Titel: Spiel (1/8?, voraussichtlich)

Charaktere: Pansy, Snape und Ginny. Co-Starring: Hermione.

Rating und Warnungen: PG. Primär Gen, Anklänge von Femslash und Het.

Anmerkung: Der größte Teil dieser Story wurde schon 2005 und 2006 geschrieben, danach wuchs sie sehr langsam. Nun möchte ich mit dem Posten zumindest anfangen, bevor Potter Band 7 die Geschichte zum AU macht. Bisher ungebetat; überarbeitete Version gibt es nach der Fertigstellung.

Zusammenfassung: Herbst. Pansy hat genug von Todesserparties, Ginny wechselt die Seiten und Snape... liest fremde Absichten und versteckt seine.

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1. Kreuz Dame

Ein dunkler Raum, der für eine solche Zusammenkunft eigentlich ungeeignet ist, die Tische mit dem reichhaltigen Buffet verschwinden im hinteren Teil des Zimmers, und der größte Teil der Festgesellschaft hat sich deshalb bei den Fenstern versammelt, durch die zumindest das vage Licht der Fackeln vom Gartenweg her hereinscheint. Sie stehen mit ihren Gläsern, sehen stolz und wichtig aus und sprechen mit leisen affektierten Stimmen über die neusten Nachrichten. Man sagt, eine aus dem Kreis der Widerständler soll die Seiten gewechselt haben, erfreulich, aber wer ist es und wird die Person überhaupt etwas zu erzählen wissen? Und wichtiger, wird sie vertrauenswürdig sein, wenn sie aus dieser Horde von Schlammblütern und Muggelfreunden stammt?

Weiteres Murmeln über unseren letzten Angriff auf Blutsverräter. Sektgläser klirren.

Ich ziehe mich in den düsteren Raumteil zurück, neben dem Buffet steht ein leerer Tisch, auf dem ich wieder Platz nehme.

Ja richtig, ich bin eine von ihnen. Wundert ihr euch? Sollte ich nicht erzählen dürfen? Ich wüßte nicht, was ich sonst tun sollte. Ich bin eine gute Beobachterin, weiter nichts.

Neue Gäste kommen herein, die wichtigeren, was gleichbedeutend ist mit: die Älteren. Bewegung kommt in die an den Fenstern zusammengerottete Gesellschaft von jungen Möchtegernaufsteigern, die ihre Eltern, Gönner und sonstige mögliche Autoritäten rasch und eloquent begrüßen, nur keine Blöße zulassen.

Jemand läßt eine weitere Lichtkugel zur Decke schweben, die es annähernd schafft, die graumonotone Düsternis des Ortes zu durchdringen. Nach und nach verteilen sich die Gäste wieder überall, nachdem auch Musik aus dem magischen Grammophon erklingt und die Stimmung sowie die Lautstärke spürbar angestiegen sind. Der schlanke, dunkel gekleidete Mann mit den leicht gekrümmten Schultern ist lautlos neben mich geglitten. Seine Art, sich zu bewegen, erinnert an ein geschmeidiges Tier, vielleicht einen Panther. Nichts ist bekannt über seine Animagusgestalt, falls er eine hat, aber ich würde auf etwas Katzenhaftes tippen, kein Rabe, wie meine alten Freunde vermuten. Zu elegant dafür und zu wenig flatterhaft.

Ich habe ihn nicht kommen sehen und ihn nicht erwartet.

"So allein hier in der Ecke, Miss Parkinson? Haben Sie etwa kein Interesse an Gesellschaft?"

"Professor Snape, guten Abend. Wenn ich daran kein Interesse hätte, wäre ich gar nicht hergekommen."

"Auf das Risiko hin, daß jeder sich fragt..."

"Wie auch immer."

Er steht neben mir, ich sitze auf dem Tisch, uns beide verbirgt der Schatten, ihn mehr als mich, weil er näher an der Wand steht.

"Damals in Hogwarts haben Sie noch Gefallen an solchen Veranstaltungen gefunden, wie ich mich erinnere."

Ich lächle leicht. "Man kann nicht gerade behaupten, daß dieses traurige Treffen jenem Weihnachtsball an Glamour gleichkommt, oder was meinen Sie?"

"Aber, Miss, wo ist ihr Verlangen nach dunklem Charme und dem Esprit des Todbringenden."

"Sie haben natürlich recht. Wie konnte ich nur."
Fast ein kleines Ritual, aber wir hatten noch nicht viele Gelegenheiten, es zu üben, und verlassen uns auf unsere Intuition. Die Gäste haben zu tanzen begonnen. Blaise Zabini nähert sich unserer Ecke.

"Tanzt du, Pansy? Professor, Sie entschuldigen."

Ich glaube nach wie vor, er fragt, weil er Malfoys alte Position einnehmen will.

"Warum nicht." Ich habe keine Zeit mehr, Snape zuzunicken, weil ich schon auf dem Weg zur Tanzfläche bin, falls man das so nennen kann, ein Platz eben in diesem gleichförmigen grauen Zimmer, auf den blinkende Lichter gerichtet wurden, und wo die Musik besonders laut ist.

Nicht sehr viele Ältere sind gekommen, zu wenige, um das Musikprogramm zu dominieren. Es gibt rhythmische eigenständige Verrenkungen, mehr oder weniger einem bestimmten Tanzpartner zugewandt, anstatt klassischer Paartänze.

Ich schließe im Blitzlicht halb meine Augen.

