Halli Hallo
Das ist die erste Harry Potter Geschichte, die ich euch spendieren will.
Es ist eine alternative Version des 6.Bandes, die ich zu schreiben begonnen habe als gerade einmal der Titel „Der Halbblutprinz" feststand, von dem ich mich inspirieren ließ. Nur leider bin ich wegen meines Medizinstudiums viel langsamer im Schreiben als die gute Mrs. Rowling (oder ist sie eine Ms?), naja, eigentlich egal.
Pairings (im entstehen) HP&GW, RW&HG (die Klassiker halt) leichtes HG&DM.
PS: tu mir ein bisschen schwer mit den deutschen Versionen der ganzen Fächer und so, weil ich die Büchleins nur auf Englisch gelesen hab :p BITTE SEID GNÄDIG! geht sich die Hände bügeln
PPS: in meinem Profil ist ein Link zu einer Fanart zu diesem Kapitel.
Kapitel 1
„Nächster Halt: London, Kings Cross Station. Umsteigemöglichkeiten zu den lokalen U-Bahn Linien und zu den Fernzügen laut Fahrplan."
Harry Potter, 16 Jahre alt, Zauberer, saß neben Nymphadora Tonks in einem Linienbus von Little Whinging nach London und blickte durch die dreckverschmierte Fensterscheibe zu seiner Rechten auf die belebten Straßen. Er war noch nicht besonders oft in London gewesen und schon gar nicht zu seinem Vergnügen.
Heute war also in vielerlei Hinsicht ein besonderer Tag. Nachdem Harry Professor Lupin nun schon seit fast einem Monat in den Briefen, die er verlässlich alle drei Tage schickte, bekniete, ihn doch endlich von den Dursleys wegzuholen, hatte dieser am Montag endlich die lange ersehnte Einwilligung bekommen. Remus Lupin hatte allerdings darauf bestanden, dass er auf Muggelart zu reisen hatte und die nun neben ihm sitzende und vor sich hin starrende Tonks ihn begleiten würde.
„Wie halten diese Muggel das nur aus? Langsamer geht's wohl nicht mehr?" hatte sie gemeckert, selbst als der Bus über die Autobahn raste.
Harry hatte nicht geantwortet.
Es wunderte ihn selbst, dass er das Sprechen selbst noch nicht ganz verlernt hatte. Seit seiner Rückkehr aus Hogwarts hatten Onkel Vernon und Tante Petunia kein einziges Wort mit ihm gewechselt. Selbst sein mieser Cousin Dudley hatte es unterlassen, ihn zu beschimpfen. So sehr Harry die Dursley auch aufgrund ihrer biederen Art und ihrer Verachtung für seines Gleichen verabscheute, diese Stille war zermürbender gewesen, als alle Beschimpfungen und Schikanen der letzten 15 Jahre. Am Anfang hatte er sich noch mit seiner Schneeeule Hedwig unterhalten, doch nach einiger Zeit kam ihm das auch reichlich merkwürdig vor. Sein einziger Trost waren die Briefe von Hermine und Ron gewesen, die beide ebenfalls an diesem Tag nach London kommen würden.
Zumindest hatte Harry diese ausgesprochen trostlosen Wochen dafür nutzen können, seine Defizite in der Kunst der Zaubertränke aufzuholen. Nach dem er wie durch ein schieres Wunder auf ein „E" auf Zaubertrank OWLs geschafft hatte bestand für ihn nun doch noch Hoffnung seinen Berufswunsch, Auror zu werden, zu erfüllen. Auch in Occlumency hatte er Fortschritte gemacht. Doch wie sollte es auch anders sein? Bei dieser öden Stille war sein Geist auch ohne Konzentration unausweichlich vollkommen leer, und Harry war sich sicher nun zu verstehen, wie man sich als Dudley Dursley fühlen musste.
Nun ja, im Moment schien sogar im gedanklichen Vakuum seines Cousins einiges vorzugehen.
Als Tonks, wie verabredet, zeitig in der Früh, im Vorgarten von Hausnummer vier, Privet Drive, Little Whinging, Surrey stand musste scheinbar eine ausgesprochen ungünstige hormonelle Reaktion bei Dudley zu diesem bestimmten, verdammt gefährlichen Zustand geführt haben, den bis vor ein paar Monaten Cho Chang bei Harry ausgelöst hatte: Dudley Dursley war verliebt.
