Titel: Gegen jede Regel

Autorin: Mine-Lee ( meine Wenigkeit! XD)

Thema: Harry Potter

Genre: Romantik, Humor/Parodie, kleines bisschen Dramatik

Änderungen an Band VI:

- Draco ist nicht den Todessern beigetreten

- keine Anschläge auf Dumbledore

- Dumbledore lebt

- Snape ist (und bleibt! XD) auf der guten Seite

- Voldemort hat keine Horkruxe von sich erschaffen

- Molfoy-Senior und die anderen Todesser, die im 5. Band im Ministerium gefasst

wurden, sind (noch) nicht geflohen

Infos zum Copyright:

Also, alle hier vorkommenden Personen und die vorhergehende Handlung stammt nicht

von mir, sondern von Joanne Kathleen Rowling, der Erfinderin des gesamten

Harry-Potter-Universums. Die nun folgende Story entstammt jedoch meinem verkorksten

Hirn und ich verdiene damit kein Geld und bekomme auch sonst nichts dafür

(okay, über ein paar Reviews würde ich mich aber freuen! """).

Sonstiges:

Wenn ihr irgendwelche falschen Angaben in meiner FF findet, oder ich irgendwas vergessen hab (was leider oft passiert), dann seit mir bitte nicht böse. Ich fänd's toll, wenn ich mich drauf hinweisen könntet. Ach ja, ich hab noch ne kleine Warnung für euch: Ich liebe Kastensätze!

Soa, genug der Vorrede (ich hoff, ich hab alles gesagt, was ich sagen wollte) jetzt geht's endlich los mit dem ersten Kappi meiner FF, viel Spaß beim Lesen:

Prolog

Hermine Granger befand sich endlich wieder im Haus ihrer Eltern, in einem kleinen Ort in England. Sie saß in einem der bequemen Sessel des Wohnzimmers und starrte gedankenverloren in den kalten Kamin, während sie ihrem riesigen, rostbraunen Kater durch das weiche Fell strich, wobei er wohlig schnurrte, sie ihn jedoch nicht wirklich wahrnahm. In einer Woche würde sie mit dem Zug wieder nach Hogwarts fahren, um dort ihr siebtes und letztes Schuljahr zu verbringen. Doch zuvor würde sie mit ihrer Mutter erst noch einmal in die Winkelgasse gehen, um dort all das zu kaufen, was sie für das nächste Schuljahr benötigte, aber noch nicht besaß.

Hermine seufzte laut auf, sie hatte das Gefühl, dass die Ferien noch nie so schnell vergangen waren.

Es kam ihr fast wie gestern vor, dass Bill und Fleur geheiratet hatten, dabei war dies bereits Anfang August gewesen, es war also schon so gut wie ein ganzer Monat vergangen, doch sie konnte sich immer noch ganz genau an alles erinnern, vor allem daran, wie wunderschön Fleur ausgesehen hatte, als sie zusammen mit ihren beiden Brautjungfern Brigitte und Ginny, den kleinen Schwestern des Hochzeitspaares, zum Altar geschritten war, wo bereits der Bräutigam sehnsüchtig auf sie gewartet hatte. ( zum Thema Kastensätze...)

Zu Mrs Weasleys Bedauern hatte sich Bill jedoch noch nicht einmal zu seiner eigenen Trauung die Haare schneiden lassen, doch ein Versprechen von ihm und seiner Braut auf viele Enkelkinder hatte sie letztendlich wieder versöhnt.

Neben den Familienangehörigen waren auch Hermine, Remus und Tonks, die sich zum allerersten mal als Paar in der Öffentlichkeit gezeigt hatten, einige Freunde des Brautpaares und natürlich auch Harry anwesend gewesen.

Hermine musste lächeln, als sie an ihren besten Freund, den überall in der magischen Welt berühmten Zauberer, dachte. Er hatte endlich sein Glück gefunden mit Ginny, der jüngsten der Weasleys und zudem ebenfalls eine gute Freundin von ihr. Sie fand es einfach zu süß, das junge Paar zu beobachten und auch Molly war überglücklich gewesen, als sie von der Beziehung der beiden erfahren hatte, Harry gehörte eh schon seit geraumer Zeit zur Familie. Doch leider empfanden nicht alle so wie sie. Ron bedachte seinen besten Freund immer noch mit einem leicht missbilligen Blick, wenn ihn mit seiner kleinen Schwester zusammen sah, doch er hielt sich zurück, etwas zu sagen.

-Ron ist so ein Thema für sich...-, dachte Hermine und seufzte erneut auf.

