Zusammenfassung: Luke Skywalker ist verschollen und in großer Not. Seine Freunde müssen mit Anakin Skywalker zusammenarbeiten um ihn zu retten, welcher zunehmend den Versuchungen der dunklen Seite widerstehen muss.
PrologDie Familie stieg aus dem Landgleiter aus und betrachtete die Umgebung. Die Sonne leuchtete hell am Himmel, was die paar Sturmtruppler in unmittelbarer Nähe der schneeweißen Lambda-Fähre nicht zu kümmern schien. Nervöse Mütter und Väter wuselten in der Nähe ihres Nachwuchses herum. Sie machten sich allesamt Sorgen, da ihre Sprösslinge eine anstrengende Ausbildung und einen gefährlichen Dienst in der Armee des Imperiums vor sich hatten.
Ein Mann in Uniform stand auch in der Nähe, sich ein wenig gelangweilt in der Gegend umsehend. Als Korton Cavella auf ihn zukam, salutierte er allerdings sofort, obwohl dieser nur Zivil trug.
„Sir."
„Machen Sie sich keine Umstände, Sergeant. Ich bin nur hier, um meinen Sohn zu verabschieden. Ich habe ihn nie zu etwas gezwungen, aber er wollte trotzdem unbedingt dem Imperium dienen, so wie sein alter Herr."
„Dann können Sie stolz auf ihn sein, Sir."
Korton nickte zögerlich. „Ja, stolz, genau. Wenn ich nicht so einen Bammel hätte, dass ihm etwas zustößt."
„Das ist völlig normal, Sir. Ich denke nicht, dass viel Grund zur Besorgnis besteht. Diese Rebellen-Terroristen werden bald zerschlagen sein und sobald das der Fall ist, wird die Galaxis auch wieder für unsereins sicher sein."
Der General hob eine Augenbraue. Er konnte der Einschätzung des Sergeanten, dass die Rebellen-Terroristen keine Gefahr darstellten, nicht so Recht zustimmen. Noch viel Blut musste vergossen werden, bevor dieser Konflikt endlich enden konnte.
„Nun. Jetzt sollte ich aber wirklich meine Frau davon abhalten, Dalk zu erdrücken. Auf Wiedersehen, Sergeant."
„Auf Wiedersehen, Sir!"
Korton wandte sich ab und erblickte sogleich seine Frau, die ihren Sohnemann drückte und mit Küsschen überhäufte. Er trat näher.
Als er ankam, warnte Elrika gerade ihren Sohn: „Wenn sie dich am Boden stationieren, darfst du ja nicht vergessen, dich sofort gegen alle lokalen Krankheiten impfen zu lassen. Ich habe schon von Vielen gehört, die auf einer fremden Welt während ihres Dienstes sterbenskrank wurden."
Dalk seufzte. „Ja, Mama. Wofür hast du mir denn sonst diese Liste geschrieben?" Er hielt ein Datapad hoch. „Genug Tipps für tausend Jahre Dienst", murmelte er ein wenig geringschätzig.
Korton lächelte amüsiert. Seine Frau war manchmal eine echte Nervensäge. Allerdings wusste er, dass dahinter nur aufrichtige Liebe stand. Deswegen nahm Korton es ihr auch nicht im Geringsten übel.
Er verstand aber durchaus, dass sein Sohn ungeduldig war von hier fortzukommen.
„Und du wirst dich auch nie auf eine Schlägerei einlassen, okay? Ich weiß ja, wie das ist. Zuerst gibt es nur eine harmlose Balgerei und dann zieht jemand plötzlich ein Vibromesser."
Der junge Bursche schien sich auf einmal nicht mehr wohl in seiner Haut zu fühlen. „Nein, ganz sicher nicht", versicherte er geflissentlich.
„Immerhin hatten wir so ein Problem ja schon einmal. Was war vor einem halben Jahr, wo du mit einem Drogensüchtigen in eine Rauferei verwickelt warst?"
„Daraus habe ich gelernt", argumentierte Dalk. „Wird nie wieder vorkommen", versprach er.
„Sehr gut."
Korton stapfte näher und umarmte seinen Sohn. „Ich bin mir sicher, dass er es schafft", beruhigte er seine Frau. „Ich bin doch schließlich bisher auch jedes Mal zurückgekommen. Natürlich gibt es ein Risiko, aber so ist das Leben nun mal." Korton schwieg sich darüber aus, dass es im Krieg auch sehr oft nur auf das Glück ankam. Manchmal schaffte man es sogar mit den größten Fertigkeiten nicht, sich vor dem Tod zu retten. Oder es wurde von einem verlangt, den Märtyrer zu spielen. Doch es hätte keinen Sinn das auszusprechen, was seiner Frau insgeheim ohnehin im Kopf spukte.
„Ja, ich bin nur immer so dumm", schalt sich Elrika selbst. „Ich kann es einfach nicht lassen zu nörgeln."
Korton drückte ihr liebevoll einen Kuss auf die Wange. „Das ist okay", versicherte er. Dann legte er Dalk freundlich eine Hand auf die Schulter. „Worauf wartest du, Kamerad? Auf geht's."
Dalk umklammerte noch ein letztes Mal seine Mutter, um dann mit selbstsicherem Gesichtsausdruck Richtung Shuttle zu gehen. Für sein Alter sah er bereits relativ erwachsen aus. Seine kurze, braune Wuschelfrisur stand in alle Richtungen ab.
Korton und Elrika blickten ihrem Sohn hinterher, während dieser seinem Schicksal entgegen ging. Elrika fasste die Hand ihres Mannes und kniff sie.
„Bald wirst du auch abreisen. Dann werde ich ganz alleine sein."
„Tja. Das Imperium braucht mich leider. Ich hätte auch gerne mehr Ausgang. Aber schließlich können wir ja jeden Tag per Hologramm kommunizieren. Und unsere Freunde heißen dich sicher auch herzlich willkommen."
„Das stimmt. Ich möchte euch auch gar nicht zur Last fallen."
Sie beobachteten die Rekruten, die sich artig in Reihen aufstellten. Es musste zunächst gecheckt werden, ob tatsächlich jeder da war. Der Sergeant spazierte von Reihe zu Reihe und hakte alle Namen ab. Doch schon nach kurzer Zeit endete diese Prozedur.
