Mord im Ferienparadies

Staffel 9, Folge 10

Geschrieben von bunysliper

Übersetzt von Copop83

Gegengelesen von AnChager

Der nachfolgende Text ist eine fiktive Geschichte von Autoren ohne jegliche Beziehung zur ABC-Sendung "Castle". Erkennbare Charaktere sind Eigentum von Andrew Marlowe und ABC. Namen, Orte und Geschehnisse sind Produkt der Kreativität des Autors oder werden fiktiv genutzt. Jegliche Ähnlichkeit zu tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Unternehmen, Firmen, Ereignissen oder Örtlichkeiten ist rein zufällig.


Kapitel 1

Rosie Laka machte diesen Job schon lange, fast länger als jeder andere Angestellte hier. Sie war mit dem Resort durch dick und dünn gegangen, Besitzer- und Führungswechsel inbegriffen. Sie wusste genau, was sie tat und wie der Hase lief.

Genau deshalb konnte sie die Frau nicht ausstehen, zu deren Zimmer sie geschickt wurde um es sauber zu machen. Natürlich hatte es Gäste wie sie über die Jahre gegeben, aber dieser Gast schoss den Vogel ab. Unhöflich, aber anspruchsvoll, geradewegs gemein; alles, was einem so einfällt, diese Frau konnte so beschrieben werden. Es war ein Wunder, dass das Management sie nicht schon zum Abreisen aufgefordert hatte.

Obwohl, wenn man den Gewinn betrachtete, den das Hotel mit dem miesepetrigen Langzeitgast verdiente, war es ziemlich offensichtlich, warum sie bleiben durfte.

Nicht, dass es das für Rosie und die restlichen Angestellten des Hotels besser machen würde, die sich mit – und sie hasste es, den Ausdruck zu verwenden – dieser blöden Kuh rumschlagen mussten. Sie waren diejenigen, die der Frau jeden Wunsch erfüllen mussten, während sie behandelt wurden, als existierten sie nicht.

Und hier war Rosie also wieder, am Anfang ihrer Schicht – sogar extra früher, weil ihr ach so geschätzter Gast diese Handtücher noch unbedingt vor der Sonnenaufgang-Yoga-Stunde brauchte. Sie schob ihren Zimmerservice-Wagen den Flur des Ostflügels des Hotels entlang, zu Zimmer 4717. In ein paar Stunden würde das Hotel vor Gästen nur so wuseln, aber vor Morgengrauen war es genau so ruhig und verschlafen, wie man es erwartete.

Rosie dachte über die Leute nach, die hinter den geschlossenen Türen schliefen. Über die Leute, die irgendwann aufwachen und ihren Kaffee trinken würden, oder ihn vielleicht beim Zimmerservice bestellten, und sich dann auf ihre Balkone setzten und den Schimmer der Sonne auf dem blauen Wasser in der sanften Brise der Insel genossen. Für sie war es ein Paradies, ein Entkommen aus dem stressigen Alltags ihres normalen Lebens.

Sie beneidete das.

Sie musste hingegen ihren Wagen den leeren Flur entlang karren, nur das leise Drehen der Räder auf dem Teppich als Begleiter.

Als sie ihr Ziel erreicht hatte, hielt Rosie inne, holte tief Luft, um sich auf den schrecklichsten Gast vorzubereiten, der ihr in den zwölf Jahren, die sie schon in dem Resort arbeitete, untergekommen war. Sie musste nur anklopfen, ein Lächeln auflegen und die noch warmen Handtücher direkt ins Badezimmer legen. Danach würde sie in die Lounge zurückkehren um darauf zu warten, dass ihr eigentlicher Tag anfing.

Sie musste es einfach nur machen.

Rosie hob ihre Hand und klopfte so leise wie nur möglich an die Tür.

„Zimmerservice", kündigte sie an, als ob irgendjemand anderes die Tür eines Gastes zu dieser morgendlichen Stunde aufsuchen würde.

Sie wartete, um nicht übereifrig zu erscheinen. Obwohl es typisch für diesen Gast war, direkt an der Tür mit einem ungeduldig klopfenden Fuß zu warten, könnte sie wohl auch noch im Bett oder auf der Toilette sein.

Als keine Antwort kam, klopfte sie noch einmal und fügte hinzu: „Miss Murphy, hier ist der Zimmerservice mit ihren Handtüchern."

Wieder gab es keine Anzeichen, dass Susan Murphy durch ihre Suite stolzierte um die Tür zu öffnen. Rosie wartete noch einen Augenblick, fischte dann den Generalschlüssel aus ihrer Tasche und benutzte ihn, um Zutritt zu dem Zimmer zu bekommen.

„Miss Murphy", rief sie nochmal, bemerkte die zugezogenen Vorhänge, das warme Licht der Lampe neben der bequemen Chaise, das restliche Essen einer Bestellung beim Zimmerservice. „Ich habe Ihre Handtücher mitgebracht."

