s a n c t u a r y * f a n w o r k f i c t i o n s a n c t u a r y *
- y e l l o w e d i t i o n
[ - f i c t i o n - ]
Alone in the darkness
autor Chao-chan
email chaoschan@web.de
genre · Rocket Dan
· psycho (^-^)
· rocketshippy
Vorwort: So ich bin fertig! Sowohl mit der Geschichte wie auch mit
meinen Nerven. Nur zur Information es ist 4 Uhr in der Nacht. Man
sollte denken, dass ich diesmal genug Zeit hatte die Story
ordentlich durch zu strukturieren. Schließlich hatte ich sie 3
Wochen im Kopf bevor ich zum schreiben kam. Aber na ja ich bin halt
immer für eine Überraschung gut. Sie ist noch viel schlechter
durchstrukturiert als die anderen von mir und wahrscheinlich bin ich
eh die einzige, die diesen Schrott versteht. Was die Handlung
angeht, die ist so ziemlich das mieseste was ich je gelesen habe.
Ich wurde dazu gezwungen was ernstes zu schreiben und da habe ich
mir halt überlegt eine Gruselgeschichte zu schreiben. Na ja
irgendwie ist das ganze dann eher in die Psycho Richtung gegangen.
Natürlich musste ich wieder einmal maßlos übertreiben so dass das
ganze eher an 'Die Psychopaten treffen Sailor Moon' erinnert.
Vielleicht sollte ich doch noch ein bisschen Werbung schieben.
Schließlich muss irgendjemand ja den Schrott lesen. Also jetzt werde
ich etwas ganz neues machen, ich schreibe was an dieser Geschichte
gut ist. (Dann muss ich wenigstens nicht so viel schreiben). Also
diese schrecklichen Knirpse machen nicht mit und äh ich habe die
japanischen Namen für T.R benutzt (Extra für dich Musa-chan). Ich
hoffe, dass es auch ein bisschen shippig ist. Widmen will ich diese
Geschichte allen Leuten die mich immer mit ihren tollen Fan Fictions
inspirieren und allen Leuten die sie lesen. Ach ja Musashi, Kojiro,
Nyase usw. gehören leider nicht mir Bla bla die gehören nämlich
Nintendo und 4 Kids Entertainment, ihr kennt das ja. Bjelle und
Tamar habe ich mir ausgedacht (wer kommt auch sonst auf so blöde
Gedanken). Ich würde mich freuen wen ihr mir eure Meinung zu meiner
bisher längsten Fan Fic unter chaoschan@web.de mailen würdet
(Hoffentlich funktioniert bis dahin mein Anschluss). So das war's,
viel Spaß eure Chaos.
Alone in the Darkness
Prolog:
Dunkelheit. Überall ist Dunkelheit, noch nicht einmal die Sterne
leuchten am Himmel. Und ich laufe durch diese Dunkelheit. Laufen,
nicht anhalten, nicht umschauen und vor allen Dingen nicht
nachdenken, immer nur laufen, laufen , laufen... .Ob sie mich wohl
immer noch verfolgen? Sie dürfen mich niemals finden! Der Wald mit
seinem Bäumen , die wie Ungetüme auf mich lauern macht mir angst,
aber ich versuche nicht dran zu denken. Besonders nicht an die
Schatten. Die Schatten die immer näherkommen, die versuchen im meine
Seele einzudringen. Sie werden es nicht schaffen, niemals! Alles
wird gut, alles wird gut, mir kann nichts passieren, den er wird
mich beschützen. Er wird immer bei mir sein denn wir gehören
zusammen, wie Sonne und Mond wie Himmel und Erde. Wo ist er bloß? Er
wird kommen, ganz sicher. Er läst mich nicht allein, er läst mich
nicht allein.. pocht es durch meinen Kopf während ich über den
nassen Waldboden renne. Die Aste peitschen in mein Gesicht und oft
stolpere ich über Baumwurzeln die mir den weg versperren. Trotzdem
spüre ich keinen Schmerz. Ich laufe und laufe. Ich weis nicht wie
lange schon. Es kommt mir so vor als habe ich nie etwas anderes
getan als zu fliehen, als wen alles was vorher geschehen war nie
existiert hat. Aber es existierte!! Ich erinnere mich daran wie wir
uns heimlich unten am Teich trafen und er mir sagte wie sehr er mich
liebt und das er mich niemals im Stich lasen würde. Als ich in seine
Augen schaute wusste ich das er die Wahrheit sagte und ich war
glücklich. „Glücklich" ein Wort dessen Bedeutung mir bis dahin fremd
geblieben war. Er wird sein versprechen halten, er wird, er wird.
Immer mehr Schatten ist es gelungen in meine Seele zu gelangen. Sie
ersticken meine Hoffnung. Zweifel brechen über mich herein. Er wird
kommen! Er muss kommen! Plötzlich reißt mich ein raschen aus meinen
Gedanken. Mein Herz pocht. Eine unbeschreibliche angst kriecht mir
durch die Adern. Dort sind sie! Wie haben sie mich gefunden? Noch
einmal keimt Hoffnung in mir auf. Ich drehe mich um und laufe. Laufe
bis ich das Gefühl habe das mir die Lunge platzt. Ich höre ihre
Schritte hinter mir. Sie kommen näher und näher. Tränen der
Verzweifelung füllen meine Augen. Wo ist er! Irgendwann haben sie
mich eingeholt. Der Überlebenskampf hat ein Ende. Ich weiß das ich
verloren bin, aber es ist mir egal. Die Männer haben mich umstellt
und sie werden mich töten. Ich höre ihr dreckiges Lachen aber ich
nehme nichts wirklich war. In mir drinnen ist ein schwarzes Nichts
und in diesem nichts, nur eine Frage. Warum? Warum hast du mich
verraten? Hast du mir nicht noch vor kurzer Zeit versprochen mich
vor diesen Männern zu beschützen, egal was kommt? Du hast mich im
Stich gelassen um dein eigenes Leben zu retten! Und habe ich dir
vertraut und daran geglaubt! Lügen! Alles Lügen, die ganze Welt ist
gebaut auf Lügen! Die Schwärze in mir weicht einem neuen Gefühl.
Hass. Unheimlich tiefer alles verzehrender Hass. Es gibt nichts war
zwei Menschen aneinander bindet außer Lügen. Jeder ist alleine.
Alleine in seiner Dunkelheit, alleine mit seinen Schatten. Es gibt
nichts anderes mehr außer Dunkelheit und Hass. Der Hass füllt mich
ganz aus. Ich kann an nichts anders mehr denken. Ich hasse ihn, und
ich hasse alle anderen Menschen. Ich hasse diese ganze Gott
verdammte Welt, die nur aus Lügen besteht und alle unglücklich
macht. Ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse
sie....
Ich spüre das kalte Messer in meiner Brust, aber ich spüre den
Schmerz kaum. Ich fühle wie warmes Blut an mir herunter läuft, aber
ich nehme es nicht war. Ich fühle die Dunkelheit immer näher kommen,
ich weiß ich sterbe. Meine Gedanken verfliegen wie Sand im Wind. Das
letzte was ich denke, was ich fühle, was ich wahrnehme ist dieser
alles verzehrende Hass und ich weiß das er immer dort sein wird,
weit über meinen Tod hinaus.
Teil 1: dunkle Schatten am Horizont
Ich öffne meine Augen und starre auf die Innenwände eines kleinen
Lieferwagens. Mein Herz klopft wie verrückt und ich brauche einige
Sekunden bis ich realisiere wo ich überhaupt bin. Dann erinnere ich
mich wieder an diese ganze blöde Mission die wir wieder vermasselt
haben weshalb wir uns in diesen blöden klein Laster verstecken
mussten der jetzt Richtung Nirgendwo fährt. Ich will gar nicht
genauer darüber nachdenken was im einzelnen passiert war. Es würde
meine Laune nur noch tiefer sinken lassen als sie eh schon ist .
Natürlich nur sofern das überhaupt noch möglich ist. Schon wieder
versagt, wie eigentlich immer. Es gibt halt Menschen die haben Glück
und es gibt welche die haben keins und daran wird sich nie etwas
ändern. Warum kommen mir nur solche Gedanken! Ich bin doch die, die
im Team für die positive Stimmung zuständig ist! Vielleicht liegt es
daran das sich der Herbst langsam aber sicher dem Ende zuneigt? Wir
haben schon November. Winter! Alles liegt im Sterben. Nicht grade
die Jahreszeit die einen zum positiven Denken anregt. Ich hasse
melancholische Gedanken. Sie nehmen mir meine Stärke und außerdem
erinnern sie mich an irgendetwas. Irgendetwas an das ich nicht
erinnert werden will. Bevor dieser Gedanke sich in meinen Gehirn
manifestieren kann habe ich ihn auch schon vergessen. Gut so! Ich
schaue mich in dem kleinen Laderaum des Lasters um. Viele Kisten
stapeln sich überall, in einer freien Ecke schläft Nyase und daneben
sitzt mein Partner Kojiro und starrt Löcher in die Luft. Seine
Gedanken scheinen weit weg zu sein. Ich habe ihn eh nichts zu sagen.
Ich will einfach nachdenken und meine Gedanken ordnen. Als ich mich
zurück lehne tut es mir fast leid nichts zu Kojiro gesagt zu haben.
Es ist so unnatürlich ruhig, als wen ein Schatten zwischen uns
gefallen ist und jedes miteinander Reden unmöglich macht. Blödsinn!
Nur weil wir mal eine schwierige Phase haben ist das doch nicht
gleich der Weltuntergang. Morgen wird alles schon wieder ganz anders
aussehen. Was bringt mich nur auf so komische Gedanken? Ist das
dieser komische Traum den ich seit neustem öfters habe? Ich versuche
mich auf den Traum zu konzentrieren. Er ist anders als alle anderen
Träume die ich je hatte und eins weiß ich ganz genau er hat nichts
mit mir zu tun. Früher hatte ich auch oft Alpträume aber die
waren... ach sei es drum. Dieser Traum ist anders, denn ich träume
aus der Sicht einer fremden Person, trotzdem fühle ich jedes ihrer
Gefühle und Gedanken so als wären es meine eigenen. Jedesmal wenn
ich daran denke läuft mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter.
Dieser Traum ist... irgendwie fast real. Wer ist diese Fremde? Und
was will sie von mir? Warum träume ich ihre Träume? Manchmal kommt
es mir so vor als wenn sie mich ruft, aber warum? Baka! Was rede ich
da. Träume haben nie irgendeine tiefsinnigere Bedeutung. Wenn ich
mich weiter in so komische Dinge reinsteigere werde ich noch
verrückt!. Vielleicht sollte ich Kojiro davon erzählen. Ich öffne
meinen Mund und will reden aber irgendetwas in mir hält mich zurück,
meint das es besser wäre es im nicht zu sagen. Vielleicht würde er
lachen, aber viel eher glaube ich er würde mich nicht verstehen.
Wahrscheinlich würde er sagen das er auch manchmal komische Sachen
träumt von tanzenden Würstchen oder so. Nein ich kann es ihm nicht
sagen . Er ist mein bester Freund und wir reden über fast alles,
aber dann gibt es Dinge über die reden wir nicht. Wollen wir nicht
reden, können wir nicht reden . Manchmal fühle ich mich so mit ihn
verbunden als wen er ein Teil von mir wäre und manchmal ist er ein
Fremder für mich. Eigentlich habe ich ihn gerne in meiner Nähe, er
gibt mir das Gefühl nicht allein auf der Welt zu sein aber manchmal
last mich seine Nähe unwohl fühlen, dann wünschte ich er würde
verschwinden und mich in Ruhe lassen. Meine Gedanken fahren
Achterbahn. Das bin doch nicht ich die so einen Müll denkt, oder?
Ich hoffe dieser Transporter hält irgendwann in einen dieser kleinen
schottischen Bergdörfer durch die er schon seit Stunden fahrt. Ich
will endlich aussteigen und auf andere Gedanken kommen. Vielleicht
finden wir einen Gasthof. Ein paar Tage ausruhen würden uns gut tun,
bevor wieder dieser ganze Stress beginnt. Vielleicht spielen Nyasu
und Kojiro nachher mit mir Karten. Das wäre bestimmt lustig und
lenkt mich ab....
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Warum? Warum konnte unser Plan nicht ein einziges Mal so klappen wie
wir es geplant haben? Ich bin des Versagens leid! Langsam habe ich
die Hoffnung aufgegeben das wir es überhaupt jemals schaffen werden
irgendwelche Erfolge zu verbuchen. Selbst Musashi scheint das so zu
sehen. Sonst hat sie wenigstens noch versucht ihre Enttäuschung zu
verbergen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr, da bin ich mir ganz
sicher. Aber sie würde mir eh nichts erzählen und wenn ich
nachfragen würde währe ich wieder der Dumme der ihre ganze
angestaute Wut abbekommt. Manchmal frage ich mich eh ob sie
überhaupt irgendetwas für mich empfindet. Ich war immer der festen
Überzeugung, dass es so ist, aber in Momenten wie diesen bin ich mir
manchmal gar nicht mehr so sicher. Hat sie mir denn jemals gezeigt
das sie mich mag oder mir vertraut? Richtige Freunde tun so etwas.
Manchmal glaube ich, dass ich ihr nur ein lästiger Klotz am Bein
bin, jemand den man einfach nicht mögen kann.... .
Was denke ich da bloß? Natürlich sind wir Freunde und natürlich mag
sie mich sie kann es halt nur nicht gut zeigen. Etwas verbindet uns,
mehr als alle anderen Menschen! Warum denke ich so schlecht über den
einzigen Menschen den ich habe? Musashi ist nur genau so enttäuscht
von der Mission wie ich, das ist alles. Ich komme nicht dazu diesen
Gedanken weiter zu denken, den ich Blicke in zwei Ozeanblaue Augen.
Musashis Augen! Man sagt Augen seien der Spiegel der Seele. Oft habe
ich versucht auf den Grund ihrer Seele zu schauen aber es gelingt
mir nie. Irgendetwas versperrt den Weg dorthin. Etwas das sie immer
ein klein wenig traurig erscheinen lässt, egal wie fröhlich sie
grade ist. Ich hoffe das ich mich irre aber ich habe das Gefühl das
sich diese Etwas vergrößert hat. Es ist wie Eis das niemals
schmilzt. Kucke ich genau so traurig? Da ist doch mehr als nur
Enttäuschung in ihren Augen? Natürlich faucht sie mich an was ich
sie den so blöde anglotz, war doch klar. Sie scheint heute wirklich
schlechte Laune zu haben. Sie war zu mir rüber gekrabbelt um zu
sagen das der Laster angehalten hätte. Das ist die perfekte
Gelegenheit auszusteigen. Vorsichtig weckte ich Nyase und machte ihm
die Situation klar. Musashi kramte in der Zeit unsere Sachen
zusammen. Manchmal brauchen wir uns noch nicht einmal absprechen um
den anderen zu verstehen. Ich mag solche Situationen. Sie zeigt die
Verbundenheit die zwischen uns herrscht. Eh ich mich versehe sind
wir auch schon an der frischen Luft. Es ist nicht besonders hell und
es dämmerte auch schon trotzdem tut mir das Licht nach der langen
Zeit im Dunkeln in den Augen weh. Ich blicke mich blinzelnd um.
Dieses Dörfchen in dem wir gelandet sind scheint ein Paradebeispiel
für ein typisches Dorf in den Highlands zu sein. Viele keine Häuser
endlang einer Straße und darum Berge, Wälder und langsam
aufziehender Nebel. Ich wünschte wir wären nicht hier hergekommen.
Irgendwie erinnert mich die ganze Atmosphäre an irgendwelche
Gruselgeschichten und ich hasse Gruselgeschichten. Sogar die
eigenbrötlerischen Einheimischen die abweisend zu Fremden sind und
in jedes Gruselbuch gehören sind in diesem Dorf zu finden. Und sie
kucken uns ziemlich böse an.
*********************
Na toll! Ein Dorf was weiter am Arsch der Welt liegt hatte das
Schicksal nicht für uns aussuchen können, oder? Ich habe im Moment
eigentlich nur einen einzigen Wunsch und der lautet: ein Zimmer
mieten und schlafen und zwar einen traumlosen erholsamen Schlaf. Ich
gehe durch die Gassen auf der suche nach einer Herberge. Kojiro und
Nyase folgen mir. Nyase ist am nörgeln und nerven. Komisch dabei ist
das doch sonst Kojiros Aufgabe. Warum sagt er bloß kein Wort? Dieses
Dorf scheint nicht oft Touristen zu haben. Und das scheinen die
Bewohner auch gut so zu finden . Ich spüre ihre Blicke durch die
Gardinen und es scheint mir so als wollten sie uns am liebsten
fressen. Plötzlich kommt dieser komische bärtige Mann auf uns zu.
Ich schätze ihn so auf fünfzig und er sieht so ungepflegt aus, als
wenn er noch nie einen Frisörsalon von innen gesehn hat. Er tragt
einen Kilt und macht nicht unbedingt einen freundlichen Eindruck. Er
kommt direkt auf Kojiro zugeschossen und blafft ihn an „Was habt ihr
hier zu suchen? Verschwindet lieber bevor es zu spät ist!". Kojiro
kuckt verängstigt und antwortet nicht. War ja auch nicht anders zu
erwarten. Manchmal hasse ich ihn fast für seine Feigheit und sein
Unvermögen sich durchzusetzen. Aber irgendwie... ach wenn es doch
nur so leicht wäre ihn zu hassen. Aber ich bin genervt und nun muss
ich mich schon wieder um alles alleine kümmern. Ich schreie den
bärtigen Kerl fast an „Hör mir mal zu! Wir würden ja verschwinden,
wenn wir eine Möglichkeit hätten!". Anscheinend ist er solche
Reaktionen von einer fremden Frau nicht gewöhnt, denn es dauert ein
paar Sekunden bis er die ganze Situation überhaupt realisiert. Ich
bin nur noch sauer und müde. Ich will eine Herberge und wenn ich
dafür bis ins nächste Dorf laufen muss. Ich packe Kojiros Hand und
schleife ihn hinter mir her. Den bärtigen Mann lass ich einfach
stehen. Als dieser begreift, dass wir uns in Richtung Dorfausgang
bewegen läuft er hinter uns her. Als er uns eingeholt hat sehe ich
sein Gesicht. Er schaut uns mit schreckensverzerrter Mine an. So als
wenn er uns davor bewaren muss etwas sehr sehr dummes zu tun. „Ich
würde niemals nach Einbruch der Dunkelheit das Dorf verlassen,
Lady." seine Stimme klang jetzt nicht mehr böse sondern besonnen und
ernst „Ich weiß ihr Stadtmenschen haltet uns verrückt, aber da
draußen geschehen übernatürliche Dinge. Wie soll ich sagen, eine
dunkle Aura liegt außerhalb dieses Dorfes!". Na toll das hatte ich
ja ganz vergessen! Die Bewohner von solchen Dörfern sind immer
abergläubig. Aber wenigstens sieht der Kerl jetzt ein das er uns
nicht mehr wegschicken kann. Wiederwillig führt er uns zu einer
Gaststätte und nach dem er sich mit dem Wirt unter 4 Augen
unterhalten hat ist dieser auch bereit uns für ein Paar Tage sein
Gäste Zimmer zu vermieten. Das Zimmer in das wir geführt werden ist
schlicht und bis auf ein Doppelbett und ein Nachttisch fast leer. So
wohl die Wände wie auch der Boden ist mit Holz vertäfelt. Unter
normalen Umständen hätte ich mich wahrscheinlich über den
überteuerten Preis und den mangelnden Komfort aufgeregt. Aber selbst
dazu bin ich zu erschöpft. Ich muss mir das Doppelbett mit Kojiro
teilen. Ich weiß nicht ob ich das gut oder schlimm finden soll.
Irgendwie nervt mich alles an, ich will schlafen. Ich lasse mich
einfach nur noch aufs Bett fallen und noch ehe Kojiro unsere Sachen
hoch getragen hat, hat mich der Schlaf sanft weggetragen.
*******************
Warum sind wir bloß hier gelandet? Irgendetwas macht mir Angst.
Liegt es an der unheimlichen Gegend, den komischen Leuten oder ist
es etwa eine Vorahnung? Ich glaube das will ich lieber gar nicht
wissen. Das alles geht mir durch den Kopf während ich unsere Sachen
in den Schrank einordne. Der nächste Bus der durch dieses Dorf kommt
und dann in eine der größeren Städte fährt, fährt erst in drei
Tagen. Bis dahin hängen wir wohl oder übel hier fest. Ich werfe
einen Blick aus dem Fenster. Draußen ist es schon stockdunkel, alles
ist ruhig, nur aus der Gaststätte unter uns hört man Geräusche.
Nein, diese Gegend gefällt mir wirklich nicht. Plötzlich werde ich
aus meinen Gedanken gerissen. Etwas zupft mich an meinen Pullover.
Ich erschrecke mich und mein Herz schlägt mir bis zu Hals, aber dann
realisiere ich das dieses etwas nur Nyase war. Ich bin viel zu
erleichtert um ihn böse zu sein. „Schau Musashi schläft schon„
flüstert er mir zu. Tatsächlich sie schläft! Ich betrachte sie ein
paar Augenblicke . Sie liegt mit geschlossenen Augen auf dem Bett
und ihr Brustkorb hebt und senkt sich leicht. Die Schatten, die die
Kerze wirft tanzen über ihren Körper und geben ihr etwas
Übersinnliches. Als wenn sie nicht von dieser Welt ist. Sie ist so
anmutig, aber da ist noch viel mehr. Ich weiß es klingt verrückt.
Aber in diesem Moment fühle ich wieder das wir irgendwie zusammen
gehören, dass wir uns brauchen und das nur wir uns helfen können.
Helfen? Wobei? Ich weiß es nicht. Ich habe solche Angst sie zu
verlieren. Das wir uns eines Tages einfach nichts mehr zu sagen
haben und uns nichts mehr bedeuten... Oh je was soll Nyase bloß
denken. Manchmal verstehe ich mich selber nicht. Rasch decke ich
Musashi zu und frage Nyase, ob er nicht auch noch Hunger hat. Was
für eine dämliche Frage, natürlich hat er Hunger. Also lösche ich
das Licht und wir beide steigen die Holztreppe Richtung Gaststätte
herab. Ein schwacher Rauch weht uns entgegen als wir den Raum
betreten. Fast das ganze Dorf scheint anwesend zu sein. Sie sind in
ihre Unterhaltungen vertieft doch als sie mich entdecken scheinen
alle zu verstummen. Ich hasse solche Situationen! Doch ich versuche
mich zusammen zu reisen und ihre Blicke einfach zu ignorieren. Ich
gehe zur Theke und versuche etwas zu essen zu bestellen. Das einzige
was heute verkauft wird ist eine Spezialität der Gegend. Ich bin
einfach zu hungrig um wählerisch zu sein. Wahrscheinlich hätte ich
das essen auch bestellt wenn ich gewusst hätte das Elefanten fleisch
oder sonst irgendetwas drinne wäre. Nachdem wir zwei Schüsseln mit
diesen wirklich nicht sehr appetitlich aussehenden Zeug bekommen
hatten, setzten Nyase und ich uns an einen ziemlich einsam stehenden
Tisch. Das Essen schmeckt erstaunlicherweise richtig gut und ich
bereue kein bisschen doch noch in die Gaststätte gekommen zu sein.
Ich glaube vorher war mir gar nicht bewusst gewesen was für einen
Hunger ich hatte. Irgendwie muss ich schon wieder an Musashi denken.
Ob sie wohl auch Hunger hat? Vielleicht sollte ich sie wecken gehen.
Aber wenn ich mir es recht überlege.. ich glaube sie braucht ihren
Schlaf dringender. „Irgendetwas ist doch los!, oder?" Nyase reist
mich aus meinen Gedanken. Ich betrachte das kleine Katzen Pokemon
was gegen über von mir sitzt. Irgendwann hatte ich aufgehört Nyase
als Pokemon zu sehen, sondern sah es ehr so als eine Art fast Mensch
an. Nyase verstand menschliche Dinge wie Gefühle und Sorgen meistens
besser als jeder Mensch. Aber wie soll ich ihm etwas erklären das
ich selber nicht verstehen kann? Dass Musashi und ich uns immer mehr
von einander entfernen wie zwei Eisschollen im Eismeer der
Einsamkeit. Das Musashi immer mehr Mauern um sich herum aufbaut und
egal wie viel Mühe ich mir gebe ich sie nicht mehr erreichen kann.
Konnte ich sie jemals erreichen? Vielleicht will ich sie auch gar
nicht erreichen. Natürlich will ich! „Es ist wirklich nichts" höre
ich mich selber sagen. Das Katzenpokemon nickt traurig. Ich sehe
Schmerz in seinen Augen. Vielleicht bilde ich es mir ja auch nur ein
aber falls Musashi und ich uns wirklich nichts mehr bedeuten und
sich unsere Wege trennen ist Nyase genau so betroffen wie wir. Nein!
Nein! Das darf niemals geschehen.
Ich weis nicht wie lange wir dort schon sitzen und uns gegenseitig
anschweigen, aber irgendwann kam dieser komische Mann und setzte
sich an unseren Tisch. Er sah anders aus als der Mann von vorhin, er
trug zwar auch einen Schottenrock, aber er war schmächtig, etwas
älter und hatte eine Halbglatze. Sein Atem riecht nach Whiskey.
Wahrscheinlich ist das der Grund warum er sich zu uns rüber gesetzt
hat obwohl uns sonst alle meiden wie die Pest. Vielleicht ist er
auch nur sehr redselig. Kaum das er bei uns saß fing er an über
alles mögliche zu erzählen. Ich höre ihm nur mir einen Ohr zu und
ich sehe das Nyase es genau so tut. Plötzlich wird die Mine des
Mannes der sich uns als Willi vorgestellt hatte toternst. Er beugt
sich zu mir rüber und ich spüre seinen ekelhaft alkoholischen Atem
in meinem Gesicht. Er flüstert fast, als er mit mir spricht, so als
sollte es niemand hören. „Kennst du die Legende von Lady Bjelle? Sie
alle," und damit deutete er auf alle anderen Gäste, „tun so als sei
es eine Spinnerei, aber ich weiß das sie wahr ist und sie wissen es
auch. Niemand redet gerne darüber und niemand verlässt nach Anbruch
der Dunkelheit das Dorf". „Lady Bjelle?" Vielleicht hätte ich nicht
so doof fragen sollen. Nun bin ich in seine Falle gegangen. Er wird
mir eine Geistergeschichte erzählen und ich werde mich fürchten. Ich
fürchte mich immer. Musashi hat schon recht, ich bin der geborene
Angsthase. Andererseits kann es doch auch nicht schaden über die
Dinge bescheid zu wissen, die die Dorfbewohner beschäftigen. Mal
ganz davon abgesehen, dass Willi mir jetzt diese Geschichte erzählt
egal ob ich will oder nicht. Ich seufze unfreiwillig, lasse mich
lustlos in den Stuhl zurückfallen und höre mir an, was er so zu
erzählen hat. „Wahrlich" begann er „Vieles dieser Legende ist über
die Generationen verloren gegangen, aber vor etwa 200 Jahren soll in
Chasel Lanur ein Liebespaar gelebt haben. Man weiß nicht mehr viel
über sie, aber sie hieß Bjelle und ihre Schönheit soll weit über die
Grenzen dieser Gegend bekannt gewesen sein. Er hieß Tamar und war
der einzige Sohn des Grafen." Unfeiwillig stelle ich mir das
Szenario vor, das der alte Mann mir beschreibt. Noch ist alles ruig
und friedlich, aber ich weiß, das diese Geschichte auf eine
Katastrophe hinauslaufen wird... „ Damals waren die Zeiten unruig
und Kriege erschütterten das Land. Niemand weiß genau, wer diesen
Krieg begonnen hatte oder was in jener verhängnisvollen
Novembernacht geschah, aber den nächsten Morgen hat keiner der
Menschen, die in Chasel Lanur lebten erlebt. Sie alle wurden
ermordet von den Feinden des Grafen. Seitdem ist Chasel Lanur
verlassen. Eine Aura des Hasses und der Traurigkeit umgibt diesen
Ort. In jeder klaren Vollmondnacht sieht man den Geist von Lady
Bjelle durch die Ruinen streifen und er sinnt nach Rache." Der alte
Mann macht eine künstlerische Pause. Wahrscheinlich will er sein
Triumph, mir Angst eingejart zu haben auskosten. Ich hasse diese
Geschichte. Sie lässt es mir Kalt den Rücken runter laufen und das
schlimmste an der Geschichte ist, dass ich das Gefühl habe, dass sie
wahr ist. Eine Frau reißt mich aus meinen Gedanken. Eine ältere
Frau, die „Willi du alter Suffkopf, komm sofort nach Hause!" ruft
und ziemlich wütend aussieht. Willis Ehefrau, schätze ich. Willi
stottert, beugt sich noch dichter über mich und flüstert: „Wenn ein
Mensch stirbt, verlässt seine Seele diese Welt. Aber manche Seelen
können nicht gehen sie sind an irgendetwas gebunden oder sie haben
noch etwas zu erledigen. Diese unglücklichen Seelen sind dazu
verdammt auf immer und ewig zwischen den Welten zu wandern, so lange
bis sie befreit werden. Aber nur eine reine, strahlende Seele kann
ihre Seele retten, indem sie sie aus der Finsternis führt. Kein
Mensch besitzt eine solche Seele. Jeder hat seine Fehler und
undichten Stellen. Es ist hoffnungslos, niemand kann sie je retten."
mit diesen Worten stand er auf und machte den Eindruck, als wenn er
gehen wollte. Doch er schien es sich noch ein mal anders zu
überlegen und drehte sich um „Viele nennen Chasel Lanur nur noch das
Haus der zerbrochenen Seelen. Kein Mensch sollte in die Nähe dieses
Unglücklichen Ortes gehen und besonders kein Mensch mit einer
verletzten Seele. Die Schatten die diesen Ort umgeben gelangen durch
die Verletzung tief in die Seele so wie Bakterien in frische
Wunden." Der Nachhall seiner Worte klang noch in meinen Ohren, als
er schon längst verschwunden war. Vielleicht geht dieses lähmende
Gefühl der Angst dadurch weg, wenn ich mit Nyase spreche. Ich frage
ihn, was er von der Geschichte hält und diesmal habe ich das Gefühl,
dass er mir etwas vormacht, als er mir antwortet „He Kojiro, du
musst nicht alles glauben, was man dir erzählt, der Kerl war doch
total breit, außerdem müssen wir ja nicht zu diesem komischen Haus
gehen. "Vielleicht hätten diese Worte ja auf mich beruhigend
gewirkt, aber ich sah Nyases Augen, und Augen lügen nie! Etwas
Schlimmes wird passieren!
Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir auch schlafen gehen. Zum
Glück ist Nyase auch meiner Meinung. Wir schleichen leise in unser
Zimmer, um Musashi nicht zu wecken. Keine fünf Minuten später liege
ich neben ihr und versuche krampfhaft, nicht an irgendwelche
Spuckschlösser zu denken. Nyase schläft schon tief und fest am
Fußende. Es ist schon komisch. Ich liege so nah bei Musashi, dass
ich ihre Körperwärme spüren kann, trotzdem habe ich das Gefühl als
wenn ihre Seele sehr weit weg ist und sich immer weiter von mir
entfernt. Musashi, bitte lass mich nicht allein! Irgendwann
verlaufen sich auch meine Gedanken und der Schlaf übermannt mich.
********************
Ich habe schon wieder von ihr geträumt. Es ist, als werden die
Träume von mal zu mal intensiver. Es sind keine gewöhnlichen Träume,
da bin ich mir jetzt hundertprozentig sicher. Diese Träume, sie
wollen mir etwas sagen, sie rufen mich. Aber wohin und warum?
Irgendetwas wird bald geschehen.. Die Sonne scheint durch unser
Dachfenster hinein. Es ist bestimmt noch früh morgens. Trotzdem
scheint das ganze Dorf schon auf den Beinen zu sein, um die
anstehenden Arbeiten, wie z.B. Schafe auf die Weide treiben zu
erledigen. Ich bin zwar noch immer müde, aber einschlafen kann ich
auch nicht mehr. Kojiro liegt neben mir. Ob er auch solche Träume
träumt? Ich glaube nicht, dazu sieht er viel zu friedlich aus. Er
könnte mich deshalb auch nie verstehen, selbst wenn ich ihn von
meinen Träumen erzählen würde. Er versteht mich nie. Was weiß er
denn schon über mich? Oder ich über ihn? Aber verband uns nicht
trotzdem vielmehr, als uns je trennen könnte? Wo ist das Gefühl der
Geborgenheit geblieben, das wir uns sonst gegeben haben? Es ist als
wenn ich wieder alleine bin und auf etwas warte... . Ich habe das
schon mal getan... Alleine sein.. Nein! Ich will nicht alleine sein!
Schnell denke ich an etwas anderes. Ich wünschte, wir wären irgendwo
anders hingefahren, nur nicht hier her. Ich zähle die Ritzen an der
Decke . Vielleicht werde ich ja davon wieder müde oder vielleicht
vergeht davon wenigstens die Zeit. Es dauert noch zwei Tage bis der
Bus fährt. Wie soll ich das nur durchhalten. Etwas ruft mich und ich
glaube nicht, dass ich es zwei Tage ignorieren kann. Es berührt mein
Herz zu sehr. Es hilft nichts. Ich halte es einfach nicht mehr aus
hier zu liegen. Ich stehe vorsichtig auf, um Kojiro nicht zu wecken.
Ich muss mit Zeuch eingeschlafen sein. Wie peinlich! Ich öffne den
Schrank und nehme mir frische Sachen heraus. Nun kommt mein nächstes
Problem. Wo soll ich mich umziehen? Unser Zimmer hat kein
Badezimmer, das ist unten in der Gaststätte. Ich werfe einen Blick
auf Kojiro, er schein wirklich noch fest zu schlafen und Nyase auch.
Ich ziehe mich schnell im Zimmer um. Zum Glück wacht niemand auf.
Das wäre mir sehr peinlich gewesen. Auf Zehenspitzen schleiche ich
zur Tür. Ich werfe noch einen letzten Blick auf meinen schlafenden
Partner. Irgendwie sieht er ja niedlich aus, wenn er schläft. Fast
wie ein Kind. Ich lächle und schließe die Tür hinter mir. Es ist
immer noch dieses Bedürfnis in mir, zu einem ganz bestimmten Ort zu
gehen. Dort würde ich dann alle Antworten erfahren. Aber ich will
nicht dort hin! Ich wehre mich gegen das Gefühl, aber es wird immer
stärker. Irgendetwas muss ich tun, am besten ich frühstücke erst
einmal etwas....