So wie die meisten anderen Rekruten wandte sich auch Dalk noch einmal ab und winkte seinen Eltern zu. Ja, auf Kuat neigten die Eltern dazu ihre Kinder zu bevormunden. Für viele stellte dieser Schritt das erste Kapitel eines eigenständigen Lebens dar.
Danach schrie sich der Sergeant fast die Lunge aus dem Leib, um die eigenwilligen Sprösslinge zum Aufbruch zu zwingen.
Elrika lächelte ein wenig schmerzvoll, während sich das schneeweiße Transportmittel elegant in die Lüfte erhob. Nachdenklich folgten ihre Augen der Flugbahn, obgleich nach ein paar Sekunden schon nichts mehr vom Shuttle zu sehen war. Irgendwo hinter diesem Himmel und diesen Wolken befand sich ihr Sohn.
Gemeinsam mit ihrem Mann bestieg sie den Landgleiter und ließ sich gedankenverloren nach Hause kutschieren.
MonsterEin kleiner Stich war alles, dass Luke im ersten Moment wahrnahm. Sein Zeitgefühl verriet ihm, dass er doch einige Zeit in der Dunkelheit der Bewusstlosigkeit verbracht hatte. Nach ein paar Herzschlägen gelangte das Gegengift in alle Arterien des jungen Mannes, und langsam aber sicher kam Luke zu seinen vollen Sinnen. Er öffnete vorsichtig die Augen.
Er saß zusammengekauert in einem ungemütlichen, schwarzen Metallsessel. Anscheinend befand er sich in einer Art Leseraum, die Einrichtung war luxuriös und geschmackvoll. In einer Ecke stand eine wunderschöne Glasfaserskulptur, die Grün- und Rottöne erweckten den Eindruck, dass es sich in Wirklichkeit um eine kostbare Pflanze handelte.
Ihm gegenüber saß eine Frau mittleren Alters aufrecht in einem Ledersessel. Ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, war sie eher von mittelmäßiger Schönheit und ein kleines bisschen füllig. Ihre perfekt geschwungenen großen Lippen lächelten nicht, ebenso wenig wie ihre toten, leeren Augen.
„Nun treffen wir uns endlich", sagte sie mit einer eleganten, sanften Altstimme, die dennoch gefühllos und monoton wirkte.
Luke wusste nicht recht, wie er reagieren sollte, war er doch gewaltsam hier hingebracht worden. In dem Zimmer einer reichen Dame zu sitzen statt in einer Zelle war schlichtweg überraschend.
„Hallo. Warum genau haben Sie mich hierher bringen lassen?"
„Mein Name ist Elrika und ich wollte den Mann kennen lernen, der mir meinen Ehemann und Sohn nahm", antwortete sie geduldig.
Oh, oh.
Plötzlich schien die Frau einen Hauch der Gefahr auszuströmen, den Luke vorher nicht wahrnehmen konnte. Eigentlich hatte sich Luke bisher nur in der Gegenwart von Sith Lords derart bedroht gefühlt. Er entschied sich dafür, vorsichtig zu sein.
„Es tut mir leid, aber mir ist nicht ganz klar, was sie meinen", versuchte er es so diplomatisch wie möglich.
Elrika nickte leicht und beinahe verständnisvoll.
„Mein Sohn war als TIE Pilot auf dem Todesstern stationiert. Er war immer so ein kluger Kopf..." Ihre Stimme verebbte leicht, als sie sich in ihren Erinnerungen verlor. Eine Frau, die völlig in ihrer Vergangenheit lebte. „Er trat der imperialen Akademie bei, weil er etwas besonderes mit seinem Leben machen wollte. Er dachte, dass er in der imperialen Flotte dazu beitragen könnte der Galaxis Ruhe und Frieden zu bringen."
Luke versuchte es sich auf seinem Stuhl gemütlich zu machen, aber irgendwie war ihm im Moment gar keine Position bequem. Währenddessen kämpfte er gegen seine aufkeimende Nervosität an, und schaffte es auch dank seinem Jedi Training schließlich.
Sie fuhr fort: „Mein Mann war ein Anführer imperialen Truppen, ein hochdekorierter General. Bis die Rebellen angriffen. Er hat bis zum Ende Widerstand geleistet, aber dann traf ihn Ihr Laserschwert." Sie machte eine kurze Pause. „Und deswegen ist meine ganze Familie jetzt tot."
Luke beschloss zu argumentieren: „Rache wird sie nicht wieder zurückbringen, Ihr Schmerz wird bleiben."
Sie trommelte mit langen, großen Fingern auf die Lehne ihres Sessels. Kurz schien es Luke, als würde verzweifelte Hilflosigkeit in ihren Augen aufflackern, aber der Eindruck verflog bereits nach kürzester Zeit.
„Sie haben Recht, der Schmerz wird nicht vergehen. Aber meinem Leben fehlt jetzt jeder Sinn außer der Rache, ich habe nichts mehr. Sie haben mich zerstört, Luke Skywalker. Und nun werde ich dafür sorgen, dass Sie ebenfalls zerstört werden."
Luke dachte hastig darüber nach, wie er die Frau beruhigen könnte, ihren Schmerz stillen. Doch ihm fiel nichts ein. Nichts, außer Plattitüden.
„Ihre Verlust tut mir sehr leid und ich wünschte, es hätte in diesem Krieg nicht so viele Opfer gegeben. Aber ich habe alles im Namen einer gerechten Sache getan."
„Gerechtigkeit bedeutet mir nichts mehr." Sie flüsterte, scheinbar halb zu sich selbst: „Es gibt keine Gerechtigkeit."
Als Luke sie ansah, wusste er, dass keine Logik, die er aufbringen konnte, jemals einen Effekt auf diese Frau haben würde. Ihre Augen waren so kalt wie das Vakuum des Alls und er spürte, dass in ihnen niemals das Licht der Gnade leuchten würde.
Sie kontaktierte ihre Wachen über ein kleines Funkgerät am Handgelenkt: „Führt ihn in die Folterkammer und beginnt mit den Vorbereitungen."
Leia war nicht ganz klar, warum sie das tat. Bei Lord Vader handelte es sich um eine Abscheulichkeit, ein Monster der grauenhaftesten Sorte. Und dennoch zog es sie in seine Richtung.
Du bist dumm, Schwester.
Ja, etwas in ihrem Unterbewusstsein trieb sie an, da war ein Drang hinzugehen, zu den ungeahnten Schrecken. Ihm in die Augen zu sehen, die Abgründe in ihrer ganzen Entsetzlichkeit zu erforschen. Sie brauchte nur die richtigen Fragen zu stellen.
