Disclaimer: Weder Harry Potter, Buffy die Vampirjägerin noch Mittelerde gehören mir, weswegen ich auch kein Geld mit ihnen verdienen kann und werde. (Was wirklich Mist ist!) Diese Ehre geht an J. K. Rowling, Joss Whedon und J. R. R. Tolkien.

Vorbemerkungen:

1. Diese Geschichte ist nur der erste Teil der Trilogie (frei nach Tolkiens Vorbild – grins –), die anderen werden derzeit vorbereitet.

2. Mir ist vollkommen bewusst, dass Westron, die Sprache der Menschen in Mittelerde, keineswegs irgendeine Form des Englischen ist, aber ich hatte echt keinen Bock, Faith und Harry vollkommen ahnungslos durch ME wandeln zu lassen. Ah ja, ich benutze bewusst keine elbischen, zwergischen oder sonstigen Sprachen, abgesehen von einer einzelnen Phrase hier und dort, weil ich davon ausgehe, dass ohnehin kaum einer hier fließend Sindarin oder so kann.

3. Die meisten Figuren, die hier auftauchen, stammen aus Tolkiens Silmarillion, Der kleine Hobbit oder Der Herr der Ringe, nur habe ich mir die Freiheit genommen, ihre Charaktere meinen Ideen anzupassen – und in manchen Fällen weniger distanziert zu machen.

4. Diese Geschichte wird Slash enthalten, d.h. Harry und ein paar Elben sind homosexuell. In diesem ersten Teil der Trilogie werden erst zum Ende hin die ersten Andeutungen auftauchen, also wer immer Probleme damit hat, kann sich entscheiden, es gar nicht erst zu lesen oder die entsprechenden Stellen überspringen.

5. Diese Geschichte ist zur puren Unterhaltung des Lesers gedacht, also erwartet keine tief greifenden philosophischen, religiösen oder sonstige Debatten.

6. Das Ding ist zum größten Teil in einer einzigen Nacht entstanden, als ich mehr oder weniger frustriert an HP und der Kern der Magie arbeiten wollte. Ich habe es auf gravierende inhaltliche und orthographische Fehler überprüft, solltet ihr dennoch welche finden, könnt ihr sie behalten.

7. HP Band 6 habe ich gelesen und danach enttäuscht in den dunkelsten Teil meines Bücherregals verbannt, wo es fröhlich vor sich hin staubt, dementsprechend ignoriere ich dessen Inhalt komplett. Wie Harry Voldemort letztlich besiegt hat, wird in dieser Geschichte keine wirkliche Rolle spielen, also könnt ihr euch selbst ausdenken, wie das abgelaufen sein könnte. Das einzig Entscheidende ist dabei, dass ich Harry ziemlich mächtig gemacht habe, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass er durch LIEBE Voldemort besiegt. Ich meine, soll er ihn zu Tode knuddeln?

8. Viel Spaß beim Lesen.

Grey-Wings

Titel: Ve' ôl

Ve' ôl - Wie ein Traum

Kapitel Eins – Sterben … oder: Überraschung!

Es war kalt und es war nass. Diese beiden Erkenntnisse trafen Harry gleichzeitig und seiner nicht geringen Meinung nach, war das nicht sonderlich hilfreich sondern lediglich unangenehm. Unsicher, ob der Anblick um ihn herum ihn auch nur entfernt positiv stimmen würde, hielt er die Augen geschlossen, während er versuchte, herauszufinden, was geschehen war und wer zum Teufel ihm diese mörderischen Kopfschmerzen verpasst hatte.

Seine erste Idee war Voldemort und seine Todesser.

Seine zweite Idee war, dass dies nicht sein konnte, weil seine letzte Erinnerung daraus bestand, dass oben genannte Wesen sterbend zu seinen Füßen gelegen hatten. Okay, also was genau war schief gelaufen?

„Verdammt!", stöhnte er fluchend, als ihm einfiel, was daneben gegangen war. „Ich sollte tot sein."

„Willkommen im Klub.", kommentierte eine Stimme sarkastisch in seiner Nähe.

Überrascht öffnete er die Augen und blinzelte im Halbdunkel, ehe er eloquent wie immer fragte: „Huh?"

