Date: 09.04.2007
Disclaimer: Paramount.
Author's Note: Irgendwie wollte ich schon immer ein VOY/DS9 – Crossover schreiben, da es für mich persönlich die beiden besten Star Trek Serien sind. Nun ja, es ist aber mehr VOY als DS9 in der Story.
Kategorie: Angst, Character Death, Drama, Romance,
Characters&Pairings: P/T; P/f; Voyager Crew; DS9 Crew
Rating: PG-13
Summary: AU, die Voyager kommt schon nach zwei Jahren durch ein Wurmloch aus dem Delta-Quadranten zurück, die Crew verstreut sich da nach in alle Winde. So auch Tom und B'Elanna. Nach einem Jahr treffen sich die beiden jedoch auf Harrys Hochzeit wieder und werden sich danach nicht so schnell wieder aus den Augen verlieren…
Prolog: Die Geschichte spielt nach der zweiten Staffel von VOY, außerdem gibt es den Maquis nicht mehr, da er sich wieder mit der Sternenflotte verbündet hat.
This day I will marry my best friend
von K'Leena
Part 1/3
San Francisco
::Es ist 7:30::
B'Elanna zog sich die Decke noch weiter über dem Kopf und schloss wieder die Augen. Vor knapp sechs Stunden war sie noch auf der Arbeit gewesen, um diesen verdammten Computer-Absturz zu beheben. Es hätte nicht viel gefehlt und dieser unverzeihliche Fehler hätte das gesamte Hauptquartier der Sternenflotte lahm gelegt.
Sternenflotte - Wie eigenartig das immer noch in B'Elannas Ohren klang. Vor gerade mal 3 Jahren war sie noch mit dem Maquis unterwegs gewesen. Doch dann kam sie auf die Voyager und lernte dort als Sternenflotten - Ingenieurin zu agieren. Und jetzt saß sie in San Francisco und arbeitete als Commander in der Energieverteilungsanlage der Sternenflotte. Vor knapp einem Jahr hatte es die Voyager geschafft, durch ein Wurmloch nach Hause zu gelangen, den ehemaligen Anhängern des Maquis war man sehr gnädig gegenüber gewesen, da man es ohne sie nie aus dem Delta Quadranten geschafft hätte. Es tat sogar irgendwie wieder gut einen festen Arbeitsplatz zu haben, schon seit langem war ihr Leben nicht so geordnet gewesen. Nur eine Sache störte sie an diesem „neuem" Leben: Dass sie ihre Freunde nicht mehr sehr oft sah. Denn wie auch sie selbst hatten die ehemaligen Voyager-Besatzungsmitglieder sich einen Job auf der Erde gesucht, einige hatten auch Familien gegründet und waren weggezogen. Ihr einstiger Captain Kathryn Janeway war nun Admiral und sah B'Elanna nur noch, wenn es sehr wichtige Treffen der Sternenflotten-Obersten gab. Chakotay, der immer wie ein Bruder für B'Elanna gewesen war, war nun auf Deep Space Nine stationiert, ebenso wie der ehemalige Doctor der Voyager, das MHN. Sicherheitschef Tuvok war zu seiner Familie auf Vulkan zurückgekehrt und Kes und Neelix hatten sich ebenfalls in einer Sternenflottenkolonie abgesetzt. Einer ihrer besonders guten Freunde, Harry, war nach der Ankunft der Voyager genau wie sie nach San Francisco gezogen und war nun mit Libby verlobt. Auf B'Elannas Nachtisch lag bereits eine Einladung der beiden zu ihrer Hochzeit, die heute stattfinden sollte. Und dann war da noch Tom Paris…
::Es ist 7:45::
„Ist ja gut, ich steh ja schon auf", murmelte B'Elanna, schob die Decke beiseite und erhob sich langsam. Noch immer etwas schläfrig ging sie ins Bad und begann sich zu duschen. Danach zog sie das Kleid an, welches sie sich extra für die Hochzeit ihres Freundes gekauft hatte. Es war knielang, schulterfrei und in einem samtigen Rot-Ton. Schließlich wollte sie heute festlich erscheinen, denn es passierte nicht alle Tage, dass „Sternenflotte" heiratete. Sie lächelte bei diesem Gedanken.
Der Saal war festlich geschmückt, alle Gäste waren bereits anwesend und man wartete nur noch auf das Brautpaar. Plötzlich ertönte Musik und Harry und seine Libby betraten den Raum. Harry trug einen schicken Smoking und strahlte genau wie seine zukünftige Frau übers ganze Gesicht. Die beiden gingen durch die Masse auf den Standesbeamten zu…
Nach der Zeremonie, wurde das Festmahl eröffnet. B'Elanna stand ein wenig abseits und beobachtete die Menschenmenge. Viele ihrer alten Crewkameraden waren gekommen, auch die ehemaligen obersten Offiziere der Sternenflotte. Da kam der frischgebackene Ehemann Harry auf sie zu.
„Maquis, schön, dass Sie gekommen sind!" B'Elanna schmunzelte, auch jetzt behielten sie immer noch ihre Standardsprüche bei.
„Toll, Sie wieder zu sehen, Sternenflotte!" Die beiden umarmten sich kurz und unterhielten sich über die Hochzeit.
„Haben Sie Tom irgendwo gesehen?", fragte Harry Kim schließlich.
„Nein, wieso?"
„Ich hatte ihn eingeladen, wissen Sie, wir drei – wie in alten Zeiten."
„Wenn man vom Teufel spricht. Tom!", rief B'Elanna aufgeregt, als sie Tom Paris in der Menge erkannte. Als er jedoch nicht antwortete, liefen Harry und B'Elanna auf ihren einstigen Piloten zu. „Hey, wie geht's, Kumpel?", fragte Kim, als er sich endlich zu ihnen umgedreht hatte.
„Harry! B'Elanna! Das ist ja eine Ewigkeit her."
„Hi, Tom", sagte B'Elanna und umarmte ihn mit einer schnellen Bewegung, aus irgendeinem Grund hatte sie ihn unglaublich vermisst. Danach begrüßte Harry Kim seinen besten Freund. Nachdem die drei sich ein wenig über die Hochzeit unterhalten hatten, wurde Harry von seiner Frau Libby gerufen und eilte hinfort.
„Wo haben Sie das letzte Jahr bloß gesteckt, Paris?", fragte B'Elanna schließlich.
„Ich war bei einigen Sternenflotten- Testflügen als Pilot an Bord, dann habe ich einige Zeit in Phoenix als Navigator gearbeitet. Und was machen Sie beruflich?"
