Kapitel 1

Solo-Abenteuer

Wumms -

Milo schlug auf dem Boden auf - und zwar äußerst unsanft. Nach einem kurzen Moment der Stille hörte er das Geräusch rückender Stühle auf Steinfußboden, Leute erhoben sich von ihren Sitzplätzen.

Er war nicht alleine.

Milo schaute sich schnell um, nahm die ungewohnte Umgebung in sich auf. Er war in einer Art Speisesaal und lag auf einem massiven Holztisch. Der Raum war reich ausgestattet, Milo bemerkte sogar bronzene Kerzenleuchter, besonders weil ihn einer davon gerade unangenehm in den Rücken pikste. Am bemerkenswertesten war jedoch das halbe Dutzend Gestalten um ihn herum. Sie waren böse - wirklich, offensichtlich böse. Schwarze Mäntel, Masken. Teufel, sogar einen Kronleuchter gab es.

Milo brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass er seine Verbesserte Initiative am besten gut nutzen sollte. Als der Kultist - diese Leute mussten ja irgendwie in einer Art Kult sein -, der am Kopf des Tisches saß, seinen Zauberstab hervorholen wollte, entfesselte Milo glitzernden arkanen Zorn.

Avada Kedavr - Aaaah!" - der Kultist wurde unterbrochen.

Glitzerstaub!" Eine Wolke blendend heller, golden glühender Partikel sprühte in einer Explosion aus Milos ausgestreckten Händen, bedeckte die Kultisten und ihre Möbel. Die Kultisten fassten an ihre Masken, für einige Zeit durch den Spruch geblendet. Milo hielt inne, erst einmal sprachlos. Er hatte alle erwischt? Eigentlich müssten die als Primärzauberer doch einen höheren Grundbonus auf Wille haben als den hier... ok, denk später, hau erst mal ab.

Milo nutzte die schlechte Verfassung der Kultisten aus, indem er vom Tisch stieg und auf das Fenster zu rannte. Standardaktion zum Aufstehen, Bewegungsaktion zum Anlaufnehmen und Springen ... von der benötigten Zeit her passte es genau. Ein überraschend schmerzhafter Zusammenstoß (nicht vergessen: spring nie wieder durch Glas) und schon befand sich Milo im freien Fall. Das Fenster, so schien es, war ungefähr im sechsten Stockwerk.

Federfall", murmelte Milo und fiel langsamer. Als seine Füße sacht den Boden berührten, schaute er sich um. Er befand sich auf einem Landsitz, mitten in einem sorgfältig gepflegten Garten. Das einzige, was ihn jetzt noch von der Freiheit trennte, war ein kurzer Sprint über den ebenen Boden mit dem obligatorischen Strauch und einem niedrigen Zaun. Als er zu rennen begann, hatten sich die Kultisten - dem Hagel von Magie nach zu schließen - wieder erholt. Ein ungewohnt grün funkelnder Lichtblitz traf den Busch neben Milo, er wurde braun und verdorrte.

Oh.

Spiegelbilder", zauberte Milo und beschwor drei Illusionen von sich selbst herauf. Die vier Milos rannten in verschiedene Richtungen und die Flüche der Kultisten teilen sich auf. Als Milo sich der Grundstücksgrenze näherte, bemerkte er eine ausgesprochen unbekannt wirkende Hügelkette in der Ferne. Der Himmel hatte zwei Monde zu wenig, wie er bemerkte.

„Mist", murmelte Milo. Er musste von einem Ebenenwechsel oder einer Größeren Teleportation getroffen worden sein, eigentlich eher unwahrscheinlich, weil beides sogar weit über die äußerst dunklen Kräfte hinausging, die der Grausame Lord, Thamior der Thaumaturg, besaß.

Eine Milo-Illusion wurde von einem dieser seltsamen grünen Zauber getroffen und löste sich sofort in Luft auf. Als ein zweiter Doppelgänger verschwand, sprang Milo über den Zaun und duckte sich dahinter. Sein nächster Zauber brauchte etwas mehr Vorbereitungszeit, aber Milo hoffte, es würde sich lohnen.

Aufsitzen", sagte er leise, nachdem er sich einige Sekunden konzentriert hatte. Neben ihm erschien ein graues Pony, das, von den Augen - die glasig und leblos waren - einmal abgesehen, einem echten Tier vollkommen glich. Anders als die Illusionen war es echt - das hängt natürlich davon ab, wie man echt definiert. Es war jedenfalls echt genug, um ihn zum Teufel noch mal hier rauszubringen.

