Bei der folgenden Geschichte handelt es sich um ein RPG-Posting, sie ist also abwechselnd von uns, das sind Persephone (Lucius) und Vincent (Severus), verfasst worden.
Uns gehören weder Lucius, noch Severus, noch irgendwelche anderen erwähnten Charaktere. Die sind allesamt Eigentum von J..
Wenn euch Slash nicht gefällt, lest besser gar nicht erst weiter. Ihr wurdet gewarnt.
Es war ein verregneter englischer Abend, wie es zu viele von ihnen gab, und doch fühlte sich alles anders an. Jeder Tropfen, der sich unter dem Kragensaum seines Umhangs auf die klamme Haut stahl, ließ Severus unangenehm erschaudern, als wären alle seine Sinne plötzlich ungesund überempfindlich. Er hatte erwartet, sich groß zu fühlen, auf irgendeine Art erhaben, womöglich stärker. Er hatte fest damit gerechnet, eine sofortige Verbesserung seines Daseins vorzufinden, wenn er an diesem Abend seinen neuen Platz in diesem Kampf einnahm. Stattdessen waren seine schmalen Schultern gebeugt wie eh und je, und er hatte das dringende Bedürfnis, sich bis zum Haaransatz in heißes, schaumgekröntes Wasser sinken zu lassen. Was nicht häufig vorkam.
Obwohl seine Wangen fiebrig gerötet und seine Temperatur erhöht war, fror er, als hätte er sich tagelang von nichts anderem als Fortescues bester Hirnfrost-Eiscreme ernährt, an deren Genuss immerhin angeblich im vorigen Sommer ein Junge gestorben war. Natürlich durfte nichts hiervon an die Oberfläche dringen, nicht in dieser Nacht und insbesondere nicht in dieser Gesellschaft. Mit einem mühsam eingespielten Ausdruck von Resignation biss der Schwarzhaarige einen Augenblick lang die Zähne zusammen, um sie vom Klappern abzuhalten, und wandte sich an seinen blonden Begleiter.
„Keine Sorge, Lucius", zischte er leise, aus Sorge, es könne noch einer der anderen in Hörweite sein. „Ich schaffe es allein nach Hause. Du brauchst nicht mein Kindermädchen zu spielen." Severus wusste selbst nicht, was seine Stimme in diesem Moment so grob klingen ließ; schließlich verdankte er dem älteren Zauberer … alles. Alles, was ihm noch geblieben war. Lucius hatte ihm Rat gegeben, wenn er selbst ratlos gewesen war, Freunde, als er sich plötzlich allein wiedergefunden hatte, und letztlich einen mehr oder weniger dezenten Wink mit dem Zaunpfahl, als er beinahe die falsche Richtung eingeschlagen hätte. Es waren wohl die Nachwirkungen des Abends, die ihn seine Loyalität dem ehemaligen Vertrauensschüler gegenüber kurzzeitig vergessen ließen.
Severus beruhigte sich für den Moment mit dem Gedanken, dass jeder mächtige Zauber seine vorübergehenden Spuren mit sich zog. Unwillkürlich wanderten seine schmalen Finger zu der empfindlichen Stelle an der Innenseite seines Armes, wo die Haut noch immer brannte wie Feuer. Eine unnatürliche Hitze schien von dem Zeichen auszugehen, und wenn er die Augen eng genug zusammenkniff, in der Dunkelheit sogar ein schwacher gespenstischer Schimmer. Für eine aberwitzige Sekunde fürchtete er sich davor, in dieser Nacht allein damit zu sein, als könnten die verschlungenen Narben in den Stunden nach Mitternacht ein Eigenleben entwickeln. Eileen war außer Haus und würde wohl kaum vor dem Morgen zurückkehren. Die Glocke einer nahen Kirche läutete mit dumpfem, klagendem Schlag, und es reichte, um den sonst so stolzen Severus Snape umzustimmen. Er schluckte.
„Nun gut", sagte er leise, und betrachtete mit besonders dick aufgetragenem Missfallen seine Schuhspitzen. „Wenn es dir aber solch ein Anliegen ist … ich werde dich wohl kaum aufhalten können." Und mit einem sonderbaren Rucken seines Kopfes, das man wohl als höfliches Zunicken auslegen konnte, reichte der hagere Junge seinem Gegenüber die Hand zum Seit-an-Seit-Apparieren. Er gab sich kaum Mühe, das Widerstreben in seinem Blick zu verbergen.