Sie wollte ihm gerade antworten, als wieder die Musik zu spielen begann und die Gäste dazu aufgefordert wurden, die Tanzfläche mit dem frisch getrauten Paar zu teilen. „Nicht so schüchtern, Ladys and Gentlemen", kommentierte Harry die Situation, als sich niemand außer ihm und seiner Holden rührte.
B'Elanna und Tom sahen sich für eine Nanosekunde in die Augen und schauten dann aber sofort wieder weg.
„Miss Torres, darf ich bitten?"
B'Elannas Antwort kam etwas zögerlich, doch trotzdem voller Freude. „Mit dem größten Vergnügen, Mr. Paris." Die beiden betraten die Tanzfläche und Tom legte sanft seine Hand an ihre Hüfte, die andere in B'Elannas Hand. Die Musik wurde lauter während B'Elanna und Tom begannen, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen, ebenso wie es Harry und Libby taten. Obwohl die Gedanken von Torres und Paris unausgesprochen blieben, spürte jeder der beiden die Besonderheit dieser Begegnung.
, Ich habe sie alle hier so sehr vermisst, besonders Tom.'
, Sie ist so wunderschön.'
, Er hat sich so verändert - er ist ja geradezu ein Gentlemen geworden, aber das gefällt mir.'
, B'Elanna, es ist so wunderbar, wieder bei dir zu sein.'
Die Musik wurde leiser, Applaus ertönte. Fast wie in Trance lösten sich Tom und B'Elanna wieder voneinander. Beide waren von diesem glücklichen Moment des Wiedersehens ergriffen.
Die Hochzeitsfeier ging noch bis tief in die Nacht, nachdem die meisten Leute gegangen waren, wollten sich nun auch Paris und Torres von ihrem Freund Harry verabschieden.
„Es hat mir wirklich sehr viel bedeutet, dass ihr da ward.", sagte der Asiat und schloss sie nacheinander in die Arme.
„Machen Sie's gut, Harry und treiben Sie's heut Abend nicht mehr zu lange", meinte Tom grinsend und kassierte damit einen Stoß in die Rippen von B'Elanna.
„Sie müssen ihn entschuldigen, Sternenflotte, das letzt Glas Wein war wohl zu viel. Nicht wahr, Paris?", erklärte sie mit einer ebenfalls angeheiterten Stimme. „Bis bald, Harry."
„Ja, ciao, Harry."
„Ich seh' Sie zwei doch sicher bald wieder", fragte Kim.
„Natürlich, Sternenflotte."
„Auf jeden Fall." Tom erhaschte einen hoffnungsvollen Blick in B'Elannas Augen. „Versprochen."
Als B'Elanna am nächsten Morgen erwachte, hatte sie das Gefühl, den gestrigen Tag nur geträumt zu haben, doch als sie ihr rotes Kleid über dem Stuhl hängen sah, wusste sie, dass es real gewesen war. Während des Tages dachte sie immer wieder an Tom und seine Worte. Warum fühlte sie sich plötzlich so hingezogen zu ihm? Warum vermisste sie ihn bereits jetzt schon wieder schrecklich? Und warum dachte sie überhaupt ständig über ihn nach?
Irgendwann schob sie ihre Gedanken beiseite, schließlich musste sie zur Arbeit gehen. Doch soweit kam es erst gar nicht, da sie plötzlich eine Nachricht auf ihre heimische Computer-Konsole geschickt bekam. Neugierig öffnete B'Elanna die Datei und begann zu lesen:
Sternzeit 51144.6
4 . März 2374
Sehr geehrte Miss Torres ,
Sie werden gebeten, sich heute um 11:00 Uhr im Hauptquartier der Sternenflotte, San Francisco, zu melden und dort einer Besprechung von höchster Bedeutung beizusitzen. Natürlich werden Sie dafür von Ihrer heutigen Arbeit freigestellt. Sorgen Sie außerdem dafür, niemandem diese Nachricht zu zeigen oder gar jemanden davon zu berichten, da es um eine sehr vertrauliche und geheime Angelegenheit geht.
Wir bitten um pünktliches Erscheinen.
Hochachtungsvoll,
Admiral Kathryn Janeway der irdischen Sternenflotte
Förderation der vereinigten Planeten
„Worum auch immer es sich handelt", dachte B'Elanna nachdenklich, „es muss wirklich sehr dringend sein." Noch nie hatte sie eine solch geheime Nachricht von der Sternenflotte erhalten. Und dann auch noch vom Admiral Janeway persönlich.
„Vielen Dank, dass Sie alle es einrichten konnten, so schnell zu kommen", begann Admiral Janeway die Besprechung. „Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden – die Sternenflotte braucht Ihre Hilfe. Wie Sie bereits aus dem Nachrichtendienst vernommen haben, hat die Sternenflotte die Raumstation Deep Space Nine an das Dominion und die Cardassianer verloren. Admiral Paris, Captain Sisko und meine Wenigkeit haben uns gestern mit dem Förderationsrat getroffen und folgenden Entschluss gefasst: Wir werden die Station zurückerobern. Deshalb wurden Sie alle eingeladen, Sie als unsere besten Offiziere. 592 Schiffe warten auf ihre Besatzung."
Die versammelten Offiziere blickten erwartungsvoll ihre Vorgesetzten an. Jeder von ihnen wusste, wie wichtig diese Angelegenheit war. Dann fuhr Amiral Paris fort.
„Sie werden auf die Schiffe aufgeteilt. Die Information Ihres Einsatzes erhalten Sie auf so einem" – er hielt kurz sein PADD in die Luft – „Daten-PADD. Es ist natürlich mit einem Sternenflotten-Code verschlüsselt."
Nachdem jeder Teilnehmer der Versammlung die Informationen erhalten hatten, schloss Sisko den Vortrag ab.
„Sie haben Ihre Befehle. Wegtreten."
Ein Gemurmel ging durch den großen Konferenz-Raum der Sternenflotten und alle erhoben sich.
B'Elanna war in die Kantine des Sternenflotten-Hauptquartiers gegangen. „Das ist es also – ein Kriegseinsatz", schoss ihr durch den Kopf und sie fragte sich, warum sie nicht schon vorher daran gedacht hatte. Natürlich hatte sie von dem Angriff der Cardassianer auf DS9 gehört.
