Liebe Leserinnen und Leser,

nun geht es endlich weiter mit unserem finsteren Tränkemeister und seiner Sippe in den Kerkern von Hogwarts.

Nach den vielen netten und romantischen Episoden ihres bisherigen gemeinsamen Lebens, passieren leider plötzlich Dinge, die alles andere als nett sind und die unseren unerschütterlichen Exspion ganz schön aus der Fassung bringen. Nichts ist wie es scheint und auf was man sich noch verlassen kann, weiß auch keiner mehr so recht.

Ein Drama, in der Tat und das fast 40 Kapitel lang. (Allein das ist ja schon ein Drama!) Jeden zweiten Tag kommt ein neues, hochtragisches Kapitel und bei Merlin, hoffen wir inständig, dass sich alle Fragen am Ende auflösen, sich die Schatten heben, die Fäden sich verknoten und uns doch noch ein winzig kleines Happy End geschenkt wird!

Ich wünsche allen Tapferen viel Kraft und Geduld!

Eure Efraimstochter

(Hobbydramatikerin)

Täuschungen 1 Unerwünschte Reise

Wie konnte sie ihm das nur antun?

Sie, der ersten und einzigen Person in seinem Leben, der er so vollkommen vertraut, ihr so bedingungslos geglaubt und sich ihr dermaßen ganz und gar hingegeben hatte. Sie, die er mit jeder einzelnen Faser seines Seins mehr liebte und begehrte als alles Andere auf der Welt.

Sie, ausgerechnet sie, musste ihn betrügen und täuschen. Sie musste ihn belügen und hintergehen.

Sie hatte alles zerstört! Alles hätte er ertragen, wirklich alles Andere. Aber das? Nein, das nicht!

Wie konnte sie ihm das nur antun?

Alles begann an einem herrlich sonnigen Junitag kurz vor den großen Ferien.

„Severus?", Hermine Grangers Stimme rief suchend nach ihrem Mann. Vor wenigen Augenblicken war sie von Edinburgh zurückgekehrt. Im Kamin glimmerten noch die letzten grünen Funken des Flohpulvers.

„Ich bin in meinem Büro!", rief Hogwarts Tränkemeister mit einem Blick auf seine Taschenuhr überrascht zurück. Wie ungewöhnlich, sie war viel zu früh.

„Was machst Du schon hier?", fragte er deswegen auch gleich, als sie eintrat und ihm einen schnellen Kuss auf seine Lippen hauchte, „Ich erwarte jeden Augenblick meine Geliebte des Monats."

„Sag Ihr bescheid, dass Du Dich noch um die Belange der Geliebten des vergangenen Monats kümmern musst, bevor sie an der Reihe wäre! Sie soll sich hinten anstellen", grinste Hermine frech, „Denn vorher muss ich mit Dir reden!" Ihr Lächeln verschwand. Kein gutes Zeichen.

Severus hob erstaunt seine Augenbrauen, „Was ist denn los?"

„Ambros ist krank", seufzte Hermine und ließ sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder.

„Was Ernstes?" fragte Severus besorgt, Professor Ambros Carter war wahrlich nicht mehr der Jüngste.

„Ja, sehr, die Heiler wissen nur noch nicht genau was es ist. Er ist bereits gestern Abend ins St. Mungos gebracht worden."

„Hast Du ihn schon besucht und Dir selbst ein Bild gemacht?"

„Ja, aber er ist nicht ansprechbar, man vermutet eine Vergiftung, denn er phantasiert und muss sich ständig übergeben. Seine Frau ist bei ihm."

„Das ist aber schon sehr seltsam!", befand Severus, „ein Ambros Carter vergiftet sich doch nicht mal einfach so. Ist das Ministerium eingeschaltet?"

„Natürlich, Rons Abteilung untersucht die Sache, er hat mich schon befragt."