Aber es war falsch, davon fasziniert zu sein. Das sagte ihr ihre gute Erziehung. Immerhin war sie eine rechtschaffene Frau mit grundsoliden moralischen Werten. Und solche Leute interessierten sich schließlich nicht für das Böse.
Warum tue ich es dann?
Weil er dein Vater ist und weil er einst ebenso rechtschaffen war wie du.
Sie öffnete entschlossen die Türe und betrat den Raum mit tapferer und feindseliger Miene. Anakin saß im Schneidersitz auf dem Boden, seine behandschuhten Hände lässig auf den Knien lagernd. Wahrscheinlich befand er sich wieder in dieser Heiltrance.
Er fragte ohne Umschweife mit kräftiger Stimme: „Wurde Swinder gefunden?"
„Nein, und ich bin auch nicht hier, um über die Nachforschungen zu sprechen."
Warum bin ich eigentlich hier?
„Wie gesagt, ich bin bereit Reparaturen an C3PO vorzunehmen."
Leia schüttelte den Kopf. „R2-D2 bemüht sich, er wird es bald geschafft haben. Außerdem wollen wir Ihnen keine Chance geben, 3PO zu Ihrem Spion zu verwandeln."
Sie wollte nicht, dass Anakin sich um den Droiden kümmerte. Vielleicht verwandelte er dann C3PO in eine wandelnde Wanze, oder noch schlimmer. Und der Droide war ihr inzwischen irgendwie ans Herz gewachsen.
„Sie sagten, Sie wären nicht wegen den Nachforschungen hier?"
Anakin hob den maskierten Kopf, um ihr direkt in die Augen zu blicken.
„Ich verstehe noch immer nicht, was Luke an Ihnen fand", erklärte sie. „Aber ich möchte es herausfinden."
Anakin zögerte ein wenig. „Er fand einen Rest von Gefühl. Außerdem ist es bei seiner Herkunft wahrscheinlich, dass er sich nach einem Vater sehnte."
Leia wirkte etwas beunruhigt. „Ja, das stimmt. Er hat oft von seinem Vater, dem berühmten Anakin Skywalker, geredet. Onkel Owen und er, die haben wohl noch nie so recht zusammengepasst."
Anakin machte eine Geste mit seiner neuen Hand, bei der er eine behandschuhte Handfläche präsentierte.
„Er ist seinem Herz gefolgt, Prinzessin. In seinem Fall war das die richtige Entscheidung." Man konnte Anakins Andeutung deutlich heraushören, nämlich jene, dass es nicht immer die richtige Entscheidung war dem eigenen Herz zu folgen.
„Denken Sie, dass Sie dieses Vertrauen verdienen?" Leias Blick war skeptisch.
„Ich bin mir nicht sicher." Anakins Maske senkte sich betrübt ein paar Zentimeter. „Er ist im Moment der einzige Anker, der mich auf der hellen Seite hält. Das ist gefährlich."
Leia schwieg. Es wurde ihr klar, dass dieser Mann mehr Zeit benötigte, Zeit um sich selbst zu stabilisieren und sich neue Ideale zu suchen. Aber er hatte diese Zeit nicht, weil Luke verschwunden war. Wahrscheinlich artete das Ganze in einem Desaster aus.
„Ich werde Sie darauf aufmerksam machen, wenn etwas nicht in Ordnung ist", versprach Leia. Und sie meinte es auch so.
„Ja", sagte der ehemalige Sith Lord, anstatt sich zu bedanken. „Und wie stehen wir zueinander? Immerhin sind Sie meine Tochter."
Leia verschränkte ihre Arme. „In Fleisch und Blut vielleicht, aber im Gegensatz zu Ihnen war Bail Organa für mich da."
„Ich wäre für Sie da gewesen", erwiderte er mit einem Unterton tiefsten Leids.
Leia schalt sich selbst stark zu sein, aber irgendwie traf sie das doch und erzeugte einen Hauch von Sympathie in ihrem Herzen.
Hör auf, er manipuliert dich doch!
„Sie scheinen für ihr eigen Fleisch und Blut zu empfinden, aber wie sieht es mit dem Rest der Galaxis aus? Was, wenn Luke nicht Ihr Sohn gewesen wäre? Wenn hier draußen Leute sterben, bedeutet Ihnen das überhaupt etwas? Sehen Sie, dass ist mein größtes Problem mit Ihrer sogenannten Bekehrung."
Anakin dachte an die Ganoven zurück, die ihn im Lambda Shuttle angegriffen hatten. Jene, die er getötet hatte, hatten sie ihm wirklich leid getan? War da auch nur der kleinste Hauch von Mitgefühl gewesen?
Nein, beantwortete er sich die Frage selbst. Die Überlebenden hatte er ebenfalls nur entkommen lassen, weil sein Verstand ihm sagte, dass es das „Richtige" war.
„Nun?", bohrte Leia weiter.
„Nein. Ich ... muss es wieder erlernen", gestand er unsicher.
„Das habe ich mir gedacht." Sie betrachtete das Monster. Es war nicht das Äußere, das so abstoßend war, auch wenn es nicht gerade schön aussah. Es war die Tatsache, dass es freiwillig seine eigene Seele zerfetzt hatte und in einen Abgrund der reinen Niederträchtigkeit gesprungen war.
„Ich werde versuchen von Ihnen zu lernen", versprach er ernst.
„Das ist zumindest etwas." Leia fühlte sich plötzlich von einer Traurigkeit überwältigt, die sie nicht so recht verstehen konnte. Sie verließ die finstere Kreatur so schnell es ging.
Luke spürte die Blaster in seinem Rücken. Selbst mit der Macht würde es nicht so einfach sein sich zu befreien. Er war hier alleine in einer Art Palast, der mit allen Raffinessen der Sicherheitstechnik ausgestattet zu sein schien. So gab es beispielsweise überall Kameras und auch dicke Sicherheitstüren aus Durastahl.
Ich muss auf die richtige Gelegenheit warten. Wenn ich doch nur wüsste, auf welchem Planeten ich bin!
Luke hatte da ein paar Ahnungen. Es machte den Eindruck, als wäre seine Feindin Teil einer Militärdynastie. Wahrscheinlich war es schon lange Familientradition, in der Armee der alten Republik und später dann in der imperialen Armee zu dienen. Er befand sich also vermutlich auf einem Planeten, wo viele dieser betuchten Clans hausten, so wie beispielsweise Byss oder Coruscant.