Sie nahm das Daten-PADD, das sie erhalten hat, entsperrte den Verschlüsselungscode und begann sorgfältig die Informationen zu lesen:
Name: Torres, B'Elanna
Eingesetzt in: Rückkehr nach Deep Space Nine, „Operation Rückkehr"
Rang: Commander
Position: Chefingenieurin, Erster Offizier
B'Elanna stutzte. Erster Offizier? Sie? Neugierig las sie weiter.
Einsatzort: USS Evolution (NCC-74220), Kriegsschiff der Defiant-Klasse
Einsatzbeginn: in zwei Tagen, am 6.März 2374
Vorgesetzter: Captain Chakotay
Chakotay war ihr Captain. Ihr erster Gedanke war einfach nur „wow". Schmunzelnd blickte sie zurück in die Vergangenheit. Schließlich war Chakotay schon einmal ihr Captain gewesen – damals auf der Liberty. Er war Freiheitskämpfer des Maquis gewesen und jetzt leitete er ein Kriegsschiff der Defiant-Klasse gegen die Dominion und Cardassianer.
Die Cardassianer. Schlimme Erinnerungen kamen in B'Elanna auf.
Schnell drängte sie diese beiseite und beschäftigte sich lieber mit dem Gedanken, dass der Maquis von Anfang an Recht gehabt hatte, was die Cardassianer betraf.
Eine Stimme rüttelte sie aus ihrer Nachdenklichkeit. „Was dagegen, wenn ich mich neben Sie setze?"
„Was?", hastig blickte B'Elanna auf, doch dann erkannte sie, wer da vor ihr stand. „Tom! Was machen Sie denn hier?"
„Das Gleiche wie Sie, nehme ich an", erklärte er, „meinen Einsatzbefehl entgegennehmen."
„Sie können sich ruhig neben sich setzen", antwortete sie schlicht. „Auf welchem Schiff arbeiten Sie?"
„Auf der USS Evolution, und Sie?" Paris setzte sich zu der Halbklingonin und hoffte inständig, dass er zufällig das Glück hatte, mit ihr auf dem gleichen Schiff zu sein.
„Ich auch", antwortete B'Elanna freudig und etwas vorschnell, „Ich meine", sie musste sich zusammenreißen, um ihn nicht vor Freude anzugrinsen, „das hätten Sie sich doch eigentlich denken können."
„Was hätte ich mir denken können, B'Elanna?", fragte Tom lächelnd, „ Dass Sie es keinen Tag ohne mich aushalten würden und Sie deshalb mit mir zusammen fliegen?"
„Nein", erwiderte sie trocken, „Da Chakotay der Captain der Evolution ist, würde ich mit ihm mitkommen. DAS hätten Sie sich denken können."
„Ja, wie Sie meinen."
„Oh Kahless!", dachte B'Elanna insgeheim, „Was für eine intelligente Konversation!"
Einen Moment herrschte Stille. Aber dann fasste Tom all seinen Mut zusammen, um B'Elanna etwas vorzuschlagen.
„Haben Sie heute Abend schon etwas vor, Commander?", fragte er neugierig.
„Nein, bisher nicht", erklärte B'Elanna nervös.
„Nun dann, wollen Sie vielleicht heute mit mir ausgehen? Schließlich haben wir nur noch zwei Tage hier auf der Erde und ich war schon lange nicht mehr in San Francisco unterwegs. Sie könnten mir doch einige Bars und Clubs zeigen?"
Fragte er sie gerade etwa nach einem Date?
„Ich weiß nicht", stammelte sie unsicher.
Tom fiel ihr ins Wort, er hatte ihr Unwohlsein in dieser Situation bemerkt: „Es war nur eine Frage. Sie müssen nichts tun, was Sie nicht wollen."
Wieder Stille. B'Elanna sah den blonden jungen Mann genau an. Wieso sollte sie es ihm so schwierig machen? Immerhin bedeutete auch er ihr sehr viel und im Grunde wollte sie ihn gar nicht wieder abweisen. Es war mehr so eine Reflexreaktion von ihr gewesen, ablehnend zu sein. Aber mal wieder ausgehen mit einem guten Freund? Dagegen konnte sie doch überhaupt nicht sein. Außerdem, so oft bot sich ihr nicht eine Gelegenheit, mal so etwas in ihrer Freizeit zu tun. Letztendlich hatte B'Elanna ihre Entscheidung getroffen.
„Doch, doch", begann sie, „Ich würde mich freuen, Ihnen die Stadt zu zeigen."
„Gut, wann darf ich Sie heute Abend abholen?", fragte Tom, begeistert darüber, dass sie zugestimmt hatte.
„Wie wäre es mit 19:00 Uhr? Ich muss vorher noch etwas auf der Arbeit regeln."
„Also 19:00 Uhr. Wo wohnen Sie überhaupt?"
„In der Cogran-Street 24, kennen Sie die?"
„Ja, natürlich. Bis heute Abend dann!"
„Bis dann."
Tom stand auf und ging davon. Er hatte es geschafft, er hatte ein Date mit B'Elanna. Sein Kopf sagte ihm, dass es eigentlich falsch war, mit ihr auszugehen, aber sein Herz meinte da etwas anderes.
Zuerst waren sie in einem schicken Restaurant essen gewesen, danach hatte sie ihm die Stadt gezeigt. Letztendlich waren die beiden zu B'Elannas Lieblingsbar gekommen.
„Zwei Gläser Champagner, bitte", orderte Tom und er und B'Elanna nahmen Platz.
„Ich werde San Francisco vermissen", sagte sie fast traurig, „Jetzt, wo ich mich endlich daran gewöhnt habe, muss ich schon wieder gehen."
„Es ist ja nicht für immer", meinte Tom, „Außerdem werden wir auf jeden Fall hin und wieder das Ehepaar Kim besuchen."
Ehepaar – bei diesem Wort lachten die beiden.
„Wo haben Sie das letzte Jahr eigentlich gesteckt, Paris?", fragte sie neugierig.
„Wie gesagt, ich war Testpilot in Phoenix, aber das war keine Stadt für mich."
„Deswegen sind Sie zurückgekommen?"
„Nicht nur deswegen." Er schaute tief in B'Elannas Augen und ein wunderbares Gefühl der Wärme und Vertrautheit umgab ihn. Ihr erging es nicht anders, sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz jeden Moment zerspringen würde. Die Zwei genossen einfach den Moment ihres Zusammenseins.