******************
So gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen und so lange erst
recht nicht. Das habe ich nach dem ganzen Stress echt gebraucht.
Irgendwie bin ich fast schon ein wenig enttäuscht, dass der Platz
neben mir leer ist. Musashi muss schon früher aufgestanden sein.
Aber sie ist ja gestern auch viel früher schlafen gegangen. Ich
kuschel mich wieder in mein Kissen zurück. Was sie wohl grade macht?
Ach, Musashi fällt immer etwas ein, um sich zu beschäftigen. Und
außerdem warum sollte ich mir verlassen vorkommen? Schließlich ist
ja Nyase bei mir. Es war wirklich nett von ihr, uns nicht zu wecken.
Ich stehe auf und ziehe mich an. Ich schaue aus dem Fenster. Was für
ein schöner klarer Novembertag. Jetzt kommt es mir fast schon
lächerlich vor, dass ich mich gestern Abend so gefürchtet habe. Aber
ich weiß, dass da draußen etwas Gefährliches lauert und ich wünsche
mir, dass es niemals wieder Abend wird. Ich wische den Gedanken fort
„Los Schlafkatze, steh auf „ wecke ich Nyase. „Lass mich in Ruhe!"
faucht dieser „Hast du etwa schlecht geschlafen?" „Ja habe ich, und
falls du es noch genauer haben willst, ich spüre dunkle Schwingungen
hier in der Nähe" Nyase macht mir Angst mit seinen Worten. Haben
sich den alle gegen mich verschworen? Ich werde ihn einfach mit
seiner eigenen Waffe schlagen. Ironie! „Nyase, du solltest ein
Wahrsagerstand auf dem Jahrmarkt eröffnen" „Sehr witzig Kojiro! Ich
weiß ganz genau, was ich gefühlt habe! Ihr Menschen seit nicht
sensibel genug um so etwas wahrzunehmen! Aber lauft ihr beiden ruig
in euer eigenes Unglück!" Jetzt habe ich es wirklich geschafft,
Nyase ist auch noch sauer auf mich. „Es tut mir leid" endschuldige
ich mich bei ihm. „Lass uns etwas essen und dann Musa suchen". Es
ist schon schlimm mit mir. Ich bin eigentlich immer hungrig, aber
wenn ich traurig bin, dann könnte ich glaube ich den Inhalt eines
Supermarktes verdrücken. Wie gut, dass ich wenigstens nicht
ansetzte.
Nach dem wir das Frühstück verschlungen haben, was übrigens auch
sehr gut hier schmeckt, frage ich die Frau am Tresen ob sie meine
rothaarige Begleitung gesehen hat. „Du machst dir laufend Gedanken
um sie. Gestern Abend, jetzt. Ihr gehört dein Herz, oder?" Am
liebsten hatte ich mich durchsichtig gemacht und hätte schleunigst
den Raum verlassen. Aber da mir solche Fähigkeiten leider nicht zu
Verfügung stehen kann ich mich leider nicht so einfach aus der
Affäre ziehn. Warum interessieren sich eigentlich alle Leute für
meine Privatangelegenheiten? Sonst bin ich ihnen doch auch
scheißegal! Was wollen sie hören? Eine heiße Lovestory? Mit so etwas
kann ich nicht dienen. Irgendwie gehört Musashi schon mein Herz. Ich
muss ständig an sie denken und ich habe das Gefühl, dass wir uns
brauchen, richtig brauchen..., dass wir zusammen gehören... Es
zerbricht mir fast das Herz, dass sie sich immer weiter von mir
entfernt... ach, ich kann es nicht beschreiben und noch viel weniger
verstehen. Außerdem, das wollte diese Frau doch gar nicht wissen.
Sie will wissen, ob wir rumknutschen oder sonst was machen, damit
sie wenigstens für einen Tag im Mittelpunkt der Dorffrauen Klatsch
und Tratsch Gesellschaft steht. „Sie ist vor ungefähr einer Stunde
gegangen. Spazieren gehen glaube ich.." erlöst mich die Frau
schließlich doch noch von meinen Qualen. Ich bedanke mich und
verlasse den Raum. „Aber pass gut auf sie auf!" ruft mir die Frau
hinterher „Etwas führt sie weg von dir..."
„Komm, lass uns auch ein bisschen Spazieren gehen" versuche ich
Nyase zu überreden. „Du wirst sie nicht finden, sie kann jeden Weg
genommen haben." Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen? Oder
kennt Nyase mich nur zu gut? „Ich wollte auch nur einfach so ein
bisschen Spazieren gehen" versuche ich mich zu rechtfertigen. „Du
machst dir Sorgen um sie" antwortet er ganz lässig „Und das ist auch
gut so. Etwas stimmt mit ihr nicht. Aber mit dir auch nicht" „Was,
was sollte mit uns nicht stimmen?" zittert meine Stimme wirklich?
Nyase hat Recht, irgendetwas ist anders, aber ich wüsste nicht wie
ich es ändern könnte. „Ich würde euch wirklich gerne helfen" sagt
das kleine Katzenpokemon traurig „Aber diesmal kann ich es nicht. Es
ist eine Sache, die nur euch beide was angeht. Nur ihr könnt euch
helfen!" Was meint er bloß damit? Ich nehme ihn hoch und setzte ihn
auf meine Schultern. „Du hilfst uns immer Nyase, alleine schon durch
deine Anwesenheit!" versuche ich zu lächeln. „und jetzt komm, lass
uns Musashi suchen..."
Ich weiß nicht, wie viele Stunden wir durch den Wald spazierten. Die
Sonne wird nicht mehr lange scheinen und es wird immer kälter und
nebeliger. Normalerweise finde ich Musa immer, egal wo hin sie geht.
Es ist, als wenn sie eine bestimmte Frequenz aussendet, die nur ich
empfangen kann. Aber diesmal ist es anders. Der Wald ist so anders,
so unheimlich. Und er scheint ihre Frequenz irgendwie zu
absorbieren. Manchmal verstummt sie, manchmal kommt sie aus allen
Richtungen gleichzeitig. Ich habe furchtbare Angst. Wir müssen
unbedingt vor Anbruch der Dunkelheit wieder zurück sein, sonst... .
Wo ist bloß Musashi? Es ist zu spät, die Sonne ist untergegangen,
innerhalb von Minuten versingt alles in Schwärze. Ich habe Angst,
Angst, wie noch nie in meinem Leben. Auch Nyase zittert wie
Espenlaub. Mein Verstand sagt: „Kehr um, bevor es zu spät dazu ist!"
aber mein Herz sagt „Such Musashi!". Irgendwann finde ich sie in
mitten der Dunkelheit. „Musashi!" ich laufe auf sie zu. Sie ist so
hübsch. Ihre Haare umspielen wie Flammen ihr Gesicht. Aber ihre
Augen.. . „Musashi, bitte komm zurück, komm zurück zu mir" Ich habe
sie fast erreicht, aber dann dreht sie sich um und verschwindet in
der Dunkelheit. Ich laufe hinterher. Ich muss sie einholen, ich
muss....
Dunkle Schatten am Horizont
Die Schatten kommen näher,
Ich fühle es!
Wie eine dunkle Vorahnung;
Ich fühle es,
Was sollen wir tun?
Ich fühle es,
Weglaufen? Wie so oft?
Ich fühle es
Es gibt kein Entkommen,
Ich fühle es!
Teil 2: Die Dunkelheit in meinem Herzen
Die Nacht ertrinkt in Dunkelheit. Ein unheilverkündender Sturm zieht
auf und lässt die Bäume erzittern. Ich höre sie wispern und es hört
sich an, als wenn sie klagen und weinen. Ich kann keinen klaren
Gedanken mehr fassen. Ich habe so unendliche Angst. Etwas ruft mich.
Es ist so stark, es lässt mein Herz erschüttern, ich weiß das ich
gehen muss. Vielleicht ist es mein Schicksal, vielleicht bin ich
auch einfach nicht mehr in der Lage mich zu wehren. Ich laufe und
laufe. Ich lasse mich durch die Nacht gleiten und ich habe die
Gewissheit, dass, egal welche Richtung ich einschlage, ich mein Ziel
erreiche. Es ist alles so unwirklich, wie in meinem Traum. Ich laufe
und laufe. Ich höre Kojiro und Nyasus Schritte hinter meinen. Kojiro
ruft meinen Nahmen und es klingt so verzweifelt, dass es mich fast
zum Anhalten bringt. „Tut mir leid Kojiro, aber ich muss gehen!"
rufe ich ihn entgegen, aber der Wind verschlingt meine Worte. Ich
bahne mir weiter meinen Weg durch die nie enden wollende Dunkelheit.
Er und Nyasu folgen mir weiterhin und ich weiß, dass sie mir selbst
dann noch folgen würden, wenn mich mein Weg direkt in die Hölle
führen würde. Dieser Gedanke gibt mir ein bisschen jener
Geborgenheit zurück, die ich in letzter Zeit so vermisst habe. Ich
bin nicht allein. Sie haben mich gesucht und gefunden. Trotzdem kann
dieser Gedanken kaum mein Herz erwärmen. Es ist so kalt. Die
Finsternis hat irgendetwas Lebendiges. Ich spüre die Aura des
Schmerzes, der Traurigkeit und des Hasses und ich spüre auch, dass
ich mich immer mehr darauf zu bewege. Ich weiß nicht mehr, wie lange
ich gelaufen bin. Stunden? Minuten? Noch schwärzer als die
Dunkelheit, liegt das Haus vor mir. Es ist, als wartet es auf mich.
Ich werfe noch einen Blick auf das schwarze Haus, aber ich weiß
auch, dass in einem dieser Zimmer mein Schicksal, nein ich glaube
unser aller Schicksal entschieden wird. Ich bewege mich auf die
große rostige Tür zu, als mich Kojiro einholt. Er ist am Rande der
totalen Erschöpfung. Komisch ich bin doch auch die ganze Zeit
gelaufen und ich merke gar nichts. Er bittet mich, nicht zu gehen.
Das weiß ich, bevor er es mir sagt. Ich schaue in seine
smaragdgrünen Augen, aber sie sind trüb. Ich kann nichts darin
erkennen, außer vielleicht Angst. Er hat immer Angst und er wird
immer vor seinen Problemen davonlaufen. Ich gehe an ihm vorbei und
öffne die Tür. Sie knarrt, als wenn sie sehr, sehr lange Zeit nicht
benutzt wurde. Drinnen ist es totenstill und die Dunkelheit ist so
intensiv, dass man sie fast schneiden konnte. Kojiro hatte
aufgegeben mit mir zu sprechen oder mich aufzuhalten, eine traurige
resignierte Aura liegt jetzt über ihn wie über dieses ganzen Haus.
„Es tut mir leid, dass ich dir das angetan habe, dass ich dich hier
mit hergeschleppt haben, und dich so schlecht behandelt habe" flammt
es einen Moment durch meine Seele wie das kurze Aufflackern eines
Blitzes in einer Gewitternacht, danach ist es erloschen. Ich schaue
mich in der Halle um. Es dauert einen Weile, bis sich meine Augen an
die Dunkelheit gewöhnen. Die Halle scheint so groß, dass ich die
endgegengesetzten Wände nicht sehen kann. Zahlreiche Korridore gehen
von ihr ab und zwei Treppen, die in die oberen Stockwerke führen.
Früher muss dieses Haus einmal sehr prächtig ausgestattet gewesen
sein. Heute ist alles zerfallen. Jahrzehnte alter Staub bedeckt
alles wie eine Schicht des Vergessens. Er dämpft jeden Schritt den
ich mache und hüllt jedes Geräusch in ein unwirkliches Schweigen.
Jeder Schritt füllt mich mit neuer Furcht trotzdem bewege ich mich
schon fast ehrfürchtig weiter. An einer der Wände hängt ein altes
Gemälde. Ich gehe unwillkürlich darauf zu. „Lady Bjelle" Die
Eingravur ist kaum noch zu lesen. Es ist so von Staub bedeckt, dass
ich nichts darauf erkennen kann. Vorsichtig wische ich ihn zur
Seite. Eine junge blonde Frau mit einem glücklichen Lächeln kommt
zum Vorschein. Das Bild ist vergilbt und an einigen Stellen ist die
Farbe längst abgebröselt. Trotzdem erkenne ich diese Frau. Auch wenn
ich ihr Gesicht niemals im meinen Traum gesehen habe, weiß ich, dass
sie die Frau aus meinen Traum ist. Diese Erkenntnis jagt mir noch
nicht einmal mehr Angst ein. Es ist so etwas wie Gewissheit, ich
weiß, ich bin am Ziel.
**************************
Warum folge ich ihr überhaupt? Warum? Sie läuft blindlings in ihr
Verderben und ich folge ihr auch noch. Was will sie überhaupt hier?
Spürt sie denn nicht das Grauen, das wie Schatten in die Seele
eindringt? Das Haus der zerbrochenen Seelen. Vielleicht spürt sie es
ja wirklich nicht, sie ist stark, sie meistert jede Situation, ganz
im Gegensatz zu mir. Ich gehöre ganz eindeutig in diese Kategorie
Leute, die dieses Haus unter gar keinen Umständen je betreten
sollten, und nun bin ich hier. Namenlose Angst legt sich über mich
und ich fühle mich allein. Allein und verlassen so wie damals... .
Nein, ich darf nicht daran denken! Wenn ich mich jetzt erinnere,
werden nur noch größere Öffnungen da sein, durch die die Schatten in
meine Seele gelangen können. Ich muß stark sein. Ich schaue mich
nach Nyase um und erschrecke. Ich habe noch nie so viel Angst in
denn Augen eines Pokemons gesehen. Es drückt sich an die Wand und
starrt wie ein Kaninchen, das vor einer Schlange sitzt. Jedes
einzelne Haar an seinem Körper ist gesträubt. Pokemon sind viel
sensibler als Menschen, das heißt, wenn Nyasu so reagiert.... Oh
Gott, ich will raus hier. Vorsichtig nähere ich mich dem kleinen
Katzenpokemon und versuche beruhigend auf es einzureden. Es ist
nicht leicht, denn meinen Stimme überschlägt sich vor Angst.
Irgendwann klart sein Blick auf und ich nehme das zitternde Bündel
in meinen Arm. Oh es tut so gut, in diesem schrecklichen Haus etwas
warmes, lebendiges zu spüren. Es gibt mir wieder ein bisschen Kraft.
"Kojiro" Nyasus Stimme klingt immer noch verängstigt, aber
wenigstens scheint er wieder Herr seiner selbst zu sein „Kojiro, wir
müssen hier unbedingt raus! Die Aura, sie ist so stark... etwas
schreckliches wird passieren, wenn wir nicht sofort verschwinden"
Nyasu hat Recht! Ich möchte nichts lieber, als hier zu verschwinden,
aber Musashi... . Anscheinend kann Nyasu Gedanken lesen „Los,
schnapp dir Musashi und bring sie hier raus! Wenn es sein muß mit
Gewalt. Los mach schon. Etwas in diesem Haus verändert sie. Du mußt
dich beeilen." Ich glaube Nyase sagt die Wahrheit. Und außerdem, was
habe ich den schon zu verlieren? Sie kann mich doch nicht noch mehr
ignorieren, als sie es in den letzten Tagen getan hat, oder? Ja, ich
werde sie hier raus bringen und dann kann ich endlich dieses Horror
Haus verlassen. Ich richte mich auf und stelle fest, dass Musashi
verschwunden ist. Namenloses Entsetzen packt mein Herz. Sie stand
doch noch eben grade bei dem Gemälde. Was hatte sie dort noch einmal
gesagt? Sie redete von Bjelle und dass Tamar sie verraten hat. Woher
weiß sie von der Geschichte? Ich hatte nicht die Möglichkeit, mit
ihr darüber zu reden! Angst! Ich blicke mich um doch, ich kann sie
nirgendwo mehr sehen. Es ist als wenn sie sich in Luft aufgelöst
hat. Warum tut sie das? Warum lässt sie mich allein? Warum kann sie
nicht das eine Mal auf mich hören?. Eigentlich hätte sie es
verdient, hier zu rück gelassen zu werden. Ich blicke zur Tür. Sie
lockt so verführerisch. Ein paar Schritte und ich bräuchte diese
entsetzliche Angst in meiner Seele nicht mehr spüren. Nein! Niemals!
Das darf ich nicht tun! Ich weiß, wie es sich anfühlt, alleine zu
sein. Ich werde sie finden, sie kann doch noch nicht weit weg sein.
Ich drehe mich von der Tür weg und schaue auf das Gemälde, was
Musashi so lange betrachtet hatte. Die junge Frau mit dem
sympathischen Lächeln muss Lady Bjelle sein. Was mus bloß geschehen,
um einen Menschen in einen Rachegeist zu verwandeln, der eine solche
Aura des Hasses um sich zieht? Ich habe das schreckliche Gefühl,
dass ich es noch erfahren werde. Nein! Ich will es nicht erfahren!
Ich will nichts damit zu tun haben! Ich will Musashi finden und dann
nichts wie weg hier. Musashi... wo könnte sie nur hingegangen sein.
Das Haus ist einfach riesig, wie soll ich sie da finden? Irgendetwas
sagt mir, ich solle die Treppe herauf gehen. Aber ich will nicht.
Die Aura die man hier unten spürt, scheint dort oben noch verstärkt
zu sein. Als mein erster Fuß die Stufen berührt, ist es, als wenn
ein kalter dunkler Wind durch meine Seele weht. Noch habe ich genug
Mut, mich der Eindringlinge zu erwehren, aber ich weiß, dass ich das
nur eine kurze Zeit durchhalten kann. Ich drücke Nyasu noch enger an
mich und steige die Treppe empor. Dann kommt mir eine Idee. „Nyase!
Wir müssen uns aufteilen, sonst finden wir sie nicht mehr
rechtzeitig" ich setzte ihn auf den Boden. Er zittert immer noch
„Ich halte zu euch, egal was passiert!" „Ich weiß, Nyase und jetzt
geh!" rufe ich den Pokemon zu, was sich immer weiter von mir
entfernt. Ich bin wieder allein, allein, allein, allein und ich habe
solche Angst....
***************************
Da war etwas! Ich laufe darauf zu, aber es scheint verschwunden. Ich
irre durch die Zimmer und Korridore, aber ich habe längst die
Orientierung verloren. Wo bin ich? Wo ist Kojiro? Ich muss den Weg
zurück zu ihm finden. Mein Herz, es erdroht zu erfrieren. Ich fühle
mich so einsam und verlassen, wie noch nie in meinen Leben. Stimmt
nicht, ich kenne dieses Gefühl nur all zu gut. Leider. Nein! Ich
will es nicht mehr spüren und ich will mich nicht erinnern! Ich kann
nicht anders, Gedanken schießen auf mich. Erinnerungen und Gefühle
von früher. Ich wünschte, ich könnte sie vergessen, vergessen für
immer. Ich will, dass sie aufhören, mich zu quälen. Alles beginnt,
vor meinen Augen zu zerlaufen und in Dunkelheit zu verschwinden. Als
sich die Dunkelheit lichtet, bin ich weit weg an einem anderen Ort.
Ich öffne meine Augen und registrier, dass ich mich in einer alten
Blockhütte befinde. Mein pochendes Herz beruigt sich langsam. Es ist
so schön warm und friedlich hier. Es ist als wenn die Schrecken der
letzten Tage weit hinter mir liegen. Ich schaue mich in dem kleinen
Raum um. Die Leute die hier leben, scheinen nicht viel zu besitzen,
und trotzdem kommt mir alles so unheimlich vertraut vor. Aus dem
Nebenraum hört man Menschen. Ich werde zu ihnen hingehen, mit ihnen
reden...
. Ich öffne die Tür zu dem Raum, der gleichzeitig als Küche,
Wohnzimmer und Esszimmer dient. Ein gemütliches Feuer prasselt im
Kamin, dann fällt mein Blick auf die Leute, die in diesem Haus
wohnen und mein Herz bleibt stehen. Danach ist nichts mehr wie es
war. Die eben noch friedliche Atmosphäre verwandelte sich in das
komplette Gegenteil. Es ist noch viel schlimmer, als vorhin im Haus.
Es ist wie ein Drama zu lesen und unweigerlich zu wissen, dass alles
auf eine Katastrophe hinauslaufen wird. Ja, ich kenne diese Hütte.
Ich wurde in ihr geboren und etwas von mir ist in ihr gestorben. Ich
kenne den jungen Mann der über den Töpfen gebeugt steht und irgend
etwas kocht, denn er ist mein Vater. Ich kenne die junge
fliederhaarige Frau mit ihrer schwarzen Team Rocket Uniform, die auf
ihren Stuhl sitzt und nervös überlegt, wie sie ihrer kleinen
rothaarigen Tochter ihre neue Mission beibringen soll. Denn sie ist
meine Mutter und die kleine Tochter, die so unbeschwert durch den
Raum tanzte, das war ich. Warum? Warum bin ich hier? Ich will das
alles nicht noch einmal erleben müssen. Noch einmal würde ich das
nicht schaffen. Plötzlich lässt die Hoffnung meine Seele erleuchten.
Vielleicht bin ich ja hier, um den Lauf der Dinge zu ändern. Wenn
ich es schaffe, dass Mama nicht auf diese verdammte Mission geht,
dann wird alles gut werden! Ich werde glücklich sein. Glücklich.
„Musa-chan" zärtlich nimmt Miyamoto ihre kleine Tochter in den Arm
„ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen..." „Nein!" meine Stimme
überschlägt sich fast, als ich hervorpresche und mich in der Mitte
des Raumes postiere. Miyamoto steht nur eine Zentimeter von mir
entfernt, ich kann ihre Wärme spüren. Ich erinnere mich, wie gut ihr
Zeuch roch und wie schön sich ihre Hände anfühlten, wenn sie mir
sanft über den Kopf streichelten. Ich schaue in ihre unheimlich
sanften, traurigen Augen und ich muss fast weinen, als ich mit ihr
rede, so sehr habe ich sie all die Jahre vermisst. „Bitte geh
nicht!" flehe ich sie an „Wenn du gehst, dann wirst du sterben und
wir werden uns nie, nie, niemals wiedersehen und ich werde allein
sein!" Tränen laufen an meinen Wangen entlang. Ich weiß nicht, wie
lange es her ist, seit ich das letzte Mal geweint habe. Sanft
streicht Miyamoto ihrer kleinen Tochter durch die Haare, bevor sie
mit trauriger Stimme fortfährt „Deine Mama hat eine wichtige Mission
auszuführen, sie wird erst in einigen Tagen
wiederkommen..."Verwunderung, Warum? Doch dann trifft mich die
Erkenntnis. Nein! Nein! Sie kann mich nicht hören! Niemand sieht
mich! Ich kann es nicht verhindern. Es wird wieder geschehen. Oh
Gott, es wird wieder geschehen. Ich fühle mich so machtlos, so
entsetzlich machtlos. Ich schluchze unkontrolliert und lasse mich
auf den Boden fallen. „Mama bitte geh nicht, bitte lass mich nicht
allein, ich habe solche Angst" Ich blicke hoch durch den Schleier
der Tränen und sehe ich die kleine Musashi weinen. Ihre Mutter
drückt sie an sich und versucht sie zu beruigen und auch ihr Vater
kommt hinzu „He Musa, beruige dich doch, Mami ist doch nicht aus der
Welt. Oder findest du es so übel, ein paar Tage mit deinem Papa
verbringen zu müssen?.." „Ein paar Tage? Sie wird niemals, niemals
wieder kommen! Und du.. „oh nein, warum muss das alles noch einmal
geschehen? „Musa-chan, sei nicht traurig, ich verspreche dir, dass
ich bald wieder da bin, ich lasse dich niemals alleine, großes
Indianerehrenwort.." „ Lügnerin!" Ich springe vom Boden auf, ich
spüre Hass in meinem Herzen. "Du abscheuliche Lügnerin! Warum tust
du das? Warum lässt du sie im Stich? Hast du eine Ahnung davon, was
du ihr damit antust? Weißt du, wie das ist, alleine zu sein, weißt
du das?" Tränen der Verzweifelung brennen wie Feuer in meinen Augen.
Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle, als ich mit meiner rechten
Hand aushole und auf ihr Gesicht ziele. „Ich hasse dich Miyamoto,
ich hasse dich!" Meine Hand zielt ins Leere. Die junge Frau geht an
mir vorbei zu ihrem kleinen Reiserucksack. Sie schnallt ihn sich
über und wirft ihrer Familie einen letzten langen Blick zu, dann
geht sie in Richtung Tür. „Ich hab dich lieb Mami!" höre ich die
kleine Musachi rufen „Ich dich auch..." dann ist sie verschwunden
und ich weiß, dass ich sie niemals mehr wiedersehen werde und ich
weiß auch, dass mein persönlicher Albtraum grade erst begonnen
hat....
**********
Ich fühle mich so alleine, so schrecklich alleine. Ich wandere durch
endlose Korridore und rufe ihren Nahmen. Alles ist verfallen und an
allem klebt Trauer und Hass. Ich habe das Gefühl als wenn des
gesamte Haus in der Zeit gefangen ist. Es ist so traurig und dunkel,
aber auch bedrohlich wie in einer Gruft. Wie viele Zimmer hat das
Haus? Ich habe das dumpfe Gefühl, dass es unendlich groß ist und uns
niemals wieder gehen lässt. Ich gehe und gehe, aber ich komme
nirgendwo an. Meine Füße hinterlassen keine Abdrücke in der
Staubschicht. Warum? Es ist als wenn ich nicht existiere! Vielleicht
existiere ich ja auch gar nicht. Vielleicht bin ich nichts mehr, als
ein Schatten, ein Nichts, das jeder ignoriert. Das würde auch
erklären, warum mich alle so hassen. Warum ich so falsch bin. Ich
war schon immer falsch, immer, immer, immer, immer. Die Dunkelheit
scheint lebendig zu werden. Sie legt sich um mich. Ich bin zu
schwach, um mich zu wehren. Sie verschlingt mich..
Ich öffne meine Augen. Wo bin ich? Ich befinde mich auch in einem
Großen Haus und es ist dunkel und unheimlich, aber alles ist heile.
Bin ich 200 Jahre zurück versetzt worden? Ich schaue mich genauer
um. Nein, es sei denn, sie kannten früher schon Fernseher. Ich
befinde mich in einem großen dunklen Raum. Er ist vollgestopft mit
allem möglichen Zeug. Was ist das? Spielzeug? Ja, es scheint so,
aber es ist, als ob eine unheimliche Kälte von ihm ausgeht. So wie..
Oh Nein, das kann nicht sein oder? Ist das mein Spielzeug? Ist das
mein Zimmer? In der einen Ecke ist etwas. Ich gehe darauf zu, jetzt
kann ich erkennen, was sich dort befindet. Es ist ein kleiner Junge
mit lavendelfarbenen, schulterlangen Haaren. Er schaut sich
ängstlich um. In seinen smaragdfarbenen Augen spiegelt sich
Traurigkeit. Ich bin wirklich in meiner eigenen Vergangenheit
gelandet, denn der kleine Junge bin ich. Seit ich Musashi kenne,
habe ich versucht, das Gefühl zu verdrängen. Das Gefühl ein Nichts
zu sein und das Gefühl alleine zu sein. Alleine in der Dunkelheit.
Jetzt bricht es über mich herein wie die Wassermassen bei einen
Dammbruch. All diese Gefühle, die ich jahrelang gestaut hatte,
fliesen über mich und reißen mich in die Dunkelheit. Der kleine
Kojiro weint. Ich kann ihn nicht trösten. Er nimmt mich nicht wahr.
Ich bin ein Nichts. Alles ist so dunkel und so voller Schatten......
*******************
Ich erwache aus diesem schrecklichen Alptraum. Ich will aufstehen
und weglaufen. Aber ich kann nicht! Ein stechender Schmerz
durchzuckt meinen Körper. Was ist passiert? Ich liege inmitten von
Trümmern und ein riesiges Holzstück hat sich in meinen Oberkörper
gebohrt. Reflexartig ziehe ich es aus mir heraus. Oh Gott, das hätte
ich nicht tun sollen. Schmerzen, schreckliche Schmerzen und ganz
viel Blut. Ich presse die Hand auf die stark blutende Wunde und
versuche mich aufzurichten. „Kojiro! Hilf mir!" Ich muß im Traum die
Flucht ergriffen haben und einfach losgelaufen sein. Die alte Treppe
hat wohl meinen Gewicht nicht mehr stand gehalten. „Kojiro! Nyase!"
ich schleppe mich vorwärts. Mir wird immer schwummriger vor den
Augen. Es ist, als wenn immer mehr Schwarz dazu kommt. Irgendwann
ist alles schwarz.
Es ist dunkel, so dunkel. Ich brauche mich nicht umschauen, ich
weiß, wo ich bin. Ich befinde mich in der alten Blockhütte, genauer
gesagt in meinen alten Zimmer. Ich will sie nicht sehen, aber ich
weiß, dass sie da sind die Schatten, die Schatten, die
Schatten......
Sie versuchen in meine Seele einzudringen, sie lähmen mein Herz. Sie
machen mir solche Angst. Ich sitze zusammengekauert auf dem Boden
und wimmere wie ein kleines Kind, dann hebe ich leicht meinen Kopf
und schaue mich um. Der ganze Raum ist erfüllt von dieser
schrecklichen Dunkelheit. Am Fenster sitzt ein kleines rothaariges
Mädchen und schaut hinaus in diese unendliche Dunkelheit. Ich gehe
zu ihr und schaue in ihre unendlich blauen Augen. Ihr Blick wirkt
durcheinander, wie der eines Fukanos, der an einem Laternenpfahl
angebunden ist und nicht versteht, dass sein geliebtes Herrchen ihn
ausgesetzt hat. Trotzdem ist da noch Hoffnung. Man kann noch bis auf
den Grund ihrer Seele schaun. Ich setze mich neben dieses Mädchen
und weine. Weine um ihr Schicksal, das auch gleichzeitig mein ist.
Ich versuche, ihr durchs Haar zu streicheln, ihre Wärme zu spüren,
aber meine Hand gleitet durch sie hindurch. Obwohl ich weiß, dass
sie mich nicht hören kann, beginne ich, mit ihr zu reden „Weißt du"
beginne ich „Du glaubst noch, dass deine Mutter ihr Versprechen hält
und auf alle Fälle wiederkommt und dass dann alles gut wird, oder?
Ich weiß es besser, sie hat dich angelogen, sie kommt nicht mehr
wieder! Und auch all die anderen Menschen, denen du vertraust,
lassen dich im Stich. Sie lassen dich allein in der Dunkelheit
zurück". Noch nie habe ich den Schmerz so real in mir gefühlt, er
bohrt sich in mein Herz wie ein glühendes Messer. Der Schmerz lässt
mich weinen, als ich weiter spreche „Und es wird niemals aufhören.
Sie werden dich ausnutzen, ausgrenzen, verletzen und dann wegstoßen.
Sie werden dir versuchen weiß zu machen, dass du schlecht bist und
es nicht wert bist, glücklich zu sein und vielleicht.. vielleicht
haben sie recht..". Nein! Sie haben niemals recht. Es muss ein Licht
geben in dieser schrecklichen Finsternis. Ein Licht, an dem ich
meine Seele erwärmen kann und ich werde es finden... Die Tür geht
auf und reißt mich aus meiner Suche. Vor mir steht mein Vater. Sein
Gesicht hat sich seit meinen letzen Besuch verändert, es ist so kalt
und ausdruckslos. Ich weiß, was jetzt passieren wird. Mit einer
Mischung aus unheimlicher Abscheu und Faszination warte ich auf den
Augenblick, wo er die unschuldige, engelsgleiche Seele seiner
Tochter für immer zerstören wird. „Weist du Musa.." sagt er mit
tonloser, tränenerstickter fast monotoner Stimme „Mama wird nicht
mehr zurückkommen, sie hatte einen Unfall, sie ist tot." Er dreht
sich um und rennt aus der Tür. Wieder alleine. Wieder Dunkelheit.
Ich drehe mich von der Kleinen weg, ich will nicht in ihre Augen
sehen müssen. Es gibt keine Tränen um zu beweinen, was eben
geschehen ist.
*******************
Wieviele unendliche Nächte saß ich hier im Dunkeln und wie viele
werden es noch werden? Die Tür öffnet sich einen Spalt. Licht strömt
herein, aber es ist hart und kalt. Unser Diener tritt herein. Der
kleine Kojiro steht auf, nimmt etwas und geht in richtung Tür. Was
hält er in der Hand? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, was jetzt
kommt. Die Essensprozedur. Die einzige Zeit am Tag, wo ich meine
Eltern zu gesicht bekommen habe und mein Zimmer verlassen durfte.
Ich folge dem Diener und dem Jungen durch endlose Korridore, bis wir
den Speisesaal erreichen. „Du bist schon wieder zu spät, Kojiro!"
Der Mann, der sich mein Vater nannte, sitzt an einer großen Tafel,
am anderen Ende sitzt die Frau, die sich meine Mutter nannte. Er
wirft dem kleinen Jungen einen wütenden Blick zu. „Aber ich.." „Sei
ruig und setzt dich endlich!" lässt er den Kleinen erst gar nicht zu
Wort kommen. „Aber ich habe extra was für euch gemalt" Seine Augen
glänzen erwartungsvoll, als er das Papier, was er die ganze Zeit in
der Hand hielt hoch hält. „Hast du mir nicht zu gehört!" Wütend
packt der Mann den Jungen am Kragen „Du sollst verdammt noch mal nur
reden, wenn man dich dazu auffordert. Haben wir uns verstanden?"
Nach dem er seinen Griff gelockert hat, fällt der Junge zu Boden.
Sein Bild landet einige Meter weiter vor den Füssen meines Vaters.
Er hebt es auf und zerknüllt es, ohne es zu betrachten. „Warum?
Warum tust du das?" ich kann nicht anders. Ich weiß, dass es nichts
bringt, aber es nimmt mich einfach zu sehr mit „Du hast das Bild
noch nicht einmal angeschaut! Er hat sich so viel Mühe gegeben. Er
wollte euch eine Freude machen.." Ich weine. All die verdrängten
Schmerzen steigen in mir hoch „Er wollte nur geliebt werden. Aber
ihr liebt ihn nicht. Ihr wollt ihn verändern, nach euren
Vorstellungen. Habt ihr vergessen, dass er ein lebendiges Wesen ist?
Mit einem eigenen Herz und einer eigenen Seele?" Ich heule
unkontrolliert, genau wie der kleine Kojiro vor mir auf den Boden.
