Ich habe mich nun doch entschieden, meine Storys nach und nach auf der internationalen ff-Seite hochzuladen.

Die Geschichte ist nicht vollständig von mir...


Disclaimer:

Die Idee: Iris Johansen (Loveswept)

Die Figuren: Stephanie Meyer (Twilight)

Der ganze Rest: Meins


Kim Richey - A Place Called Home

Well, it's not hard to see
Anyone who looks at me
Knows I am just a rolling stone
Never landing anyplace to call my own
To call my own

Well, it seems like so long ago
But it really ain't you know
I started out a crazy kid
Miracle I made it through the things I did
The things I did

Someday I'll go where there ain't no rain or snow
Till then, I travel alone
And I make my bed with the stars above my head
And dream of a place called home

I had a chance to settle down
Get a job and live in town
Work in some old factory
I never liked the foreman standing over me
Over me

Oh I'd rather walk a winding road
Rather know the things I know
See the world with my own eyes
No regrets, no looking back, no goodbyes
No goodbyes

Someday I'll go where there ain't no rain or snow
Till then, I travel alone
And I make my bed with the stars above my head
And I dream of a place called home


Prolog

Santa Barbara


Ich saß am Strand und beobachtete ihn dabei, wie er Richtung Wasser lief. Das tat ich jetzt jeden Tag, in den zwei Wochen, in denen ich hier, in Santa Barbara, war. Ihn beobachten. Zuschauen, wie er ins Wasser lief und mit seinem wunderschönen Körper durch die Wellen brach. Er sah aus wie ein junger Gott. Allerdings kannte ich nichts Vergleichbares. Für mich war er das Schönste, was ich bisher, in meinen jungen Jahren, gesehen hatte.

„Gehen Sie heute nicht da rein!"

Mit einem Ruck drehte er sich um und suchte kurz mit den Augen den Bereich ab, aus der die Stimme kam. Sie fanden mich schnell. „Was?"

„Portugiesische Galeeren wurden gestern hier gesichtet. Das ist zu gefährlich!"

„Was du nicht sagst!" Sein Ton war spöttisch.

„Ja, Sie könnten verletzt werden. Ich habe gehört, sie sind zwar nicht unbedingt tödlich, aber man sollte sein Schicksal ja auch nicht herausfordern."

„Tja, dann danke ich für die Warnung. Und was machst du hier so alleine um diese Uhrzeit? Es ist noch nicht einmal sieben. Wo sind deine Eltern? Sollte nicht jemand hier sein, um auf dich aufzupassen?"

Ich antwortete nicht gleich. „Ich bin alt genug. Und verantwortungsbewusster als andere in meinem Alter. Und das Hotel ist ja in Sichtweite." Ich kratzte noch ein Fenster aus meiner Sandburg aus, an der ich schon seit einer Weile arbeitete. Ich musste ja nicht erwähnen, dass ich seit etwa gut einer Stunde hier saß. Eine innere Stimme sagte mir, dass er das nicht so gut aufnehmen würde.

„Neun würde ich nicht gerade als alt genug bezeichnen, denn älter kannst du nicht sein. Und ob du verantwortungsbewusst bist oder nicht, lass mal mich entscheiden.", sagte er arrogant. „Wie heißt du überhaupt und wer sind deine Eltern? Damit ich ihnen Bescheid sagen kann, dass du hier unten bist und sie sich nicht mehr zu sorgen brauchen."

„Ich bin Isabella. Aber Sie können mich Bella nennen, wenn Sie möchten. Und ich bin zwölfeinhalb! Ich sehe jünger aus, da ich sehr klein und zierlich gebaut bin. Das war schon immer so. Und wer sind Sie?"

„Tja, Bella. Glaub nicht, dass ich nicht mitbekomme, dass du mir ausweichst. Ich bin Edward Cullen! Sag..."

„Arbeiten Sie hier?"

„Sowas in der Art. Sag mir die Namen, Bella! Ich muss es wissen. Sowas fällt sozusagen in meinen Zuständigkeitsbereich."

„Ich habe nur einen Vater."