Die Stimme, oder besser gesagt die Person, schnaubte und er konnte feststellen, dass sie weiblich war. „Ich sagte: Willkommen im Klub. Eigentlich sollte ich ebenfalls tot sein, weil mir dieser verdammte Dämon ein Schwert durch die Brust gerammt hat und ich sollte mich nicht in irgendeiner GOTTVERLASSENEN GEGEND MITTEN IM NIRGENDWO BEFINDEN!"

Harry zuckte innerlich zusammen, als sie diese letzten Worte wütend hinausschrie, während er sich mühsam aufrichtete. „Okay, du solltest tot sein, ich sollte tot sein … vielleicht ist das der nicht sonderlich subtile Hinweis darauf, dass wir … keine Ahnung … im Jenseits sind." Er blickte um sich, als erwartete er … irgendetwas, aber nichts geschah. Nun war es an ihm zu schnauben. Bäume, Wald, Lichtung, Dämmerung. Tolle Atmosphäre, dachte er sarkastisch. „Wenn das der Fall ist, bin ich mächtig enttäuscht."

"Dito." Die Fremde kam vorsichtig näher zu ihm. „Ich bin Faith."

„Harry." Er stand auf und überprüfte dabei, ob alle Körperteile so funktionierten, wie sie sollten. Dann starrte er sie unverhüllt an. „Da ist Blut auf deinem Shirt."

„Und dabei war das mein Lieblingsshirt." Schmollend starrte sie auf ihre Brust, ehe sie ihn misstrauisch anblickte. „Ich gehe davon aus, du weißt genauso wenig wie ich, warum wir hier sind?"

„Ich weiß nicht einmal, wo wir sind."

„Da kann ich abhelfen.", ertönte eine dritte Stimme. Wie auf Kommando drehten sich Faith und Harry um und fielen automatisch in eine defensive Kampfhaltung. Da stand ein kleiner Mann, mit einem Hut und dem abscheulichsten Hawaiihemd, das Harry jemals das Unglück hatte, zu Gesicht zu bekommen.

„Whistler!", fauchte Faith und schnellte vor. Ehe der Neuankömmling wusste, was ihm geschah, lag er mit gebrochener Nase auf dem Boden. „Was zur Hölle soll das hier?"

„Hey, chill out, girl!", stöhnte Whistler abwehrend und krabbelte möglichst schnell außer Reichweite der wütenden Frau. „Ich bin nur der Bote, ja!"

Harry beobachtete das Geschehen kritisch und sammelte gleichzeitig seine Magie, um für jede Eventualität gewappnet zu sein. „Ihr kennt euch?"

„Nicht persönlich. Er hat einer Freundin von mir mächtig das Leben versaut und taucht stets nur mit negativen Neuigkeiten!"

„Aha … Okay, also, was für ein Bote bist du?"

„Gleichgewichtsdämon, arbeite für die Mächte da oben und ehe ihr euch über meine Botschaft beschwert, ich habe echt nichts damit zu tun, okay?"

Sich nervös gegen das Kommende wappnend blickte Harry den Typen nur fragend an. Faith war wortreicher. „Was haben die Fucker dieses Mal vor?"

„Chill, Jägerin, ja! Die Mächte mussten eingreifen, sonst wäre das Gleichgewicht auf der Erde völlig aus dem Ruder gelaufen und …"

„Moment mal! Soll das heißen, wir sind nicht mehr auf der Erde?", warf Harry geschockt ein.

„Schlaues Kerlchen … Umpf!" Whistler befand sich ein weiteres Mal auf seinem Hosenboden und würde schon bald ein farbenprächtiges Veilchen sein Eigen nennen können. Faith hatte erneut zugeschlagen. Harry grinste sie zufrieden an. „Wenn ihr so weiter macht, lasse ich euch hier ohne jede Erklärung!", fauchte der Dämon. „Ihr wurdet hierher gebracht, weil ihr a) sonst ohnehin gestorben wäret oder b) anderweitig aus dem Weg geräumt hättet werden müssen, weil c) das gesamte Gleichgewicht der Welt auf dem Spiel stand."

„Was soll das heißen?"