Ein wenig später brachte Tom B'Elanna nach Hause, nach dem langen Tag waren sie beide sehr müde. In zwei Tagen würden sie in den Krieg ziehen und obwohl Tom sich gegenüber B'Elanna sehr optimistisch gezeigt hatte, war er dennoch ein wenig ängstlich. Mit dem Dominion war nicht zu spaßen, das wusste er. Außerdem musste er nachher noch jemanden von seinem Auftrag erzählen, aber darüber wollte er sich im Moment keine Gedanken machen.
„Danke für den schönen Abend, Tom", sagte B'Elanna ehrlich, insgeheim fast schon enttäuscht, dass er so schnell herum war.
„Danke gleichfalls", erwiderte Tom mit einem Lächeln.
Die Zwei standen sich nun genau gegenüber, sodass sie das Strahlen in seinen tiefblauen Augen erkennen würde. Fast das gesamte letzte Jahr hatte sie nie viel über Paris nachgedacht und jetzt, wo da war, hatte er ihr bereits den Kopf verdreht. Nie hätte sie geglaubt, sich in den blonden Piloten zu verlieben, aber in diesem Augenblick spürte sie, wie sehr sie ihn doch eigentlich mochte.
Während die beiden sich so anstarrten, kreisten auch Toms Gedanken. Einerseits tadelte er sich fast dafür, wieder zurückgekommen zu sein, andererseits glaubte er, dass es die beste Entscheidung seines Lebens gewesen war. Natürlich hatte er B'Elanna vermisst, er hatte nur nicht erwartet, solche starken Gefühle für sie zu haben.
Und jetzt – in genau dieser Minute – sah sie einfach wunderschön aus. Diese großen, schokoladenbraunen Augen, die sanften Wülste auf ihrer Stirn und diese roten, vollen Lippen…
Langsam senkte er seinen Kopf zu ihr herunter und ihre Lippen trafen sich zu einem langem, zärtlichen Kuss.
Es war, als ob die beiden schwebten.
Sie hatte ihn geküsst! B'Elanna konnte ihr Glück kaum fassen, es war so ein wunderbares Gefühl gewesen. In der Nacht lag sie hellwach in ihrem Bett und dachte über Geschehnisse des heutigen Tages nach. Es hatte so viel Spaß gemacht, mit Tom etwas unternehmen und dann dieser Kuss! Obwohl sie es nicht wahrhaben wollte, wusste B'Elanna genau, dass sie sich verliebt hatte. In ihrem Kopf malte sie sich ihre Träume und Fantasien aus. Denn wenn sie von nun an immer mit Tom zusammenarbeiten würde, könnte doch Hoffnung für die beiden bestehen, oder?
Am nächsten Morgen erwachte B'Elanna mit einer ungewöhnlich guten Laune und beschloss, an ihrem letzten Tag auf der Erde, sich noch einmal in der Stadt umzusehen. Nachdem sie durch die Fußgängerzone geschlendert war, ging sie in eines der größten Kaufhäuser von San Francisco. Ohne wirklich zu wissen, was sie eigentlich wollte, sah sich B'Elanna in den Regalen um. Bis sie plötzlich jemanden in der Schmuckabteilung erkannte. Leise schlich die Halbklingonin sich an, um dann dem blonden Mann auf die Schulter zu tippen. Ruckartig drehte dieser sich um und sah, wer da vor ihm stand.
„B'Elanna!", rief er aus, „Sie haben mich vielleicht erschreckt!"
„Hallo, Tom", erwiderte sie, „auch schön sie wieder zu sehen."
Plötzlich ertönte eine Stimme und eine schlanke, junge Frau – B'Elanna schätzte sie in ungefähr ihrem eigenen Alter ein – mit langen blonden Haaren kam auf die beiden zu. „Tom, hier steckst du also!", sagte sie und umarmte ihn. B'Elanna musterte die zwei verwundert. Die blonde Frau wandte sich zu ihr.
„Sie sind sicher B'Elanna", meinte sie, als sie die klingonischen Merkmale sah, „Tom hat mir schon so viel von Ihnen erzählt."
„Ach wirklich?", wollte B'Elanna gerade fragen, als die Frau fort fuhr: „Er hat mir immer wieder von seiner Bewunderung gegenüber Ihnen vorgeschwärmt, dass ich manchmal schon fast eifersüchtig wurde. Aber es ist wirklich schön zu wissen, dass er so nette Freunde hat…" Sie hätte stundenlang so weiterreden können, doch als sie B'Elannas verdutzten Gesichtsausdruck sah, stoppte sie.
„Verzeihung, ich wollte sich nicht damit nerven – eine kleine Schwäche von mir. Aber Sie wissen doch sicher auch, wer ich bin, oder?"
„Um ehrlich zu sein…", begann B'Elanna, „Nein, das weiß ich nicht."
Tom hatte in der ganzen Zeit kein Wort gesagt. Schließlich war sein Traum von einer Beziehung mit B'Elanna in nur wenigen Sekunden zerplatzt, jetzt würde sie die Wahrheit erfahren und ihn – besonders nach dem gestrigen Tag – für immer hassen.
„Oh…Ich seh' schon, ihr habt viel über mich geredet", sagte sie zu den beiden mit einer amüsierten, ironischen Stimme. „Also, ich bin Nataly, Toms Freundin."
Toms Freundin. Toms Freundin. Immer wider klangen diese Worte in B'Elannas Ohren nach. Dieser Idiot! Wie konnte er es nur wagen mit ihr zu flirten, schlimmer noch: sie sogar zu küssen, wenn er doch eine Freundin hatte? Am liebsten hätte sie Tom hier und jetzt zur Schnecke gemacht, aber sie zwang sich weiterhin freundlich zu bleiben, denn verraten konnte sie ihn einfach nicht (auch wenn Tom genau das verdient hätte!). Verbissen lächelte B'Elanna und schüttelte der blonden Frau die Hand:
„Freut mich, Sie kennen zu lernen, Nataly."
Heute war es also soweit. Die „Operation Rückkehr" nach Deep Space Nine würde beginnen. In der Starterhalle der Raumschiffe in San Francisco war viel los. Jeder Crewmen und Offizier wurde von seiner Familie oder von Freunden verabschiedet. Nur B'Elanna stand allein in einer Ecke. Nach der gestrigen Begegnung mit Tom und seiner Freundin hatte sie keinen klaren Gedanken mehr gefasst. Warum tat Tom ihr da an? Hatte er etwa nur mit ihr gespielt, um sie dann doch wieder links liegen zu lassen? Oder hatte B'Elanna sich wirklich so sehr in Paris getäuscht? War er wirklich immer noch der Frauenschwarm, der Don Juan des 24. Jahrhunderts,Ich hätte es wissen müssen', tadelte sie sich selbst,Paris ist und bleibt ein arrogantes, egoistisches, selbstgefälliges…' Doch weiter kam sie nicht, da sie plötzlich von ihrem Captain überrascht wurde.