Er schien auf weitere Angaben zu warten, während ich mich weiter mit meiner Sandburg beschäftigte. Als nichts Weiteres kam, fragte er ungeduldig:

„Arbeitet er im Casino?"

„Wie kommen Sie darauf?"

„Nun, dass du die Tochter einer der Gäste bist, kann ich ja wohl kaum annehmen, bei den Fetzen, die du trägst. Das hier ist ‚Santa Barbara'!"

„Die Sachen trage ich, weil sie schmutzig werden können."

Isabella!" Ich zuckte zusammen bei dem harten Ton, den er plötzlich anschlug. Er war scheinbar nicht sehr geduldig. Ich seufzte.

„Ich bin Isabella Marie Swan und mein Vater heißt Charles. Er spielt im Casino."

„Er spielt? Das ist ein schlechter Scherz."

Ich erwiderte darauf nichts mehr und er seufzte.

„Ja, hör mal, ich werde mit deinem Vater reden. Es geht nicht, dass du hier alleine rumläufst. Vor allem nicht zu Uhrzeiten, an denen die Strände verlassen sind."

Das rüttelte mich wach. Flehend sah ich zu ihm auf. „Bitte reden Sie nicht mit ihm. Ich verspreche, mich nicht mehr allzu früh hierher zu begeben. Außerdem sind dann doch Sie hier."

Er seufzte. „In Ordnung. Ich belass' es erst mal dabei. Wie lange bist du schon hier?"

„Seit zwei Wochen. Wir kommen gerade aus Europa. Ich bin halbe Italienerin, müssen Sie wissen."

„Hast du da gelebt?" Er setzte sich neben mich und ich bemerkte zum ersten Mal, wie gut er roch. Da war ein wenig Aftershave, aber das war nur sehr flüchtig. Es war mehr der Eigengeruch, der mir auffiel. Ein bisschen wie, wenn Sonne auf Haut trifft und etwas, das ich nicht beschreiben konnte. Obwohl er in den letzten Wochen täglich schwimmen gegangen war, und ich vermutete, dass er das öfter tat, war er nicht besonders braungebrannt. Aber es stand ihm unwahrscheinlich gut.

„Nein. Ich war zwar auch mal in Italien, aber nur kurz und sprechen kann ich die Sprache leider nicht. Geboren bin ich in Phoenix, Arizona, aber als meine Mom bei meiner Geburt gestorben ist, musste ich zu meinem Vater nach Forks, in Washington. Sehr kleine Stadt, wahrscheinlich kennen Sie es gar nicht. Aber ich kann mich auch so gut wie gar nicht daran erinnern. Mein Vater war es leid, dort zu wohnen und als sein Vater gestorben ist, hat er das Erbe genommen und ist mit mir herumgereist. Sozusagen bin ich eine Zigeunerin." Ich grinste ihn verschmitzt an.

Er grinste zurück und mir blieb der Atem weg, als auf einmal seine Augen dabei anfingen zu leuchten. Es war ein wundervolles Grün. Sehr intensiv und olivfarben.

„Als was arbeiten Sie denn hier?"

„Sagen wir so; ich kenne den Hoteleigner!"

„Oh."

„Hör zu, ich muss jetzt gehen, aber pass auf dich auf, o.k.?" Er stand schlon auf und klopfte sich den Sand von seinen Badehosen.

„Okay! Kommen Sie morgen wieder?" Das war eine rein rhetorische Frage. Natürlich kam er wieder. Warum sollte er morgen eine Ausnahme machen?!

„Das weißt du doch anscheinend ganz genau." Er schaute mich amüsiert streng an, drehte sich um und joggte den Strand hoch. Ich sah ihm nach, bis er verschwand.

~#~#~#~

Eine Woche lang kam Edward, bevor er sich ins Wasser begab, immer erst zu mir, um sich mit mir zu unterhalten, was mich doch sehr verwunderte, da ich ja trotz allem noch ein Kind war, und Männer seines Alters –ich nahm an, er war so um die zwanzig- sich normalerweise nicht dafür begeistern konnten, den Geschichten eines kleinen Mädchens zu lauschen.