Er hatte im laufe ihrer Zeit bei seiner Familie immer wieder Annäherungsversuche gestartet und sich sogar dazu durchgerungen ihr seine Liebe zu gestehen, doch sie hatte erwidert, dass sie nicht mehr als Freundschaft für ihn empfinden würde, was ihr auch erst in diesem Moment klar geworden war. Ron hatte zwar zuerst sehr enttäuscht reagiert, schien es jedoch verstanden und akzeptiert zu haben und beide hatten das Thema seitdem nicht mehr angeschnitten und verhielten sich nicht anders als früher zueinander.

Nach ihrem Aufenthalt bei den Weasleys war Hermine zusammen mit ihren Eltern per Flugzeug nach Island geflogen, wo sie drei wunderschöne Wochen damit verbracht hatte, in heißen Quellen zu baden und sich endlich einmal richtig zu erholen, trotz allen Sorgen. Zu ihrer Freude waren ihr sogar andere Hexen und Zauberer begegnet, die ebenfall auf der Insel aus Feuer und Eis ausspannten.

Doch jetzt war sie seit gerade einmal zwei Tagen wieder zu hause und die Langeweile und die Sehnsucht nach Hogwarts quälten sie jetzt schon schrecklich. Sie hoffte darauf, am nächsten Tag ein paar ihrer Klassenkammeraden zu treffen, selbst über Malfoy und seine zwei Gorillas würde sie sich wahrscheinlich freuen.

-Na gut, über Malfoy vielleicht doch nicht...-, fügte sie gedanklich hinzu. Es gab bestimmt keinen anderen Menschen den sie so sehr hasste und der sie genau so wenig leiden konnte, wenn nicht sogar noch weniger.

-Okay, wenn man Parkinson mal nicht bedenkt, dann haut's hin.-, die dumme Kuh aus Slytherin konnte wohl noch weniger leiden als den platinblonden Weiberhelden aus deren Haus.

-Was die bloß alle an dem finden? Er sieht zwar nicht gerade schlecht aus, aber er ja nicht gerade. Ach, wer sich in den verknallt kann nicht mehr alles richtig im Oberstübchen haben!-, damit waren Hermines Gedankengänge über ihren Erzfeind abgeschlossen und sie ließ ihren Blick durch den geräumigen Raum schweifen, bis dieser am Kaminsims mit den Familienfotos hängen blieb.

Ihre Familie, das waren ihre Eltern und sie, andere Verwandte hatte sie nicht, demzufolge waren auch nur sie drei auf den Bildern zu sehen. Einen kurzen Augenblick fühlte sie sich fast einsam, wenn sie ihre Eltern und sich mit der Großfamilie der Weasleys verglich, doch dieses Gefühl verflog schnell wieder. Dass sie ihre Großeltern beiderseits nie kennen gelernt hatte, von Geschichten ihrer Eltern wusste sie, dass alle vier schon vor ihrer Geburt gestorben waren und dass ihre Eltern keine Geschwister und sie damit keine Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen hatte, doch im Gegensatz zu Harry konnte sie sich nicht beklagen. Dieser hatte zwar Onkel und Tante, sowie auch einen gleichaltrigen Cousin, jedoch waren das die schrecklichen, magiehassenden Dursleys. Und die hatte Harry sechzehn lange Jahre ertragen müssen, ab seinem ersten Schuljahr in Hogwarts zwar nur noch in den Ferien, aber das war auch mehr als genug. Aber diese Zeit war endlich vorüber, jetzt wohnte der „Junge der überlebte" im Haus der Blacks am Grimmauldplatz Nummer 12, welches ihm sein Pate Sirius, der ein guter Freund von Harrys verstorbenen Eltern gewesen war, ihm nach seinem Tod vererbt hatte.

-Ich hab ihn seit letztem Schuljahr noch nie da besucht!-, schoss es Hermine durch den Kopf und sie nahm sich vor, dies sobald wie möglich nachzuholen, vielleicht könnte sie ja in den Winterferien ein paar Tage zu ihm kommen, sie würde ihn auf jeden Fall danach fragen!

„Hermine, Abendessen!", erklang da plötzlich die Stimme ihrer Mutter aus dem Esszimmer, welches an die Wohnstube angrenzte.

„Ich komme schon!", rief Hermine zurück und sprang hektisch auf. Dabei warf sie jedoch ihren friedlich dösenden Kater von ihrem Schoß, der sich gerade noch mit einem waghalsigen Sprung retten konnte und sie nun vorwurfsvoll anblickte.

„Sorry Krummbein, kommt nicht wieder vor!", versöhnend strich sie dem Stubentiger über den Kopf und kraulte ihn hinter den Ohren, bevor sie leichtfüßig ins benachbarte Zimmer schwebte. (Ah, Dementor! XD)

Dort wartete bereits ihre Mutter mit einem fantastisch aussehenden Abendessen auf sie und ihren Vater...