Und das in eine junge Frau, die bei Tante Petunia schon allein wegen ihres Aussehens einen Schreikrampf verursacht hatte.
„Die kommt mir nicht ins Haus, die nicht! Das ist ja genauso eine! Abartig, einfach abartig!" Luftholpause, „Dieses Piercing und die Haare! Die gleiche Farbe wie das Hemd, und das ist knallrot!" wetterte sie.
Tonks hatte sich mit ihrem Aufzug wieder einmal selbst übertroffen: Vom Erdbeer- Print T-Shirt bis zum Tatoo über dem Hosenbund, entsprach sie Petunias schlimmstem Alptraum. Als Dudley diese junge Frau mit einem schon fast hypnotisiert- entrückten Lächeln ins Wohnzimmer bat hätte Harry sich am liebsten vor Lachen am Boden gekrümmt. Stattdessen beeilte er sich seine Hogwarts- Truhe und Hedwig zu holen um dieses spießige Haus endlich hinter sich zu lassen.
Inzwischen hatte sich Tonks köstlich über das Gebrabbel von Dudley amüsiert und ihm die fixe Idee eingegeben, dass sie nur tätowierte Männer attraktiv fand. Bevor sich die Haustür endlich hinter ihm schloss, musste Harry noch einmal Tante Petunias entsetztes Geschrei und ihre Vorwürfe auf sich herabprasseln lassen, da Dudley soeben verkündet hatte, dass er sich zum Geburtstag die Buchstaben „D&T" in einem brennenden Herz stechen lassen wolle.
„Das ist alles deine Schuld! Wag es ja nie wieder so eine Person, so ein F… F… Flittchen in die Nähe unseres Hauses zu bringen!"
Ein Schubs, ein Knall der Eingangstür und Harry war für ein weiteres Jahr von den Dursleys erlöst.
Endlich in London angekommen warteten Harry und seine schräge Begleitung vor dem Eingang des Bahnhofs. Tonks blickte ständig nervös auf die Uhr.
„Wo bleibt er denn bloß?" murmelte sie mit verzwicktem Gesichtsausdruck.
Doch plötzlich tauchte aus der Menschenmenge vor ihnen Lupins vertrautes Gesicht auf. In normaler Muggelkleidung, fand Harry, machte er bei weitem nicht so einen schäbigen Eindruck wie man es gewohnt war.
„Du siehst heute aber frisch aus", bestätigte Tonks Harrys Eindruck.
„Ja? Danke!" lachte Lupin. „Und wie geht es dir Harry? Alles klar soweit?"
„Ja, ja, danke. Ich bin OK." Harry war einfach nur froh, endlich wieder beachtet zu werden.
„Am besten ist, wir gehen zu mir. Ist gleich hier um die Ecke. Die anderen warten alle schon auf dich."
Mit diesen Worten griff Lupin nach Hedwigs Käfig und führe sie durch ein paar Straßen zu einem kleinen orangefarbenen Mietshaus.
Seine Wohnung lag im zweiten Stock. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie keine Beobachter hatten, öffnete er die magischen Siegel an der Tür durch Antippen mit seinem Zauberstab.
„Harry, Harry! Endlich!" Kaum war die Tür offen flog ihm auch schon Hermine um den Hals, dicht gefolgt von Ron und Ginny Weasly, die ebenfalls nach London gekommen war. Erst als er unter dem dreifachen Gewicht in die Knie zu gehen drohte ließen sie von ihm ab.
„Gott sei Dank, es geht dir gut."
„Bist du etwa noch gewachsen?"
„Harry, sei mir nicht böse, aber du musst echt zum Friseur!"
Ginnys Stylingtipp ließ alle für einen Moment stillhalten. Erst jetzt wurde Harry bewusst, wie einsam er eigentlich gewesen war.
„Meine Güte, ich hab euch vermisst!"
„Setzt euch, setzt euch!" Lupin stand, eine blaugeblümte Schürze umgebunden, mit einem Tablett mit Keksen und Orangensaft in der Küchentür und deutete auf die gemütlich aussehende Couch die den Großteil des Wohnraums einnahm.