„Warum kommst du eigentlich nie mit schwimmen?", fragte er mich eines Tages, als er gerade aus dem Wasser kam und sich tropfnass zu mir setzte.

Ich merkte wie ich rot anlief. Das Thema war mir sehr unangenehm. Aber das hatte nichts auszusagen. Ob unangenehm oder nicht, ich lief bei jeder sich bietenden Gelegenheit rot an. Charles ließ mich das jedesmal angewidert wissen. Er hasste es, wenn Menschen leicht zu durchschauen waren und ich war wohl ein offenes Buch, zumindest was meine Emotionen betraf.

Mit Unwohlsein antwortete ich ihm. „Ich kann es nicht." Er fluchte hörbar und ich errötete noch ein bisschen intensiver. Dass er eine ziemlich unflätige Aussprache hatte, hatte ich schon bemerkt.

„Wie ist denn das möglich?! Ein Vater, der sein Kind an die exotischsten Orte mitnimmt und ihm nicht mal schwimmen beibringt, damit es sich wenigstens selbst beschäftigen kann, während er damit zu tun hat sein Geld zum Fenster rauszuschmeißen!", grummelte er verärgert vor sich hin.

Ich hatte ihm von meiner großen Leidenschaft ‚Reiseführer-sammeln' erzählt. Dadurch hatte er mitgekriegt, in wie vielen Städten ich schon gewesen war.

„Mein Vater mag mich nicht.", sagte ich mit längst erworbener Gleichgültigkeit. „Er hat gesagt, wenn er oder meine Mutter noch irgendwelche Verwandte gehabt hätten, als meine Mutter starb und mich ihm somit aufbürdete, wäre ich jetzt nicht bei ihm." Ich wiederholte Dads damalige Ansprache ganz emotionslos. Es tat mir nicht mehr so weh, diese Tatsache anzuerkennen.

Er knirschte mit den Zähnen und als ich von meiner Hand, die mit dem Sand spielte, aufblickte, sah ich, wie er seine Hände zu Fäusten geballt hatte.

„Zieh morgen deinen Badeanzug an! Ich bring' es dir bei."

Wieder wurde ich rot und schaute verlegen auf meine Hand.

„Ich habe keinen.", flüsterte ich kaum hörbar.

Ich erschrak, als ich sein Knurren vernahm und er plötzlich aufsprang. „Du wirst morgen Schwimmen lernen! Ich bringe dir einen mit!", sprach er und stürmte wütend davon. Ich schluckte.

Ich fragte mich, warum er so böse mit mir war und weshalb es ihn so aufregte, dass ich nicht schwimmen konnte. Immerhin war ich ja praktisch eine Fremde für ihn und wenn Charles wieder weiterzog, würde ich ihn nie mehr wieder sehen. Bei dem Gedanken brannten meine Augen und ich schluckte meine Tränen runter. Verwundert bemerkte ich, dass ich mich ihm jetzt schon unheimlich nahe fühlte. Das war beängstigend, da ich so etwas noch nie empfunden hatte.

Ich schob den unangenehmen Gedanken, ihm wohl bald Auf Wiedersehen sagen zu müssen, weg, stand auf und joggte den Strand zum Hotel hoch.

~#~#~#~

Ich ging jetzt wohl zum siebenundneunzigsten Mal unter. Jedenfalls fühlte es sich so an. Ich glaube, es hatte noch niemals jemanden gegeben, dem das Schwimmen so schwer fiel und ich befürchtete, dass Edward langsam die Geduld mit mir verlor. Eine Hand klammerte sich um meinen Oberarm und zog mich wieder hoch. Ich schluckte Wasser und als ich auftauchte, musste ich husten und es wieder ausspucken.

„Gottverdammt, Bella. Konzentrier dich! Fang nicht immer wieder an, mit den Armen zu paddeln, sobald du deine Beine richtig bewegst. So kippst du nach vorne um!"

Wie demütigend. Ich hasste meinen blöden Körper. Zumindest wenn es um Sport ging. Als würde er jedes Mal in Streik gehen, wenn ich es versuchte. „Tut mir leid. Das nächste Mal mach' ich es besser. Versprochen!", sagte ich verzweifelt, Angst, dass er es einfach bleiben lassen würde.

Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Nein, mit tut es leid, Bella! Ich bin nicht gerade der geduldigste Mensch und wirklich nicht als Lehrer geeignet. Vielleicht sollten wir es für heute beenden. Außerdem sind deine Lippen schon ganz blau. Warum auch immer, bei diesen milden Temperaturen." Den letzten Teil murmelte er nur vor sich hin, aber ich konnte es dennoch hören und errötete.

Wir begaben uns zurück zum Strand aus dem Wasser raus und verabredeten uns für den nächsten Morgen. Ich beobachtete wieder, wie er davon stapfte, seufzte und machte mich schließlich auf den Weg zu der Suite, in der ich momentan wohnte.

Als ich eintrat, schloss ich leise die Tür und wollte gerade ins Badezimmer huschen, als ich ein Geräusch hörte. Ich schloss meine Augen. Mist. Normalerweise schlief er um diese Zeit noch, da er immer erst dann das Casino verließ, wenn es zumachte. Ich drehte mich um und sah, wie mein Vater aus dem Schlafzimmer spähte.

„Was ist denn das?" Sein Blick folgte der Spur aus Wasserpfützen, die ich hinterlassen hatte und blieb schließlich an mir hängen. „Und woher hast du den Badeanzug?" O oh.

„Ähm, Edward hat ihn mir gegeben, damit ich Schwimmen lernen kann."

„Hast du etwa gebettelt?" Er griff schmerzhaft meine beiden Oberarme und drückte zu. „Ich dulde keine Schmarotzerei. Erst recht nicht von meinen Kindern!" Dass ich sein einziges Kind war, erwähnte ich jetzt besser nicht.

„Nein, hab ich nicht, ehrlich. Ich hab..."

Er schüttelte mich kräftig. „Lüg mich nicht an! Du wirst so rot wie eine Tomate. Was hast du getan? Bist du zu einem der Touristen gegangen und hast ihn um Geld gebeten, oder ist er gleich mitgegangen und hat dir gekauft, was du verlangt hast?", steigerte er sich hinein. Das konnte er gut. Besonders wenn er übermüdet war, oder eine Pechsträhne gehabt hatte, oder wenn es um mich ging. Am Schlimmsten war eine Kombination von allen dreien. Er schnaufte, schlug mir mit dem Handrücken ins Gesicht und stieß mich von sich. Ich fiel hin und stieß mir den Kopf an einer Kommode. Ich setzte mich auf und rieb mir den Kopf, als ich ängstlich zu ihm aufsah.

Charles schnaufte nochmal angewidert und befahl:

„Du wirst den Anzug morgen wieder zurückbringen, verstanden? Ich will mir gar nicht vorstellen, wenn herauskommt, dass meine Tochter um Kleidung bettelt."

„Dann kaufst du mir einen?", fragte ich frech und nur ein klein wenig hoffnungsvoll.

Er drehte sich um und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. „Wozu denn?", sagte er mit beißender Ironie. „Du kannst doch jetzt schwimmen!" Verächtlich knallte er die Schlafzimmertür hinter sich zu.

Ich fuhr mit meiner Hand über die größer werdende Beule und stand auf. Dann musste es wohl so sein, dachte ich traurig. Aber morgen würde ich noch einmal mit Edward schwimmen gehen. Das konnte er mir nicht nehmen.

Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß, war meine Devise.

~#~#~#~

Am nächsten Morgen rannte ich runter zum Strand und versteckte mich solange hinter einem Felsen, bis ich Edward die Promenade runterkommen sah. Erst als er am Wasser war, wagte ich mich hervor und tat, als würde ich selbst gerade erst kommen. Ich war nämlich viel zu früh, da ich nicht wollte, dass Charles mich dabei erwischte, wie ich schon wieder den Badeanzug trug. Und das Letzte was ich wollte, war ein Aufeinandertreffen zwischen einem wütenden Edward und einem es später an mir auslassenden Vater zu riskieren.

„Hi." Zehn Schritte blieb ich vor ihm stehen und lächelte ihn schüchtern an. Er sah übermüdet aus, als hätte er nicht viel geschlafen. Besorgt fragte ich nach und er bestätigte es.

