Ich wünsche einen wunderschönen Montag und Herzlich Willkommen zu meiner neuen Story. Ich hoffe sie gefällt euch.
Der Arzt meiner Tochter
„Bella, kannst du mir schnell helfen?", rief mich Jared, meine heiß geliebte bessere Hälfte und seit 5 Jahren auch mein Ehemann. Schnell verließ ich meinen aufgeräumten Schreibtisch, in meinem ordentlichen Büro, um in Jareds Büro, oder besser in Jareds Chaos hinüber zu gehen. Wir waren einfach Ying und Yang, 2 Seiten einer Medaille oder einfach Jared und Bella. „Was kann ich für dich tun, mein Süßer?", fragte ich ihn, während ich um seinen Schreibtisch herum ging, um ihn zärtlich in den Nacken zu küssen. „In 20 Minuten muss ich los zu Black & Black und ich finde die Akte nicht. Hilfst du mir bitte suchen?", fragte er mich völlig verzweifelt. Ich musste grinsen, es war doch immer dasselbe. Schon, als wir uns vor 7 Jahren an der Uni in Seattle kennen lernten, war er das Chaos in Person gewesen. Ich wunderte mich noch heute, dass ich ihn vorher nicht gekannt hatte, obwohl er in unserem letzten Highschooljahr nach Forks gezogen war. Ich hatte ihn zwar einige Male gesehen, mich aber nicht weiter mit ihm beschäftigt. An der Uni waren wir dann einer Arbeitsgruppe zugeteilt worden und ohne mich, hätte er seine Arbeiten nie rechtzeitig abgeben können. Nicht etwa, weil er den Stoff nicht verstand oder er zu faul war etwas zu tun, sondern weil er seine Sachen nie wieder fand. Aber ich liebte ihn, so wie er war und wollte ihn auch gar nicht anders haben.
„Mein lieber Chaos-König, die Unterlagen für B&B hast du mir gestern selbst gegeben, damit sie nicht verloren gehen", erklärte ich ihm und ging dabei zu seinem fast leeren Aktenschrank und zog die gesuchte Akte aus dem richtigen Fach heraus. „Hier sind sie. Man kann Aktenschränke nämlich wirklich dafür nutzen, um die Akten abzulegen.", kicherte ich. Nur gut dass wir Selbstständig waren, mit unserer eigenen kleinen Werbeagentur. Jared war wahnsinnig kreativ und schuf wunderbare Kampagnen, aber ohne mich, würde er sie nie wieder finden. Als Angestellter würde er wahrscheinlich hoffnungslos versagen. Jared strahlte über das ganze Gesicht, so dass seine Grübchen zu sehen waren. Oh man, wie sehr ich die liebte. „Machst du jetzt Feierabend?", fragte er mich. „Ja", antwortete ich glücklich, „Ich muss gleich Alice abholen. Mom hat noch einen Termin beim Friseur." Alice war unsere kleine Tochter, unser Sonnenschein und ein süßer Wirbelwind. Sie hatte die schwarzen Haare ihres Vaters geerbt und im Moment standen diese in kurzen Borsten von ihren Kopf ab. Sie hatte sich selbst die Haare abgeschnitten und von ihren ehemals süßen Locken, diese hatte sie von mir, nur das meine nicht schwarz sondern dunkelbraun waren, war nichts mehr zu sehen. Zum Glück wuchsen Haare ja schnell nach. Es war ein Risiko gewesen, so früh ein Kind zu bekommen, aber wir wollten es so. Unser Traum war es, eine große Familie zu haben und wir arbeiteten schon seit einigen Monaten daran, dass Alice ein Geschwisterchen bekam. Leider bisher vergeblich.
