Er beneidete die beiden nicht. Nein, auf keinen Fall, dieses ewige Getue und Gehabe, es war schrecklich. Severus bezweifelte, dass es irgendjemanden im Orden gab, der nicht mitbekommen hatte das die beiden sich .. liebten. Liebe, was für ein Wort, so bedeutungslos, so flüchtig wie Nebel, zumindest in seinem Leben.

Remus war schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass er mehr für Tonks empfand als blosse Sympathie. Dieses strahlende Lächeln, gleich einem Sonnenaufgang, die funkelnden Augen, als schienen tausend Sterne in ihnen. Ihr ganzes Wesen war von solcher Fröhlichkeit und Herzlichkeit. Es gab nichts an ihr, dass er nicht liebte. Selbst wenn sie sich wieder einmal als Schussel erwiesen hatte, wer konnte ihr deswegen böse sein?

Tonks fühlte sich schrecklich. Auf der einen Seite, wenn sie in diese goldenen Augen sah, so wissend und zärtlich dass es ihr den Verstand verpuffte hätte sie fliegen können. Er war alles was sie je in einem Mann zu finden gehofft hatte. Ruhig, besonnen, intelligent. Und trotzdem so voller Lebendigkeit, Lebenslust und Beherrschung. Der perfekte Gegenpol zu sich selbst. Andererseits, was mochte Remus nur von ihr denken? In seiner Gegenwart schien sie noch mal so tollpatschig zu sein, nichts gelang, ihr Lachen war viel zu hoch.. wie sollte er sich in so etwas verlieben? Nebenbei, Tonks bezweifelte, dass Remus bonbonfarbene Haare mochte ..

Eine rundherum verquere Situation, die ihre Auflösung durch die Person erfuhr, die am allerwenigsten etwas dazu beitragen wollte.

Severus wollte nichts mit diesen beiden am Hut haben. Tonks war eine entsetzliche Nervensäge und Remus .. das alte Spiel eben. Und doch ließ er sich darauf ein als Tonks ihn um einen Rat bat. Was sollte er auch tun? Seit er im Orden war musste zumindest ein kleines Maß an Freundlichkeit herhalten. Wenngleich gegen seinen Willen.

Die Unterredung mit Tonks war schlimmer als er befürchtet hatte. Fragte sie ihn doch tatsächlich nach Remus..

Mit Bedauern musste er feststellen, das seine so berühmten Blicke wie Regen an ihrem Lächeln abperlten. Wie konnte ein einziger Mensch nur so ein sonniges Gemüt haben?

Severus Antwort beschränkte sich auf einen einzigen Satz.

„Ist Ehrlichkeit nicht das wichtigste im Leben?"

Und das aus seinem Mund! Er, der grosse Spion, der alle belog und sich niemals eine Blösse gab erteilte Nachhilfe in Liebesangelegenheiten..

Danach war es schnell gegangen. Tonks schien sich seine Worte zu Herzen genommen zu haben, denn kaum 3 Tage später verkündeten die beiden überglücklich sich gefunden zu haben.

Er beneidete die beiden nicht. Das weiß Merlin nicht. Liebe, so einen Unsinn gab es in seinem Leben nicht.

Den kleinen Stich, der ihm dieser Gedanken stets versetzte ignorierte er auch dieses Mal gekonnt.