Am nächsten Nachmittag stand Hermine in der Winkelgasse vor Madam Malkins Schaufenster und besah sich nachdenklich die Anhänge und Roben, die dort ausgestellt waren.

„Dein alter Schulumhang ist doch schon sehr zerschlissen, wenn ich mich nicht irre. Was hältst du davon, wenn wir hier einen neuen kaufen?", fragte ihre Mutter, die plötzlich neben ihr stand und sprach damit ihre eigenen Gedanken aus. Manchmal dachte Hermine wirklich, sie wäre eine Hexe, so wie sie sich anschleichen konnte. Doch ihre Mum war eine eindeutige Muggel.

„Ja, daran hab ich auch gerade gedacht. Wir können ja mal reingehen, vielleicht finden wir ja was.", erwiderte das braunhaarige Mädchen.

Von einem melodischen Klingeln begleitet, anscheinend war eine neue Türklingel angebracht worden, traten sie ein und wurden sofort von der Ladenbesitzerin Madam Malkins bestürmt. Nach einigen fachlichen Fragen hastete diese davon, um den passenden Stoff zu holen, während Hermine sich auf einen kleinen Hocker stellte. Die erfahrene Hexe warf ihr einen Umhang über und begann damit, ihn mit hauchdünnen Nadeln in die passende Form zu bringen, wobei sie von Mrs Granger, die in ihrer Freizeit selbst eine begnadete Näherin war, mit aufmerksamen Blicken beobachtet wurde. Nach einigen Minuten hatte Hermine ihren neuen Schulumhang, wahrscheinlich den letzten den sie je besitzen würde. Dieser Gedanke gab ihr einen leichten Stich, sie hatte die schönste Zeit ihrer Lebens in der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei verbracht, dort hatte sie all ihre Freunde kennen gelernt, und das sollte alles in nicht einmal mehr zwölf Monaten mit ihren UTZ's zu Ende sein? nein, daran würden sie ihre Lehrer wohl früh genug erinnern, also verbannte sie alles was mit ihren Prüfungen oder ihrem Abschluss zu tun hatte aus ihrem Hirn.

„Hermine, hörst du mir überhaupt zu?", fragte ihre Mutter und holte sie somit wieder in die Gegenwart zurück.

„Tut mir leid Mum, ich hab geträumt. Was wolltest du von mir?"

„Ich habe gefragt, ob du alles hast oder ob wir noch in eines der Geschäfte müssen.", wiederholte Diane Granger seelenruhig, sie war es gewohnt, dass ihre Tochter ab und zu einmal ins Land der Träume abdriftete, selbst am helllichten Tag, und dann einfach gar nichts mehr aus ihrer Umgebung wahrnahm.

„Hm, lass mich mal kurz nachdenken...", gedanklich ging die junge Hexe eine Liste von den Sachen durch, die sie hatte kaufen wollen, „ ... ich glaube, wir haben alles, oder... ach, hätt ich ja fast vergessen: Ich brauch noch ne neue Feder, Krummbein hat meine alter zerlegt. Ich hab das Gefühl, dass er die Dinger für kleine Vögel hält, aber egal, auf zum Schreibwarenladen!", Hermine hakte sich lächelnd bei ihrer Mutter ein, nahm die Tüten mit ihren Schulbüchern und ihrem neuen Umhang und zusammen liefen sie frohen Mutes durch die Winkelgasse.

Wäre sie nicht so eine gute Beobachterin gewesen, dann wäre Hermine die im Vergleich zu früher veränderte Stimmung in der Einkaufsstraße für Hexen und Zauberer nicht aufgefallen. Doch sie hatte eine herausragende Beobachtungsgabe und deshalb fielen ihr auch sofort die vielen verunsicherten, ja sogar ängstlichen Blicke auf, mit denen Passanten wie auch Ladenbesitzer, Reinblüter wie Muggelgeborene ihre Umwelt bedachten. Alle waren in großer Unruhe, bereit jeden Moment den Zauberstab zu ziehen und sich zu verteidigen, sie lebten in einer innerlichen Angst.

-Und das alles nur wegen Voldemort und seinen verdammten Todessern!-, dachte sie und ihre Hand umschloss den griff der Tüten fester.

-Ich hasse diese Schwarzmagier, wenn sie nicht wären, dann wäre alles viel ruhiger und die Menschen müssten nicht mehr in Angst und Schrecken davor leben, jeden Augenblick einen Todesfluch entgegengeschleudert zu bekommen.-, wütend malte sie sich aus, was sie alles mit ihnen machen würde, wenn sie mehr Kraft und stärkere magische Fähigkeiten hätte, mit diesen, diesen... ach, sie fand noch nicht mal ein Wort, was diese Hexen und Zauberer beschrieb! Ein weiterer Grund sie in Ärger zu versetzen war, dass sie bisher noch keinen einzigen ihrer Freunde getroffen hatte, deshalb sah sie sich andauernd suchend um. Irgendwo musste doch jemand aus ihrer Klasse sein!