„Nein, ich habe wirklich nicht viel Schlaf gefunden. Weißt du, ich arbeite momentan sehr hart, damit ich dahin komme, wo ich einmal hin will."

Meine Stirn runzelte sich. „Willst du lieber nicht schwimmen? Ich kann das verstehen. Wenn du bis Nachts arbeiten musst, solltest du nicht aufstehen müssen, nur um mir Schwimmen beizubringen. Außerdem macht dir das Ganze doch eh keinen Spaß." Mit einem Wink zeigte ich aufs Meer. Ich versuchte meine Enttäuschung nicht zu offensichtlich erscheinen zu lassen und sprach extra munter.

Ärgerlich kniffen sich seine Augen zusammen. „Hör auf, so einen Unsinn zu reden. Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch. Ich werde dir Schwimmen beibringen! Und jetzt komm!" Oooh, er war immer so herrisch, doch ich nahm an, das musste er auch sein, bei dem was er machte. Ich runzelte die Stirn.

„Was machst du eigentlich beruflich?"

„Ich arbeite mit Immobilien. Komm!" Und er war sehr kurz angebunden…

~#~#~#~

Heute lief es etwas besser und ich ging nur halb sooft unter wie gestern.

„Siehst du, man muss nur Geduld haben und daran bleiben, dann klappt es auch. Und es wird auch mit jedem Mal besser werden, du wirst schon sehen.", sagte er, als er mein eifriges Gesicht sah.

„Aber wir sollten es dennoch nicht übertreiben. Genug Wasser, um damit ein Fischbecken zu füllen, hast du trotzdem geschluckt."

Ich spürte wieder Hitze in meine Wangen aufsteigen. „Ja, vielleicht hast du recht."

Am Strand reichte er mir ein Handtuch und ich trocknete mir damit meine Haare ab. Ich war stolz auf meine Haare. Sie hatten zwar keine besondere Farbe –Braun, muss ich mehr sagen?-, aber dafür waren sie dick, lang und glänzten. Und zum Ende hin rollten sie sich und wurden lockig.

Ich wollte ihm gerade das Handtuch zurückgeben, als er sagte:

„Warte, du hast da noch etwas Dreck." Als ich sah, wo er mit dem Handtuch hinfassen wollte, zuckte ich zurück und legte meine Haare über meine Schultern nach vorn.

„Das mach ich gleich weg. Ich will eh noch duschen."

„Isabella, zeig mir deinen Arm!" Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, griff er schon danach und strich meine Haare zurück.

Fuck. Verfluchte Scheiße! Wer war das?"

„Ich..."

„Ach, sprich nicht weiter! Ich kann mir schon denken, wer das war. Komm mit!"

Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, während er mich den Strand entlang zog. „Nein, bitte. Lass es einfach gut sein, okay? Er meinte es nicht wirklich so. Er war nur..."

Er blieb stehen und drehte sich zu mir um.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder? Dieser Mistkerl misshandelt dich und du verteidigst ihn noch? Was hast du getan, um das zu verdienen?"

Er schüttelte, um seine Frage zu betonen, meinen Arm, an dem mehrere große blaue Flecken in Form von Fingern prangten.

„Er hat nur angenommen, ich hätte um den Badeanzug gebettelt. Das ist bei ihm einfach ein ‚No-Go', und da ist er etwas grober geworden. Sonst missachtet er mich einfach nur." Ich zuckte mit den Schultern.

„Soll mich das jetzt vielleicht besser fühlen lassen?", schrie er und ich merkte, wie mir die Tränen hoch stiegen und meine Unterlippe anfing zu zittern. Das tat das blöde Ding immer, wenn ich weinen musste. Ich biss darauf, um es zu verbergen.

„Ach, scheiße..." Edward zog mich an seine Brust und zerquetschte mich dabei fast, aber es gefiel mir ungemein.

„Es tut mir leid, Kleines. Ich kann manchmal sehr aufbrausend sein."

„Das ist mir auch schon aufgefallen.", schniefte ich etwa in Bauchhöhe.