Eine dicke Durastahltüre öffnete sich und erlaubte einen Blick in einen grell beleuchteten, sterilen Raum. Luke wurde hineingestoßen. Als er die Apparaturen sah, rann ihm ein Schauer über den Rücken. Es war der Folterraum, daran bestand kein Zweifel. Ohne Umschweife wurde Luke an einer Art Sessel befestigt. Luke rüttelte probeweise an seinen Fesseln. Mit bloßer Körperkraft waren sie nicht zu sprengen, mit der Macht jedoch konnte er es schaffen. Wenn da nicht die Wachen wären, die immer noch die Mündungen ihrer Blaster auf ihn richteten.
Ein hagerer, gutaussehender Mann betrat den Raum. Er trug modische Kleidung, aber seine Bewegungen waren militärisch präzise und professionell. Luke fühlte, dass dies sein Folterknecht sein würde. Ein Mann, ausgebildet Informationen zu entlocken und Leute zu brechen. Der Folterknecht ging sogleich zu einem Kontrollpaneel und betätigte einige Schalter, woraufhin eine Vorrichtung, die mit verschiedenen Injektionsnadeln gespickt war, in Lukes Richtung fuhr. Stolz hielt sich Luke davor zurück auszuweichen.
Dann wich sein Stolz abrupt und er begann sich die Lunge aus dem Leibe zu schreien.
Die Macht des GeistesAnakin fuhr zusammen. Er fühlte die Schmerzen als ein Echo, ein Echo, das ihn über sein Band zu seinem Sohn erreichte. Jemand tat Luke weh, körperlich.
„Luke?"
„Arrgh! Aaah!"
Vader vernahm ein vertrautes Gefühl. Schwarzer, unnachgiebiger Hass, gegen jene gerichtet, die es wagten seinem Sohn Schmerzen zuzufügen. Das letzte Mal, als er dieses Gefühl verspürt hatte, war auf dem Todesstern gewesen. Auch damals war Luke gefoltert worden. Und jetzt genauso wie einst war es für ihn völlig inakzeptabel.
Wenn ich mit ihnen fertig bin, werden sie um den Tod betteln!
Dann konzentrierte er seine Gedanken wieder auf seinen Sohn.
„Luke, hör mir zu, du musst diesen Körper verlassen!"
„Wa? Au, ahh."
„Konzentriere dich.
Stell dir vor, dass du auf einer der Dünen Tatooines stehst. Die Sonnen brennen dir unerbittlich auf deine Schultern, Hitze steigt vom dampfenden Sand deine Füße hoch. Klebriger Schweiß bildet sich auf deiner Stirn und läuft über dein Gesicht, während du beginnst den Dünenrücken entlang zu wandern. Bei jedem Schritt versinken deine Füße im Sand, in der Ferne siehst du dein Ziel, einen weit entfernten Feuchtigkeitsvaporator. Wieder einmal musst du ihn reparieren. Halte dieses Bild in deinem Kopf fest."
Doch es funktionierte nicht so schnell. Weiterhin war Luke in seinem Schmerz gefangen, bösen Leuten ausgeliefert, die ihn quälten. Ihm fehlte die innere Ruhe, die nötig war, um sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Er hörte nicht auf die Macht, jetzt wo ihn die Agonie zerriss.
„Ich... es geht nicht. Aaah!"
Lukes Aufmerksamkeit driftete für eine Weile davon. Anakin blieb nichts anderes übrig, als so lange zu warten, bis er Lukes Aufmerksamkeit wieder besaß. Ein ungewohntes Gefühl ergriff von ihm Besitz – Mitleid, Empathie. Er litt mit seinem Sohn.
„Du bist auf Tatooine", sagte Anakins Gedankenstimme eindringlich. „Die Macht kann dir helfen, wende dich nicht von ihr ab."
„Aber wie?"
Lukes Gedankenstimme war hysterisch, ungläubig. Es fiel ihm sogar schwer, mit seinem Vater überhaupt zu kommunizieren, geschweige denn, etwas anderes zu tun.
„Du musst daran glauben. Nichts ist unmöglich mit der Macht!"
Anakin war so überzeugt, so bestimmt in seiner Meinung, dass Luke ihm einen Moment lang Glauben schenkte.
„Ich... ich bin auf Tatooine. Du bist auch dort und sinkst noch tiefer ein bei jedem Schritt, weil du so viel wiegst."
„Exakt."
Anakin spürte, wie der Schmerz Lukes Körper erfasste, aber seinen Geist verschonte. Luke war nicht mehr als ein entfernter Beobachter, abgeschnitten von jener Person, die gerade gefoltert wurde. Er hatte sie sehr schnell gelernt, diese Technik, die Anakin selbst schon unzählige Male angewandt hatte, damals, als der Schmerz viel zu groß war, um ihn weiterhin auf herkömmliche Weise zu ignorieren. Anakin spürte einen Stich des Stolzes, doch dann kamen die Sorgen auch schon wieder zurück.
Es wird nicht bei bloßem Schmerz bleiben. Es ist zwingend erforderlich ihn schnell zu befreien.
Die Geistergestalt Sidious stand vor dem sitzenden Anakin. „Könnt Ihr es Euch wirklich leisten auf die dunkle Seite zu verzichten, jetzt, da Euer Sohn in Gefahr ist?"
„Die helle Seite verleiht ebenso viel Macht, ich muss sie nur richtig einsetzen."
Sidious setzte sich seelenruhig auf das Bett, welches ungemacht in dem Zimmer stand. Sein Gesicht zeigte eine Miene der nachdenklichen Besorgtheit. Natürlich war dieser Eindruck falsch, Anakin machte sich keine Illusionen darüber. Darth Plagueis hatte Sidious systematisch zu einem Psychopathen manipuliert, genauso, wie Sidious es bei ihm selbst versucht hatte.
„Nun, das mag vielleicht so sein", gab er sich nachgiebig. „Aber die dunkle Seite verleiht ihre Macht wesentlich schneller, nämlich dann, wenn Ihr sie auch braucht. So viel ich weiß, mangelt es Euch immer noch an dem inneren Frieden, der nötig ist, um die helle Seite zu kommandieren. Was allerdings Eure Furcht und Euren Zorn angeht..."
Anakin schüttelte vehement seinen Kopf. Er hatte sich Gedanken gemacht. So einfach würde ihm Sidious nicht den Kopf verdrehen.