Resigniert machte Whistler sich ans Erklären. „Okay, Leute. Es gibt immer zwei Seiten, dunkel und hell, böse und gut. Damit alles geregelt verläuft, muss stets Gleichgewicht herrschen. In euren beiden Fällen bedeutet das, dass ihr Champions für die Guten ward … seid, wie auch immer, dazu kommen wir später. Auf der einen Seite sind die Dämonen, auf der anderen die Jägerin. Da haben wir die Dunklen Lords, dagegen stehen die Zauberer des Lichts usw. usf. Die Sache mit dem Ersten Bösen und der Aktivierung aller möglichen Jägerinnen hat die Waagschale mächtig zur Seite der Guten geschwenkt. Für euren Sieg war das notwendig, aber danach musste etwas geschehen, um die Balance wieder herzustellen. Es war keine leichte Entscheidung, aber etwas musste getan werden und schnell, oder das nächste Böse auf der Erde wäre noch mächtiger als das Erste geworden." Faith erbleichte sichtbar, kein gutes Zeichen. Whistler nickte nur bedeutungsschwer. „Also wurden alle aktivierten Jägerinnen wieder deaktiviert. Blieb nur noch das Problem mit dir und Blondschopf, bei keiner von euch beiden konnte das ebenfalls getan werden und wäre eine von euch auf der Erde gestorben, wäre eine neue Jägerin gerufen worden, was bedeutet, es gäbe weiterhin zwei Jägerinnen, dementsprechend könnten die bösen Jungs auch schwereres Geschütz auffahren … ihr versteht? Also mussten die Mächte eingreifen und als du tödlich verwundest wurdest, haben sie dich hierher geschickt … man könnte auch sagen, sie haben euch zusammen geführt. Es braut sich einiges zusammen. Noch ist Zeit, aber am Ende wird es hier in Mittelerde Probleme der Oberliga geben und das Ergebnis dessen ist mächtig ungewiss."

Faith hatte etwas Farbe zurück gewonnen, war aber sichtlich betroffen, ehe sie skeptisch in Harrys Richtung blickte. „Okay, ich sehe, dass eine Jägerin hier wahrscheinlich ganz gut angebracht ist, aber was macht er hier?"

Whistler grinste breit. „Du hast den Rotschopf gesehen, wenn sie ihren Mojo bringt?"

„Willow? Yep, eindrucksvoll."

„Tja, unser britischer Pfadfinder hier ist in einer Liga, bei der selbst Rotlöckchen blass aussehen würde."

„Hey!", warf Harry indigniert ein. „Ich war nie ein Pfadfinder!" Dämon und Jägerin sahen ihn nur verblüfft an. Also fuhr er fort. „Das erklärt nicht, warum ich hier bin. Dumbledore hat mehr Power als ich und …"

„Noch."

„Huh?"

„Derzeit hat er etwa 3 Prozent mehr Power als du, allerdings ist er auch 133 Jahre älter als du und hat gelernt, diese Kraft klug einzusetzen. Du weißt, was mit Zauberern geschieht, wenn sie altern?"

„Oh."

„Genau, ihre Magie wächst. In ein paar Jahren gäbe es auf der Erde nicht einmal mehr eine Möglichkeit zu messen, wie weit reichend deine Kräfte wären. Womit wir erneut bei dem Gleichgewichtsproblem und eurem Hiersein angelangt wären …"

„Einen Moment mal!", unterbrach Harry ihn gereizt. „Schon vor meiner Geburt wird von den Mächten eine beschissene Prophezeiung über mich und Voldemort gemacht, ich verliere meine Familie und Freunde im Kampf gegen ihn und wenn ich ihn endlich besiege, habt ihr die Unverfrorenheit, mich aus meinem Zuhause zu reißen und in eine verfuckte andere Dimension zu schicken, wo ein verfluchter weiterer Dunkler Lord am Werke ist!" Harry war angepisst. Nein, genau genommen war er weit über das Stadium des Angepisstseins hinaus, er vibrierte geradezu vor rasendem Zorn! „Was für ein krankes Spiel ist das!"

Whistler schrak merklich von ihm zurück, beide Hände als beschwichtigendes Friedenszeichen gehoben. „Beruhig dich, Harry! Die Mächte mussten jetzt eingreifen oder Schlimmeres wäre in Zukunft passiert. Ihr habt Zeit hier, ehe es ernst wird und es gibt echte Vorteile. Außerdem kann jetzt wirklich nichts mehr rückgängig gemacht werden."

Irgendetwas ließ Harry inne halten, wahrscheinlich der letzte Satz. Nichts mehr konnte rückgängig gemacht werden, es war entschieden. Resigniert sank er in sich zusammen. „Was jetzt?"