„Remus, du solltest das Teil echt einmal enthaaren" meinte Tonks, ein kleines Büschel graue Haare begutachtend. Harry warf Lupin einen bedeutungsschwangeren Blick zu, worauf dieser grinste.
„Wie auch immer, Leute, ich muss jetzt leider weg. Die Arbeit ruft."
Tonks verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung von allen bevor sie apparierte.
„Pass auf dich auf, ja?" besonders herzlich schien sie Lupin zu drücken, doch vielleicht war das auch nur Harrys pubertierende Phantasie, die ihm einen Streich spielte.
Als alle sich gestärkt hatten und Harry gerade die tragische Liebesgeschichte von Dudley dem Dicken und der gepiercten Nymphe zum Besten gab, wobei er es ausnahmsweise sehr genoss, die die Aufmerksamkeit aller auf sich gerichtet zu haben gab es einen lauten Knall, der alle aufschrecken ließ.
„Was ist denn los? Ist irgendwas?", Fred Weasly und sein Zwillingsbruder George grinsten fröhlich in die Runde erschrockener Gesichter.
„Mr. Weasly und Mr. Weasly, wie oft muss ich ihnen noch sagen, dass sie nicht ohne Vorwarnung mitten in meiner Wohnung apparieren sollen?" Lupin hatte sich theatralisch ans Herz gegriffen.
„Sorry Remus! Wir wollten nur schnell Hallo sagen und fragen, ob wegen heute Abend alles klar ist."
Hermine schien sich plötzlich verschluckt zu haben, auch wenn ihr Gehüstel für Harry ein wenig zu gekünstelt klang und auch Lupins Ausdruck verriet eine gehörige Portion Misstrauen.
„Ah, oh, genau, ähm Harry, wie war dein Sommer?" Fred schien plötzlich ziemlich erpicht darauf das Thema zu wechseln.
„Sehr, ähm, ruhig", antwortete Harry wahrheitsgemäß. „Danke der Nachfrage."
Was war das hier für ein Possenspiel? Die Weasly- Zwillinge führten eindeutig was im Schilde und Hermine schien mit ihnen unter einer Decke zu stecken.
Später als sie alle in einem von Lupins auf magische Weise vergrößerten Zimmern saßen, hielt er es nicht länger aus.
„Was ist denn nun HEUTE ABEND?" fragte er Hermine mit einem schrägen Grinsen.
„Ach ja, genau, du hast gesagt du hättest was Spezielles geplant." Ginny schien ebenfalls nicht eingeweiht.
„Also, ich, ich, ah, hab mir was überlegt." Hermine warf Ron einen so verschlagenen Blick zu, dass es diesen förmlich zurückschrecken ließ.
„Jajaja, jetzt mach's nicht so spannend!" Harry hasste es, wenn seine Freunde irgendwelche Geheimnisse vor ihm hatten, er hoffte nur, dass Hermine nicht wieder einmal irgendeine neue Lernstrategie an ihnen testen wollte.
Doch seine Freundin hielt ihm plötzlich grinsend ein kleines Flugblatt unter die Nase.
„Shugar, all nu dance club", las er perplex die großen roten Buchstaben laut vor.
„WAS? Du willst uns in so eine Disco zerren?" Ron schien mindestens ebenso schockiert zu sein, wie er selbst.
„Hermine, diese Seite kennen wir ja noch gar nicht von dir." Ginny war die einzige, die noch immer grinste.
„Und was bringt dich bitte auf die Idee, dass die uns dort reinlassen?" Ron machte bei diesen Worten ein wage Geste in Richtung seiner jüngeren Schwester.
„He, was soll das? Du bist vielleicht mies! Wenn du mit deinem grenzdebilen Aufzug dort rein kommst, schaff ich das schon lange!" Er schien sichtlich einen wunden Punkt bei ihr getroffen zu haben.
„Ist ja gut, ist ja gut. Um ehrlich zu sein, SO-" sie blickte einmal kurz in die Runde „-kommen wir alle da nicht rein."
„Und was hat unser Genie jetzt vor? Vielsafttrank mit den Haaren von Kylie Min-irgendwas und John Bon- was-weiß-ich-wie-der-heißt?" Ron schien seine Kollegin nicht wirklich ernst zu nehmen.