Plötzlich blieb ihre Mutter abrupt stehen und hielt sie somit ebenfalls vom laufen ab.

„Sieh mal, so eine Eule habe ich auch mal gesehen!", rief die ältere Frau entzückt aus und Hermine überhörte aufgrund ihrer noch nicht ganz erstorbenen Wut das leichte Stolpern in ihrer Stimme.

-Toll Mum, als wenn ich noch nie in meinem Leben eine Eule gesehen hätte!-, dachte sie. Professor Snape wäre stolz auf solchen Sarkasmus gewesen.

-Okay, ich geb ja zu, sie sieht ziemlich hübsch aus, aber deshalb so eine Unruhe zu verbreiten? Na ich weiß ja nicht...-, Hermine schüttelte den kopf, als sie das Tier in einem der Käfige des Geschäfts für magische Tierwesen näher in Augenschein nahm. Es hatte durchweg hellbraunes Gefieder und erwiderte die prüfenden Blicke der jungen Frau aus tiefschwarzen Augen, von denen diese sich nur schwer abwenden konnte.

„Kommst du Mum, der Schreibwarenladen ist gleich um die Ecke!", drängte Hermine, als sie endlich aufsah.

Doch ihre Mutter war immer noch in dem für magische Tierwesen typischen Zauber gefangen und begutachtete die Eule weiterhin voller Entzückung.

„Du kannst ja schon einmal vorgehen, ich komme dann nach. Pass auf dich auf.", murmelte sie dann endlich ohne ihre Tochter anzusehen.

Diese zögerte einen Augenblick. Sollte sie wirklich ihre Mutter, eine Muggel, zu einer Zeit in der jeden Augenblick ein Dutzend Todesser aus dem Nichts erscheinen konnte, allein durch die Winkelgasse laufen lassen?

-Ach, ihr wird schon nichts passieren, es ist ja nur für ein paar Minuten. Außerdem würden Voldemorts Leute nie an einem ort angreifen, wo es so viele erwachsene Weißmagier gibt!-, tat sie ihre Befürchtungen ab, als Alastor „Mad-Eye" Moody aus einem Geschäft trat und ihr begrüßend zuwinkte.

„Okay Mum, bis nachher dann. und pass du auch auf dich auf.", rief sie noch, bevor sie um die Ecke bog.

-Typisch Mum, sobald sie irgend etwas sieht, was ihr gefällt, kommt sie nicht drumrum es erst mal ganz genau unter die Lupe zu nehmen!-, dachte Hermine grinsend, als sie aus dem Schreibwarenladen trat. Sie hatte sich für eine ziemlich hübsche Steinadlerfeder entschieden und hoffte, dass Krummbein ihr nicht allzu schnell zu Leibe rücken würde. Doch sie hegte den verdacht, dass er ihr diesen Wunsch nicht erfüllen wollte und wahrscheinlich auch nicht erfüllen würde.

„Ich glaub's ja nicht, da steht doch wirklich das Vorzeige-Schlammblut Granger ohne ihre ach so tollen Beschützer, den heiligen Potter und den muggelliebenden Weasley und grinst dumm in der Weltgeschichte rum. Damit siehst du ja fast noch dämlicher aus als sonst, und ich dacht schon, das geht nicht mehr! Keine Angst so ganz allein, oder hat Potters übermäßiger Heldenmut auf dich abgefärbt?", fragte eine spöttische Stimme neben ihr.

Hermine stöhnte innerlich auf und verfluchte ihre Gedankengänge vom vorherigen Tag. Wovor warnte sie ihr Vater fast täglich: Pass auf, was du dir wünscht, es könnte in Erfüllung gehen! Warum hatte sie nicht einmal auf ihn hören können? Wie hatte sie sich nur wünschen können Malfoy zu treffen? Denn genau der hatte sich ungewöhnlich leise an sie herangeschlichen und ihr die letzten Worte ins Ohr geflüstert.

Sie atmete einmal tief durch und drehte sich seelenruhig zu dem jungen Zauberer um, ihre innere Unruhe perfekt verbergend, und blickte ihm genau in die eisblauen, vor Spott funkelnden Augen.

-Mist, warum ist der Typ nur so groß!-, schoss es ihr durch den Kopf und sie verfluchte ihn innerlich. Es war nicht gerade leicht, ihren gegenüber herablassend anzusehen, wenn dieser über einen Kopf größer war als sie selbst und sie damit zu ihm aufsehen musste, was ihr alles andere als gefiel.