„Luke würde sich eher opfern, statt indirekt für den Tod vieler Lebewesen verantwortlich zu sein. Ich werde das honorieren."
Sidious Augen funkelten heimtückisch, er verschränkte die Klauenfinger seiner Geisterhände. Selbst als Geist sahen seine Nägel grotesk dreckig aus.
„Was er will, darum geht es doch gar nicht, Lord Vader. Es geht darum, was Ihr wollt."
Anakin stand jetzt auf und zeigte mit seinem Zeigefinger auf Sidious. „Nein, ich habe aus meinen Fehlern gelernt! Ich bin nicht mehr so anmaßend, meine Wünsche über alles andere zu stellen."
Sidious Mundwinkel gingen abfällig nach unten.
„Als wenn Euer Verstand damit zu tun hätte, was Euer Herz verlangt! Denkt Ihr wirklich, dass Eure hehren Ideale den Test des Lebens überstehen? Eure Brut ist in Gefahr und Ihr werdet tun, was Eure Natur von Euch verlangt, nämlich Eure Brut bis auf das Blut zu verteidigen. Seht in Euer Herz und sagt mir, dass dies nicht Euer Wunsch ist!"
Anakin starrte ihn skeptisch an.
„Das müsst Ihr mir erst einmal beweisen. Der Drang mag stark sein, aber mein Wille ist noch stärker."
Sie fixierten sich gegenseitig mit ihren Blicken, zwei Egos von der Größe eines mittelgroßen Planeten, stur, machtbesessen und unbeugsam. Dann lächelte Sidious unheilvoll, er blickte kurz zur Seite, als sähe er sich etwas in der Ferne an. Etwas, das gar nicht existierte.
„Wenn Ihr Euer Lichtschwert ins Herz rammen müsstet, um ihn zu retten, wie lange würdet Ihr zögern?"
„Ein paar Sekunden", antwortete Anakin misstrauisch.
„In der Tat", fuhr Sidious fort, als hätte er diese Antwort erwartet. „Also, wenn Ihr bereit seid, Euer Leben so schnell hinzugeben, warum denkt Ihr, dass Ihr dasselbe nicht mit Eurer Seele machen könntet? Besonders in Anbetracht Eurer wackeligen Moral."
Sidious spürte, wie ihm eine Welle des Abscheus entgegen schlug.
„Weil ich Luke damit einen schlechten Dienst erweisen würde und mir seine Wünsche etwas bedeuten! Es wundert mich wenig, dass Ihr das nicht versteht." Vader schien noch gar nicht angefangen zu haben, dieser Mann hatte seiner Meinung nach nicht das geringste Recht zu kritisieren. Seine Stimme änderte sich zu einem düstereren, eiskalten Ton, als er sein gnadenloses Urteil über seinen früheren Meister sprach: „Ihr seid nichts als eine parasitäre Lebensform, und um Euch eine Daseinsberechtigung zu erschaffen, versucht Ihr jedes andere Lebewesen ebenso in einen Parasiten zu verwandeln. Dabei spürt Ihr ganz tief in Eurem Inneren, dass Ihr wertlos seid. Ihr seid lediglich zu schwach und feige, um der unangenehmen Wahrheit ins Auge zu sehen und etwas an Euch zu ändern."
Getroffen schloss Sidious seinen Mund. Wie konnte sein früherer Schüler es wagen? Außerdem war er kein Parasit, die Leute waren doch selbst schuld, wenn sie zu schwach waren sich zu verteidigen! In Wirklichkeit hatte er ihnen geholfen stark zu sein, indem er ihnen beibrachte, welch schlimme Folgen Schwäche nach sich zog!
„Ihr enttäuscht mich, Lord Vader", sagte er abfällig. „Ich dachte, dass Ihr etwas von mir gelernt hättet, während Eurer Zeit als mein Diener. Aber nun muss ich erkennen, dass Ihr gar nichts verstanden habt. Vielleicht sollte mich das nicht allzu sehr wundern, in Anbetracht dessen, wie Ihr als junger Mann wart."
Anakin schwieg. Dieser Mann würde es niemals verstehen, dazu war er in seinem Wahnsinn zu sehr gefangen.
Eine Dame betrat den Folterraum, in ein elegantes, cremefarbenes Kleid gehüllt. Eine wahrlich unpassende Erscheinung in einem Raum wie diesem.
Elrika musterte Luke, der keinen Laut von sich gab. Luke, der ins Leere zu starren schien, und doch nicht bewusstlos war. Seine Pupillen bewegten sich, aber die Dinge, die sie fokussierten, schien es in dem Raum gar nicht zu geben. Die Bewegungen seiner Augen konnten einen verwirren, wenn man ihm zu lange zusah.
Elrika wandte sich an den modisch gekleideten Mann mit den kurzgeschnittenen, dichten Haaren.
„Er scheint den Schmerzen zu widerstehen, Madame", sagte dieser mit einer langweiligen Stimme. „In der Tat scheint sein Gehirn den Schmerz nicht auf eine normale Weise zu registrieren, egal, was ich auch versuche. Ich glaube, dass es mit der Tatsache zu tun haben könnte, dass er ein Jedi ist. Es fällt mir schwer, das einzugestehen, aber vielleicht ist an ihren sogenannten Zauberkräften mehr wahres dran, als ich dachte."
Elrika betrachtete Luke interessiert. „Wenn es nicht funktioniert, ist es sinnlos, damit fortzufahren", entgegnete sie ruhig. „Wir sollten Luke Skywalker und seine Macht nicht unterschätzen. Er ist ausersehen Großes zu vollbringen und vermutlich beschützt seine Macht ihn, damit er genau dies tun kann."
Luke drehte ihr sein Gesicht zu.
„Wollen Sie das wirklich tun, Elrika?"
„Ich glaube nicht, dass Sie meine Situation verstehen können", antwortete sie ohne jede Arroganz. „Wissen Sie, wie es ist zu etwas bestimmt zu sein, eine Aufgabe zu haben, die erfüllt werden muss?"
Luke keuchte ein wenig, bevor er weitersprach. Sein Körper fühlte sich furchtbar an, als würde ihm jeden Moment alles abfallen, weil es zu lose an seinem Rumpf befestigt war. Diesen Eindruck hatte er noch nie zuvor gehabt und er fand ihn sehr irritierend. Im Vergleich dazu war bloßer Schmerz angenehm.
