Prolog - Das Urteil ist gefallen.

Der Saal war zum Bersten gefüllt, Tausende Menschen wollten der Verhandlung beiwohnen, die Zuschauertribünen waren überfüllt, Hunderte Ministeriumsbeamte saßen hinter dem strengen Minister, bereit ihre Stimme zum endgültigen Ergebnis abzugeben.

Vor dem Rednerpult des Ministers, mit engen Ketten an einen Stuhl gefesselt, saß ein schwarzhaariger Junge, den Kopf demütig gesenkt und angespannt auf seine Verurteilung wartend.

Neben ihm standen drei Personen - ein alter, weißbärtiger Mann, dessen blaue Augen ihr ständiges Funkeln verloren hatten, ein schwarzhaariger Mann, in lange, bauschende Roben gehüllt und ein Junge - vielleicht zwei Jahre älter, als der Gefesselte - mit einfacher Muggelkleidung. Die Hände des Jungen waren fest zusammengeballt, die Knöchel standen weiß hervor.

"Die Verhandlung ist damit abgeschlossen", gab der Minister bekannt. "Nun folgen die Abstimmungen, bevor der Verurteilte abgeführt werden kann."

Ein Raunen ging durch die Menge, viele beugten sich vor, um besser sehen zu können.

Der in Muggelkleidung gehüllt Junge trat ein paar Schritte vor, bis er sich neben den Stuhl des gefesselten Jungen fallen ließ und seine Stirn an dessen Knie legte.

Behutsam streckte der Schwarzhaarige seine Finger aus den Ketteln, ein paar Zentimeter und berührte die Haare des anderen Jungen. Ein leichtes Lächeln bildetete sich auf dem schmalen, ausgemergelten Gesicht, kaum eine Sekunde lag, bis wieder Ausdruckslosigkeit herrschte.

"Das Urteil ist gefallen", gab der Minister kund. Noch mehr Raunen, noch mehr Menschen, die sich vorlehnten, als würden sie einer billigen Aufführung beiwohnen. Die Finger des gefesselten Jungen krampften sich in die weichen Haare des Knienden.

"Der Verurteilte wird in den Besitz von Severus Snape, Vertrauter von Albus Dumbledore, gegeben. Er hat allen Befehlen dieses Mannes zu folgen und ist ab sofort nur den Launen dieses Mannes ergeben", verkündete der Minister laut. "Severus Snape darf mit dem Verurteilten verfahren, wie es ihm beliebt - alle Gesetze zur Reglung gegen Gewalt und für die Menschenrechte sind für den Verurteilten aufgehoben. Severus Snape ist einzig verpflichtet, das Leben des Verurteilten zu erhalten."

Lauter Applaus, Jubelrufe, ein grausames Lächeln auf einem, von fettigen Haaren umgebenen Gesicht. Mühsam verborgene Tränen auf dem Gesicht des Knienden, zitterte, beruhigend gemeinte, Worte des Gefesselten.

"Der Verurteilte ist ab heute ein Sklave."

Der kniende, schwarzhaarige Junge sprang in eine aufrechtere Position, schlang seine dünnen Arme um den Körper des gefesselten, in einer unendlichen Mantra "Nein, nein, nein", murmelnd.

Severus Snape nährten sich den Jungen, die Fesseln zogen sich zurück und der andere Junge umarmte seinen Freund zurück.

"Alles wird gut", wisperte er zitternd, tausend verworrene Gefühle in seiner Stimme. "Das hast du doch immer gesagt. Alles wird gut."

"Nein, nein, nein ..."

Erst ein hochgewachsener, rotäugiger Mann, mit abgetragener Muggelkleidung und blasser, durchscheinender Haut, konnte die Jungen voneinander lösen, konnte den schwarzhaarigen von dem Verurteilten wegtragen.

"Hör auf, beruhig dich", redete er dabei auf den weinenden, sich leicht wehrenden Jugendlichen ein. "Du hast gewusst, dass das passieren würde."

Severus Snape ergriff derweil den Arm, des immer noch auf dem Stuhl sitzenden Jungen, zog ihn hart in eine stehende Position.

"Dann komm mal mit, mein Sklave", das letzte Wort, so voller Gehässigkeit und Genugtuung gesprochen, ließ den Jungen erzittern, egal, wie viel er allein in den letzten Tagen erlebt hatte.

Von seinem neuen Meister ohne jede Rücksicht geführt, verließ der Junge den Verhandlungssaal, von mitleidigen, blauen Augen verfolgt, mit Jubelrufen und Begeisterungsschreien im Ohr.

Alles, woran er denken konnte, war der andere Junge, jetzt in den Armen des früheren dunklen Lords gefangen.

Er wusste, dass nichts wieder gut werden würde.