„Ach, DAS war es also, was Fred gemeint hat!" Ginny starrte das ältere Mädchen aus weit aufgerissenen blauen Augen an. „Das selbe Zeug mit dem die beiden damals den Feuerkelch austricksen wollten! Dieser Alterungstrank! Hermine, du bist echt genial!"
„Cool", war alles, was Ron dazu einfiel.
In Harrys Gehirn überschlugen sich die Gedanken förmlich. Hermine und Zaubern außerhalb von Hogwarts? Muggel- Partys mit Musik und Alkohol und was weiß ich noch alles? WOW!
„Alle Achtung Hermine! Die Überraschung ist dir gelungen."
„Danke Harry. Und jetzt an die Arbeit!"
Was denn bitte für Arbeit?
Eine halbe Stunde später war Harry klar was seine Freundin mit Arbeit gemeint hatte: Sie und die jüngste der Weaslys hatten praktisch eine modische Totalerneuerung an ihm, Ron und sich selbst vorgenommen.
Endlich ist Dudleys fetter Hintern mal für was zu gebrauchen. Immerhin hatte Hermine nichts an seinen Jeans auszusetzen gehabt, die durch die Übergröße extrem lose an seinen Hüften hangen. Ansonsten war Harry mit einem seiner weißen Hogwarts- Hemden bestückt worden, dass er lose über einem engen schwarzen T-Shirt trug.
Mit flinken Fingern und einer gehörigen Portion Gel hatte Ginny seine Haare schließlich in einen Zustand totaler Unordnung versetzt und als Harry sich in Lupins altmodischem Spiegel betrachtete, konnte er seinen Vater durchaus verstehen. Hatte wirklich Stil, mein alter Herr.
Hermine hatte sich in dunkle sehr enge Jeans und ein Shirt, das am Rücken nur von ein paar Bändern zusammen gehalten wurde, geworfen. Ihre lockigen Haare hatte sie hochgesteckt, sodass nur einige Strähnen ihr Gesicht umrahmten.
„Du, Harry, wie war noch mal dieser Scheren- Zauber?" Rons gespielte Unschuldsmiene, während er wage in Richtung von Hermines Rücken deutete, war ein Bild für die Götter.
„Hm, lass mich überlegen. Irgendwas mit SICCOR-"
„Untersteh dich, du Lustmolch! Sonst schneid ICH DIR was ab!"
„Ähm, Hermine, wo hast du diese Sachen eigentlich her? Hätte mir nicht gedacht, das du so was trägst."
Ginny hatte sich von dem älteren Mädchen einen kurzen schwarzen Rock, ein glitzerndes Shirt und hohe schwarze Stiefel ausgeborgt.
„Die gehören nicht mir. Ich hab sie mir von meiner Nachbarin geliehen. Sie ist schon etwas älter. Und, um genau zu sein: Sie war es, die mich schon einmal in diese Disco mitgenommen hat."
„Arbeitet die Gute zufällig im horizontalen Gewerbe, oder so?" Ron musterte seine kleine Schwester mit einem Gesichtsausdruck zwischen Schock und Belustigung.
„Sei nicht so spießig, Bruderherz!"
Genau, warum regt der sich so auf? Ginny sieht doch verdammt gut aus in den Klamotten. Moment… GINNY SIEHT GUT AUS? Komm schon Potter reiß dich zusammen!
„Äh, wollen wir nicht langsam los?"
Harry grinste Ron ziemlich dümmlich zu und vermied es, sich noch mehr mit den neu gewonnenen Einsichten über die jüngste Weasly zu beschäftigen.
So lautlos wie möglich waren sie durch Lupins Wohnung geschlichen. Wer weiß, was ihr ehemaliger VGDDK- Professor gemacht hätte, wenn er sie in solch einer Verkleidung erwischt hätte? (Sie solange enttäuscht anschauen, bis sie sich selbst für einen Monat Stubenarrest gaben, schien eine realistische Option.)
An einer Straßenecke wurde letzten Endes der Tauschhandel mit Fred Weasly vollzogen. Vier winzige Fläschchen des Alterungstranks („Auf +3 Jahre genormt.") gegen zwei Päckchen stinknormaler Muggel- Zigaretten.