"Du solltest deine Zeit sinnvoller verbringen, dann würdest du uns
auch nicht immer so enttäuschen!" Ich wische mir die Tränen aus den
Augen. "Ja, wahrscheinlich hast du recht Vater! Ich bin ein
Nichtsnutz, man kann mich nicht mögen. Es war nicht euer Fehler mich
so zu behandeln. Euer Fehler war, mich in die Welt gesetzt zu
haben". Noch denkt der kleine Kojiro, dass er seinem Schicksal
entkommen kann, in dem er wegläuft. Aber es wird ihn niemals
gelingen, denn er ist ein Nichts...
****************************
Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon bin. Vielleicht schon seit
Jahren. Die Dunkelheit hat schon fast etwas vertrautes. Am Anfang
tat sie mir noch weh, aber jetzt.. . Am Anfang tat es mir auch noch
weh mich zu erinnern. Festzustellen, dass ich und die kleine Musashi
ganz alleine sind. Verlassen von allen, sogar vom eigenen Vater. Er
war nicht mehr derselbe, stürzte sich in Arbeit. Und wenn er spät in
der Nacht nach Hause kam, war er meistens stockbetrunken. Am Anfang
tat es auch noch weh, zu sehen, wie er das kleine Kind von sich weg
stieß, was heulend darum bat, nicht mehr allein gelassen zu werden.
Am Anfang habe ich auch noch getobt und geschrien, warum er seine
Tochter so behandelt. „Miamoto ist tot!" habe ich geschrien," Aber
Musashi lebt! Warum willst du sie auch töten?" Er hat nie
geantwortet, auch nicht, als ich ihm an den Kopf geworfen habe, wie
sehr ich ihn hasse. Wie auch, er konnte mich nicht hören. Keiner
kann mich hören. Ich bin ein Niemand. Vielleicht bin ich auch schon
gestorben und ein Geist... Jetzt ist mir alles gleichgültig. Die
Dunkelheit hat sich um mich gelegt wie eine Blase, aus der es kein
Entrinnen gibt. Langsam aber sicher tötet sie meine Seele. Manchmal
beobachte ich die kleine Musashi. Sie hat noch immer ein bisschen
Hoffnung. Oft steht sie am Fenster und wartet auf ihre Mutter,
manchmal gehen wir auch raus in den Garten. Ihre Seele stirbt
langsamer als meine. Ich habe mich erinnert was mein Licht in der
Dunkelheit ist. Meine Freunde bei Team Rocket. Nyase und besonders
Kojiro. Kojiro der schmale Junge mit den lavendelfarbenen Haaren und
den smaragdfarbenen Augen. Seine Augen erzählen so viel über ihn,
wenn ich in sie schaue, ist es so, als wenn... ich mich finde. Uns
verbindet so viel, ich kann ihm trauen, er würde mich niemals im
Stich lassen und er verzeiht mir alles. Er ist der einzige Mensch,
der mir das Gefühl gibt, auch einer zu sein. Kojiro ist mein Licht.
Die Lichtkugel, die mich jetzt noch am Leben erhält, die mir sagt,
dass alles gut wird. Aber je länger ich hier bin, um so unwirklicher
wird alles. Ich habe das Gefühl, als wenn Team Rocket nie existiert
hätte. Als wenn Kojiro ein Phantasiegebilde ist, das ich mir
ausgedacht habe, um nicht völlig an der Welt zu verzweifeln.
"Kojiro, wenn du wirklich der bist, für den ich dich halte, dann
komm und rette mich. Rette mich aus der Dunkelheit." Das Licht wird
immer kleiner. Mir ist so kalt, so unendlich kalt....
**************************
Ich öffne meine Augen und bin im Haus. Wie lange habe ich geträumt?
Ich habe so unendliche Angst. Ich bin ein nichts, oder? Ich drehe
mich um und laufe zurück. Auf ein mal ist da dieses Licht, das mich
ruft...
Wo bin ich? Es ist so kalt und einsam hier. Ich muss weit weg sein.
Es ist nicht meine Vergangenheit, eine andere Einsamkeit liegt über
diesen Ort. Es ist auch nicht jenes unheilvolle Schloss, denn ich
spüre nicht mehr die dunkle Atmosphäre des Hasses auf mir lasten.
Alles ist ruig, ganz ruig. Meine aufgewühlten Gedanken fallen in
eine Art Kältestarre. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Ich befinde
mich in einer Eisgrotte. Eis, überall Kälte und Eis. Das Eis glänzt
in den verschiedenen Farben im matten Licht der Grotten. Gefangen!
Gefangen im ewigen Eis, das niemals schmilzt. Das jede Form von
Wärme und Fröhlichkeit sofort absorbiert. In mir drinne kann nichts
mehr erfrieren, weil in mir drinne nichts mehr ist. Ich fühle mich
so unendlich leer. Ich gehe durch die Höhlen aus Eis. Zeit existiert
nicht in dieser Welt aus Trauer und Kälte. Ich folge der inneren
Stimme, die mich ruft, so lange bis ich eine gigantische Grotte
ereicht habe. Die Grotte übersteigt alles, was ich jemals gesehen
habe. Sie gleicht einen Dom aus majestätischen Kristallen. Die
Atmosphäre hier ist so unendlich kalt und traurig. Ehrfürchtig
schreite ich durch die Halle, bis ich gefunden habe, weswegen ich
hier bin. Am Fuße einer gigantische Säule aus Eis befindet sich eine
junge Frau. Ich habe noch nie etwas so traurig, anmutiges gesehen.
Sie hängt da, wie eine der Heiligenfiguren, die ich von früher, aus
der Kirche kannte. Das Eis bedeckt fast ihren ganzen Körper. Selbst
ihre fliederfarbenen Haare und ihr Gesicht sind von einer Eisschicht
bedeckt. Ihre Hände sind zum Gebet gefaltet. Tränen laufen aus ihren
geschlossenen Augen. Aber die Tränen schmelzen das Eis nicht. Im
Gegenteil, sie frieren ebenfalls und vergrößern so die Eisschicht.
Ob so die gesamte Grotte entstanden ist? Was beweint sie bloß mit so
vielen Tränen? Als wenn sie mich gehört hat, öffnet sie langsam ihre
Augen. Ich habe noch nie so viel Trauer und Schmerz in zwei Augen
gesehen. „Warum weinst du?" wiederhole ich meine Frage, ohne
überhaupt zu wissen, warum es mich interessiert. „Um den Schmerz zu
vergessen, den ich all den Menschen zugefügt habe, die ich liebe"
Die Stimme schien von überall gleichzeitig zu kommen und sie ist so
leblos und traurig, als wen das Eis zu mir spricht. Bevor ich weiter
über ihre Antwort nachdenken kann, beginnt die Stimme von neuem, und
diesmal ist sie noch viel schmerzerfüllter, als eben „Bitte helf
Musashi!" Musashi! Woher kennt sie sie? Wer zum Teufel ist diese
Frau? Plötzlich schallt mir Willys Stimme durch den Kopf „... Wenn
ein Mensch stirbt, verlässt seine Seele diese Welt. Aber manche
Seelen können nicht gehen, sie sind an irgendetwas gebunden, oder
sie haben noch etwas zu erledigen. Diese unglücklichen Seelen sind
dazu verdammt, auf immer und ewig zwischen den Welten zu wandern, so
lange, bis sie befreit werden...." „Bitte helf Musashi!" Immer mehr
Tränen laufen ihre Wangen hinunter „Musashis Seele driftet in eine
Richtung, aus der es kein Zurück mehr gibt. Sie wird in die
Dunkelheit stürzen und verglühen, wie ein Stern der vom Himmel
fällt." Schweigen erfüllt den Raum „Und was soll ich dabei machen?"
schreie ich sie an. .An der Stelle, wo früher einmal mein Herz
schlug, pocht jetzt Hass und Verzweifelung. Ich fühle mich so leer.
„Du wirst sie finden, mit Hilfe deiner Seele. Eure Seelen sind wie
zwei Pole, sich gegenseitig anziehen, aber den Weg zu ihr durch die
Dunkelheit kann sich nur ein brennendes Herz bahnen". Schweigen,
Resignation. Dann manifestiert sich Wut in mir. Ich balle meine
Fäuste und schreie sie an: „Ich kann ihr nicht helfen, denn ich bin
ein Niemand ein Nichts! Außerdem, warum sollte ich ihr helfen?" Bin
das wirklich noch ich? Oder sind das die Schatten in mir? Hass, nur
noch Hass in mir „Jeder Mensch ist alleine! Alleine in seiner
Dunkelheit. Sie wird es auch alleine schaffen. Sie hat mich auch
sonst nie gebraucht. Und wenn sie es nicht schafft, dann ist das ihr
Problem. Jeder ist sich selbst der nächste..." Ich weine, während
ich das sage, oder zumindestens mein Herz tut das. „Man ist nicht
nur verantwortlich für Dinge, die man tut, sondern auch für Dinge,
die man nicht tut" Die Stimme kling resigniert und wird immer leiser
„Ich konnte ihre Seele nicht mehr erreichen, wenn du ihr nicht
hilfst, ist sie für immer verloren." Es war fast nur noch ein
Flüstern. Die Trauer in ihren Augen war unbeschreiblich groß. Sie
berührte mein Herz. Dann schloss sie die Augen und fiel zurück, in
ihre ewige Starre. Die Grotte um mich herum begann zu verschwimmen,
alles wurde dunkler und dunkler. Ich öffne meine Augen und befinde
mich wieder im Haus. Genauer gesagt im Eingangssaal. Die Tür! Ich
sehe die Tür. Sie steht offen! Wenn ich durch diese Tür gehe, dann
bin ich frei! Dann kann mir die Dunkelheit nichts mehr anhaben. Dann
tut es nicht mehr weh, nicht mehr weh in meiner Seele. Ich laufe auf
diese Tür zu. Ein letztes Aufflackern in mir. Aber Muasshi, du
kannst sie doch nicht alleine lassen. Du liebst sie doch. Ich liebe
sie nicht, habe sie nie geliebt. Ich war allein, immer allein. Dann
habe ich die Tür passiert.
*******************
Es war mir, als wenn Nyase neben mir saß und beruhigend zu mir
sprach. Er sagte irgendetwas von Hilfe hohlen. Aber wahrscheinlich
geht meine Fantasie mit mir durch, denn ich bin allein. Ich liege
auf dem kalten Boden und betrachte die Wunde, die sich in meinem
Oberkörper befindet. Immer mehr warmes Blut färbt mein ehemals
weißes Oberteil rot und um mich herum beginnt sich eine kleine Lache
zu bilden. Ich spüre kaum den Schmerz und ich frage mich, ob die
Schwummrigkeit von dem hohen Blutverlust kommt, oder eher daher,
weil ich meine eigene Seele nicht mehr spüren kann. So viele
Schatten haben sich darin festgesetzt und halten sie im Todesgriff
umklammern. Ich spüre die Anwesenheit von etwas. Etwas, das mich
gerufen hat. Ich weiß, dass es Bjelle ist, aber ich habe keine
Angst. Ich drehe den Kopf leicht, um sie zu sehen. Sie ist wirklich
wunderschön und ihre Augen haben den selben traurigen, verletzten
Glanz wie meine. Bloß noch viel stärker. Ein Mädchen, was an der
Grausamkeit der Welt zerbrochen ist, genau wie ich. Sie beugt sich
zu mir herunter. Eine unheimliche Kälte erfüllt den Raum aber auch
das nehme ich kaum war. „Warum hast du mich gerufen? Warum quälst du
mich mit all diesen Erinnerungen und führst mir immer wieder vor
Augen, wie hoffnungslos alles ist?" weine ich. „Schhhh" versucht sie
mich zu beruigen. Ihre Stimme klingt einschläfernd. Sie versucht,
mir durch mein Haar zu streichen, aber ihre Hand gleitet durch mich
hindurch. „Arme Musashi, alle Menschen tun dir weh. Sie gewinnen
dein Vertrauen und wenn sie es haben, dann nutzen sie es aus, um
deine Seele zu zerstören. Sie lassen dich alleine, alleine in der
Dunkelheit. Ich weiß, wie weh das tut. Mich haben sie auch
ausgenutzt, verletzt, zerstört und allein gelassen." Sie machte eine
Pause und schaute sich in dem Raum um „Weißt du, in diesem Raum
saßen Tamar und ich oft. Er hat gesagt, dass er mich liebt und ich
habe ihm getraut" ihre Augen verhärteten sich zu kleinen Schlitzen
„Er hat mich im Stich gelassen, du kennst die Geschichte. Es gibt
keine Liebe, kein Vertrauen oder sonst etwas von diesen guten
Werten, alles Lügen! Jeder Mensch ist allein!" Oh Gott, sie hat so
recht, Ich war immer allein und werde es immer sein.....
***********************
Ich laufe durch den Wald und atme die Luft der Freiheit. Aber warum
tut es bloß so weh in mir? Warum muss ich bei jedem Schritt nur an
sie denken? Musashi was hast du mit mir gemacht? Ich laufe und laufe
und versuche den Gedanken an sie zu verdrängen. Aber es funktioniert
nicht. Erinnerungen holen mich ein, egal wie schnell ich laufe.
Meine erste Begegnung mit Musashi. Das war im Lehrerzimmer unserer
Schule. Ich saß dort, um mir Pflaster abzuholen, weil mich ein paar
Jungs verprügelt hatten. Wenig später zerrte man Musashi ins Zimmer,
weil sie eben jene Jungs verprügelt hatte, als diese ihr ein Bein
gestellt haben. Als ich sie das erste Mal sah, war mir klar, dass
wir irgendwie zusammengehören. Etwas verband uns sofort und das,
obwohl wir so verschieden sind. Ich habe sie immer gesucht und sie
mich. Es war, wie hat es die Frau eben ausgedrückt, wären unsere
Seelen Pole von Magneten, die sich anziehen. Wenn sie bei mir war,
war ich kein Niemand mehr. Sie hat mir das Gefühl gegeben, ein
Mensch zu sein. Manchmal glaube ich, dass sie meine Gedanken lesen
kann. Und doch waren dort Mauern zwischen uns. Mauern, die wir nie
einreißen konnten. Bäume ziehen an mir vorbei, meine Lunge droht zu
explodieren. „Was findest du bloß an diesem Mädchen? Sie ist nicht
anders, als alle anderen auch. Das dich etwas ganz besonderes mit
ihr verbindet, das ist doch nur deine Wunschvorstellung. Du glaubst
doch nicht wirklich, dass sie etwas für dich empfindet, oder?
Niemand tut das. Dich kann man nicht mögen! Du bist ihr doch
vollkommen egal. Sie sucht doch nur jemanden, der die Drecksarbeit
für sie erledigt. Jemand, den sie rumscheuchen kann, und dafür bist
du grade gut genug." „Nein! Das stimmt nicht!". "Aber wenn es anders
wäre, warum erzählt sie dir dann nie etwas über ihre Gefühle. Warum
verschließt sie ihr Herz vor dir? Also sag mir ehrlich, was findest
du am diesem Mädchen? Ist es ihr Körper? Sie ist wirklich
außergewöhnlich schön und sie hat eine Figur, um jeden Mann den Kopf
zu verdrehen." „Nein! Es ist nicht ihr Körper. Natürlich ist sie
unheimlich schön, aber das ist mir egal. Es ist ihre Seele, die mich
anzieht." „Ihre Seele? Wie kannst du das glauben? Sie hat dich nie
in die Nähe ihrer Seele gelassen!" „Ich weiß. Sie versteckt ihre
Seele hinter hohen Mauern. Aber ein Schimmer geht durch die Mauern
hindurch und erreicht mein Herz." „Einbildung, alles Einbildung!".
„Nein es ist die Wahrheit!" Erinnerrungen kommen über mich.
Erinnerungen von dem Momenten, wo Musashi für den Bruchteil einer
Sekunde ihre strahlende Seele offenbart hat. Auf der MS St.Ann
wollte sie mich nicht zurücklasen. Sie hat meine Hand genommen und
mich über den brennenden Abgrund geführt. Und waren dort nicht
Tränen in ihren Augen, als sie glaubte, dass ich das Team verlassen
würde, um wieder im Reichtum zu leben. Sie sorgt sich um mich, genau
so wie ich mich um sie sorge. Aber sie kann es nicht zeigen. Sie
braucht mich. Genauso, wie ich sie brauche. Aber sie kann es niemals
sagen. Man sagt je weniger ein Mensch selbst fähig ist zu lieben,
desto nötiger hat er die Liebe. Warum habe ich das vorhin nicht
erkannt? Warum habe ich nur an mich gedacht? Ich habe vergessen, wie
sehr ich sie brauche und dass ich auch alleine bin, wenn ich sie
alleine lasse. Warum habe ich das getan? Wie konnte ich sie nur im
Stich lassen? Sie braucht mich! Ich muss zurück zu ihr! Schatten
verschwindet! Ihr habt keine Chance mehr! Meine Seele ist frei und
hat nur noch ein Ziel. Zurück zu ihr. Ich drehe auf der Stelle um.
Tränen der Reue füllen meine Augen. Ich nehme eine fremde Aura wahr.
Da ist doch jemand! Zwischen den Bäumen steht ein junger Mann. Seine
braunen Haare wehen im Wind und er schaut mich aus seinen traurigen
braunen Augen an. „Wer bist du und was willst du?" schreie ich ihn
an. „Du siehst mich?" fragt er ungläubig „nur ein sehr sensibles
Herz kann meine schwache Aura wahrnehmen". Tamar! Es muss Tamar
sein, aber ist das möglich? Ich dachte immer, ihn würde eine Aura
des Bösen umgeben aber er scheint nicht gefährlich. Eher schwach,
verzweifelt und unglücklich. „Du hast Bjelle damals verraten! Damit
hast du sie dem Hass direkt ausgeliefert. Für all das Unglück bist
du verantwortlich! Also sag, was zum Teufel willst du von mir?"
Weint er? Ja er weint, aber warum? „Es ist nicht so gewesen wie du
denkst...." Plötzlich sind Bilder in meinem Kopf. Tamar projiziert
sie aus seinem Geist in meinen. Tamar und Bjelle laufen Hand in Hand
durch die Gänge des Schlosses. Man hört klirrende Schwerter und
Menschen schreien. Überall richt es nach Blut und Tod. Tamar zieht
Bjelle an sich heran. Sie umarmen sich und küssen. „Du musst
fliehen, das ist die einzige Chance" höre ich ihn sagen. „Aber ich
will bei dir bleiben.." schluchzt sie. Er wischt ihre Tränen weg.
„Lauf zu der Stelle am See, wo wir uns das erste mal trafen. Ich
werde auch dort hin kommen, das verspreche ich." Sie umarmte ihn
noch ein letztes Mal „Ich liebe dich" „Ich dich noch viel mehr" dann
lief sie hinaus in die Dunkelheit. Er stand dort und schaute ihr
weinend nach. Kurz darauf wurde die Tür eingetreten. Fünf Männer
betraten den Raum „Hier sind sie!" schrie der eine „aber die Frau
fehlt" antwortet ein anderer. Tamar stürzt sich in den Kampf. Er
will nicht zulassen, dass sie sie verfolgen. Er kämpft tapfer und
verbissen, um die Frau zu retten, der sein Herz gehört. Aber gegen
die Übermacht hat er keine Chance....
Die Bilder verschwinden ich öffne meine Augen. „Aber das bedeutet
ja, dass alles nur ein Missverständnis ist. Du hast sie nicht im
Stich gelassen" er nickt traurig „Aber warum gehst du dann nicht zu
ihr und stellst alles wieder richtig?" Tränen tropfen von seinem
Kinn „Ich kann nicht zu ihr gelangen. Der Hass hat ihr Herz
erblinden lassen. Sie kann mich nicht mehr sehen. „Er tut mir so
leid. Warum ist das Schicksal so unfair? Er hat sie niemals im Stich
gelassen. Ganz im Gegensatz zu mir. Musashi! Ich muss zurück zu ihr,
sonst wird etwas Schlimmes passieren „Ihre Seele bewegt sich in eine
Richtung aus der es kein Zurück mehr gibt.." höre ich die Stimme der
fremden Frau in meinen Erinnerungen. Ich laufe los. Zurück zu ihr.
Bitte, bitte, lass mich nicht zu spät da sein....
**********************
„Nein!" Ein letztes Mal leuchtet die kleine Lichtkugel, die mich
durch die Dunkelheit geführt hat auf, bevor sie für immer erlischt.
Nyase und Kojiro! Ich reiße mich aus meiner Lähmung. „Kojiro hält zu
mir, egal was passiert. Er wird kommen, ganz sicher!" schreie ich
sie an. Irre ich mich, oder schauen mich ihre Augen plötzlich nicht
mehr hasserfüllt, sondern nur noch traurig an. "Du bist genau wie
ich, Musashi. Darum habe ich dich gesucht. Du bist meine
Seelenschwester. Zusammen können wir uns an der Welt für ihre
Ungerechtigkeit rächen..." Aber wieso denn? Was ist los? „Verstehst
du es immer noch nicht? Sie haben dich schlimmer verraten, als alle
anderen. Nyase ist weggelaufen, aber was erwartest du von ihm, er
ist nur ein Tier und Kojiro... . Er hat dich allein gelassen, um
sein eigenes Leben zu retten. Genau wie Tamar damals. Er hat dich
niemals wirklich gemocht oder gar geliebt.... Liebe ist eine
Illusion" „Nein! Das ist nicht wahr! Du lügst!" Ich wusste vorher
nicht, was Schmerzen sind. Mein Herz zerspringt in tausend Teile. Es
tut so weh! Nichts tat jemals so weh. Nicht der Tod meiner Mutter,
nicht das weggestoßen werden, nicht die Einsamkeit, nichts. „Du
Lügst!" Es hilft nichts, ich weiß, dass sie die Wahrheit sagt.
„Warum! Kojiro, warum hast du das getan?" Eine Welle des Schmerzes
rollt über mich. Nachdem sie vorbei ist, spüre ich kein anderes
Gefühl mehr, außer Hass, unendlich tiefer Hass. „Zusammen können wir
uns für all das rächen" höre ich ihre Stimme „Du musst nur deine
Seele mit meiner vereinen" Ich sehe keinen Grund mich dagegen zu
wehren. Ich spüre etwas kaltes meine Seele berühren. Es legt sich
über sie, wie ein Leichentuch. Danach fühle ich nur noch Hass und
Dunkelheit in mir. Ich hasse dich, Kojiro, ich hasse die Welt und
ich werde euch beide zerstören....
Allein in der Dunkelheit
Dunkelheit verschlingt mich,
Ich bin allein,
mein Herz ist zerbrochen,
hörst du mich schrein?
Ich wurde verraten,
weil ich dir vertaut hab,
warum hast du das getan?
das Leben liegt in mir wie in einem Grab.
Ich weiß nicht mehr weiter
hab nichts mehr zu geben,
nun werde ich mich rächen,
für mich und mein Leben!
Teil 3: Dunkelheit und Licht
Ich laufe zurück, so schnell mich meine Beine tragen. Ich laufe und
laufe zurück zu ihr. Ich würde sie überall finden, denn unsere
Seelen sind wie zwei Pole, die sich anziehen. Mit jedem Schritt, den
ich gehe, fallen die Schatten mehr und mehr von mir ab. Ein Gedanke
vertreibt sie, Musashi. Wie konnte ich sie nur zurücklassen, wo sie
mich am dringensten brauchte? Ich hasse mich dafür. Ich bin so
unfähig! Mich kann man wirklich nicht mögen, denn die Menschen, die
mir vertrauen, enttäusche ich auf ganzer Linie. Manchmal wünschte
ich, ich wäre nie geboren worden. Tränen laufen meine Wangen
herunter. Wieder passiere ich die Tür, doch diesmal nehme ich die
Aura dieses Hauses kaum noch war. Musashi! Ich muss sie finden! Ich
muss ihr helfen, denn sie ist der Grund, weshalb ich lebe. Ich folge
dem Licht ihrer Seele, doch es wird immer schwächer und plötzlich
ist mir, als wenn es erloschen ist. Ich kann ihr Licht, ihre Wärme
nicht mehr finden. Etwas Schreckliches ist geschehen, das spüre ich
und allein der Gedanke daran lässt mein Herz erschaudern. Ich laufe
wahllos durch die Dunkelheit, immer auf der Suche nach ihr. Ich weiß
nicht, wie lange ich sie gesucht habe, bis ich sie irgendwann fand.
Sie stand, mit dem Rücken zu mir, zum Fenster herausgebeugt, als ich
den Raum betrete. Ja es ist eindeutig Musashi, ihre langen roten
Haare wiegen sich sanft im Wind. Aber irgendetwas stimmt nicht. Ich
spüre keine Wärme, kein inneres Licht von ihr ausgehen. Wo ist die
Aura der Hoffnung, die sie sonst immer umgibt? "Musashi„ weine ich
„ich wollte dir nicht weh tun und ich wollte dich auch nicht alleine
lassen. Ich bin halt zu unfähig und zu schwach...." Langsam drehte
sich Musashi zu mir um. Oh Gott! Ich glaube, ich werde niemals in
der Lange zu sein, zu beschreiben, was ich in diesem Moment gesehen
und gefühlt habe. Musashis Augen.. Ihr Gesicht.. . Musashi hatte
immer für mich das schönste Gesicht der Welt. Ein Blick von ihr
genügte, um mir zu sagen, dass alles gut wird, egal, wie schlimm es
um uns stand. Ihre Augen sagten das, was sie mit Worten nicht
ausdrücken konnte. Dass sie sich um uns sorgt. Das sie der netteste,
liebenswerteste und mitfühlenste Mensch ist, den es auf der Welt
gibt. Und jetzt? Ihre engelsgleichen Züge sind zu einer Maske des
Hasses verzerrt. Ihre wunderschönen Augen sie sind ...tot! Da ist
nichts mehr, außer Hass, nie enden wollender Hass. Sie ist nicht
mehr die Musashi, die sie einmal war, nicht mehr die Musashi, die
ich liebe. Das ist alles meine Schuld. Wie soll ich sie bloß zurück
holen? Erst jetzt nehme ich die große, blutende Wunde in ihrem
Oberkörper wahr. „Oh Gott, Musashi, das sieht schlimm aus, du musst
sofort zu einem Arzt" Instinktiv versuche ich, ihre Hand zu greifen
und sie aus diesem Haus zu führen. Bevor ich ihre Hand greifen kann,
hebt sie diese. Sie hält etwas in ihrer Hand. Einen länglichen,
glänzenden Gegenstand. Es ist ein Schwert. Diese Erkenntnis trifft
mich ungefähr zur selben Zeit, wie das Schwert selbst. Mein Ärmel
verfärbt sich langsam rot. Die Wunde muss sehr tief sein. Sie tut
sehr weh, aber der seelische Schmerz ist tausend Mal schlimmer. Ich
will es einfach nicht begreifen! Warum tust du das! Bitte Musashi,
hör auf! Lass es nicht so enden....
********************
Es gefällt mir, zu sehen, wie er leidet. Seine schreckensgeweiteten
Augen, als er registrierte, was ich in der Hand hielt. Sein
ungläubiger Blick, als sich die kalte Klinge in seinen Arm bohrte.
Wie in einem surrealen Gemälde beißt sich seine Augenfarbe mit dem
frischen Blut, was in sein Gesicht gespritzt ist und das macht es um
so faszinierender. Er hat es nicht anders verdient. Er nicht und
auch nicht all die anderen Menschen, die mich ausgenutzt haben. Aber
dafür werden sie bezahlen, die Rache ist mein! „Bitte, Musashi, lass
es nicht so enden!" wimmert er. Bettel ruig um Gnade, bettel ruig um
dein mickriges Leben. Na los, es war dir doch auch vorhin so
wichtig. Vorhin, als du mich im Stich gelassen hast. Er versucht
meinen Schlägen auszuweichen, aber er schafft es nicht. Keine Angst,
Kojiro, du wirst nicht sofort sterben, so einfach mache ich es dir
nämlich nicht. Du sollst leiden, genau wie ich gelitten habe.
„Musachi, es tut leid, was geschehen ist, komm zurück. Bitte, bitte,
komm zurück" „Lügner! Es tut dir doch kein Stückchen leid! Glaubst
du, du kannst mich immer noch mit deinen Lügen einwickeln? Niemals!
Dir werde ich dein verdammtes Maul stopfen". Er hat keine Chance.
Ich führe das Schwert erbarmungslos und präzise. Sein Körper ist
übersäht von tiefen Schnittwunden und sein linker Arm hängt schlaff
herunter. „Musashi... Hör auf. Ich bin hier, um dir zu helfen. Ich
brauche dich doch.." „Wie schön für dich, ich brauche dich und deine
Hilfe nicht! Es macht keinen Spaß, gegen einen wimmernden Wurm wie
dich zu kämpfen. Warum versuchst du dich nicht zu wehren. Wir
befinden uns hier schließlich in einer Waffenkammer. Ist dir dein
Leben nichts mehr wert? Oder warst du nur zu dumm, auf die Idee zu
kommen, dir auch eins der Schwerter zu nehmen. Falls es das war,
hier, fang." Mit diesen Worten werfe ich ihm ein herumliegendes
Schwert zu ."Und jetzt kämpfe! Kämpfe gefälligst um dein
nichtsnutziges, mickriges Leben!" Sein Gesicht nimmt ein zu allem
entschlossenen Gesichtsausdruck an. Na endlich muss ich seinen
traurigen Gesichtsausdruck nicht mehr sehen. Ich laufe mit gezücktem
Schwert auf ihn zu und dann passiert das Unglaubliche. Er wehrt sich
nicht, er weicht noch nicht einmal aus. Er schreit auch nicht, als
sich das Schwert in seinen Oberkörper bohrt. Er steht nur da und
schaut mich aus seinen großen, traurigen Augen an. Ich ziehe
instinktiv das Schwert zurück und er sackt auf seine Knie. „Warum?
Warum hast du das getan" schreie ich ihn an. „Musa" seine Stimme
zittert und Tränen laufen seine Wangen herunter „Glaubst du, dass es
so etwas wie Glück auf dieser Erde gibt?" Er machte eine Pause „Ich
habe mich immer danach gesehnt, glücklich zu sein und darum habe ich
es überall gesucht. Ich habe es überall gesucht, an den
unmöglichsten Orten, so wie jemand seine Brille sucht.." Kojiro
schluchzte, bevor er weiter sprach „Und er sucht sie und sucht sie,
aber er kann sie niemals finden, weil er sie schon längst auf der
Nase hat." Er versucht, zu lächeln, aber seine Augen sind unendlich
traurig „Ich habe dich allein gelassen und ich weiß, dass das der
größte Fehler meines Lebens war und ich es niemals wieder gut machen
kann" Er senkt seinen Kopf. Tränen und Blut laufen zusammen und
tropfen auf den kalten Boden „Ich lege mein Leben in deine Hände, tu
mit ihm, was du willst. Ich werde mich nicht mehr wehren und ich
werde auch nicht mehr weglaufen.." „Lügen! Alles Lügen! Es gibt
nichts, was zwei Menschen aneinander bindet außer Lügen! Warum
berühren deine Worte mein Herz? Ich will deine Lügen nicht mehr
hören! Ich will deine Augen nicht mehr sehen! Stirb! Stirb endlich!"
Und ich hebe das Schwert zum letzten, alles vernichtenden Schlag...
*******************
Sie hebt das Schwert zum allerletzten Mal. Ich schließe die Augen.
Die Zeit scheint nicht zu vergehen. Ich habe es auch nicht besser
verdient, ist mein letzter Gedanke. Dann saust das Schwert nieder.
Ein Schrei zerreißt die Nacht. Das bin nicht Ich! Ich reiße meine
Augen auf. Ein Gedanke „Musachi!" Das Mädchen, was mit mehr
bedeutet, als alles andere in der Welt steht in einiger Entfernung
vor mir. Das Schwert steckt in ihrer Brust. Aber nur einen
Augenblick, dann zieht sie es heraus und lässt es auf den Boden
fallen. Bjelle steht neben ihr. Musachi muss sie aus ihrer Seele
vertrieben haben. Sie scheint verwirrt, nicht mehr hasserfüllt. Ihr
Gedanke scheint der selbe zu sein wie meiner „Warum? Warum hast du
das getan?" In Musashis Augen verschwindet der Hass. Einen Moment
ist da etwas, eine Mischung aus Liebe und Trotz. Ihr Blick! Doch
dann verschwindet er. Alle Gefühle weichen dem Nichts. Da ist nur
noch Resignation. Sie hat aufgegeben. Sie fällt der Länge nach auf
den Boden. Ihre Augen starren an die Decke. Plötzlich kommt mir eine
Erinnerung. Musashi Nyase und ich mussten vor ein paar abgerichteten
Fukanos flüchten. Nach dem wir in Sicherheit waren, hatte Nyase
angefangen zu behauten, dass man diese gemeingefährlichen,
bösartigen Viecher lieber einschläfern sollte. Darauf hin hatte ihn
Musashi ganz wütend angesehen und geantwortet: „Es gibt kein Gut
oder Böse. Jede Seele, die auf diese Welt kommt ist unschuldig und
engelsgleich. Aber manche haben halt mehr Glück als andere". Dann
hat sie so seltsam traurig gekuckt und ich habe es damals nicht
verstanden. Jetzt verstehe ich es. Musashi! Ich laufe auf sie zu.
