Resident Evil - The Life goes on
Prolog
Mitte Januar 2013...
Dunkelheit wich den immer heller werdenden Schatten. Ewige Schwärze wurde zu grau, zu grellem weiß. Blinzelnd und unwirklich, verwirrt und verloren. Ein großes, leeres Nichts im Innern…
,,Hm…"
Ein leises, schwaches Stöhnen war zu hören, in dem sonst ruhigen, weißen Zimmer und Jill blickte umgehend auf. Sie legte die Zeitung zur Seite, in der sie geblättert hatte und stand von ihrem Stuhl auf, der neben seinem Bett stand. Behutsam blickte sie auf ihn herab, während sie sich zu ihm auf die Bettkante setzte und nahm unendlich erleichtert und voller Hoffnung seine Hand, als sie endlich, nach all der Zeit seine Regung bemerkte.
,,Chris?…" sanft und leise klangen ihre Worte, ,,…Kannst du mich hören? Ich bin´s Jill."
Sein Kopf wandte sich leicht zur einen Seite, dann zur anderen, ehe er mühsam kämpfte, um seine Augen aufzubekommen. Schmerzen zischte durch seinen Hinterkopf, das Erste, was seine Ohren erfassten, war ein stetes Piepen. Es erinnerte ihn fast an jenen Ton, den man in Krankenhäusern hörte.
Wo war er nur?
Was war passiert?
Sein Verstand war noch viel zu benebelt.
Die Helligkeit schien ihm in die Augen, peinigte ihn erbarmungslos und er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, versuchte es zumindest. Nur kratzendes Stöhnen verließ seine Kehle.
,,Streng dich nicht an, Schatz…komm ganz langsam zu dir, alles ist okay…"
Wieder ihre Stimme. Diese Stimme…
…Wessen Stimme?…
Das Bild einer blonden Frau huschte blitzschnell durch seinen Geist, erfassten seine Augen doch Mühsam die Person an seiner Seite.
Sie saß direkt bei ihm, diese blonde Frau, doch klare Eindrücke drangen noch nicht zu ihm durch. Etwas fühlte er an seiner Hand, ihre Berührung.
Chris schluckte, schaffte es sie endlich wacher anzublicken. Diese blonde Frau.
Wer in Gottes Namen war sie? Er wusste es nicht…
Jill lächelte augenblicklich und strich ihm mit ihrer freien Hand durchs Haar. Pure Erleichterung war noch immer in ihrer sanften Stimme zu hören, ,,…Oh Gott, ich bin so froh, das du wieder wach bist!"
Noch einmal fielen seine Augen zu, er besann sich, wollte ihm doch noch immer nicht einfallen was gewesen war.
…Was…was ist denn nur passiert?…
Nur langsam fügte sich die große Schwärze in seinem Kopf zusammen, um preiszugeben, das da einfach gar nichts war.
Jill wartete, beobachtete und sah, wie seine Augen dann das Krankenzimmer beäugten. In seinem Blick konnte sie ablesen, das er nicht wusste, wo er sich befand. Es war nach so einer Verletzung ziemlich klar gewesen, das hatte ihr sein Arzt schon mitgeteilt und sie gab ihm die Antwort nach der er wohl suchte, da er sich nicht anstrengen sollte und durfte.
,,Chris, du bist im Krankenhaus, du wurdest auf der Mission schwer verletzt und dein Arzt sagt, du solltest dich noch nicht so anstrengen, bleib also ganz ruhig liegen, okay, du hast lange geschlafen."
,,Was?…" Chris wusste überhaupt nicht, was hier gespielt wurde, er ignorierte die stechenden Pfeile des Schmerzes in seinem Kopf und suchte den Blickkontakt zu ihr, ,,…Krankenhaus?" Das die Frau ihm fremd war, bemerkte er, dennoch konnte er nicht anders, als zu fragen. Er wollte wissen, was hier los war.
,,Ja…" erklärte Jill, ,,…Piers hat euch beide noch gerade so lebend aus dieser gottverdammten Stadt raus geschafft und dich zur nächst sicheren Militärkrankenstation geschleppt. Die haben dich erstversorgt und dann wurdest du hier her..."
,,Piers?…Was…?…Wer ist das?…" Chris unterbrach die Frau und schluckte, seine Schmerzen wurden explosionsartig schlimmer, als er versuchte seine Erinnerungen abzurufen. Völlig Verwirrung spielte gnadenlos grausam mit ihm. Ein einziges durcheinander herrschte in ihm, sodass er nicht mal zu sagen vermochte, an was er sich erinnern konnte, wenn es denn etwas zu erinnern gab.
Jill stutzte. ,,Piers Nivans…er war in deiner Einheit. Es war eine Falle."
,,Einheit?…Falle?…" Er wusste es nicht, in seinem Kopf herrschten durcheinander huschende Bilder von Soldaten, einem Bürgerkrieg und abscheulichen Monstern, die seiner Meinung nach in kleinster Weise zusammen passten und plötzlich dann registrierte er erst jetzt, das er sich in einem Krankenbett befand, ,,…Warum bin ich im Krankenhaus?"
