich hierher zu holen. Solange Voldemort noch irgendwo da draußen ist, darf auch keiner davon erfahren, dass ich noch mehr lebende Verwandte habe. Er würde sofort versuchen, dieses Wissen gegen mich auszuspielen. Dies war auch einer der Gründe, warum ich wollte, dass du erst später anreist. So fand ich es unauffälliger. Ich hoffe, du denkst daran, dass es niemand, aber auch wirklich niemand erfahren darf." „Ich werde mich daran halten, Onkel, ich verspreche es. Großes Ehrenwort. Ich bin doch so froh, hier unterrichten zu dürfen." Sisilia griff in ihre Tasche und holte ein kleines Päckchen hervor, das sie in dunkelrotes Geschenkpapier eingewickelt hatte. „Ich habe dir etwas mitgebracht, hier."Und sie reichte es ihm mit einem Augenzwinkern. Er nahm es und öffnete es. Als er sah, was sie ihm mitgebracht hatte, lächelte er. „Zitronenbrausebonbons! Eine ganze Schachtel voll.", freute er sich. „Du hast daran gedacht. Wie immer. Ich danke dir, Sisilia." Er öffnete es gleich und nahm sich eines heraus. Dann bot er Sisilia auch eines an, aber sie lehnte dankend ab. Sisilia lächelte, denn sie wusste, wie gerne er die aß. Sisilia war mit elf auf die Hogwartsschule für Zauberei gekommen. Zwei Jahre war sie dann hier gewesen, das war die Zeit, als Lord Voldemort an der Macht war. Aber nachdem dieser Sisilias Eltern getötet hatte, versteckte Dumbeldore seine Nichte (eigentlich seine Großnichte, da sie das Enkelkind seines Bruders war) bei den Verwandten von Sisilias Mutter Cassandra in Deutschland. Bei Onkel und Tante, die beide Muggel waren, verbrachte sie die letzten 17 Jahre. In den Sommerferien besuchte er sie manchmal, doch leider nicht so oft, wie sie es sich gewünscht hätte und seit Voldemort nun ein zweites Mal wieder zurückgekehrt war, überhaupt nicht mehr. Ihren Bekannten und Nachbarn erzählten sie, ihre Eltern seien bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Sisilia besuchte die deutsche Zaubererschule Salem, die nach außen hin aussah wie ein normales Internat. Dort machte Sie auch ihren Abschluss. Danach lebte sie ein paar Jahre getarnt unter Muggeln. Sie arbeitete in der Zeit in der Apotheke ihres Onkels mit, da sie in Deutschland keine Anstellung als Lehrerin in der Zaubererschule bekam. Sisilia hätte gerne unterrichtet, und da sie nur Bestnoten in Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte, wäre es ihr Wunsch gewesen, dieses Fach zu unterrichten, nur leider gab es keinen Bedarf an Lehrern. Es gab aber noch etwas. Sisilia hatte es von ihrer Mutter geerbt. Die Fähigkeit des Sehens. Ihre Mutter war eine sehr begabte Seherin gewesen. Doch Sisilia machte sich nichts aus dieser Gabe, im Gegenteil, für sie war diese bisher nur immer eine Last. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie gerne darauf verzichtet. Sie hatte nicht viel Interesse daran und wendete sie selten bewusst an. Sie hatte eher noch andere Zukunftspläne, aber dazu fehlte ihr der Abschluss in Zaubertränke. Leider wurde es damals an ihrer Schule in Deutschland nicht unterrichtet, da sich kein geeigneter Lehrer für das Fach gefunden hatte. Sie selbst hatte dieses Fach nur die ersten beiden Schuljahre, in denen sie in Hogwarts war. In Salem hatte es nur eine kleine Gruppe von Schülern gegeben, die versucht hatten, sich alles über Zaubertränke selber beizubringen. Praktische Übungen konnten sie nur sehr selten durchführen, da sie den Unterrichtsraum für Zaubertränke ohne Lehrkraft nicht nutzen durften und keiner der anderen Lehrer hatte große Lust, sich damit zu beschäftigen. Auch kamen sie nicht an die entsprechenden Zutaten heran. So hatte sie fast ihr ganzes Wissen darüber nur aus Büchern. Aber dies war enorm. Sie hatte alles gelesen, was ihr über das Thema Zaubertränke zwischen die Finger kam. Sie hoffte aber, hier in Hogwarts noch was zu lernen, vor allem im praktischen Teil, um dann doch noch ihren Abschluss in Zaubertränke machen zu können. Deshalb hatte sie an das Ministerium geschrieben mit der Bitte, die Prüfung nachmachen zu dürfen. „Onkel, hast du schon was vom Ministerium gehört?" fragte Sisilia neugierig. Dumbledore setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er hatte die Hände zusammengefaltet und legte die Fingerspitzen an sein Kinn. „Bis jetzt noch nicht, mein Kind. Bist du dir sicher, dass du das wirklich möchtest? Es dürfte nicht leicht sein, den Stoff in so kurzer Zeit nachzuholen. Und deinen Unterricht hast du ja auch noch. Meinst du nicht, dass du dir damit zuviel vornimmst?"Er sah sie über den Rand seiner Brille fragend an. Sie blickte in seine strahlend blauen Augen und hatte wie immer den Eindruck, er könne tief in die Seele desjenigen blicken, den er gerade ansah. „Ich bin ganz sicher, ich werde es schon schaffen", antwortete sie voller Tatendrang, „Ich werde so bald wie möglich den Lehrer für Zaubertränke bitten, mir noch einiges zu zeigen." Sisilia war sehr zuversichtlich und konnte es kaum erwarten, endlich auch praktische Anleitung zu bekommen. Ihre grünen Augen