Sie nahm die besagten Handtücher und machte sich auf den Weg zum Badezimmer. Wenn Miss Murphy kurz das Zimmer verlassen hatte, würde sie die Handtücher einfach ablegen und es wäre erledigt. Das wäre dann die beste Unterhaltung mit der Frau gewesen, die Rosie je gehabt hatte.

Die dicke Holztür des Badezimmers war zugezogen worden, was Rosie veranlasste, leicht anzuklopfen. Das letzte, was sie brauchen konnte, war eine Beschwerde wegen eines sexuellen Übergriffes, weil sie den schrecklichsten Gast der Welt im Badezimmer überrascht hatte. Als keine Antwort zu hören war, schob sie die Tür in ihren Schienen zur Seite, um ihre Aufgabe zu erledigen und zu gehen.

Die rote Lache ließ sie stehen bleiben.

Rosie hatte schon viele, viele Dinge während ihrer Zeit als Zimmermädchen im Hanalei Winds Resort gesehen – Erbrochenes, Fäkalien, selbst ohnmächtige Party-Gänger – aber noch nie… nie, das.

Noch nie den zusammengefallenen toten Körper einer ihrer Gäste. Und sie musste tot sein; Susan Murphys Augen waren offen, starrten sie an, jedoch ohne Reaktion.

Rosies Arme, welche die Handtücher hielten, wurden weich und das weiße Frottee fiel auf den Boden, das – Gott sei Dank – Blut nur knapp verfehlend. Sie trat einen Schritt zurück, eckte dabei an der Schiebetür an.

Und sie schrie.


„Ups", murmelte Castle mit einem Bissen Guave im Mund. Saft tropfte von dem Stück zwischen seinen Fingern und hinterließ eine Spur auf seinem Handgelenk und seinem Arm. Er lachte leise in sich hinein. „Ich mach' hier eine kleine Sauerei."

Neben ihm wurde aus Kates leisem Schnauben ein regelrechtes Kichern als er sich drehte und wandte um den Saft abzulecken, bevor er auf dem Bettlaken landete. Nachdem sie ihm einen Moment bei seinen Anstrengungen beobachtet hatte, reichte seine Frau ihm eine Serviette und konfiszierte im Gegenzug das Stück Frucht. Diebin.

„Hey", empörte er sich spielerisch, stieß sie unter der Decke mit seinem Knie an. „Wir haben einen ganzen Teller voller frischer, reifer Früchte und du stiehlst meine?"

Beckett grinste, leckte den Rest des Guavennektars von ihren Fingern – was sein Herz gegen seine Rippen schlagen ließ – und holte ein weiteres Stück Frucht von dem Teller, den sie auf ihrem Bauch abgestellt hatten. Erholung stand ihr gut; in den letzten zwölf Tagen hatten sie Sand, Sonne und schönes Wetter genossen. Er wusste, dass sie es hasste, den Urlaub ‚Baby-Reise' zu nennen, obwohl es mehr als die Wahrheit war. Die Reise war ein Hochzeitstagsgeschenk gewesen, sowohl eine Gelegenheit für beide zum Runterkommen nach einer stressigen Weihnachtszeit, als auch Zeit miteinander zu verbringen bevor ihre Tochter geboren wurde.

Jetzt waren nur noch ein paar Tage hier geplant, und Castle musste sich selbst auf die Schulter klopfen; es war das perfekte Geschenk für die beiden gewesen. Anstatt den frühmorgendlichen Mordermittlungen machten sie frühmorgendliche Spaziergänge am Strand – wenn sie nicht ausschliefen und den Tag anderweitig begrüßten. Anstatt hinter einem Schreibtisch mit Papierkram zu sitzen, saßen sie am Pool und vertieften sich in lang vernachlässigte Bücher. Er fühlte sich ausgeruht und zufrieden, und dieses Leuchten der Haut seiner Frau und das leichte Lächeln auf ihren Lippen sagten ihm, dass es Kate genauso ging.

„Vielleicht mag ich es einfach lieber, wenn es von dir kommt", stichelte Beckett, holte ihn von seinen beglückwünschenden Gedanken zurück um einen weiteren Fruchtschnitz unter seine Nase zu halten. Mango dieses Mal.

Er umklammerte ihr Handgelenk, nahm ihr Angebot an und ließ sich den süßen Geschmack auf der Zunge zergehen. Er streckte seine Zunge heraus, leckte die Überbleibsel der süßen Köstlichkeit von ihren Fingerspitzen. Sie hatte Recht; es schmeckte besser so.

Ihr Mund landete auf seinem, stahl seine Zustimmung von seinen Lippen. „Lass uns einen Spaziergang machen, wenn wir fertig sind mit essen. Sie macht wieder Saltos; vielleicht wird sie das beruhigen."

Castle nickte, stellte den Teller auf die Seite um seine Hand auf die Wölbung von Kates Bauch zu legen. Ihre Tochter stemmte sich gegen seine Hand, drückte einen Fuß oder eine kleine Faust in die Bauchdecke ihrer Mutter.

„Ja, wir wissen, dass du da bist. Benutz deine Mama aber bitte nicht als Boxsack."