Er kniete sich hin und sah nun zu mir auf.

„Hör zu, Isabella. Ich kann nicht erlauben, dass du weiter bei ihm bleibst. Wir werden eine Lösung finden müssen, aber das geht nicht."

„Aber ich will nicht in ein Heim." Ich zitterte schon bei der Vorstellung.

„Das musst du auch nicht. Jetzt komm' mit. Ich muss mich erst mal mit deinem Vater unterhalten." Oh nein! Das wollte ich doch gerade vermeiden.

Er nahm meine Hand und gemeinsam gingen wir Richtung Hotel. Als wir in die Lobby kamen, schleifte Edward mich zur Rezeption und sein Ton änderte sich, als er mit der Rezeptionistin sprach.

„Rufen Sie im Zimmer 204 Charles Swan an. Er möge sofort in der Lobby erscheinen." Wieso wusste Edward in welchem Zimmer Dad und ich untergebracht waren? Fragend schaute ich zu ihm auf, doch er klopfte nur ungeduldig mit dem Daumen auf den Tresen.

Die Frau dahinter blickte auf, sah kurz zu mir herunter, bis sie ihren Blick wieder nervös auf Edward richtete und vorsichtig sagte: „Aber er ist Gast und es ist noch nicht mal zehn Uhr."

„Tun Sie was ich Ihnen sage, Mrs. Setoz!"

„Selbstverständlich, Mr. Cullen." Sie sah einen Moment lang auf den Computerbildschirm und wählte anschließend, nachdem sie die Durchwahl gefunden hatte, eine Nummer.

Es dauerte eine Weile, bis Mrs. Setoz sprach.

„Mr. Swan? Entschuldigen Sie, dass ich sie so früh störe, aber Edward Cullen, Hoteleigner des ‚Four Seasons', möchte Sie bitte umgehend in der Lobby sprechen."

Hoteleigner? Was? Aber er hatte gesagt…

Ich hörte eine laute Stimme am anderen Ende des Apparates und verzog mein Gesicht.

„Nein… Das verstehe ich… Aber…"

Edward riss ihr das Telefon aus der Hand. „Charles Swan? Cullen hier. Es geht um Ihre Tochter. Ich warte hier auf Sie. Und beeilen Sie sich!" Und legte auf. Oh Mann. Charles würde rasend sein.

Ich schluckte und wischte mir noch schnell meine Tränen ab. Ich wollte wenigstens nicht jämmerlich heulen, wenn ich ihm schon so gegenüber treten musste. Stärke war etwas, das Charles zumindest ein bisschen besänftigen konnte.

Fünf Minuten später kam er angestürmt. Mit hochrotem Kopf! Unauffällig trat ich näher an Edward heran.

„Was hast du jetzt schon wieder angestellt? Kann man dich nicht mal einen... Du hast den Badeanzug an? Hab ich dir nicht gesagt..."

Edward schob sich vor mich und fauchte:

„Er war ein Geschenk von mir." Fuhr dann jedoch mit ruhigerer Stimme fort, „Das wird Sie aber sowieso bald nichts mehr angehen, da Sie nicht mehr für sie verantwortlich sein werden. Dafür werde ich sorgen!"

„Ach, und wie wollen Sie das erreichen?" Verletzend ironisch schlug mein Vater seine Arme übereinander. Und scheinbar ohne eine wirkliche Antwort zu erwarten, fuhr er fort. „Sagen Sie es mir, damit ich Ihnen dabei helfen kann. Ich hab' schon versucht, sie in ein Heim zu geben, aber die nehmen sie nicht, solange noch ein Verwandter lebt."

Ich werde die Vormundschaft übernehmen."

Mein Kopf schoss hoch.

Charles guckte genauso ungläubig. „Das ist ein Scherz. Was wollen Sie denn mit einem kleinen Gör? Sie sind doch selbst noch jung. Wollen Sie Ihre besten Jahre damit verschwenden, ein fremdes Kind zu erziehen?"