Nervös senkte der Dämon seine Hände wieder. „Ihr solltet gemeinsam reisen, diese Welt erforschen. Es ist relativ primitiv, etwa wie das Mittelalter, aber es gibt verschiedene Rassen, die Erstgeborenen sind die Elben. Dann die Zwerge und Menschen."

„Und wer sind die bösen Jungs?", fragte Faith zynisch.

„Nun, da wären Orks, Trolle und Warge. Ziemlich dumm und ohne jede Führung. Der Dunkle Lord, Sauron, ist derzeit machtlos … Oh! Und es gibt Geschenke." Whistler klappte leicht und zwei Bündel erschienen, je eines vor den Füßen der widerwilligen Dimensionsreisenden. „Ach ja, keine Sorge, Westron ist die allgemeine Sprache hier, etwas älteres Englisch, also kommt ihr ohne Probleme durch. Viel Glück."

Damit verschwand er.

Faith und Harry sahen sich an, beide mit demselben Blick: Sie waren komplett und ohne Zweifel Fremde in dieser Welt, ohne eine Möglichkeit jemals wieder nach Hause zu kommen.

Plötzlich weiteten sich Faiths Augen in Horror. „Mittelalter? Heißt das, kein fließendes Wasser, Toiletten und … und … und … kein Fernsehen?"

Kapitel Zwei – Auf ins Unbekannte

„Vielleicht sollten wir hier übernachten und morgen entscheiden, was wir tun?", schlug Faith vor und Harry nickte. Sie befanden sich auf einer Lichtung in einem Wald, die Sonne sank und bald würde es Nacht sein. Nicht die besten Voraussetzungen sich auf den Weg in eine fremde Zukunft in einer fremden Welt zu begeben. In kurzer Zeit sammelten sie genügend Holz, um ein kleines Feuer für die Nacht am Leben zu halten. Ohne Umstände entfachte Harry es mit einem einfachen Incendio und Faith lachte erleichtert. „Gott sei Dank! Ich habe nämlich nicht den blassesten Schimmer, wie man ein Feuer macht."

Harry erwiderte ihr Lächeln und setzte sich ihr gegenüber auf den Boden. „Einer der Vorteile als Zauberer." Als unangenehme Stille drohte einzutreten, plapperte er los. „Du bist also eine Jägerin. Ich habe in einem Buch mal über Jägerinnen gelesen. Stärker, schneller und geschickter als normale Menschen, huh?"

„Yup, alles in einem Paket. Zudem gibt es das instinktive Wissen, jede nur denkbare Waffe handhaben zu können, die es gibt, prophetische Träume, schnellere Heilung und tada, fertig ist die Jägerin. Was hast du so drauf als Zauberer?"

Harry dachte kurz nach. „Hmm, du kennst eine Hexe?"

„Willow, sie ist Wicca, echt beeindruckend."

„Wicca nutzen Magie anders als ich es gelernt habe, sie ziehen Magie aus der Umgebung in sich selbst, während ich zu der Sorte gehöre, die einen inneren magischen Kern in sich tragen. Die durchschnittlichen Wicca können kleinere Magie ohne Probleme nutzen, aber für alles Größere sind sie an komplexe Rituale gebunden. Meine Magieform ist kaum abhängig von langen Ritualen, schneller könnte man sagen, dafür sind die meisten Hexen und Zauberer, die ich kenne … kannte, von einem Fokus, einem Zauberstab abhängig. Ich habe erst in den letzten zwei Jahren gelernt, ohne auszukommen."

„Cool!"

Grinsend nickte Harry. „Erzähl mir mehr von dir. Was hast du alles erlebt? Was war dieses Erste Böse, von dem Whistler gesprochen hat?"

Dem entsprang eine lebhafte Beschreibung von Geschehnissen, von denen er nicht einmal hätte träumen mögen. Nebenbei erfuhr er, dass Faith mit ihren 20 gerade mal drei Jahre älter als er selbst war, mit knappen 15 berufen wurde … und eine Menge aus ihrer Lebensgeschichte ausließ. Vielleicht wäre es ihm nicht so sehr aufgefallen, wenn er bei seinen Erzählungen nicht auch dieselben Methoden anwenden würde, um von Dingen abzulenken, über die er nicht reden wollte. Wie etwa seine mehr als unangenehme Kindheit oder jene Verluste, die er inzwischen zwar akzeptieren, aber nicht berühren wollte. Wenn sie sich besser kannten, würde er womöglich mit ihr darüber reden. Doch vorerst besaßen sie beide einander gegenüber nur jenes Vertrauen, das darauf basierte, dass sie beide von den Mächten in diese Dimension geschickt wurden und offenbar zuvor mehr oder weniger für die gleiche Seite gekämpft hatten.