„Sie brauchen Hilfe", argumentierte Luke so sanft, wie er konnte. „Ihr Leben muss nicht vorbei sein. Es gibt noch Hoffnung, für jeden von uns. Darth Vader war einmal so wie Sie, er dachte, dass es keine Hoffnung für ihn gäbe, keinen Weg zurück zu einem normalen Leben. Aber schließlich überwand er seine Zweifel und schaffte dann auch wirklich die Wandlung!"
„Sie irren sich", entgegnete sie mit unumstößlicher, ruhiger Sicherheit. „Ich bin bereits tot, und vom Tod gibt es keinen Weg mehr zurück. Meine Existenz hier ist nur geliehen... so lange, bis ich meine Aufgabe vollbracht habe." In ihren braunen Augen brannte ein leises, beinahe unmerkbares Feuer der Willenskraft.
Luke hielt seine Hände mit einer beschwörerischen Geste in die Höhe. „Aber Ihr Herz schlägt doch noch, und Ihre Hände fühlen doch noch! Alles, was Sie brauchen, ist Einsicht und einen guten Psychiater, dann können Sie auch wieder heil werden!"
Elrika schwieg nun und musterte ihn nur mit ihren leeren Augen. Bevor sie sich abwandte und ging erwiderte sie jedoch: „Ich denke nicht, Skywalker."
Wiedersehen mit SwinderHan wollte sich nicht eingestehen, dass der ehemalige Sith Lord ihm Angst einjagte, aber der komische Knoten in seinem Bauch wies in wieder und wieder darauf hin. So wie immer würde er seine knallharte Fassade beibehalten, auch wenn er Vader (oder Anakin, wie er sich jetzt selbst bezeichnete) damit vermutlich nicht im Geringsten beeindruckte.
Chewie klopfte ihm beruhigend auf den Rücken. Manchmal hatte der mächtige Wookiee etwas mütterliches an sich.
„He, was soll das? Denkst du etwa, Ihre Abgehobenheit macht mich nervös?", fragte Han Solo empört.
Han betätigte die Klingel. Die Türe ging auf. Anakin stand dahinter und studierte einige von R2 gemachte Aufnahmen.
Ohne Umschweife: „Was gibt es, Solo?" Er tat sich nicht einmal die Mühe an, sich Han zuzuwenden.
Han verlor sich in der nachtschwarzen Maske. „Hab ein Kostüm für Euch, Eure Ungeduld." Dann ging er zu Anakin hin und überreichte ihm die Metallschachtel mit ruhigen Spielerhänden.
Anakin verschwendete keine Zeit und öffnete sie, obwohl er vermutlich keine Augen benötigte, um das Innere zu „sehen". Er hob den Inhalt auf. Es handelte sich um ein gewaltiges, pelziges Wookieekostüm. Groß genug auch für Anakins voluminösem Körper.
„Ist es Euch auch genehm, Eure Kompliziertheit?" Hans Stimme troff vor Sarkasmus.
„Es wird seinen Zweck erfüllen", erwiderte Anakin kühl. „Solange durch die Mund- und Nasenöffnung genug Sauerstoff dringen kann."
„Ja, schließlich wollen wir ja nicht, dass Eure Herrschaftlichkeit erstickt."
„Es ist äußerst unklug, in meiner Gegenwart über das Ersticken zu reden", erwiderte Anakin distanziert. „Nur wenige haben es jemals überlebt", fügte er trocken hinzu.
„Aber ich dachte, Ihre Giftigkeit ist ja jetzt gut", ließ der Schmuggler eine weitere Provokation hören.
„Wenn Sie sich von Wert erweisen, könnte ich meine alte Persönlichkeit wieder reaktivieren", bot Anakin großzügig an. Hans Worte schienen von ihm abgeglitten zu sein wie von einer Gummihaut.
„Oh, bevor ich von Ihrer Großmut einen Gefallen annehme, küsse ich lieber Chewie."
„Genug davon", entgegnete Anakin, der keine Zeit mehr an unnützes Geschwafel verschwenden wollte. „Sie projizieren Ihre Gefühle für meine Tochter ziemlich lautstark. Ich möchte wissen, was es damit auf sich hat", schloss er mit einem Unterton der Schärfe.
Han starrte ihn finster an, diesmal hatte ihn Anakin tatsächlich getroffen. „Das geht Sie nichts an", knurrte er, ganz der harte Verbrecher, der sich von niemanden ärgern ließ.
Anakin zeigte mit seinem Zeigefinger auf Han. „Wenn ich erfahre, dass Sie Ihr wehtun..."
Han glaubte schlecht zu hören. Und das von der Person, die Leia gefoltert und ihr den größten Teil der Familie genommen hatte! Es war schlichtweg die größte Beleidigung, die ihm jemals an den Kopf geschmissen worden war.
„Das ist ja wohl das Schärfste! Wenn hier irgendjemand Leia wehtut, dann sind das ja wohl Sie!", entrüstete sich Han.
Anakin beobachtete ihn interessiert.
„Ihr Zorn spricht für Sie", kommentierte er ungerührt. „Aber ich werde Sie trotzdem im Auge behalten, Solo. Ich denke, Sie sollten jetzt gehen, ehe Sie sich selbst verletzen."
„Komm Chewie, wir müssen ja nicht unbedingt neben dem Müll lagern."
Luke lag in seiner Zelle, freudlos. Die Pritsche unter ihm war hart und lud kaum zum Schlafen ein. Neben einer WC Vorrichtung war es der einzige Einrichtungsgegenstand der Zelle.
Ja, er hatte allen Schmerzen widerstehen können und ja, sie hatten ihn nicht gebrochen. Trotzdem fühlte er sich keineswegs so, als wenn er gesiegt hätte. Er war noch immer eingesperrt, noch immer in höchster Gefahr.
Kaum hatte er die Augen geschlossen, hörte er einen schrillen, unangenehmen Ton, der ihn hochschrecken ließ. Er sah sich um.
Die wollen nicht, dass ich schlafe. Schlafentzug – psychische Folter.
Dennoch bemühte er sich weiterhin einzuschlafen. Und schließlich schaffte er es tatsächlich trotz der Hupe ein paar Minuten zu dösen.
Doch plötzlich spürte er einen abrupten Schmerz, der ihn hochfahren ließ. Da standen zwei Wachen mit einem Elektroschocker.