Ihr entging nicht, das er ihr kaum zuhörte, sie registrierte seine Nervosität, seine Verwirrung und Jill hoffte inständig, das er keine bleibenden Schäden zurück behalten hatte.
…Wir müssen abwarten, ob er wieder aus dem Koma erwacht, um feststellen zu können in welchen Schweregrad eine Amnesie eventuell vorliegt…
Das waren die Worte seines Arztes gewesen, vor ein paar Wochen erst. Jill wollte es nicht wahr haben, das ihr Ehemann vielleicht nie wieder erwachen würde, doch er hatte es getan, gerade eben und sie war einfach nur glücklich darüber. Für sie war es verständlich, das er noch benommen und verwirrt war, doch er redete und das war eines der größten Geschenke, die sie sich hatte erhoffen können.
Jill würde geduldig mit ihm sein, ihm alles erklären, da er jetzt wieder gesund werden würde. Sie würde ihn dabei unterstützen.
,,Chris…nur ihr beide habt es aus Edonia raus geschafft, die anderen…" sie fing nach einer kleinen Pause anders an, ,,…Du wurdest verletzt, hast dir mehrere Rippen gebrochen, eine hat deine Lunge perforiert, du wurdest operiert, aber du kommst wieder in Ordnung."
,,Was ist passiert?…" irritiert blickte er sie an, ,,…Ich kann mich an nichts erinnern…Wo bin ich?" Er wollte sich hochstemmen. Nervosität und Panik überflutete ihn plötzlich mit der nun schwerwiegenden Furcht und Gewissheit, keine Ahnung davon zu haben, worüber diese Frau eigentlich gerade sprach, doch die Schmerzen in seinem Kopf ließen ihn inne halten. Verschwommene Bilder und grelle, helle Blitze huschten noch einmal vor seinem geistigen Auge auf, es klingele in seinen Ohren. Chris hielt sich beide Hände an die Stirn, stöhnte.
,,Beruhige dich…" Jill legte ihre Hände an seine Brust, drückte ihn sanft zurück in die Kissen, ,,…Du hattest eine sehr schwere Gehirnerschütterung, Chris…" sie sah ihm in die Augen, ,,…du hast fast drei Wochen im Koma gelegen!…Niemand wusste wann und ob du wieder aufwachen würdest…" Jill schniefte, ,,…aber jetzt wird alles wieder gut mein Schatz…" ihre Finger glitten abermals durch sein Haar, ,,…alles wird wieder gut." Sie hielt krampfhaft ihre Tränen der Erleichterung zurück. Jill war unsagbar froh, sie war so unendlich froh und dankbar, das Chris wieder das Bewusstsein erlangt hatte. Eine Tonnenschwere Last war von ihr genommen worden, das ihr das Atmen eingeschränkt hatte.
Schock stand jedoch abrupt in seinem Gesicht, als er ihren Worten lauschte.Er konnte sich im ersten Moment nicht bewegen, er konnte nichts sagen, das Einzige was er tun konnte, war diese Frau völlig verwirrt anzublicken.
…Drei Wochen?…Koma?…Was zum Teufel wurde hier gespielt?…Und wer in aller Welt war diese Frau, das sie ihn einfach so begrabbelte?…
Sie meinte es wohl gut mit ihm, sonst würde sie nicht so reagieren, das fühlte er…irgendwie und dennoch…
,,Sie sind keine Krankenschwester!…Wer sind Sie?" verlangte er zu wissen, entzog ihr, nun klarer bei Verstand, misstrauisch seine Hand.
Unweigerlich flüchtete eine Träne aus Jills Auge, als sie bei seinen Worten innerlich und auch äußerlich erstarrte…
…Wer sind Sie?…
Vor dieser Frage hatte sie Angst gehabt und nun war sie da. Sie hatte damit gerechnet, das ihr Ehemann wohl einige Erinnerungslücken davontragen würde, aber sie hatte nicht erwartet, das er sie überhaupt nicht erkennen würde. Ein Teil von ihr wollte es auch nicht war haben.
,,Chris?…Ich bin es, Jill…" sie war irritiert und es käme ihr beinahe lächerlich vor, wäre da nicht dieser dicke Knoten in ihrem Hals, ,,…Ich…Ich bin deine Ehefrau."
,,Ehefrau?…" er blickte sie aus nun unsicheren, dunkelblauen Augen an, musterte sie eingehend. Das lange blonde Haar, die vollen Lippen, die offenen, eisblauen Augen, doch er konnte sich nicht helfen, sie war ihm irgendwie völlig fremd, ,,…Ich em…ich…Jill?"
,,Ja…das ist mein Name…" sie biss sich nun voller Furcht auf die Unterlippe. Erkannte Chris sie denn wirklich nicht? Das war völlig Absurd, das durfte einfach jetzt nicht wahr sein.