Bei Merlin, das waren wirklich keine guten Nachrichten. Severus schob seine Augenbrauen zusammen und grübelte eine Weile vor sich hin, dann fiel ihm etwas ein, „Was ist denn jetzt mit dieser Expedition?" Das Ministerium hatte zusammen mit einem großen Unternehmen für Heiltränke und der Universität von Edinburgh ein Projekt zur Erforschung der Verwunschenen Berge von Sorilana vereinbart. Diese geheimnisumwitterten Höhenzüge lagen tief im schwülheißen Urwald von Zentralafrika und waren schon oft Ziel von Forschungszauberern gewesen. Bisher allerdings ohne nennenswerten Erfolg.

„Genau deswegen muss ich mit Dir sprechen!", seufzte Hermine, stand auf und ging im Raum auf und ab, „Sie kann leider nicht mehr abgesagt werden, das würde sonst zu riesengroßen Verwicklungen mit den Zaubereibehörden und vor allem mit Slideindustries führen, daher hat der Dekan und auch Kingsley mich gebeten, anstelle von Ambros mitzureisen."

Hermine sah ihren Mann forschend an. Dessen Blick wurde noch etwas finsterer, „Und was hast Du ihm und Kingsley gesagt?"

„Das ich das erst mit meiner Familie besprechen muss", antwortete Hermine.

„Was gibt es da zu besprechen? Du wärst für fast zwei Monate weg!", stelle Severus vorwurfsvoll fest, „wir könnten nicht gemeinsam mit den Mädchen unsere Ferien in Cornwall verbringen und auch unsere Zutatenexkursion würde ins Wasser fallen!"

„Sehr richtig!", Hermine ließ sich wieder in den Stuhl fallen und rieb sich die Augen, „Es ist auch ganz bestimmt nicht so, dass ich von dieser Idee begeistert wäre."

„Dann sag dem Dekan und Kingsley Bescheid, dass sie sich jemand Anderen suchen!", schlug Severus aufgebracht vor und sprang nun seinerseits von seinem Stuhl auf um vor dem Kamin auf und ab zu marschieren.

Hermine machte eine hilflose Geste „Wen denn, Severus? Du weißt ganz genau, dass es niemand anderen gibt und wenn wir von der Uni keinen mitschicken, werden wir die dringend benötigten Forschungsgelder, die Slideindustries uns vertraglich zugesichert hat, nicht bekommen und müssten sogar noch Regress bezahlen."

„Wie viel ist das denn? Ich wäre schon bereit für fast zwei Monate ohne meine Frau in unser Verlies hinabzusteigen und die Summe zu bezahlen!"

„Das finde ich sehr großzügig von Dir, aber ich fürchte, dass wir uns das nicht leisten können, Severus, die Ersatzansprüche belaufen sich auf 300.000 Galeonen." Nein, selbst ihr gut gefülltes Verlies bei Gringotts gab eine solche Summe nicht so ohne Weiteres her. Verdammt!

Er ließ die Schultern hängen, „Ich hatte mich so auf diesen Sommer gefreut, Hermine!", seine Stimme klang eindeutig enttäuscht, „Es war ein solch anstrengendes Jahr! Für uns beide! Das Labor im Keller ist endlich fertig und wir wollten an dem Zeittrank weiterarbeiten. Du wolltest Sera Schwimmen beibringen und Deinen Eltern die Umgebung zeigen. Weißt Du noch? Was wird nun daraus?"

„Ich weiß! Verflucht!", rief sie und raufte sich wütend die Haare, „Ich habe mich nämlich auch auf diesen Sommer gefreut, Severus! Immerhin hat es mich nicht wenig Zeit und Energie gekostet die neue Route auszutüfteln und die wichtigsten Dinge vorzubereiten! Außerdem…", sie brach ab und ihr Blick wurde traurig.

Er presste seine schmalen Lippen noch etwas fester zusammen. Er wusste was sie meinte. Sie hatten nach vielen Überlegungen beschlossen, zu versuchen noch ein drittes Kind zu bekommen und Hermine hatte bereits den monatlichen Verhütungstrank abgesetzt.

„Wann soll denn diese ... Reise", er kaute sehr schwer an diesem Wort, „beginnen?"

„Schon am nächsten Montag", antwortete Hermine leise.

„Was?", brauste er auf, „Das ist ja weniger als eine Woche, Hermine!"

„Ja, das ist es und die Zeit reicht nicht einmal mehr, mich ausreichend darauf vorzubereiten!"