Das war, nach Hermines Worten, ein fairer Wechselkurs, da sie die „widerlichen Glimmstänge"l angeblich ebenfalls von ihrer dubiosen Nachbarin geschenkt bekommen hatte. Fred gab an, dass er und George die Dinger für die neue Attraktion in ihrem Geschäft brauchten.
Na darauf freuen wir uns aber! Lungenkrebstherapie in St. Mungos für alle, juhu!
Harry grinste zynisch.
Als sie sich sicher vor den Blicken unbedarfter Zeitgenossen fühlten, stießen sie mit der erstandenen dunkelroten Flüssigkeit auf einen schönen Abend an.
Sofort fühlte Harry wie die magische Flüssigkeit, die warm seine Kehle hinunter rann, ihre Wirkung tat.
Es war ein seltsames beinahe berauschendes Gefühl, das sich von seiner Magengegend zuerst in die Fingerspitzen ausbreitete, dann in die Beine und schließlich über sein Rückgrat direkt unter seine Kopfhaut schoss. Er stieß unbewusst einen leisen zittrigen Seufzer aus.
Wie sich das wohl ausgewirkt hat? Das ist…WOW!
Vor seinen Augen war aus Ginny, aus dem netten kleinen Mädchen, das mit Harry seit vier Jahren Turm und Tisch teilte, eine 18-jährige Schönheit geworden.
Auch schien sie noch ein paar Zentimeter gewachsen zu sein, was den Rock nicht gerade länger werden ließ.
„HALLO! Harry, hör auf zu träumen und komm endlich"
Zuerst hatte er Rons Stimme fast nicht erkannt, doch nun war ihm klar, dass der Alterungstrank ihn genauso betroffen hatte, wie seine Schwester.
So würde der jüngste männlich Weasly also in drei Jahren aussehen. Harry fand, dass es sich für Ron mit Sicherheit lohnte, darauf zu warten.
Durch eine dicke Eisentür im Erdgeschoss eines eigentlich unauffälligen Gebäudes, die von einem Türsteher bewacht wurde, der Oberarme hatte, die vom Umfang her Harrys Oberschenkel bei Weitem zu übertreffen schienen, gelangten sie in einen Gang in dessen Zwielicht sie einige schemenhafte Gestalten ausmachen konnten, die zusammengekauert am Boden hockten.
Harry legte unbewusst einen Arm um Ginnys Schultern um sie so schnell wie möglich von diesen dubiosen Gestalten zu entfernen und erntete dafür einen kritischen Blick von Ron.
Durch eine weitere Stahltür hörten sie nun eindeutig schon das dumpfe Hämmern der Music, das man auch schon von der Straße aus wahrnehmen konnte.
Harry zog die schwere Tür auf und wurde förmlich von dem Gewirr aus lauter Musik, Menschen, die sich praktisch ins Ohr schreien mussten um sich zu verständigen und den grellen bunten Strahlen der Lichtanlage überrollt.
„Wow! Ist ja ziemlich was los hier!" schrie Ron ihm ins Ohr.
Der Club bestand eigentlich nur aus einem sehr großen Raum. Die Tanzfläche erstreckte sich über zwei Ebenen, die durch eine Metalltreppe verbunden waren. In der rechten unteren Ecke konnte Harry die Bar ausmachen, an deren Rückwand ein Regal mit den unterschiedlichsten Sorten von Alkohol stand. Snapes Kerker in hochprozentig!
Entlang den Wänden standen abgewetzte Sofas und niedrige Tische, die aber allesamt schon voll besetzt schienen.
„Ja, wenn das nicht mein süßes Mienchen ist!"
Plötzlich hatte sich ein junger Mann, der Dank seiner hellblau gefärbten Haare ziemlich verrückt aussah, direkt vor ihnen aufgebaut und Hermine überschwänglich auf die Wangen geküsst. Dies schien die junge Hexe aber keinesfalls so zu schockieren, wie ihre drei Begleiter.
„Wo warst du denn in letzter Zeit? Ich hab schon gedacht, du hättest ganz auf uns vergessen!"
„Sorry, Matt, ich hatte, ähm, keine Zeit. Das Internat, Hausaufgaben über die Ferien, du weißt schon. Ist Sue auch da?"
Die kennt den? Harry war zutiefst erschüttert. Was war aus dem Bücherwurm von vor fünf Jahren bloß geworden?
