Ein junges Mädchen ging am Strand entlang. Eine leichte Brise wehte durch ihr dunkles Haar. Im feuchten Sand hinterließ es Fußspuren, die gleich wieder von den Wellen weggeschwemmt wurden. Doch plötzlich entfernte sich das Wasser immer mehr von ihm und der Sand wurde vom Wind weggeweht, bis das Mädchen nur noch auf einem kalten Boden aus Stein stand. Es blickte ängstlich um sich. Alles war verschwunden. Alles, was es liebte. Zitternd brach es auf dem kalten Boden zusammen. Finduilas riss ihre Augen auf. Schweißgebadet saß sie aufrecht in ihrem Bett. Ein paar Strähnen ihrer dunklen Haare verdeckten ihr Gesicht. In der letzten Zeit hatte sie ständig den gleichen Traum. Sie legte sich wieder hin und versuchte, nicht an diesen Traum zu denken. Er rief Erinnerungen in ihr wach. Erinnerungen an ihre Vergangenheit, an ihre Heimat Dol Amroth, die sie so sehr liebte und besonders an den Strand. Doch jetzt lag sie, weit weg von Zuhause, in einem Bett neben einem Mann, den sie noch nicht einmal richtig kannte, obwohl sie bereits seit elf Jahren miteinander verheiratet waren. Weil es mitten in der Nacht war, versuchte sie, noch einmal einzuschlafen, was ihr aber erst nach etwa einer Sunde geling. Nach einer langen Stunde. Es war wieder derselbe Traum, der sie quälte und wieder wachte sie an der gleichen Stelle auf. Es war schon fast Abend und ein paar Sonnenstrahlen schienen in das Zimmer. Sonne. Die warme Sonne von Dol Amroth, in der sich Finduilas immer gewärmt hatte, als sie am Strand nach Muscheln suchte. Wie gern würde sie noch ein letztes Mal dort hingehen und den wunderschönen Sonnenuntergang bewundern. Doch sie war zu schwach. Schon seit Tagen lag sie im Bett und stand nur noch selten auf. Und es wurde immer schlimmer. Der einzige Trost waren manchmal ihre beiden Söhne, Boromir und Faramir. Doch Finduilas dachte nicht, dass sie, und besonders nicht ihr Ehemann Denethor, ihr helfen konnten, denn niemand verstand ihre Gefühle. Sie beschloss aufzustehen, um wenigstens nur ein bisschen zu essen. Aber sogar davon wurde sie so schwach, dass die sich gleich wieder hinlegte und ihre Augen schloss. Langsam wurde die immer müder und schlief schließlich ein. Sie hatte schon wieder diesen Traum. Aber es war nicht derselbe. Das Meer zog sich nicht zurück und auch der Sand blieb. Das Mädchen blickte auf das weite Meer hinaus und atmete die frische Luft tieg ein. Es lächelte zufrieden und ging noch ein paar Schritte weiter ins Wasser. In der Ferne konnte man das Kreischen der Möwen hören, welches schon fast von dem Rauschen des Meeres übertönt wurde. Finduilas wachte nie wieder auf.

~Ende~