Sie ist wie ein Engel, einer der an dieser Welt zerbrochen ist. Ihre
Stimme ist so leise, als sie mit mir spricht, so als sei sie sehr
weit weg: „Kojiro, ich schenke dir dein Leben. Geh jetzt. Wenn du
dich beeilst, kannst du noch gerettet werden.." wieder steigen mir
Tränen in die Augen „Aber ich geh nicht ohne dich. Komm wir gehen
zusammen, dann werden wir beide gerettet..." „Ich will aber nicht
mehr gerettet werden" Ihre Stimme hat keinerlei Emotionen, als sie
das sagt. Mit zerreißt es fast das Herz. Es ist tausend Mal
schlimmer als die Wunden, die meinen Körper bedecken. „Warum?" fragt
auch Bjelle. „Weil.." und jetzt schreit sie fast „Weil ich nicht
mehr leiden will! Ich will nicht mehr ausgenutzt werden, ich will
nicht mehr hassen, ich will nicht mehr versagen und vor allen Dingen
will ich nicht mehr darauf hoffen, dass alles besser wird, um dann
doch immer und immer wieder enttäuscht zu werden. Es gibt kein Glück
für mich. Ich will einfach, dass alles aufhört, verstehst du?" Sie
dreht den Kopf weg von mir. Natürlich verstehe ich. Wahrscheinlich
besser, als jeder andere. Denn das sind die Gedanken, die ich so oft
mit mir herumgetragen habe. Sie sind ein Teil von mir. „ Du hast
gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt und dass man jedem Tag die
Chance geben sollte, der schönste seines Lebens zu werden!" Ich
glaube ich heule wie ein kleines Kind. „Was weißt du schon über
mich, Kojiro? Nichts!" ihre Stimme klang wieder leise und
resigniert, trotzdem klang Schmerz mit. Auch mir tun ihre Worte
unheimlich weh. Ja, sie hat recht, ich weiß nichts über sie und sie
nichts über mich. Warum sind da immer diese unsichtbaren Mauern
zwischen uns gewesen? Ich weiß nicht mehr weiter. Mein Arm tut so
weh. Trotzdem verspüre ich nicht das Bedürfnis, mich in Sicherheit
zu bringen. Ich werde sie nicht noch einmal alleine lassen, egal was
passiert. Ich habe nicht mehr die Kraft zu stehen, also setze ich
mich. Mein Gesicht vergrabe ich in meinen Händen. Ich weiß einfach
nicht mehr weiter. Wenn alles eh zum Scheitern verurteilt ist, warum
haben wir es dann immer wieder versucht und daran geglaubt. Wenn es
keine Hoffnung auf Glück für uns gibt, wäre es dann nicht besser, zu
sterben? Dieser Gedanke! Ich hatte ihn schon mal. Ich weiß es und
ich erinnere mich auch wann es war. Ich weiß nicht, ob sie mir
zuhört, oder ob ich nur mit mir selbst rede, aber es ist meine
einzige Chance „Es war einmal ein kleiner Junge. Er hatte alle
Dinge, die sich ein Junge in seinem Alter nur wünschen kann, denn
seine Eltern waren sehr reich und lebten in einem großen Haus.
Trotzdem war der kleine Junge sehr traurig und weinte oft die ganze
Nacht. Hätte er nicht glücklich sein müssen? Er hatte doch alles,
was man sich für Geld kaufen kann." Ich mache eine Pause, ich darf
nicht daran denken, was ich erzähle. Es darf mir nicht ans Herz
gehen.. „Aber Geld kann einem keine Liebe kaufen, oder Geborgenheit,
es kann einem nicht das Gefühl geben, etwas besonderes zu sein..."
Es gelingt mir nicht.." Der kleine Junge war immer allein gewesen,
allein in seinen Bergen von teurem Spielzeug. Es gab niemanden, der
ihm sagte wie liebenswert er sei, oder der ihn in dem Arm nahm, ihn
tröstete, wenn er traurig war oder mit ihm lachte, wenn er fröhlich
war. Er war immer allein. Das einzige, was er von anderen Menschen
wahr nahm, war, dass sie unzufrieden mit ihm waren, egal was er tat.
Und dabei hat er alles versucht, damit sie ihn mögen." Ich kann
nicht anders, ich muss weinen. Warum bin ich bloß so egoistisch?
„Der kleine Junge wurde immer trauriger und verzweifelter und eines
Tages lief er einfach weg. Und er lief und lief, aber egal, wohin er
kam, überall jagte man ihn sofort wieder weg. Niemand wollte den
kleinen Jungen. Irgendwann blieb er einfach liegen. Es war Winter
und dicke Schneeflocken fielen vom Himmel. Er war erst 8 Jahre alt
und trotzdem wollte er sein Leben wegwerfen." Ich muss mich zusammen
nehmen um nicht aufzuhören. Das Sprechen fällt mir so unheimlich
schwer.. „Er glaubte, dass es für ihn keine Hoffnung darauf gab,
dass er jemals glücklich sein würde. Er wollte nicht mehr allein
sein... . Er schaute zum Himmel und wartete auf seinen Tod. Aber auf
einmal war da etwas, etwas, das ihm Mut machte. Etwas, das seinen
Lebenswillen und seine Hoffnung wiedererweckte. Und der kleine Junge
stand auf und schleppte sich weiter. Das war das beste, was er je
getan hat, denn wenig später lernte er ein wundervolles Mädchen
kennen. Sie umgab dieselbe Aura, die ihn im Schnee das Leben
gerettet hat. Vielleicht war sie es ja, die ihm zurückgeholt hat.
Auf alle Fälle war sie gut zu dem kleinen Jungen. Sie beschützte ihn
vor den anderen Kindern und sie war der erste Mensch, der ihn so
mochte, wie er wirklich war. Sie hat mit ihm zusammen gelacht und
mit ihm zusammen geweint. Der kleine Junge mag dieses Mädchen mehr
alles andere auf der Welt und er ist so unendlich glücklich, dass er
sie kenngelernt hat. Aber das Mädchen wirkt manchmal so unendlich
traurig. Und sie lässt niemanden an sich heran. Sie baut hohe Mauern
um ihre Seele und hängt schwere Schlösser um ihr Herz. Niemand kann
sehen, dass ihre Seele heller brennt als alle anderen. Aber der
kleine Junge weiß es und er hat Angst, dass das Feuer erlöschen
wird, weil sie ihre Tränen immer herunterschluckt, so dass sie auf
das Feuer tropfen. Er braucht dieses Feuer, um die Schatten zu
vertreiben und um nicht zu erfrieren." Ich heule so doll, dass ich
mir nicht sicher bin, ob man mich überhaupt noch verstehen kann "Sag
mir warum legt das Mächen ihre wundervolle Seele hinter die dunklen
Mauern und warum lässt sie den Jungen nicht zu sich? Warum?" Stille
durchzieht den Raum. Warum frage ich das überhaupt? Sie hört mir
doch eh nicht mehr zu. Außerdem, habe ich sie jemals so richtig an
mich rangelassen? Ihr erzählt, was mich bewegt? Nein, das habe ich
nicht! Aber warum? Sie ist doch der einzige Mensch, der mir etwas
bedeutet, der mich vielleicht verstehen könnte. Ich habe sie nicht
an mich herangelassen... „... Damit es nicht so weh tut, wenn er sie
dann wieder verlässt und sie wieder alleine ist" höre ich eine
schwache Stimme meinen Gedanken vervollständigen. Wir sind so gleich
Musashi, so gleich und doch so verschieden. Ich wische mir die
Tränen aus meinen Augen „Aber ich würde dich niemals alleine lassen.
Wirklich! Ohne dich bin ich auch alleine. Ich brauche dich
wahrscheinlich noch mehr als du mich. Und ich würde dir niemals weh
tun! Weil ich dich ..wie soll ich das ausdrücken? Ich hasse das Wort
„Liebe" Es ist so voller Lügen. Meine Eltern haben gesagt, dass sie
mich lieben und nur das beste für mich wollen. Viele Menschen sagen,
dass sie sich lieben, obwohl es ihn nur um Geld oder Sex geht." ich
mache eine Pause und versuche meine Gedanken zu ordnen, dann beginne
ich von neuen „Aber es gibt ein Gefühl, das stärker ist, als alles
andere, das einen unvollkommen vorkommen lässt, ohne einen anderen
ganz bestimmten Menschen. Nur dieser andere Mensch kann einen
vervollständigen. Dieses Gefühl lässt einen den anderen so sehen,
wie er wirklich ist. Es ist wie die Sonne, ohne die nichts leben
kann. Es ist wie eine Brücke, die zwei Inseln miteinander verbindet.
Es lässt einen jede Grenze überwinden, Hass, Traurigkeit, Zeit,
Entfernung und ich bin mir sicher, es überwindet sogar den Tod.
Diese Gefühl duldet keine Lügen und dieses Gefühl empfinde ich für
dich." Was dann passierte kam mir so unwirklich vor, wie in einem
Traum. Musashi dreht mir ihr Gesicht zu. Sie weint. Irre ich mich,
oder ist hinter den Schleier aus Tränen Hoffnung? Ich krieche zu ihr
und nehme sie in meine Arme. Ich kann ihre Wärme spüren. Es tut so
gut, nach all der Kälte einen lebenden Körper zu spüren. Wenn sie
bei mir ist, habe ich keine Angst. Unser Blut läuft zusammen und
vermischt sich. Unsere Blicke treffen sich. Dann beginnt sie zu
sprechen „Ich vertraue dir, Kojiro, ich vertraue dir mehr als allen
anderen auf der Welt. Hilf mir heraus aus der Dunkelheit. Hilf mir
meine Seele zu retten"
******************************************************
Ich blicke in seine wunderschönen Augen. Auch ein Teil seiner Seele
liegt noch begraben in der Dunkelheit. „Ich würde selbst den grauen
Himmel blau streichen, wenn ich wüsste, dass es dich auch nur ein
bisschen glücklicher machen würde" Ich weiß, Kojiro, ich weiß. Deine
Augen sagen, dass du mich niemals anlügen würdest. Sie verraten so
viel über dich. Es tut mir so leid, was geschehen ist. Ich habe dich
verletzt, körperlich und vor allen Dingen seelisch. Trotzdem hast du
zu mir gehalten. Womit habe ich jemanden wie dich bloß verdient? Man
sagt, dass Menschen, die es besonders schwer im Leben hatten ein
Wunder wiederfährt. Bist du mein Wunder? Ja, du hast recht, wir
können alles sein und wir können alles erreichen, wenn wir es
wirklich wollen und wenn wir zueinander stehen. Wir werden es
schaffen! Wir werden die Dunkelheit vertreiben. Die Dunkelheit, die
in unseren Herzen liegt und so lange ein Teil von uns war. Das
verspreche ich....
Was passiert mit mir? Ich spüre eine Kraft in mir. Sie ist so
angenehm warm. Sie erfüllt meinen Körper mit ihrem hellen Leuchten.
Wie ein kleiner Tropfen, der ins Wasser fällt und weite Kreise
zieht. So wirkt die Kraft von mir ausgehend fort. Ich öffne meine
Augen und sehe, dass mit Kojiro das Selbe passiert wie mit mir.
Irgendwann treffen sich unsere Kreise. Sie gehen ineinander über...
. Ich habe keine Angst, im Gegenteil, ich habe mich mein Leben lang
noch nie so sicher und geborgen wie jetzt gefühlt. Mit jeder unserer
Wellen, die in ineinander übergehen, ist es, als wenn sich unsere
Seelen immer mehr vereinigen. Ich fühle, was Kojiro fühlt. All seine
Liebe, seine Hoffnungen, aber auch seinen Hass und seine Angst.. .
Ich kenne jeden seiner Gedanken, als wären es meine eigenen. Ich
fühle alles, was er in seinem Leben erlebt hat, so, als hätte ich es
selbst erlebt. Ich weiß, dass er alle meine Gedanken und Gefühle
jetzt so kennt wie seine. Es gibt keine Geheimnisse mehr vor uns.
Keine Mauern. Es gibt nichts mehr, was uns trennt. Ich bin einem
anderen Menschen niemals so nah gewesen und niemals habe ich mich
einem anderen Menschen so schutzlos ausgeliefert. Doch ich weiß,
dass ich mit Kojiro die beste Wahl getroffen habe, die ein Mensch
treffen kann, denn ich habe in seine Seele gesehen... Sie ist mir so
vertraut, als wäre sie ein Teil von meiner eigenen, den ich schon so
lange gesucht habe. Es tut so gut, sie so nahe zu spüren. Es fühlt
sich anders an, als vorhin mit Bjelle. Dort war es Hass, der unsere
Seelen vereinigte, jetzt ist es die Liebe. Das Gefühl zusammen zu
gehören, egal was passiert. Unsere Seelen. Sie sind füreinander
bestimmt. Sie gehören zusammen, wie Schlüssel und Schloss, Sonne und
Mond, Tag und Nacht. Nichts kann ohne den anderen existieren. Ich
fühle mich fast komplett und ich weiß, dass Kojiro genau so fühlt
wie ich. Aber etwas fehlt. Ein kleiner Teil. Das Licht legt sich um
uns. Alles wird hell...
Als ich meine Augen wieder öffne, bin ich weit weg. Ich muss meinen
Körper wieder einmal verlassen haben, denn ich spüre keine Schmerzen
mehr. Kojiro liegt nicht mehr in meinen Armen. Doch ich fühle seine
Nähe, darum habe ich keine Angst vor der Dunkelheit, die mich
umgibt. Die Kraft Kojiros und meiner Seele lässt die Schatten
einfach abprallen. Als ich mich an die Dunkelheit gewöhnt habe, kann
ich den Ort erkennen. Ich bin wieder in meiner Vergangenheit. Aber
etwas hat sich verändert, das spüre ich. Das Haus scheint leer. Wo
ist die kleine Musashi? Ich gehe hinaus in den Garten. Dicke
Schneeflocken fallen vom Himmel. Eine landet auf meiner Hand.
Schneeflocken. Für mich ein Symbol für das Leben, aber auch für den
Tod. Ich habe früher oft im Schnee mit meiner Mutter gespielt. Ich
erinnere mich, wie glücklich ich dann war. Aber der Schnee hat mir
auch meine Mutter genommen, indem er sie unter sich begrub. Leben
und Tod. Liebe und Hass, Licht und Dunkeln es liegt so dicht
beieinander... . Aber warum Schneeflocken? Nachdem meine Mutter
starb, hat es den ganzen Winter nicht mehr geschneit. Die kleine
Musashi sitzt auf einer alten Holzbank. Aber hier stand nie eine
Bank. Überhaupt sieht die ganze Gegend irgendwie anders aus. Ein
kleiner Junge sitzt neben ihr. Kojiro? Das kann gar nicht sein! Ich
habe ihn erst einige Jahre später kennen gelernt. Jetzt bemerke ich
auch den echten Kojiro. Er steht nicht weit von mir. Ich spüre, dass
er genau so verwirt ist wie ich. „Warum weinst du?" Bricht das
kleine Mädchen das Schweigen. Der kleine Junge schaut ungläubig,
dann redet er mit tränenerstickter Stimme „Weil ich so allein bin,
auf der Welt und es niemanden gibt, der mich liebt, oder der sich um
mich sorgt" „Ich bin auch alleine" antwortet das kleine Mädchen und
schaut in die Ferne „Meine Mutter hat versprochen, dass sie
zurückkommt aber.." Man hört deutlich, wie sie schluchzt „Ich
glaube, sie hat mich alleine gelassen". Der kleine Junge steht auf
und geht zu ihr hin „Du bist nicht mehr alleine. Jetzt hast du doch
mich." „ Ja und du bist auch nicht mehr alleine, denn du hast mich"
Die beiden Kinder, die so lange Zeit alleine geweint haben lachen.
Sie lachen und fallen sich in die Arme. Sie drücken sich ganz doll
aneinander, so, als glaubten sie, dass sie sich verlieren, sobald
sie sich loslassen. „Wir werden uns niemals alleine lassen, ja? Ich
will einfach nicht mehr zurück in die Dunkelheit..."
**********************
Jetzt verstehe ich es und ich weiß, dass Musashi es auch versteht.
Als ich gestern Musashi betrachtet habe, als sie schlief, war mir
der Gedanke gekommen, dass sie mir helfen kann. Nur sie. Aber ich
wusste nicht wobei. Jetzt weiß ich es. Meine Seele ist an der
Einsamkeit zerbrochen und ein Stückchen ist verlorengegangen. Nur
sie konnte mir helfen, mein verlorenes Stückchen Seele aus der
Dunkelheit zu befreien. Und nur ich konnte ihr helfen, ihrs zu
befreien. Als wir unsere Seelen vereinigten, vereinigten wir auch
unsere verlorenen Stückchen. Wir haben uns in der Einsamkeit
getroffen, jetzt sind wir nicht mehr allein. Ja, es stimmt, ich habe
Musashi leider nicht früher getroffen. Es ist nur symbolisch. Es
sagt mir, dass ich nicht mehr alleine bin und nie wieder sein werde.
Musashi und ich bewegen uns auf die Kinder zu. Immer noch lächelnd,
lösen diese sich aus ihrer Umarmung. Die kleine Musashi läuft mit
offenen Armen auf Musachi zu und der kleine Kojiro auf mich. Ich
fange ihn auf und will ihn in meine Arme nehmen, aber er versinkt in
mir. Ein Teil von mir, den ich längst verloren glaubte, den ich für
tot hielt, ist zu mir zurückgekehrt. Ich kann nicht beschreiben, was
für ein Gefühl das ist. So muss sich ein Schiffsbrüchiger fühlen,
wenn er fast alle Hoffnungen aufgegeben hat und dann, plötzlich, das
rettende Land in Sicht kommt. Auch Musashi hat ihren verlorenen Teil
wiedergefunden. Wir fallen uns in die Arme, so wie es die Kinder
eben noch getan haben. Das Gefühl, es ist so schön, es übersteigt
alle Vorstellungskraft. Ich wünschte, es würde niemals aufhören.
Komplett! Jetzt sind wir endlich komplett. Alles wird gut, egal wie
es ausgeht. Egal ob wir überleben, oder ob wir sterben, denn wir
haben uns für immer gefunden und die Dunkelheit besiegt..... Das
Licht unserer Seelen leuchtet aus uns heraus und es leuchtet noch
viel heller und schöner als vorhin. Es hüllt uns ein, in einen
leuchtenden Ball aus Licht. All die Dunkelheit um uns herum weicht
diesem Licht. Wir schweben wie eine Sternschnuppe am Himmel. Aber
wohin? Und plötzlich weiß ich wohin. Irgendwo in der gigantischen
Dunkelheit fühle ich Bjelles und Tamas Seele. Und ich erinnere mich
an Willis Worte „Nur eine reine, strahlende Seele kann ihre Seele
retten, indem sie sie aus der Finsternis führt. Aber kein Mensch
besitzt eine solche Seele. Jeder hat seine Fehler und undichten
Stellen. Es ist hoffnungslos, niemand kann sie je retten..." Ja, er
hat recht. Kein Mensch kann je eine solche Seele besitzen. Aber
unsere Seelen haben sich vereinigt. Sie ergänzen sich, sie füllen
die Lücken und Fehler der anderen. Ob das gemeint ist? Wir müssen es
versuchen, es ist unsere einzige Chance, sie zu retten. Musashi
führt uns, denn sie kennt den Weg zu Bjelles Seele. Irgendwann kamen
wir bei ihr an. „Was wollt ihr noch?" schrie sie. "Lasst mich
alleine in meiner Dunkelheit". Sie war nicht mehr angefüllt mit
Hass, es war eher wie das Festhalten an etwas, so wie das Flackern
einer Kerze im Wind. „Wir sind hier um dir zu helfen!" höre ich
Musashi rufen. „Ich brauche eure Hilfe nicht! Jeder Mensch ist
allein. Ich habe gedacht, dass du so bist wie ich, Musashi, aber ich
habe mich in dir geirrt, du bist noch viel verlogener als all die
anderen!" „Doch, du hast recht, ich bin wie du. Ich verstehe dich,
denn ich hätte fast den selben Fehler gemacht wie du. Vertraue uns,
es gibt so etwas sie Liebe und Licht in dieser Welt" Wie recht
Musashi hat. „Warum sollte ich euch glauben?" scheit sie. Irre ich
mich, oder glitzern da Tränen in ihren Augen? Jetzt bin ich an der
Reihe „weil Tamar dich gar nicht im Stich gelassen hat!" „Lügner!"
jetzt weint sie wirklich „natürlich hat er mich im Stich gelassen".
Ich schüttel mit dem Kopf „Er hat dich weggeschickt, um dich zu
beschützen. Er wusste, wie aussichtslos die Lage im Schloss war. Er
hat dich losgeschickt, um die zu retten, die er liebt. Er selber hat
versucht, die Feinde aufzuhalten. Er starb schon einige Minuten,
nach dem du das Schloss verlassen hast." „aber.." schluchzte sie
„wenn das stimmen sollte, warum ist er dann die ganzen Jahre nicht
hier gewesen, kannst du mir das erklären?" „Weil du deine Seele
verschlossen hast" antwortete Musashi „du hast nur noch gehasst und
in deinem Wahn nichts anderes mehr wahrgenommen." Musashi schwebt
auf sie zu, ein warmes Licht umgibt sie immer noch. Sie legte
vorsichtig die Hand auf Bjelles Schultern. Bjelle schluchzte und sie
scheint am Ende zu sein. „Sch, es ist gut." tröstet sie Musashi"
Mach dir keine Vorwürfe, alles wird gut. Es ist niemals zu spät, um
sich zu ändern. Glaub ans Licht, dann werden alle Schatten hinter
dich fallen" Bjelle hebt ihren Kopf und schaut in Musashis Augen
„Ja, ich glaube euch, ihr seit wie ich. Euch kann ich vertrauen" Sie
lächelte. Ihre Aura schien sich zu ändern. Sie wurde heller und
freundlicher. Sie besaß wieder die Seele des Mädchens, das sie
einmal war. Auf einmal nehme ich noch eine Seele war. Es ist Tamar,
ich weis es. Jetzt wo Bjelle wieder sie selbst ist, konnte er den
Weg zu ihr finden. Jetzt ist der Augendblick, auf den sie beide seit
200 Jahren gewartet haben. Sie fallen sich in die Arme und weinen.
Worte können nicht ausdrücken, was sie sich zu sagen haben. Musashi
steht wieder dicht neben mir. Ich umarme sie und drücke sie an mich.
Ein Licht scheint auf Bjelle und Tamar. Es ist so friedlich und
klar. Es ist das Licht, was Seelen den Weg in die andere Welt weist.
Ihre Schemen scheinen sich aufzulösen. Sie sehen so glücklich aus
„Danke, ihr beide habt unsere Seelen aus der Dunkelheit gerettet.
Dafür werden wir euch in Ewigkeit dankbar sein." höre ich Tamars
Stimme in meinen Herzen „Ich bewundere euch für euren Mut, eure
Hilfsbereitschaft und euren endlosen Glaube an einander. Aber jetzt
kehrt zurück zu euren Körpern. Wenn ihr noch länger wartet, findet
ihr nicht mehr den Weg zurück! Ihr habt eine Chance zu überleben.
Euer Katzenfreund. Er hat euch nicht im Stich gelassen, er ist auf
dem Weg hier her. Und er hat Hilfe mitgebracht. Ich wünsche euch von
ganzen Herzen, dass ihr es schafft." Bjelles Stimme wurde immer
leiser. Es war nur noch wie das Raunen des Windes. Auch ihre
Konturen wurden immer blasser. Und dann waren sie verschwunden. Ich
war wieder alleine mit Musashi. „Ich kann noch nicht mit dir
zurückkehren. Ich habe noch etwas zu erledigen" höre ich ihre
Stimme. „Ich weiß" antworte ich. Ich wusste es, seit dem Moment, wo
wir unsere Seelen vereinigt haben und mir bewusst wurde, dass die
junge Frau in der Eisgrotte Musashis Mutter ist. „bitte, lass mich
mit gehen „bettel ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne „nein,
diesen Weg muss ich alleine gehen. Außerdem wirst du immer bei mit
sein, egal wohin ich gehe" „ Aber es ist gefährlich, noch länger
hier zu bleiben..." versuche ich sie zu überzeugen „Ich weiß, aber
wenn ich ihr nicht helfe, wird ihre Seele für alle Zeit verloren
sein und das ist viel schlimmer als der Tod." „Ich weiß, du hast
recht, aber versprich mir, dass du heil wieder zurückkommst" „Man
sollte nichts versprechen, das man vielleicht nicht halten kann.
Aber eins verspreche ich dir. Ich werde immer bei dir sein" Ich
schließe noch einmal meine Arme um sie. Wir schauen uns tief in die
Augen, unsere Lippen berühren sich. Es fühlt sich an, wie ein warmer
Frühlingstag, wenn der Winter kalt und grau war. Oder wie ein
Sonnenstrahl, der einen direkt ins Herz trifft. Dann löst sie sich
sanft aus der Umarmung. Sie lächelt noch einmal, bevor sie davon
schwebt. Ich schaue ihrem Licht so lange nach, bis es verschwunden
ist. Dann suche ich den Weg zurück zu meinen Körper...
************************************
Wieder schwebe ich durch die Dunkelheit. Ich kann nicht weit sehen,
denn das Licht leuchtet nur einige Meter weit. Wenn ich mich
verirre, werde ich den Weg zurück niemals mehr finden. Trotzdem
folge ich meinem Licht. Ich denke über meine Mutter nach. Plötzlich
kommt eine Vision über mich, es ist wie ein kurzes Leuchten, dann
erlischt es wieder. Ich sehe eine junge Frau mit fliederfarbenen
Haar. Sie trägt dicke Wintersachen und wandert durch den Schnee. Es
ist meine Mutter. Ich fühle ihre Gedanken in meinem Herzen. Sie
versucht, einen großen Berg hoch zu steigen. Auf dem Berg ist
irgendetwas. Plötzlich löst sich eine Lawine. Sie rollt direkt auf
sie zu. Sie spürt die Kälte das Schnees und sie weiß, dass sie
sterben wird. Sie weint. Aber sie weint nicht um ihr Schicksal,
sondern sie weint um ihre kleine Tochter, die zu Hause auf sie
wartet. Sie weint darüber, dass sie ihr Versprechen nicht halten
kann und darüber, dass sie die Menschen, die sie liebt nicht
glücklich machen konnte. Dann starb sie. Sie starb unglücklich, weil
sie noch so viel erledigen wollte. Darum hängt ihre Seele zwischen
den Welten fest. „Mama, ich werde dich befrein, das verspreche ich.
Ich werde nicht zu lassen, dass es so endet" schreie ich in die
Dunkelheit. Dann wird alles hell und es ist unheimlich kalt. Ich
öffne meine Augen und ich bin in einer riesigen Eisgrotte. Es ist
die Grotte, die ich in Kojiros Erinnerungen gesehen habe. Ich weiß,
ich bin am Ziel. Ich laufe auf die Säule zu und erblicke sie. Sie
ist genau so schön, wie in meinen Erinnerungen. Ich erinnere mich
daran, wie warm und aufmunternd ihre Stimme klang, wenn sie mit mir
sprach und daran, wie geborgen ich mich in ihren Arm gefühlt habe.
Wenn ich traurig war, hat sie mir immer über mein Haar gestrichen
und mich getröstet. Und jetzt? Jetzt liegt sie begraben unter einer
dicken Eisschicht. All ihre Wärme ist erfroren. „Mama!" ich versuche
das Eis von ihr zu lösen, aber es geht nicht. Es schmilzt auch
nicht, egal was ich versuche. Langsam beginne ich zu verzweifeln.
Ich weiß, dass ich längst zurück sein müsste, aber ich will es nicht
so enden lassen! Wenn ich sie so sehe, dann zerbricht es mir das
Herz. „Mama" schluchze ich „Es tut mir so leid, dass ich dich
gehasst habe..." Tränen laufen mir aus den Augen. Sie laufen über
meine Wangen und tropfen auf Miyamotos Gesicht. Das Eis, es
schmilzt! Die Tränen bringen es zum schmelzen! Miyamoto öffnet
langsam ihre Augen. „Mama, es tut mir so leid" Ich falle ihr
schluchzend in die Arme. Ich fühle, wie ihre Hand durch meine Haare
streicht. „Meine kleine Musashi, bitte weine nicht. Es ist meine
Schuld, ich wollte dich nicht alleine lassen. Bitte verzeih mir".
Auch sie weint. Es tut so gut, meine Mutter wieder zu haben. Ich
hätte nie gedacht, dass ich sie jemals wieder sehen würde. Ich
vergrabe mein Gesicht ganz tief in ihren Armen. Es ist so wie
früher. Dann hebe ich meinen Kopf „Ich verzeihe dir, Mama, wenn du
mir verzeihst" Sie lächelt und drückt mich an sich. Alles Eis in der
Höhle ist verschwunden. Alles ist angenehm warm. Da ist dieses Licht
wieder. Miyamotos Umrisse werden immer heller. Dann fällt mein Blick
auf meine Hände auch meine Shilouette wird immer heller! Nein! Ich
darf noch nicht sterben. Ich habe Kojiro zurückgelassen und ich will
zurück zu ihm. Außerdem gibt es noch so viele Dinge im Leben, die
ich gerne ausprobieren möchte. Ich war noch nie im Herbst am Meer.
Es muss toll sein, wenn einem der Seewind das Haar zerzaust. Und an
so vielen Dingen bin ich immer achtlos vorbei gegangen. Ich will
noch einmal einen Sonnenaufgang sehen, am besten mit Kojiro
zusammen. Und ich will Nyase wieder sehen, mich mit ihm streiten und
wieder vertragen. Es gibt so viele Wunder auf der Welt. Jeder Tag
ist ein Wunder. Das Licht, die Liebe, das Lachen, jedes freundliche
Wort und jedes strahlende Gesicht. Sie alle sind Wunder und jedes
Lebewesen ist ein Wunder. Oh bitte, ich muss zurück, zurück zu
meinen Freunden, zurück zu meinem Leben....
Es ist zu spät. Das Licht hat mich eingehüllt. Es läst mich
vergessen, wer ich bin. Es ist angenehm warm. Ich habe keine Angst
mehr zu sterben. Es ist nicht schlimm..... ich fühle mich zu Seite
gestoßen, hinaus aus dem Licht. Was ist passiert ? Plötzlich kann
ich wieder klar denken. „Musashi ich weiß, dass du noch nicht
sterben willst. Lauf jetzt, versuche deine Chance zu nutzen. Ich
kann dir nichts versprechen, aber ich hoffe, dass du erst in sehr
vielen Jahren diesen Weg wieder gehen wirst und dass du dann aus
vollem Herzen sagen kannst: Ja, es hat sich gelohnt, zu leben"
Miyamoto hat mich aus dem Licht gestoßen. Sie wird immer blasser
„Danke Mama, ich werde es versuchen und noch etwas.. „ „beeil dich
Musa-chan" Ich lächel „Ich hab dich lieb" auch sie lächelte bevor
sie verschwindet „Ich habe dich auch lieb.."
Ich bin wieder in der Dunkelheit, wie soll ich den Weg zurück zu
meinem Körper bloß finden?
*****************
Ich fühle mich eingeengt. Fast eingesperrt, wie in einem Käfig. Die
Schmerzen, die von meinem Körper ausgehen sind fast unerträglich.
Trotzdem bin ich froh, meinem Körper überhaupt noch zu spüren. Ich
habe es geschafft, ich bin zurück! Ich lebe. Die Frage ist nur, für
wie lange? Alles tut mir weh und ich fühle mich sehr, sehr schwach.
Wie viel Blut ich wohl verloren habe? Vorsichtig öffne ich meine
Augen, meine eigenen Augen. Es ist, als wenn ein Schleier über ihnen
liegt. Alles scheint verschwommen. Es dauert eine Weile, bis ich
einigermaßen klar sehen kann. Alles scheint unverändert und doch ist
alles anders. Die Aura des Hasses und der Trauer, die auf diesem
Haus lag ist verschwunden. Alles ist still und friedlich. Die Nacht,
draußen, vor den Fenster verliert ihre Sterne an den neubeginnenden
Tag. Im meinen Armen liegt immer noch der Körper des einzigen
Mädchens, das ich liebe. Es ist, als wenn ich einen Engel halte. Sie
sieht absolut friedlich und zufrieden aus. Wie jemand, der seinen
Frieden mit sich und der Welt geschlossen hat. Oh Gott, Musashi!
Bitte las meine Befürchtungen nicht war sein! Lebe! Mit letzter
Kraft versuche ich, ihren Puls zu fühlen, aber ich fühle vergebens.
Ihr Herz hat aufgehört, zu schlagen. Sie hat einfach zu viel Blut
verloren. Für sie würde jede Hilfe zu spät kommen. Das Mädchen, dem
mein Herz gehört ist tot. Aber auch ich werde immer schwächer. Es
geht zu Ende. Ich liege auf dem Boden neben ihr und halte sie dicht
an mich gedrückt. Ich spüre, wie das helle Licht immer näher kommt.
Aber ich habe keine Angst. Musashi ist bei mir und ich weiß, dass
uns nichts trennen kann, noch nicht einmal der Tod.
Auf einmal ist mir, als wenn ein zweites Herz neben meinen schlägt.
Vielleicht bin ich dem Tod einfach zu nahe, so dass ich anfange, zu
fantasieren aber Musashi lebt! Es scheint ihr unheimlich viel Kraft
zu kosten, ihre Augen zu öffnen. Ihre Augen! Sie sind von einem
strahlenderen Blau, als der Ozean und so unheimlich klar, ich kann
bis auf den Grund ihrer Seele schauen. Es sind die Augen einen
neugeborenen Kindes, sie sind so engelsgleich. Wir liegen auf dem
Boden. Ganz nah und schauen uns an. In Gedanken sage ich ihr, wie
glücklich ich bin, dass sie wieder da ist und dass sich mein Leben
gelohnt hat, allein aus dem Grunde, weil ich sie kennen lernen
durfte. Zum Sprechen reicht meine Kraft nicht mehr. „Dein Licht hat
mir den Weg zurück geleuchtet" antwortet sie mir, ohne auch nur ein
Wort zu sagen. „alles wird gut, Kojiro, denn ich liebe dich und ich
glaube daran" unter immensem Kraftaufwand versucht sie zu Lächeln
„Du hast recht Musashi, alles wird gut" lächel ich zurück. Und
draussen geht in den schönsten Farben die Sonne auf ...
Nur du
Nur du bist wie ein Feuer in der Nacht,
und leuchtest mir den Weg durch die Dunkelheit.
Nur du hast den Schlüssel,
um mich aus dem Gefängnis zu befrein.
Nur du öffnest das Tor,
um die Sonne in mein Herz zu lassen.
Nur du bringt den Baum des Lebens zu sprießen,
und gibst mir so das Leben zurück.
Nur du bist das rettende Land,
wenn ich im Meer der Einsamkeit ertrinke.
Nur du bist der Blick
der in mir neue Hoffnung weckt.
Nur du kennst die Worte
die mich retten.
Nur du!
Du bist wie das Licht auf steilen Klippen, wie ein Sonnenaufgang,
Wie der Wind, wie das Lachen, Wie ein Lied, wie der Frühling, wie
das Leben.
und dafür werde ich dich ewig lieben.