Als die Erschöpfung der Ereignisse des vergangenen Tages sie aufzuholen drohte, errichtete Harry einen provisorischen Schutzschild um sie, der vor Gefahr warnen würde, so dass sie ungestört schlafen konnten.

Die Morgendämmerung brachte fröhlich zwitschernde Vögel mit sich und die plötzliche Einsicht, dass sie tatsächlich noch immer hier waren. In Mittelerde. Wo auch immer das war. Was auch immer das bringen würde.

Diese Gedanken resolut beiseite schiebend – er würde sich später damit befassen, falls überhaupt – inspizierte Harry sein Bündel und lachte leise. Zu oberst lag eine warme Decke, also hätte er die vergangene Nacht keine aus Gras verwandeln müssen (allerdings hatte er ein tief empfundenes Dankeschön an McGonagalls Unterricht gesandt). Darunter ein Set neuer Kleidung, größtenteils aus Leder, was den Elementen und der anstehenden Wanderung am ehesten widerstehen würde und ein langärmeliges Wollhemd, sowie fein gearbeitete Lederschuhe. Doch es waren die anderen Gegenstände, die ihn faszinierten. Zwei kunstvoll gestaltete Langdolche aus einer Art Silber, das er jedoch nicht genau bestimmen konnte, und ein Stab, wie er ihn nur aus Bildern über Merlin und die Zauberer der Vorzeit kannte. Dunkles, beinahe schwarzes Holz, dessen Maserung nur bei genauer Betrachtung ausgemacht werden konnte, leicht gebogen, so dass er dem Fluss des gewachsenen Astes folgte.

Grinsend stand Harry auf, wog ihn, maß die Balance (einfach perfekt) und verschwendete das erste Mal einen Gedanken daran, wie seine Magie sich in dieser Dimension verhalten würde und ob dieser Stab tatsächlich wie sein alter Zauberstab genutzt werden konnte. Allerdings hatte der Feuerzauber ohne Probleme funktioniert.

„Nun, probieren geht über studieren.", murmelte er zu sich selbst. Mit einer Hand zu einem herumliegenden Ast wedelnd ließ er diesen schweben und nickte bestätigend. Keine Probleme dahingehend, wenn er sich nicht irrte, floss die Energie hier sogar leichter, als gäbe es weniger Widerstand. Das würde er eingehender untersuchen müssen, doch zuerst der Stab. Unsicher hielt er ihn in Richtung des Astes und wiederholte den Prozess.

„WOW!"

Harry drehte sich nur voller Schock zu Faith um. „Das Ding ist … der Stab … der Ast …" Der Ast war wie eine Kugel aus einem Gewehr in die Luft geschossen und hatte sich in einen der Äste darüber gebohrt … tief hinein gebohrt.

Faith grinste. „Dann wollen wir mal sehen, was ich feines bekommen habe." Sie hatte ebenfalls eine Decke, ähnliche Kleidung und zu ihrer Freude Waffen bekommen. „Oh Mann! Schau dir diesen Bogen an! Der ist perfekt. Ich hatte noch nie so feine Waffen … und dieses Schwert. Wahnsinn!" Ohne darüber nachzudenken vollführte sie einige energiegeladene, begeisterte Manöver und jauchzte vor Begeisterung.

Harry bewunderte die Eleganz und Kraft, mit der sie sich bewegte. Er hatte hart trainiert und war nicht übel mit Stichwaffen, aber Faith war grandios. In der Tat, sie war eine Jägerin, jede ihrer Bewegungen flüsterte dieses Wort zu ihm. „Du bist wirklich, wirklich gut damit.", kommentierte er daher, als sie sich wieder zu ihm setzte.

„Ich weiß." Dann grollte ihr Magen. „Verdammt, ich bin hungrig."

„Die Mächte haben auch daran gedacht. Ich habe in meinem Packen Essen für ein paar Tage und eine Wasserflasche gefunden. Wie sieht es bei dir aus?"