Aber Luke gab nicht so schnell auf. 48 Stunden lang versuchte er vergeblich Schlaf zu finden, während seine Verzweiflung und Reizbarkeit immer mehr überhand nahm.
Womit habe ich das verdient?
C3POs Augen flackerten. Manchmal gingen sie an, dann jedoch sogleich wieder aus.
„Sie hätten ihn mir bereits früher überlassen sollen, Solo."
Han versetzte etwas patzig: „Ich wusste ja nicht, dass die ihn so nachhaltig beschädigen, dass nicht einmal Chewie, R2 und ich ihn reparieren können."
„Ich bin sein Konstrukteur", stellte Anakin neutral fest.
Hans Augen weiteten sich. „Ihre Niedertracht hat C3PO gebaut? Ich habe ja schon vorher gedacht, Sie sind böse, aber das, das setzt dem Ganzen die Krone auf."
Anakin schmunzelte. Vielleicht war dieser Solo Typ doch nicht so übel. Er sprach frisch von der Leber weg und das war etwas, das er schon immer geschätzt hatte. War er doch früher meistens von feigen Schleimern umgeben. Nun gut, auch damals hatte es gutes Material gegeben, aber er hatte ständig danach suchen müssen.
„Ja. Ich habe ihn konstruiert, als ich noch ein Kind war."
Anakin beschloss, dass dies vorerst alles sein würde, was er von seiner Kindheit preisgab.
„Und warum... ah ich verstehe. Ne Speicherlöschung."
„Korrekt."
C3PO erwachte plötzlich wieder zum Leben.
„Oh nein! Warum sind hier Einbrecher? Eine Falle! Ich muss sofort die Prinzessin warnen!"
Anakin beugte sich vor den hysterischen Droiden. „Du wurdest deaktiviert. Woran kannst du dich erinnern?"
C3PO benötigte ein paar Sekunden, um eine Antwort zu formulieren, unter anderem, weil er von Anakin angesprochen wurde. Danach fing er damit an die Ereignisse so präzise widerzugeben, wie es nur ein Droide vermochte.
Anakin meinte schließlich: „Ausschließlich menschliche Angreifer. Das lässt darauf schließen, dass sie nicht auf Atzerri angeheuert wurden."
Han antwortete: „Yep. Also mir fällt da ja schon mal ne Partei ein, die sich gerne auf Menschen verlässt." Er blickte an Anakin hoch.
„Luke Skywalker ist ein wehrhaftes Ziel von nicht allzu großer militärischer Relevanz. Allerdings könnten einige Leute ein persönliches Interesse an ihm haben."
Han lehnte sich auf seinem Sitz zurück.
„Jetzt geht's wohl darum, ob wir Sie Ihre früheren Freunde kontaktieren lassen."
Anakin erwiderte: „Es liegt bei Ihnen und der Prinzessin, Solo. Allerdings sollten Sie in ihre Entscheidung miteinbeziehen, dass meine Position als designierter Nachfolger des Imperators einen großen Aufruhr in den Resten des Imperiums verursachen würde."
Han rieb sich nachdenklich die Narbe auf seinem Kinn. „Okay, sind dann wohl nicht alle Ihre Freunde, was?"
Anakin starrte ihn lediglich stumm an.
Han erkundigte sich: „Also, was genau würde eigentlich passieren, wenn die was von Ihrer Distanziertheit erfahren?"
Anakin erklärte etwas entnervt: „Viele würden mich als ihren Retter betrachten, andere als ihren Rivalen. Der Machtkampf, der momentan herrscht, würde intensiviert und ich hätte keine andere Wahl, als daran teilzunehmen."
„Weil Ihnen sonst so ein Turbolaser ein Loch in den Helm brennt, alles klar."
Luke wurde hinausgeführt. Schwarze Ringe zierten seine trüben Augen, die nicht lebendig zu sein schienen. Wie ein Zombie trottete er den Gang entlang, bis er wieder in den Folterraum geführt wurde. Teilnahmslos und ohne Kampf ließ er sich hineinstoßen.
Sein Folterknecht stand darinnen.
„Sie würden gerne schlafen, nicht wahr?", fragte er Luke gefühllos. Nicht einmal Sadismus lag in seiner Stimme.
Luke antwortete nur mit einem schwachen Nicken.
„Nun, es lässt sich arrangieren. Sie müssen mir lediglich die Stiefel lecken."
Luke reagierte kaum auf diese unglaubliche Forderung. Er antwortete lediglich mit emotionsloser Stimme: „Nein."
„Nun, wie ich sehe, ist Ihr Wille noch intakt. Vielleicht überlegen Sie es sich ja noch. Bringt ihn wieder in seine Zelle."
„Lord Vader?"
Anakin nickte nur, anstatt die falsche Anrede Solos auszubessern. Endlich hatten sie einen Hinweis erhalten, wo sich Swinder befand. Es hatte eine beträchtliche Menge Credits gekostet, aber glücklicherweise war der Sullustaner dumm genug, um in der Stadt zu bleiben. Nicht der einzige fatale Fehler Swinders.
Der Mann in dem Wookieekostüm sprengte die Türe mit der Macht, es regnete Metallsplitter. Anakin betrat seelenruhig das Apartment. Danach zog er sich das Kostüm aus. Hinter ihm folgten die Prinzessin, der Schmuggler und der echte Wookiee.
Swinder saß gerade vor einem Holobildschirm und knabberte Snacks, als der ehemalige dunkle Lord das Zimmer betrat.
„Aaii!"
Swinder sprang auf und versuchte wegzusprinten, aber da hatte Vader ihn bereits an der Kehle gepackt. Er hob Swinder ungerührt hoch, sodass die Maske nur ein paar Zentimeter von Swinders Gesicht entfernt war. Swinder strampelte, er versuchte verzweifelt mit seinen Füßen den Boden zu erfassen. Dann starrte er in die grausige Maske, sie schien ihn förmlich zu hypnotisieren. Vaders Atem blies ihm ins Gesicht.
„Wo ist Skywalker?" Vaders ungeheuerlicher Zorn war deutlich zu hören.
„Aaah, so kann ich doch nicht reden", erwiderte Swinder nervös.
„Vielleicht sollte ich mich deutlicher ausdrücken", versetzte Vader unheilvoll und modulierte den Druck seiner Finger auf den Hals des Sullustaners, sodass dessen Augen sich kurz vor Schmerz weiteten.
Ich werde dich zerquetschen!