Milo stieg unbeholfen in den Sattel, (er war nie ein guter Reiter gewesen, weil es für Magier nämlich kaum Gelegenheiten gab, Fertigkeitspunkte für diese Fähigkeit zu sammeln) und schlug seine Fersen in die Flanken des heraufbeschwörten Ponys. Als er versuchte, wieder zu Atem zu kommen und darüber nachdachte, wie viel Zeit ihm noch blieb (wenn ein Zauber eine Pflanze einfach so umbringen konnte, stell dir vor, was er ihm selbst antun könnte? Milos Grundbonus auf Zähigkeit war geringer als der Tageslohn eines Leibeigenen), hörte er links von sich ein lautes Knacksen. Einer der Kultisten tauchte plötzlich aus dem Nichts auf und schwang bedrohlich seinen Zauberstab.

Glitzerstaub!", zauberte Milo erneut und verbrauchte damit seinen letzten 2.-Level-Zauber. Wie schon davor wurde der dunkle Zauberer von der Explosion goldenen Lichtes geblendet. Wenn noch einer auftaucht, muss ich einen schrofferen Ton anschlagen ...

„Die können sich teleportieren?" schrie Milo, „das ist ein 5.-Level-Spruch! Das ist weit außerhalb meines ECLs! Völliger Blödsinn. Blödsinn!" Aber niemand antwortete. Es war nicht einmal klar, mit wem er redete, weil - von dem geblendeten Todesser einmal abgesehen - keine Menschenseele in der Nähe war. Nach einigen Minuten im Galopp beschloss Milo, kurz anzuhalten und zu überlegen, was er nun tun sollte.

Jetzt fragst du dich vielleicht: „Was zum Teufel passiert hier eigentlich?" Und das ist auch eine berechtigte Frage, aber Milo ist leider genauso verwirrt wie du. Vielleicht wäre eine kurze Beschreibung unseres ratlosen Helden angebracht. Was Milo betrifft, reichen die Informationen auf seinem Charakterbogen aus: Neutral, Magier 3, Mensch, männlich, Alter: 11, Gewicht: 71 Pfund (seine Welt nutzt das englische Maßsystem, die armen Barbaren), Größe: 4'9", Haar: braun, Augen: braun. Und du denkst dir vielleicht: „Elf Jahre alt? Das kommt mir ein bisschen jung vor für einen Magier." Und du hast recht. Die meisten Magier in Milos Welt (mehr dazu später) sind mindestens 17, bevor sie überhaupt Level-Eins-Magier werden. Milo allerdings war schneller gewesen, hatte sein Leben als Schurke begonnen und dann umgeschult. „Aber warte mal", protestierst du. „Das sagt mir alles nichts. Und selbst wenn, das Mindestalter für einen menschlichen Schurken ist immer noch 16." Aber leider hast du gar keine Zeit, dich über solche Probleme aufzuregen, weil Milo gerade tatsächlich von einem Todesser auf einem Besen angegriffen wird. Siehst du, was passiert wenn du spitzfindig bist?

Avada Kedavra!", schrie der böse, fliegende Kultist und fuchtelte seltsam mit seinem Zauberstab. Milo spürte, wie das Pony unter ihm zusammensackte, weil sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Milo prallte auf dem Boden auf und verlor den Großteil seiner noch übrigen Trefferpunkte (Milo hatte beim Erstellen seines Charakters bei Konstitution gespart, was ihm damals wie eine wirklich gute Idee vorgekommen war). Taumelnd und geschwächt rappelte er sich auf, als der Kultist einen zweiten Versuch startete.

„Du weißt schon, dass es einen Grund dafür gibt, dass die meisten Zauberer lieber ein Geisterross als einen Fliegenden Besen benutzen", murmelte Milo. „Dieser Grund ist Schmieren!", sagte er und untermalte dieses Wort mit einer komplizierten Handbewegung. Er zielte mit dem Spruch nicht auf den Kultisten, sondern auf dessen Besen, der daraufhin eine spiegelglatte Oberfläche bekam. Mit keiner Art von Sicherheitsgurt oder Pedalen ausgestattet, beschleunigte der Besen weiter, der Kultist unglücklicherweise nicht. Bevor er auf dem Boden auftreffen konnte, verschwand der Kultist mit einem weiteren unverkennbar knallenden Geräusch. Milo runzelte die Stirn. Was für ein Kultist war das, der Save-or-Die-Sprüche mehrmals hintereinander verwenden, sich teleportieren und einen Fliegenden Besen leisten konnte, aber dennoch keinen simplen Federfall zustande brachte? Vielleicht gehören die ja zu irgendeiner nicht genau eingeordneten undurchsichtigen Klasse? Milo überlegte. Naja, es ist Zeit, die Beute einzusammeln. Ein Fliegender Besen wäre ganz gut als Ersatz für sein Ex-Pony, das jetzt, wo die Magie, die es zusammengehalten hatte, verschwunden war, sich aufzulösen begann.