„Ach, Malfoy! Dich hätt ich ja gar nicht hier erwartet. Du musst dir keine Sorgen um mich machen, mir geht's auch ohne Harry und Ron blendend!", erwiderte sie scheinheilig, sodass der angesprochene eine Augenbraue hochhob, ihre Reaktion schien ihn für einen Moment zu verwirren, er wich jedoch keinen Millimeter vom Fleck.

„Was willst du von mir? Du schleichst dich doch nicht nur an, um zu wissen ob ich Angst habe.", fuhr sie ihn dann plötzlich gereizt an.

„Ich würde nie etwas von einem Schlammblut wie dir wollen, Granger.", wisperte er und beugte sich noch etwas weiter zu ihr herunter, er schien noch etwas hinzufügen wollen, doch er wurde von einer wohlklingenden Stimme unterbrochen, die ihn zurückschrecken ließ.

„Draco, ich habe dir doch schon hundertmal gesagt, dass du nicht immer ohne etwas zu sagen einfach verschwinden sollst, und das auch noch zu diesen Zeiten. Du weißt doch, dass ich mir sonst Sorgen mache!", rief eine große, schlanke Frau Ende Vierzig und kam mit anmutigen Schritte auf sie zu. Hermine erkannte in ihr Mrs Malfoy, die Mutter ihres momentanen Streitpartners.

„Mutter, ich kann auf mich selbst aufpassen! Aber lass uns das später ausdiskutieren und vor allem nicht hier.", erwiderte ihr dieser, ihm schien die Situation recht unangenehm, zu sein.

„Bist du Mummy einfach davongelaufen? Wie kannst du nur, böser Junge!", flüsterte die braunhaarige grinsend, damit nur der platinblonde junge Mann sie verstehen konnte. Eine Ader pulsierte bedrohlich an seiner Schläfe und er schien sich stark zurückhalten zu müssen, um nichts zu erwidern.

„Hermine, Liebes, da bist du ja! Und, hast du eine passende Feder für dich gefunden?", ihre Mutter kam auf sie zugeschwebt, den leichtfüßigen gang hatte Hermine eindeutig von ihr geerbt.

Jetzt war es an dem Malfoy-Erben zu grinsen.

„Oh, Mum, konntest du dich von der Eule trennen?", meinte die junge Hexe.

Sie fand die Situation etwas ungewöhnlich, wenn nicht sogar fast unvorstellbar. Da standen Narzissa und Draco Malfoy zusammen mit ihrer Mum und ihr und seit drei Minuten war keine schwere Beleidigung gefallen, das war mehr als erstaunlich. Kurz überlegte sie ein achtes Weltwunder einzuführen, doch diese Idee verwarf sie schnell wieder.

Während Hermine also gerade dabei war gedanklich die Weltgeschichte zu verändern, schienen die beiden älteren Frauen erst jetzt bemerkt zu haben, dass auch noch andere Menschen als das jeweilige Kind anwesend waren.

Schweigen.

„Draco, würdest du uns bitte vorstellen, manchmal frage ich mich wirklich, was ich bei deiner Erziehung falsch gemacht habe.", Narzissa Malfoy sah ihren Sohn leicht vorwurfsvoll an und bedachte die beiden anderen Frauen mit einem ehrlichen, entschuldigenden Lächeln.

-/Sie muss doch an Mums Kleidung erkennen, dass sie eine Muggel ist, also warum verhält sie sich dann so freundlich zu ihr? Ich dachte alle Reinblüter die zu Voldemort stehen, allen voran die Malfoys, hassen alle Muggel!-, Hermine machte sich ihre Gedanken, während ihre eigene und die Mutter ihres Klassenkameraden sich interessiert musterten. Auf einmal hob Narzissa eine Augenbraue, eine typische Angewohnheit ihrer Familie, die wahrscheinlich signalisieren sollte, dass die Person verwirrt war. Diane Granger erwiderte diese Geste mit einem leichten Kopfnicken, was deren Tochter leicht aus der Fassung brachte. Kannten sich die beiden etwa?

Auch Malfoy-Junior schien den Austausch der beiden erwachsenen Frauen bemerkt zu haben und räusperte sich.

„Mutter, dass sind Hermine Granger, eine Klassenkameradin von mir, und, wenn ich mich nicht irre, ihre Mutter, eine Muggel.", stellte er sie vor und betonte das letzte Wort besonders. Doch dies hatte nicht den von ihm erwünschten Effekt, seine Mutter hob nur ein weiteres Mal fragend ihre Augenbraue.

„Ah, Mrs Granger, es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Narzissa Malfoy, ich bin Dracos Mutter, was Sie sicherlich schon gedacht haben.", sagte sie mit verblüffender, echter Höflichkeit an die etwa gleichaltrige Frau gewandt.