Er schluckte und schloss die Augen. Er versuchte sich zu erinnern, denn er spürte gleich, das ihre Sorge und ihre Bemühungen echt waren, das dies hier kein Spiel war, doch es viel ihm rein gar nichts ein. Er hatte wohl weit entfernt im Dunklen eine Frau in Gedanken - eine langjährige Freundin?…Ein Partner? - doch diese Frau hatte dunkles Haar gehabt. Müsste er es beschwören diese Frau, die dort vor ihm saß nicht zu kennen, sie noch niemals gesehen zu haben, so würde er es ohne zu zögern tun. ,,Ich kenne Sie nicht!"
Und Jills Herz brach in diesem Moment.
Sie wich erstarrt einen Hauch zurück, musste sich beherrschen, nicht los zu schreien. Ihr Blick ging zur Seite, ihre Augen vor Schrecken entsetzt.
Er kannte sie nicht?
…Er erkennt mich nicht?…Chris…erkennt mich…nicht mehr?…
Unweigerlich legte die Blondine sich eine Hand an die Brust, da sie glaubte, nicht mehr atmen zu können. Etwas brach da gerade in ihr Zusammen, schepperte in tausend Scherben zu Boden, ins Nichts. Chris hatte seine Erinnerungen verloren. Er hatte sie vergessen? Ja, das hatte er.
Jill unterdrückte ein Schluchzen.
…Was hatte er auch diese gottverdammte Mission annehmen müssen!…
Chris schaffte es derweil einen misstrauischen Blick auf seine Hände zu werfen. Er fand keine Spur, was darauf schließen ließ, das diese Frau wirklich seine Frau war. Er sah keinen Ehering. War dies doch alles eine Täuschung? Wenn ja, aber wozu? Er verstand es nicht, er verstand überhaupt nichts!
,,Hier…" Jill beugte sich zum Nachttisch, öffnete eine Schublade und reichte ihrem Ehemann seinen Ring, ,,…es ist verboten Schmuck auf Missionen zu tragen, deshalb hattest du ihn an einer Kette um den Hals." ihr kamen nun doch die Tränen, sie blickte erneut zur Seite.
Er schluckte einmal mehr, nahm den kleinen Ring, las angestrengt die Inschrift…
…Chris & Jill…01.12.09...Partners for life, love and forever…
Dann probierte er ihn an, er passte: ,,Ich bin…verheiratet?" Sein Blick ging zu der Frau an seiner Seite. Chris war sein Name? ,,…Chris?…Wie noch?…"
Jill schniefte, blickte ihm in die Augen: ,,Was?"
,,Wie ist mein Name?…" erneut wurde er panisch. Er konnte sich an rein gar nichts erinnern. Keine Frau, kein Leben, kein Name, kein Nichts und kein gar nichts. ,,…Wer bin ich?"
,,Chris…" sie griff ihm an die Schulter, ,,…dein Name ist Chris! Christoper Redfield…"
,,Warum kann ich mich an nichts erinnern?" Und woher sollte er wissen, das die blonde Frau ihm auch wirklich die Wahrheit erzählte?
,,Du warst schwer verletzt, bitte, reg dich nicht auf, du musst gesund werden…und dann wird es dir sicher wieder einfallen..." Jill wischte sich eine Träne aus dem Auge, ,,...Die BSAA hat mich umgehend angerufen und ich bin ins nächste Flugzeug nach Osteuropa gestiegen, um bei dir zu sein…"
,,BSAA?…" unterbrach er, ,,…Was…was ist das?" Chris versuchte zu verstehen, war ihm doch alles schleierhaft. Die Nachricht aus dem Nichts aufzuwachen, plötzlich eine Frau zu haben und…was hatte er eigentlich gemacht? Christopher Redfield? Mag sein, das dies sein Name war, doch es sagte ihm überhaupt nichts. Wieso war er hier?
,,Em…" Jill zitterte, sie wollte nicht wahr haben, das ihr Ehemann, das Chris, sich an nichts mehr erinnern konnte. Wie sollte sie ihm das nur alles erklären? Sie atmete durch, drückte ihre Tränen zurück.
,,Was?…" er entnahm ihrem Blick nichts Gutes.
,,Die BSAA…" begann sie, ,,…Bioterrorism Security Assesment Alliance…eine Organisation um Bioterrorismus einzudämmen, zu bekämpfen…Chris, wir beide sind doch Gründungsmitglieder!"
,,Bioterrorismus?"
Beherzt griff sie an seine Schultern, jetzt stieg auch in ihr Panik auf. Hatte Chris denn wirklich alles vergessen? ,,Du musst das doch wissen!…Du bist doch wieder in die Offensive gegangen, als dieser neuartige C-Virus entdeckt wurde. Das Kriegsgebiet um Edonia, weiter nördlich, war Opfer eines Anschlages gewesen und du und dein Team, ihr wurdet rein geschickt, um es unter Kontrolle zu bringen…"
Chris drückte strickt ihre Arme von sich, immerhin war sie ihm gegenüber eine Fremde. Er blickte dann zur Seite, versuchte etwas aus ihren Worten wieder zu erkennen, doch sagte, als er ihr einmal mehr in ihre Augen blickte: ,,…Kriegsgebiet?…Ich habe keine Ahnung wovon Sie da reden!"