Als Milo nach dem Besen suchte, ließ er seine Gedanken umherwandern. Das letzte, was er, bevor er im Landgut auf dem Tisch aufgeschlagen war, getan hatte, war, mit seinen Gefährten den Obersten Bösen Grausamen Lord Thamior den Thaumaturgen (versuch mal, das auf eine Visitenkarte zu bringen) anzugreifen. Alles lief nach Plan, dann plötzlich... Tisch. Milo war sich sicher, dass Thamior es nicht geschafft hatte, einen Zauber zu wirken, vor allem nicht einen von dieser Größe. Vielleicht hatte ihn von hier etwas hergezogen? Wieso um alles in der Welt sollte jemand Milo heraufbeschwören wollen? Milo wollte gar nicht daran denken, was Thamior ohne seine Arkane Unterstützung mit seiner Gruppe anstellen würde. Nach Milos Rückkehr würde es wahrscheinlich seine Aufgabe sein, das Geld für drei Tote Erwecken aufzutreiben, weil ein Dieb, ein Fleischschild und eine überbewertete Erste-Hilfe-Box einen TPK fertiggebracht hatten.

Milo stieß auf den Besen, der im Boden feststeckte. Zuversichtlich zog er ihn aus dem Schlamm, setzte sich darauf und sprang in die Luft. Nichts passierte, Milo schaute nur ziemlich albern aus.

„Hmm, er braucht wahrscheinlich ein Kommandowort, würde ich sagen? Schwertfisch!" Nichts passierte. „Melone! Erhebe dich! Auf! Aktiviere dich! Flug! Abra Kadabra! Zehn Minuten später hatte keiner der üblichen Sprüche Wirkung gezeigt und Milo gab auf.

Magie Entdecken." Nichts. So weit Milo es beurteilen konnte, steckte in dem Besen nicht einmal genug Magie, um für den Trick eines Barden auszureichen. Es war ein gewöhnlicher, alltäglicher Besen. Zum Kehren.

„Wa... was? Wie... Aa, mein armer Kopf." Nichts, was hier geschah, machte auch nur den geringsten Sinn. Vielleicht fand er ja ein paar Bewohner dieser seltsamen Welt, die keine Kultisten waren, die würden ihm die Dinge erklären können. Er schulterte den Besen, suchte sich irgendeine Richtung aus und begann zu laufen.

o-o-o-o

Irgendwann nach drei Uhr in der Nacht wurden die Einwohner von Hogsmeade davon überrascht, dass sie einen dreckigen, blutigen, halbtoten (oder eher fünf-sechstel toten, um, jetzt wo du fragst, genau zu sein) Jungen in ihr Dorf wanken sahen, bevor er vor Erschöpfung zusammenbrach. In seinen Händen hielt er einen Nimbus Zweitausend.

„Wer ist das?"

„Ist es ein Muggel? Wie ist er durch den Schutzkreis gekommen?"

„Ist er ein Schüler?"

„Ich werd' verrückt! Ist das ein Nimbus?"

„Wenn er einen Besen hatte, warum ist er dann gelaufen?"

„Jemand sollte nach Dumbledore schicken, dieses Kind braucht Hilfe."

„Ich bin schon hier, direkt vor dir."

„Nein, nicht du, der andere Dumbledore."

„Oh", sagte Aberforth, leicht enttäuscht. „Nie lässt jemand nach mir schicken."

Weil die nächste medizinische Versorgungsstelle der Krankenflügel von Hogwarts und, wie die Dorfbewohner schlossen, der Junge ein Schüler aus dem Schloss war, der ein unsinniges Abenteuer versucht hatte, wurde er in aller möglichen Eile in die Obhut von Madame Pomfrey gebracht und, mehr als wahrscheinlich, unter Arrest gestellt. Es war eine sehr überraschte und etwas verschlafene Professor McGonagall, die die Tür öffnete. Sie schickte sofort einen Patronus, der Dumbledore wecken sollte, bevor sie den Jungen in den Krankenflügel trug.

„Minerva! Was ist denn los?" Dumbledore (diesmal der richtige) betrat den Raum. Die stellvertretende Schulleiterin informierte ihn kurz darüber, was die Dorfbewohner in Hogsmeade entdeckt hatten.

Dumbledore runzelte die Stirn. „Ich erkenne ihn nicht, du?" McGonagall schüttelte den Kopf.

„Das ist sehr ungewöhnlich. Er ist eindeutig in dem Alter, in dem er gerade nach Hogwarts kommen sollte, wenn er ein Zauberer aus dem magischen Großbritannien ist...", sagte McGonagall und ließ den Satz in der Luft hängen.

„Wieso wecken wir ihn nicht und fragen?", schlug Dumbledore vor.