„Diane Granger, die Freude ist ganz meinerseits, Mrs Malfoy. Ihr Sohn hat ganz richtig vermutet, ich bin Hermines Mum.", erwiderte die angesprochene und reichte ihrer Gegenüber die Hand, die diese lächelnd schüttelte.

Hermine konnte, oder besser gesagt wollte, ihren Augen nicht trauen und auch dem jungen Zauberer neben ihr schien die Situation unerklärlich.

-Nein, das glaub ich jetzt nicht! Ich hab doch eindeutig Hallus, das geht doch gar nicht, dass sich Mum mit Narzissa Malfoy versteht, mit der Mutter dieses groben, hinterhältigen, fiesen, von sich selbst total eingenommenen und vollkommen egoistischen, muggelhassenden Arschlochs!-, dachte sie, jedoch in dem Bewusstsein, dass sie leider keine Halluzinationen hatte. Als wenn das nicht alles schon unglaublich genug gewesen wäre, setzte Narzissa Malfoy dem noch einen drauf und warf sie nun endgültig aus der Bahn.

Die blondhaarige Hexe hatte sich ihr zugewandt und nach einer für Hermine etwas unangenehmen, sehr gründlichen Musterung meinte sie immer noch freundlich lächelnd zu ihr: „So, und du bist also Hermine Granger, ich darf dich doch noch duzen, oder nicht?", Hermine nickte irritiert, „Draco hat mir schon viel von dir erzählt, aber immer nur, dass du in jedem Fach Klassenbeste bist. Davon, dass du auch noch so bildhübsch bist, hat er nie etwas gesagt.", sie warf ihrem Sohn einen weiteren tadelnden Blick zu, nachdem sie Hermine verschwörerisch zugezwinkert hatte. Diese war vollkommen perplex, hatte ihr da eine Malfoy, ausgerechnet eine MALFOY, wirklich gerade ein Kompliment gemacht?

„Ähm, vielen Dank.", stammelte sie und auf ihr Gesicht legte sich ein leichter Rotschimmer.

Nicht nur Hermine schien Probleme mit ihrem Gemütszustand zu haben, auch Draco wirkte leicht mitgenommen. Der junge Mann schien einer Ohnmacht nahe und krampfhaft hielt er die Tüten in seiner Hand umklammert, in denen sich wahrscheinlich seine neuen Schulbücher befanden. Seine Gedanken standen ihm förmlich auf der Stirn geschrieben: Was, in Merlins Namen, war nur mit seiner Mutter los?

Diese war sich den Nöten, die sie verursacht hatte, anscheinend überhaupt nicht bewusst und blickte gerade auf eine ausgesprochen teuer aussehende Armbanduhr an ihrem Handgelenk.

„Oh, ist wirklich schon so spät? Entschuldigen Sie uns, aber wir müssen leider weiter. Ich hoffe doch, wir sehen uns irgendwann einmal wieder?"

„Ach, da bin ich mir ziemlich sicher. Man sieht sich doch bekanntlich immer zwei mal im Leben.", beide Frauen lächelten wissend und nach einem weiteren Händeschütteln, bei dem sich der platinblonde Zauberer nicht beteiligte, setzten die Malfoys ihren Weg fort.

Hermine blickte den beiden abwesend nach und bemerkte, wie Narzissa ihrem Sohn etwas zuflüsterte, nachdem sie ihn auf etwas in einem der unzähligen Schaufenster aufmerksam gemacht hatte, worauf dieser leicht Rot um die Nasenspitze wurde und ein entrüstetes „Mutter, wie kommst du denn auf SO einer Idee?", von sich gab.

Die junge Hexe wollte gerne wissen, was den Eisklotz aus Slytherin so aus der Fassung gebracht hatte, doch eine andere Frage interessierte sie sehr viel mehr: Waren die Narzissa Malfoy, die sich eben freundlich mit ihr und ihrer Mum unterhalten hatte und die, der sie mit Harry und Ron vor genau einem Jahr bei Madam Malkins begegnet war wirklich dieselbe Person?

„Hermine, kommst du jetzt endlich oder willst du da Wurzeln schlagen und weiterhin vor dich her träumen?", rief ihre Mutter lächelnd, sie war bereits vorgegangen und stand vor einem Geschäft, demselben auf das Malfoys Mutter ihn noch vor wenigen Augenblicken aufmerksam gemacht hatte, wie Hermine beunruhigt erkannte.

Verwirrt schreckte sie auf und eilte leichtfüßig zu ihr.

„Du Mum, hast du..."

„Sieh mal, diese Kette da! Ist die nicht einfach wunderschön?", unterbrach ihre Mum sie und zeigte auf ein Schmuckstück in einer der unzähligen Glasvitrinen.