Als nächstes färbt sie sich die Haare noch Tonks-pink.
„Ne, muss übers Wochenende zu ihrer Mutter nach Oxford. Kann man halt nichts machen. Naja, viel Spaß noch!"
Mit diesen Worten verschwand Matt in der Menge.
„WAS WAR DENN DAS, BITTE?" Ron starrte Hermine entgeistert an.
„Der Freund meiner Nachbarin. Und du meinst wohl eher WER war das. Ich sage ja auch nicht DAS Ron zu dir." Bot sie ihm Konter.
Ron wollte gerade etwas erwidern, …
"This
ain't a song for the broken-hearted
No silent prayer for the
faith-departed ..."
„Wah! Ich liebe dieses Lied! Komm Ginny, wir gehen tanzen!" Hermine packte das jüngere Mädchen am Ellbogen.
"It's my life
and it's now or never..."
Die beiden drängten sich durch die Menge in Richtung der Tanzfläche und waren bald aus Harrys Blickfeld verschwunden.
„Gehen wir an die Bar. Ich brauch jetzt was zu trinken", verkündete Ron und klang dabei nach Harrys Eindruck ziemlich erwachsen.
An der Bar war es dann auch schon wieder vorbei mit der Selbstsicherheit seines Freundes. Unschlüssig studierten sie die Getränkekarte und als der Barkeeper sie fragte, was sie wollten zuckten beide erschrocken zusammen und wollten schon ein paar Schritte zurückweichen, als Harry plötzlich einfiel, dass sie ja heute Abend zu den Erwachseneren zählten.
„Zwei, äh, Rum- Cola bitte." Hier kannte er zumindest eine der Komponenten.
Nachdem sie übereingekommen waren, dass die Mischung zwar etwas gewöhnungsbedürftig, doch alles andere als schlecht schmeckte waren aus dem ersten Glas schnell ein zweites und schließlich ein drittes geworden.
Hermine und Ginny hatten sich kurz zu ihnen gesellt und zwei vielfarbige Getränke mit kleinen Schirmchen als Dekoration getrunken, bevor sie zurück auf die obere Tanzfläche gestürmt waren. Die beiden Jungen dagegen hatten bis jetzt noch nicht die notwendige Motivation aufbringen können ihnen zu folgen und beschränkten ihre Tätigkeiten aufs Zusehen und Trinken.
Als die Musik gerade einen neuen Rhythmus angeschlagen hatte, stieß Ron Harry ziemlich unsanft in die Rippen.
„Oi, Harry, bloß nicht hinschauen jetzt. Boah, hab ich 'ne peinliche Schwester!"
Die Worte verließen seinen Mund recht undeutlich.
Harry versuchte seinen Blick so gut es eben ging auf die beiden Tanzenden zu fokusieren und sofort sah er, was der schon leicht betrunkene Weasly meinte, konnte aber den daraus folgenden Eindruck nicht ganz nachvollziehen.
"Oh,
you're such a pretty one
And the naked thrills of flesh and
skin
Would tease me through the night ..."
Ginny war vor Hermine fast bis zum Boden in die Knie gegangen und ließ sich nun von ihrer Freundin, die sie mit den Fingerspitzen unters Kinn gefasst hatte wieder hoch und an das ältere Mädchen heran ziehen. Sie drehte ihr den Rücken zu und ließ Hüfte und Oberkörper im Takt zur Musik kreisen.
"
...dazed by careless words
Cosy in my mind
..."
„Is' ja heftig. Wusste gar nicht, dass Ginny so was kann"
Harry war so abgelenkt von dem wahrlich inspirierenden Bild, das sich ihm bot, dass er sogar vergaß, dass er ein volles, fünftes, Glas Rum- Cola in der Hand hielt, das von ihm geleert werden wollte.
„Hör bloß auf meine Schwester so anzustieren, du geiler Bock!" lachte Ron und stand schwankend von seinem Barhocker auf.
„Ich werd' dem Ganzen jetzt ein Ende setzten. Irgendeiner muss ja was tun, kann man ja nicht mit ansehen! Und bevor DAS Matt sich über Herminchen hermacht, tu ich das."
Er stapfte in Richtung Tanzfläche davon.
Ob Ron wirklich gemeint hatte, was er eben von sich gegeben hatte, darüber, nahm Harry sich vor, würde er noch einmal genauer nachdenken müssen.