Jared griff nach seiner Jacke und machte sich auf den Weg nach Seattle, zu unseren Kunden. B&B war ein sehr wichtiger Kunde für uns. Da wir nicht aus Forks wegziehen wollten, denn hier lebten unsere Familien, die uns sehr wichtig waren, war es manchmal schwierig für uns neue Aufträge zu bekommen. Obwohl sich fast alles über Internet und Telefon regeln ließe, wollten die Kunden meist keine kleine Werbeagentur, wenn diese nicht sozusagen direkt vor der Haustür war. Nachdem Jared weg war, versuchte ich sein Büro noch etwas aufzuräumen, allerdings schaffte ich das heute nicht alles. Wie konnte ein einzelner Mensch nur alles so durcheinander bringen? Ich fand Unterlagen von 6 verschiedenen Kunden und wer weiß wie viele Ideen für Kampagnen. So gut es ging sortierte ich alles, aber dann musste ich los. Schließlich wollte ich meine Mutter nicht warten lassen. Deshalb schaltete ich noch den Anrufbeantworter an, machte alle Lichter aus und die Alarmanlage an. Dann lief ich schnell zu meinem Auto, um das kurze Stück zum Haus meiner Mutter zu fahren. Sie und mein Vater hatten sich scheiden lassen, als ich 4 Jahre alt war. Sie hatten aber seitdem 2 Häuser nebeneinander, so dass ich immer guten Kontakt zu den beiden halten konnte. Als Kind konnte ich jederzeit selbst entscheiden, ob ich lieber bei Mom oder Dad war. Heute musste ich zugeben, dass ich das manchmal ausgenutzt hatte. Vor allem in meiner Teenagerzeit, da hatte ich jedem der Beiden erzähl,t ich sei beim Anderen und war in Wirklichkeit auf Partys gegangen. Allerdings hatte ich es nie zu sehr übertrieben und mein damaliger Freund Jacob, bei dem ich zu der Zeit oft war, war noch heute mein bester Freund. Mittlerweile war mein Dad pensioniert, nachdem er im Polizeidienst verletzt worden war. Bei einem Tankstellenüberfall hatte der Täter 2 Geiseln genommen. Mein Dad schaffte es, sie unverletzt zu befreien, aber ihn traf ein Schuss und der hatte ihm das Knie zertrümmert. Seitdem humpelte er. Meist nur leicht, aber manchmal auch stärker. Er verbrachte den kalten Winter daher lieber in Florida, als hier im ewigen Regen, das bekam auch seinem Knie viel besser.
Meine Mom war Grundschullehrerin und teilte sich mit Jareds Mutter, die Hausfrau war, die Betreuung von Alice. Die beiden Omas waren sich einig, dass so ein kleines Kind nicht in fremde Hände gehörte. Und so konnte ich trotzdem schon kurz nach der Geburt wieder Stundenweise ins Büro und Jared davor retten, im Chaos zu versinken. Selbst die 14 Tage nach Alice Geburt hatten schon gereicht um eine mittlere Katastrophe auszulösen. Eine seiner Ideen fanden wir erst 6 Monate später wieder, da hatte er längst eine neue Kampagne für den Kunden erstellt. Wer kam denn auch auf die Idee, Unterlagen im Tiefkühlfach des Kühlschrankes zu suchen? Ich nicht! Und wir nutzten das Fach auch nur im Hochsommer, wenn wir mal etwas Eis im Büro einfroren. So dauerte es, bis ich diese Unterlagen irgendwann fand. Ich musste immer noch lachen, wenn ich an sein Gesicht dachte, als ich ihm die tiefgefrorenen Unterlagen kichernd unter die Nase hielt.
Auf dem Weg zu meiner Mutter träumte ich mal wieder davon, bald noch ein zweites Baby zu bekommen. Ein kleiner Junge wäre toll, aber über ein zweites Mädchen würde ich mich genauso freuen. Plötzlich überholte mich ein Krankenwagen mit Blaulicht. Mich beschlich sofort ein komisches Gefühl, hoffentlich war bei meinen Lieben alles in Ordnung. Mach dich nicht verrückt, Bella, dachte ich noch, als ich in die Straße einbog, in der meine Eltern lebten. Aber jetzt wurde mein schlechtes Gefühl bestätigt. Der Krankenwagen stand direkt vor dem Haus meiner Mutter. Mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen, hoffentlich ging es meiner Mutter gut. Sie war doch erst Anfang 60, sportlich und lebte gesund. Vorsichtig parkte ich neben dem Krankenwagen, stieg aus und rannte ins Haus. Wenn ich allerdings geahnt hätte, was mich dort erwartet hatte, wäre ich noch viel schneller gelaufen.