By Chaos
[ h o m e ]
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[ s a n c t u a r y ]
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[ f a n w o r k ]
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[ s i b & n e t ]
[ s i b & n e t ]
u p d a t e s
u p d a t e s
g u e s t b o o k
g u e s t b o o k
f o r u m
f o r u m
c h a t
c h a t
c o n t a c t
c o n t a c t
s t a m p i e s
s t a m p i e s
l i n k s
l i n k s
b a n n e r
b a n n e r
r o c k e d e x
r o c k e d e x
p i c t u r e s
p i c t u r e s
d o w n l o a d s
d o w n l o a d s
i d r i v e
i d r i v e
f a n f i c t i o n
f a n f i c t i o n
d o j i n s h i
d o j i n s h i
affilates:
affilates:
seyreene.net
seyreene.net
Rocket Island
Rocket Island
network:
network:
aurora:borealis
aurora:borealis
silver-millennium
silver-millennium
*t.r.a.xx 2013*
*t.r.a.xx 2013*
- y e l l o w e d i t i o n
[ - f i c t i o n - ]
Alone in the darkness
autor Chao-chan
email chaoschan@web.de
genre · Rocket Dan
· psycho (^-^)
· rocketshippy
Vorwort: So ich bin fertig! Sowohl mit der Geschichte wie auch mit
meinen Nerven. Nur zur Information es ist 4 Uhr in der Nacht. Man
sollte denken, dass ich diesmal genug Zeit hatte die Story
ordentlich durch zu strukturieren. Schließlich hatte ich sie 3
Wochen im Kopf bevor ich zum schreiben kam. Aber na ja ich bin halt
immer für eine Überraschung gut. Sie ist noch viel schlechter
durchstrukturiert als die anderen von mir und wahrscheinlich bin ich
eh die einzige, die diesen Schrott versteht. Was die Handlung
angeht, die ist so ziemlich das mieseste was ich je gelesen habe.
Ich wurde dazu gezwungen was ernstes zu schreiben und da habe ich
mir halt überlegt eine Gruselgeschichte zu schreiben. Na ja
irgendwie ist das ganze dann eher in die Psycho Richtung gegangen.
Natürlich musste ich wieder einmal maßlos übertreiben so dass das
ganze eher an 'Die Psychopaten treffen Sailor Moon' erinnert.
Vielleicht sollte ich doch noch ein bisschen Werbung schieben.
Schließlich muss irgendjemand ja den Schrott lesen. Also jetzt werde
ich etwas ganz neues machen, ich schreibe was an dieser Geschichte
gut ist. (Dann muss ich wenigstens nicht so viel schreiben). Also
diese schrecklichen Knirpse machen nicht mit und äh ich habe die
japanischen Namen für T.R benutzt (Extra für dich Musa-chan). Ich
hoffe, dass es auch ein bisschen shippig ist. Widmen will ich diese
Geschichte allen Leuten die mich immer mit ihren tollen Fan Fictions
inspirieren und allen Leuten die sie lesen. Ach ja Musashi, Kojiro,
Nyase usw. gehören leider nicht mir Bla bla die gehören nämlich
Nintendo und 4 Kids Entertainment, ihr kennt das ja. Bjelle und
Tamar habe ich mir ausgedacht (wer kommt auch sonst auf so blöde
Gedanken). Ich würde mich freuen wen ihr mir eure Meinung zu meiner
bisher längsten Fan Fic unter chaoschan@web.de mailen würdet
(Hoffentlich funktioniert bis dahin mein Anschluss). So das war's,
viel Spaß eure Chaos.
Alone in the Darkness
Prolog:
Dunkelheit. Überall ist Dunkelheit, noch nicht einmal die Sterne
leuchten am Himmel. Und ich laufe durch diese Dunkelheit. Laufen,
nicht anhalten, nicht umschauen und vor allen Dingen nicht
nachdenken, immer nur laufen, laufen , laufen... .Ob sie mich wohl
immer noch verfolgen? Sie dürfen mich niemals finden! Der Wald mit
seinem Bäumen , die wie Ungetüme auf mich lauern macht mir angst,
aber ich versuche nicht dran zu denken. Besonders nicht an die
Schatten. Die Schatten die immer näherkommen, die versuchen im meine
Seele einzudringen. Sie werden es nicht schaffen, niemals! Alles
wird gut, alles wird gut, mir kann nichts passieren, den er wird
mich beschützen. Er wird immer bei mir sein denn wir gehören
zusammen, wie Sonne und Mond wie Himmel und Erde. Wo ist er bloß? Er
wird kommen, ganz sicher. Er läst mich nicht allein, er läst mich
nicht allein.. pocht es durch meinen Kopf während ich über den
nassen Waldboden renne. Die Aste peitschen in mein Gesicht und oft
stolpere ich über Baumwurzeln die mir den weg versperren. Trotzdem
spüre ich keinen Schmerz. Ich laufe und laufe. Ich weis nicht wie
lange schon. Es kommt mir so vor als habe ich nie etwas anderes
getan als zu fliehen, als wen alles was vorher geschehen war nie
existiert hat. Aber es existierte!! Ich erinnere mich daran wie wir
uns heimlich unten am Teich trafen und er mir sagte wie sehr er mich
liebt und das er mich niemals im Stich lasen würde. Als ich in seine
Augen schaute wusste ich das er die Wahrheit sagte und ich war
glücklich. „Glücklich" ein Wort dessen Bedeutung mir bis dahin fremd
geblieben war. Er wird sein versprechen halten, er wird, er wird.
Immer mehr Schatten ist es gelungen in meine Seele zu gelangen. Sie
ersticken meine Hoffnung. Zweifel brechen über mich herein. Er wird
kommen! Er muss kommen! Plötzlich reißt mich ein raschen aus meinen
Gedanken. Mein Herz pocht. Eine unbeschreibliche angst kriecht mir
durch die Adern. Dort sind sie! Wie haben sie mich gefunden? Noch
einmal keimt Hoffnung in mir auf. Ich drehe mich um und laufe. Laufe
bis ich das Gefühl habe das mir die Lunge platzt. Ich höre ihre
Schritte hinter mir. Sie kommen näher und näher. Tränen der
Verzweifelung füllen meine Augen. Wo ist er! Irgendwann haben sie
mich eingeholt. Der Überlebenskampf hat ein Ende. Ich weiß das ich
verloren bin, aber es ist mir egal. Die Männer haben mich umstellt
und sie werden mich töten. Ich höre ihr dreckiges Lachen aber ich
nehme nichts wirklich war. In mir drinnen ist ein schwarzes Nichts
und in diesem nichts, nur eine Frage. Warum? Warum hast du mich
verraten? Hast du mir nicht noch vor kurzer Zeit versprochen mich
vor diesen Männern zu beschützen, egal was kommt? Du hast mich im
Stich gelassen um dein eigenes Leben zu retten! Und habe ich dir
vertraut und daran geglaubt! Lügen! Alles Lügen, die ganze Welt ist
gebaut auf Lügen! Die Schwärze in mir weicht einem neuen Gefühl.
Hass. Unheimlich tiefer alles verzehrender Hass. Es gibt nichts war
zwei Menschen aneinander bindet außer Lügen. Jeder ist alleine.
Alleine in seiner Dunkelheit, alleine mit seinen Schatten. Es gibt
nichts anderes mehr außer Dunkelheit und Hass. Der Hass füllt mich
ganz aus. Ich kann an nichts anders mehr denken. Ich hasse ihn, und
ich hasse alle anderen Menschen. Ich hasse diese ganze Gott
verdammte Welt, die nur aus Lügen besteht und alle unglücklich
macht. Ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse
sie....
Ich spüre das kalte Messer in meiner Brust, aber ich spüre den
Schmerz kaum. Ich fühle wie warmes Blut an mir herunter läuft, aber
ich nehme es nicht war. Ich fühle die Dunkelheit immer näher kommen,
ich weiß ich sterbe. Meine Gedanken verfliegen wie Sand im Wind. Das
letzte was ich denke, was ich fühle, was ich wahrnehme ist dieser
alles verzehrende Hass und ich weiß das er immer dort sein wird,
weit über meinen Tod hinaus.
Teil 1: dunkle Schatten am Horizont
Ich öffne meine Augen und starre auf die Innenwände eines kleinen
Lieferwagens. Mein Herz klopft wie verrückt und ich brauche einige
Sekunden bis ich realisiere wo ich überhaupt bin. Dann erinnere ich
mich wieder an diese ganze blöde Mission die wir wieder vermasselt
haben weshalb wir uns in diesen blöden klein Laster verstecken
mussten der jetzt Richtung Nirgendwo fährt. Ich will gar nicht
genauer darüber nachdenken was im einzelnen passiert war. Es würde
meine Laune nur noch tiefer sinken lassen als sie eh schon ist .
Natürlich nur sofern das überhaupt noch möglich ist. Schon wieder
versagt, wie eigentlich immer. Es gibt halt Menschen die haben Glück
und es gibt welche die haben keins und daran wird sich nie etwas
ändern. Warum kommen mir nur solche Gedanken! Ich bin doch die, die
im Team für die positive Stimmung zuständig ist! Vielleicht liegt es
daran das sich der Herbst langsam aber sicher dem Ende zuneigt? Wir
haben schon November. Winter! Alles liegt im Sterben. Nicht grade
die Jahreszeit die einen zum positiven Denken anregt. Ich hasse
melancholische Gedanken. Sie nehmen mir meine Stärke und außerdem
erinnern sie mich an irgendetwas. Irgendetwas an das ich nicht
erinnert werden will. Bevor dieser Gedanke sich in meinen Gehirn
manifestieren kann habe ich ihn auch schon vergessen. Gut so! Ich
schaue mich in dem kleinen Laderaum des Lasters um. Viele Kisten
stapeln sich überall, in einer freien Ecke schläft Nyase und daneben
sitzt mein Partner Kojiro und starrt Löcher in die Luft. Seine
Gedanken scheinen weit weg zu sein. Ich habe ihn eh nichts zu sagen.
Ich will einfach nachdenken und meine Gedanken ordnen. Als ich mich
zurück lehne tut es mir fast leid nichts zu Kojiro gesagt zu haben.
Es ist so unnatürlich ruhig, als wen ein Schatten zwischen uns
gefallen ist und jedes miteinander Reden unmöglich macht. Blödsinn!
Nur weil wir mal eine schwierige Phase haben ist das doch nicht
gleich der Weltuntergang. Morgen wird alles schon wieder ganz anders
aussehen. Was bringt mich nur auf so komische Gedanken? Ist das
dieser komische Traum den ich seit neustem öfters habe? Ich versuche
mich auf den Traum zu konzentrieren. Er ist anders als alle anderen
Träume die ich je hatte und eins weiß ich ganz genau er hat nichts
mit mir zu tun. Früher hatte ich auch oft Alpträume aber die
waren... ach sei es drum. Dieser Traum ist anders, denn ich träume
aus der Sicht einer fremden Person, trotzdem fühle ich jedes ihrer
Gefühle und Gedanken so als wären es meine eigenen. Jedesmal wenn
ich daran denke läuft mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter.
Dieser Traum ist... irgendwie fast real. Wer ist diese Fremde? Und
was will sie von mir? Warum träume ich ihre Träume? Manchmal kommt
es mir so vor als wenn sie mich ruft, aber warum? Baka! Was rede ich
da. Träume haben nie irgendeine tiefsinnigere Bedeutung. Wenn ich
mich weiter in so komische Dinge reinsteigere werde ich noch
verrückt!. Vielleicht sollte ich Kojiro davon erzählen. Ich öffne
meinen Mund und will reden aber irgendetwas in mir hält mich zurück,
meint das es besser wäre es im nicht zu sagen. Vielleicht würde er
lachen, aber viel eher glaube ich er würde mich nicht verstehen.
Wahrscheinlich würde er sagen das er auch manchmal komische Sachen
träumt von tanzenden Würstchen oder so. Nein ich kann es ihm nicht
sagen . Er ist mein bester Freund und wir reden über fast alles,
aber dann gibt es Dinge über die reden wir nicht. Wollen wir nicht
reden, können wir nicht reden . Manchmal fühle ich mich so mit ihn
verbunden als wen er ein Teil von mir wäre und manchmal ist er ein
Fremder für mich. Eigentlich habe ich ihn gerne in meiner Nähe, er
gibt mir das Gefühl nicht allein auf der Welt zu sein aber manchmal
last mich seine Nähe unwohl fühlen, dann wünschte ich er würde
verschwinden und mich in Ruhe lassen. Meine Gedanken fahren
Achterbahn. Das bin doch nicht ich die so einen Müll denkt, oder?
Ich hoffe dieser Transporter hält irgendwann in einen dieser kleinen
schottischen Bergdörfer durch die er schon seit Stunden fahrt. Ich
will endlich aussteigen und auf andere Gedanken kommen. Vielleicht
finden wir einen Gasthof. Ein paar Tage ausruhen würden uns gut tun,
bevor wieder dieser ganze Stress beginnt. Vielleicht spielen Nyasu
und Kojiro nachher mit mir Karten. Das wäre bestimmt lustig und
lenkt mich ab....
*********************************************************
Warum? Warum konnte unser Plan nicht ein einziges Mal so klappen wie
wir es geplant haben? Ich bin des Versagens leid! Langsam habe ich
die Hoffnung aufgegeben das wir es überhaupt jemals schaffen werden
irgendwelche Erfolge zu verbuchen. Selbst Musashi scheint das so zu
sehen. Sonst hat sie wenigstens noch versucht ihre Enttäuschung zu
verbergen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr, da bin ich mir ganz
sicher. Aber sie würde mir eh nichts erzählen und wenn ich
nachfragen würde währe ich wieder der Dumme der ihre ganze
angestaute Wut abbekommt. Manchmal frage ich mich eh ob sie
überhaupt irgendetwas für mich empfindet. Ich war immer der festen
Überzeugung, dass es so ist, aber in Momenten wie diesen bin ich mir
manchmal gar nicht mehr so sicher. Hat sie mir denn jemals gezeigt
das sie mich mag oder mir vertraut? Richtige Freunde tun so etwas.
Manchmal glaube ich, dass ich ihr nur ein lästiger Klotz am Bein
bin, jemand den man einfach nicht mögen kann.... .
Was denke ich da bloß? Natürlich sind wir Freunde und natürlich mag
sie mich sie kann es halt nur nicht gut zeigen. Etwas verbindet uns,
mehr als alle anderen Menschen! Warum denke ich so schlecht über den
einzigen Menschen den ich habe? Musashi ist nur genau so enttäuscht
von der Mission wie ich, das ist alles. Ich komme nicht dazu diesen
Gedanken weiter zu denken, den ich Blicke in zwei Ozeanblaue Augen.
Musashis Augen! Man sagt Augen seien der Spiegel der Seele. Oft habe
ich versucht auf den Grund ihrer Seele zu schauen aber es gelingt
mir nie. Irgendetwas versperrt den Weg dorthin. Etwas das sie immer
ein klein wenig traurig erscheinen lässt, egal wie fröhlich sie
grade ist. Ich hoffe das ich mich irre aber ich habe das Gefühl das
sich diese Etwas vergrößert hat. Es ist wie Eis das niemals
schmilzt. Kucke ich genau so traurig? Da ist doch mehr als nur
Enttäuschung in ihren Augen? Natürlich faucht sie mich an was ich
sie den so blöde anglotz, war doch klar. Sie scheint heute wirklich
schlechte Laune zu haben. Sie war zu mir rüber gekrabbelt um zu
sagen das der Laster angehalten hätte. Das ist die perfekte
Gelegenheit auszusteigen. Vorsichtig weckte ich Nyase und machte ihm
die Situation klar. Musashi kramte in der Zeit unsere Sachen
zusammen. Manchmal brauchen wir uns noch nicht einmal absprechen um
den anderen zu verstehen. Ich mag solche Situationen. Sie zeigt die
Verbundenheit die zwischen uns herrscht. Eh ich mich versehe sind
wir auch schon an der frischen Luft. Es ist nicht besonders hell und
es dämmerte auch schon trotzdem tut mir das Licht nach der langen
Zeit im Dunkeln in den Augen weh. Ich blicke mich blinzelnd um.
Dieses Dörfchen in dem wir gelandet sind scheint ein Paradebeispiel
für ein typisches Dorf in den Highlands zu sein. Viele keine Häuser
endlang einer Straße und darum Berge, Wälder und langsam
aufziehender Nebel. Ich wünschte wir wären nicht hier hergekommen.
Irgendwie erinnert mich die ganze Atmosphäre an irgendwelche
Gruselgeschichten und ich hasse Gruselgeschichten. Sogar die
eigenbrötlerischen Einheimischen die abweisend zu Fremden sind und
in jedes Gruselbuch gehören sind in diesem Dorf zu finden. Und sie
kucken uns ziemlich böse an.
*********************
Na toll! Ein Dorf was weiter am Arsch der Welt liegt hatte das
Schicksal nicht für uns aussuchen können, oder? Ich habe im Moment
eigentlich nur einen einzigen Wunsch und der lautet: ein Zimmer
mieten und schlafen und zwar einen traumlosen erholsamen Schlaf. Ich
gehe durch die Gassen auf der suche nach einer Herberge. Kojiro und
Nyase folgen mir. Nyase ist am nörgeln und nerven. Komisch dabei ist
das doch sonst Kojiros Aufgabe. Warum sagt er bloß kein Wort? Dieses
Dorf scheint nicht oft Touristen zu haben. Und das scheinen die
Bewohner auch gut so zu finden . Ich spüre ihre Blicke durch die
Gardinen und es scheint mir so als wollten sie uns am liebsten
fressen. Plötzlich kommt dieser komische bärtige Mann auf uns zu.
Ich schätze ihn so auf fünfzig und er sieht so ungepflegt aus, als
wenn er noch nie einen Frisörsalon von innen gesehn hat. Er tragt
einen Kilt und macht nicht unbedingt einen freundlichen Eindruck. Er
kommt direkt auf Kojiro zugeschossen und blafft ihn an „Was habt ihr
hier zu suchen? Verschwindet lieber bevor es zu spät ist!". Kojiro
kuckt verängstigt und antwortet nicht. War ja auch nicht anders zu
erwarten. Manchmal hasse ich ihn fast für seine Feigheit und sein
Unvermögen sich durchzusetzen. Aber irgendwie... ach wenn es doch
nur so leicht wäre ihn zu hassen. Aber ich bin genervt und nun muss
ich mich schon wieder um alles alleine kümmern. Ich schreie den
bärtigen Kerl fast an „Hör mir mal zu! Wir würden ja verschwinden,
wenn wir eine Möglichkeit hätten!". Anscheinend ist er solche
Reaktionen von einer fremden Frau nicht gewöhnt, denn es dauert ein
paar Sekunden bis er die ganze Situation überhaupt realisiert. Ich
bin nur noch sauer und müde. Ich will eine Herberge und wenn ich
dafür bis ins nächste Dorf laufen muss. Ich packe Kojiros Hand und
schleife ihn hinter mir her. Den bärtigen Mann lass ich einfach
stehen. Als dieser begreift, dass wir uns in Richtung Dorfausgang
bewegen läuft er hinter uns her. Als er uns eingeholt hat sehe ich
sein Gesicht. Er schaut uns mit schreckensverzerrter Mine an. So als
wenn er uns davor bewaren muss etwas sehr sehr dummes zu tun. „Ich
würde niemals nach Einbruch der Dunkelheit das Dorf verlassen,
Lady." seine Stimme klang jetzt nicht mehr böse sondern besonnen und
ernst „Ich weiß ihr Stadtmenschen haltet uns verrückt, aber da
draußen geschehen übernatürliche Dinge. Wie soll ich sagen, eine
dunkle Aura liegt außerhalb dieses Dorfes!". Na toll das hatte ich
ja ganz vergessen! Die Bewohner von solchen Dörfern sind immer
abergläubig. Aber wenigstens sieht der Kerl jetzt ein das er uns
nicht mehr wegschicken kann. Wiederwillig führt er uns zu einer
Gaststätte und nach dem er sich mit dem Wirt unter 4 Augen
unterhalten hat ist dieser auch bereit uns für ein Paar Tage sein
Gäste Zimmer zu vermieten. Das Zimmer in das wir geführt werden ist
schlicht und bis auf ein Doppelbett und ein Nachttisch fast leer. So
wohl die Wände wie auch der Boden ist mit Holz vertäfelt. Unter
normalen Umständen hätte ich mich wahrscheinlich über den
überteuerten Preis und den mangelnden Komfort aufgeregt. Aber selbst
dazu bin ich zu erschöpft. Ich muss mir das Doppelbett mit Kojiro
teilen. Ich weiß nicht ob ich das gut oder schlimm finden soll.
Irgendwie nervt mich alles an, ich will schlafen. Ich lasse mich
einfach nur noch aufs Bett fallen und noch ehe Kojiro unsere Sachen
hoch getragen hat, hat mich der Schlaf sanft weggetragen.
*******************
Warum sind wir bloß hier gelandet? Irgendetwas macht mir Angst.
Liegt es an der unheimlichen Gegend, den komischen Leuten oder ist
es etwa eine Vorahnung? Ich glaube das will ich lieber gar nicht
wissen. Das alles geht mir durch den Kopf während ich unsere Sachen
in den Schrank einordne. Der nächste Bus der durch dieses Dorf kommt
und dann in eine der größeren Städte fährt, fährt erst in drei
Tagen. Bis dahin hängen wir wohl oder übel hier fest. Ich werfe
einen Blick aus dem Fenster. Draußen ist es schon stockdunkel, alles
ist ruhig, nur aus der Gaststätte unter uns hört man Geräusche.
Nein, diese Gegend gefällt mir wirklich nicht. Plötzlich werde ich
aus meinen Gedanken gerissen. Etwas zupft mich an meinen Pullover.
Ich erschrecke mich und mein Herz schlägt mir bis zu Hals, aber dann
realisiere ich das dieses etwas nur Nyase war. Ich bin viel zu
erleichtert um ihn böse zu sein. „Schau Musashi schläft schon„
flüstert er mir zu. Tatsächlich sie schläft! Ich betrachte sie ein
paar Augenblicke . Sie liegt mit geschlossenen Augen auf dem Bett
und ihr Brustkorb hebt und senkt sich leicht. Die Schatten, die die
Kerze wirft tanzen über ihren Körper und geben ihr etwas
Übersinnliches. Als wenn sie nicht von dieser Welt ist. Sie ist so
anmutig, aber da ist noch viel mehr. Ich weiß es klingt verrückt.
Aber in diesem Moment fühle ich wieder das wir irgendwie zusammen
gehören, dass wir uns brauchen und das nur wir uns helfen können.
Helfen? Wobei? Ich weiß es nicht. Ich habe solche Angst sie zu
verlieren. Das wir uns eines Tages einfach nichts mehr zu sagen
haben und uns nichts mehr bedeuten... Oh je was soll Nyase bloß
denken. Manchmal verstehe ich mich selber nicht. Rasch decke ich
Musashi zu und frage Nyase, ob er nicht auch noch Hunger hat. Was
für eine dämliche Frage, natürlich hat er Hunger. Also lösche ich
das Licht und wir beide steigen die Holztreppe Richtung Gaststätte
herab. Ein schwacher Rauch weht uns entgegen als wir den Raum
betreten. Fast das ganze Dorf scheint anwesend zu sein. Sie sind in
ihre Unterhaltungen vertieft doch als sie mich entdecken scheinen
alle zu verstummen. Ich hasse solche Situationen! Doch ich versuche
mich zusammen zu reisen und ihre Blicke einfach zu ignorieren. Ich
gehe zur Theke und versuche etwas zu essen zu bestellen. Das einzige
was heute verkauft wird ist eine Spezialität der Gegend. Ich bin
einfach zu hungrig um wählerisch zu sein. Wahrscheinlich hätte ich
das essen auch bestellt wenn ich gewusst hätte das Elefanten fleisch
oder sonst irgendetwas drinne wäre. Nachdem wir zwei Schüsseln mit
diesen wirklich nicht sehr appetitlich aussehenden Zeug bekommen
hatten, setzten Nyase und ich uns an einen ziemlich einsam stehenden
Tisch. Das Essen schmeckt erstaunlicherweise richtig gut und ich
bereue kein bisschen doch noch in die Gaststätte gekommen zu sein.
Ich glaube vorher war mir gar nicht bewusst gewesen was für einen
Hunger ich hatte. Irgendwie muss ich schon wieder an Musashi denken.
Ob sie wohl auch Hunger hat? Vielleicht sollte ich sie wecken gehen.
Aber wenn ich mir es recht überlege.. ich glaube sie braucht ihren
Schlaf dringender. „Irgendetwas ist doch los!, oder?" Nyase reist
mich aus meinen Gedanken. Ich betrachte das kleine Katzen Pokemon
was gegen über von mir sitzt. Irgendwann hatte ich aufgehört Nyase
als Pokemon zu sehen, sondern sah es ehr so als eine Art fast Mensch
an. Nyase verstand menschliche Dinge wie Gefühle und Sorgen meistens
besser als jeder Mensch. Aber wie soll ich ihm etwas erklären das
ich selber nicht verstehen kann? Dass Musashi und ich uns immer mehr
von einander entfernen wie zwei Eisschollen im Eismeer der
Einsamkeit. Das Musashi immer mehr Mauern um sich herum aufbaut und
egal wie viel Mühe ich mir gebe ich sie nicht mehr erreichen kann.
Konnte ich sie jemals erreichen? Vielleicht will ich sie auch gar
nicht erreichen. Natürlich will ich! „Es ist wirklich nichts" höre
ich mich selber sagen. Das Katzenpokemon nickt traurig. Ich sehe
Schmerz in seinen Augen. Vielleicht bilde ich es mir ja auch nur ein
aber falls Musashi und ich uns wirklich nichts mehr bedeuten und
sich unsere Wege trennen ist Nyase genau so betroffen wie wir. Nein!
Nein! Das darf niemals geschehen.
Ich weis nicht wie lange wir dort schon sitzen und uns gegenseitig
anschweigen, aber irgendwann kam dieser komische Mann und setzte
sich an unseren Tisch. Er sah anders aus als der Mann von vorhin, er
trug zwar auch einen Schottenrock, aber er war schmächtig, etwas
älter und hatte eine Halbglatze. Sein Atem riecht nach Whiskey.
Wahrscheinlich ist das der Grund warum er sich zu uns rüber gesetzt
hat obwohl uns sonst alle meiden wie die Pest. Vielleicht ist er
auch nur sehr redselig. Kaum das er bei uns saß fing er an über
alles mögliche zu erzählen. Ich höre ihm nur mir einen Ohr zu und
ich sehe das Nyase es genau so tut. Plötzlich wird die Mine des
Mannes der sich uns als Willi vorgestellt hatte toternst. Er beugt
sich zu mir rüber und ich spüre seinen ekelhaft alkoholischen Atem
in meinem Gesicht. Er flüstert fast, als er mit mir spricht, so als
sollte es niemand hören. „Kennst du die Legende von Lady Bjelle? Sie
alle," und damit deutete er auf alle anderen Gäste, „tun so als sei
es eine Spinnerei, aber ich weiß das sie wahr ist und sie wissen es
auch. Niemand redet gerne darüber und niemand verlässt nach Anbruch
der Dunkelheit das Dorf". „Lady Bjelle?" Vielleicht hätte ich nicht
so doof fragen sollen. Nun bin ich in seine Falle gegangen. Er wird
mir eine Geistergeschichte erzählen und ich werde mich fürchten. Ich
fürchte mich immer. Musashi hat schon recht, ich bin der geborene
Angsthase. Andererseits kann es doch auch nicht schaden über die
Dinge bescheid zu wissen, die die Dorfbewohner beschäftigen. Mal
ganz davon abgesehen, dass Willi mir jetzt diese Geschichte erzählt
egal ob ich will oder nicht. Ich seufze unfreiwillig, lasse mich
lustlos in den Stuhl zurückfallen und höre mir an, was er so zu
erzählen hat. „Wahrlich" begann er „Vieles dieser Legende ist über
die Generationen verloren gegangen, aber vor etwa 200 Jahren soll in
Chasel Lanur ein Liebespaar gelebt haben. Man weiß nicht mehr viel
über sie, aber sie hieß Bjelle und ihre Schönheit soll weit über die
Grenzen dieser Gegend bekannt gewesen sein. Er hieß Tamar und war
der einzige Sohn des Grafen." Unfeiwillig stelle ich mir das
Szenario vor, das der alte Mann mir beschreibt. Noch ist alles ruig
und friedlich, aber ich weiß, das diese Geschichte auf eine
Katastrophe hinauslaufen wird... „ Damals waren die Zeiten unruig
und Kriege erschütterten das Land. Niemand weiß genau, wer diesen
Krieg begonnen hatte oder was in jener verhängnisvollen
Novembernacht geschah, aber den nächsten Morgen hat keiner der
Menschen, die in Chasel Lanur lebten erlebt. Sie alle wurden
ermordet von den Feinden des Grafen. Seitdem ist Chasel Lanur
verlassen. Eine Aura des Hasses und der Traurigkeit umgibt diesen
Ort. In jeder klaren Vollmondnacht sieht man den Geist von Lady
Bjelle durch die Ruinen streifen und er sinnt nach Rache." Der alte
Mann macht eine künstlerische Pause. Wahrscheinlich will er sein
Triumph, mir Angst eingejart zu haben auskosten. Ich hasse diese
Geschichte. Sie lässt es mir Kalt den Rücken runter laufen und das
schlimmste an der Geschichte ist, dass ich das Gefühl habe, dass sie
wahr ist. Eine Frau reißt mich aus meinen Gedanken. Eine ältere
Frau, die „Willi du alter Suffkopf, komm sofort nach Hause!" ruft
und ziemlich wütend aussieht. Willis Ehefrau, schätze ich. Willi
stottert, beugt sich noch dichter über mich und flüstert: „Wenn ein
Mensch stirbt, verlässt seine Seele diese Welt. Aber manche Seelen
können nicht gehen sie sind an irgendetwas gebunden oder sie haben
noch etwas zu erledigen. Diese unglücklichen Seelen sind dazu
verdammt auf immer und ewig zwischen den Welten zu wandern, so lange
bis sie befreit werden. Aber nur eine reine, strahlende Seele kann
ihre Seele retten, indem sie sie aus der Finsternis führt. Kein
Mensch besitzt eine solche Seele. Jeder hat seine Fehler und
undichten Stellen. Es ist hoffnungslos, niemand kann sie je retten."
mit diesen Worten stand er auf und machte den Eindruck, als wenn er
gehen wollte. Doch er schien es sich noch ein mal anders zu
überlegen und drehte sich um „Viele nennen Chasel Lanur nur noch das
Haus der zerbrochenen Seelen. Kein Mensch sollte in die Nähe dieses
Unglücklichen Ortes gehen und besonders kein Mensch mit einer
verletzten Seele. Die Schatten die diesen Ort umgeben gelangen durch
die Verletzung tief in die Seele so wie Bakterien in frische
Wunden." Der Nachhall seiner Worte klang noch in meinen Ohren, als
er schon längst verschwunden war. Vielleicht geht dieses lähmende
Gefühl der Angst dadurch weg, wenn ich mit Nyase spreche. Ich frage
ihn, was er von der Geschichte hält und diesmal habe ich das Gefühl,
dass er mir etwas vormacht, als er mir antwortet „He Kojiro, du
musst nicht alles glauben, was man dir erzählt, der Kerl war doch
total breit, außerdem müssen wir ja nicht zu diesem komischen Haus
gehen. "Vielleicht hätten diese Worte ja auf mich beruhigend
gewirkt, aber ich sah Nyases Augen, und Augen lügen nie! Etwas
Schlimmes wird passieren!
Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir auch schlafen gehen. Zum
Glück ist Nyase auch meiner Meinung. Wir schleichen leise in unser
Zimmer, um Musashi nicht zu wecken. Keine fünf Minuten später liege
ich neben ihr und versuche krampfhaft, nicht an irgendwelche
Spuckschlösser zu denken. Nyase schläft schon tief und fest am
Fußende. Es ist schon komisch. Ich liege so nah bei Musashi, dass
ich ihre Körperwärme spüren kann, trotzdem habe ich das Gefühl als
wenn ihre Seele sehr weit weg ist und sich immer weiter von mir
entfernt. Musashi, bitte lass mich nicht allein! Irgendwann
verlaufen sich auch meine Gedanken und der Schlaf übermannt mich.
********************
Ich habe schon wieder von ihr geträumt. Es ist, als werden die
Träume von mal zu mal intensiver. Es sind keine gewöhnlichen Träume,
da bin ich mir jetzt hundertprozentig sicher. Diese Träume, sie
wollen mir etwas sagen, sie rufen mich. Aber wohin und warum?
Irgendetwas wird bald geschehen.. Die Sonne scheint durch unser
Dachfenster hinein. Es ist bestimmt noch früh morgens. Trotzdem
scheint das ganze Dorf schon auf den Beinen zu sein, um die
anstehenden Arbeiten, wie z.B. Schafe auf die Weide treiben zu
erledigen. Ich bin zwar noch immer müde, aber einschlafen kann ich
auch nicht mehr. Kojiro liegt neben mir. Ob er auch solche Träume
träumt? Ich glaube nicht, dazu sieht er viel zu friedlich aus. Er
könnte mich deshalb auch nie verstehen, selbst wenn ich ihn von
meinen Träumen erzählen würde. Er versteht mich nie. Was weiß er
denn schon über mich? Oder ich über ihn? Aber verband uns nicht
trotzdem vielmehr, als uns je trennen könnte? Wo ist das Gefühl der
Geborgenheit geblieben, das wir uns sonst gegeben haben? Es ist als
wenn ich wieder alleine bin und auf etwas warte... . Ich habe das
schon mal getan... Alleine sein.. Nein! Ich will nicht alleine sein!
Schnell denke ich an etwas anderes. Ich wünschte, wir wären irgendwo
anders hingefahren, nur nicht hier her. Ich zähle die Ritzen an der
Decke . Vielleicht werde ich ja davon wieder müde oder vielleicht
vergeht davon wenigstens die Zeit. Es dauert noch zwei Tage bis der
Bus fährt. Wie soll ich das nur durchhalten. Etwas ruft mich und ich
glaube nicht, dass ich es zwei Tage ignorieren kann. Es berührt mein
Herz zu sehr. Es hilft nichts. Ich halte es einfach nicht mehr aus
hier zu liegen. Ich stehe vorsichtig auf, um Kojiro nicht zu wecken.
Ich muss mit Zeuch eingeschlafen sein. Wie peinlich! Ich öffne den
Schrank und nehme mir frische Sachen heraus. Nun kommt mein nächstes
Problem. Wo soll ich mich umziehen? Unser Zimmer hat kein
Badezimmer, das ist unten in der Gaststätte. Ich werfe einen Blick
auf Kojiro, er schein wirklich noch fest zu schlafen und Nyase auch.
Ich ziehe mich schnell im Zimmer um. Zum Glück wacht niemand auf.
