Ich schritt durch die zerstörten Straßen Midgars, ließ den Blick schweifen. Vor kurzer Zeit hatte hier ein Monster gewütet, heraufbeschworen von drei weißhaarigen Kerlen, die sich für die Reinkarnation Sephirots hielten. Zumindest hatte das einer getan. Die anderen zwei waren nur Adjutanten, während er ein Alpha war. Das Erscheinen Sephirots hatte eine mir unerklärliche Kettenreaktion ausgelöst und nun stand ich wieder auf der Welt der Lebenden. Ich war tot gewesen, oder zumindest dachte ich das. Fragen beschäftigten mich: Warum war ich zurück? Was sollte getan werden? Und zu guter Letzt, wie kam ich wieder zurück dahin wo ich hergekommen war? Fragen, auf die ich bis auf weiteres keine Antwort hatte. Ein paar Passanten liefen über den Platz, als hätten sie Angst vor etwas, was wiederkommen könnte. Aber das Biest war schon längst tot. Ich schritt an den Rand des Kraters, den das Ungetüm in die Erde gerissen hatte, und schaute hinunter. Ein Hohlraum. Ich machte einen Schritt vorwärts, mein langes, blondes Haar flog nach oben, genau wie das Leder meines Umhangs. Unten landete ich lautlos auf einem Fuß und einem Knie, der Umhang raschelte, als er sich wieder zu Boden senkte. Ich stand auf und schritt in die Dunkelheit, in der ich Schemen erkannte. Ein Labor, eine Glassäule. Natürlich war Jenova nicht mehr hier, wie auch? Shinra hatte sie schon vor Kadajs Auftauchen woanders untergebracht. Ich legte eine Hand an das dicke Glas und spürte, wie das kalte Glas mir ein wenig meiner Körperwärme stehlen wollte. Ich schüttelte den Kopf und ließ die behandschuhte Hand wieder sinken. Dann wandte ich mich zum Gehen, doch weit kam ich nicht: Der etwas längere Lauf einer Pistole setzte sich direkt auf mein Brustbein, das dank des weiten Ausschnitts offen war. Ein ziemlich zwielichtiger Typ, er sah aus wie ein harmloser Wegelagerer, schaute breit grinsend auf mich, beziehungsweise den offenen Ausschnitt, hinunter. Der Pistolenlauf glitt nach unten, schob das schwarze Leder meiner Kleidung beiseite. Der Ganove schien auf etwas zu warten, doch ich schaute ihn nur kalt an, das Kinn gehoben. „Hallo Süße…!", grinste er. Ich hob nur eine Augenbraue. Also, wenn ich etwas hasste, dann ‚süß' zu sein. Mit einer schnellen Bewegung rammte ich ihm das Knie in den Unterleib, dann kam ein Schlag mit dem Ellenbogen in seinen Nacken. Er sackte zusammen. Ich fuhr herum, als eine ruhige Stimme neben meinem Ohr sagte: „Und ich dachte schon ich müsste eingreifen." Ich hielt ihm ein kleines, schmales Messer aus meinem Ärmel an die Kehle, die Nerven zum Zerreißen gespannt. Der rothaarige Mann hob leicht grinsend die Hände, als wollte er damit sagen er habe nichts getan. Ich entspannte mich ein wenig, ließ es mir aber nicht anmerken. „Wer bist du und was willst du von mir?", fauchte ich. Der Rotschopf blieb ruhig und meinte gelassen: „Das Gleiche könnte ich dich fragen." Ich starrte ihn ausdruckslos an. Dann weiteten sich meine Augen einen Moment, als ich ein Geräusch hinter mir vernahm. Doch zu spät, ein harter Schlag traf mich auf den Hinterkopf, ich sackte mit einem Stöhnen zusammen, entglitt in die Schwärze einer Bewusstlosigkeit.