„Dito. Vielleicht sollten wir die neuen Sachen anziehen, frühstücken und einfach aufbrechen, sehen was kommt."

Eine Stunde später hatten sie ihr provisorisches Lager abgebrochen, die neue Kleidung an, die obwohl ungewohnt sehr komfortabel war, und liefen gen Süden, neugierig diese Welt betrachtend und von Minute zu Minute Neues entdeckend. Der Wald war ursprünglich, wild, aber nicht düster, wie der Verbotene Wald nahe Hogwarts. Bäume, die endlos in den Himmel reichten, dichte Büsche, sonnendurchflutete Lichtungen und die Luft war frischer, als alles, was sie je zuvor eingeatmet hatten. Kurz nach Mittag fanden sie einen kleinen Bach, an dem sie sich satt tranken und ihre Flaschen auffüllten.

„Ich denke, es ist Frühling." Faith hob nur belustigt eine Augenbraue, also fuhr er fort. „Das ist gut. So haben wir Zeit, ehe wir uns um den Winter sorgen müssen. Hast du dir Gedanken gemacht, was du tun möchtest?"

„Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht erst mal eine kleine Stadt oder ein Dorf finden. Herausfinden, wo und wann wir sind. Grundlegende Dinge. Zum Beispiel wie Frauen hier überhaupt leben, was erlaubt ist und so."

„Gute Idee. Ich würde auch gern wissen, was die Leute von Magie halten. Ich habe keine Lust deswegen verfolgt zu werden. Womöglich sollten wir uns auch erst einmal an die Menschen halten, da fallen wir weniger auf … und uns ausdenken, als was wir auftreten." Harry biss sich nervös auf die Unterlippe und murmelte. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, aber ich fände es sicherer, wenn wir erst einmal zusammen wandern würden."

„Auf jeden Fall.", erwiderte Faith, die seine Unsicherheit plötzlich äußerst amüsant zu finden schien. Damit machten sie sich erneut auf den Weg, sich Stück für Stück eine Geschichte über sich selbst ausdenkend. Beide bezweifelten, dass es besonders gut ankäme, einfach mit der Wahrheit herauszuplatzen, will heißen, zu erzählen, wie ein Dämon sie informierte, sie wären von höheren Mächten in diese Dimension geschickt worden. Ob es hier Irrenhäuser gab?

Sie entschieden sich, als Bruder und Schwester aufzutreten, etwas, dass durch ihre körperlichen Ähnlichkeiten glaubhaft wurde. Sie waren beide etwa gleichgroß, knappe 1,70 m, hatten dunkle Haare, Faith ein tiefes braun, Harry schwarz, blasse Haut und ähnliche Gesichtszüge. Ihre Eltern waren früh gestorben, Verwandte hatten sie aufgenommen, doch sie entschieden sich, gemeinsam zu sehen, was das Leben und die Welt noch zu bieten hatte. Aufgrund dessen hatten sie auch gelernt, selbstständig zu sein und sich ihrer Haut erwehren zu können, sollte die Not dazu entstehen, daher die Bewaffnung (sollte jemand danach fragen). Alles andere würde sich nach und nach ergeben.

Die folgende Nacht war Harry damit dran, seine Lebensgeschichte zu erzählen und fand es extrem schwierig, über jene Menschen zu sprechen, die er nun nie wieder sehen würde. Faiths einziger Kommentar war: „Prophezeiungen sind beschissen." Harry stimmte ihr mit ganzem Herzen zu, ehe er die Frage stellte, die ihn wirklich beschäftigte. „Was meinst du, warum ausgerechnet wir beide hierher geschickt wurden?"

„Was?"

„Nun, so wie ich es verstanden habe, hätte die andere Jägerin auch hierher gesandt werden können, oder? Also, warum du? Und wieso ausgerechnet ich? Es dauert, ehe ich tatsächlich eine Bedrohung für das Gleichgewicht auf der Erde hätte werden können und es gibt einige gute Zauberer und Hexen, die es an meiner Stelle hätte treffen können … also warum?"