Das wäre mir sehr peinlich gewesen. Auf Zehenspitzen schleiche ich
zur Tür. Ich werfe noch einen letzten Blick auf meinen schlafenden
Partner. Irgendwie sieht er ja niedlich aus, wenn er schläft. Fast
wie ein Kind. Ich lächle und schließe die Tür hinter mir. Es ist
immer noch dieses Bedürfnis in mir, zu einem ganz bestimmten Ort zu
gehen. Dort würde ich dann alle Antworten erfahren. Aber ich will
nicht dort hin! Ich wehre mich gegen das Gefühl, aber es wird immer
stärker. Irgendetwas muss ich tun, am besten ich frühstücke erst
einmal etwas....
******************
So gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen und so lange erst
recht nicht. Das habe ich nach dem ganzen Stress echt gebraucht.
Irgendwie bin ich fast schon ein wenig enttäuscht, dass der Platz
neben mir leer ist. Musashi muss schon früher aufgestanden sein.
Aber sie ist ja gestern auch viel früher schlafen gegangen. Ich
kuschel mich wieder in mein Kissen zurück. Was sie wohl grade macht?
Ach, Musashi fällt immer etwas ein, um sich zu beschäftigen. Und
außerdem warum sollte ich mir verlassen vorkommen? Schließlich ist
ja Nyase bei mir. Es war wirklich nett von ihr, uns nicht zu wecken.
Ich stehe auf und ziehe mich an. Ich schaue aus dem Fenster. Was für
ein schöner klarer Novembertag. Jetzt kommt es mir fast schon
lächerlich vor, dass ich mich gestern Abend so gefürchtet habe. Aber
ich weiß, dass da draußen etwas Gefährliches lauert und ich wünsche
mir, dass es niemals wieder Abend wird. Ich wische den Gedanken fort
„Los Schlafkatze, steh auf „ wecke ich Nyase. „Lass mich in Ruhe!"
faucht dieser „Hast du etwa schlecht geschlafen?" „Ja habe ich, und
falls du es noch genauer haben willst, ich spüre dunkle Schwingungen
hier in der Nähe" Nyase macht mir Angst mit seinen Worten. Haben
sich den alle gegen mich verschworen? Ich werde ihn einfach mit
seiner eigenen Waffe schlagen. Ironie! „Nyase, du solltest ein
Wahrsagerstand auf dem Jahrmarkt eröffnen" „Sehr witzig Kojiro! Ich
weiß ganz genau, was ich gefühlt habe! Ihr Menschen seit nicht
sensibel genug um so etwas wahrzunehmen! Aber lauft ihr beiden ruig
in euer eigenes Unglück!" Jetzt habe ich es wirklich geschafft,
Nyase ist auch noch sauer auf mich. „Es tut mir leid" endschuldige
ich mich bei ihm. „Lass uns etwas essen und dann Musa suchen". Es
ist schon schlimm mit mir. Ich bin eigentlich immer hungrig, aber
wenn ich traurig bin, dann könnte ich glaube ich den Inhalt eines
Supermarktes verdrücken. Wie gut, dass ich wenigstens nicht
ansetzte.
Nach dem wir das Frühstück verschlungen haben, was übrigens auch
sehr gut hier schmeckt, frage ich die Frau am Tresen ob sie meine
rothaarige Begleitung gesehen hat. „Du machst dir laufend Gedanken
um sie. Gestern Abend, jetzt. Ihr gehört dein Herz, oder?" Am
liebsten hatte ich mich durchsichtig gemacht und hätte schleunigst
den Raum verlassen. Aber da mir solche Fähigkeiten leider nicht zu
Verfügung stehen kann ich mich leider nicht so einfach aus der
Affäre ziehn. Warum interessieren sich eigentlich alle Leute für
meine Privatangelegenheiten? Sonst bin ich ihnen doch auch
scheißegal! Was wollen sie hören? Eine heiße Lovestory? Mit so etwas
kann ich nicht dienen. Irgendwie gehört Musashi schon mein Herz. Ich
muss ständig an sie denken und ich habe das Gefühl, dass wir uns
brauchen, richtig brauchen..., dass wir zusammen gehören... Es
zerbricht mir fast das Herz, dass sie sich immer weiter von mir
entfernt... ach, ich kann es nicht beschreiben und noch viel weniger
verstehen. Außerdem, das wollte diese Frau doch gar nicht wissen.
Sie will wissen, ob wir rumknutschen oder sonst was machen, damit
sie wenigstens für einen Tag im Mittelpunkt der Dorffrauen Klatsch
und Tratsch Gesellschaft steht. „Sie ist vor ungefähr einer Stunde
gegangen. Spazieren gehen glaube ich.." erlöst mich die Frau
schließlich doch noch von meinen Qualen. Ich bedanke mich und
verlasse den Raum. „Aber pass gut auf sie auf!" ruft mir die Frau
hinterher „Etwas führt sie weg von dir..."
„Komm, lass uns auch ein bisschen Spazieren gehen" versuche ich
Nyase zu überreden. „Du wirst sie nicht finden, sie kann jeden Weg
genommen haben." Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen? Oder
kennt Nyase mich nur zu gut? „Ich wollte auch nur einfach so ein
bisschen Spazieren gehen" versuche ich mich zu rechtfertigen. „Du
machst dir Sorgen um sie" antwortet er ganz lässig „Und das ist auch
gut so. Etwas stimmt mit ihr nicht. Aber mit dir auch nicht" „Was,
was sollte mit uns nicht stimmen?" zittert meine Stimme wirklich?
Nyase hat Recht, irgendetwas ist anders, aber ich wüsste nicht wie
ich es ändern könnte. „Ich würde euch wirklich gerne helfen" sagt
das kleine Katzenpokemon traurig „Aber diesmal kann ich es nicht. Es
ist eine Sache, die nur euch beide was angeht. Nur ihr könnt euch
helfen!" Was meint er bloß damit? Ich nehme ihn hoch und setzte ihn
auf meine Schultern. „Du hilfst uns immer Nyase, alleine schon durch
deine Anwesenheit!" versuche ich zu lächeln. „und jetzt komm, lass
uns Musashi suchen..."
Ich weiß nicht, wie viele Stunden wir durch den Wald spazierten. Die
Sonne wird nicht mehr lange scheinen und es wird immer kälter und
nebeliger. Normalerweise finde ich Musa immer, egal wo hin sie geht.
Es ist, als wenn sie eine bestimmte Frequenz aussendet, die nur ich
empfangen kann. Aber diesmal ist es anders. Der Wald ist so anders,
so unheimlich. Und er scheint ihre Frequenz irgendwie zu
absorbieren. Manchmal verstummt sie, manchmal kommt sie aus allen
Richtungen gleichzeitig. Ich habe furchtbare Angst. Wir müssen
unbedingt vor Anbruch der Dunkelheit wieder zurück sein, sonst... .
Wo ist bloß Musashi? Es ist zu spät, die Sonne ist untergegangen,
innerhalb von Minuten versingt alles in Schwärze. Ich habe Angst,
Angst, wie noch nie in meinem Leben. Auch Nyase zittert wie
Espenlaub. Mein Verstand sagt: „Kehr um, bevor es zu spät dazu ist!"
aber mein Herz sagt „Such Musashi!". Irgendwann finde ich sie in
mitten der Dunkelheit. „Musashi!" ich laufe auf sie zu. Sie ist so
hübsch. Ihre Haare umspielen wie Flammen ihr Gesicht. Aber ihre
Augen.. . „Musashi, bitte komm zurück, komm zurück zu mir" Ich habe
sie fast erreicht, aber dann dreht sie sich um und verschwindet in
der Dunkelheit. Ich laufe hinterher. Ich muss sie einholen, ich
muss....
Dunkle Schatten am Horizont
Die Schatten kommen näher,
Ich fühle es!
Wie eine dunkle Vorahnung;
Ich fühle es,
Was sollen wir tun?
Ich fühle es,
Weglaufen? Wie so oft?
Ich fühle es
Es gibt kein Entkommen,
Ich fühle es!
Teil 2: Die Dunkelheit in meinem Herzen
Die Nacht ertrinkt in Dunkelheit. Ein unheilverkündender Sturm zieht
auf und lässt die Bäume erzittern. Ich höre sie wispern und es hört
sich an, als wenn sie klagen und weinen. Ich kann keinen klaren
Gedanken mehr fassen. Ich habe so unendliche Angst. Etwas ruft mich.
Es ist so stark, es lässt mein Herz erschüttern, ich weiß das ich
gehen muss. Vielleicht ist es mein Schicksal, vielleicht bin ich
auch einfach nicht mehr in der Lage mich zu wehren. Ich laufe und
laufe. Ich lasse mich durch die Nacht gleiten und ich habe die
Gewissheit, dass, egal welche Richtung ich einschlage, ich mein Ziel
erreiche. Es ist alles so unwirklich, wie in meinem Traum. Ich laufe
und laufe. Ich höre Kojiro und Nyasus Schritte hinter meinen. Kojiro
ruft meinen Nahmen und es klingt so verzweifelt, dass es mich fast
zum Anhalten bringt. „Tut mir leid Kojiro, aber ich muss gehen!"
rufe ich ihn entgegen, aber der Wind verschlingt meine Worte. Ich
bahne mir weiter meinen Weg durch die nie enden wollende Dunkelheit.
Er und Nyasu folgen mir weiterhin und ich weiß, dass sie mir selbst
dann noch folgen würden, wenn mich mein Weg direkt in die Hölle
führen würde. Dieser Gedanke gibt mir ein bisschen jener
Geborgenheit zurück, die ich in letzter Zeit so vermisst habe. Ich
bin nicht allein. Sie haben mich gesucht und gefunden. Trotzdem kann
dieser Gedanken kaum mein Herz erwärmen. Es ist so kalt. Die
Finsternis hat irgendetwas Lebendiges. Ich spüre die Aura des
Schmerzes, der Traurigkeit und des Hasses und ich spüre auch, dass
ich mich immer mehr darauf zu bewege. Ich weiß nicht mehr, wie lange
ich gelaufen bin. Stunden? Minuten? Noch schwärzer als die
Dunkelheit, liegt das Haus vor mir. Es ist, als wartet es auf mich.
Ich werfe noch einen Blick auf das schwarze Haus, aber ich weiß
auch, dass in einem dieser Zimmer mein Schicksal, nein ich glaube
unser aller Schicksal entschieden wird. Ich bewege mich auf die
große rostige Tür zu, als mich Kojiro einholt. Er ist am Rande der
totalen Erschöpfung. Komisch ich bin doch auch die ganze Zeit
gelaufen und ich merke gar nichts. Er bittet mich, nicht zu gehen.
Das weiß ich, bevor er es mir sagt. Ich schaue in seine
smaragdgrünen Augen, aber sie sind trüb. Ich kann nichts darin
erkennen, außer vielleicht Angst. Er hat immer Angst und er wird
immer vor seinen Problemen davonlaufen. Ich gehe an ihm vorbei und
öffne die Tür. Sie knarrt, als wenn sie sehr, sehr lange Zeit nicht
benutzt wurde. Drinnen ist es totenstill und die Dunkelheit ist so
intensiv, dass man sie fast schneiden konnte. Kojiro hatte
aufgegeben mit mir zu sprechen oder mich aufzuhalten, eine traurige
resignierte Aura liegt jetzt über ihn wie über dieses ganzen Haus.
„Es tut mir leid, dass ich dir das angetan habe, dass ich dich hier
mit hergeschleppt haben, und dich so schlecht behandelt habe" flammt
es einen Moment durch meine Seele wie das kurze Aufflackern eines
Blitzes in einer Gewitternacht, danach ist es erloschen. Ich schaue
mich in der Halle um. Es dauert einen Weile, bis sich meine Augen an
die Dunkelheit gewöhnen. Die Halle scheint so groß, dass ich die
endgegengesetzten Wände nicht sehen kann. Zahlreiche Korridore gehen
von ihr ab und zwei Treppen, die in die oberen Stockwerke führen.
Früher muss dieses Haus einmal sehr prächtig ausgestattet gewesen
sein. Heute ist alles zerfallen. Jahrzehnte alter Staub bedeckt
alles wie eine Schicht des Vergessens. Er dämpft jeden Schritt den
ich mache und hüllt jedes Geräusch in ein unwirkliches Schweigen.
Jeder Schritt füllt mich mit neuer Furcht trotzdem bewege ich mich
schon fast ehrfürchtig weiter. An einer der Wände hängt ein altes
Gemälde. Ich gehe unwillkürlich darauf zu. „Lady Bjelle" Die
Eingravur ist kaum noch zu lesen. Es ist so von Staub bedeckt, dass
ich nichts darauf erkennen kann. Vorsichtig wische ich ihn zur
Seite. Eine junge blonde Frau mit einem glücklichen Lächeln kommt
zum Vorschein. Das Bild ist vergilbt und an einigen Stellen ist die
Farbe längst abgebröselt. Trotzdem erkenne ich diese Frau. Auch wenn
ich ihr Gesicht niemals im meinen Traum gesehen habe, weiß ich, dass
sie die Frau aus meinen Traum ist. Diese Erkenntnis jagt mir noch
nicht einmal mehr Angst ein. Es ist so etwas wie Gewissheit, ich
weiß, ich bin am Ziel.
**************************
Warum folge ich ihr überhaupt? Warum? Sie läuft blindlings in ihr
Verderben und ich folge ihr auch noch. Was will sie überhaupt hier?
Spürt sie denn nicht das Grauen, das wie Schatten in die Seele
eindringt? Das Haus der zerbrochenen Seelen. Vielleicht spürt sie es
ja wirklich nicht, sie ist stark, sie meistert jede Situation, ganz
im Gegensatz zu mir. Ich gehöre ganz eindeutig in diese Kategorie
Leute, die dieses Haus unter gar keinen Umständen je betreten
sollten, und nun bin ich hier. Namenlose Angst legt sich über mich
und ich fühle mich allein. Allein und verlassen so wie damals... .
Nein, ich darf nicht daran denken! Wenn ich mich jetzt erinnere,
werden nur noch größere Öffnungen da sein, durch die die Schatten in
meine Seele gelangen können. Ich muß stark sein. Ich schaue mich
nach Nyase um und erschrecke. Ich habe noch nie so viel Angst in
denn Augen eines Pokemons gesehen. Es drückt sich an die Wand und
starrt wie ein Kaninchen, das vor einer Schlange sitzt. Jedes
einzelne Haar an seinem Körper ist gesträubt. Pokemon sind viel
sensibler als Menschen, das heißt, wenn Nyasu so reagiert.... Oh
Gott, ich will raus hier. Vorsichtig nähere ich mich dem kleinen
Katzenpokemon und versuche beruhigend auf es einzureden. Es ist
nicht leicht, denn meinen Stimme überschlägt sich vor Angst.
Irgendwann klart sein Blick auf und ich nehme das zitternde Bündel
in meinen Arm. Oh es tut so gut, in diesem schrecklichen Haus etwas
warmes, lebendiges zu spüren. Es gibt mir wieder ein bisschen Kraft.
"Kojiro" Nyasus Stimme klingt immer noch verängstigt, aber
wenigstens scheint er wieder Herr seiner selbst zu sein „Kojiro, wir
müssen hier unbedingt raus! Die Aura, sie ist so stark... etwas
schreckliches wird passieren, wenn wir nicht sofort verschwinden"
Nyasu hat Recht! Ich möchte nichts lieber, als hier zu verschwinden,
aber Musashi... . Anscheinend kann Nyasu Gedanken lesen „Los,
schnapp dir Musashi und bring sie hier raus! Wenn es sein muß mit
Gewalt. Los mach schon. Etwas in diesem Haus verändert sie. Du mußt
dich beeilen." Ich glaube Nyase sagt die Wahrheit. Und außerdem, was
habe ich den schon zu verlieren? Sie kann mich doch nicht noch mehr
ignorieren, als sie es in den letzten Tagen getan hat, oder? Ja, ich
werde sie hier raus bringen und dann kann ich endlich dieses Horror
Haus verlassen. Ich richte mich auf und stelle fest, dass Musashi
verschwunden ist. Namenloses Entsetzen packt mein Herz. Sie stand
doch noch eben grade bei dem Gemälde. Was hatte sie dort noch einmal
gesagt? Sie redete von Bjelle und dass Tamar sie verraten hat. Woher
weiß sie von der Geschichte? Ich hatte nicht die Möglichkeit, mit
ihr darüber zu reden! Angst! Ich blicke mich um doch, ich kann sie
nirgendwo mehr sehen. Es ist als wenn sie sich in Luft aufgelöst
hat. Warum tut sie das? Warum lässt sie mich allein? Warum kann sie
nicht das eine Mal auf mich hören?. Eigentlich hätte sie es
verdient, hier zu rück gelassen zu werden. Ich blicke zur Tür. Sie
lockt so verführerisch. Ein paar Schritte und ich bräuchte diese
entsetzliche Angst in meiner Seele nicht mehr spüren. Nein! Niemals!
Das darf ich nicht tun! Ich weiß, wie es sich anfühlt, alleine zu
sein. Ich werde sie finden, sie kann doch noch nicht weit weg sein.
Ich drehe mich von der Tür weg und schaue auf das Gemälde, was
Musashi so lange betrachtet hatte. Die junge Frau mit dem
sympathischen Lächeln muss Lady Bjelle sein. Was mus bloß geschehen,
um einen Menschen in einen Rachegeist zu verwandeln, der eine solche
Aura des Hasses um sich zieht? Ich habe das schreckliche Gefühl,
dass ich es noch erfahren werde. Nein! Ich will es nicht erfahren!
Ich will nichts damit zu tun haben! Ich will Musashi finden und dann
nichts wie weg hier. Musashi... wo könnte sie nur hingegangen sein.
Das Haus ist einfach riesig, wie soll ich sie da finden? Irgendetwas
sagt mir, ich solle die Treppe herauf gehen. Aber ich will nicht.
Die Aura die man hier unten spürt, scheint dort oben noch verstärkt
zu sein. Als mein erster Fuß die Stufen berührt, ist es, als wenn
ein kalter dunkler Wind durch meine Seele weht. Noch habe ich genug
Mut, mich der Eindringlinge zu erwehren, aber ich weiß, dass ich das
nur eine kurze Zeit durchhalten kann. Ich drücke Nyasu noch enger an
mich und steige die Treppe empor. Dann kommt mir eine Idee. „Nyase!
Wir müssen uns aufteilen, sonst finden wir sie nicht mehr
rechtzeitig" ich setzte ihn auf den Boden. Er zittert immer noch
„Ich halte zu euch, egal was passiert!" „Ich weiß, Nyase und jetzt
geh!" rufe ich den Pokemon zu, was sich immer weiter von mir
entfernt. Ich bin wieder allein, allein, allein, allein und ich habe
solche Angst....
***************************
Da war etwas! Ich laufe darauf zu, aber es scheint verschwunden. Ich
irre durch die Zimmer und Korridore, aber ich habe längst die
Orientierung verloren. Wo bin ich? Wo ist Kojiro? Ich muss den Weg
zurück zu ihm finden. Mein Herz, es erdroht zu erfrieren. Ich fühle
mich so einsam und verlassen, wie noch nie in meinen Leben. Stimmt
nicht, ich kenne dieses Gefühl nur all zu gut. Leider. Nein! Ich
will es nicht mehr spüren und ich will mich nicht erinnern! Ich kann
nicht anders, Gedanken schießen auf mich. Erinnerungen und Gefühle
von früher. Ich wünschte, ich könnte sie vergessen, vergessen für
immer. Ich will, dass sie aufhören, mich zu quälen. Alles beginnt,
vor meinen Augen zu zerlaufen und in Dunkelheit zu verschwinden. Als
sich die Dunkelheit lichtet, bin ich weit weg an einem anderen Ort.
Ich öffne meine Augen und registrier, dass ich mich in einer alten
Blockhütte befinde. Mein pochendes Herz beruigt sich langsam. Es ist
so schön warm und friedlich hier. Es ist als wenn die Schrecken der
letzten Tage weit hinter mir liegen. Ich schaue mich in dem kleinen
Raum um. Die Leute die hier leben, scheinen nicht viel zu besitzen,
und trotzdem kommt mir alles so unheimlich vertraut vor. Aus dem
Nebenraum hört man Menschen. Ich werde zu ihnen hingehen, mit ihnen
reden...
. Ich öffne die Tür zu dem Raum, der gleichzeitig als Küche,
Wohnzimmer und Esszimmer dient. Ein gemütliches Feuer prasselt im
Kamin, dann fällt mein Blick auf die Leute, die in diesem Haus
wohnen und mein Herz bleibt stehen. Danach ist nichts mehr wie es
war. Die eben noch friedliche Atmosphäre verwandelte sich in das
komplette Gegenteil. Es ist noch viel schlimmer, als vorhin im Haus.
Es ist wie ein Drama zu lesen und unweigerlich zu wissen, dass alles
auf eine Katastrophe hinauslaufen wird. Ja, ich kenne diese Hütte.
Ich wurde in ihr geboren und etwas von mir ist in ihr gestorben. Ich
kenne den jungen Mann der über den Töpfen gebeugt steht und irgend
etwas kocht, denn er ist mein Vater. Ich kenne die junge
fliederhaarige Frau mit ihrer schwarzen Team Rocket Uniform, die auf
ihren Stuhl sitzt und nervös überlegt, wie sie ihrer kleinen
rothaarigen Tochter ihre neue Mission beibringen soll. Denn sie ist
meine Mutter und die kleine Tochter, die so unbeschwert durch den
Raum tanzte, das war ich. Warum? Warum bin ich hier? Ich will das
alles nicht noch einmal erleben müssen. Noch einmal würde ich das
nicht schaffen. Plötzlich lässt die Hoffnung meine Seele erleuchten.
Vielleicht bin ich ja hier, um den Lauf der Dinge zu ändern. Wenn
ich es schaffe, dass Mama nicht auf diese verdammte Mission geht,
dann wird alles gut werden! Ich werde glücklich sein. Glücklich.
„Musa-chan" zärtlich nimmt Miyamoto ihre kleine Tochter in den Arm
„ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen..." „Nein!" meine Stimme
überschlägt sich fast, als ich hervorpresche und mich in der Mitte
des Raumes postiere. Miyamoto steht nur eine Zentimeter von mir
entfernt, ich kann ihre Wärme spüren. Ich erinnere mich, wie gut ihr
Zeuch roch und wie schön sich ihre Hände anfühlten, wenn sie mir
sanft über den Kopf streichelten. Ich schaue in ihre unheimlich
sanften, traurigen Augen und ich muss fast weinen, als ich mit ihr
rede, so sehr habe ich sie all die Jahre vermisst. „Bitte geh
nicht!" flehe ich sie an „Wenn du gehst, dann wirst du sterben und
wir werden uns nie, nie, niemals wiedersehen und ich werde allein
sein!" Tränen laufen an meinen Wangen entlang. Ich weiß nicht, wie
lange es her ist, seit ich das letzte Mal geweint habe. Sanft
streicht Miyamoto ihrer kleinen Tochter durch die Haare, bevor sie
mit trauriger Stimme fortfährt „Deine Mama hat eine wichtige Mission
auszuführen, sie wird erst in einigen Tagen
wiederkommen..."Verwunderung, Warum? Doch dann trifft mich die
Erkenntnis. Nein! Nein! Sie kann mich nicht hören! Niemand sieht
mich! Ich kann es nicht verhindern. Es wird wieder geschehen. Oh
Gott, es wird wieder geschehen. Ich fühle mich so machtlos, so
entsetzlich machtlos. Ich schluchze unkontrolliert und lasse mich
auf den Boden fallen. „Mama bitte geh nicht, bitte lass mich nicht
allein, ich habe solche Angst" Ich blicke hoch durch den Schleier
der Tränen und sehe ich die kleine Musashi weinen. Ihre Mutter
drückt sie an sich und versucht sie zu beruigen und auch ihr Vater
kommt hinzu „He Musa, beruige dich doch, Mami ist doch nicht aus der
Welt. Oder findest du es so übel, ein paar Tage mit deinem Papa
verbringen zu müssen?.." „Ein paar Tage? Sie wird niemals, niemals
wieder kommen! Und du.. „oh nein, warum muss das alles noch einmal
geschehen? „Musa-chan, sei nicht traurig, ich verspreche dir, dass
ich bald wieder da bin, ich lasse dich niemals alleine, großes
Indianerehrenwort.." „ Lügnerin!" Ich springe vom Boden auf, ich
spüre Hass in meinem Herzen. "Du abscheuliche Lügnerin! Warum tust
du das? Warum lässt du sie im Stich? Hast du eine Ahnung davon, was
du ihr damit antust? Weißt du, wie das ist, alleine zu sein, weißt
du das?" Tränen der Verzweifelung brennen wie Feuer in meinen Augen.
Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle, als ich mit meiner rechten
Hand aushole und auf ihr Gesicht ziele. „Ich hasse dich Miyamoto,
ich hasse dich!" Meine Hand zielt ins Leere. Die junge Frau geht an
mir vorbei zu ihrem kleinen Reiserucksack. Sie schnallt ihn sich
über und wirft ihrer Familie einen letzten langen Blick zu, dann
geht sie in Richtung Tür. „Ich hab dich lieb Mami!" höre ich die
kleine Musachi rufen „Ich dich auch..." dann ist sie verschwunden
und ich weiß, dass ich sie niemals mehr wiedersehen werde und ich
weiß auch, dass mein persönlicher Albtraum grade erst begonnen
hat....
**********
Ich fühle mich so alleine, so schrecklich alleine. Ich wandere durch
endlose Korridore und rufe ihren Nahmen. Alles ist verfallen und an
allem klebt Trauer und Hass. Ich habe das Gefühl als wenn des
gesamte Haus in der Zeit gefangen ist. Es ist so traurig und dunkel,
aber auch bedrohlich wie in einer Gruft. Wie viele Zimmer hat das
Haus? Ich habe das dumpfe Gefühl, dass es unendlich groß ist und uns
niemals wieder gehen lässt. Ich gehe und gehe, aber ich komme
nirgendwo an. Meine Füße hinterlassen keine Abdrücke in der
Staubschicht. Warum? Es ist als wenn ich nicht existiere! Vielleicht
existiere ich ja auch gar nicht. Vielleicht bin ich nichts mehr, als
ein Schatten, ein Nichts, das jeder ignoriert. Das würde auch
erklären, warum mich alle so hassen. Warum ich so falsch bin. Ich
war schon immer falsch, immer, immer, immer, immer. Die Dunkelheit
scheint lebendig zu werden. Sie legt sich um mich. Ich bin zu
schwach, um mich zu wehren. Sie verschlingt mich..
Ich öffne meine Augen. Wo bin ich? Ich befinde mich auch in einem
Großen Haus und es ist dunkel und unheimlich, aber alles ist heile.
Bin ich 200 Jahre zurück versetzt worden? Ich schaue mich genauer
um. Nein, es sei denn, sie kannten früher schon Fernseher. Ich
befinde mich in einem großen dunklen Raum. Er ist vollgestopft mit
allem möglichen Zeug. Was ist das? Spielzeug? Ja, es scheint so,
aber es ist, als ob eine unheimliche Kälte von ihm ausgeht. So wie..
Oh Nein, das kann nicht sein oder? Ist das mein Spielzeug? Ist das
mein Zimmer? In der einen Ecke ist etwas. Ich gehe darauf zu, jetzt
kann ich erkennen, was sich dort befindet. Es ist ein kleiner Junge
mit lavendelfarbenen, schulterlangen Haaren. Er schaut sich
ängstlich um. In seinen smaragdfarbenen Augen spiegelt sich
Traurigkeit. Ich bin wirklich in meiner eigenen Vergangenheit
gelandet, denn der kleine Junge bin ich. Seit ich Musashi kenne,
habe ich versucht, das Gefühl zu verdrängen. Das Gefühl ein Nichts
zu sein und das Gefühl alleine zu sein. Alleine in der Dunkelheit.
Jetzt bricht es über mich herein wie die Wassermassen bei einen
Dammbruch. All diese Gefühle, die ich jahrelang gestaut hatte,
fliesen über mich und reißen mich in die Dunkelheit. Der kleine
Kojiro weint. Ich kann ihn nicht trösten. Er nimmt mich nicht wahr.
Ich bin ein Nichts. Alles ist so dunkel und so voller Schatten......
*******************
Ich erwache aus diesem schrecklichen Alptraum. Ich will aufstehen
und weglaufen. Aber ich kann nicht! Ein stechender Schmerz
durchzuckt meinen Körper. Was ist passiert? Ich liege inmitten von
Trümmern und ein riesiges Holzstück hat sich in meinen Oberkörper
gebohrt. Reflexartig ziehe ich es aus mir heraus. Oh Gott, das hätte
ich nicht tun sollen. Schmerzen, schreckliche Schmerzen und ganz
viel Blut. Ich presse die Hand auf die stark blutende Wunde und
versuche mich aufzurichten. „Kojiro! Hilf mir!" Ich muß im Traum die
Flucht ergriffen haben und einfach losgelaufen sein. Die alte Treppe
hat wohl meinen Gewicht nicht mehr stand gehalten. „Kojiro! Nyase!"
ich schleppe mich vorwärts. Mir wird immer schwummriger vor den
Augen. Es ist, als wenn immer mehr Schwarz dazu kommt. Irgendwann
ist alles schwarz.
Es ist dunkel, so dunkel. Ich brauche mich nicht umschauen, ich
weiß, wo ich bin. Ich befinde mich in der alten Blockhütte, genauer
gesagt in meinen alten Zimmer. Ich will sie nicht sehen, aber ich
weiß, dass sie da sind die Schatten, die Schatten, die
Schatten......
Sie versuchen in meine Seele einzudringen, sie lähmen mein Herz. Sie
machen mir solche Angst. Ich sitze zusammengekauert auf dem Boden
und wimmere wie ein kleines Kind, dann hebe ich leicht meinen Kopf
und schaue mich um. Der ganze Raum ist erfüllt von dieser
schrecklichen Dunkelheit. Am Fenster sitzt ein kleines rothaariges
Mädchen und schaut hinaus in diese unendliche Dunkelheit. Ich gehe
zu ihr und schaue in ihre unendlich blauen Augen. Ihr Blick wirkt
durcheinander, wie der eines Fukanos, der an einem Laternenpfahl
angebunden ist und nicht versteht, dass sein geliebtes Herrchen ihn
ausgesetzt hat. Trotzdem ist da noch Hoffnung. Man kann noch bis auf
den Grund ihrer Seele schaun. Ich setze mich neben dieses Mädchen
und weine. Weine um ihr Schicksal, das auch gleichzeitig mein ist.
Ich versuche, ihr durchs Haar zu streicheln, ihre Wärme zu spüren,
aber meine Hand gleitet durch sie hindurch. Obwohl ich weiß, dass
sie mich nicht hören kann, beginne ich, mit ihr zu reden „Weißt du"
beginne ich „Du glaubst noch, dass deine Mutter ihr Versprechen hält
und auf alle Fälle wiederkommt und dass dann alles gut wird, oder?
Ich weiß es besser, sie hat dich angelogen, sie kommt nicht mehr
wieder! Und auch all die anderen Menschen, denen du vertraust,
lassen dich im Stich. Sie lassen dich allein in der Dunkelheit
zurück". Noch nie habe ich den Schmerz so real in mir gefühlt, er
bohrt sich in mein Herz wie ein glühendes Messer. Der Schmerz lässt
mich weinen, als ich weiter spreche „Und es wird niemals aufhören.
Sie werden dich ausnutzen, ausgrenzen, verletzen und dann wegstoßen.
Sie werden dir versuchen weiß zu machen, dass du schlecht bist und
es nicht wert bist, glücklich zu sein und vielleicht.. vielleicht
haben sie recht..". Nein! Sie haben niemals recht. Es muss ein Licht
geben in dieser schrecklichen Finsternis. Ein Licht, an dem ich
meine Seele erwärmen kann und ich werde es finden... Die Tür geht
auf und reißt mich aus meiner Suche. Vor mir steht mein Vater. Sein
Gesicht hat sich seit meinen letzen Besuch verändert, es ist so kalt
und ausdruckslos. Ich weiß, was jetzt passieren wird. Mit einer
Mischung aus unheimlicher Abscheu und Faszination warte ich auf den
Augenblick, wo er die unschuldige, engelsgleiche Seele seiner
Tochter für immer zerstören wird. „Weist du Musa.." sagt er mit
tonloser, tränenerstickter fast monotoner Stimme „Mama wird nicht
mehr zurückkommen, sie hatte einen Unfall, sie ist tot." Er dreht
sich um und rennt aus der Tür. Wieder alleine. Wieder Dunkelheit.
Ich drehe mich von der Kleinen weg, ich will nicht in ihre Augen
sehen müssen. Es gibt keine Tränen um zu beweinen, was eben
geschehen ist.
*******************
Wieviele unendliche Nächte saß ich hier im Dunkeln und wie viele
werden es noch werden? Die Tür öffnet sich einen Spalt. Licht strömt
herein, aber es ist hart und kalt. Unser Diener tritt herein. Der
kleine Kojiro steht auf, nimmt etwas und geht in richtung Tür. Was
hält er in der Hand? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, was jetzt
kommt. Die Essensprozedur. Die einzige Zeit am Tag, wo ich meine
Eltern zu gesicht bekommen habe und mein Zimmer verlassen durfte.
Ich folge dem Diener und dem Jungen durch endlose Korridore, bis wir
den Speisesaal erreichen. „Du bist schon wieder zu spät, Kojiro!"
Der Mann, der sich mein Vater nannte, sitzt an einer großen Tafel,
am anderen Ende sitzt die Frau, die sich meine Mutter nannte. Er
wirft dem kleinen Jungen einen wütenden Blick zu. „Aber ich.." „Sei
ruig und setzt dich endlich!" lässt er den Kleinen erst gar nicht zu
Wort kommen. „Aber ich habe extra was für euch gemalt" Seine Augen
glänzen erwartungsvoll, als er das Papier, was er die ganze Zeit in
der Hand hielt hoch hält. „Hast du mir nicht zu gehört!" Wütend
packt der Mann den Jungen am Kragen „Du sollst verdammt noch mal nur
reden, wenn man dich dazu auffordert. Haben wir uns verstanden?"
Nach dem er seinen Griff gelockert hat, fällt der Junge zu Boden.
Sein Bild landet einige Meter weiter vor den Füssen meines Vaters.
Er hebt es auf und zerknüllt es, ohne es zu betrachten. „Warum?
Warum tust du das?" ich kann nicht anders. Ich weiß, dass es nichts
bringt, aber es nimmt mich einfach zu sehr mit „Du hast das Bild
noch nicht einmal angeschaut! Er hat sich so viel Mühe gegeben. Er
wollte euch eine Freude machen.." Ich weine. All die verdrängten
Schmerzen steigen in mir hoch „Er wollte nur geliebt werden. Aber
ihr liebt ihn nicht. Ihr wollt ihn verändern, nach euren
Vorstellungen. Habt ihr vergessen, dass er ein lebendiges Wesen ist?