„Es geht Sie einen feuchten Dreck an, womit ich meine Jahre verschwende! Sie wird noch heute aus Ihrem Zimmer ausziehen und ein eigenes bekommen. Ein Zimmermädchen wird solange auf sie aufpassen, bis ich eine bessere Lösung gefunden habe. Aber das dürfte Sie nicht sonderlich interessieren, habe ich recht?" Mit eiskalten Augen sah er auf meinen Vater herab.

Charles schnaufte.

„Martha.", rief Edward. Eine junge Frau in Uniform drehte sich um. „Könntest du bitte Isabella hier in ein freies Zimmer bringen und eine Weile auf sie aufpassen, bis ich wieder da bin?"

Ich verschränkte meine Arme. Warum benahm er sich andauernd so, als wäre ich viereinhalb statt zwölf? „Ich kann sehr wohl eine Weile alleine auskommen. Ich bin kein Invalide.", sagte ich und funkelte Edward an.

Er schaute stirnrunzelnd zu mir runter, als überlege er, ob ich das tatsächlich schaffen könnte. Ich versuchte sauer auszusehen, aber irgendwie gelang mir das nicht. Dafür jubelte mein Innerstes zu sehr.

Ich! Bei Edward! Wohnen! Vormund! Ich konnte es nicht fassen.

Zu früh freuen wollte ich mich aber nicht. Hinterher wäre ich nur viel zu enttäuscht. Möglicherweise klappte es ja auch gar nicht.

Das Dienstmädchen drehte sich zu mir. „Ja, Mr. Cullen. Natürlich. Komm', Liebes!"

Ich ging mit Martha in ein Zimmer. Sie sah sehr nett aus. Und sehr hübsch. Edward hatte vertraulich mit ihr gesprochen. Er musste sie als eine Freundin ansehen, also konnte ich ihr wohl vertrauen.

Es dauerte eine Weile, sie zu überzeugen, dass ich alleine zu Recht kam und machte sich schließlich auf den Weg, um mir etwas zu essen zu besorgen und sich dann wieder ihren Aufgaben zuzuwenden.

Um mir die Langeweile zu vertreiben, hatte ich irgendwann den Fernseher angemacht. Aber ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Ich fragte mich, was Edward gerade mit Charles besprach. Besprach er überhaupt etwas mit ihm? Unternahm er etwas? Wenn ja, was?

Warum dauerte das so lang?

Endlich klopfte es an die Tür und nachdem ich eilig ‚Herein' gerufen hatte, trat Edward ein.

„Du solltest vorher fragen, wer da draußen steht und auf keinen Fall die Tür offen lassen!"

Ich überging seine Rüge. „Was ist los? Wie liegen die Dinge?"

Edward seufzte. „Es wird schwer, aber es wird gehen. Wir müssen wohl ein paar Prozesse durchmachen, aber ich habe eine gewisse Macht, Bella. Außerdem ist dein Vater mehr als Willens, dich loszuwerden." Als er das sagte, spannten sich seine Fäuste an. Das alles stieg mir langsam zu Kopf. Ich kapierte es nicht.

Ich fuhr mir mit einer Hand über die Stirn, dann sah ich ihn verständnislos an. „Warum willst du das für mich tun? Das verstehe ich nicht."

Edward winkte locker ab. „Jeder braucht eine vernünftige Umgebung, um aufzuwachsen. Außerdem solltest du in eine Schule gehen..."

"Ich war schon in einer Schule.", murmelte ich betreten dazwischen.

"Dann eben regelmäßig! Ich habe das Geld und die Fähigkeit dir das zu geben." Er zuckte mit den Schultern.

„Aber es gibt viele Kinder, die das nötig haben." Wollte er jetzt die ganze Welt retten?

„Dann solltest du dankbar sein, dass du mir in die Hände gefallen bist. Genug jetzt davon, Isabella. Wir haben einen langen und schweren Weg vor uns. Nicht nötig sich mit dem ‚Warum' zu befassen."

„Das bin ich."

Er stoppte in seiner Bewegung und schaute mich verwirrt an. „Was?"

„Dankbar, dass ich dir in die Hände gefallen bin. Und glücklich!"

Das brachte ihn zum Lächeln, was ich zärtlich erwiderte. Oh ja, heute war ein guter Tag!