„Poppy meint, es wäre das Beste zu warten, bis er sich erholt hat. Ein paar Verletzungen sind ziemlich schwer - könnte von einem schlimmen Sturz kommen, möglicherweise."

„Könnte er ein Schüler aus Beauxbatons sein - oder Durmstrang? Ich werde Eulen zu Madame Maxime und Professor Karkaroff schicken. Halte mich auf dem Laufenden."

McGonagall seufzte. Sie würde nicht für alles Gold in Gringotts ihre Stelle als Konrektorin aufgeben, aber ihre Position brachte viel mehr schlaflose Nächte mit sich, als ihr lieb war.

o-o-o-o

Milo erwachte und hörte leise Stimmen. Das Seltsame am Flüstern, hatte Milo entdeckt, war, dass man darauf sogar schneller aufmerksam wurde als auf Unterhaltungen in normaler Lautstärke. Um sein Bett hingen Vorhänge, sodass Milo den Gesichtern keine Stimmen zuordnen konnte.

„Minerva! Ich - ich habe etwas... naja, etwas sehr Ungewöhnliches bemerkt", sagte die erste Stimme (weiblich, menschlich).

„Was ist denn?", fragte eine zweite Stimme (ebenfalls weiblich, menschlich).

„Der Patient, er... also... er hat sich erholt", sagte die erste Stimme zögerlich.

„Ja? Sind das nicht gute Neuigkeiten?"

„Schon, sehr gute Neuigkeiten, ich bin äußerst froh, dass er die Sache überstanden hat. Aber... normalerweise würde das nicht so schnell gehen."

„Erklär."

„Nach genau acht Stunden Bettruhe sind die meisten seiner Verletzungen einfach so vor meinen Augen verschwunden", sagte die erste Stimme.

Es gab einen kurzen Moment der Stille.

„Oh. Ich wage zu behaupten, dass ich beeindruckt bin. Wie hast du das angestellt?", fragte die zweite Stimme - Minerva.

Ich war das nicht", sagte die erste Stimme, nun lauter geworden. „Eigentlich hatte ich noch gar nicht viel getan, nur seine Wunden gesäubert und bandagiert!"

„Dann... vielleicht hatte er irgendeinen Heilzauber? Oder einer der Dorfbewohner hat ihm geholfen?"

„Das war das erste, was ich überprüft habe! Ich glaube... ich glaube, wir sollten in Erwägung ziehen, dass er nicht vollständig menschlich ist", sagte die erste Stimme vorsichtig.

„Poppy, hol Professor Dumbledore, Snape, Flitwick und Sprout - in dieser Reihenfolge", ordnete Minerva an. „Bis dahin werde ich ihn beobachten, wer auch immer er ist."

Milo runzelte die Stirn. Wieso waren die so verwirrt? Nach einer Nacht Ruhe wurde pro Level je ein Trefferpunkt wiederhergestellt. Jeder weiß das. Hatten die denn noch nie geschlafen? Waren es vielleicht sogar Untote? Milo tastete nach seinem Gürtel der Versteckten Taschen, in dem er (zwischen lauter anderen nützlichen Sachen) sein Zauberbuch aufbewahrte. Er brauchte eine Stunde, um neue Zauber vorzubereiten (er bezweifelte, dass er so viel Zeit hatte, aber einen Versuch war es wert).

Sein Gürtel war verschwunden.

Milo fuhr hoch und durchsuchte seine Taschen. Nichts. Ihm brach der Schweiß aus. Ohne sein Zauberbuch konnte er sich keine Zauber merken, hatte bloß vier 0.-Level-Zauber und sonst nichts. Er war ein Gewöhnlicher, für immer, oder jedenfalls bis er sich ein neues Buch machen konnte.

Was beinahe genauso schlimm war: Mordy befand sich immer noch in dem Gürtel. Milo konzentrierte sich auf die empathische Verbindung, um zu sehen, ob mit Mordy alles in Ordnung war. Hunger, Angst, Verwirrung.

Milo leckte sich nervös die Lippen. Er hatte gerade begonnen, nach etwas zu suchen, was er als Knüppel verwenden konnte (nicht gerade sein bevorzugter Weg, Dinge zu tun), als die Vorhänge zur Seite gezogen wurden.

„Wer sind Sie, wo bin ich, und was haben Sie mit meinen Magischen Gegenständen gemacht?", wollte Milo wissen, als die Vorhänge noch nicht einmal vollständig aufgezogen waren. Ein seltsames Pärchen kam da auf ihn zu. Zwei ältere Menschen in Umhängen (altehrwürdig bedeutete +3 Intelligenz, Weisheit und Charisma, weshalb Milo sich in Gedanken eine Notiz machte, diese beiden nicht zu unterschätzen), die offensichtlich eine Art Magier waren. Langer weißer Bart, halbmondförmige Brillengläser, Zauberstäbe ... Was soll das mit den ganzen Zauberstäben? Milo wunderte sich.