Mit einem eigenen Herz und einer eigenen Seele?" Ich heule
unkontrolliert, genau wie der kleine Kojiro vor mir auf den Boden.
"Du solltest deine Zeit sinnvoller verbringen, dann würdest du uns
auch nicht immer so enttäuschen!" Ich wische mir die Tränen aus den
Augen. "Ja, wahrscheinlich hast du recht Vater! Ich bin ein
Nichtsnutz, man kann mich nicht mögen. Es war nicht euer Fehler mich
so zu behandeln. Euer Fehler war, mich in die Welt gesetzt zu
haben". Noch denkt der kleine Kojiro, dass er seinem Schicksal
entkommen kann, in dem er wegläuft. Aber es wird ihn niemals
gelingen, denn er ist ein Nichts...
****************************
Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon bin. Vielleicht schon seit
Jahren. Die Dunkelheit hat schon fast etwas vertrautes. Am Anfang
tat sie mir noch weh, aber jetzt.. . Am Anfang tat es mir auch noch
weh mich zu erinnern. Festzustellen, dass ich und die kleine Musashi
ganz alleine sind. Verlassen von allen, sogar vom eigenen Vater. Er
war nicht mehr derselbe, stürzte sich in Arbeit. Und wenn er spät in
der Nacht nach Hause kam, war er meistens stockbetrunken. Am Anfang
tat es auch noch weh, zu sehen, wie er das kleine Kind von sich weg
stieß, was heulend darum bat, nicht mehr allein gelassen zu werden.
Am Anfang habe ich auch noch getobt und geschrien, warum er seine
Tochter so behandelt. „Miamoto ist tot!" habe ich geschrien," Aber
Musashi lebt! Warum willst du sie auch töten?" Er hat nie
geantwortet, auch nicht, als ich ihm an den Kopf geworfen habe, wie
sehr ich ihn hasse. Wie auch, er konnte mich nicht hören. Keiner
kann mich hören. Ich bin ein Niemand. Vielleicht bin ich auch schon
gestorben und ein Geist... Jetzt ist mir alles gleichgültig. Die
Dunkelheit hat sich um mich gelegt wie eine Blase, aus der es kein
Entrinnen gibt. Langsam aber sicher tötet sie meine Seele. Manchmal
beobachte ich die kleine Musashi. Sie hat noch immer ein bisschen
Hoffnung. Oft steht sie am Fenster und wartet auf ihre Mutter,
manchmal gehen wir auch raus in den Garten. Ihre Seele stirbt
langsamer als meine. Ich habe mich erinnert was mein Licht in der
Dunkelheit ist. Meine Freunde bei Team Rocket. Nyase und besonders
Kojiro. Kojiro der schmale Junge mit den lavendelfarbenen Haaren und
den smaragdfarbenen Augen. Seine Augen erzählen so viel über ihn,
wenn ich in sie schaue, ist es so, als wenn... ich mich finde. Uns
verbindet so viel, ich kann ihm trauen, er würde mich niemals im
Stich lassen und er verzeiht mir alles. Er ist der einzige Mensch,
der mir das Gefühl gibt, auch einer zu sein. Kojiro ist mein Licht.
Die Lichtkugel, die mich jetzt noch am Leben erhält, die mir sagt,
dass alles gut wird. Aber je länger ich hier bin, um so unwirklicher
wird alles. Ich habe das Gefühl, als wenn Team Rocket nie existiert
hätte. Als wenn Kojiro ein Phantasiegebilde ist, das ich mir
ausgedacht habe, um nicht völlig an der Welt zu verzweifeln.
"Kojiro, wenn du wirklich der bist, für den ich dich halte, dann
komm und rette mich. Rette mich aus der Dunkelheit." Das Licht wird
immer kleiner. Mir ist so kalt, so unendlich kalt....
**************************
Ich öffne meine Augen und bin im Haus. Wie lange habe ich geträumt?
Ich habe so unendliche Angst. Ich bin ein nichts, oder? Ich drehe
mich um und laufe zurück. Auf ein mal ist da dieses Licht, das mich
ruft...
Wo bin ich? Es ist so kalt und einsam hier. Ich muss weit weg sein.
Es ist nicht meine Vergangenheit, eine andere Einsamkeit liegt über
diesen Ort. Es ist auch nicht jenes unheilvolle Schloss, denn ich
spüre nicht mehr die dunkle Atmosphäre des Hasses auf mir lasten.
Alles ist ruig, ganz ruig. Meine aufgewühlten Gedanken fallen in
eine Art Kältestarre. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Ich befinde
mich in einer Eisgrotte. Eis, überall Kälte und Eis. Das Eis glänzt
in den verschiedenen Farben im matten Licht der Grotten. Gefangen!
Gefangen im ewigen Eis, das niemals schmilzt. Das jede Form von
Wärme und Fröhlichkeit sofort absorbiert. In mir drinne kann nichts
mehr erfrieren, weil in mir drinne nichts mehr ist. Ich fühle mich
so unendlich leer. Ich gehe durch die Höhlen aus Eis. Zeit existiert
nicht in dieser Welt aus Trauer und Kälte. Ich folge der inneren
Stimme, die mich ruft, so lange bis ich eine gigantische Grotte
ereicht habe. Die Grotte übersteigt alles, was ich jemals gesehen
habe. Sie gleicht einen Dom aus majestätischen Kristallen. Die
Atmosphäre hier ist so unendlich kalt und traurig. Ehrfürchtig
schreite ich durch die Halle, bis ich gefunden habe, weswegen ich
hier bin. Am Fuße einer gigantische Säule aus Eis befindet sich eine
junge Frau. Ich habe noch nie etwas so traurig, anmutiges gesehen.
Sie hängt da, wie eine der Heiligenfiguren, die ich von früher, aus
der Kirche kannte. Das Eis bedeckt fast ihren ganzen Körper. Selbst
ihre fliederfarbenen Haare und ihr Gesicht sind von einer Eisschicht
bedeckt. Ihre Hände sind zum Gebet gefaltet. Tränen laufen aus ihren
geschlossenen Augen. Aber die Tränen schmelzen das Eis nicht. Im
Gegenteil, sie frieren ebenfalls und vergrößern so die Eisschicht.
Ob so die gesamte Grotte entstanden ist? Was beweint sie bloß mit so
vielen Tränen? Als wenn sie mich gehört hat, öffnet sie langsam ihre
Augen. Ich habe noch nie so viel Trauer und Schmerz in zwei Augen
gesehen. „Warum weinst du?" wiederhole ich meine Frage, ohne
überhaupt zu wissen, warum es mich interessiert. „Um den Schmerz zu
vergessen, den ich all den Menschen zugefügt habe, die ich liebe"
Die Stimme schien von überall gleichzeitig zu kommen und sie ist so
leblos und traurig, als wen das Eis zu mir spricht. Bevor ich weiter
über ihre Antwort nachdenken kann, beginnt die Stimme von neuem, und
diesmal ist sie noch viel schmerzerfüllter, als eben „Bitte helf
Musashi!" Musashi! Woher kennt sie sie? Wer zum Teufel ist diese
Frau? Plötzlich schallt mir Willys Stimme durch den Kopf „... Wenn
ein Mensch stirbt, verlässt seine Seele diese Welt. Aber manche
Seelen können nicht gehen, sie sind an irgendetwas gebunden, oder
sie haben noch etwas zu erledigen. Diese unglücklichen Seelen sind
dazu verdammt, auf immer und ewig zwischen den Welten zu wandern, so
lange, bis sie befreit werden...." „Bitte helf Musashi!" Immer mehr
Tränen laufen ihre Wangen hinunter „Musashis Seele driftet in eine
Richtung, aus der es kein Zurück mehr gibt. Sie wird in die
Dunkelheit stürzen und verglühen, wie ein Stern der vom Himmel
fällt." Schweigen erfüllt den Raum „Und was soll ich dabei machen?"
schreie ich sie an. .An der Stelle, wo früher einmal mein Herz
schlug, pocht jetzt Hass und Verzweifelung. Ich fühle mich so leer.
„Du wirst sie finden, mit Hilfe deiner Seele. Eure Seelen sind wie
zwei Pole, sich gegenseitig anziehen, aber den Weg zu ihr durch die
Dunkelheit kann sich nur ein brennendes Herz bahnen". Schweigen,
Resignation. Dann manifestiert sich Wut in mir. Ich balle meine
Fäuste und schreie sie an: „Ich kann ihr nicht helfen, denn ich bin
ein Niemand ein Nichts! Außerdem, warum sollte ich ihr helfen?" Bin
das wirklich noch ich? Oder sind das die Schatten in mir? Hass, nur
noch Hass in mir „Jeder Mensch ist alleine! Alleine in seiner
Dunkelheit. Sie wird es auch alleine schaffen. Sie hat mich auch
sonst nie gebraucht. Und wenn sie es nicht schafft, dann ist das ihr
Problem. Jeder ist sich selbst der nächste..." Ich weine, während
ich das sage, oder zumindestens mein Herz tut das. „Man ist nicht
nur verantwortlich für Dinge, die man tut, sondern auch für Dinge,
die man nicht tut" Die Stimme kling resigniert und wird immer leiser
„Ich konnte ihre Seele nicht mehr erreichen, wenn du ihr nicht
hilfst, ist sie für immer verloren." Es war fast nur noch ein
Flüstern. Die Trauer in ihren Augen war unbeschreiblich groß. Sie
berührte mein Herz. Dann schloss sie die Augen und fiel zurück, in
ihre ewige Starre. Die Grotte um mich herum begann zu verschwimmen,
alles wurde dunkler und dunkler. Ich öffne meine Augen und befinde
mich wieder im Haus. Genauer gesagt im Eingangssaal. Die Tür! Ich
sehe die Tür. Sie steht offen! Wenn ich durch diese Tür gehe, dann
bin ich frei! Dann kann mir die Dunkelheit nichts mehr anhaben. Dann
tut es nicht mehr weh, nicht mehr weh in meiner Seele. Ich laufe auf
diese Tür zu. Ein letztes Aufflackern in mir. Aber Muasshi, du
kannst sie doch nicht alleine lassen. Du liebst sie doch. Ich liebe
sie nicht, habe sie nie geliebt. Ich war allein, immer allein. Dann
habe ich die Tür passiert.
*******************
Es war mir, als wenn Nyase neben mir saß und beruhigend zu mir
sprach. Er sagte irgendetwas von Hilfe hohlen. Aber wahrscheinlich
geht meine Fantasie mit mir durch, denn ich bin allein. Ich liege
auf dem kalten Boden und betrachte die Wunde, die sich in meinem
Oberkörper befindet. Immer mehr warmes Blut färbt mein ehemals
weißes Oberteil rot und um mich herum beginnt sich eine kleine Lache
zu bilden. Ich spüre kaum den Schmerz und ich frage mich, ob die
Schwummrigkeit von dem hohen Blutverlust kommt, oder eher daher,
weil ich meine eigene Seele nicht mehr spüren kann. So viele
Schatten haben sich darin festgesetzt und halten sie im Todesgriff
umklammern. Ich spüre die Anwesenheit von etwas. Etwas, das mich
gerufen hat. Ich weiß, dass es Bjelle ist, aber ich habe keine
Angst. Ich drehe den Kopf leicht, um sie zu sehen. Sie ist wirklich
wunderschön und ihre Augen haben den selben traurigen, verletzten
Glanz wie meine. Bloß noch viel stärker. Ein Mädchen, was an der
Grausamkeit der Welt zerbrochen ist, genau wie ich. Sie beugt sich
zu mir herunter. Eine unheimliche Kälte erfüllt den Raum aber auch
das nehme ich kaum war. „Warum hast du mich gerufen? Warum quälst du
mich mit all diesen Erinnerungen und führst mir immer wieder vor
Augen, wie hoffnungslos alles ist?" weine ich. „Schhhh" versucht sie
mich zu beruigen. Ihre Stimme klingt einschläfernd. Sie versucht,
mir durch mein Haar zu streichen, aber ihre Hand gleitet durch mich
hindurch. „Arme Musashi, alle Menschen tun dir weh. Sie gewinnen
dein Vertrauen und wenn sie es haben, dann nutzen sie es aus, um
deine Seele zu zerstören. Sie lassen dich alleine, alleine in der
Dunkelheit. Ich weiß, wie weh das tut. Mich haben sie auch
ausgenutzt, verletzt, zerstört und allein gelassen." Sie machte eine
Pause und schaute sich in dem Raum um „Weißt du, in diesem Raum
saßen Tamar und ich oft. Er hat gesagt, dass er mich liebt und ich
habe ihm getraut" ihre Augen verhärteten sich zu kleinen Schlitzen
„Er hat mich im Stich gelassen, du kennst die Geschichte. Es gibt
keine Liebe, kein Vertrauen oder sonst etwas von diesen guten
Werten, alles Lügen! Jeder Mensch ist allein!" Oh Gott, sie hat so
recht, Ich war immer allein und werde es immer sein.....
***********************
Ich laufe durch den Wald und atme die Luft der Freiheit. Aber warum
tut es bloß so weh in mir? Warum muss ich bei jedem Schritt nur an
sie denken? Musashi was hast du mit mir gemacht? Ich laufe und laufe
und versuche den Gedanken an sie zu verdrängen. Aber es funktioniert
nicht. Erinnerungen holen mich ein, egal wie schnell ich laufe.
Meine erste Begegnung mit Musashi. Das war im Lehrerzimmer unserer
Schule. Ich saß dort, um mir Pflaster abzuholen, weil mich ein paar
Jungs verprügelt hatten. Wenig später zerrte man Musashi ins Zimmer,
weil sie eben jene Jungs verprügelt hatte, als diese ihr ein Bein
gestellt haben. Als ich sie das erste Mal sah, war mir klar, dass
wir irgendwie zusammengehören. Etwas verband uns sofort und das,
obwohl wir so verschieden sind. Ich habe sie immer gesucht und sie
mich. Es war, wie hat es die Frau eben ausgedrückt, wären unsere
Seelen Pole von Magneten, die sich anziehen. Wenn sie bei mir war,
war ich kein Niemand mehr. Sie hat mir das Gefühl gegeben, ein
Mensch zu sein. Manchmal glaube ich, dass sie meine Gedanken lesen
kann. Und doch waren dort Mauern zwischen uns. Mauern, die wir nie
einreißen konnten. Bäume ziehen an mir vorbei, meine Lunge droht zu
explodieren. „Was findest du bloß an diesem Mädchen? Sie ist nicht
anders, als alle anderen auch. Das dich etwas ganz besonderes mit
ihr verbindet, das ist doch nur deine Wunschvorstellung. Du glaubst
doch nicht wirklich, dass sie etwas für dich empfindet, oder?
Niemand tut das. Dich kann man nicht mögen! Du bist ihr doch
vollkommen egal. Sie sucht doch nur jemanden, der die Drecksarbeit
für sie erledigt. Jemand, den sie rumscheuchen kann, und dafür bist
du grade gut genug." „Nein! Das stimmt nicht!". "Aber wenn es anders
wäre, warum erzählt sie dir dann nie etwas über ihre Gefühle. Warum
verschließt sie ihr Herz vor dir? Also sag mir ehrlich, was findest
du am diesem Mädchen? Ist es ihr Körper? Sie ist wirklich
außergewöhnlich schön und sie hat eine Figur, um jeden Mann den Kopf
zu verdrehen." „Nein! Es ist nicht ihr Körper. Natürlich ist sie
unheimlich schön, aber das ist mir egal. Es ist ihre Seele, die mich
anzieht." „Ihre Seele? Wie kannst du das glauben? Sie hat dich nie
in die Nähe ihrer Seele gelassen!" „Ich weiß. Sie versteckt ihre
Seele hinter hohen Mauern. Aber ein Schimmer geht durch die Mauern
hindurch und erreicht mein Herz." „Einbildung, alles Einbildung!".
„Nein es ist die Wahrheit!" Erinnerrungen kommen über mich.
Erinnerungen von dem Momenten, wo Musashi für den Bruchteil einer
Sekunde ihre strahlende Seele offenbart hat. Auf der MS St.Ann
wollte sie mich nicht zurücklasen. Sie hat meine Hand genommen und
mich über den brennenden Abgrund geführt. Und waren dort nicht
Tränen in ihren Augen, als sie glaubte, dass ich das Team verlassen
würde, um wieder im Reichtum zu leben. Sie sorgt sich um mich, genau
so wie ich mich um sie sorge. Aber sie kann es nicht zeigen. Sie
braucht mich. Genauso, wie ich sie brauche. Aber sie kann es niemals
sagen. Man sagt je weniger ein Mensch selbst fähig ist zu lieben,
desto nötiger hat er die Liebe. Warum habe ich das vorhin nicht
erkannt? Warum habe ich nur an mich gedacht? Ich habe vergessen, wie
sehr ich sie brauche und dass ich auch alleine bin, wenn ich sie
alleine lasse. Warum habe ich das getan? Wie konnte ich sie nur im
Stich lassen? Sie braucht mich! Ich muss zurück zu ihr! Schatten
verschwindet! Ihr habt keine Chance mehr! Meine Seele ist frei und
hat nur noch ein Ziel. Zurück zu ihr. Ich drehe auf der Stelle um.
Tränen der Reue füllen meine Augen. Ich nehme eine fremde Aura wahr.
Da ist doch jemand! Zwischen den Bäumen steht ein junger Mann. Seine
braunen Haare wehen im Wind und er schaut mich aus seinen traurigen
braunen Augen an. „Wer bist du und was willst du?" schreie ich ihn
an. „Du siehst mich?" fragt er ungläubig „nur ein sehr sensibles
Herz kann meine schwache Aura wahrnehmen". Tamar! Es muss Tamar
sein, aber ist das möglich? Ich dachte immer, ihn würde eine Aura
des Bösen umgeben aber er scheint nicht gefährlich. Eher schwach,
verzweifelt und unglücklich. „Du hast Bjelle damals verraten! Damit
hast du sie dem Hass direkt ausgeliefert. Für all das Unglück bist
du verantwortlich! Also sag, was zum Teufel willst du von mir?"
Weint er? Ja er weint, aber warum? „Es ist nicht so gewesen wie du
denkst...." Plötzlich sind Bilder in meinem Kopf. Tamar projiziert
sie aus seinem Geist in meinen. Tamar und Bjelle laufen Hand in Hand
durch die Gänge des Schlosses. Man hört klirrende Schwerter und
Menschen schreien. Überall richt es nach Blut und Tod. Tamar zieht
Bjelle an sich heran. Sie umarmen sich und küssen. „Du musst
fliehen, das ist die einzige Chance" höre ich ihn sagen. „Aber ich
will bei dir bleiben.." schluchzt sie. Er wischt ihre Tränen weg.
„Lauf zu der Stelle am See, wo wir uns das erste mal trafen. Ich
werde auch dort hin kommen, das verspreche ich." Sie umarmte ihn
noch ein letztes Mal „Ich liebe dich" „Ich dich noch viel mehr" dann
lief sie hinaus in die Dunkelheit. Er stand dort und schaute ihr
weinend nach. Kurz darauf wurde die Tür eingetreten. Fünf Männer
betraten den Raum „Hier sind sie!" schrie der eine „aber die Frau
fehlt" antwortet ein anderer. Tamar stürzt sich in den Kampf. Er
will nicht zulassen, dass sie sie verfolgen. Er kämpft tapfer und
verbissen, um die Frau zu retten, der sein Herz gehört. Aber gegen
die Übermacht hat er keine Chance....
Die Bilder verschwinden ich öffne meine Augen. „Aber das bedeutet
ja, dass alles nur ein Missverständnis ist. Du hast sie nicht im
Stich gelassen" er nickt traurig „Aber warum gehst du dann nicht zu
ihr und stellst alles wieder richtig?" Tränen tropfen von seinem
Kinn „Ich kann nicht zu ihr gelangen. Der Hass hat ihr Herz
erblinden lassen. Sie kann mich nicht mehr sehen. „Er tut mir so
leid. Warum ist das Schicksal so unfair? Er hat sie niemals im Stich
gelassen. Ganz im Gegensatz zu mir. Musashi! Ich muss zurück zu ihr,
sonst wird etwas Schlimmes passieren „Ihre Seele bewegt sich in eine
Richtung aus der es kein Zurück mehr gibt.." höre ich die Stimme der
fremden Frau in meinen Erinnerungen. Ich laufe los. Zurück zu ihr.
Bitte, bitte, lass mich nicht zu spät da sein....
**********************
„Nein!" Ein letztes Mal leuchtet die kleine Lichtkugel, die mich
durch die Dunkelheit geführt hat auf, bevor sie für immer erlischt.
Nyase und Kojiro! Ich reiße mich aus meiner Lähmung. „Kojiro hält zu
mir, egal was passiert. Er wird kommen, ganz sicher!" schreie ich
sie an. Irre ich mich, oder schauen mich ihre Augen plötzlich nicht
mehr hasserfüllt, sondern nur noch traurig an. "Du bist genau wie
ich, Musashi. Darum habe ich dich gesucht. Du bist meine
Seelenschwester. Zusammen können wir uns an der Welt für ihre
Ungerechtigkeit rächen..." Aber wieso denn? Was ist los? „Verstehst
du es immer noch nicht? Sie haben dich schlimmer verraten, als alle
anderen. Nyase ist weggelaufen, aber was erwartest du von ihm, er
ist nur ein Tier und Kojiro... . Er hat dich allein gelassen, um
sein eigenes Leben zu retten. Genau wie Tamar damals. Er hat dich
niemals wirklich gemocht oder gar geliebt.... Liebe ist eine
Illusion" „Nein! Das ist nicht wahr! Du lügst!" Ich wusste vorher
nicht, was Schmerzen sind. Mein Herz zerspringt in tausend Teile. Es
tut so weh! Nichts tat jemals so weh. Nicht der Tod meiner Mutter,
nicht das weggestoßen werden, nicht die Einsamkeit, nichts. „Du
Lügst!" Es hilft nichts, ich weiß, dass sie die Wahrheit sagt.
„Warum! Kojiro, warum hast du das getan?" Eine Welle des Schmerzes
rollt über mich. Nachdem sie vorbei ist, spüre ich kein anderes
Gefühl mehr, außer Hass, unendlich tiefer Hass. „Zusammen können wir
uns für all das rächen" höre ich ihre Stimme „Du musst nur deine
Seele mit meiner vereinen" Ich sehe keinen Grund mich dagegen zu
wehren. Ich spüre etwas kaltes meine Seele berühren. Es legt sich
über sie, wie ein Leichentuch. Danach fühle ich nur noch Hass und
Dunkelheit in mir. Ich hasse dich, Kojiro, ich hasse die Welt und
ich werde euch beide zerstören....
Allein in der Dunkelheit
Dunkelheit verschlingt mich,
Ich bin allein,
mein Herz ist zerbrochen,
hörst du mich schrein?
Ich wurde verraten,
weil ich dir vertaut hab,
warum hast du das getan?
das Leben liegt in mir wie in einem Grab.
Ich weiß nicht mehr weiter
hab nichts mehr zu geben,
nun werde ich mich rächen,
für mich und mein Leben!
Teil 3: Dunkelheit und Licht
Ich laufe zurück, so schnell mich meine Beine tragen. Ich laufe und
laufe zurück zu ihr. Ich würde sie überall finden, denn unsere
Seelen sind wie zwei Pole, die sich anziehen. Mit jedem Schritt, den
ich gehe, fallen die Schatten mehr und mehr von mir ab. Ein Gedanke
vertreibt sie, Musashi. Wie konnte ich sie nur zurücklassen, wo sie
mich am dringensten brauchte? Ich hasse mich dafür. Ich bin so
unfähig! Mich kann man wirklich nicht mögen, denn die Menschen, die
mir vertrauen, enttäusche ich auf ganzer Linie. Manchmal wünschte
ich, ich wäre nie geboren worden. Tränen laufen meine Wangen
herunter. Wieder passiere ich die Tür, doch diesmal nehme ich die
Aura dieses Hauses kaum noch war. Musashi! Ich muss sie finden! Ich
muss ihr helfen, denn sie ist der Grund, weshalb ich lebe. Ich folge
dem Licht ihrer Seele, doch es wird immer schwächer und plötzlich
ist mir, als wenn es erloschen ist. Ich kann ihr Licht, ihre Wärme
nicht mehr finden. Etwas Schreckliches ist geschehen, das spüre ich
und allein der Gedanke daran lässt mein Herz erschaudern. Ich laufe
wahllos durch die Dunkelheit, immer auf der Suche nach ihr. Ich weiß
nicht, wie lange ich sie gesucht habe, bis ich sie irgendwann fand.
Sie stand, mit dem Rücken zu mir, zum Fenster herausgebeugt, als ich
den Raum betrete. Ja es ist eindeutig Musashi, ihre langen roten
Haare wiegen sich sanft im Wind. Aber irgendetwas stimmt nicht. Ich
spüre keine Wärme, kein inneres Licht von ihr ausgehen. Wo ist die
Aura der Hoffnung, die sie sonst immer umgibt? "Musashi„ weine ich
„ich wollte dir nicht weh tun und ich wollte dich auch nicht alleine
lassen. Ich bin halt zu unfähig und zu schwach...." Langsam drehte
sich Musashi zu mir um. Oh Gott! Ich glaube, ich werde niemals in
der Lange zu sein, zu beschreiben, was ich in diesem Moment gesehen
und gefühlt habe. Musashis Augen.. Ihr Gesicht.. . Musashi hatte
immer für mich das schönste Gesicht der Welt. Ein Blick von ihr
genügte, um mir zu sagen, dass alles gut wird, egal, wie schlimm es
um uns stand. Ihre Augen sagten das, was sie mit Worten nicht
ausdrücken konnte. Dass sie sich um uns sorgt. Das sie der netteste,
liebenswerteste und mitfühlenste Mensch ist, den es auf der Welt
gibt. Und jetzt? Ihre engelsgleichen Züge sind zu einer Maske des
Hasses verzerrt. Ihre wunderschönen Augen sie sind ...tot! Da ist
nichts mehr, außer Hass, nie enden wollender Hass. Sie ist nicht
mehr die Musashi, die sie einmal war, nicht mehr die Musashi, die
ich liebe. Das ist alles meine Schuld. Wie soll ich sie bloß zurück
holen? Erst jetzt nehme ich die große, blutende Wunde in ihrem
Oberkörper wahr. „Oh Gott, Musashi, das sieht schlimm aus, du musst
sofort zu einem Arzt" Instinktiv versuche ich, ihre Hand zu greifen
und sie aus diesem Haus zu führen. Bevor ich ihre Hand greifen kann,
hebt sie diese. Sie hält etwas in ihrer Hand. Einen länglichen,
glänzenden Gegenstand. Es ist ein Schwert. Diese Erkenntnis trifft
mich ungefähr zur selben Zeit, wie das Schwert selbst. Mein Ärmel
verfärbt sich langsam rot. Die Wunde muss sehr tief sein. Sie tut
sehr weh, aber der seelische Schmerz ist tausend Mal schlimmer. Ich
will es einfach nicht begreifen! Warum tust du das! Bitte Musashi,
hör auf! Lass es nicht so enden....
********************
Es gefällt mir, zu sehen, wie er leidet. Seine schreckensgeweiteten
Augen, als er registrierte, was ich in der Hand hielt. Sein
ungläubiger Blick, als sich die kalte Klinge in seinen Arm bohrte.
Wie in einem surrealen Gemälde beißt sich seine Augenfarbe mit dem
frischen Blut, was in sein Gesicht gespritzt ist und das macht es um
so faszinierender. Er hat es nicht anders verdient. Er nicht und
auch nicht all die anderen Menschen, die mich ausgenutzt haben. Aber
dafür werden sie bezahlen, die Rache ist mein! „Bitte, Musashi, lass
es nicht so enden!" wimmert er. Bettel ruig um Gnade, bettel ruig um
dein mickriges Leben. Na los, es war dir doch auch vorhin so
wichtig. Vorhin, als du mich im Stich gelassen hast. Er versucht
meinen Schlägen auszuweichen, aber er schafft es nicht. Keine Angst,
Kojiro, du wirst nicht sofort sterben, so einfach mache ich es dir
nämlich nicht. Du sollst leiden, genau wie ich gelitten habe.
„Musachi, es tut leid, was geschehen ist, komm zurück. Bitte, bitte,
komm zurück" „Lügner! Es tut dir doch kein Stückchen leid! Glaubst
du, du kannst mich immer noch mit deinen Lügen einwickeln? Niemals!
Dir werde ich dein verdammtes Maul stopfen". Er hat keine Chance.
Ich führe das Schwert erbarmungslos und präzise. Sein Körper ist
übersäht von tiefen Schnittwunden und sein linker Arm hängt schlaff
herunter. „Musashi... Hör auf. Ich bin hier, um dir zu helfen. Ich
brauche dich doch.." „Wie schön für dich, ich brauche dich und deine
Hilfe nicht! Es macht keinen Spaß, gegen einen wimmernden Wurm wie
dich zu kämpfen. Warum versuchst du dich nicht zu wehren. Wir
befinden uns hier schließlich in einer Waffenkammer. Ist dir dein
Leben nichts mehr wert? Oder warst du nur zu dumm, auf die Idee zu
kommen, dir auch eins der Schwerter zu nehmen. Falls es das war,
hier, fang." Mit diesen Worten werfe ich ihm ein herumliegendes
Schwert zu ."Und jetzt kämpfe! Kämpfe gefälligst um dein
nichtsnutziges, mickriges Leben!" Sein Gesicht nimmt ein zu allem
entschlossenen Gesichtsausdruck an. Na endlich muss ich seinen
traurigen Gesichtsausdruck nicht mehr sehen. Ich laufe mit gezücktem
Schwert auf ihn zu und dann passiert das Unglaubliche. Er wehrt sich
nicht, er weicht noch nicht einmal aus. Er schreit auch nicht, als
sich das Schwert in seinen Oberkörper bohrt. Er steht nur da und
schaut mich aus seinen großen, traurigen Augen an. Ich ziehe
instinktiv das Schwert zurück und er sackt auf seine Knie. „Warum?
Warum hast du das getan" schreie ich ihn an. „Musa" seine Stimme
zittert und Tränen laufen seine Wangen herunter „Glaubst du, dass es
so etwas wie Glück auf dieser Erde gibt?" Er machte eine Pause „Ich
habe mich immer danach gesehnt, glücklich zu sein und darum habe ich
es überall gesucht. Ich habe es überall gesucht, an den
unmöglichsten Orten, so wie jemand seine Brille sucht.." Kojiro
schluchzte, bevor er weiter sprach „Und er sucht sie und sucht sie,
aber er kann sie niemals finden, weil er sie schon längst auf der
Nase hat." Er versucht, zu lächeln, aber seine Augen sind unendlich
traurig „Ich habe dich allein gelassen und ich weiß, dass das der
größte Fehler meines Lebens war und ich es niemals wieder gut machen
kann" Er senkt seinen Kopf. Tränen und Blut laufen zusammen und
tropfen auf den kalten Boden „Ich lege mein Leben in deine Hände, tu
mit ihm, was du willst. Ich werde mich nicht mehr wehren und ich
werde auch nicht mehr weglaufen.." „Lügen! Alles Lügen! Es gibt
nichts, was zwei Menschen aneinander bindet außer Lügen! Warum
berühren deine Worte mein Herz? Ich will deine Lügen nicht mehr
hören! Ich will deine Augen nicht mehr sehen! Stirb! Stirb endlich!"
Und ich hebe das Schwert zum letzten, alles vernichtenden Schlag...
*******************
Sie hebt das Schwert zum allerletzten Mal. Ich schließe die Augen.
Die Zeit scheint nicht zu vergehen. Ich habe es auch nicht besser
verdient, ist mein letzter Gedanke. Dann saust das Schwert nieder.
Ein Schrei zerreißt die Nacht. Das bin nicht Ich! Ich reiße meine
Augen auf. Ein Gedanke „Musachi!" Das Mädchen, was mit mehr
bedeutet, als alles andere in der Welt steht in einiger Entfernung
vor mir. Das Schwert steckt in ihrer Brust. Aber nur einen
Augenblick, dann zieht sie es heraus und lässt es auf den Boden
fallen. Bjelle steht neben ihr. Musachi muss sie aus ihrer Seele
vertrieben haben. Sie scheint verwirrt, nicht mehr hasserfüllt. Ihr
Gedanke scheint der selbe zu sein wie meiner „Warum? Warum hast du
das getan?" In Musashis Augen verschwindet der Hass. Einen Moment
ist da etwas, eine Mischung aus Liebe und Trotz. Ihr Blick! Doch
dann verschwindet er. Alle Gefühle weichen dem Nichts. Da ist nur
noch Resignation. Sie hat aufgegeben. Sie fällt der Länge nach auf
den Boden. Ihre Augen starren an die Decke. Plötzlich kommt mir eine
Erinnerung. Musashi Nyase und ich mussten vor ein paar abgerichteten
Fukanos flüchten. Nach dem wir in Sicherheit waren, hatte Nyase
angefangen zu behauten, dass man diese gemeingefährlichen,
bösartigen Viecher lieber einschläfern sollte. Darauf hin hatte ihn
Musashi ganz wütend angesehen und geantwortet: „Es gibt kein Gut
oder Böse. Jede Seele, die auf diese Welt kommt ist unschuldig und
engelsgleich. Aber manche haben halt mehr Glück als andere". Dann
hat sie so seltsam traurig gekuckt und ich habe es damals nicht
verstanden. Jetzt verstehe ich es. Musashi! Ich laufe auf sie zu.