Er kippte das fast volle Glas auf einen Zug und fühlte, wie sich die kalte Flüssigkeit in seinem Körper zu verteilen schien.
Als er sich von dem, mittlerweile mit den Mädchen zusammen im Takt der Musik hüpfenden, Ron abwandte, fiel sein ziemlich verschwommener Blick auf den Rücken einer Gestalt, die einige Meter vor ihm vorbei in Richtung der Toiletten ging.
Groß, längere schwarze Haare, breite Schultern, aber doch schlank. Sirius!
Harry stand taumelnd auf, stieß dabei fast den Barhocker um. Sirius warte!
Verzweifelt versuchte er dem Mann zu folgen, doch er hatte Schwierigkeiten damit die Orientierung zu behalten. Warte doch einen Moment!
Er bemerkte die teils belustigt teils besorgten Blicke, die ihm die Umstehenden aufgrund seines Zustands zuwarfen nicht.
Harry stieß die Tür, die zu dem Gang in dem sich die Zugänge zu den Toiletten befanden, auf. Er wollte laufen, wollte seinen Patenonkel einholen, doch der war verschwunden.
Harry entschloss sich zurück ins Lokal zu gehen, drehte sich aber nur taumelnd um die eigene Achse. Die schmutzig- weißen Fließen der Wand und die grauen des Bodens schienen plötzlich durcheinander zu geraten und begannen sich Übelkeit erregend zu drehen. Harry fühlte wie ihm schlecht zu werden drohte.
Verzweifelt versuchte er sich irgendwo abzustützen, griff dabei ins Leere, verlor das Gleichgewicht und fiel.
„Bei Merlin, Harry, komm schon, wach auf!"
„Was ist mit ihm?"
„ Ich weiß nicht."
„Zu viel gesoffen hat er!"
„Ron! Bitte!"
Harry öffnete seine Augen einen Spalt weit. Dicht vor sich sah er Hermines vom Tanzen verschwitztes Gesicht. Sie sah sehr besorgt aus.
„Gott sei Dank, du bist wach!"
Harry schloss seine Augen wieder. Er merkte kaum, wie Ron ihn auf die Beine zog und durch den Club nach draußen auf die Straße zerrte.
An der Straßenecke, an der sie den Alterungssaft getrunken hatten, setzte der größere Junge Harry auf den Boden und lehnte ihn an die Wand eines Backsteinhauses.
Die Wirkung des Elixiers hatte mittlerweile nachgelassen und es war wieder die 15- jährige Version von Ginny Weasly, die ihm mitfühlend über den Rücken streichelte.
„Warum machst du denn so etwas?"
Harry versuchte aufzustehen, scheiterte aber kläglich und fiel ungraziös zurück auf den Gehsteig.
„Ich hab… Da war… Sirius. Wollte nur… Sirius."
„Meine Güte, Harry!" Hermines Stimme klang verzweifelt und ärgerlich. „Sirius ist… Sirius kommt nicht wieder! Aber, das ist doch kein Grund, dafür sich SO extrem zu betrinken!"
Sie lief aufgebracht vor ihm auf und ab, was Harry sehr irritierend fand.
„Ach komm schon! Das kann doch mal passieren!" nahm Ron ihn in Schutz. „Du musst gerade reden, mit deinen komischen Freunden, die du da hast!"
„Ach ja? Und was bitte gehen dich meine Freunde an?"
„Bitte… auf… hören…" stöhnte Harry. Die Stimmen seiner Freunde hallten in seinem Kopf viel zu laut wieder.
„Streitet euch nicht! Sehen wir lieber zu, dass wir diese Alk- Leiche nach Hause bringen!" Ginny versuchte Harry auf die Beine zu bringen. Ron half ihr und gemeinsam schleppten sie ihn den ganzen Weg zurück zu Lupins Wohnung.
Harry selbst merkte von all dem so gut wie gar nichts. Ebenso wenig merkte er, dass er sich unterwegs zweimal übergeben musste und bekam auch nicht mit, wie sie ihn in sein Bett verfrachteten und dabei versuchten Lupin nicht aufzuwecken.
Im Traum verfolgte Harry noch immer den Mann aus dem Club durch endlos lange geflieste Gänge.