„Wenn du über deinen Besen redest, junger Mann, der liegt gleich neben deinem Bett. Und ich würde dir raten, auf dein Benehmen zu achten", sagte die Frau, die einen ziemlich strengen Haarknoten trug.

„Friede, Minerva", sagte der Mann im lilanen Umhang. „Er hat eindeutig starke Qualen ausgestanden." Der alte Mann drehte sein freundliches, großväterliches Gesicht zu Milo. „Wenn du so gut wärst, uns zu sagen, wer du bist ... ?"

„Ich bin Milo Amastacia-Liadon", sagte Milo stolz. Milos Eltern, beide weltoffene Menschen, hatten entschieden, ihm einen Halbling-Vornamen und ihre beiden (elfischen) Nachnamen zu geben.

„Und ich", sagte der großväterliche Mann, „bin Professor Albus Percival Dumbledore." Er sagte es so, als ob Milo wissen müsste, wer er war. Vielleicht war er ja wirklich berühmt; es war Zook, der alle die Ränge in Wissen (Adlige, Angehörige der königlichen Familie) hatte. „Und dies ist, natürlich, Professor McGonagall. Du bist in Hogwarts, der Schule der Zauberkraft und Hexerei."

„Zauberkraft? Oh, Boccob sei Dank. Sie sind also Magier?", fragte Milo zutiefst erleichtert.

Dumbledore sah leicht verdattert aus.

„Schon, natürlich, wir sind Zauberer - Außer Minerva, die ist, genau gesehen eine Hexe. Du hast uns nicht für Muggel gehalten, oder?"

„Was? Mug- schauen Sie, ich glaube wir kommen vom Thema ab. Habe ich einen Gürtel getragen, als ich hergekommen bin?"

„Ich müsste Madame Pomfrey fragen, um sicher zu sein, aber da liegt ein Gürtel auf dem Nachttisch", sagte der alte Zauberer.

„Oh, den Göttern sei Dank. Wissen Sie nicht, dass es furchtbar unhöflich ist, jemanden von seinen Magischen Gegenständen zu trennen?" Milo schnappte sich den Gürtel, an dem kleine Taschen waren (und zwar auch viele, die unsichtbar waren) und öffnete schnell eine der Versteckten. Heraus krabbelte eine verzweifelt aussehende, braun-weiße Ratte. „Gar nicht davon zu sprechen, einen Magier von seinem Vertrauten zu trennen."

„Lass das lieber nicht Poppy sehen", schlug Dumbledore vor. „Ich glaube sie würde nicht so erfreut sein, eine Ratte im Krankenflügel zu sehen. Nun, könntest du mir bitte sagen, an welcher Schule, wenn überhaupt, du Schüler bist?"

„Beschwörung", sagte Milo stolz, „obwohl ich schon immer ein Händchen für Erkenntniszauber hatte."

„Die Schule der Beschwörung?" Albus runzelte die Stirn. „Wenn ich mich nicht irre, wurde die geschlossen, so um 1868, nach dem Löffel-Vorfall." McGonagall erschauderte. „Würdest du es mir übel nehmen, wenn ich deinen Zauberstab sehen will?"

„Meinen Zauberstab? Ich habe keinen. Ich habe das mit dem Zauberstab nie eingesehen, wirklich, und selbst wenn, könnte ich mir keinen leisten."

„Kein Zauberstab?" McGonagall schnappte nach Luft. Dumbledore dagegen runzelte nachdenklich die Stirn.

„Ich achte ja nicht besonders auf die aktuellsten Editionen bei Sportgeräten, aber wie kann es sein, dass du es geschafft hast, mit einem, wie ich denke, der teuersten Rennbesen herzukommen, wenn du dir nicht einmal einen einfachen Zauberstab leisten kannst?", fragte Dumbledore.

„Oh, dieses Ding? Ich habe es einem Kultisten weggenommen", sagte Milo unbeeindruckt. „Kommt mir ziemlich nutzlos vor. Wenn da irgendwelche Magie drinnen ist, habe ich keine Ahnung, wie man sie aktiviert, und wie der Besen ausschaut, ist er kaum zum Kehren gut."

McGonagalls Gehirn schreckte vor der Vorstellung zurück, einen Nimbus Zweitausend dazu zu benutzen, ein Haus zu kehren. Diesen Gedanken auch nur zu denken war undenkbar undenkbar.