„Chakotay!", rief Torres laut aus, „Lange nicht gesehen."
„Und doch wieder erkannt", lächelte er, „Ich wünschte nur wir hätten uns bei etwas erfreulicheren wieder getroffen, B'Elanna."
„Wo bleibt denn Ihr Optimus, Captain?"
„Oh Mann, wenn Sie mich Captain nennen klingt das noch merkwürdiger als würde es Benjamin Sisko nennen.
„Ach, kommen Sie, ein eigenes Schiff, das hat doch was. Außerdem müssen wir damit Ihren Arbeitsplatz zurückerobern."
Ein leichtes Lächeln erschien auf Chakotays Gesicht. „Ja, da haben Sie wohl Recht. Kennen Sie das Gefühl, dort endlich hingekommen zu sein, wohin man immer wollte und dann einfach davon vertrieben wird?"
„Ja." B'Elanna wusste nur zu gut, was Chakotay beschrieb. Ein Gefühl der Traurigkeit beschlich sie, schnell wechselte sie das Thema. „Ein wirklich schönes Schiff: Drei Phaserbänke, vier Pulsphaser, zwei Photonen- und Quantentorpedos, Warp 9…das ist eine ganz andere Liga als die Liberty damals."
„Meine Ansprüche haben sich offenbar seit der Zeit auf der Voyager gesteigert", sagte er schmunzelnd.
Jetzt, kurz bevor es losging, spürte B'Elanna trotz all der höflichen und mutmachenden Worte ein Unwohlsein und eine Spur der Angst. Doch gleichzeitig dachte sie auch daran, nun mit – diesem Mistkerl – Paris zusammenarbeiten. Nun sollte sich alles in ihrem Leben verändern, es war eine Reise ins Ungewisse.
Dann rief Chakotay seiner Mannschaft zu: „Also gut, Leute. Alle Mann an Bord."
Computer Logbucheintrag der Evolution, Captain Chakotay, Sternzeit 51146.3
„Der Start der Flotte ist gut gelungen, auch die Crew der Evolution hat sich bereits nach einem Tag sehr gut an das neue Schiff gewöhnt. Natürlich liegt eine gewisse Unruhe in der Luft, aber ich denke, das ist ganz normal. Gleich beim Briefing werde ich die Sicherheitsvorkehrungen mit den Führungsoffizieren besprechen."
„Nun ich denke, das wäre dann alles zu den Sicherheitsvorkehrungen. Commander Torres und Lieutenant Paris, bis morgen brauche ich die Berichte vom Maschinenraum und der Navigation. Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit. Wegtreten."
B'Elanna eilte hastig aus dem Konferenzraum, um Tom zu entfliehen. Doch zu spät – er stand bereits vor ihr.
„B'Elanna…", begann er unsicher, „Bitte lassen Sie mich da etwas erklären. Ich…"
„Da gibt es nichts zu erklären", fiel sie ihm ungeduldig und genervt ins Wort, „Ich weiß, was ich gesehen habe und das war eindeutig genug. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu arbeiten!" Mit diesem Worten rauschte sie davon und ließ einen verzweifelten Tom Paris zurück.
Eine nachdenkliche B'Elanna saß in der Schiffskantine. Chakotay hatte das Gespräch zwischen Torres und Paris am Morgen mitbekommen. Er wollte Klarheit schaffen, denn das Letzte, was er auf dieser Mission gebrauchen könnte, war eine schlechtgelaunte Halbklingonin und Zoff unter der Crew.
„Probleme mit Paris?", fragte er sie, während er sich zu ihr setzte.
„Wie kommen Sie denn darauf?", antwortete sie ironisch. Nach Reden war ihr jetzt eigentlich gar nicht zu Mute.
„B'Elanna, ich will ehrlich sein: Ich kann im Moment wirklich keine Streitigkeiten zwischen den Offizieren gebrauchen. Wir sind im Krieg!"
„Und das heißt…was?", warf Torres genervt zurück.
„Das heißt, dass Sie sich besser mit Paris versöhnen sollten. Zumindest einen Waffenstillstand während dieser Mission verhandeln."
„Niemals!", rief sie empört. Diesem Idioten von Paris auch noch verzeihen? Auf gar keinen Fall! Schließlich war es ja nicht ihre Schuld, dass er so ein gemeiner Lügner und elendiger Betrüger war!
„Was ist denn los, B'Elanna? Was auch immer Tom getan hat, ist es denn wirklich so schlimm?"
Sie wollte ihm gerade darauf antworten, als Paris zur Tür rein kam und die beiden sah. Höflich begrüßte er Chakotay und B'Elanna.
„Kommen Sie, Paris, setzen Sie sich. Wir haben gerade von Ihnen gesprochen."
„Ach wirklich?", fragte Tom verdutzt. Hatte sie Chakotay etwa von ihrem Streit erzählt oder gar von dem ziemlich peinlichen Vorfall im Kaufhaus? Er konnte ja verstehen, dass sie auf ihn sauer war. Aber das sein Captain und B'Elannas bester Freund jetzt Vermittler spielen sollte, gefiel ihm gar nicht. Dennoch setzte Paris sich.
„Haben Sie zwei irgendwelche Probleme?", begann Chakotay ganz psychologisch.
„Nein", antworteten die beiden fast synchron. Na, klasse! Tom und B'Elanna wollten also stur bleiben. „Wenn sie das so haben wollen", dachte Chakotay.
„Nun, wenn das so ist, dann unterlassen Sie bitte in Zukunft das kindische Benehmen und konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit. Wie ich bereits sagte, ich will keine Unstimmigkeiten in der Crew. Außerdem sind Sie Führungsoffiziere, Sie sollten Vorbild sein! Also vergessen Sie Ihre privaten Probleme und verhalten Sie sich bitte wie erwachsene Menschen. Haben Sie mich verstanden?", schloss der Captain seine kleine Strafpredigt ab. Er hatte nicht gewollt, so scharf mit ihnen umzugehen, aber immerhin war er selbst ziemlich gereizt. Sein erstes Kommando auf einem Raumschiff und dann gleich so etwas.
„Ja, Sir", gaben Tom und B'Elanna ein wenig zerknirscht von sich. Doch damit war der Streit noch längst nicht beendet.