strahlten. Das hatte sie sich schon so lange gewünscht und nun, da ihr Onkel sie endlich zu sich geholt hatte, konnte sie sich ihren Traum nun vielleicht erfüllen. Dumbledore hatte es sich sehr lange überlegt, ob er Sisilia nach Hogwarts holen sollte, denn er hatte sehr viel Angst, es könnte doch noch herauskommen, dass sie seine Nichte war. Denn zuviel Schreckliches war schon geschehen. Wenn Voldemort dies erfahren sollte, könnte er versuchen, sie zu entführen oder gar sie zu töten. Er hatte schon ihre Eltern getötet, Dumbledore wollte nicht auch noch, dass Sisilia das gleiche Schicksal bevorstand. Aber sie war schon längst eine erwachsene Frau, er konnte sie nicht von der wirklichen und schrecklichen Welt fernhalten, und eigentlich wusste er, dass er sich auf sie verlassen konnte. Und er musste zugeben, ihre Fähigkeit zu Sehen, könnten ihnen auch noch nützlich sein im Kampf gegen Voldemort und natürlich wusste er, wie gut sie in ihrem Fach der Verteidigung war und so jemanden brauchte er, sogar dringend nach dem letzten katastrophalen Jahr reiner Theorie. Zumindest hatte er sie auf diese Weise unter seiner Aufsicht. Nachdem sie immer wieder gedroht hatte, sie würde alleine etwas gegen den Mörder ihrer Eltern unternehmen, hielt es Dumbledore doch für sicherer, sie in seine Nähe zu holen, wo er ein Auge auf sie werfen konnte. Nur die Idee mit der Zaubertrankprüfung schien ihm ein verrückter Einfall und Zeitverschwendung zu sein. Und er überlegte, ob er ihr das ausreden sollte. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und sagte zu ihr. „Ich würde mir an deiner Stelle erst mal Professor Snape ansehen, und dann kannst du dich immer noch entscheiden, ob du dich von ihm unterrichten lassen willst. Du kannst doch auch bei dem Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste bleiben", sagte er mit ruhiger Stimme. „Wieso, ist der Mann so schlecht?"fragte Sisilia neugierig und setzte sich auf den Rand von Dumbledores Schreibtisch. „Nein, er ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet, aber, nun ja, sagen wir es einfach mal so: Er ist für die Meisten etwas sonderbar und ruppig, und bei fast allen Schülern nicht sehr beliebt." „Und du? Was hältst du von ihm?"fragte Sisilia neugierig. „Er ist ein zuverlässiger Mensch mit Prinzipien, er hat schon so einiges in seinem Leben erlebt, und das hat ihn geprägt, aber ich vertraue ihm." „Na, das ist doch das Wichtigste. Das reicht mir, dann muss ich nicht mehr überlegen. Wenn er für dich in Ordnung ist, dann ist er es für mich auch." Sisilia stand wieder auf und stupste mit dem Finger eine der Spielereien an, die Dumbledore auf seinem Tisch stehen hatte, die darauf anfing, sich langsam um sich selbst zu drehen. „So, mein Kind, ich werde dir jetzt dein Büro und dein Zimmer zeigen, wo du wohnen wirst." Sie gingen gemeinsam in den 3. Stock hinunter, zu dem Raum, in dem schon die anderen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste ihr Büro gehabt hatten. Von hier aus hatte man eine schöne Aussicht, man konnte auf das Quidditchfeld und den Verbotenen Wald sehen. Die Koffer waren schon hochgebracht worden und standen mitten im Büro. Ein schöner antiker Schreibtisch aus Mahagoni stand links in der Nähe des Fensters. Auf der rechten Seite befand sich eine kleine Sitzgruppe, ein Sofa und zwei Sessel mit einem niedrigen Tischchen in der Mitte. Es sah sehr gemütlich aus. Dazwischen war ein großer Kamin, vor dem ein schöner braun gemusterter Teppich lag. In dem Kamin brannte ein angenehm warmes Feuer. „Ich lasse dich jetzt mal auspacken, wir sehen uns zum Abendessen, da werde ich dich den anderen Kollegen und den Schülern vorstellen. Aber bitte denke daran, ab jetzt Professor Dumbledore, ja? „Ja, Onkel, ups."Sie grinste. „Ja, Professor Dumbeldore, Sir", sagte sie mit einer tiefen Stimme und versuchte Hagrid nachzumachen. Sie drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange, bevor er ging.
Hier war sie nun. Das Büro war frisch geputzt und strahlte. Das Feuer im Kamin machte den Raum herrlich gemütlich. Am Ende des Büros war noch eine Tür, die größtenteils hinter einem roten dicken Vorhang versteckt war. Dahinter musste das Schlafzimmer liegen. Sie ging hinüber und öffnete die Tür. Das Zimmer dahinter war wunderschön eingerichtet. Es stand ein prachtvolles Himmelbett mitten im Raum, die Vorhänge in dunklem blau und silber gehalten. Auch hier brannte ein Feuer im Kamin. Und beim Blick aus dem Fenster sah sie fast dieselbe wunderschöne Aussicht wie im Büro. Nur konnte sie von hier aus auch das Haus von Hagrid sehen. Der Tag ging langsam seinem Ende zu. Die Sonne war schon fast am Horizont verschwunden und dunkle Schatten breiteten sich am Waldrand aus. Sie war so glücklich, wieder hier zu sein. In dem Augenblick wünschte sie sich, nie wieder von hier weg gehen zu müssen. Denn hier war sie zu Hause, in der Zaubererwelt, vielleicht sogar hier in Hogwarts. Sisilia beschloss, noch ihre Koffer auszuräumen und dann zum Abendessen hinunterzugehen.