„Ich denke, je mehr Fragen er beantwortet, desto weniger Sinn ergibt es", sagte Dumbledore. „Fang mit den Kultisten an, erzähl dann, wie du so spät in der Nacht mach Hogsmeade gekommen bist, und dann können wir über deine Schule und den Besen reden."

Milo zuckte mit den Schultern.

„Meine Gruppe und ich haben gerade den Turm des Höchst Hämisch Heimtückischen Hexers, Thamiors des Thaumaturgen, gestürmt. Wir hatten uns unseren Weg an der üblichen Verteidigung vorbeigekämpft - Sie wissen schon, Skelette, Goblins", McGonagall würgte kurz, als sie das hörte, „dieses Zeug, ziemlich routinemäßig, als wir dem dunklen Zauberer gegenüberstanden. Unser Schurke kroch zur Seite, während ich ihn mit Sticheleien unterhielt, die seinen Monolog unterbrachen. Der Kleriker und ich wollten gerade Magische Wut entfesseln, als ich mich plötzlich ganz woanders befand. Das nächst, was ich weiß, ist, dass ich auf einem Tisch in einem Raum voller Kultisten gefallen bin", sagte Milo. „Sie hatten schwarze Umhänge und Masken und alles; Sie hätten sie sehen sollen. So, und einer von denen hat einen Zauberspruch angefangen, er ging irgendwie so ähnlich wie ‚Avada Keda-'" Milo wurde unterbrochen, weil McGonagall ihm erschrocken den Mund zuhielt.

„Kein Grund zur Sorge, Minerva. Er hat keinen Zauberstab", sagte Dumbledore sanft.

„Stimmt. Em. Dann erzähl weiter, Mr. Amastacia-Liadon", sagte die Hexe beschämt. „Aber du darfst diese Worte nie mehr aussprechen. Sie sind die Zauberformel für den schlimmsten der Unverzeihlichen Flüche."

„Nennen Sie mich doch Milo; Elfennamen sind meistens ziemlich lang", sagte Milo.

Elfennamen?", fragte McGonagall ungläubig. „Albus, das gehört auf unsere Fragenfg."

„Ok, also ich habe die Kultisten mit Glitzerstaub geblendet, bin aus dem Fenster gesprungen, habe Illusionen als falsche Ziele herbeigezaubert, ein Pony heraufbeschworen, und bin so schnell wie möglich weggeritten, aber einer hat mich auf diesem Besen verfolgt. Einmal Schmieren für den Besen und der Kultist ist runtergefallen - aber er hat sich irgendwie in Sicherheit teleportiert. Natürlich nicht bevor er noch mein Reittier umgebracht hat. Also musste ich laufen, und ich glaube, ich hatte gerade ein Dorf gefunden, als ich bewusstlos geworden bin. Ein glücklicher Zufall, wenn man alles zusammen betrachtet."

„Albus", sagte McGonagall leise. „Diese... Kultisten... von denen er spricht. Die klingen furchtbar so wie -"

„Hab ich bemerkt, Minerva. Es sieht so aus, als ob sie doch nicht so vollständig aufgelöst wären, wie wir dachten", sagte Dumbledore unheilverheißend. Milo grinste. Wenn er nicht völlig blöd war, klang das nach dem Aufhänger der Geschichte.

„Nun, junger Zauberer, wenn du mir sagen könntest, an welche Schule du gehst, damit ich dich sicher heimschicken kann?", fragte Dumbledore.

„Oh, diese Art von Schule? Nein, da hab ich mich nie bemüht, hinzugehen", sagte Milo. „Man sammelt viel schneller Erfahrungen, wenn man dunkle Magier und Goblins jagt, das kann ich Ihnen sagen."

„Keine Schule?!" McGonagall schnappte erneut nach Luft, diesmal sogar noch schockierter als über die Tatsache, dass er keinen Zauberstab besaß. „Das ist kriminell! Deine Eltern sollten verhaftet werden!" Die Lehrerin hielt inne und schaute besorgt. „Du - du hast Eltern, Mister Ama - äh, Milo?", fragte sie sanft.

„Eltern? Äußerst wahrscheinlich. Sie sind..." Milo hielt inne. Etwas stimmte nicht. Er suchte nach seinen Erinnerungen an seine Eltern, fand aber keine. Er verfiel in Panik. „Ich verstehe nicht. Meine Eltern, sie sind... sie sind... was ist los?"

„Geht... geht es dir gut, junger Mann?", fragte McGonagall, ihre Stimme voller Besorgnis.

„Ich... das ist noch nie passiert", bekannte Milo. Seine Hintergrundgeschichte schrieb sich normalerweise selbst, wenn sie gebraucht wurde. „Offensichtlich hatte ich Eltern, aber ich... ich kann mich nur nicht an sie erinnern."