„Dann bleib hier, verdammt!", bestimmte Severus wütend.

„Ich will ja!", fauchte Hermine ärgerlich zurück, „Aber was soll ich denn machen?"

Bevor er ihr darauf eine sehr einfache Antwort geben konnte, wurde die Türe aufgestoßen und ihre Tochter Serafina stand etwas verstört im Rahmen.

„Warum schreit ihr Euch an und was machst Du schon hier Mum?", fragte sie und schaute abwechselnd ihre Mutter und ihren Vater an.

„Deine Mutter hat Dir etwas Freudiges mitzuteilen!", höhnte Severus bitterböse und blitzte seine Frau hinterhältig an. Gut, es war nicht besonders pädagogisch, seine Kinder in Streitigkeiten der Eltern herein zu ziehen, aber wenn es was brachte, war es ihm egal.

Hermine schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus, bevor sie sich zu ihrer vierjährigen Tochter herunterbeugte.

„Sera, wahrscheinlich werde ich bald einige Wochen lang weg müssen."

„Wie?", Seras Augen weiteten sich erschrocken, „Aber wir haben doch bald Ferien, Mum, und wir wollen doch gemeinsam ans Meer. Wir alle und Grandpa und Grandma kommen doch auch und Albus und James wollen uns besuchen. Das darfst Du nicht!"

Hermine nickte ihr bedauernd zu, „Ja, das wollten wir und ich kann mir auch nichts schöneres vorstellen, als mit Euch dort zu sein. Aber ich muss für jemanden einspringen der sehr krank geworden ist und für eine Weile nach Afrika gehen", als sie sah, dass sich in den Augen ihrer Tochter die ersten Tränen bildeten, schob sie schnell nach, „natürlich geht ihr mit Dad und Euren Großeltern auch ohne mich ans Meer."

„Ich will aber, dass Du auch mitkommst!", schniefte Sera und Severus knurrte düster, „Ganz meine Meinung!"

„Aber das will ich doch auch, mein Schatz!", versuchte Hermine es erneut, wobei sie ihrem Ehemann einen sehr bedrohlichen Blick zuwarf.

„Dann tue es doch und lass jemand anderen dahin gehen, wo Du hinsollst und nicht hin willst!", klagte ihre Tochter jämmerlich und schon lief die erste Träne die rechte Wange hinunter.

Hermine kniete sich mit kummervollem Blick vor sie hin und nahm ihre Jüngste fest in den Arm, „Ach mein Schatz, wenn das nur so einfach wäre."

Severus starrte die beiden stumm an, dann stand er von seinem Stuhl auf und zog seine Weste gerade. „Vielleicht ist es nicht einfach, aber ich bin bestimmt nicht bereit, Dich so einfach gehen zu lassen, Hermine Granger!", verkündete er entschlossen.

„Und was willst Du tun?", fragte seine Frau verwundert.

„Ich werde jetzt als Allererstes zu Ambros flohen, danach habe ich vor, mich mit unserem verehrten Zaubereiminister zu unterhalten und wenn es sein muss, bekommt auch dieser Thomas Slide noch einen Besuch von mir!"

„Ich könnte Dir ja jetzt sagen, dass ich überall dort heute schon war, aber es ist natürlich etwas völlig anderes, wenn der Ehemann das für seine Ehefrau noch einmal richtig macht", sie schien ihm irgendwas übel zu nehmen, vielleicht, dass er ihre Tochter vorhin vorgeschickt hatte.

„Ja, das mag durchaus sein, vor allem wenn die weichherzige, selbstlose Ehefrau eine Gryffindor ist, ihr Mann aber ein ausgekochter Slytherin!" zischte er ihr leise ins Ohr, als er an ihr vorbei zur Gardarobe schritt, um seine Robe zu holen.

„Ich gebe es nicht gerne zu, Severus", murmelte Hermine, „aber ich hoffe sehr, dass Du eine Lösung finden kannst, die ich nicht gesehen habe!", und nahm ihre untröstliche Tochter auf den Arm um mit ihr zusammen ihre große Schwester zu suchen.