Die vermeintliche Aussprache in der Kantine hatte weder Tom noch B'Elanna etwas Positives gebracht, ganz im Gegenteil: Nun war erst recht Torres' Wut auf Paris geschürt. Sie wollte ihm sein dummes Spiel nicht einfach durchgehen lassen, sondern ihn ab jetzt einfach nur noch ignorieren. Bei der Arbeit würde sie das wohl oder übel nicht hinkriegen, aber im privaten Leben wollte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Vielleicht war das etwas hart von B'Elanna, aber die Enttäuschung war zu groß, um sie einfach zu verdrängen.
Aber ganz anders erging es Tom. Er hegte ständig Schulgefühle sowohl gegenüber B'Elanna als auch Nataly. Nie hätte er gedacht, dass ein Wiedersehen mit der Halbklingonin ihn so aus der Bahn werfen könne. Natürlich war es nicht seine Absicht gewesen, sie zu verletzten, aber er musste schließlich auch an seine Freundin denken. Nataly nur wegen einer zufälligen Begegnung abschreiben? Nein, das könnte er niemals tun. Zudem kam auch noch, dass B'Elanna jetzt erst recht nichts mehr von ihm wollte. Nach langem Grübeln fasste Paris einen Entschluss.
„Ding-Dong." Bereits zum zweiten Mal betätigte Tom die Klingel an B'Elannas Quartier-Tür. Endlich antwortete sie: „Ja, bitte?"
Die Tür öffnete sich und ein ernst aussehender Tom Paris stand davor – so hatte sich Torres das mit der Distanz zwischen ihnen beiden eigentlich nicht vorgestellt.
Ruhig, jedoch mit einem Anflug von Wut in ihrer Stimme, begann sie zu sprechen: „Was wollen Sie, Paris?"
„Ich habe nachgedacht, B'Elanna. Chakotay hat Recht. Wir sollten die Sache klären."
„Nun…", B'Elanna erhob sich von ihrem Stuhl und ging, während sie redete, immer ein Stück auf Tom zu. „Für mich ist die Sache ganz klar: Sie haben mit mir geflirtet, mich sogar geküsst, OBWOHL Sie eine Freundin haben. Und als würde das nicht schon reichen, lerne ich sie mal eben nebenbei kennen. Natürlich haben Sie Nataly nichts von unsern gemeinsamen Abend erzählt, nein, natürlich. Sie doch nicht. Ein Paris lässt doch nichts anbrennen!" Nach diesem Schwall der Worte atmete sie tief durch, zum einen, um ihre Selbstkontrolle wieder zu erhalten, zum anderen um ihren Triumph in diesem irrsinnigen Streit zu genießen.
Tom wollte sich gerade vor ihr rechtfertigen, als er die Wahrheit in ihren Worten erkannte. „Sie…Sie haben ja Recht, B'Elanna."
Verwirrt sah sie ich an. Tom gab freiwillig zu, dass er sich falsch verhalten hatte? Wieder hörte sie ihm zu.
„Aber", begann er, „Verstehen Sie mich denn kein kleines bisschen? Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Mann, ich weiß doch auch nicht, warum das so gelaufen ist. Das war alles nie beabsichtigt!" Damit war Paris bei der Ingenieurin unten durch.
„Sie…Sie wussten nicht, was Sie tun sollten?", rief B'Elanna erbost. „Vielleicht gleich von Anfang die Wahrheit sagen? Aber jetzt verstehe ich, wahrscheinlich wollten Sie mit ihren miesen Tricks weiterspielen und sowohl Ihre Freundin als auch mich belügen. Nun ja, wenigstens Sie hätten davon was gehabt!"
„Nein, B'Elanna. So war es nicht. Ich…" Tom wollte die Sache nun endlich klären, doch Torres stoppte ihn.
„Verschwinden Sie endlich!", schrie sie ihn an. Als er sich nicht rührte, kam sie so richtig in Rage. „Raus! Und glauben Sie ja nicht, Sie könnten sich hier noch einmal blicken lassen." B'Elanna zitterte am ganzen Körper. „Gehen Sie doch endlich." Die letzten Worte schluchzte sie nur noch.
In diesem Moment erkannte Paris, wie sehr er sie verletzt hatte. Ein weiterer unverzeihlicher Fehler in seinem Leben. Bevor er eine Beziehung bzw. Freundschaft zu B'Elanna aufbauen konnte, hatte er mal wieder alles zerstört. Er hatte sie verloren. Ihm wurde plötzlich klar, dass dies ihm nicht mit Nataly passieren sollte. So sehr verletzten wollte er sie nicht auch noch. Aber dann müsste er wieder lügen?
Schweigend ging er.
Nach diesem Vorfall hatten die beiden nicht mehr miteinander geredet. Höchstens, wenn es um die Arbeit auf der Evolution ging oder um CONN-Berichte. Eine Woche war nun bereits verstrichen und die Situation schien sich nicht zu bessern. Wie jeden Morgen betrat B'Elanna aufgewühlt den Turbolift.
„Computer. Maschinenraum."
Lautlos setzte sich der Lift in Bewegung, doch dann hielt er zwei Decks zuvor. Die Türen öffneten sich und ein blonder Mann stand davor. Ganz offensichtlich Tom.
Ohne ihn auch nur eine Sekunde länger anzusehen, ging sie schweigend einen Schritt zur Seite, um Paris Platz zu machen. Dieser betrat, ebenfalls schweigend, den Aufzug. Während B'Elanna Tom einfach nur ignorieren wollte, wollte Tom die junge Frau nicht schon wieder verletzen, indem er einen weiteren Streit zwischen den beiden anzettelte. So blieben die zwei Offiziere stumm und standen regungslos nebeneinander.
Nur wenige Augenblicke später krachte es und der Turbolift wurde erschüttert. Dann blieb er stehen.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?", fragte Paris sein Gegenüber vorsichtig.
„Ja, ich habe mich nur erschrocken", erwiderte Torres trocken. Darauf zischte sie mit ein wenig mehr Rage: „Was ist nun schon wieder los?"
„Offenbar ist der Turbolift ausgefallen."
„Das sehe ich auch", antwortete sie ihm bissig.
Hastig betätigte Torres ihren Kommunikator:
„Torres an Chakotay." Keine Antwort.
„Torres an Brücke." Wieder nichts.
„Kahless, hört mich denn niemand? Torres an irgendjemanden auf diesem verdammten Schiff!" Als wieder nur Stille folgte, warf sie ihren Kommunikator wütend gegen die Wand.