„Oh, das tut mir sehr Leid", sagte McGonagall ernst. Es brach ihr das Herz, wie viele Waisen nach Hogwarts kamen, besonders in der Zeit nach dem Krieg.

„Minerva, wenn du bitte einen Moment mit mir kommen würdest, ich glaube, wir müssen das mit den anderen Hausleitern besprechen", sagte Dumbledore. „Wir sind gleich zurück, Milo, in der Zwischenzeit wird sich Poppy um dich kümmern."

o-o-o-o

Ich denke es ist offensichtlich, dass wir es mit einer sehr verwirrten Person zu tun haben", sagte Sprout traurig, nach dem McGonagall die Situation erklärt hatte. „Er scheint in sehr jungem Alter zur Waise geworden zu sein und hat sich seitdem alleine durchgeschlagen, und ist ziemlich unzurechnungsfähig."

„Traurigerweise muss ich zustimmen", sagte Dumbledore. „Ich denke, wir können annehmen, dass sehr wenig von seiner Geschichte wahr ist, obwohl er die Todesser und den Todesfluch mit alarmierender Genauigkeit beschrieben hat. Ich denke es ist wahrscheinlich, dass, leider, seine Eltern von ihnen getötet wurden, als er klein war."

„Der Besen", sagte Flitwick plötzlich. „Er ist unser einziger Anhaltspunkt. Wir wissen, dass der Nimbus ein brandneues Quidditchbesenmodell ist, also muss er ihn vor kurzem aufgegabelt haben. Seinem Landstreicheraussehen und dem Fehlen eines Zauberstabs nach zu schließen hat er ihn sich nicht auf legalem Weg beschafft. Wenn wir herausfinden, ob einer dieser Besen gestohlen wurde, könnte das helfen, den Wahrheitsgehalt seiner Geschichte zu bestimmen."

„Klug wie immer, Filius", sagte Dumbledore anerkennend.

„Schulleiter, was, wenn seine Geschichte war ist?", fragte McGonagall. „Da draußen könnten wirklich Todesser sein, die auf eine Gelegenheit warten, sich zu rächen." Und, dachte sie bei sich, der Sommerlandsitz der Malfoys ist ungefähr eine Nacht Fußmarsch von Hogsmeade entfernt... „Nachforschungen wegen des Besens würden nur die Aufmerksamkeit auf ihn lenken."

„Nun, es scheint, dass wir nur eine Möglichkeit haben", sagte Dumbledore. „Und das Gesetz ist ziemlich eindeutig. Ungeachtet aller anderen Umstände: Der Junge ist eindeutig magisch - sonst hätte ihn der Schutzkreis um Hogsmeade, längst bevor er überhaupt in Sichtweite des Dorfes gekommen wäre, abgehalten. Das Schuljahr beginnt in nur drei Tagen, und ich glaube, dieser junge Mann sollte, zu seiner eigenen Sicherheit und der seiner Umgebung, unter den Erstklässern sein, die ihren Häusern zugeordnet werden."

„Schulleiter, mit Respekt", spottete Snape, überhaupt nicht respektvoll klingend, „wir können nicht einfach jedem Gassenjungen und Herumtreiber einen Platz an dieser Schule anbieten. Wir sind die beste Schule im magischen Großbritannien, nicht die einzige."

„Ich fürchte, ich muss darauf bestehen", sagte Dumbledore freundlich, aber bestimmt. „Minerva, wenn du den jungen Mr. Amastacia-Liadon morgen in die Winkelgasse begleiten könntest, damit er seine Schulsachen und Umhänge bekommt, wäre ich dir sehr dankbar. Filius, könntest du den Nimbus bitte anonym zur Abteilung für Magische Strafverfolgung bringen und unauffällig im Auge behalten, wer ihn abholt? Pomona, wärst du so gut und würdest die Zuordnung der Schüler zu ihren Häusern für uns vorbereiten? Ich für meinen Teil werde Nachforschungen beim Zaubereiministerium anstellen, um herauszufinden, ob vor kurzem Zauberei Minderjähriger registriert worden ist."

„Und ich, Schulleiter?", fragte Snape.

„Ah, Severus, ich habe eine besondere Aufgabe für dich. Ich befürchte, du wirst gewisse alte... Bekannte wieder aufsuchen müssen."

„Ich verstehe", sagte Snape mit einem Seufzer. Er hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde.

„Nun, dann denke ich, wissen wir alle, worum wir uns kümmern müssen. Am besten fangen wir gleich an."

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Einerseits war Milo nicht besonders begeistert davon, in die Schule zu gehen. Aber andererseits war es ziemlich eindeutig, dass es das war, was die Handlung von ihm verlangte. Davon abgesehen war es die beste Möglichkeit, an die Kultisten heranzukommen, und alles an ihnen sagte „wir haben viele viele Magische Gegenstände und viel viel Gold". Und es war ja nicht so, dass er irgendetwas anderes zu tun hat te. Davon abgesehen fehlten ihm nur 300 XP bis zu einem neuen Level, und damit wäre er einen Schritt näher an der unsagbaren arkanen Stärke der 3.-Level-Zauber.