„Jaa, jaa", schrie eine Stimme in seinem Hirn ekstatisch. „Zeigt diesem Abschaum, was Schmerz bedeutet!"
„Was tun Sie da?", rief Leia plötzlich. Sie griff nach oben, packte Vaders Hand und löste seine Finger sanft von Swinders Hals. Anakin ließ es geschehen. Swinder plumpste unsanft auf den Boden. Die Maske wandte sich Leia zu.
Was tue ich da? Meinen dunklen Leidenschaften nachgeben, das tue ich da.
„Und es hat sich richtig angefühlt, nicht wahr?"
Oh jaa...
„Ihr seid dafür bestimmt, Lord Vader."
Ich schreibe mein eigenes Schicksal!
„Sie haben recht", brummte Anakin missmutig.
Leia sah ihn streng an. „Wenn Sie sich nicht unter Kontrolle halten können, frage ich mich, wie das ausgehen soll! Reißen Sie sich zusammen!"
Anakin überraschte das ein wenig. Ihm war schon lange nicht mehr mangelnde Disziplin vorgeworfen worden.
Anakin drehte sich Swinder zu und entschuldigte sich monoton: „Es tut mir leid."
Swinder rieb sich ängstlich den Hals. „Oh, oh ich akzeptiere Ihre Entschuldigung. Wenn meine Freunde davon hören, dass der berühmte Darth Vader das auch bei mir gemacht hat!"
„Wo ist Skywalker?"
„Das weiß ich nicht. Ich bin nur umgezogen, weil ich Organa und ihren Freunden verraten habe, wo Sie sich befinden. Ich konnte Ihnen oder Skywalker einfach nicht mehr in die Augen sehen, ich hatte doch so ein schlechtes Gewissen deswegen!"
Anakin schwieg kurz. „Er spricht die Wahrheit. Er hat mit Lukes Verschwinden nichts zu tun."
Leia kritisierte mit anklagendem Tonfall: „Sehen Sie, Sie hätten beinahe einen Unschuldigen ermordet! Und wofür?"
Anakin schwieg, er war nicht der Typ, der rhetorische Fragen beantwortete.
„Vater!"
Anakin fühlte die verzweifelte Schwäche seines Sohnes, dementsprechend antwortete er sofort: „Luke?"
„Ich kann nicht schlafen. Die wecken mich jedes Mal wieder auf!"
Anakin kannte die Auswirkungen von Schlafmangel zur Genüge. Es war eine alte und auch erstaunlich effiziente Methode, um Widerstand zu brechen, insbesondere in Kombination mit Drogen.
„Luke, ein Jedi kann Schlaf durch Meditation ersetzen."
„Und das reicht wirklich?"
Wie kurz war seine Ausbildung eigentlich? Anakin ärgerte sich über Obi Wan.
„Ja. Ich schlafe eigentlich nie."
„Warum?"
Das verdutzte Anakin. Offenbar war sein Sohn auch im Erschöpfungszustand mit einer überdurchschnittlichen Aufmerksamkeit gesegnet. Er musste aufpassen, immerhin wollte er ja nicht gleich alles preisgeben.
„Ich habe oft Alpträume."
Bilder stiegen in Anakin hoch, Erinnerungen an den Grund für seine Alpträume.
Das restlose Verbrennen des Alten und die flammende Geburt des Neuen, Exitus und Genesis... und doch... „Kannst du meditieren?"
„Ja."
„Bist du sicher, dass du ihn ablenken kannst?"
Sie drängten sich durch die Massen des Marktes. Han kam mehr schlecht als recht voran, aber aus irgendeinem Grund ließen die Leute Chewie mehr Platz.
„Wrrakooo knooror sweekiee kmorro."
„Ha, der hat sicher noch nie nen betrunkenen Wookiee gesehen!"
Chewie fing an kehlig zu lachen. Die Leute reagierten darauf, indem sie ihm sogar noch mehr Raum zudachten.
Schließlich betrat Chewie das Hotel, in dem Luke überfallen und gekidnappt worden war. Chewie rannte sofort auf den Hotel Portier, einen Defel unbekannten Geschlechtes, zu. Er riss die Arme in die Höhe und begann dann wie wild zu brüllen. Der Defel wich vor dem wild gestikulierenden Wookiee zurück. Chewie reagierte, indem er sich an der Theke nach vorne lehnte, sodass der Defel deutlich den Geifer und die mächtigen Zähne in Chewies Mund erkennen konnte.
„Droide, bitte übersetze doch, was dieser Gast sagt", kommandierte der Defel nervös einen kleinen, goldenen Droiden, der im Eck des Raumes stand.
Der Droide übersetzte: „Er sagt, dass sie ihm sofort die Betten eines Hotelzimmers zeigen sollen, er wolle sehen, wie groß sie sind. Und außerdem wolle er wissen, ob er auch Haustiere in einem Zimmer halten dürfe."
„Nein, nein, dass mit dem Haustier kommt leider nicht in Frage."
Chewie stieß einen langgezogenen Heuler aus. Außerdem war seine Körpersprache immer noch aggressiv.
„Ähm, folgen Sie mir doch bitte, ich zeige Ihnen unsere Zimmer", bot der Defel beschwichtigend an.
Der Defel verließ die Theke und betrat mit dem scheinbar so wahnsinnigen Wookiee einen der Lifte. Kaum waren sie verschwunden, betrat Han zusammen mit R2-D2 den Raum.
R2 verschwendete keine Zeit und hakte sich sofort in den Hotelcomputer ein.
„Hoffe die Codes halten", murmelte Han. Immerhin hatte es ihn doch ein paar Credits und eine Menge Zeit gekostet diese aufzutreiben. Und man konnte ja nie wissen, wer einen übers Ohr haute.
R2 piepte fröhlich, als er es schaffte die Informationen aufzurufen. Nach nur kurzer Zeit konnte Han sich jene Aufzeichnungen der Sicherheitskameras ansehen, die sie interessierten.
„Hast du alles?", fragte er R2 sofort.
R2 piepte zustimmend.
„Nichts wie weg da. Chewie kommt schon alleine klar."
Bis der Defel draufkommen würde, dass Chewie in Verbindung mit Han und R2 stand, würde der Wookiee schon längst über alle Berge sein. Ohnehin war der einzige Beweis für eine Verbindung die alten Aufzeichnungen, bei denen Han zusammen mit Chewie im Hotel rumspazierte. Aber daran musste der Portier halt auch erst einmal denken.