-Super, jetzt geht das schon wieder los! Wahrscheinlich irgend so ein klobiges, kitschiges Ding, was schon steinalt ist!-, ihre Gedanken trieften schon wieder vor Sarkasmus.

-Ich hab eindeutig zu oft mit Snape Unterricht gehabt als gut für mich ist...-, mit den Augen rollend folgte sie dem ausgestreckten Arm ihrer Mutter. Sie hatte sich nicht geirrt, wie immer, die Kette war golden und bestand aus einzelnen, massiven Segmenten, zudem besaß sie einen ziemlich großen Anhänger in der Form eines eiförmigen Medaillons. Selbst ohne diesen Anhänger wäre die Kette schon ausgesprochen gewichtig gewesen, doch mit dem schweren Ding war es wahrscheinlich einfach nur total unangenehm, sie zu tragen, weil jeden Augenblick die Gefahr bestand vornüber zu kippen und wörtlich auf dem Bauch zu landen.

„Lies dir mal die Beschreibung durch!", nichts gutes ahnend befolgte Hermine die Aufforderung und besah sich das schmutzige, zerknitterte Stückchen Pergament, das bereits einige Risse aufwies und neben dem Samtkissen lag, auf das die Kette gebettet war.

-Ist wahrscheinlich schon genauso alt wie dieser komische Goldhaufen.-, dachte sich Hermine noch, bevor sie murmelnd zu lesen begann:

„Liebesmedaillon

Sind Sie auch unglücklich verliebt? Missachtet die Person, an die Sie Tag und Nacht denken, Sie etwa, oder empfindet sie nur einfach nichts für Sie? Wenn Sie diese Fragen mit ja beantworten könne, das ist dies genau das richtige Schmuckstück und damit die Lösung Ihres Problems.

Legen Sie ein Bild von sich und eines von der Person, die ihr Herz begehrt, in den Anhänger.

Sie werden sehen, schon nach wenigen Tagen werden Sie und Ihr Schatz im siebten Himmel schweben..."

-Nein, das muss ich mir nicht weiter antun, das ist eindeutig derselbe Humbug wie dieser ganze Wahrsage-Mist!-, mit den Augen rollend wandte Hermine sich ab. Typisch, dass ihrer Mum so etwas gefiel, und sie ahnte auch schon, was sie jetzt zu ihr sagen würde.

„Na, wäre das nicht etwas für dich? Du bist siebzehn und hast immer noch keinen Freund!", meinte Mrs Granger. Das waren Worte, die ihre Tochter von ihr alle paar Tage zu hören bekam, seit sie ihr Anfang ihres fünften Schuljahres versichert hatte, dass sie nicht mit Viktor Krum zusammen war. Diese reagierte auch genau so genervt wie immer.

„Ha, ha, ha. Wirklich Mum, du und deine tollen Ideen immer. Wessen Foto soll ich denn deiner Meinung nach nehmen?", erwartungsvoll sah sie die ältere an. Sie war ja gespannt, wen sie sich als Schwiegersohn ausgeguckt hatte.

„Wie wäre es denn mit einem von deinem wirklich außerordentlich gut aussehenden Mitschüler Draco Malfoy?"

„Malfoy? Mum, spinnst du? Nie und nimmer! Ich hab dir doch schon so oft gesagt, was wir voneinander halten. Wir hassen uns, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, eher kriegt Nevilles Kröte Trevor von ihm ein Paar perfekte Flügel gezaubert und flattert durch das Klassenzimmer für Zauberkunst, wofür ihm Professor Flitwick fünfundzwanzig Punkte gibt, während Parvati mit einem Slytherin knutscht!", rief Hermine außer sich, sie war sich todsicher, dass so eine Situation nie eintreffen würde, denn erstens war Neville einfach immer noch zu mies in Zauberkunst und zweitens hasste Parvati alle Slytherins genau so sehr wie sie selbst auch.

„Na gut, dann eben nicht. Trotzdem, du musst zugeben, dass er nicht gerade schlecht aussieht, gegen so einen Schwiegersohn hätte ich nichts einzuwenden... Aber was nicht ist kann ja bekanntlich noch werden...", den letzten Satz hatte sie nur leise vor sich hin gemurmelt.

„Ha, ha, du wirst immer lustiger. Was hast du danach noch gesagt?", fragte Hermine skeptisch, sie hatte das Genuschel ihrer Mutter nicht verstehen können.

„Ach, ist nicht so wichtig. Komm, lass uns nach hause gehen, dein Dad wartet bestimmt schon auf uns!", erwiderte diese lächelnd. Die junge Hexe bedachte sie zuerst noch mit einem misstrauischen Blick, doch dann hakte sie sich ebenfall lächelnd bei ihr unter und beide machten sich auf dem Weg zum Muggelteil von London...