Jahre sind seitdem schon vergangen. Anlaß und Publikum könnten verschiedener kaum sein. Trotzdem fühle ich mich zurückversetzt ins Jahr des trimagischen Turniers, noch vor der Rückkehr des Dunklen Lords. Am Ballabend habe ich mit Draco getanzt und bin mir erst ganz langsam darüber klar geworden, daß jemand ganz anderes die schönste Person im Tanzsaal war.

Ich blickte über seine Schulter, als wir uns auf der noch nicht allzu vollen großen Tanzfläche drehten. Er war ein guter, aber steifer Tänzer, stets bemüht, keinen Fehler zu machen, doch das bewirkte immerhin, daß ich mich um meine Füße nicht zu kümmern brauchte, weil ich geführt wurde. Stattdessen konnte ich die anderen Tänzer mustern: geschminkte Mädchen, Jungen, die, unbehaglich in den Festumhängen, verkrampft auf ihre Füße starrten. Ich beneidete Parvati Patil um die gute Figur, die sie in ihrem Kleid machte. Niemals hätte ich es öffentlich zugegeben, aber ich wußte, daß ich nie mehr als "ganz hübsch" aussehen würde, weitab von der selbstbewußten Eleganz, die Harry Potters Tanzpartnerin zur Schau stellte, oder gar von Fleur Delacours elfenhafter Perfektion. Selbst die kleine Weasley würde, wenn sie einmal aus ihrer kindlichen Schlaksigkeit herausgewachsen war, interessanter aussehen als ich mit meinen gefärbten Haaren, der Knubbelnase und den ewigen Speckpölsterchen. Oder die dort – ich stockte fast im Schritt und zwang mich mit eiserner Selbstbeherrschung, weiterzutanzen.

Aus irgendeinem Grund hatte ich sie hier nicht erwartet. Wie ich darauf gekommen war, keine Idee, denn natürlich fehlte niemand ab der vierten Klasse bei einer solchen Gelegenheit. Ich hatte womöglich vermutet, sie fände keinen Begleiter. Sie hätte kein Interesse. Am wahrscheinlichsten war, daß ich ihre Existenz so vollkommen verleugnet hatte, mich selbst so sehr überzeugt hatte, daß sie des Ansehens nicht wert war, daß ich sie beinah vergessen hatte.

Beinah. Ihr Bild füllte mit einem Schlag wieder mein Gesichtsfeld. Heute strahlte sie noch mehr als sonst, und sie hob sich noch mehr von den anderen ab. Ihre Locken kringelten sich zahmer um ihr schmales Gesicht, und sie hatte die Schultern aufgerichtet, wie sonst nur, wenn sie jemandem im Streit kontra gab. Sie lächelte. Sofort beneidete ich ihren Tanzpartner, dem das Lächeln galt.

Ich erinnere mich, daß mir mit dem Ende des Liedes plötzlich siedenheiß bewußt geworden ist, was ich da dachte, von wem ich da vor mich hinträumte. Draco hat mich halbwegs grob am Ärmel gezogen und mich gebeten, keine Löcher in die Luft zu starren. Schließlich waren wir beide in gleichem Maß auf den äußeren Schein bedacht. Zum Glück, dachte ich, wußte er nicht, wie sehr ich all unsere Prinzipien gerade verriet, wie ignorant ich mich verhielt gegenüber dem, was uns heilig war.

Ich lächle über die Erinnerung und erfreue damit Blaise, der sich gewürdigt fühlt. Mit einem weiteren Lächeln ziehe ich ihn ein Stück näher zu mir und bewege mich geübt im Takt der Musik. Damals habe ich all das beiseite geschoben, und auch heute wird es mir gelingen. Solange ich hier bin jedenfalls, und meine Rolle spiele.

Ich spiele sie gut. Das weiß ich.

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Wir stehen in der MacNair-Villa und warten.

"Warum ist er nicht einfach gestern zu unserem Treffen erschienen?" wagt Blaise zu bemerken. Ich sehe ihn an und ziehe eine Augenbraue hoch.

"Kritisierst du ihn?"

"Natürlich nicht." Sehr hastig. "Ich... wundere mich nur, aber er wird sicher seine Gründe haben. Nebenbei, hat Snape etwas gesagt? Ob die Gerüchte wahr sind?"

"Welche von den vielen?"

"Komm schon, Pansy, spiel nicht die unnahbare Intellektuelle. Das steht dir nicht."

Ich frage mich, was mir sonst stehen soll. Mit der Verliebte-kleine-Schlampe-Masche bin ich auch nicht besonders weit gekommen.

"Er hat nichts dazu gesagt. Warte doch einfach ab."

Lange dauert es nicht, bis alle Neugierigen die Bestätigung ihrer Gerüchte erhalten. Eine kleine, schmale junge Frau mit wallendem roten Haar kommt durch die Doppeltür des Salons. Sie hat sich verändert, so daß ich sie ohne die Andeutungen im Vorfeld nicht erkannt hätte. Vor allem trägt sie schwarz, und sie sieht müde aus. Nun, ob sie früher müde aussah, weiß ich nicht. So sehr habe ich mich wahrlich nicht für die Weasleys interessiert, vor allem nicht für die Kleine.

Überraschenderweise ist sie allein. Hat sie keine Angst, gleich als potenzielle Verräterin attackiert zu werden? Wohl nicht. So klein sie ist, geht sie doch aufrecht an den starrenden Gesichtern vorbei und läßt sich in einem der grünsamtenen Sessel nieder.

Die Erregung der Wartenden ballt sich langsam zu einem Knäuel zusammen. Was wird der große Meister uns zu sagen haben?

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Eine kleine Review, bitte:)