Sie ist wie ein Engel, einer der an dieser Welt zerbrochen ist. Ihre
Stimme ist so leise, als sie mit mir spricht, so als sei sie sehr
weit weg: „Kojiro, ich schenke dir dein Leben. Geh jetzt. Wenn du
dich beeilst, kannst du noch gerettet werden.." wieder steigen mir
Tränen in die Augen „Aber ich geh nicht ohne dich. Komm wir gehen
zusammen, dann werden wir beide gerettet..." „Ich will aber nicht
mehr gerettet werden" Ihre Stimme hat keinerlei Emotionen, als sie
das sagt. Mit zerreißt es fast das Herz. Es ist tausend Mal
schlimmer als die Wunden, die meinen Körper bedecken. „Warum?" fragt
auch Bjelle. „Weil.." und jetzt schreit sie fast „Weil ich nicht
mehr leiden will! Ich will nicht mehr ausgenutzt werden, ich will
nicht mehr hassen, ich will nicht mehr versagen und vor allen Dingen
will ich nicht mehr darauf hoffen, dass alles besser wird, um dann
doch immer und immer wieder enttäuscht zu werden. Es gibt kein Glück
für mich. Ich will einfach, dass alles aufhört, verstehst du?" Sie
dreht den Kopf weg von mir. Natürlich verstehe ich. Wahrscheinlich
besser, als jeder andere. Denn das sind die Gedanken, die ich so oft
mit mir herumgetragen habe. Sie sind ein Teil von mir. „ Du hast
gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt und dass man jedem Tag die
Chance geben sollte, der schönste seines Lebens zu werden!" Ich
glaube ich heule wie ein kleines Kind. „Was weißt du schon über
mich, Kojiro? Nichts!" ihre Stimme klang wieder leise und
resigniert, trotzdem klang Schmerz mit. Auch mir tun ihre Worte
unheimlich weh. Ja, sie hat recht, ich weiß nichts über sie und sie
nichts über mich. Warum sind da immer diese unsichtbaren Mauern
zwischen uns gewesen? Ich weiß nicht mehr weiter. Mein Arm tut so
weh. Trotzdem verspüre ich nicht das Bedürfnis, mich in Sicherheit
zu bringen. Ich werde sie nicht noch einmal alleine lassen, egal was
passiert. Ich habe nicht mehr die Kraft zu stehen, also setze ich
mich. Mein Gesicht vergrabe ich in meinen Händen. Ich weiß einfach
nicht mehr weiter. Wenn alles eh zum Scheitern verurteilt ist, warum
haben wir es dann immer wieder versucht und daran geglaubt. Wenn es
keine Hoffnung auf Glück für uns gibt, wäre es dann nicht besser, zu
sterben? Dieser Gedanke! Ich hatte ihn schon mal. Ich weiß es und
ich erinnere mich auch wann es war. Ich weiß nicht, ob sie mir
zuhört, oder ob ich nur mit mir selbst rede, aber es ist meine
einzige Chance „Es war einmal ein kleiner Junge. Er hatte alle
Dinge, die sich ein Junge in seinem Alter nur wünschen kann, denn
seine Eltern waren sehr reich und lebten in einem großen Haus.
Trotzdem war der kleine Junge sehr traurig und weinte oft die ganze
Nacht. Hätte er nicht glücklich sein müssen? Er hatte doch alles,
was man sich für Geld kaufen kann." Ich mache eine Pause, ich darf
nicht daran denken, was ich erzähle. Es darf mir nicht ans Herz
gehen.. „Aber Geld kann einem keine Liebe kaufen, oder Geborgenheit,
es kann einem nicht das Gefühl geben, etwas besonderes zu sein..."
Es gelingt mir nicht.." Der kleine Junge war immer allein gewesen,
allein in seinen Bergen von teurem Spielzeug. Es gab niemanden, der
ihm sagte wie liebenswert er sei, oder der ihn in dem Arm nahm, ihn
tröstete, wenn er traurig war oder mit ihm lachte, wenn er fröhlich
war. Er war immer allein. Das einzige, was er von anderen Menschen
wahr nahm, war, dass sie unzufrieden mit ihm waren, egal was er tat.
Und dabei hat er alles versucht, damit sie ihn mögen." Ich kann
nicht anders, ich muss weinen. Warum bin ich bloß so egoistisch?
„Der kleine Junge wurde immer trauriger und verzweifelter und eines
Tages lief er einfach weg. Und er lief und lief, aber egal, wohin er
kam, überall jagte man ihn sofort wieder weg. Niemand wollte den
kleinen Jungen. Irgendwann blieb er einfach liegen. Es war Winter
und dicke Schneeflocken fielen vom Himmel. Er war erst 8 Jahre alt
und trotzdem wollte er sein Leben wegwerfen." Ich muss mich zusammen
nehmen um nicht aufzuhören. Das Sprechen fällt mir so unheimlich
schwer.. „Er glaubte, dass es für ihn keine Hoffnung darauf gab,
dass er jemals glücklich sein würde. Er wollte nicht mehr allein
sein... . Er schaute zum Himmel und wartete auf seinen Tod. Aber auf
einmal war da etwas, etwas, das ihm Mut machte. Etwas, das seinen
Lebenswillen und seine Hoffnung wiedererweckte. Und der kleine Junge
stand auf und schleppte sich weiter. Das war das beste, was er je
getan hat, denn wenig später lernte er ein wundervolles Mädchen
kennen. Sie umgab dieselbe Aura, die ihn im Schnee das Leben
gerettet hat. Vielleicht war sie es ja, die ihm zurückgeholt hat.
Auf alle Fälle war sie gut zu dem kleinen Jungen. Sie beschützte ihn
vor den anderen Kindern und sie war der erste Mensch, der ihn so
mochte, wie er wirklich war. Sie hat mit ihm zusammen gelacht und
mit ihm zusammen geweint. Der kleine Junge mag dieses Mädchen mehr
alles andere auf der Welt und er ist so unendlich glücklich, dass er
sie kenngelernt hat. Aber das Mädchen wirkt manchmal so unendlich
traurig. Und sie lässt niemanden an sich heran. Sie baut hohe Mauern
um ihre Seele und hängt schwere Schlösser um ihr Herz. Niemand kann
sehen, dass ihre Seele heller brennt als alle anderen. Aber der
kleine Junge weiß es und er hat Angst, dass das Feuer erlöschen
wird, weil sie ihre Tränen immer herunterschluckt, so dass sie auf
das Feuer tropfen. Er braucht dieses Feuer, um die Schatten zu
vertreiben und um nicht zu erfrieren." Ich heule so doll, dass ich
mir nicht sicher bin, ob man mich überhaupt noch verstehen kann "Sag
mir warum legt das Mächen ihre wundervolle Seele hinter die dunklen
Mauern und warum lässt sie den Jungen nicht zu sich? Warum?" Stille
durchzieht den Raum. Warum frage ich das überhaupt? Sie hört mir
doch eh nicht mehr zu. Außerdem, habe ich sie jemals so richtig an
mich rangelassen? Ihr erzählt, was mich bewegt? Nein, das habe ich
nicht! Aber warum? Sie ist doch der einzige Mensch, der mir etwas
bedeutet, der mich vielleicht verstehen könnte. Ich habe sie nicht
an mich herangelassen... „... Damit es nicht so weh tut, wenn er sie
dann wieder verlässt und sie wieder alleine ist" höre ich eine
schwache Stimme meinen Gedanken vervollständigen. Wir sind so gleich
Musashi, so gleich und doch so verschieden. Ich wische mir die
Tränen aus meinen Augen „Aber ich würde dich niemals alleine lassen.
Wirklich! Ohne dich bin ich auch alleine. Ich brauche dich
wahrscheinlich noch mehr als du mich. Und ich würde dir niemals weh
tun! Weil ich dich ..wie soll ich das ausdrücken? Ich hasse das Wort
„Liebe" Es ist so voller Lügen. Meine Eltern haben gesagt, dass sie
mich lieben und nur das beste für mich wollen. Viele Menschen sagen,
dass sie sich lieben, obwohl es ihn nur um Geld oder Sex geht." ich
mache eine Pause und versuche meine Gedanken zu ordnen, dann beginne
ich von neuen „Aber es gibt ein Gefühl, das stärker ist, als alles
andere, das einen unvollkommen vorkommen lässt, ohne einen anderen
ganz bestimmten Menschen. Nur dieser andere Mensch kann einen
vervollständigen. Dieses Gefühl lässt einen den anderen so sehen,
wie er wirklich ist. Es ist wie die Sonne, ohne die nichts leben
kann. Es ist wie eine Brücke, die zwei Inseln miteinander verbindet.
Es lässt einen jede Grenze überwinden, Hass, Traurigkeit, Zeit,
Entfernung und ich bin mir sicher, es überwindet sogar den Tod.
Diese Gefühl duldet keine Lügen und dieses Gefühl empfinde ich für
dich." Was dann passierte kam mir so unwirklich vor, wie in einem
Traum. Musashi dreht mir ihr Gesicht zu. Sie weint. Irre ich mich,
oder ist hinter den Schleier aus Tränen Hoffnung? Ich krieche zu ihr
und nehme sie in meine Arme. Ich kann ihre Wärme spüren. Es tut so
gut, nach all der Kälte einen lebenden Körper zu spüren. Wenn sie
bei mir ist, habe ich keine Angst. Unser Blut läuft zusammen und
vermischt sich. Unsere Blicke treffen sich. Dann beginnt sie zu
sprechen „Ich vertraue dir, Kojiro, ich vertraue dir mehr als allen
anderen auf der Welt. Hilf mir heraus aus der Dunkelheit. Hilf mir
meine Seele zu retten"
******************************************************
Ich blicke in seine wunderschönen Augen. Auch ein Teil seiner Seele
liegt noch begraben in der Dunkelheit. „Ich würde selbst den grauen
Himmel blau streichen, wenn ich wüsste, dass es dich auch nur ein
bisschen glücklicher machen würde" Ich weiß, Kojiro, ich weiß. Deine
Augen sagen, dass du mich niemals anlügen würdest. Sie verraten so
viel über dich. Es tut mir so leid, was geschehen ist. Ich habe dich
verletzt, körperlich und vor allen Dingen seelisch. Trotzdem hast du
zu mir gehalten. Womit habe ich jemanden wie dich bloß verdient? Man
sagt, dass Menschen, die es besonders schwer im Leben hatten ein
Wunder wiederfährt. Bist du mein Wunder? Ja, du hast recht, wir
können alles sein und wir können alles erreichen, wenn wir es
wirklich wollen und wenn wir zueinander stehen. Wir werden es
schaffen! Wir werden die Dunkelheit vertreiben. Die Dunkelheit, die
in unseren Herzen liegt und so lange ein Teil von uns war. Das
verspreche ich....
Was passiert mit mir? Ich spüre eine Kraft in mir. Sie ist so
angenehm warm. Sie erfüllt meinen Körper mit ihrem hellen Leuchten.
Wie ein kleiner Tropfen, der ins Wasser fällt und weite Kreise
zieht. So wirkt die Kraft von mir ausgehend fort. Ich öffne meine
Augen und sehe, dass mit Kojiro das Selbe passiert wie mit mir.
Irgendwann treffen sich unsere Kreise. Sie gehen ineinander über...
. Ich habe keine Angst, im Gegenteil, ich habe mich mein Leben lang
noch nie so sicher und geborgen wie jetzt gefühlt. Mit jeder unserer
Wellen, die in ineinander übergehen, ist es, als wenn sich unsere
Seelen immer mehr vereinigen. Ich fühle, was Kojiro fühlt. All seine
Liebe, seine Hoffnungen, aber auch seinen Hass und seine Angst.. .
Ich kenne jeden seiner Gedanken, als wären es meine eigenen. Ich
fühle alles, was er in seinem Leben erlebt hat, so, als hätte ich es
selbst erlebt. Ich weiß, dass er alle meine Gedanken und Gefühle
jetzt so kennt wie seine. Es gibt keine Geheimnisse mehr vor uns.
Keine Mauern. Es gibt nichts mehr, was uns trennt. Ich bin einem
anderen Menschen niemals so nah gewesen und niemals habe ich mich
einem anderen Menschen so schutzlos ausgeliefert. Doch ich weiß,
dass ich mit Kojiro die beste Wahl getroffen habe, die ein Mensch
treffen kann, denn ich habe in seine Seele gesehen... Sie ist mir so
vertraut, als wäre sie ein Teil von meiner eigenen, den ich schon so
lange gesucht habe. Es tut so gut, sie so nahe zu spüren. Es fühlt
sich anders an, als vorhin mit Bjelle. Dort war es Hass, der unsere
Seelen vereinigte, jetzt ist es die Liebe. Das Gefühl zusammen zu
gehören, egal was passiert. Unsere Seelen. Sie sind füreinander
bestimmt. Sie gehören zusammen, wie Schlüssel und Schloss, Sonne und
Mond, Tag und Nacht. Nichts kann ohne den anderen existieren. Ich
fühle mich fast komplett und ich weiß, dass Kojiro genau so fühlt
wie ich. Aber etwas fehlt. Ein kleiner Teil. Das Licht legt sich um
uns. Alles wird hell...
Als ich meine Augen wieder öffne, bin ich weit weg. Ich muss meinen
Körper wieder einmal verlassen haben, denn ich spüre keine Schmerzen
mehr. Kojiro liegt nicht mehr in meinen Armen. Doch ich fühle seine
Nähe, darum habe ich keine Angst vor der Dunkelheit, die mich
umgibt. Die Kraft Kojiros und meiner Seele lässt die Schatten
einfach abprallen. Als ich mich an die Dunkelheit gewöhnt habe, kann
ich den Ort erkennen. Ich bin wieder in meiner Vergangenheit. Aber
etwas hat sich verändert, das spüre ich. Das Haus scheint leer. Wo
ist die kleine Musashi? Ich gehe hinaus in den Garten. Dicke
Schneeflocken fallen vom Himmel. Eine landet auf meiner Hand.
Schneeflocken. Für mich ein Symbol für das Leben, aber auch für den
Tod. Ich habe früher oft im Schnee mit meiner Mutter gespielt. Ich
erinnere mich, wie glücklich ich dann war. Aber der Schnee hat mir
auch meine Mutter genommen, indem er sie unter sich begrub. Leben
und Tod. Liebe und Hass, Licht und Dunkeln es liegt so dicht
beieinander... . Aber warum Schneeflocken? Nachdem meine Mutter
starb, hat es den ganzen Winter nicht mehr geschneit. Die kleine
Musashi sitzt auf einer alten Holzbank. Aber hier stand nie eine
Bank. Überhaupt sieht die ganze Gegend irgendwie anders aus. Ein
kleiner Junge sitzt neben ihr. Kojiro? Das kann gar nicht sein! Ich
habe ihn erst einige Jahre später kennen gelernt. Jetzt bemerke ich
auch den echten Kojiro. Er steht nicht weit von mir. Ich spüre, dass
er genau so verwirt ist wie ich. „Warum weinst du?" Bricht das
kleine Mädchen das Schweigen. Der kleine Junge schaut ungläubig,
dann redet er mit tränenerstickter Stimme „Weil ich so allein bin,
auf der Welt und es niemanden gibt, der mich liebt, oder der sich um
mich sorgt" „Ich bin auch alleine" antwortet das kleine Mädchen und
schaut in die Ferne „Meine Mutter hat versprochen, dass sie
zurückkommt aber.." Man hört deutlich, wie sie schluchzt „Ich
glaube, sie hat mich alleine gelassen". Der kleine Junge steht auf
und geht zu ihr hin „Du bist nicht mehr alleine. Jetzt hast du doch
mich." „ Ja und du bist auch nicht mehr alleine, denn du hast mich"
Die beiden Kinder, die so lange Zeit alleine geweint haben lachen.
Sie lachen und fallen sich in die Arme. Sie drücken sich ganz doll
aneinander, so, als glaubten sie, dass sie sich verlieren, sobald
sie sich loslassen. „Wir werden uns niemals alleine lassen, ja? Ich
will einfach nicht mehr zurück in die Dunkelheit..."
**********************
Jetzt verstehe ich es und ich weiß, dass Musashi es auch versteht.
Als ich gestern Musashi betrachtet habe, als sie schlief, war mir
der Gedanke gekommen, dass sie mir helfen kann. Nur sie. Aber ich
wusste nicht wobei. Jetzt weiß ich es. Meine Seele ist an der
Einsamkeit zerbrochen und ein Stückchen ist verlorengegangen. Nur
sie konnte mir helfen, mein verlorenes Stückchen Seele aus der
Dunkelheit zu befreien. Und nur ich konnte ihr helfen, ihrs zu
befreien. Als wir unsere Seelen vereinigten, vereinigten wir auch
unsere verlorenen Stückchen. Wir haben uns in der Einsamkeit
getroffen, jetzt sind wir nicht mehr allein. Ja, es stimmt, ich habe
Musashi leider nicht früher getroffen. Es ist nur symbolisch. Es
sagt mir, dass ich nicht mehr alleine bin und nie wieder sein werde.
Musashi und ich bewegen uns auf die Kinder zu. Immer noch lächelnd,
lösen diese sich aus ihrer Umarmung. Die kleine Musashi läuft mit
offenen Armen auf Musachi zu und der kleine Kojiro auf mich. Ich
fange ihn auf und will ihn in meine Arme nehmen, aber er versinkt in
mir. Ein Teil von mir, den ich längst verloren glaubte, den ich für
tot hielt, ist zu mir zurückgekehrt. Ich kann nicht beschreiben, was
für ein Gefühl das ist. So muss sich ein Schiffsbrüchiger fühlen,
wenn er fast alle Hoffnungen aufgegeben hat und dann, plötzlich, das
rettende Land in Sicht kommt. Auch Musashi hat ihren verlorenen Teil
wiedergefunden. Wir fallen uns in die Arme, so wie es die Kinder
eben noch getan haben. Das Gefühl, es ist so schön, es übersteigt
alle Vorstellungskraft. Ich wünschte, es würde niemals aufhören.
Komplett! Jetzt sind wir endlich komplett. Alles wird gut, egal wie
es ausgeht. Egal ob wir überleben, oder ob wir sterben, denn wir
haben uns für immer gefunden und die Dunkelheit besiegt..... Das
Licht unserer Seelen leuchtet aus uns heraus und es leuchtet noch
viel heller und schöner als vorhin. Es hüllt uns ein, in einen
leuchtenden Ball aus Licht. All die Dunkelheit um uns herum weicht
diesem Licht. Wir schweben wie eine Sternschnuppe am Himmel. Aber
wohin? Und plötzlich weiß ich wohin. Irgendwo in der gigantischen
Dunkelheit fühle ich Bjelles und Tamas Seele. Und ich erinnere mich
an Willis Worte „Nur eine reine, strahlende Seele kann ihre Seele
retten, indem sie sie aus der Finsternis führt. Aber kein Mensch
besitzt eine solche Seele. Jeder hat seine Fehler und undichten
Stellen. Es ist hoffnungslos, niemand kann sie je retten..." Ja, er
hat recht. Kein Mensch kann je eine solche Seele besitzen. Aber
unsere Seelen haben sich vereinigt. Sie ergänzen sich, sie füllen
die Lücken und Fehler der anderen. Ob das gemeint ist? Wir müssen es
versuchen, es ist unsere einzige Chance, sie zu retten. Musashi
führt uns, denn sie kennt den Weg zu Bjelles Seele. Irgendwann kamen
wir bei ihr an. „Was wollt ihr noch?" schrie sie. "Lasst mich
alleine in meiner Dunkelheit". Sie war nicht mehr angefüllt mit
Hass, es war eher wie das Festhalten an etwas, so wie das Flackern
einer Kerze im Wind. „Wir sind hier um dir zu helfen!" höre ich
Musashi rufen. „Ich brauche eure Hilfe nicht! Jeder Mensch ist
allein. Ich habe gedacht, dass du so bist wie ich, Musashi, aber ich
habe mich in dir geirrt, du bist noch viel verlogener als all die
anderen!" „Doch, du hast recht, ich bin wie du. Ich verstehe dich,
denn ich hätte fast den selben Fehler gemacht wie du. Vertraue uns,
es gibt so etwas sie Liebe und Licht in dieser Welt" Wie recht
Musashi hat. „Warum sollte ich euch glauben?" scheit sie. Irre ich
mich, oder glitzern da Tränen in ihren Augen? Jetzt bin ich an der
Reihe „weil Tamar dich gar nicht im Stich gelassen hat!" „Lügner!"
jetzt weint sie wirklich „natürlich hat er mich im Stich gelassen".
Ich schüttel mit dem Kopf „Er hat dich weggeschickt, um dich zu
beschützen. Er wusste, wie aussichtslos die Lage im Schloss war. Er
hat dich losgeschickt, um die zu retten, die er liebt. Er selber hat
versucht, die Feinde aufzuhalten. Er starb schon einige Minuten,
nach dem du das Schloss verlassen hast." „aber.." schluchzte sie
„wenn das stimmen sollte, warum ist er dann die ganzen Jahre nicht
hier gewesen, kannst du mir das erklären?" „Weil du deine Seele
verschlossen hast" antwortete Musashi „du hast nur noch gehasst und
in deinem Wahn nichts anderes mehr wahrgenommen." Musashi schwebt
auf sie zu, ein warmes Licht umgibt sie immer noch. Sie legte
vorsichtig die Hand auf Bjelles Schultern. Bjelle schluchzte und sie
scheint am Ende zu sein. „Sch, es ist gut." tröstet sie Musashi"
Mach dir keine Vorwürfe, alles wird gut. Es ist niemals zu spät, um
sich zu ändern. Glaub ans Licht, dann werden alle Schatten hinter
dich fallen" Bjelle hebt ihren Kopf und schaut in Musashis Augen
„Ja, ich glaube euch, ihr seit wie ich. Euch kann ich vertrauen" Sie
lächelte. Ihre Aura schien sich zu ändern. Sie wurde heller und
freundlicher. Sie besaß wieder die Seele des Mädchens, das sie
einmal war. Auf einmal nehme ich noch eine Seele war. Es ist Tamar,
ich weis es. Jetzt wo Bjelle wieder sie selbst ist, konnte er den
Weg zu ihr finden. Jetzt ist der Augendblick, auf den sie beide seit
200 Jahren gewartet haben. Sie fallen sich in die Arme und weinen.
Worte können nicht ausdrücken, was sie sich zu sagen haben. Musashi
steht wieder dicht neben mir. Ich umarme sie und drücke sie an mich.
Ein Licht scheint auf Bjelle und Tamar. Es ist so friedlich und
klar. Es ist das Licht, was Seelen den Weg in die andere Welt weist.
Ihre Schemen scheinen sich aufzulösen. Sie sehen so glücklich aus
„Danke, ihr beide habt unsere Seelen aus der Dunkelheit gerettet.
Dafür werden wir euch in Ewigkeit dankbar sein." höre ich Tamars
Stimme in meinen Herzen „Ich bewundere euch für euren Mut, eure
Hilfsbereitschaft und euren endlosen Glaube an einander. Aber jetzt
kehrt zurück zu euren Körpern. Wenn ihr noch länger wartet, findet
ihr nicht mehr den Weg zurück! Ihr habt eine Chance zu überleben.
Euer Katzenfreund. Er hat euch nicht im Stich gelassen, er ist auf
dem Weg hier her. Und er hat Hilfe mitgebracht. Ich wünsche euch von
ganzen Herzen, dass ihr es schafft." Bjelles Stimme wurde immer
leiser. Es war nur noch wie das Raunen des Windes. Auch ihre
Konturen wurden immer blasser. Und dann waren sie verschwunden. Ich
war wieder alleine mit Musashi. „Ich kann noch nicht mit dir
zurückkehren. Ich habe noch etwas zu erledigen" höre ich ihre
Stimme. „Ich weiß" antworte ich. Ich wusste es, seit dem Moment, wo
wir unsere Seelen vereinigt haben und mir bewusst wurde, dass die
junge Frau in der Eisgrotte Musashis Mutter ist. „bitte, lass mich
mit gehen „bettel ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne „nein,
diesen Weg muss ich alleine gehen. Außerdem wirst du immer bei mit
sein, egal wohin ich gehe" „ Aber es ist gefährlich, noch länger
hier zu bleiben..." versuche ich sie zu überzeugen „Ich weiß, aber
wenn ich ihr nicht helfe, wird ihre Seele für alle Zeit verloren
sein und das ist viel schlimmer als der Tod." „Ich weiß, du hast
recht, aber versprich mir, dass du heil wieder zurückkommst" „Man
sollte nichts versprechen, das man vielleicht nicht halten kann.
Aber eins verspreche ich dir. Ich werde immer bei dir sein" Ich
schließe noch einmal meine Arme um sie. Wir schauen uns tief in die
Augen, unsere Lippen berühren sich. Es fühlt sich an, wie ein warmer
Frühlingstag, wenn der Winter kalt und grau war. Oder wie ein
Sonnenstrahl, der einen direkt ins Herz trifft. Dann löst sie sich
sanft aus der Umarmung. Sie lächelt noch einmal, bevor sie davon
schwebt. Ich schaue ihrem Licht so lange nach, bis es verschwunden
ist. Dann suche ich den Weg zurück zu meinen Körper...
************************************
Wieder schwebe ich durch die Dunkelheit. Ich kann nicht weit sehen,
denn das Licht leuchtet nur einige Meter weit. Wenn ich mich
verirre, werde ich den Weg zurück niemals mehr finden. Trotzdem
folge ich meinem Licht. Ich denke über meine Mutter nach. Plötzlich
kommt eine Vision über mich, es ist wie ein kurzes Leuchten, dann
erlischt es wieder. Ich sehe eine junge Frau mit fliederfarbenen
Haar. Sie trägt dicke Wintersachen und wandert durch den Schnee. Es
ist meine Mutter. Ich fühle ihre Gedanken in meinem Herzen. Sie
versucht, einen großen Berg hoch zu steigen. Auf dem Berg ist
irgendetwas. Plötzlich löst sich eine Lawine. Sie rollt direkt auf
sie zu. Sie spürt die Kälte das Schnees und sie weiß, dass sie
sterben wird. Sie weint. Aber sie weint nicht um ihr Schicksal,
sondern sie weint um ihre kleine Tochter, die zu Hause auf sie
wartet. Sie weint darüber, dass sie ihr Versprechen nicht halten
kann und darüber, dass sie die Menschen, die sie liebt nicht
glücklich machen konnte. Dann starb sie. Sie starb unglücklich, weil
sie noch so viel erledigen wollte. Darum hängt ihre Seele zwischen
den Welten fest. „Mama, ich werde dich befrein, das verspreche ich.
Ich werde nicht zu lassen, dass es so endet" schreie ich in die
Dunkelheit. Dann wird alles hell und es ist unheimlich kalt. Ich
öffne meine Augen und ich bin in einer riesigen Eisgrotte. Es ist
die Grotte, die ich in Kojiros Erinnerungen gesehen habe. Ich weiß,
ich bin am Ziel. Ich laufe auf die Säule zu und erblicke sie. Sie
ist genau so schön, wie in meinen Erinnerungen. Ich erinnere mich
daran, wie warm und aufmunternd ihre Stimme klang, wenn sie mit mir
sprach und daran, wie geborgen ich mich in ihren Arm gefühlt habe.
Wenn ich traurig war, hat sie mir immer über mein Haar gestrichen
und mich getröstet. Und jetzt? Jetzt liegt sie begraben unter einer
dicken Eisschicht. All ihre Wärme ist erfroren. „Mama!" ich versuche
das Eis von ihr zu lösen, aber es geht nicht. Es schmilzt auch
nicht, egal was ich versuche. Langsam beginne ich zu verzweifeln.
Ich weiß, dass ich längst zurück sein müsste, aber ich will es nicht
so enden lassen! Wenn ich sie so sehe, dann zerbricht es mir das
Herz. „Mama" schluchze ich „Es tut mir so leid, dass ich dich
gehasst habe..." Tränen laufen mir aus den Augen. Sie laufen über
meine Wangen und tropfen auf Miyamotos Gesicht. Das Eis, es
schmilzt! Die Tränen bringen es zum schmelzen! Miyamoto öffnet
langsam ihre Augen. „Mama, es tut mir so leid" Ich falle ihr
schluchzend in die Arme. Ich fühle, wie ihre Hand durch meine Haare
streicht. „Meine kleine Musashi, bitte weine nicht. Es ist meine
Schuld, ich wollte dich nicht alleine lassen. Bitte verzeih mir".
Auch sie weint. Es tut so gut, meine Mutter wieder zu haben. Ich
hätte nie gedacht, dass ich sie jemals wieder sehen würde. Ich
vergrabe mein Gesicht ganz tief in ihren Armen. Es ist so wie
früher. Dann hebe ich meinen Kopf „Ich verzeihe dir, Mama, wenn du
mir verzeihst" Sie lächelt und drückt mich an sich. Alles Eis in der
Höhle ist verschwunden. Alles ist angenehm warm. Da ist dieses Licht
wieder. Miyamotos Umrisse werden immer heller. Dann fällt mein Blick
auf meine Hände auch meine Shilouette wird immer heller! Nein! Ich
darf noch nicht sterben. Ich habe Kojiro zurückgelassen und ich will
zurück zu ihm. Außerdem gibt es noch so viele Dinge im Leben, die
ich gerne ausprobieren möchte. Ich war noch nie im Herbst am Meer.
Es muss toll sein, wenn einem der Seewind das Haar zerzaust. Und an
so vielen Dingen bin ich immer achtlos vorbei gegangen. Ich will
noch einmal einen Sonnenaufgang sehen, am besten mit Kojiro
zusammen. Und ich will Nyase wieder sehen, mich mit ihm streiten und
wieder vertragen. Es gibt so viele Wunder auf der Welt. Jeder Tag
ist ein Wunder. Das Licht, die Liebe, das Lachen, jedes freundliche
Wort und jedes strahlende Gesicht. Sie alle sind Wunder und jedes
Lebewesen ist ein Wunder. Oh bitte, ich muss zurück, zurück zu
meinen Freunden, zurück zu meinem Leben....
Es ist zu spät. Das Licht hat mich eingehüllt. Es läst mich
vergessen, wer ich bin. Es ist angenehm warm. Ich habe keine Angst
mehr zu sterben. Es ist nicht schlimm..... ich fühle mich zu Seite
gestoßen, hinaus aus dem Licht. Was ist passiert ? Plötzlich kann
ich wieder klar denken. „Musashi ich weiß, dass du noch nicht
sterben willst. Lauf jetzt, versuche deine Chance zu nutzen. Ich
kann dir nichts versprechen, aber ich hoffe, dass du erst in sehr
vielen Jahren diesen Weg wieder gehen wirst und dass du dann aus
vollem Herzen sagen kannst: Ja, es hat sich gelohnt, zu leben"
Miyamoto hat mich aus dem Licht gestoßen. Sie wird immer blasser
„Danke Mama, ich werde es versuchen und noch etwas.. „ „beeil dich
Musa-chan" Ich lächel „Ich hab dich lieb" auch sie lächelte bevor
sie verschwindet „Ich habe dich auch lieb.."
Ich bin wieder in der Dunkelheit, wie soll ich den Weg zurück zu
meinem Körper bloß finden?
*****************
Ich fühle mich eingeengt. Fast eingesperrt, wie in einem Käfig. Die
Schmerzen, die von meinem Körper ausgehen sind fast unerträglich.
Trotzdem bin ich froh, meinem Körper überhaupt noch zu spüren. Ich
habe es geschafft, ich bin zurück! Ich lebe. Die Frage ist nur, für
wie lange? Alles tut mir weh und ich fühle mich sehr, sehr schwach.
Wie viel Blut ich wohl verloren habe? Vorsichtig öffne ich meine
Augen, meine eigenen Augen. Es ist, als wenn ein Schleier über ihnen
liegt. Alles scheint verschwommen. Es dauert eine Weile, bis ich
einigermaßen klar sehen kann. Alles scheint unverändert und doch ist
alles anders. Die Aura des Hasses und der Trauer, die auf diesem
Haus lag ist verschwunden. Alles ist still und friedlich. Die Nacht,
draußen, vor den Fenster verliert ihre Sterne an den neubeginnenden
Tag. Im meinen Armen liegt immer noch der Körper des einzigen
Mädchens, das ich liebe. Es ist, als wenn ich einen Engel halte. Sie
sieht absolut friedlich und zufrieden aus. Wie jemand, der seinen
Frieden mit sich und der Welt geschlossen hat. Oh Gott, Musashi!
Bitte las meine Befürchtungen nicht war sein! Lebe! Mit letzter
Kraft versuche ich, ihren Puls zu fühlen, aber ich fühle vergebens.
Ihr Herz hat aufgehört, zu schlagen. Sie hat einfach zu viel Blut
verloren. Für sie würde jede Hilfe zu spät kommen. Das Mädchen, dem
mein Herz gehört ist tot. Aber auch ich werde immer schwächer. Es
geht zu Ende. Ich liege auf dem Boden neben ihr und halte sie dicht
an mich gedrückt. Ich spüre, wie das helle Licht immer näher kommt.
Aber ich habe keine Angst. Musashi ist bei mir und ich weiß, dass
uns nichts trennen kann, noch nicht einmal der Tod.
Auf einmal ist mir, als wenn ein zweites Herz neben meinen schlägt.
Vielleicht bin ich dem Tod einfach zu nahe, so dass ich anfange, zu
fantasieren aber Musashi lebt! Es scheint ihr unheimlich viel Kraft
zu kosten, ihre Augen zu öffnen. Ihre Augen! Sie sind von einem
strahlenderen Blau, als der Ozean und so unheimlich klar, ich kann
bis auf den Grund ihrer Seele schauen. Es sind die Augen einen
neugeborenen Kindes, sie sind so engelsgleich. Wir liegen auf dem
Boden. Ganz nah und schauen uns an. In Gedanken sage ich ihr, wie
glücklich ich bin, dass sie wieder da ist und dass sich mein Leben
gelohnt hat, allein aus dem Grunde, weil ich sie kennen lernen
durfte. Zum Sprechen reicht meine Kraft nicht mehr. „Dein Licht hat
mir den Weg zurück geleuchtet" antwortet sie mir, ohne auch nur ein
Wort zu sagen. „alles wird gut, Kojiro, denn ich liebe dich und ich
glaube daran" unter immensem Kraftaufwand versucht sie zu Lächeln
„Du hast recht Musashi, alles wird gut" lächel ich zurück. Und
draussen geht in den schönsten Farben die Sonne auf ...
Nur du
Nur du bist wie ein Feuer in der Nacht,
und leuchtest mir den Weg durch die Dunkelheit.
Nur du hast den Schlüssel,
um mich aus dem Gefängnis zu befrein.
Nur du öffnest das Tor,
um die Sonne in mein Herz zu lassen.
Nur du bringt den Baum des Lebens zu sprießen,
und gibst mir so das Leben zurück.
Nur du bist das rettende Land,
wenn ich im Meer der Einsamkeit ertrinke.
Nur du bist der Blick
der in mir neue Hoffnung weckt.
Nur du kennst die Worte
die mich retten.
Nur du!
Du bist wie das Licht auf steilen Klippen, wie ein Sonnenaufgang,
Wie der Wind, wie das Lachen, Wie ein Lied, wie der Frühling, wie
das Leben.
und dafür werde ich dich ewig lieben.
By Chaos
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g u e s t b o o k
g u e s t b o o k
f o r u m
f o r u m
c h a t
c h a t
c o n t a c t
c o n t a c t
s t a m p i e s
s t a m p i e s
l i n k s
l i n k s
b a n n e r
b a n n e r
r o c k e d e x
r o c k e d e x
p i c t u r e s
p i c t u r e s
d o w n l o a d s
d o w n l o a d s
i d r i v e
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