„Ich weiß nicht. Vielleicht … Keine Ahnung. Es ist nicht so, als würde mich irgendjemand tatsächlich vermissen. Keine Familie, anständige Liebhaber und die Freunde, die ich habe … hatte, waren nie wirklich … wir hatten ein paar raue Zeiten und das hier ist ein Neuanfang für mich. Keine Geschichte, keiner kennt mich. Ich kann sein, wie ich will und niemand hat bestimmte Vorurteile, nur weil sie wissen, wer oder was ich früher mal war und getan habe." Faith zuckte mit den Schultern. „Buffy hat ihre Schwester, für die sie sorgen muss und ihre Freunde. Außerdem bin ich hier nicht mehr zweite Geige. Hier gibt es nur eine Jägerin!"

„Hmm, so betrachtet …"

Als er erneut ins Schweigen verfiel, beobachtete Faith ihn eindringlich. „Vielleicht dachten die Mächte sich deswegen, dass wir ein gutes Team abgeben würden. Wir sind uns ziemlich ähnlich, keine Familie und die Freunde, die wir hatten, sind alle im Kampf gefallen, während wir selbst überlebt haben. Wir sind Krieger, Kämpfer, lassen uns nicht unterkriegen, oder?"

„Sieht so aus." Harry fühlte sich etwas leichter. Dies könnte tatsächlich ein Neuanfang sein. „Hier kennt mich niemand, keiner, der mich mit diesen Blick anschaut, als müsste ich nur wollen und alles würde wieder gut werden, niemand würde mehr sterben müssen, als wäre ich allmächtig."

„Gut." Damit stand die Jägerin auf, streckte sich und grinste ihn übermütig an. „Dann zeig mal, was du so drauf hast."

Harry hob nur eine Augenbraue. „Dir ist schon klar, dass ich dich ohne Probleme ausschalten kann, ohne auch nur in deine Nähe zu kommen? Du weißt schon, diese ganze Sache mit der Magie und so …"

„Spielverderber!", schmollte sie einen Moment, ehe sie lachte. „Komm schon, nur ein kleines Sparring. Lass uns unsere neuen Waffen austesten!""

„Okay. Keine Magie, versprochen. Aber spring nicht zu hart mit mir um, ja?" Damit stand er auf und sie stellten sich einander gegenüber, kampffertig, er mit seinen beiden Langdolchen, sie mit ihrem Schwert.

Drei Minuten später lag Harry entwaffnet am Boden.

„Das war gar nicht mal so schlecht. Die meisten Menschen halten keine Minute durch.", kommentierte Faith und half ihm auf die Beine. „Du hast gute Reflexe."

„Danke …", schnaufte Harry. „Vielleicht kannst du mir ein paar Tricks beibringen?"

„Cool." Damit reichte sie ihm seine Waffen zurück und sie begannen erneut, dieses Mal erteilte sie ihm während des Trainings Anweisungen. Es war ihrem Gesicht deutlich abzulesen, dass sie es genoss und Harry fragte sich, ob ihre Meinung in ihrem früheren Leben jemals gefragt gewesen war. Ihrem Kommentar, stets nur zweite Geige gespielt zu haben, folgend nicht. Tja, wer immer das übersehen hatte, war eindeutig zu blind und zu dumm, nicht zu sehen, dass sie eine wirklich gute Lehrerin war.

Er fiel in einen erschöpften Schlaf, der ihm nicht erlaubte, über seine derzeitige Lage nachzudenken, worüber er erleichtert war.

Die nächsten drei Tage folgten dem gleichen Muster: von den Vögeln im Morgen geweckt werden, frisch machen, frühstücken, loslaufen, gegen Mittag eine kleine Rast, abends ein Lager aufbauen, Training, Essen, Schlafen.

Am fünften Tage ihrer Anwesenheit in Mittelerde fanden sie endlich, was sie gesucht hatten: der Wald endete und dort in einem sanften Tal lag ein kleines Gehöft. Jemand bearbeitete ein Feld in Vorbereitung auf die kommende Aussaat, ansonsten war niemand zu sehen. Ihre Nervosität verdrängend gingen sie entschlossen auf die Gestalt in der Ferne zu, hoffend hier ihre ersten Kenntnisse über diese Dimension zu sammeln.

Anmerkung: Whistler taucht in Buffy Staffel 3 auf, einmal in einer Rückblende in Angels Leben und später erneut, als er Buffy sagt, dass und vor allem wie sie Angelus vernichten muss, als dieser Acathla zu Leben erweckt. Er ist eine Verbindung, ein Bote zu den Mächten.