Na toll! Jetzt war sie auch noch mit diesem Volltrottel Paris im Lift eingesperrt. Und obendrein musste sie sich auch noch seine dämlichen Bemerkungen anhören. Fast hatte sie ihn anschreien wollen, doch mit etwas Selbstbeherrschung behielt B'Elanna Ruhe. Schließlich war es nicht Toms Schuld, dass die beiden hier festsaßen. „Alles so gut", meinte sie ruhig, „Chakotay wird merken, wenn wir nicht zum Briefing erscheinen und früher oder später nach uns suchen lassen. Bis dahin müssen wir einfach abwarten und hoffen, dass der Aufzug nicht abstürzt."
„Welch beruhigende Worte", sagte Paris ironisch. „Und was sollen wir tun während wir warten? Däumchen drehen?"
„Am besten Sauerstoff sparen. Dann muss ich wenigstens Ihre Stimme nicht ertragen." Mürrisch setzte Torres sich an die Wand des Turboliftes.
„Autsch! Das tat weh", dachte Tom betroffen. Er beschloss dann jedoch, dass der Vorschlag gar nicht so dumm war und setzte sich ebenfalls. Auf diese Weise würde keiner der zwei einen neuen Streit anfangen und obendrein würden sie tatsächlich Sauerstoff sparen. So vergingen einige Minuten.
Plötzlich wurden Schüsse außerhalb der Evolution hörbar. B'Elanna realisierte als Erste, was jenseits des Liftes wirklich geschah, schließlich war sie schon in einigen solcher Situationen gewesen.
„Das ist kein normaler System-Ausfall. Wir werden angegriffen!", stellte sie panisch fest. Weitere Erschütterungen durchliefen das Schiff und Tom begriff, dass Torres Recht hatte. Zögerlich standen die Offiziere auf.
„Was sollen wir bloß tun?", fragte Paris unsicher.
„Was sollen wir schon tun? Wir sitzen in diesem verdammten Ding fest, schon vergessen? Oder haben Sie irgendeinen Plan, um uns hier herauszuholen?"
„Sie sind doch die Chefingenieurin! Basteln Sie doch am Lift ein wenig herum oder so. Was weiß denn ich?" Die plötzliche Bedrohung machte Tom und B'Elanna immer nervöser.
„Ich kann nichts ‚herumbasteln', wenn das Turbolift-System durch einen Angriff beschädigt wurde. Dazu müsste ich an die Kontrollen im Maschinenraum."
„Wozu hat man eigentlich im 24. Jahrhundert so viel Technik, wenn sie doch nichts bringt?"
Torres und Paris sagten wieder nicht mehr. Weitere Schüsse trafen das Schiff und brachten es zum Beben. Irgendwann setzten sich die beiden wieder auf den Boden des Liftes. Tom hatte bemerkt, wie still B'Elanna geworden war, auch war die Farbe aus ihrem Gesicht fast gänzlich entschwunden. Natürlich hatte sie genauso große Angst wie er, aber er wollte sie nicht mehr so leiden sehen.
„B'Elanna", sagte er zaghaft. Langsam hob sie ihren Blick. Also gut, was sollte er ihr nun sagen? Doch dann kam es ihm in den Sinn. Wenn die beiden nun wirklich sterben würden, hatte die Halbklingonin die Wahrheit über sein Verhalten in San Francisco verdient. Paris atmete tief durch und begann dann von neuem.
„B'Elanna, ich muss Ihnen die Wahrheit sagen über das, was in San Francisco vorgefallen ist. Sie hatten natürlich Recht damit, dass ich ein Lügner und Feigling bin."
Verwundert sah sie ihn an, dann sprach er weiter: „Ich weiß, das was jetzt kommt, ist eigentlich keine Entschuldigung, aber wie gesagt, es ist nun mal die Wahrheit. Als ich Sie belogen habe, und Ihnen Nataly verschwiegen habe, tat ich dies sowohl aus Hoffnung als auch aus Angst. Denn, um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, Sie näher kennen zu lernen, mit Ihnen auszugehen, alles so was halt. Doch nach dem Kuss, unserm unglaublichen Kuss konnte ich Ihnen nicht von Nataly erzählen. Ich wusste doch, dass das Sie nur verletzen würde. Also schwieg ich. Aus Angst, Ihnen wehzutun oder unsere gerade entstandene Vertrautheit zu zerstören. Es war egoistisch von mir, die ganze Sache zu verheimlichen, aber ich wusste wirklich nicht, was ich machen sollte. Es tut mir wirklich inständig leid, Sie so hintergangen zu haben. Glauben Sie mir, wenn ich könnte, würde ich das alles ungeschehen machen. Aber da ich das leider nicht kann, bitte ich Sie um Entschuldigung."
Toms Ehrlichkeit hatte B'Elanna gerührt. Langsam erkannte sie, dass sie zu weit gegangen war und ihn lange genug ungerecht behandelt hatte. „Tom", fing Torres an, „ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Es war ungerecht von mir, Sie so anzuschreien. Natürlich war es nicht fair, so mit mir und auch Ihrer Freundin umzugehen…aber ich will wirklich nicht mehr mit Ihnen darüber streiten."
„Wissen Sie, vielleicht sollten wir noch mal ganz von vorne anfangen. Ganz normal, als Freunde eben."
„Freundschaft ist gut", meinte B'Elanna erleichtert darüber, endlich diese ewige Zankerei zwischen ihr und Paris beigelegt zu haben. Einige Minuten vergingen still, dann ertönten wieder Phaser-Schüsse. „Na klasse!", sagte Torres darauf, „Unsere Leute kämpfen gerade gegen die Dominion oder Cardassianer, während wir hier festsitzen."
„Ironie des Schicksals, nichts wahr?"
Auf einmal sackte der Lift ein paar Meter herunter, blieb dann jedoch wieder stehen. B'Elanna war nun kreidebleich und zitterte. Auch Tom stand unter Schock. Ganz langsam zog er die junge Frau an sich heran und legte seine Arme um sie. Wenn die beiden nun sterben würden, dann nicht im Streit oder alleine. Zögerlich lehnte B'Elanna sich an die Brust des Mannes und hörte, dass sein Herz ebenso so schnell schlug wie das ihre.
Wieder sauste der Aufzug ein kleines Stück tiefer, B'Elanna und Tom vergruben sich daraufhin tiefer in ihrer Umarmung.
„Eigentlich hatte ich mir unsere freundschaftliche Beziehung weniger ‚nah' vorgestellt, aber wenn Ihnen das nichts ausmacht…"
„Paris! Wie können Sie in dieser Situation nur noch Witze machen."