„Ich nehme an, ich könnte interessiert daran sein, Ihre Schule zu besuchen, stellvertretende Schulleiterin", sagte Milo respektvoll. Es schadet nie, mächtigen NPCs bei Gelegenheit zu schmeicheln.

„Ausgezeichnet. Wir haben nur drei Tage, bis das Schuljahr beginnt, deshalb gehen wir morgen und kaufen dir deine Schulsachen", sagte McGonagall.

„Oh, äh. Ich habe kein Geld, an sich." Milo hatte den letzten Rest seiner Beute für den Gürtel der Versteckten Taschen ausgegeben.

„Überhaupt keines? Nun, Hogwarts hat einen kleinen Unterstützungsfond für... benachteiligte... Schüler wie dich", sagte McGonagall nachdenklich, „aber ich fürchte, du musst wahrscheinlich mit Sachen aus zweiter oder dritter Hand auskommen."

„Das macht nichts. Über was reden wir eigentlich, Federn und Pergament und so?"

„Das, natürlich, und auch, oh, wo habe ich diese hingetan...? Ah, hier ist sie. Zauberstab, Umhänge, Spitzhut, Drachenhauthandschuhe", Milo musste vor Überraschung schlucken, „Teleskop, ein Kessel, Messstäbe, und verschiedene Schul- und Zauberbücher, Zauberstab..." McGonagall runzelte die Stirn, als sie die durchlas. „Anscheinend ist der Zauberstab zweimal aufget. Ich sollte das einmal jemandem sagen, denke ich. Hier steht außerdem, dass du eine Eule, Katze oder Kröte halten darfst. Aber normalerweise erlauben wir auch Ratten."

„Ein Zauberstab? Was für einer? Bestimmt nicht höher als drittes Level, aber ernsthaft, das steht auf Ihrer ? Und, warten Sie... Zauberbücher?", fragte Milo ungläubig. „Sie kaufen mir Zauberbücher?" Milo fühlte sich seltsam. Es musste irgendeinen Haken an der Sache geben. Teleskope allein bekam man erst ab 1000 Goldstücken, und wenn sie genug Drachen schlachten konnten, um alle Schüler mit Handschuhen zu versorgen, war die Ausstattung hier nicht gerade bescheiden. Diese kurze Einkaufs übertraf bei weitem das durchschnittliche Wohlstandslevel eines 1.-Level-Magiers, und war so viel wert wie die Hälfte seiner gesamten derzeitigen Ausrüstung, wie Milo schnell berechnete.

„Ich - ich glaube, ich muss mich kurz setzen", sagte Milo. „ Anscheinend wurde ich geblendet - oder vielleicht sogar betäubt."

„Ja, nun, ich schätze, es kann zuerst ein wenig überwältigend sein", sagte McGonagall stirnrunzelnd. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie jemand so arm sein konnte, dass ihm ein altes Schulbuch aus zweiter Hand besonders vorkam. „In der Zwischenzeit, schlage ich vor, bleibst du ein bisschen hier und wartest, bis es dir besser geht."

„Oh, danach wollte ich auch noch fragen. Gibt es zufällig Kleriker in Hogwarts?", fragte Milo. Seine Verletzungen waren nichts, das ein Leichte Wunden Heilen nicht in Ordnung bringen konnte; es würde wirklich schneller gehen als durch Bettruhe.

„Oh, äh, nein. Nicht viele in der magischen Welt fühlen sich, ähm, zu religiösen Dingen hingezogen", sagte McGonagall vorsichtig. Die meisten Zauberer und Hexen fühlten sich ein wenig unbehaglich, was Religion betraf, mit all dem eine-Hexe-sollst-du-nicht-am-Leben-lassen und der Inquisition und allem.

„Hm, das wäre eine Erklärung." Magier heilten Verletzungen so ähnlich, wie Schweine flogen - sie versuchten derartige Situationen grundsätzlich zu vermeiden.

„Ich schlage vor, du versuchst dich so gut wie möglich zu entspannen, und ich werde morgen früh hier sein, um dich nach London zu begleiten", sagte McGonagall, bevor sie ging.

Milo lehnte sich zurück und versuchte seine Aufregung im Zaum zu halten. In zwei Tagen, dachte er, werde ich neue Zauber und Gegenstände im Überfluss haben... er sabberte fast bei dem Gedanken. Dann bemerkte er, dass er tatsächlich bei dem Gedanken sabberte.