„Hermine-Schatz, beeil dich, oder du kommst zu spät zum Zug! Dad wartet schon mit dem Auto auf uns!", rief Mrs Granger von unten aus dem Hausflur zu ihrer Tochter hoch und trieb diese damit zur Eile an.

„Ja ja, ich komme ja schon. Ich muss nur noch schnell Krummbein in seinen Käfig stecken!", erwiderte Hermine, wobei ihre Stimme leicht gehetzt klang.

Sie stand, ihren übergroßen Kater in eine Ecke drängend, auf dem Treppenabsatz und redete ihm gut zu. In der einen hand hielt sie seinen Käfig und in der anderen einen von Krummbeins geliebten Leckerbissen, womit sie ihn zu sich zu locken versuchte, was jedoch ohne großen Erfolg blieb.

„Jetzt komm schon Krummbein, ich kann verstehen, dass du das nicht magst, aber es muss sein! Es ist doch wirklich nur, bis wir im Zug sind, da kannst du auch wieder raus!", bettelte die braunhaarige, doch das lebende Fellknäuel ließ sich nicht erweichen.

Dann, nach weiteren endlosen fünf Minuten, die Hermine einen Haufen Nerven kosteten, hatte sie es endlich geschafft, die Katze war im Sack, oder besser gesagt im Käfig. Sich diesen unter den Arm geklemmt sprang sie die Treppenstufen hinunter, warf die Haustür hinter sich zu und eilte zum Auto, wo ihre Eltern bereits ungeduldig auf sie warteten, wobei eigentlich nur ihre Mum ziemlich gehetzt wirkte, ihr Dad strahlte, wie immer, die für ihn typische, allgegenwärtige Ruhe und eine durch nichts zu erschütternde Gelassenheit aus.

„So, da sind wir. Es kann losgehen!", keuchte die junge Frau außer Atem.

„Na wer sagt's denn, auf geht's.", meinte David Granger nur lächelnd und warf den Motor an.

Den Kies aufwirbelnd rasten sie die Auffahrt hinunter und waren in wenigen Minuten auf der Autobahn in Richtung London. Die Fahrt verging ohne irgendwelche Zwischenfälle, trotzdem kamen sie erst um kurz vor elf auf dem Bahnhof King's Cross an.

Mithilfe ihres Vaters hievte Hermine ihre Koffer auf einen der Gepäckwagen und verabschiedete sich von ihren Eltern.

„Bis zu den Weihnachtsferien dann!", sagte sie, nachdem sie beide umarmt hatte.

„Ach, ich denke, wir werden uns noch sehr viel früher wieder sehen!", meinte ihre Mum mit einem verräterischen Augenzwinkern. Hermine hatte nicht mehr genug Zeit um nachzufragen, was sie denn damit genau meinte, und winkte ihnen daher nur noch einmal schnell zu, bevor sie hastig mit dem Wagen durch die Absperrung zwischen Gleis neun und zehn stürmte, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass nicht allzu viele Muggel zu ihr sahen.

Als sie auf der anderen Seite, Gleis 9 ¾, wieder heraus kam, sah sie gerade noch, wie die letzten Schüler in den Zug mit der knallroten Lock einstiegen. Hermine ergriff ihr Gepäck und sprang ebenfalls in den

Hogwarts-Express, gerade noch rechtzeitig, wie sie feststellte. Erleichtert atmete sie aus, sie hatte noch mal Glück gehabt! Hinter ihr schloss sich gerade mit einem dumpfen Geräusch die Tür.

In Gedanken versunken lief sie durch den Zug, auf dem Weg ins Schülersprecherabteil, wobei sie ihren Freunden zuwinkte, wenn sie an deren Abteil vorbei kam. Harry und Ron sah sie nicht, wahrscheinlich saßen sie in einem der hinteren Waggons. Zu ihrer großen Freude hatte die junge Hexe zusammen mit der Liste ihrer neuen Schulbücher auch die Mitteilung erhalten, dass sie dieses Jahr zur Schülersprecherin ausgewählt worden war. Nicht, dass sie etwas anderes erwartet hätte, aber eine klitzekleines Bisschen überrascht hatte es sie trotzdem.

Im vordersten Wagen angekommen atmete sie noch einmal tief durch, bevor sie die Abteiltür aufschob. Sie ahnte schon, wem sie dahinter gleich gegenüberstehen würde. Ein letztes Stoßgebet in den Himmel sendend und hoffend, dass sie sich irrte, was ziemlich unwahrscheinlich war, trat sie ein.

Doch leider bestätigte sich ihre Vorahnung. Die Person, die eben noch in einem der bequemen Sessel gesessen und so friedlich gelesen hatte, hob den Kopf und sah ihr mit einem spöttischen Grinsen entgegen...