Kate gluckste, lehnte eine Wange an seine Schulter. „Das ist schon ok. Irgendwann wird sie ruhiger, und es ist schön zu spüren, wie sie herumturnt. Nicht immer angenehm, aber schön."

Ihre Hand umschloss seine, ihre Finger fanden Platz zwischen seinen, hielten ihn so fest, als sie erneut nach dem Essen griff. Rick summte voller Zufriedenheit. Er bot seiner Frau die Früchte an oder nahm selber welche, bis der Teller leer war.

Fast eine Stunde später schafften sie es endlich aus ihrer Suite, damit sie im Resort herumschlendern konnten. Ihr Gang war alles andere als schnell und aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Beckett ihre Sonnenbrille zurechtrückte und ihre Hand sich in seine Ellenbogenbeuge legte. Sie näherten sich einer Menschenansammlung auf der anderen Seite der Anlage.

Er spielte mit dem Gedanken auch anzuhalten und einer der Gaffer zu werden, aber Kate zog leicht an seinem Arm und deutete auf einen anderen Weg.

„Wasserfall", murmelte sie, auf den Horizont blickend.

Castle nickte, gab der Menschenmenge aber noch einen Blick über seine Schulter.

Es war wahrscheinlich nichts, ein Gast, der ein bisschen zu viel Entspannung genossen hatte oder so, aber vielleicht würden sie auf dem Rückweg schauen, was los war.

Neugierig oder nicht, er hatte keine Schwierigkeiten, seine Aufmerksamkeit wieder auf die wunderschöne Frau an seiner Seite zu richten. Sie zog ihre Sandalen mithilfe ihrer Zehen aus und trat vorsichtig in ein seichtes Becken, das einen der Wasserfälle in dem Resort umgab. Sie wählte den versteckteren der beiden und er konnte es ihr nicht verübeln; der andere war gleichzeitig ein Wunschbrunnen zu bestimmten Zeiten. Dieser schien nur für die beiden allein da zu sein. Er schoss ein Foto von ihr: das Gesicht zum Himmel gerichtet, Handfläche auf ihrem Bauch. Rick gesellte sich zu ihr, wackelte mit seinen Zehen in dem losen Untergrund unter seinen Füßen.

„Ich habe fast Mitleid mit den Jungs in New York", murmelte sie mit einem leichten Lächeln. „Alexis sagte, es schneie wieder, als sie gestern Abend anrief."

Er gluckste: „Mach dir nichts draus, ich würde sagen, wir haben das hier mehr als verdient."

Ihre Finger glitten einmal über ihren Bauch bevor sie einen Schritt in Richtung Wasserfall ging. „Jap, das denke ich auch."

Seltsamerweise war die Menschenmenge immer noch da als sie von ihrem Spaziergang zurückkehrten und machte es schwierig, vorbei zu gehen. Er deutete Beckett an, vorzugehen und trödelte selbst vorbei, damit er hören konnte, was denn los war.

Ich habe gehört, dass sie betrunken war und ihren Kopf angestoßen hat", sagte eine Stimme, was ihn aufhorchen ließ, als sie durch das Gewusel liefen.

Ricks Lippen kräuselten sich; das hatte er auch schon erlebt. Fünf Stiche und eine ordentliche Portion an Scham später, entschuldigte er sich beim Manager des Beverly Hills Hotels und war bedacht, dort nie mehr ein Zimmer zu buchen.

Naja, ich habe aufgeschnappt, sie soll sich umgebracht haben", gab eine zweite Stimme an und klang dabei viel zu selbstgefällig.

Moment, eine Frau war tot?

Das ließ auch Beckett langsamer werden.

Castle versuchte unauffällig den Kopf zu drehen, um einen Blick auf die Sprecherin zu erhaschen. Er konnte nicht sagen, welche der Frauen gesprochen hatte, aber sein Instinkt sagte ihm, dass definitiv etwas nicht stimmte.

„Beckett", fing er an, wartete bis sie zu ihm zurückschaute. „Ich denke-"

„Mr. Castle? Miss Beckett?"

Nach fast zwei Wochen, in denen sie überall ‚Die Castles' oder ‚Mr. und Mrs. Castle' waren, fühlte es sich komisch an, Becketts Nachnamen von jemand anderem als von ihm zu hören. Sie drehten sich um und sahen einen hageren Mann in Resort-Uniform auf sie zukommen. Selbst von weitem konnte Castle erkennen, dass er verheerend aussah; seine Frisur war unordentlich und sein Unterkiefer angespannt.

Der Mann kam vor ihnen zum Stehen, sprach trotz seiner Nähe etwas leiser. „Mr. Castle, Miss Beckett, wir haben da ein kleines Problem."

Castle und seine Frau sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das haben wir bemerkt, ja."

Der andere Mann atmete stoßartig aus. „Ja, es ist wohl nicht zu übersehen, oder?"

Beckett schaute die Menschenmenge streng an. „Das kann man so sagen. Darf ich fragen, was los ist?"

„Oh, das ist etwas kompliziert. Und es tut mir leid, Sie darum zu bitten, aber wir könnten Ihre Hilfe brauchen."