„Tut mir leid."
„Schon gut."
Plötzlich sagte Tom nachdenklich ihren Namen: „B'Elanna?"
„Hmm?"
„Ich muss Ihnen etwas sagen." Ihm wurde auf einmal klar, dass dies womöglich die letzte Gelegenheit war, Torres die Wahrheit zu sagen. Und damit meinte er nicht, dass er einfach nur Angst gehabt hatte, sie zu verletzten. Nein, was ihm seit dem Wiedersehen mit B'Elanna auf dem Herzen lag, war eine viel schwerer Last. Er hatte sich in sie verliebt. Ein einziger kurzer Augenblick hatte gereicht, dass er völlig hin und weg von ihr war. Er musste es ihr sagen, zumindest, damit sie es vor dem Tod erfahren hätte. Den beiden war sowieso nicht mehr viel Zeit vergönnt, also wollte er jetzt seine Chance ergreifen.
„B'Elanna, ich…" Doch weiter kam Paris nicht mit seiner Antwort, da der Turbolift abermals ruckelte und sich bewegte. Die beiden umklammerten sich nun ganz fest und hielten ihre Augen geschlossen. Nun war es wohl so weit, der Tod war so nahe. Immer wieder flüsterte Tom leise Torres' Namen, um sich zu vergewissern, dass er noch lebte.
Vor seinen Augen spielte sich sein Leben ab: Wie er als kleines Kind in seinem Zimmer saß und Modellbauschiffe baute, auf der Akademie die Lehrer ärgerte, den Unfall auf Caldik Prime verursachte, seine Zeit in der Rehabilitationsstätte auf Neuseeland erlebte und schließlich in den Delta-Quadranten kam und zu einem Sternenflotten-Pilot wurde…
Auch B'Elanna erging es nicht anders. Ihre Gedanken kreisten sich um all die Demütungen als Halbklingonin, die sie in ihrem Leben hinnehmen musste, der Rauswurf aus der Akademie, die Erfahrungen im Maquis und das Leben in der Sternenflotte…
Gleich wäre das Leben der beiden vorbei. All das, was sie in den letzten Tagen zusammen erlebt hatten, war plötzlich gleichgültig geworden. Wen interessierte es jetzt noch, dass Tom B'Elanna geküsst hatte, obwohl er eine Freundin hat? Eigentlich war alles umsonst gewesen. Das Ende war so nahe…
Doch dann wurde das Sausen des Liftes langsamer und gleichmäßiger. Tom wagte es die Augen zu öffnen. Vorsichtig stupste er Torres an: „B'Elanna. Öffnen Sie Ihre Augen. Ich glaube, der Turbolift fährt wieder ganz normal."
Mit ängstlichen Augen sah sie ihn an. Nun spürte auch sie, dass Tom Recht hatte. Der Aufzug kam zum Stehen und die Türen glitten zur Seite. Vor ihnen stand Fähnrich Luca Menosky, einer der Brückenoffiziere: „Commander Torres, Lieutenant Paris, geht es Ihnen gut?"
B'Elanna nickte nur und ließ sich dann von Menosky aufhelfen: „Was ist passiert, Fähnrich?"
„Wir wurden von einem Schiff der Dominion angegriffen, das Schiff hat viele Schäden erlitten. Unter anderem ist das COM-System zusammen gebrochen und die Turbolifte sind ausgefallen. Sind Sie verletzt?"
„Nein", ergriff Tom das Wort, nun ebenfalls stehend, „ich denke, es geht uns gut. Wir sollten jetzt lieber wieder an unsere Stationen gehen."
Als Paris, Torres und Menosky die Brücke betraten, kam der Captain ihnen schon entgegen. „Torres, Paris, alles in Ordnung mit Ihnen?", fragte Chakotay, während Menosky wieder zu seiner Station zurückkehrte.
„Ja, uns geht es gut", erklärte B'Elanna mit fester Stimme, doch man konnte ihr ansehen, dass der Schock ihr immer noch in den Knochen saß. „Was genau ist passiert?"
„Wir wurden von einem cardassianischen Kriegschiff der Galor-Klasse angegriffen, konnten uns jedoch sehr gut verteidigen. Natürlich hatte die Evolution schwere Schäden erlitten, doch der gesamten Crew geht es gut."
Tom hörte kaum noch zu, als der Captain mit der Halbklingonin die technische Lage des Schiffes besprach. Vielmehr kreisten seine Gedanken um das im Turbolift Erlebte. Er hatte die Chance gehabt, Torres seine Gefühle zu beichten, doch er hatte es nicht getan. Die Zeit war einfach nicht mehr dafür da gewesen. Und jetzt standen die beiden hier auf der Brücke, vollkommen unversehrt, und waren schon wieder einander fremd. Aber wenigstens wollte B'Elanna seine Freundschaft und auch das bedeutete ihm sehr viel. „Vielleicht ist es Schicksal", dachte Paris, „vielleicht ist es besser so, wenn wir Freunde bleiben und mit unserem Leben fortfahren." Doch überzeugt von seinen eigenen Gedanken war Tom eher weniger.
„Captain, Deep Space Nine liegt nur noch 1,2 Millionen Kilometer entfernt von unsere derzeitigen Position", berichte Lieutenant Richard Garon, der Mann, der zurzeit an der CONN saß.
„Auf den Schirm."
Auf dem Brückenbildschirm erstrahlte die Station Deep Space Nine in ihrer vollen Pracht. Die gesamte Brückencrew schwieg einen Moment und ließ sich von diesem unglaublichen Augenblick ergreifen. Auch Tom hatte der Anblick aus seinen Gedanken gerissen. Sie hatten es geschafft. Die USS Evolution war an ihrem Ziel angekommen.
„Captain", meldete sich Garon wieder zu Wort, „Die Defiant ruft uns. Nur Audio."
„Öffnen Sie einen Kanal."
„Wir sind so froh, dass Ihre Crew und Sie heil hier angekommen sind", ertönte Benjamin Siskos Stimme. „Fühlen Sie sich ganz wie zuhause. Major Kira wird Ihnen in Kürze genaue Daten über den Verlauf der Mission und einem Andockplatz senden. Außerdem soll ich Ihnen von General Martok ausrichten, dass er Sie alle zum Blutwein Trinken erwartet." Ein leises Gelächter folgte daraufhin von der Brückencrew.
„Aber was ich noch sagen wollte…", begann Sisko, „Willkommen auf Deep Space Nine."
Ende von Part 1/3
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