Ein leises Flüstern, gerade laut genug um es zu hören wurde durch den Wind zu ihm getragen. Es war kühl, fast schon kalt, zumindest wenn man bedachte das es erst Mitte September war. Nachts war es sowieso merklich kühler, wobei er nicht sagen konnte ob es an ihm lag, da er immer fror, von innen heraus. Sein Blick war auf den See gerichtet, in dessen schwarzem Wasser sich die Sterne spiegelten und der Mond. Der Mond.

Flashback

"Weißt du Sev,ich glaube nicht das man in den Himmel kommt wenn man stirbt."

"Nicht? Wohin denn dann?"

"Man wird zu einem Stern, zu einem dieser wunderschönen, glänzenden Sterne, und die Menschen die uns lieben können uns sehen und sich an uns erinnern."

"Das klingt schön. Aber was ist mit dem Mond?"

"Der Mond ist eine Sammlung von Seelen, die auf der Erde verloren waren und so zusammen gefunden haben."

Severus schluckte hart. Damals waren sie in der dritten Klasse gewesen und hatten sich Nachts zum See geschlichen. Er konnte sich ganz genau an den ernsten Ausdruck in den wunderschönen grünen Augen erinnern, an die leichte Brise die durch ihr feines, rotes Haar gefahren war und das seelige Lächeln auf dem anbetungswürdigen Gesicht.

Tränen brannten in den tiefschwarzen Augen doch er blinzelte sie weg und folgte langsam dem leisen Flüstern, immer tiefer in die Nacht hinein, die Nacht, sein einziger Gefährte. Er kannte das Flüstern, er hatte es schon so oft gehört das er nicht in der Lage war es zu zählen und er wusste wohin es ihn führen würde. Dumbledore hatte ihm immer davon abgeraten Nacht für Nacht das Schloss zu verlassen, nur um einer Stimmt zu folgen, die zu niemandem zu gehören schien. Fast flehend hatten die blauen des Schulleiters ausgesehen, er hatte immer wieder beteuert das die Stimme nichts Gutes verheisen würde, das sie Severus´ Verderben bringen würde, doch der Tränkemeister hatte nur verächtlich geschnaubt und war gegangen.

Und auch diese Nacht lief er den schmalen Pfad entlang, der ihn zu einer kleinen, abgeschotteten Lichtung am Ufer des Sees bringen würde, zu DER Lichtung. Wie oft waren sie hier gesessen, hatten über die Lehrer gelästert, Hausaufgaben gemacht oder über das Leben sinniert.

Mit einem wehen Gefühl in der Brust setzte sich Severus in das Gras und starrte in die Ferne. Unbewusste riss er kleine Grashalme aus, so wie er immer getan hatte wenn Lily ihm eine Geschichte erzählt hatte. Das konnte sie immer gut, Geschichten erzählen. Einen Moment lang hatte Severus das Bedürfnis einen Schrei auszustoßen um das beengende Gefühl in seinem Herz loszuwerden, doch das hatte schon so oft versucht, das er wusste es würde nichts bringen. Erneut drang das leise Flüstern an sein Ohr, es rief nach ihm, immer drängender. Wie im Rausch stand der Professor auf und lief auf den See zu, kam dem schwarzen Wasser immer näher, bis es sich schon an den Spitzen seiner schwarzen Schuhe brach. Fast automatisch nestelte er an seiner Robe, öffnete Knopf für Knopf und verfluchte sich innerlich dafür, das er nicht einfach nur ein Hemd angezogen hatte. Mit zitternden Händen schälte er sich aus der ersten Stoffschicht, entledigte sich auch der zweiten und stieg aus seiner Hose und seinen Schuhen.

Die kalte Luft strich über die nackte des Haut des Tränkemeisters und verursachte eine Gänsehaut, aber ungerührt warf er seine Sachen zur Seite und machte einen Schritt in den See. Erschrocken holte er tief Luft und biss die Zähne zusammen. Das Wasser war kalt, so kalt das er nach ein paar Schritten bereits seine Beine nicht mehr fühlen konnte. Mittlerweile stand er bis zur Hüfte im Wasser und er wusste das er es diesmal schaffen würde. Die Kälte ging ihm bis ins Mark und er vernahm erneut das Flüstern, ehe alles schwarz um ihn wurde:

"Komm zu mir Sev, ich warte auf dich."